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  • Operation ohne Skalpell
    Erwachet! 1998 | 22. Februar
    • Operation ohne Skalpell

      ZUERST hielt man Christines starke Kopfschmerzen nicht für alarmierend; schließlich waren sie innerhalb eines Tages wieder verschwunden. Aber dann bekam Christine einen steifen Nacken. Die Kopfschmerzen kehrten zurück, und sie verlor die Orientierung — ungewöhnliche Symptome, erst recht bei einem achtjährigen Kind.

      Eine Computertomographie (CT)a im Krankenhaus ergab, daß Christine an einer arteriovenösen (AV-)Mißbildung im Gehirn litt — ein Zustand, in dem Arterien mit Venen verschlungen sind. Ohne eine Behandlung hätte Christine einen tödlichen Schlaganfall erleiden können.

      Bis vor kurzem konnten solche AV-Mißbildungen nur mit einer offenen Gehirnoperation behandelt werden. Bei diesem Verfahren öffnet der Chirurg die Schädeldecke und schneidet durch den Schädel. Dann muß er sich den Weg durch ein feines Labyrinth von Nerven und Gehirngewebe bahnen, um an die erkrankte Stelle heranzukommen. Klinische Studien ergaben, daß 1995 bei zirka 12 Prozent der Operationen in Verbindung mit AV-Mißbildungen Komplikationen auftraten.

      Christines Eltern entschieden sich für das Gammamesser statt für das chirurgische Messer. Die Bezeichnung ist etwas irreführend, denn das Gammamesser ist eigentlich kein Messer. Vielmehr handelt es sich um ein Gerät, das 201 präzise ausgerichtete Strahlen durch den intakten Schädel sendet. Jeder Strahl für sich ist so schwach, daß er das Gewebe, das er durchdringt, nicht verletzt. Aber alle 201 Strahlen werden so sorgfältig fokussiert, daß sie sich exakt an der erkrankten Stelle überschneiden und eine hohe Strahlendosis abgeben.

      Einigen Studien zufolge hat sich das Gammamesser als kostengünstig erwiesen; außerdem kommt es nach dem Eingriff zu erheblich weniger Infektionen als bei der konventionellen Neurochirurgie. Doch wie funktioniert dieses Verfahren?

      Die vier Schritte der Radiochirurgie

      Die Gammamesser-Radiochirurgie wird in vier grundlegenden Schritten durchgeführt. Zuerst wird der Kopf des Patienten in einen leichten Rahmen gespannt, der den Patienten während der Behandlung ruhig hält. Als zweites wird entweder mit Hilfe der Computertomographie, der Kernspintomographie oder der Angiographie eine „Karte“ vom Gehirn des Patienten erstellt. Mittels eines Computers werden die Aufnahmen vom Gehirn ausgewertet und wird die Behandlung festgelegt, indem das Angriffsziel bestimmt wird und die Koordinaten berechnet werden.

      Schließlich ist es Zeit für die eigentliche Behandlung; dabei wird der Kopf des Patienten in einem Helm mit 201 Öffnungen fixiert, durch die die Gammastrahlen ausgesendet werden. Wie lange dauert die Behandlung? Nur 15 bis 45 Minuten, wobei der Patient lediglich ein leichtes Betäubungsmittel erhält und keine Schmerzen hat.

      Nach der Behandlung bleibt der Patient zur Beobachtung im Krankenhaus und wird in der Regel am folgenden Morgen entlassen. So war das bei Christine, von der eingangs die Rede ist. Sie wurde am Donnerstag behandelt, am Freitag entlassen und war am darauffolgenden Montag schon wieder in der Schule.

      Was geschieht mit den AV-Mißbildungen?

      Durch die Radiochirurgie werden die arteriovenösen Mißbildungen nicht direkt zerstört. Vielmehr bewirkt sie, daß sich in den Gefäßwänden Zellen vermehren und damit der Blutfluß in die erkrankte Zone verhindert wird. Infolgedessen sind die beschädigten Gefäße vielleicht nach ein bis zwei Jahren vollständig von der Blutzufuhr abgeschnitten. Dann schrumpft die arteriovenöse Mißbildung zusammen und wird schließlich vom Körper beseitigt.

      Das Gammamesser wird auch bei der Behandlung von kleineren bösartigen Tumoren eingesetzt, die sich klar abgrenzen lassen, sowie bei etlichen Metastasen, die sich von anderen krebsbefallenen Körperregionen aus im Gehirn ansiedeln. Außerdem hat man vielversprechende Ergebnisse bei der Trigeminusneuralgie (schmerzhafte Erkrankung eines Gesichtsnervs), bei Epilepsie, bei der Parkinson-Krankheit und in einigen Fällen bei hartnäckigen Schmerzen erzielt.

      Natürlich kann das Gammamesser gegen einige Gehirntumore und Erkrankungen nichts ausrichten. Ob die Fortschritte in der Neurochirurgie zu noch wirkungsvolleren Behandlungsmöglichkeiten führen werden, bleibt abzuwarten. Bis dahin bietet die Gammamesser-Radiochirurgie vielen Tumorpatienten Hoffnung.

  • Operation ohne Skalpell
    Erwachet! 1998 | 22. Februar
    • Die Entwicklung der Radiochirurgie

      Das Gammamesser wurde vor knapp 50 Jahren von dem Neurochirurgen Lars Leksell und dem Biophysiker Börje Larsson entwickelt. Leksell entdeckte, daß eine einzige intensive Bestrahlung tiefsitzende Gehirnläsionen beseitigen konnte, ohne daß ein chirurgischer Eingriff erfolgen mußte, das heißt unblutig und ohne Infektionsgefahr.

      Leksell nannte seine neue Verfahrensweise stereotaktische Radiochirurgie. Endlich verfügten Ärzte über eine Möglichkeit, zuvor unerreichbare Gehirnregionen zu behandeln, ohne mit einem Skalpell durch ein Labyrinth von feinen Nerven und Gehirngewebe vorstoßen zu müssen. Doch die Anwendung dieses neuen Verfahrens mußte noch viele Jahre auf die Entwicklung moderner bildgebender Verfahrenstechniken, wie die Computer- und die Kernspintomographie, warten, damit Chirurgen die exakte Stelle ausmachen konnten, die es zu bestrahlen galt. Das erste Gammamessergerät wurde 1968 in Stockholm installiert.

  • Operation ohne Skalpell
    Erwachet! 1998 | 22. Februar
    • Die vier Schritte der Gammamesser-Radiochirurgie

      1. Fixieren des Rahmens

      2. Vom Gehirn werden Aufnahmen gemacht

      3. Mittels der Computeraufnahmen wird die Behandlung festgelegt

      4. Die eigentliche Behandlung

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