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  • Teil 21: vom 19. Jahrhundert an — Rocksäume, an denen Blut klebt
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Erwachet! 1989
g89 8. 11. S. 19-22

Die Zukunft der Religion im Spiegel ihrer Vergangenheit

Teil 21: vom 19. Jahrhundert an — Rocksäume, an denen Blut klebt

„Es wird mit Blut kein fester Grund gelegt“ (Shakespeare, englischer Dichter und Dramatiker, 1564—1616)

ERINNERST du dich noch an die Jonestown-Tragödie (Guyana), die sich in diesem Monat zum elften Mal jährt? Über 900 Mitglieder der Sekte, die unter dem Namen „Volkstempel“ bekannt war, begingen — zum größten Teil freiwillig — Selbstmord, indem sie Limonade mit Zyankali tranken.

Entsetzt fragten sich die Leute: „Was für eine Religion ist das, die das Leben ihrer eigenen Mitglieder opfert?“ Unschuldiges Blut wird jedoch schon seit fast 6 000 Jahren im Namen der Religion vergossen. Im 20. Jahrhundert ist indessen mehr Blut auf die verschiedenste Weise vergossen worden als zu irgendeiner Zeit der Geschichte. Das Folgende ist nur ein kleiner Bruchteil der Beweise.

Menschen werden einem falschen Gott geopfert

Seit 1914 sind in zwei Weltkriegen und über hundert kleineren bewaffneten Konflikten Ströme von Blut geflossen. Im vergangenen Jahrhundert sagte der französische Erzähler Guy de Maupassant, daß der Patriotismus „die Keimzelle der Kriege“ und „ebenfalls eine Religion“ sei. „Der Nationalismus, Bruder des Patriotismus, ist in unserer modernen Welt zu einer tonangebenden Religion geworden; er füllt die Leere, die durch den Verfall der überkommenen religiösen Werte entstanden ist“, heißt es in dem Werk The Encyclopedia of Religion (Kursivschrift von uns). Ein geistiges Vakuum ist entstanden, weil die Christenheit es versäumt hat, für die wahre Religion einzustehen, und dieses Vakuum hat der Nationalismus ausgefüllt.

Nirgendwo wurde dies besser illustriert als im nationalsozialistischen Deutschland, das beim Ausbruch des Zweiten Weltkrieges zu 94,4 Prozent „christlich“ war. Deutschland — der Geburtsort des Protestantismus und das Land, dessen Katholiken, wie Papst Pius X. im Jahre 1914 sagte, „die besten ... der Welt“ waren — hätte das „christlichste“ Land sein müssen, das es gab.

Es ist bezeichnend, daß der Katholik Adolf Hitler anfänglich unter den Protestanten mehr Anhänger fand als unter den Katholiken. Die NSDAP erhielt bei den Wahlen im Jahre 1930 in mehrheitlich evangelischen Wahlkreisen 20 Prozent der Stimmen, während sie in überwiegend katholischen Wahlkreisen nur 14 Prozent erhielt. Und zum erstenmal erzielte diese Partei bei den Landtagswahlen vom Jahre 1932 in Oldenburg — damals ein Land, das zu 75 Prozent protestantisch war — die absolute Mehrheit.

Offenbar war die „Leere, die durch den Verfall der überkommenen religiösen Werte entstanden ist“, beim Protestantismus größer als beim Katholizismus. Das ist auch verständlich. Die liberale Theologie und die Bibelkritik stammen zur Hauptsache von deutschsprachigen protestantischen Theologen.

Bezeichnend ist auch, was schließlich die katholische Kirche veranlaßte, Hitler zu unterstützen. Der deutsche Kirchenhistoriker Klaus Scholder schreibt, daß „der deutsche Katholizismus ... traditionellerweise besonders eng mit Rom verbunden“ war. Der Vatikan, der im Nationalsozialismus ein Bollwerk gegen den Kommunismus sah, war nicht abgeneigt, seinen Einfluß geltend zu machen, um Hitler zu stärken. „Die wesentlichen Entscheidungen [verlagerten sich] mehr und mehr in die Kurie“, erklärt Scholder, „und schließlich [wurde] über Stellung und Zukunft des Katholizismus im Dritten Reich tatsächlich fast allein in Rom entschieden.“

