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„Ich habe euch ein Beispiel gegeben“Der Wachtturm 2002 | 15. August
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„Ich habe euch ein Beispiel gegeben“
„Ihr [solltet] der Zeit nach Lehrer sein“ (HEBRÄER 5:12).
1. Warum könnten die Worte aus Hebräer 5:12 einen Christen eventuell etwas beunruhigen?
WIE berühren uns die inspirierten Worte des Leittextes? Lösen sie bei uns eine gewisse Besorgnis aus? Wenn ja, dann geht es uns bestimmt nicht allein so. Als Nachfolger Christi ist uns bewusst, dass wir Lehrer sein müssen (Matthäus 28:19, 20). Und wir wissen nur allzu gut, dass es in der heutigen Zeit unbedingt nötig ist, geschickt zu lehren — so geschickt wie irgend möglich. Denn bekanntlich kann dies bei Menschen sogar über Leben und Tod entscheiden! (1. Timotheus 4:16). Daher mögen wir uns fragen: „Bin ich wirklich der Lehrer, der ich eigentlich sein sollte? Wie kann ich mich verbessern?“
2, 3. (a) Was sagte ein Lehrer über die Grundvoraussetzung eines guten Unterrichts? (b) Was für ein Beispiel gab uns Jesus im Lehren?
2 Unsere Besorgnis sollte uns aber nicht entmutigen. Wenn wir meinen, beim Lehren gehe es lediglich um angelernte Techniken, könnte uns der Gedanke an erforderliche Verbesserungen niederdrücken. Aber nicht bestimmte Techniken, sondern etwas viel Bedeutsameres ist die Grundvoraussetzung für gutes Lehren. Beachten wir, was ein erfahrener Lehrer in einem Buch zu diesem Thema schrieb: „Guter Unterricht ist keine Frage von besonderen Techniken und Stilen, Plänen und Vorgehensweisen. . . . Unterrichten hat hauptsächlich mit Liebe zu tun.“ Er schrieb das natürlich aus der Sicht eines Schullehrers. Doch seine Worte treffen sogar noch eher auf unsere christliche Lehrtätigkeit zu. Inwiefern?
3 Unser Vorbild als Lehrer ist niemand anders als Jesus Christus, der zu seinen Nachfolgern sagte: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben“ (Johannes 13:15). Mit diesen Worten bezog sich Jesus zwar auf seine vorbildliche Demut. Aber das Beispiel, das er uns gab, schließt sicherlich auch seine wichtigste Tätigkeit als Mensch ein: andere die gute Botschaft von Gottes Königreich zu lehren (Lukas 4:43). Müssten wir uns jetzt für ein einziges Wort entscheiden, das Jesu Dienst charakterisiert, kämen wir wahrscheinlich auf das Wort „Liebe“. Ist es nicht so? (Kolosser 1:15; 1. Johannes 4:8). Jesus liebte seinen himmlischen Vater Jehova über alles (Johannes 14:31). Seine Liebe zeigte sich außerdem noch in zweierlei Hinsicht: Als Lehrer liebte er sowohl die Wahrheiten, die er lehrte, als auch die Menschen, denen er sie lehrte. Sehen wir uns diese beiden Aspekte des Beispiels, das uns Jesus gab, etwas genauer an.
Eine seit langem bestehende Liebe zu göttlichen Wahrheiten
4. Wie entwickelte Jesus Liebe zu den Lehren Jehovas?
4 Wie ein Lehrer zu seinem Lehrstoff eingestellt ist, beeinflusst entscheidend die Qualität seines Unterrichts. Mangelt es ihm an Interesse, so überträgt sich das auf seine Schüler. Jesus war beim Lehren der kostbaren Wahrheiten über Jehova und sein Königreich absolut nicht teilnahmslos. Er liebte seinen Lehrstoff überaus. Diese Liebe hatte er bereits als Schüler seines Vaters entwickelt. Während der unabsehbar langen Zeit seines vormenschlichen Daseins lernte der einziggezeugte Sohn Gottes voller Eifer. Auf ihn treffen die Worte in Jesaja 50:4, 5 zu: „Der Souveräne Herr Jehova selbst hat mir die Zunge der Belehrten gegeben, damit ich dem Müden mit einem Wort zu antworten weiß. Er weckt Morgen für Morgen, er weckt mir das Ohr, damit ich höre wie die Belehrten. Der Souveräne Herr Jehova selbst hat mein Ohr geöffnet, und ich meinerseits war nicht rebellisch. Ich wandte mich nicht in die entgegengesetzte Richtung.“
5, 6. (a) Welche Erfahrung machte Jesus offensichtlich bei seiner Taufe, und wie wirkte sich diese Erfahrung auf ihn aus? (b) Worin unterscheiden sich Jesus und Satan in Bezug auf den Gebrauch des Wortes Gottes?
5 Auch während Jesus auf der Erde als Mensch heranwuchs, zeigte sich seine Liebe zur göttlichen Weisheit (Lukas 2:52). Bei seiner Taufe machte er dann eine einzigartige Erfahrung. In Lukas 3:21 heißt es: „Als er betete, wurde der Himmel geöffnet.“ Ab diesem Zeitpunkt konnte sich Jesus offensichtlich an sein vormenschliches Dasein erinnern. Anschließend fastete er 40 Tage in der Wildnis. Als er über die vielen Unterrichtsstunden im Himmel nachdachte, in denen er von Jehova belehrt worden war, muss er tiefe Freude empfunden haben. Doch schon bald sollte seine Liebe zu den göttlichen Wahrheiten erprobt werden.
