Wir beobachten die Welt
Vorbereitung auf das Jahr 2000
„Das Jahr 2000 bringt möglicherweise ein technisches Chaos, aber der amerikanische Zentralbankrat möchte sichergehen, daß die Amerikaner, ungeachtet dessen, was passiert, in der Lage sein werden, sich im neuen Jahrtausend Lebensmittel zu kaufen“, schrieb das Wall Street Journal. „Die Zentralbank hat verfügt, zusätzlich 50 Milliarden Dollar in Umlauf zu bringen, für den Fall, daß die Verbraucher die Banken oder Bankautomaten stürmen.“ Die zusätzlichen Geldmittel sollen bis Ende September 1999 zur Verfügung stehen. Ältere Computer, die für Jahreszahlen lediglich die letzten beiden Ziffern verwenden, legen das Jahr 2000 wahrscheinlich als das Jahr 1900 aus. Manche Experten befürchten, daß etliche Computer auf Grund dieses Fehlers versagen werden. Das Problem läßt sich durch eine umfassende, zeitaufwendige Umprogrammierung beheben, aber viele Banken und Firmen haben erst vor kurzem mit einer solchen Umprogrammierung begonnen. „Eine gewisse Besorgnis in der Öffentlichkeit wegen der möglichen finanziellen Klemme wird noch durch evangelikale Gruppen verstärkt, die das Ende des Jahrtausends für ein Zeichen unheilkündender biblischer Prophezeiungen“ und „des möglichen Zusammenbruchs der Gesellschaft halten“, wurde in dem Bericht ausgeführt.
Rückkehr der Schlafkrankheit
Im Jahr 1974 wurden in Angola drei Fälle von Schlafkrankheit gemeldet. Unlängst ging die Weltgesundheitsorganisation von mindestens 300 000 Fällen von Schlafkrankheit in jenem Land aus. Möglicherweise sind weitere Tausende Menschen, vielleicht Millionen, gefährdet. Zur Schlafkrankheit kommt es durch einen Stich der Tsetsefliege. Nachdem die Fliege von dem Blut eines Menschen gesaugt hat, das mit einem Parasiten infiziert ist, fliegt sie zum nächsten Opfer und infiziert es. Gefährdet sind Menschen, die auf den Feldern arbeiten oder in einem Fluß ihre Wäsche waschen, und noch gefährdeter sind Kinder, die auf den Rücken ihrer Mütter gebunden sind. Bei den Opfern stellen sich zunächst Kopfschmerzen, Fieber und Erbrechen ein. Da sie nachts nicht schlafen können, nicken sie gewöhnlich tagsüber ein. Der Parasit dringt erst ins Zentralnervensystem, danach ins Gehirn ein und bewirkt, daß der Patient geisteskrank wird, in ein Koma fällt und schließlich stirbt. Die Durchbrechung des Ansteckungskreislaufs und die Behandlung der Patienten ist kostspielig und schwierig — eine Behandlung kostet rund 90 US-Dollar; das ist „in Angola ein kleines Vermögen“, schrieb der Londoner Daily Telegraph.