Die Rolle, die die Christenheit in den beiden Weltkriegen spielte, führte zu einem großen Prestigeverlust. In dem Werk Concise Dictionary of the Christian World Mission wird gesagt: „Nichtchristen hatten ... die offenkundige Tatsache vor Augen, daß Nationen, die tausend Jahre lang über das Christentum belehrt wurden, ihre Leidenschaft nicht beherrschen konnten und um ehrgeiziger Ziele willen, die keineswegs bewundernswert waren, die ganze Welt in Brand setzten.“

Natürlich sind Religionskriege nichts Neues. Aber früher haben sich Völker mit unterschiedlichen Religionen gegenseitig befehdet; im 20. Jahrhundert jedoch kommt es immer häufiger vor, daß sich Völker bekriegen, die der gleichen Religion angehören. Der „Gott“ Nationalismus vermochte die religiösen Götter zu seinen Zwecken zu gebrauchen. Im Zweiten Weltkrieg töteten die britischen und die amerikanischen Katholiken und Protestanten Katholiken und Protestanten in Italien und Deutschland, und die japanischen Buddhisten handelten gegenüber ihren Glaubensbrüdern in Südostasien ebenso.

Da aber an den Rocksäumen der Christenheit so viel Blut klebt, ist sie nicht berechtigt, selbstgerecht mit dem Finger auf andere zu zeigen. „Christen“ und Nichtchristen befürworten, unterstützen und wählen vielfach sogar unvollkommene menschliche Regierungen, deshalb müssen sie die Verantwortung für das Blut übernehmen, das diese Regierungen vergießen.

Doch was ist das für eine Religion, die den Staat höher achtet als Gott und zuläßt, daß ihre Gläubigen auf dem Altar des Kriegsgottes als politische Opfer dargebracht werden?

‘Sie vergossen fortgesetzt unschuldiges Blut’

Diese Worte, die vor Jahrhunderten in bezug auf das abtrünnige Israel gesagt wurden, treffen ebenso auf alle falschen Religionen zu, ganz besonders aber auf die Christenheit (Psalm 106:38). Man denke nur an die Millionen Opfer des Holocaust — eine Tragödie, an der die Kirchen der Christenheit nicht unschuldig waren. (Siehe Erwachet! vom 8. April 1989.)

In Deutschland schwieg die Geistlichkeit noch zu einer anderen, weniger bekannten, aber nicht minder tragischen Angelegenheit. Im Jahre 1927, zwei Jahre nachdem Hitler in dem Buch Mein Kampf seine Rassenlehre dargelegt hatte, veröffentlichte der katholische Schriftleiter und Moraltheologe Joseph Mayer ein Buch mit bischöflicher Druckerlaubnis, in dem es hieß: „Die Geisteskranken, die moralisch Irren und andere Minderwertige haben so wenig ein Recht, Kinder zu erzeugen, als sie ein Recht haben, Brand zu stiften.“ Der evangelische Pastor Friedrich von Bodelschwingh behauptete, die Sterilisierung Behinderter entspreche dem Willen Jesu.

Diese von religiöser Seite unterstützte Einstellung war wegbereitend für den von Hitler im Jahre 1939 herausgegebenen „Euthanasie-Erlaß“, der den Tod von mehr als 100 000 seelisch kranken und geistig behinderten Bürgern zur Folge hatte und zur Zwangssterilisierung von schätzungsweise 400 000 Personen führte.a

Erst im Jahre 1985, 40 Jahre nach Kriegsende, hat die Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland öffentlich erklärt: „Wir bekennen, daß wir in unserer Kirche zu wenig Widerstand gegen die Zwangssterilisierung, die Ermordung kranker und behinderter Menschen und gegen unmenschliche Menschenversuche geleistet haben. Wir bitten die überlebenden Opfer und die hinterbliebenen Angehörigen der Ermordeten um Vergebung.“

Allerdings bewirkte der scharfe Protest des Bischofs von Münster am 3. August 1941, der die Massentötungen als Mord anprangerte, daß sie nicht mehr in so großem Ausmaß durchgeführt wurden. Aber warum mußten 19 Monate vergehen und 60 000 Menschen sterben, ehe dieser öffentliche Protest zu hören war?