6 Als Jesus müde und hungrig war, wurde er von Satan versucht. Wie sehr sich doch diese beiden Söhne Gottes voneinander unterschieden! Beide zitierten aus den Hebräischen Schriften — doch mit einer völlig gegensätzlichen Einstellung. Satan verdrehte Gottes Wort und wollte es in respektloser Weise seinen eigennützigen Zwecken dienstbar machen. Für göttliche Wahrheiten hatte dieser Rebell nur Verachtung übrig. Jesus dagegen zitierte die Schriften ganz offensichtlich aus Liebe, indem er sich bei jeder Antwort gewissenhaft auf Gottes Wort berief. Er hatte bereits unermesslich lange Zeit existiert, bevor jene inspirierten Worte aufgezeichnet worden waren, doch er hielt sie in Ehren. Es handelte sich um kostbare Wahrheiten, die von seinem himmlischen Vater stammten. Satan gegenüber betonte er, dass diese Worte Jehovas weit wichtiger waren als Nahrung (Matthäus 4:1-11). Ja, Jesus liebte alle Wahrheiten, die Jehova ihn gelehrt hatte. Wie aber bewies er als Lehrer diese Liebe?
Liebe zu den Wahrheiten, die er lehrte
7. Warum hielt sich Jesus davon zurück, eigene Lehren zu ersinnen?
7 Dass Jesus die Wahrheiten liebte, die er lehrte, war stets zu erkennen. Mit Leichtigkeit hätte er eigene Ansichten oder Vorstellungen entwickeln können, da er ja über eine immense Erkenntnis und Weisheit verfügte (Kolosser 2:3). Doch er erinnerte seine Zuhörer immer wieder daran, dass alles, was er lehrte, nicht von ihm stammte, sondern von seinem himmlischen Vater (Johannes 7:16; 8:28; 12:49; 14:10). Er liebte die göttlichen Wahrheiten viel zu sehr, als dass er sie durch eigene Gedanken ersetzt hätte.
8. Welches Beispiel gab Jesus zu Beginn seines Dienstes in Bezug auf die Handhabung des Wortes Gottes?
8 Schon gleich zu Beginn seines öffentlichen Dienstes gab Jesus hierfür ein Beispiel. Beachten wir, auf welche Weise er dem Volk Gottes deutlich machte, dass er der verheißene Messias war. Trat er etwa vor Menschenmengen hin und erklärte, er sei der Messias, wobei er zum Beweis dafür aufsehenerregende Wunder wirkte? Nein! Er ging in eine Synagoge, wo man es gewohnt war, dass jemand von Gottes Volk aus den Schriften vorlas. Dort las er laut die Prophezeiung aus Jesaja 61:1, 2 vor. Dann erklärte er, dass sich diese prophetischen Wahrheiten auf ihn bezogen (Lukas 4:16-22). Seine vielen Wunder bewiesen natürlich, dass er Jehovas Unterstützung hatte. Dennoch berief er sich beim Lehren stets auf Gottes Wort.
9. Wie zeigte Jesus im Umgang mit den Pharisäern seine loyale Liebe zu Gottes Wort?
9 Wenn religiöse Gegner Jesus herausforderten, verwickelte er sie nicht in eine Diskussion, bei der sie ihm hoffnungslos unterlegen gewesen wären, sondern ließ das Wort Gottes sprechen, um sie zu widerlegen. Pharisäer beschuldigten Jesu Jünger zum Beispiel einmal, den Sabbat gebrochen zu haben, weil sie von einem Feld im Vorbeigehen einige Ähren gepflückt und die Körner gegessen hatten. Jesus entgegnete ihnen: „Habt ihr nicht gelesen, was David tat, als ihn und die Männer, die bei ihm waren, hungerte?“ (Matthäus 12:1-5). Natürlich ist es gut möglich, dass jene selbstgerechten Männer diesen inspirierten Bericht in 1. Samuel 21:1-6 gelesen hatten. Wenn dem so war, hatten sie aber nicht erkannt, welche wichtige Lehre er enthielt. Jesus hatte den Bericht nicht nur gelesen, sondern auch darüber nachgedacht und etwas daraus gelernt. Er liebte die Grundsätze, die Jehova durch diesen Bibeltext vermittelte. Daher zog er jenen Bericht zusammen mit einem Beispiel aus dem mosaischen Gesetz heran und zeigte, wie vernünftig das Gesetz war. Seine loyale Liebe bewog ihn auch, Gottes Wort gegen religiöse Führer zu verteidigen, die es aus Eigennutz zu verdrehen suchten oder es im Morast menschlicher Überlieferungen vergraben wollten.
10. Wie erfüllten sich an Jesus Prophezeiungen in Bezug auf die Qualität seines Lehrens?
10 Jesu Liebe zu seinem Lehrstoff hätte es nie zugelassen, so zu lehren, als hätte er ihn auswendig gelernt — ohne innere Anteilnahme. Aus inspirierten Prophezeiungen ging bereits hervor, dass der Messias mit ‘Anmut seiner Lippen’ „Worte von Eleganz“ reden werde (Psalm 45:2; 1. Mose 49:21). Diese Prophezeiungen erfüllten sich an Jesus, weil er seine Botschaft begeisternd und lebendig übermittelte; er lehrte die Wahrheiten, die er so sehr liebte, mit „gewinnenden Worten“ (Lukas 4:22). Sein Gesichtsausdruck zeugte zweifellos von seiner Begeisterung; seine Augen leuchteten geradezu, weil er lebhaft an seinem Lehrstoff interessiert war. Welch ein Genuss muss es gewesen sein, ihm zuzuhören, und welch ein vorzügliches Beispiel er uns doch gab, an das wir uns halten können, wenn wir anderen das übermitteln, was wir gelernt haben!
