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  • Selbstmord — Junge Menschen in Not
    Erwachet! 1998 | 8. September
    • Motive für Selbstmord

      Über die Motive für Selbstmord gibt es etliche Theorien. „Suizid resultiert aus der Reaktion auf ein als überwältigend wahrgenommenes Problem, etwa soziale Isolation, Tod eines Angehörigen (vor allem des Ehepartners), Kindheit in einer zerrütteten Familie, schwere körperliche Krankheit, das Altern, Arbeitslosigkeit, finanzielle Probleme und Drogenmißbrauch“ (The American Medical Association Encyclopedia of Medicine).

      Dem Soziologen Emile Durkheim zufolge gibt es vier Hauptformen des Selbstmords:

      1. Egoistischer Selbstmord: Man geht davon aus, daß er „von der fehlenden Integration des Individuums in die Gesellschaft herrührt. Im großen und ganzen sich selbst überlassen, haben Opfer des egoistischen Selbstmords weder eine Verbindung noch ein Abhängigkeitsverhältnis zur Gemeinschaft.“ Sie tendieren zum Einzelgängertum.

      2. Altruistischer Selbstmord: „Das Individuum ist so stark in eine Gruppe integriert, daß ihm kein Opfer zu groß erscheint.“ Beispiele dafür sind die japanischen Kamikazepiloten im Zweiten Weltkrieg und religiöse Extremisten, die sich beim Töten ihrer vermeintlichen Feinde selbst in die Luft sprengen. Weiter wären Menschen zu nennen, die ihr Leben um einer Sache willen opfern, auf die sie die Aufmerksamkeit lenken wollen.

      3. Anomischer Selbstmord: „Das Opfer des anomischen Selbstmords ist nicht in der Lage, rational mit einer Krise umzugehen, und wählt den Selbstmord als Problemlösung.“ Dazu kommt es, „wenn sich die gewohnten gesellschaftlichen Beziehungen des Individuums plötzlich und in schockierender Weise verändern“.

      4. Fatalistischer Selbstmord: Für die Ursache hält man „exzessive gesellschaftliche Regulation, die die Freiheit des Individuums radikal einschränkt“. Die Opfer „sehen für sich keine reale Zukunft“ (Alan L. Berman und David A. Jobes, Adolescent Suicide: Assessment and Intervention).

  • Wenn es mit Hoffnung und Liebe aus ist
    Erwachet! 1998 | 8. September
    • EIN 17jähriges kanadisches Mädchen schrieb die Gründe auf, warum sie sterben wollte. Unter anderem zählte sie folgendes auf: „Einsamkeit und Angst vor der Zukunft. Minderwertigkeitsgefühle gegenüber meinen Kollegen. Atomkrieg. Die Ozonschicht. Ich bin so häßlich, daß ich nie einen Mann finde und allein bleibe. Ich denke, es gibt nicht viel, wofür es sich zu leben lohnt. Warum also darauf warten, es zu entdecken? Ich werde keinem mehr zur Last fallen. Niemand wird mich mehr kränken.“

      Könnten das einige der Gründe sein, warum sich junge Menschen das Leben nehmen? In Kanada „ist Selbstmord nach Verkehrsunfällen die häufigste Todesursache unter jungen Leuten“ (The Globe and Mail).

      Professor Riaz Hassan von der Flinders-Universität in Südaustralien erklärte in seinem Aufsatz „Ungelebtes Leben: Trends beim Suizid Jugendlicher“: „Es gibt mehrere soziologische Gründe, die zum Tragen kommen und den Anstieg des Suizids Jugendlicher offenbar wesentlich beeinflußt haben. Dazu gehören die hohe Jugendarbeitslosigkeit; Veränderungen in der australischen Familienstruktur; vermehrter Drogenkonsum und -mißbrauch; zunehmende Gewalt unter Jugendlichen; der psychische Gesundheitszustand und ein stärker werdender Kontrast zwischen ‚theoretischer Freiheit‘ und dem, was Jugendliche als Selbständigkeit erleben.“ Wie es in dem Aufsatz weiter hieß, lassen mehrere Studien eine pessimistische Zukunftshaltung erkennen und verraten, daß „ein Großteil der jungen Menschen mit Angst und Beklommenheit an ihre Zukunft und die der Welt denkt. Sie sehen eine durch Atomkriege, Umweltverschmutzung und Umweltzerstörung ruinierte Welt vor sich, eine entmenschlichte Gesellschaft, in der die Technologie außer Kontrolle geraten ist und die Arbeitslosigkeit überhandnimmt.“

      Laut einer Gallup-Umfrage unter 16- bis 24jährigen sind weitere Selbstmordursachen die sich weitende Kluft zwischen Arm und Reich, die steigende Zahl von Einelternhaushalten, die sich ausbreitende Waffenkultur, Kindesmißhandlung und ein allgemein „mangelnder Glaube an Morgen“.

      Die Newsweek berichtete, daß in den Vereinigten Staaten „das Vorhandensein von Schußwaffen möglicherweise der Schlüsselfaktor [für Selbstmorde unter Jugendlichen] ist. Eine Studie verglich jugendliche Selbstmordopfer, die anscheinend nicht an einer Gemütskrankheit gelitten hatten, mit Jugendlichen, die keinen Selbstmord begingen, und stellte nur einen Unterschied fest: eine geladene Waffe im Haus. Soviel zu der Ansicht, Waffen würden keine Menschen töten.“ Und in Millionen Haushalten gibt es geladene Waffen!

