Wir beobachten die Welt
Katholische Krise
„Die Krise in den eigenen Reihen der katholischen Kirche verschlimmert sich, da ältere Priester in Pension gehen, eine alarmierende Zahl von jüngeren Priestern ausscheidet und es noch nie so wenige Kandidaten gab“, meldete The Wall Street Journal. „Viele der verbleibenden Priester klagen bitterlich über Einsamkeit und Überlastung.“ In den letzten 30 Jahren war bei der Anzahl der Priesteramtskandidaten an den Seminaren ein 89prozentiger Rückgang zu verzeichnen — von 40 000 im Jahr 1960 auf heute weniger als 4 500. Es gibt bereits eine ganze Reihe von Gemeinden, die sich einen „Pendler-Priester“ teilen, „der eventuell mehr Zeit hinter dem Lenkrad als am Altar verbringt“. Das Problem sei „ein speziell katholisches“, so der Artikel, und spiegle „die Unpopularität des Zölibats“ wider. Professor Richard McBrien von der Notre-Dame-Universität meinte dazu: „Hier wird einer Regel — einer von Menschen aufgestellten Regel — mehr Gewicht beigemessen als der Eucharistie.“ Programme zur Anwerbung neuer Kandidaten haben sich als nicht sehr erfolgreich erwiesen, und man befürchtet, daß sich die Kirche zufolge der Krise gezwungen sieht, ihre Anforderungen für zukünftige Priester zu lockern und sogar viele „introvertierte ... krankhafte Persönlichkeiten“ anzunehmen, wie es ein höherer katholischer Geistlicher ausdrückte.
„Knietief mit Munition verseucht“
„Wir finden immer noch scharfe Artilleriemunition aus dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. Es gibt Seen voller Giftgranaten aus dem Ersten Weltkrieg. Hin und wieder rollt ein Bauer mit seinem Traktor über eine Panzermine aus dem Zweiten Weltkrieg — und rums! Das war’s. Dieses Zeug ist überall.“ Das berichtete Christian Gabardos, Chef einer Einheit von démineurs — Frankreichs berufsmäßigen Bombenentschärfern. Seit dem Zweiten Weltkrieg „haben sie das Land von 16 Millionen Artilleriegeschossen, 490 000 Bomben und 600 000 Seeminen befreit“, schreibt die New York Times. „Mehr als 800 000 Hektar Ackerland sind geräumt worden, doch Hunderttausende von Hektar bleiben eingezäunt, knietief mit Munition verseucht und von Schildern mit der Warnung: ‚Nicht betreten! Lebensgefahr!‘ umgeben.“ Über 600 Feuerwerker sind in der Zwischenzeit verunglückt. Arbeiter, die außerhalb von Paris eine neue Trasse für den Hochgeschwindigkeitszug anlegten, fanden jeden Tag zwei Tonnen Minen, Artilleriegeschosse und Senfgaskanister aus dem Ersten Weltkrieg — „Überreste von Hunderten von Munitionsdepots aus der Zeit der Kämpfe vor den Toren der Stadt“.
Je Otter 51 260 Dollar
Nach dem tragischen Tankerunfall der Exxon Valdez 1989 hat Exxon 18,3 Millionen Dollar aufgewandt, um 357 ölgeschädigte Otter einzufangen und zu behandeln. Trotz großer Anstrengungen starb über ein Drittel. Von den 225 überlebenden Ottern wurde die Mehrheit wieder in ihren natürlichen Habitaten ausgesetzt, während die restlichen in Aquarien kamen. „Meeresbiologen haben die Kosten für jeden geretteten Otter auf 51 260 Dollar beziffert“, hieß es in einem Bericht der New York Times. „Doch Wissenschaftler sind der Meinung, daß die aus dem Projekt gewonnenen Erkenntnisse künftigen Opfern eines ähnlichen Unfalls helfen werden.“ Eine wichtige Erkenntnis bestand darin, daß Rohöl für die Tiere weit giftiger ist als im allgemeinen gedacht. Das Projekt war, wie bemerkt wurde, „in erster Linie Ausdruck der Tierliebe“, denn Seeotter sind keine gefährdete Tierart und „eine beträchtliche Zahl der Tiere im Sund entkam dem tödlichen Öl“. Vertreter von Exxon sollen eingeräumt haben, daß „sterbende, ölverschmierte Otter dem Image der Firma besonders schadeten“.