11. Warum waren Jesu Fähigkeiten als Lehrer für ihn kein Grund, vor Stolz aufgeblasen zu sein?
11 Jesus verfügte über eine umfassende Kenntnis göttlicher Wahrheiten und konnte gewinnende Worte äußern. War er aber deswegen vor Stolz aufgeblasen? Bei menschlichen Lehrern ist diese Neigung oftmals zu beobachten. Bedenken wir jedoch, dass Jesus über gottgefällige Weisheit verfügte. Sie lässt keinen Hochmut zu, denn „Weisheit ist bei den Bescheidenen“ (Sprüche 11:2). Aber noch etwas anderes bewahrte Jesus davor, stolz oder hochmütig zu werden.
Jesus liebte die Menschen, die er belehrte
12. Wie zeigte Jesus, dass er seine Jünger nicht einschüchtern wollte?
12 Jesu Lehrtätigkeit zeugte stets von seiner tiefen Liebe zu den Menschen. Im Gegensatz zu stolzen Personen schüchterte er beim Lehren niemals jemanden ein (Prediger 8:9). Als Petrus einmal Augenzeuge eines Wunders Jesu wurde, war er so überwältigt, dass er vor Jesus auf die Knie fiel. Jesus wollte aber nicht, dass sich seine Nachfolger vor ihm fürchteten. Freundlich sagte er zu Petrus: „Fürchte dich nicht mehr.“ Anschließend erklärte er ihm das begeisternde Werk des Jüngermachens, an dem Petrus beteiligt sein würde (Lukas 5:8-10). Jesus wollte, dass sich seine Jünger aus Liebe zu den kostbaren Wahrheiten über Gott zu diesem Werk gedrängt fühlten und nicht aus Furcht vor ihrem Unterweiser.
13, 14. Wie zeigte Jesus Mitgefühl mit Menschen?
13 Jesu Liebe zu den Menschen zeigte sich nicht nur durch sein Lehren, sondern auch durch sein Mitgefühl mit ihnen. „Als er die Volksmengen sah, empfand er Mitleid mit ihnen, weil sie zerschunden waren und umhergestoßen wurden wie Schafe, die keinen Hirten haben“ (Matthäus 9:36). Er war mitfühlend und wollte ihnen in ihrer misslichen Lage beistehen.
14 Beachten wir Jesu Mitgefühl bei einer anderen Gelegenheit. Er war von einer Menschenmenge umgeben, als sich ihm eine Frau näherte, die an einem Blutfluss litt. Sie berührte die Fransen seines Kleides und wurde durch ein Wunder geheilt. Jesus spürte, dass Kraft von ihm ausgegangen war, sah aber nicht, wer geheilt worden war. Er wollte die Frau unbedingt ausfindig machen. Warum? Nicht etwa, um ihr vorzuwerfen, das Gesetz oder die Vorschriften der Schriftgelehrten und Pharisäer übertreten zu haben, wie sie vielleicht befürchtete. Nein, sondern er sagte zu ihr: „Tochter, dein Glaube hat dich gesund gemacht. Geh hin in Frieden, und sei von deiner lästigen Krankheit geheilt“ (Markus 5:25-34). Beachten wir, welches Einfühlungsvermögen in diesen Worten mitschwingt. Er sagte nicht lediglich: „Sei geheilt“, sondern: „Sei von deiner lästigen Krankheit geheilt.“ Markus verwendet hier ein Wort, das wörtlich „Geißeln“ bedeutet — eine Form des Auspeitschens, die oft als Folter angewandt wurde. Jesus räumte damit ein, dass sie unter ihrer Krankheit schwer zu leiden hatte — wahrscheinlich physisch und emotional. Er hatte Mitgefühl mit ihr.
15, 16. Welche Geschehnisse im Dienst Jesu lassen erkennen, dass er bei Menschen nach dem Guten Ausschau hielt?
15 Jesu Liebe zu den Menschen äußerte sich auch darin, dass er ihre guten Eigenschaften sah. Das zeigte sich zum Beispiel, als er Nathanael traf, der später ein Apostel wurde. „Jesus sah Nathanael auf sich zukommen und sagte von ihm: ‚Siehe, bestimmt ein Israelit, in dem kein Trug ist.‘ “ Jesus hatte Nathanael auf wunderbare Weise ins Herz gesehen und dadurch vieles über ihn erfahren. Natürlich war Nathanael nicht vollkommen. Er hatte seine Fehler wie jeder von uns. Als er von Jesus hörte, bemerkte er sogar etwas abfällig: „Kann aus Nazareth etwas Gutes kommen?“ (Johannes 1:45-51). Doch bei allem, was man über Nathanael hätte sagen können, hob Jesus das Positive hervor: die Aufrichtigkeit dieses Mannes.
16 Genauso verhielt es sich, als ein Offizier — wahrscheinlich ein Nichtjude, ein Römer — an Jesus mit der Bitte herantrat, seinen kranken Sklaven zu heilen. Jesus wusste, dass ein Soldat nicht fehlerfrei war. Ein Offizier zur damaligen Zeit hatte wahrscheinlich bereits ein Leben voller Gewalttaten, Blutvergießen und Götzendienst hinter sich. Aber Jesus konzentrierte sich bei dem Mann auf etwas Gutes: auf seinen hervorragenden Glauben (Matthäus 8:5-13). Und als Jesus später mit dem Übeltäter sprach, der neben ihm am Stamm hing, rügte er den Mann nicht wegen seiner kriminellen Vergangenheit, sondern ermunterte ihn, indem er ihm eine Zukunftshoffnung gab (Lukas 23:43). Jesus wusste nur zu gut, wie entmutigend es für jemand wäre, wenn man ihm negativ oder kritisch begegnen würde. Dadurch, dass er sich bemühte, in anderen das Gute zu sehen, fühlten sich zweifellos viele angespornt, sich sogar noch zu bessern.
