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  • Meroe — Zeugnis vergessener Pracht
    Erwachet! 1990 | 22. Juni
    • Meroe — Zeugnis vergessener Pracht

      Von unserem Korrespondenten in Kenia

      DIE Welt hat die alte Stadt Meroe fast vergessen. Sie lag am Ostufer des Nils, rund 200 Kilometer nordöstlich von Khartum (Sudan), und war einst stolze Hauptstadt des Äthiopischen Reiches. Aber heute stehen dort nur noch Ruinen. Die zerfallenen Tempel, die verlassenen Paläste und die fragmentarischen Kunstwerke sind nur ein schwacher Widerschein einer ruhmreichen Vergangenheit. Sehen wir uns einige alte Ruinen an.

      Da ist zum Beispiel das Gebiet des Amuntempels. Einst war er 140 Meter lang. Noch heute ragen seine Überreste aus dem Wüstensand heraus. Widderstatuen aus Granit, von denen einige noch zu sehen sind, säumten früher den breiten Prozessionsweg zum Tempeleingang.

      In unmittelbarer Nähe des Tempelgebiets sind immer noch einige der Statuen, Gravierungen und Malereien zu sehen, mit denen die Königspaläste reich geschmückt waren. Auch sind die mit schönen Gravuren versehenen Säulen zu bewundern, die ein nahe gelegenes Schwimmbecken umgeben. Das Leitungssystem, mit dem Wasser durch das offene Maul kleiner Statuen mit Löwenkopf in das Becken geleitet wurde, ist genial, selbst wenn man die Maßstäbe des 20. Jahrhunderts anlegt. Die zersetzenden Einflüsse der Zeit, der Sonne und des Wüstensandes haben die kräftigen Farben, die die Säulen um das Becken herum schmücken, nicht ganz verbleichen lassen.

      Am östlichen Ende Meroes steht der Sonnentempel, der einst für die Stadtbewohner bei der Anbetung eine große Rolle spielte. Er hat nicht die beeindruckende Größe des Amuntempels, doch er ist reich geschmückt mit blauen und gelben Boden- und Wandfliesen sowie mit Reliefs, die militärische Siege darstellen.

      Ein wichtiges Zeugnis der Bedeutung Meroes sind die Grabstätten. Jenseits einer weiten Wüstenebene, aber verhältnismäßig nahe bei der Stadt, steht eine Reihe verschiedener Pyramiden. Diese Grabmäler sind zwar nicht so groß und majestätisch wie die ägyptischen Pyramiden, doch sie sind imposant. Es gibt hier zahlreiche Hinweise auf einen einstigen vornehmen Lebensstil. In ihrer Blütezeit war Meroe eine Stadt von Rang — ein Paris, Washington oder Moskau der Antike.

      Aber wer lebte und arbeitete dort? Und was führte zum Untergang der Stadt?

      Die Menschen und ihre Geschichte

      Die Gründer von Meroe waren Kuschiten oder Äthiopier. Wandmalereien und Reliefs zeigen deutlich die afrikanischen Gesichtszüge. Die ägyptische Kultur hinterließ ihre Spuren in Meroe, aber gegen Ende des zweiten Jahrtausends v. u. Z. befreite sich Äthiopien von der ägyptischen Herrschaft.

  • Meroe — Zeugnis vergessener Pracht
    Erwachet! 1990 | 22. Juni
    • Verfall eines Reiches

      Warum ist Meroe in Vergessenheit geraten? Die Informationen sind unzureichend. Hinzu kommt die Schwierigkeit, daß die alte kuschitische Sprache erst noch entziffert werden muß. Die meroitische kursive Schrift, die an Eingängen zu Tempeln, Palästen und anderen Steinbauten in den Ruinen zu sehen ist, ist einzigartig. In früherer Zeit wurde allerdings eine abgeänderte Version ägyptischer Hieroglyphen verwendet. Man kann die meroitischen Wörter lesen und aussprechen, aber leider nicht verstehen. Um die Geschehnisse nachzuvollziehen, ist man daher bis zu einem gewissen Grad auf Vermutungen angewiesen.

      Vielleicht beraubte das aufsteigende Reich von Aksum Meroe seiner Handelsmacht, was dann zu dessen Niedergang führte. Wie auch immer, Aksum griff um 350 u. Z. schließlich Meroe an und zerstörte es. Meroe, seine Schwesterstädte und seine Kultur verschwanden aus der Geschichte, bis in jüngerer Zeit durch archäologische Ausgrabungen der vergangene Ruhm wieder ans Tageslicht kam.

      Riesige Schlackenhaufen, die in der Nähe des alten Meroe über die Landschaft verstreut sind, deuten darauf hin, daß die Bewohner das Geheimnis des Schmelzens von Eisenerz kannten und es in großem Umfang betrieben. Unter den Ruinen von Meroe sind Landwirtschafts- und Kriegsgeräte aus Eisen zu finden. Meroes Lage auf dem Haupthandelsweg zwischen Ost und West brachte viele Händler und Karawanen in das Gebiet. Durch den Zugang zum Indischen Ozean über das äthiopische Hochland und zum westlichen Afrika südlich der Sahara konnte Meroe sein Wissen und seinen Einfluß leicht auf andere Teile Afrikas ausbreiten.

      Dennoch reiht sich Meroe nun unter die unzähligen anderen Reiche, die kurz in den Genuß von Ruhm und Macht kamen und dann verschwanden. Trotz all der früheren künstlerischen Leistungen und des Wohlstands ist die Stadt heute kaum mehr als ein Trümmerhaufen. Doch zweifellos hat diese äthiopische Stadt mit ihrer vergessenen Pracht unauslöschliche Spuren in der Entwicklung und Ausbreitung der Zivilisation in ganz Afrika hinterlassen.

      [Bild auf Seite 24]

      Relief auf einer Pyramide

      [Karte/Bilder auf Seite 25]

      Oben: Tempelruinen in Meroe

      Unten: Pyramiden in Meroe

      [Karte]

      (Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

      SUDAN

      Meroe

      Rotes Meer

      ÄGYPTEN

      SAUDI-ARABIEN

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