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Atomkrieg — Immer noch eine Gefahr?Erwachet! 2004 | 8. März
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Der Kalte Krieg geht zu Ende
In den 1970er Jahren ließ die Anspannung des Kalten Krieges nach, „wie [die Gespräche über die Begrenzung der strategischen Rüstung] SALT I und II belegen“, erklärt die Encyclopædia Britannica. Bei diesen Verhandlungen „begrenzten die Supermächte sowohl den Umfang ihrer Raketenabwehr als auch die Zahl ihrer strategischen Trägerraketen für Atomsprengköpfe“. Nach dem politischen Tauwetter Ende der 1980er Jahre ging der Kalte Krieg schließlich zu Ende.
„Mit dem Ende des Kalten Krieges keimten Hoffnungen auf, das atomare Wettrüsten und die Rivalität zwischen den Vereinigten Staaten und Russland endgültig beilegen zu können“, heißt es in einem Bericht des Carnegie-Friedensforschungsinstituts. Infolge der Bemühungen um atomare Abrüstung wurden in den vergangenen Jahren die Atomwaffen in Hunderten von Arsenalen verschrottet. 1991 unterzeichneten die Sowjetunion und die Vereinigten Staaten den Vertrag zur Reduzierung strategischer Waffen, der diese beiden atomaren Supermächte zum ersten Mal in der Geschichte nicht lediglich verpflichtete, die Zahl ihrer gefechtsbereiten strategischen Sprengköpfe zu beschränken, sondern sie auf jeweils 6 000 konkret zu reduzieren. Gegen Ende 2001 erklärten beide Seiten, den Vertrag erfüllt und die Zahl ihrer strategischen Atomsprengköpfe wie vereinbart reduziert zu haben. Zusätzlich beschloss man 2002 im Moskauer Vertrag, ihre Zahl in den nächsten 10 Jahren weiter auf 2 200 bis 1 700 zu senken.
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Atomkrieg — Von wem droht Gefahr?Erwachet! 2004 | 8. März
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Die rätselhafte „Reduzierung“
„Nach wie vor stehen mehr als 31 000 Atomwaffen bereit“, heißt es im Bulletin of the Atomic Scientists. „95 Prozent dieser Waffen befinden sich in den Vereinigten Staaten und in Russland, und über 16 000 sind gefechtsbereit.“ Offenbar widersprechen diese Angaben der Anzahl der angeblich noch existierenden Atomsprengköpfe. Hatten die beiden atomaren Supermächte nicht bereits erklärt, sie hätten ihre Atomsprengköpfe auf jeweils 6 000 reduziert?
Des Rätsels Lösung steckt in dem Wort „Reduzierung“. In einem Bericht des Carnegie-Friedensforschungsinstituts wird erläutert: „Die Zahl von 6 000 Gefechtsköpfen basiert auf ganz bestimmten Zählkriterien, die im Vertrag zur Reduzierung strategischer Waffen (START) festgelegt sind. Beide Nationen werden Tausende weitere taktische Waffen und Reservewaffen zurückbehalten“ (Kursivschrift von uns). „Viele — wenn nicht sogar alle — Sprengköpfe, die die USA aus dem aktiven Bestand entfernt haben, werden nicht verschrottet, sondern eingelagert“, so das Bulletin of the Atomic Scientists, „zusätzlich zu bereits 5 000 vorhandenen Reservesprengköpfen.“
Folglich existieren neben den Tausenden von strategischen Atomwaffen, die nach wie vor jederzeit gefechtsbereit sind und sofort von einem Kontinent zum anderen geschossen werden können, weitere Tausende Atomsprengköpfe sowie weitere taktische Atomwaffen für den Einsatz gegen Nahziele. Zweifellos haben die atomaren Supermächte immer noch so viele Atomwaffen in ihren Arsenalen, dass man damit die gesamte Weltbevölkerung mehrfach auslöschen könnte! Die bloße Existenz so vieler gefährlicher Waffen bringt noch ein anderes Risiko mit sich — das eines versehentlichen Atomschlags.
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