Bereit, Menschen zu dienen
17, 18. Was bewies Jesus dadurch, dass er sich zu den Menschen auf die Erde senden ließ?
17 Jesu Liebe zu den Menschen, die er unterwies, zeigte sich ferner durch seine Dienstbereitschaft ihnen gegenüber. Schon in seinem vormenschlichen Dasein war er den Menschen stets zugetan (Sprüche 8:30, 31). Als Jehovas „Wort“ oder Sprecher hatte er sicher oftmals mit Menschen zu tun (Johannes 1:1). Doch „er entäußerte sich selbst und nahm Sklavengestalt an“ und gab seine hohe Stellung im Himmel auf — unter anderem damit er als Lehrer engeren Kontakt zu den Menschen hatte (Philipper 2:7; 2. Korinther 8:9). Jesus erwartete nicht, auf der Erde bedient zu werden. Im Gegenteil, er sagte: „Der Menschensohn [ist] nicht gekommen . . ., um bedient zu werden, sondern um zu dienen und seine Seele als ein Lösegeld im Austausch gegen viele zu geben“ (Matthäus 20:28). Und er lebte diese Worte auch aus.
18 Jesus war demütig und zögerte nicht, sich für diejenigen, die von ihm lernen wollten, ihren Bedürfnissen entsprechend zu verausgaben. Er zog Hunderte von Kilometern zu Fuß durch das Land der Verheißung und suchte auf seinen Predigtreisen so viele Menschen wie möglich zu erreichen. Im Unterschied zu den stolzen Pharisäern und Schriftgelehrten blieb er demütig und zugänglich. Ohne Furcht wandten sich Menschen aller Schichten gern an ihn: Würdenträger, Soldaten, Rechtsgelehrte, Frauen, Kinder, Arme, Kranke, selbst Ausgestoßene. Jesus war zwar vollkommen, doch wurde er als Mensch auch müde und hungrig. Aber sogar wenn er sich ausruhen wollte oder etwas Muße zum Beten brauchte, stellte er die Bedürfnisse anderer den eigenen voran (Markus 1:35-39).
19. Wie gab Jesus seinen Jüngern ein Beispiel darin, demütig, geduldig und freundlich miteinander umzugehen?
19 Ebenso bereitwillig diente er seinen Jüngern, und zwar durch sein freundliches und geduldiges Lehren. Wenn es ihnen schwer fiel, etwas Wichtiges zu verstehen, gab er nicht auf, noch reagierte er ungehalten oder schalt sie. Ständig suchte er neue Möglichkeiten, ihnen etwas verständlich zu machen. Bedenken wir nur, wie oft sich die Jünger beispielsweise darüber stritten, wer der Größte unter ihnen sei. Immer wieder, sogar noch am Vorabend seiner Hinrichtung, suchte Jesus nach Möglichkeiten, sie zu lehren, demütig miteinander umzugehen. Jesus konnte zu Recht sagen: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben“ — sei es in Bezug auf Demut oder in irgendeiner anderen Hinsicht (Johannes 13:5-15; Matthäus 20:25; Markus 9:34-37).
20. Durch welche Lehrmethode unterschied sich Jesus von den Pharisäern, und wieso war seine Methode wirkungsvoll?
20 Beachten wir, dass Jesus den Jüngern nicht nur ein Beispiel beschrieb, sondern es ihnen gab. Er belehrte sie durch sein Beispiel. Wenn er mit ihnen sprach, vermittelte er nicht den Eindruck, er betrachte sich als etwas Besseres und es sei unter seiner Würde, das zu tun, was er sie lehrte. So verhielten sich die Pharisäer. „Sie sagen es wohl, aber handeln nicht entsprechend“, bemerkte Jesus einmal (Matthäus 23:3). Demütig zeigte er seinen Schülern genau, was seine Lehren bedeuteten, indem er danach lebte und sie in die Tat umsetzte. Als er sie aufforderte, ein einfaches, nicht von Materialismus geprägtes Leben zu führen, brauchten sie keine Vermutungen darüber anzustellen, was er wohl damit meinte. Sie hatten die Realität seiner Worte vor Augen: „Die Füchse haben Höhlen, und die Vögel des Himmels haben Schlafsitze, der Menschensohn aber hat keine Stätte, wo er sein Haupt niederlegen kann“ (Matthäus 8:20). Jesus diente seinen Jüngern, indem er ihnen demütig ein Beispiel gab.
21. Was wird im folgenden Artikel behandelt?
21 Jesus war ohne Frage der größte Lehrer, der je auf Erden lebte. Seine Liebe zu dem Lehrstoff und zu den Menschen, die er belehrte, war für alle ehrlich gesinnten Beobachter deutlich zu erkennen. Für alle, die heute sein Beispiel studieren, ist das ebenso offenkundig. Wie können wir indes Christi vollkommenes Beispiel nachahmen? Mit dieser Frage befasst sich der folgende Artikel.
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„Folge mir beständig“Der Wachtturm 2002 | 15. August
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„Folge mir beständig“
„Zu diesem Lauf wurdet ihr berufen, weil auch Christus für euch gelitten hat, euch ein Beispiel hinterlassend, damit ihr seinen Fußstapfen genau nachfolgt“ (1. PETRUS 2:21).