Sich fit halten
„Es ist nicht nötig, sich körperlich schwer zu betätigen, um seine Gesundheit zu verbessern“, hieß es in The Physical Activity Guide, einer Publikation, die vor kurzem von Health Canada (dem kanadischen Gesundheitsministerium) veröffentlicht wurde. Wie der Toronto Star schrieb, „kann man seine Fitneß und seine Herzaktivität verbessern, indem man sich in Abständen immer wieder 10 Minuten lang leicht betätigt und das über den Tag verteilt auf eine Stunde summiert“. Welche Aktivitäten werden zum Beispiel empfohlen? Unter anderem Gehen, Treppensteigen, Gartenarbeiten und Dehnübungen. Arbeiten im Haushalt wie Staubsaugen oder Wischen zählen ebenfalls dazu und verbessern die Beweglichkeit. Wie in der Veröffentlichung gesagt wurde, läßt sich das Ziel von 60 Minuten Bewegung am Tag „dadurch erreichen, daß man körperliche Bewegung in seine tägliche Routine einbaut“. Dr. Francine Lemire, die Vorsitzende der kanadischen Kammer für Hausärzte, erklärte: „Studien zufolge kann das Gesundheitsrisiko für Personen, die sich nicht bewegen, so groß sein wie für Raucher.“
Gefahren durch Computer im Flugzeug
„Fachleute sind der Ansicht, daß kleine elektronische Geräte wie Laptops, Mobiltelefone, CD-Spieler oder Spielekonsolen in einem Flugzeug einmal genausoviel Unheil anrichten werden wie eine Bombe von Terroristen“, stand im Sydneyer Daily Telegraph. „Ein neuer Bericht dokumentiert 50 Vorfälle, in denen Linienflugzeuge während des Flugs in Schwierigkeiten gerieten, die sich zu einer Katastrophe hätten ausweiten können, weil Passagiere elektronische Geräte benutzten.“ Als Beispiel hierfür wurde ein Flugzeug angeführt, das sich im Landeanflug auf den Melbourner Flughafen befand. Das vom Autopiloten gesteuerte Flugzeug neigte sich plötzlich um ungefähr 30 Grad nach links. Doch niemand hatte die Steuerung berührt. Eine spätere Untersuchung ergab, daß ein Passagier in der dritten Reihe trotz der ausdrücklichen Anweisung des Piloten, alle elektronischen Geräte auszuschalten, seinen Laptop benutzt hatte. Geräte dieser Art haben bereits bewirkt, daß Flugzeuge während des Flugs höher stiegen oder an Höhe verloren, vom Kurs abkamen und sogar an Kabinendruck verloren. Die elektronischen Signale, die solche Geräte aussenden, können von den automatischen Navigationssystemen des Flugzeugs empfangen werden und diese beeinflussen. Die größte Gefahr geht von Passagieren im vorderen Teil des Flugzeugs aus, denn sie sitzen direkt oberhalb der elektronischen Schaltzentrale des Flugzeugs.
Neue Methode beim Kaiserschnitt
„Eine neue Kaiserschnittmethode kann ... zu einer schonenderen und schnelleren Geburt führen“, schrieb die Augsburger Allgemeine. „Nach der ‚Misgav Ladach‘-Methode dehnt der Chirurg Fettgewebe, Bauchdecke und Muskulatur der Entbindenden mit der Hand — anstatt sie wie bisher mit dem Skalpell zu durchschneiden.“ Da die Schnitte auf ein Minimum reduziert werden, verliert die Patientin weniger Blut; außerdem müssen nach der Geburt nur drei Schichten von Haut und Gewebe genäht werden statt bisher sieben bei der herkömmlichen Methode. Des weiteren kostet diese Methode weniger Zeit, das Infektionsrisiko ist niedriger, es werden weniger Schmerzmittel benötigt, und die Patientin kann das Krankenhaus nach drei bis fünf Tagen verlassen. Die Methode ist nach einem Krankenhaus in Israel benannt, wo sie zuerst getestet wurde.