      Angst und eine gleichgültige Gesellschaft können verletzliche Jugendliche schnell an den Rand des Selbstmords bringen. Man muß bedenken, daß an den 12- bis 19jährigen im Verhältnis mehr als doppelt so viele Gewaltverbrechen verübt werden als an der Allgemeinheit. „Bei jungen Mädchen zwischen 14 und 24 Jahren ist die Wahrscheinlichkeit, überfallen zu werden, am größten“, kommentierte das Magazin Maclean’s die Ergebnisse von Studien. „Am häufigsten werden Frauen von Personen angegriffen und ermordet, die behaupten, sie zu lieben.“ Wozu führt das? Die dadurch entstehenden Ängste „unterhöhlen das Vertrauen und das Sicherheitsgefühl dieser Mädchen“. Eine Studie ergab, daß sich fast ein Drittel der interviewten Vergewaltigungsopfer mit Selbstmordgedanken getragen hatte.

      Ein Bericht aus Neuseeland betrachtet den Suizid Jugendlicher aus einer anderen Perspektive. Darin heißt es: „Die geltenden materialistischen, weltlichen Werte, die Erfolg mit Reichtum, Schönheit und Macht gleichsetzen, geben vielen jungen Menschen das Gefühl, ziemlich wertlos zu sein und von der Gesellschaft verstoßen zu werden.“ Die Zeitschrift The Futurist erläutert: Jugendliche „haben einen starken Drang nach der unmittelbaren Befriedigung von Bedürfnissen, sie wollen alles und wollen es schnell. Ihre Lieblingsfernsehsendungen sind Unterhaltungsserien. Sie möchten mitten unter diesen gutaussehenden, topmodisch gekleideten Leuten leben, die eine Menge Geld und Prestige besitzen und nicht allzuhart arbeiten müssen.“ Allein das hohe Ausmaß solcher unrealistischen, unerfüllbaren Erwartungen scheint eine gewisse Verzweiflung hervorzurufen und kann zum Selbstmord führen.

      Eine lebensrettende Eigenschaft?

      Shakespeare schrieb: „Die Liebe nährt, wie Sonnenschein nach Regen“. In der Bibel heißt es: „Die Liebe versagt nie“ (1. Korinther 13:8). In dieser Eigenschaft liegt der Schlüssel zum Problem selbstmordgefährdeter junger Menschen: die Sehnsucht nach Liebe und Kommunikation. Die American Medical Association Encyclopedia of Medicine erklärt: „Suizidgefährdete fühlen sich meist hoffnungslos einsam, und schon allein die Möglichkeit, mit einem einfühlsamen, verständnisvollen Zuhörer zu reden, kann die Verzweiflungstat manchmal verhindern.“

      Jugendliche haben oft ein stark ausgeprägtes Bedürfnis nach Liebe und Geborgenheit. Dieses Bedürfnis ist in einer lieblosen und destruktiven Welt mit jedem Tag schwerer zu befriedigen — eine Welt, auf die sie wenig oder gar keinen Einfluß haben. Das Gefühl, wegen zerrütteter Familienverhältnisse oder Scheidung von den Eltern zurückgewiesen zu werden, kann Selbstmordabsichten fördern. Und diese Zurückweisung hat viele Gesichter.

      Ein Beispiel sind Eltern, die selten zu Hause bei ihren Kindern sind. Es kann sein, daß sie völlig von ihrer Arbeit in Anspruch genommen werden oder in einer Freizeitbeschäftigung aufgehen, von der ihre Kinder ausgeschlossen sind. Was den Kindern indirekt mitgeteilt wird, läuft auf eine recht unverhohlene Zurückweisung hinaus. Der namhafte Journalist und Forscher Hugh Mackay meinte dazu, daß „die Eltern immer ichbezogener werden. Darauf bedacht, ihren Lebensstil beizubehalten, denken sie zuerst an sich. ... Um es einmal kraß zu sagen: Kinder sind aus der Mode gekommen. ... Das Leben ist hart, und man ist einigermaßen mit sich selbst beschäftigt.“

      In manchen Kulturkreisen möchten Männer mit einem betont männlichen Selbstbild womöglich nicht in einer fürsorgenden Rolle gesehen werden. Die Journalistin Kate Legge drückte es treffend aus: „Männer, die zu Helferberufen tendieren, bevorzugen im allgemeinen den Beruf des Lebensretters oder des Feuerwehrmanns vor den fürsorgenden Berufen ... Ihnen ist das starke, stille Heldentum des Kampfes gegen äußere Gewalten lieber als Aufgaben, die intensiven persönlichen Kontakt mit sich bringen.“ Und natürlich ist die Aufgabe, die den intensivsten persönlichen Kontakt erfordert, das Elternsein. Die Elternrolle zu vernachlässigen läuft auf eine Zurückweisung des Kindes hinaus. Der Sohn oder die Tochter kann dadurch ein negatives Selbstbild entwickeln und im Herausbilden sozialer Verhaltensweisen nachhinken. Das Magazin The Education Digest bemerkte dazu: „Ohne ein positives Selbstbild haben die Kids keine Basis, Entscheidungen zu ihrem Besten zu treffen.“

      Mögliche Folge: Hoffnungslosigkeit

      Forscher halten Hoffnungslosigkeit für einen Hauptfaktor bei Selbstmord. Gail Mason, die über Jugendsuizid in Australien schrieb, erklärte: „Man geht davon aus, daß Hoffnungslosigkeit stärker mit Selbstmordgedanken in Wechselbeziehung steht als Depressionen. Hoffnungslosigkeit wird zuweilen als ein Symptom der Depression bezeichnet. ... Meistens handelt es sich um ein generelles Gefühl der Verzweiflung und Mutlosigkeit Jugendlicher angesichts ihrer Zukunft, insbesondere ihrer wirtschaftlichen Zukunft, und weniger um ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit angesichts der Weltlage.“

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