1, 2. Warum ist Jesu Beispiel als vollkommener Lehrer für uns nicht zu erhaben, als dass wir es nachahmen könnten?
JESUS CHRISTUS war bei weitem der größte Lehrer, der je auf der Erde lebte. Er war außerdem vollkommen und sündigte kein einziges Mal in seinem Leben (1. Petrus 2:22). Bedeutet das jedoch, dass sein Beispiel als Lehrer für uns unvollkommene Menschen einfach zu erhaben sei, als dass wir es nachahmen könnten? Keineswegs.
2 Wie wir im vorangegangenen Artikel gesehen haben, beruhte Jesu Lehren auf Liebe. Und Liebe kann jeder von uns entwickeln und vertiefen. An vielen Stellen des Wortes Gottes wird uns ans Herz gelegt, in der Liebe zu anderen zu wachsen, uns darin zu verbessern (Philipper 1:9; Kolosser 3:14). Jehova erwartet von seinen Geschöpfen niemals etwas Unmögliches. Da „Gott Liebe ist“ und er uns in seinem Bild gemacht hat, können wir davon ausgehen, dass er uns mit der Fähigkeit, Liebe zu zeigen, ausgestattet hat (1. Johannes 4:8; 1. Mose 1:27). Wir dürfen also angesichts der Worte des Apostels Petrus in unserem Leittext zuversichtlich sein. Wir können Christi Fußstapfen genau nachfolgen. Ja, wir können Jesu Gebot gehorchen: „Folge mir beständig“ (Lukas 9:23). Betrachten wir, wie wir die Liebe, die Christus zeigte, nachahmen können — die Liebe sowohl zu den Wahrheiten, die er vermittelte, als auch zu den Menschen, die er belehrte.
Liebe zu den Wahrheiten, die wir kennen lernen, entwickeln und vertiefen
3. Warum fällt es einigen schwer, zu studieren, doch welche Aufforderung ist in Sprüche 2:1-5 zu finden?
3 Damit wir die Wahrheiten lieben, die wir andere lehren, müssen wir es lieben, diese Wahrheiten kennen zu lernen. In der heutigen Welt stellt sich diese Liebe nicht so ohne weiteres ein. Viele, die nur über eine unzureichende Schulbildung verfügen oder in der Jugend schlechte Gewohnheiten entwickelt haben, halten nicht viel vom Studieren. Es ist aber unerlässlich, uns von Jehova belehren zu lassen. In Sprüche 2:1-5 heißt es: „Mein Sohn, wenn du meine Reden annehmen und meine eigenen Gebote bei dir verwahren wirst, indem du der Weisheit dein Ohr leihst, sodass du dein Herz dem Unterscheidungsvermögen zuneigst, wenn du überdies nach Verständnis selbst rufst und zum Unterscheidungsvermögen deine Stimme erhebst, wenn du danach fortwährend wie nach Silber suchst und du wie nach verborgenen Schätzen ständig danach forschst, dann wirst du die Furcht Jehovas verstehen, und du wirst die wahre Erkenntnis Gottes finden.“
4. Was bedeutet es, das Herz einer Sache ‘zuzuneigen’, und mit welcher Sichtweise wird uns das gelingen?
4 Beachten wir, dass wir in Vers 1 bis 4 wiederholt aufgefordert werden, uns anzustrengen; wir sollten nicht nur etwas „annehmen“ und „verwahren“, sondern auch ‘fortwährend suchen’ und ständig nachforschen. Doch was kann uns zu all dem motivieren? Beachten wir die Wendung „sodass du dein Herz dem Unterscheidungsvermögen zuneigst“. Sie ist gemäß einem Nachschlagewerk „nicht nur ein Appell, aufmerksam zu sein; sie fordert eine bestimmte Geisteshaltung: eine begierige Empfänglichkeit für die Lehren“. Und was macht uns lernbegierig und für das empfänglich, was uns Jehova lehrt? Unsere Sichtweise. Die „wahre Erkenntnis Gottes“ muss in unseren Augen „Silber“ und „verborgenen Schätzen“ gleichen.
5, 6. (a) Was könnte im Laufe der Zeit geschehen, und wie können wir das verhindern? (b) Warum sollten wir die Schätze der Erkenntnis, die wir in der Bibel gefunden haben, mehren?
5 Uns diese Sichtweise anzueignen ist nicht allzu schwer. Denn wahrscheinlich gehört zu der „Erkenntnis Gottes“, die wir in uns aufgenommen haben, auch die Wahrheit, dass gemäß dem Vorsatz Jehovas treue Menschen für immer im Paradies auf der Erde leben sollen (Psalm 37:28, 29). Als wir zum ersten Mal von dieser Wahrheit erfuhren, war sie für uns wie ein echter Schatz, eine Erkenntnis, die uns mit Freude und Hoffnung erfüllte. Wie steht es heute damit? Hat unsere Wertschätzung nachgelassen, weil unser Schatz mittlerweile seinen Glanz verloren hat? Wenn ja, dann wäre zweierlei nötig. Wir müssten zum einen unsere Wertschätzung neu entfachen, das heißt, wir müssten uns bei jeder Wahrheit, die Jehova uns gelehrt hat, regelmäßig in Erinnerung rufen, warum wir sie schätzen — auch bei solchen, die wir vor vielen Jahren kennen gelernt haben.