Klassische Musik beruhigt Fahrgäste
Auf 18 der U-Bahn-Stationen Rio de Janeiros hören die wartenden Fahrgäste jetzt klassische Musik von Komponisten wie Strauß, Vivaldi, Chopin, Tschaikowsky, Mozart, Bach, Bizet, Schubert und Brahms. Auf diese Weise, so hofft die Bahndirektion gemäß der Zeitung O Globo, „wird auf die Passagiere während der Wartezeiten ein beruhigender Einfluß ausgeübt“. Bei der Musikauswahl „entschied man sich für Kompositionen, die eine beruhigende Wirkung auf die Fahrgäste haben, jedoch nicht den Eindruck erwecken, daß der Bahnsteig ein Tanzsaal ist“. Luiz Mário Miranda, der Leiter der Marketingabteilung des U-Bahn-Systems Rio de Janeiros, meinte: „Es kam besser an als erwartet.“
Zähe Bärtierchen
Wie die Zeitschrift New Scientist schrieb, hält man die nicht einmal einen halben Millimeter großen Bärtierchen für die zäheste Lebensform auf der Erde. Die wegen ihres walzigen Aussehens unter dem Mikroskop so genannten Tiere haben acht Beine und sehen aus, als wären sie bepanzert. Sie können bei Temperaturen von minus 273 Grad Celsius bis ungefähr plus 150 Grad Celsius überleben, überstehen es, wenn sie Röntgenstrahlen ausgesetzt oder in ein Vakuum gebracht werden und auch wenn sie einem Druck ausgesetzt werden, der sechsmal größer ist als auf dem tiefsten Meeresgrund. Sie können in Dachrinnen und in Rissen von Pflastersteinen leben. Manche dieser kleinen Geschöpfe erwachten sogar wieder zum Leben, nachdem sie mehr als 100 Jahre in getrockneten Moosen in Museen geschlummert hatten. Wie ist das möglich? Durch einen Zustand des Scheintods, bei dem „das Körpervolumen um 50 Prozent und mehr reduziert ist und von einem nahezu völligen Wasserverlust begleitet wird“, erklärt Professor Kunihiro Seki von der Kanagawa-Universität in Japan.
Nicht die gewünschte Auswirkung
Der Stadtverkehr strapaziert die Geduld von Autofahrern oftmals bis an die Grenzen. Eine Studie von Psychologen an der Universität La Sapienza in Rom hat ergeben, daß mit zunehmendem Verkehrsaufkommen auch mehr religiöse Fluchwörter benutzt werden. Gemäß der Zeitung Corriere della Sera wurden auf dem Land „54 Prozent der Fluchwörter und Respektlosigkeiten gegen Religiöses“ auf den Straßen ausgestoßen. In der Großstadt war die „Tendenz, Heilige und Madonnen zu beschimpfen“, allerdings noch auffälliger. „In den Metropolen fallen heutzutage 78 Prozent der Schimpfwörter, die allgemein als Fluchwörter oder Verwünschungen bezeichnet werden, im Straßenverkehr“, schrieb die Zeitung. Die Verkehrssituation in Rom ist in letzter Zeit immer problematischer geworden, und zwar wegen der vielen Baustellen bis zum Jahr 2000, das von der katholischen Kirche als ein Heiliges Jahr ausgerufen wurde und in dem Ablässe gewährt werden. „Es ist paradox, aber wahr“, so der Kommentar des Koordinators einer Beobachtungsstelle von Laien in Verbindung mit dem Heiligen Jahr, „daß die erste Auswirkung des Heiligen Jahrs in Rom möglicherweise nicht in einer Zunahme von Ablässen, sondern von Fluchwörtern besteht.“
Jedermanns Verantwortung
„Seit 1970 hat der Mensch durch schweren Raubbau an den Wäldern und an den Süßwasser- und Meeresökosystemen, auf die das Leben angewiesen ist, über 30 Prozent der Natur zerstört“, so hieß es in einem Artikel der Zeitung The Guardian Weekly. In dem Artikel, der sich auf einen neueren Bericht dreier besorgter Organisationen, darunter auch des Worldwide Fund for Nature (WWF), stützte, wurde bemerkt, gewöhnlich seien westliche Länder die stärksten Verbraucher der natürlichen Ressourcen der Erde, aber heutzutage würden auch die Entwicklungsländer „ihre natürlichen Ressourcen in alarmierender Geschwindigkeit ausbeuten“. Ein Vertreter des WWF erklärte: „Wir wußten, daß es schlecht aussieht, aber uns war bis zu diesem Bericht nicht klar, wie schlecht.“ In dem Bericht werden die Regierungen angeklagt, den Trend nicht aufzuhalten, allerdings wird in dem Bericht nach Angaben der Zeitung auch gesagt, daß „jeder einzelne mit dafür verantwortlich ist, daß mit den Ressourcen der Erde sorglos umgegangen wird“.