Modebewußte Dummköpfe
„T-Shirts mit Aufschriften mögen heutzutage in Mode sein“, schrieb die Zeitschrift India Today. Eine junge Frau in Kalkutta mußte jedoch feststellen, daß der Versuch, sich auf diese Weise modisch zu geben, echte Nachteile haben kann. Wie sie so „in ihrer topmodischen Clochard-Hose und ihrem auffälligen T-Shirt“ durch die Straßen bummelte, bemerkte sie einige chinesische Jungen, die auf sie deuteten und sich vor Lachen ausschütteten. Auf ihre Frage, warum sie lachten, erfuhr sie, daß die chinesische Aufschrift auf ihrem T-Shirt folgendes bedeutete: „Ich bin ein kahler kokosnußköpfiger Pavian. Und jeder, der das lesen kann, soll mich auslachen, weil ich Riesendummkopf eine Aufschrift in einer Sprache herumtrage, die ich weder lesen noch schreiben kann.“
Autofahrer, aufgepaßt!
Zugführern zufolge gibt es bei fast jeder Fahrt Autofahrer, die versuchen, an einem Übergang schneller zu sein als der Zug. Statistiken scheinen das zu bestätigen. 1989 kamen in den Vereinigten Staaten bei 5 766 Zusammenstößen an schienengleichen Bahnübergängen 798 Menschen um, und 2 588 wurden verletzt. In den meisten Fällen hatten die Autofahrer die Schranken und die Blinklichter, die den nahenden Zug ankündigten, ignoriert. Warum liefern Autofahrer Zügen an Übergängen Rennen? Nach Meinung von Beamten erwarten sie höchstwahrscheinlich, daß sich ein Zug genauso verhält wie ein Auto. Doch das kann er nicht. Allein die Lok eines durchschnittlichen Güterzugs wiegt über 160 Tonnen. Bei einer Geschwindigkeit von 80 km/h braucht der Zug nach dem Betätigen der Bremsen über anderthalb Kilometer, bis er zum Stillstand kommt. Autofahrer sollten nicht vergessen: Der Zug gewinnt immer.
Rauchende Väter
Der Schaden, den eine rauchende Mutter bei ihrem Ungeborenen anrichten kann, ist weithin bekannt. Doch wie steht es mit rauchenden Vätern? „Der rauchende Vater“, so das South African Medical Journal, „muß die gleiche Verantwortung für die Konsequenzen übernehmen, wenn die Mutter während der Schwangerschaft weiterraucht. Eine Mutter braucht die Unterstützung ihres Mannes, wenn sie das Rauchen aufgeben soll, und der Fetus ist sicherlich nicht immun gegen die Auswirkungen des väterlichen Zigarettenrauchs.“ Die Zeitschrift warnt auch vor dem Schaden, den ein Kind nach der Geburt durch das Passivrauchen erleiden kann. Kinder, die zu Hause Zigarettenrauch ausgesetzt sind, „fehlen in der Schule häufiger wegen Krankheit“ als der Durchschnitt und „werden mit größerer Wahrscheinlichkeit selbst Raucher“.
Elektronische Unanständigkeiten
Er wird „Das letzte Wort“ genannt, hat Taschenformat und ist ein programmierter elektronischer Sprachgenerator, der wie ein Empfänger einer Personenrufanlage aussieht. Er wurde für Leute konstruiert, die zu schüchtern sind, selbst anstößige Dinge zu sagen. Wird er aktiviert, spuckt er einen Schwall grober Obszönitäten aus. „Er ist der beliebteste Artikel, den wir je hatten“, sagte ein Ladenbesitzer. „Es ist traurig, aber das ist es, was die Leute wollen.“ Ursprünglich kam das Gerät in zwei Versionen heraus. Die harmlosere, die Dinge wie „Geh zum Teufel!“ und „Du Idiot!“ sagte, blieb ein Ladenhüter.