6 Zum anderen sollten wir unseren Schatz ständig mehren. Angenommen wir hätten einen kostbaren Edelstein ausgegraben. Würden wir ihn einfach in die Tasche stecken und zufrieden von dannen ziehen? Oder würden wir weitergraben, um herauszufinden, ob es vielleicht noch mehr davon gibt? Gottes Wort ist voller kostbarer, mit Edelsteinen und Nuggets vergleichbarer Wahrheiten. Ganz gleich, wie viele dieser Kostbarkeiten wir gefunden haben, können wir noch weitere entdecken (Römer 11:33). Fragen wir uns doch, wenn wir eine neue Facette der Wahrheit entdeckt haben: „Was macht sie kostbar? Gewährt sie mir einen tieferen Einblick in die Persönlichkeit Jehovas oder in seine Vorsätze? Bietet sie mir eine praktische Anleitung, Jesu Fußstapfen noch besser nachzufolgen?“ Wenn wir über solche Fragen nachdenken, kann unsere Liebe zu den Wahrheiten, die uns Jehova lehrt, vertieft werden.
Liebe zu den Wahrheiten zeigen, die wir lehren
7, 8. Wie können wir unter anderem zeigen, dass wir die Wahrheiten lieben, die wir aus der Bibel kennen gelernt haben? Nenne ein Beispiel.
7 Wie können wir beim Lehren zeigen, dass wir die Wahrheiten lieben, die wir aus Gottes Wort kennen gelernt haben? Wir folgen dem Beispiel Jesu und stützen uns beim Predigen und Lehren voll und ganz auf die Bibel. In letzter Zeit sind Gottes Diener auf der ganzen Erde wiederholt angespornt worden, im Predigtdienst häufiger die Bibel zu gebrauchen. Setzen wir doch diese Anregung in die Tat um und suchen wir nach Möglichkeiten, den Gesprächspartner wissen zu lassen, dass wir das, was wir ihm aus der Bibel übermitteln, selbst sehr schätzen (Matthäus 13:52).
8 In der Zeit nach dem Terroranschlag des vergangenen Jahres in New York las eine Zeugin Jehovas den Menschen, die sie im Predigtdienst antraf, Psalm 46:1, 11 vor. Zuerst fragte sie die Leute, wie sie mit diesem tragischen Ereignis fertig würden. Sie hörte sich die Entgegnung aufmerksam an, ging dann darauf ein und sagte: „Darf ich Ihnen eine Bibelstelle vorlesen, die mich in dieser schwierigen Zeit getröstet hat?“ Nur ganz wenige lehnten dies ab, und es ergaben sich viele ausgezeichnete Gespräche. Zu jungen Leuten sagt diese Schwester häufig: „Ich führe jetzt schon 50 Jahre Bibelkurse durch. Und was soll ich Ihnen sagen? Noch nie bin ich auf ein Problem gestoßen, zu dem dieses Buch keine Lösungshilfe anzubieten hätte.“ Wenn wir aufrichtig und begeistert sind, erkennen die Menschen, wie sehr wir das schätzen und lieben, was wir aus Gottes Wort kennen gelernt haben (Psalm 119:97, 105).
9, 10. Warum ist es wichtig, die Bibel zu gebrauchen, wenn wir Fragen in Bezug auf unsere Glaubensansichten beantworten?
9 Wenn uns Leute zu unseren Glaubensansichten Fragen stellen, bietet sich eine ideale Gelegenheit, unsere Liebe zu Gottes Wort zu zeigen. Dem Beispiel Jesu entsprechend, stützen wir unsere Antwort nicht auf eigene Vorstellungen (Sprüche 3:5, 6). Vielmehr gebrauchen wir dabei die Bibel. Befürchten wir vielleicht, jemand würde uns eine Frage stellen, die wir nicht beantworten können? Betrachten wir einmal zwei Schritte, dieses Problem anzugehen.
10 Alles uns Mögliche tun, um vorbereitet zu sein. Der Apostel Petrus schrieb: „Heiligt den Christus als Herrn in eurem Herzen, stets bereit zu einer Verteidigung vor jedermann, der von euch einen Grund für die Hoffnung verlangt, die in euch ist, doch tut es mit Milde und tiefem Respekt“ (1. Petrus 3:15). Sind wir bereit, unsere Glaubensansichten zu verteidigen? Angenommen, jemand möchte wissen, warum wir uns nicht an einem schriftwidrigen Brauch oder einer schriftwidrigen Handlung beteiligen. Wir sollten dann nicht nur sagen: „Das widerspricht meinem Glauben.“ Eine derartige Antwort könnte so aufgefasst werden, als ließen wir andere für uns entscheiden und müssten folglich einer Sekte angehören. Wahrscheinlich wäre es besser, zu sagen: „Gottes Wort, die Bibel, verbietet es“, oder: „Es würde meinem Gott missfallen.“ Dann kann man eine vernünftige Erklärung des Grundes hinzufügen (Römer 12:1).
11. Welches Nachschlagewerk hilft uns, bereit zu sein, Fragen zu Wahrheiten aus Gottes Wort zu beantworten?
11 Falls wir meinen, unvorbereitet zu sein, könnten wir etwas Zeit für das Studium des Buches Unterredungen anhand der Schriftena einsetzen, sofern es in unserer Sprache erschienen ist. Greifen wir einige Themen heraus, die höchstwahrscheinlich zur Sprache kommen werden, und prägen wir uns einige biblische Argumente ein. Halten wir unser Unterredungs-Buch und unsere Bibel griffbereit. Und zögern wir nicht, beides zu gebrauchen, mit dem Hinweis, dass wir gern ein Nachschlagewerk heranziehen würden, damit wir die biblischen Antworten auf die Fragen finden können.