Die Blutschuld der Religion

Die meisten Religionen behaupten, das Leben heiligzuhalten und daran interessiert zu sein, die Menschen vor Schaden zu bewahren. Warnt die Geistlichkeit ihre Schafe jedoch ständig vor den gesundheitlichen Gefahren des Rauchens, des Drogenmißbrauchs einschließlich des Alkohols, der Blutaufnahme in den Körper und der Promiskuität? Was noch wichtiger ist: Verurteilt sie wie die Bibel diese Werke des Fleisches, und erklärt sie den Menschen, daß einem eine solche Handlungsweise Gottes Mißfallen einträgt? (Apostelgeschichte 15:28, 29; Galater 5:19-21).

Natürlich gibt es Geistliche, die das tun. Und die katholische Kirche sowie viele fundamentalistische Kirchen verurteilen Abtreibungen, weil sie das Leben heilighalten, und sagen, wer abtreibe, vergieße unschuldiges Blut. Doch die Abtreibungsgesetze im katholischen Italien gehören zu den liberalsten in Europa.

Auch der Buddhismus verurteilt die Abtreibung. Dennoch hat man in Japan, wo 70 Prozent der Bevölkerung buddhistisch sind, in einem einzigen Jahr 618 000 Abtreibungen vorgenommen. Nun erhebt sich die Frage: Was ist das Kriterium zur Beurteilung einer Religion: ihre offiziellen Verlautbarungen und die Äußerungen ihrer Geistlichen oder die Handlungsweise einer großen Zahl ihrer anerkannten Mitglieder?

Ein anderes Beispiel dafür, daß die Geistlichkeit es versäumt, den Bösen zu warnen, hängt mit der biblischen Chronologie und der Erfüllung biblischer Prophezeiungen zusammen. Beides läßt erkennen, daß im Jahre 1914 Gottes himmlisches Königreich unter Jesus Christus aufgerichtet worden ist.b Obschon die Christenheit jeden Dezember den angeblichen Geburtstag Christi feiert, machen ihn die Geistlichen nicht als regierenden König bekannt. Somit handeln sie ähnlich wie die jüdischen Führer vor 1 900 Jahren, die ihn nicht als designierten König annahmen.

Geistliche, ganz gleich von welcher Kirche, die ihre Herde nicht vor den Konsequenzen warnen, mit denen man rechnen muß, wenn man den Moralgesetzen Gottes nicht gehorcht und sich nicht dem regierenden Königreich Gottes unterwirft, laden gemäß Hesekiel 33:8 Blutschuld auf sich. Ihr Schweigen ist nichts anderes als ein tatenloses Zuschauen, wie Millionen Schafe ihrer Herde Blutschuld auf sich laden.

Ja, die falsche Religion hat dadurch, daß sie ihre Rocksäume mit unschuldigem Blut besudelt hat, das lebengebende Blut Christi Jesu geleugnet. (Siehe Matthäus 20:28 und Epheser 1:7.) Deshalb wird das Blut, das an ihren Rocksäumen klebt, bald, sehr bald, ihr eigenes Blut sein (Offenbarung 18:8).

Für die falsche Religion wird es kein Entrinnen geben, denn die falsche Religion wird von ihrer Vergangenheit eingeholt. Wie das geschehen wird, wird in der nächsten Ausgabe erklärt.

[Fußnoten]

a Das erinnert ein wenig an die 300 000 bis 3 000 000 „Hexen“, die zu Anfang des 15. Jahrhunderts mit dem Segen des Papstes ermordet wurden.

b Siehe Du kannst für immer im Paradies auf Erden leben, Kapitel 16—18, herausgegeben 1982 von der Wachtturm-Gesellschaft.

[Kasten auf Seite 21]

„In vielen Teilen der heutigen Welt hat die Religion der Revolution Handlangerdienste geleistet ... Sie veranlaßt immer noch, daß in Nordirland, auf dem indischen Subkontinent und auf den Philippinen getötet wird“ (The Encyclopedia of Religion).

[Bild auf Seite 20]

Dieser Holzschnitt aus dem 15. Jahrhundert, auf dem eine Massenverbrennung von Ketzern dargestellt ist, zeigt, wie die falsche Religion in der Vergangenheit Blutschuld auf sich geladen hat. Doch diese Greuel werden bei weitem in den Schatten gestellt durch das, was die falsche Religion im 20. Jahrhundert getan hat.

[Bilder auf Seite 21]

Im Ersten Weltkrieg wurden in Deutschland Kirchenglocken für den Kriegsbedarf eingeschmolzen

[Bildnachweis]

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