Indiens Ersatzteilhandel
„Indien hat jetzt die zweifelhafte Ehre, das Land zu sein, wo wahrscheinlich die meisten Nierentransplantationen durchgeführt werden, bei denen die lebenden Spender nicht mit dem Empfänger verwandt sind“, meldete India Today. Nach Schätzungen werden in Indien jährlich über 2 000 Nieren von lebenden Spendern verkauft. Hinter den meisten Verkäufen stehen Schulden und Armut. „Wir waren verzweifelt, und die einzigen anderen Möglichkeiten waren“, wie ein Vater von drei Kindern erklärte, „ein Schmuggler oder ein hiesiger krimineller dada zu werden.“ Er und seine Frau verkauften jeweils eine Niere. „Wir wählten den ehrbaren Weg“, sagte er. Bei den hohen Preisen, die für Körperteile bezahlt werden, hat auch der Verkauf von Haut und Hornhäuten von lebenden Spendern zugenommen. „Der kommerzielle Handel mit menschlichen Organen ist zur größten medizinisch-ethischen Streitfrage des Landes geworden“, meinte ein prominenter Arzt.
Ägyptens Wasserfund
Unter all den Ländern, die an Wassermangel leiden, sticht Ägypten hervor. Der Nil, sein einziger größerer Wasserlieferant, muß zur Befriedigung der immer größeren Bedürfnisse der flußaufwärts liegenden Nationen herhalten. Und Ägyptens Bevölkerung, die jetzt bei 55 Millionen liegt, wächst alle neun Monate um eine Million. Schon heute muß Ägypten 65 % seiner Nahrungsmittel importieren. Jetzt jedoch wurde bei einer Fernerkundung mittels Satellit ein riesiger Wasservorrat unter Ägyptens westlicher Wüste entdeckt, mit dem keiner gerechnet hatte. „Wissenschaftler sind der Meinung, daß dort mehr Grundwasser vorhanden sein könnte, als man für ganz Afrika angenommen hatte“, heißt es dazu in der World Press Review. „Wie Dr. Farouk al-Baz, der ägyptische Direktor des Zentrums für Fernerkundung an der Universität Boston, ausführte, deutet eine Testbohrung darauf hin, daß ein Brunnen genug Wasser liefert ‚für 200 Jahre landwirtschaftliche Nutzung von 80 000 Hektar Land‘.“
Europa nicht mehr länger getrennt
Drei Jahre hat bisher das Bohren unter dem Kanal gedauert, der Großbritannien von Frankreich trennt. Am 30. Oktober 1990 trafen sich schließlich die beiden Seiten, als eine französische Tunnelbohrmaschine durch die Kreide auf das Loch stieß, das von der britischen Seite aus gebohrt worden war. Gemäß der Londoner Times leiteten Satellitenaufnahmen in Verbindung mit Lasersystemen die Ingenieurteams so gut, daß die Zentralachsen der beiden Abschnitte des 50 Kilometer langen Tunnels nur um einen halben Meter gegeneinander versetzt sind. Der eigentliche Durchbruch kam am 1. Dezember, nachdem die verbliebenen Meter Kreide abgetragen worden waren, um eine mannsgroße Öffnung zu schaffen, durch die Arbeiter auf die jeweils andere Seite steigen und sich die Hände schütteln konnten. Nun geht die Arbeit an der Fertigstellung des Servicetunnels und der zwei beidseits liegenden eigentlichen Eisenbahntunnel weiter.
Rache ist süß
Das Problem: Wie hält man Jugendcliquen davon ab, vor einem Geschäft herumzulungern und die Kunden zu vergraulen? Die Lösung: Man bringt außen Lautsprecher an und spielt Musik, die sie nicht aushalten. Das ist zumindest die Lösung, mit der einige 7-Eleven-Geschäfte im Nordwesten der Vereinigten Staaten und in Westkanada aufwarten und mit der sie bislang gut gefahren sind. Die Musik? Programmusik mit Interpreten wie Mantovani und Ray Conniff. Ein Geschäftsleiter erklärte: „Das ist genau die Musik, die die Jugendlichen hassen, Sachen wie z. B. ‚Moon River‘.“ Man erwartet, daß andere Geschäfte bald nachziehen. Die Zeitschrift Time schreibt: „Leute, die durch die dröhnenden Boxen der Teenager belästigt worden sind, betrachten das vielleicht als süße Rache.“