12. Was könnten wir sagen, wenn wir die Antwort auf eine biblische Frage nicht wissen?
12 Nicht unnötig besorgt sein. Kein unvollkommener Mensch weiß alle Antworten. Stellt man uns eine biblische Frage, die wir nicht beantworten können, so können wir stets etwa Folgendes sagen: „Schön, dass Sie eine so interessante Frage aufwerfen. Um ehrlich zu sein: Im Moment kann ich sie nicht beantworten, doch ich bin sicher, dass in der Bibel etwas darüber steht. Da ich gern biblische Nachforschungen anstelle, werde ich mich mit Ihrer Frage befassen und wiederkommen.“ Eine solch offene und vernünftige Stellungnahme ebnet womöglich den Weg zu weiteren Gesprächen (Sprüche 11:2).
Liebe zu den Menschen, die wir belehren
13. Warum sollten wir eine positive Einstellung zu den Menschen haben, denen wir predigen?
13 Jesus zeigte Liebe zu den Menschen, die er belehrte. Wie können wir ihn in dieser Hinsicht nachahmen? Niemals sollten wir unseren Mitmenschen gegenüber gefühllos werden. Es stimmt zwar, dass der „Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen“, immer näher kommt, und viele von den Milliarden Menschen werden vernichtet werden (Offenbarung 16:14; Jeremia 25:33). Doch wir können nicht sagen, wer am Leben bleiben und wer umkommen wird. Dieses Urteil wird in der Zukunft gefällt und es steht nur demjenigen zu, den Jehova dazu eingesetzt hat: Jesus Christus. Solange das Urteil nicht gefällt worden ist, sehen wir in jedem Menschen einen möglichen Diener Jehovas (Matthäus 19:24-26; 25:31-33; Apostelgeschichte 17:31).
14. (a) Wie könnten wir herausfinden, ob wir mitfühlend sind? (b) Wie ist es uns möglich, auf praktische Weise Mitgefühl und persönliches Interesse zu zeigen?
14 Wir bemühen uns daher, wie Jesus Mitgefühl zu haben. Man könnte sich fragen: „Tun mir die Menschen Leid, die von den religiösen, politischen und kommerziellen Elementen der Welt durch clevere Lügen und Täuschungen hinters Licht geführt worden sind? Versuche ich, zu verstehen, warum sie auf die Botschaft gleichgültig reagieren? Ist mir bewusst, dass ich oder andere, die Jehova heute treu dienen, einmal ähnlich dachten? Habe ich mich im Predigtdienst darauf eingestellt? Oder sind solche Menschen in meinen Augen ein hoffnungsloser Fall?“ (Offenbarung 12:9). Wenn andere spüren, dass wir wirklich mitfühlend sind, reagieren sie wahrscheinlich positiver auf die Botschaft (1. Petrus 3:8). Einfühlungsvermögen trägt dazu bei, mehr Interesse an den Mitmenschen zu zeigen. Achten wir auf ihre Fragen und Interessengebiete. Wenn wir sie wieder besuchen, können wir erwähnen, dass wir über das, was sie beim letzten Mal sagten, nachgedacht haben. Oder sollten sie im Augenblick dringend etwas benötigen, ist es uns vielleicht möglich, praktische Hilfe anzubieten.
15. Warum sollten wir bei unseren Mitmenschen nach dem Guten Ausschau halten, und wie könnte das geschehen?
15 Wie Jesus halten wir bei anderen nach dem Guten Ausschau. Vielleicht bemüht sich eine allein stehende Mutter in bewundernswerter Weise, ihre Kinder zu erziehen. Ein Mann strengt sich womöglich sehr an, für den Unterhalt seiner Familie zu sorgen. Oder ein älterer Mensch zeigt sich sehr an geistigen Dingen interessiert. Bemerken wir so etwas, und loben wir die Betreffenden dafür? Dadurch schaffen wir eine gemeinsame Grundlage, und es bietet sich eventuell die Möglichkeit, über das Königreich Zeugnis abzulegen (Apostelgeschichte 26:2, 3).
Demut ist für das Erweisen von Liebe unerlässlich
16. Warum ist es wichtig, Menschen, denen wir predigen, mit Milde und Respekt zu begegnen?
16 Wenn wir die Menschen, die wir belehren, lieben, werden wir die weisen Worte der Bibel beachten: „Die Erkenntnis bläht auf, die Liebe aber erbaut“ (1. Korinther 8:1). Jesus verfügte über enorm viel Erkenntnis, doch war er nie überheblich. Daher sollten wir weder streitlustig sein noch überheblich wirken, wenn wir uns mit anderen über unseren Glauben unterhalten. Wir möchten das Herz ansprechen, damit sich die Menschen zu den Wahrheiten hingezogen fühlen, die wir so sehr lieben (Kolosser 4:6). Vergessen wir nicht, dass Petrus Christen zwar aufforderte, bereit zu sein, ihren Glauben zu verteidigen, aber auch darauf hinwies, dass es „mit Milde und tiefem Respekt“ geschehen sollte (1. Petrus 3:15). Wenn wir Milde und Respekt zeigen, werden sich Menschen mit größerer Wahrscheinlichkeit zu dem Gott hingezogen fühlen, dem wir dienen.
17, 18. (a) Wie sollten wir reagieren, wenn jemand äußerst kritisch zu unserer Befähigung als Diener Gottes eingestellt ist? (b) Warum ist die Kenntnis der biblischen Ursprachen für einen Erforscher der Bibel nicht unabdingbar?
17 Wir haben es nicht nötig, andere mit unserer Erkenntnis oder Bildung zu beeindrucken. Lassen wir uns nicht durch die Einstellung einiger Leute in unserem Gebiet entmutigen, die niemandem zuhören, der keinen akademischen Grad oder Titel hat. Jesus gab weder etwas auf den Einwand, er habe keine der angesehenen rabbinischen Schulen seiner Tage besucht, noch beugte er sich landläufigen Vorurteilen, und er versuchte nicht, Menschen mit seiner überragenden Bildung zu beeindrucken (Johannes 7:15).
18 Für christliche Diener Gottes sind Demut und Liebe weit wichtiger als eine noch so umfangreiche weltliche Bildung. Jehova, der große Lehrmeister, befähigt uns für den Dienst (2. Korinther 3:5, 6). Und ungeachtet dessen, was einige Geistliche der Christenheit sagen, brauchen wir nicht die Ursprachen der Bibel zu lernen, damit wir andere Gottes Wort lehren können. Jehova hat die Heilige Schrift unter Inspiration in so klaren und eindeutigen Worten abfassen lassen, dass eigentlich jeder ihre kostbaren Wahrheiten erfassen kann. Selbst bei der Übersetzung in Hunderte und Aberhunderte von Sprachen bleiben diese Wahrheiten unversehrt erhalten. Deshalb ist die Kenntnis alter Sprachen nicht unabdingbar, wenngleich sie mitunter recht nützlich sein kann. Überdies, wer auf seine linguistischen Fähigkeiten stolz ist, könnte sogar einen Wesenszug einbüßen, der für einen wahren Christen unerlässlich ist, nämlich Lernbereitschaft (1. Timotheus 6:4).
19. In welchem Sinn ist unser christlicher Predigtdienst wichtig, und wem leisten wir damit einen Dienst?
19 Unser christlicher Predigtdienst setzt unbestreitbar eine demütige Einstellung voraus. Immer wieder stoßen wir auf Gegnerschaft, Gleichgültigkeit und sogar Verfolgung (Johannes 15:20). Verrichten wir aber treu unseren Predigtdienst, so tun wir etwas sehr Wichtiges. Wenn wir in diesem Werk anderen weiterhin demütig dienen, ahmen wir die Liebe nach, die Jesus Christus den Menschen erwies. Überlegen wir einmal: Wäre es nicht die Mühe wert, tausend gleichgültigen oder gegnerischen Personen zu predigen, damit wir einen einzigen schafähnlichen Menschen erreichen? Gewiss! Wenn wir also nicht aufgeben, sondern weiterhin in dem Werk beharrlich tätig sind, leisten wir schafähnlichen Menschen, die es noch zu erreichen gilt, einen unschätzbaren Dienst. Jehova und Jesus werden zweifellos dafür sorgen, dass noch viele solcher wertvollen Menschen gefunden werden und dass ihnen geholfen wird, bevor das Ende kommt (Haggai 2:7).
20. Auf welche Weise können wir durch unser Beispiel lehren?
20 Unsere Bereitschaft, anderen zu dienen, können wir auch dadurch zeigen, dass wir sie durch unser eigenes Beispiel lehren. Schließlich möchten wir ja den Menschen unter anderem klar machen, dass die bestmögliche und befriedigendste Lebensweise darin besteht, Jehova, dem „glücklichen Gott“, zu dienen (1. Timotheus 1:11). Können sie also sehen, dass wir glücklich und zufrieden sind, wenn sie unseren Lebenswandel beobachten sowie die Art und Weise, wie wir unsere Nachbarn, Mitschüler oder Arbeitskollegen behandeln? Des Weiteren lehren wir Personen, mit denen wir die Bibel studieren, dass die Christenversammlung eine Oase der Liebe in einer kalten, brutalen Welt ist. Können sie sehen, dass wir jeden Einzelnen in der Versammlung lieben und dass wir eifrig bestrebt sind, den Frieden untereinander zu wahren? (1. Petrus 4:8).
21, 22. (a) Welche Gelegenheiten könnten wir eventuell nach einer Selbstprüfung in Bezug auf unseren Predigtdienst wahrnehmen? (b) Was wird in der nächsten Ausgabe des Wachtturms erörtert werden?
21 Wenn wir Gott willig dienen, werden wir womöglich bisweilen zu einer Selbstprüfung veranlasst. Wer dabei ehrlich mit sich selbst ist, stellt vielleicht fest, dass er seinen Dienst ausdehnen kann, indem er den Vollzeitdienst aufnimmt oder in ein Gebiet zieht, wo Hilfe dringender benötigt wird. Manche entschließen sich, eine Fremdsprache zu lernen, um sich einer in ihrem Heimatgebiet wachsenden Bevölkerungsgruppe von Zuwanderern anzunehmen. Wenn sich uns solche Möglichkeiten auftun, sollten wir sie sorgfältig unter Gebet erwägen. Ein Leben der Dienstbereitschaft trägt in großem Maße Freude, Befriedigung und Herzensfrieden ein (Prediger 5:12).
22 Ahmen wir auf alle Fälle weiterhin Jesus Christus nach, indem wir die Liebe zu den von uns gelehrten Wahrheiten und zu den Menschen, die wir belehren, vertiefen. Wenn wir in dieser zweifachen Hinsicht Liebe entwickeln und bekunden, können wir eine vortreffliche Grundlage dafür legen, wie Christus zu lehren. Wie aber können wir auf dieser Grundlage aufbauen? In der nächsten Ausgabe des Wachtturms werden in einer Artikelfolge spezielle Lehrmethoden Jesu erörtert.
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