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g89 22. 1. S. 24-27

Schwindendes Ozon — Zerstören wir unseren eigenen Schutzschild?

Stell dir vor, du müßtest täglich durch einen tödlichen, brennenden Regen laufen. Dein einziger Schutz bestünde in einem Schirm, der allerdings perfekt dafür konstruiert wäre, die todbringenden Regentropfen abzuhalten. Wie wertvoll würde dir wohl dieser Schirm sein? Wäre es nicht reiner Wahnsinn, ihn zu beschädigen oder sogar Löcher hineinzuschneiden? Der Mensch befindet sich in einer ähnlichen Situation, jedoch von globalem Ausmaß.

UNSER Planet badet sozusagen ständig in Sonnenstrahlung. Wenn auch der größte Teil nützlich ist und für Wärme und Licht in unserer Welt sorgt, so ist ein kleiner Prozentsatz todbringend — die Ultraviolett-B- oder UV-B-Strahlung. Erreichte die gesamte UV-B-Strahlung die Erde, würde sie alles Leben hier vernichten. Wie gut, daß unser Planet mit einem „Schirm“ ausgerüstet wurde, der diese Strahlung abhält. Dieser Schirm wird Ozonschicht genannt. Doch unglücklicherweise ist der Mensch dabei, ihn zu ruinieren.

Was ist die Ozonschicht? Wie funktioniert sie, und wie zerstören wir sie? Nun, Ozon ist eine instabile Form des Sauerstoffs. Es besteht aus drei Atomen Sauerstoff (O3) statt aus zwei (O2). Normalerweise kommt es in der Stratosphäre vor und absorbiert dort die gefährliche UV-B-Strahlung, während das lebensnotwendige ungefährliche Licht hindurchkann. Ozon wird zwar leicht durch andere Gase angegriffen, aber die Sonnenstrahlen sorgen in der Stratosphäre ständig für Nachschub. Es ist also ein sich selbst erneuernder Schild — wirklich ein geniales Konzept!

Probleme entstehen, sobald der Mensch industrielle Gase in dieses empfindliche System einbringt; das Ozon zerfällt dann schneller, als neues durch die Sonnenstrahlen produziert werden kann. Wissenschaftlern kam 1974 der Verdacht, daß FCKWs (Fluorchlorkohlenwasserstoffe) ozonzersetzende Gase sind. FCKWs gibt es überall. Sie werden bei der Herstellung von allen möglichen Erzeugnissen aus geschäumten Kunststoffen verwendet — von der Isolierung bis zu Trinkbechern und Hamburger-Verpackungen. Sie werden als Treibgase in Spraydosen eingesetzt, als Kältemittel in Klimaanlagen und Kühlschränken und als Reinigungsmittel für elektronische Bauteile.

Ein vor der Gefahr warnender Wissenschaftler erinnert sich: „Es gab keinen Augenblick, wo ich ,Heureka!‘ gerufen hätte; ich kam einfach eines Abends nach Hause und sagte zu meiner Frau: ,Die Arbeit geht gut voran, aber es sieht nach dem Ende der Welt aus.‘“ Doch seit man 1930 die FCKWs einführte, werden sie von vielen als ungiftig und bemerkenswert stabil gepriesen. Ein Irrtum?

Die vorhergesagte Gefahr

Nein. Sie haben nur allzu recht. Gerade weil FCKWs so stabil sind, bleibt ihre Zerstörungskraft erhalten. Nachdem sie aus ausrangierten Klimaanlagen und sich auflösenden Isoliertrinkbechern entwichen sind, wandern sie langsam bis zur Stratosphäre. Dort werden sie von UV-Strahlung beschossen, zerfallen schließlich und setzen einen echten „Ozonkiller“ frei — das Chlor. Die Chloratome tanzen mit den zerbrechlichen Ozonmolekülen einen tödlichen Reigen, zerstören sie und wirbeln unbeschädigt weiter, um sich den nächsten unglückseligen Partner zu suchen. Ein Chloratom kann auf diese Weise ein Jahrhundert lang „weitertanzen“ und dabei Hunderttausende von Ozonmolekülen auslöschen.

Alarmierte Wissenschaftler protestierten lautstark gegen den Hauptverwendungszweck der FCKWs: den Einsatz als Treibgase für Aerosol-Sprays. Seit 1978 sind FCKWs in Kanada, Schweden und in den Vereinigten Staaten in Aerosolen verboten, aber nur wenige andere Länder folgten ihrem Beispiel. Und, was noch schlimmer ist, es wurden weitere Einsatzgebiete für diese beständigen Chemikalien gefunden, weswegen ihre Produktion sogar ausgebaut wurde. Die Vereinigten Staaten verbrauchen immer noch ein Viertel der Weltproduktion.

Bewaffnet mit Rechenmodellen der Erdatmosphäre, warnten die Wissenschaftler weiter davor, durch chemische Verseuchung die Ozonschicht nach und nach auszudünnen, so daß immer mehr UV-B-Strahlung passieren kann. Industrie und Regierungen taten die Aussagen der Wissenschaftler leichthin mit der Begründung ab, daß die Beweise dürftig und die Schlußfolgerungen ungesichert seien.

In der Zeitschrift Discover wurde von dieser Auseinandersetzung als von dem „Ozonkrieg“ gesprochen, und es hieß, Forscher hätten „jahrelang darin ein gigantisches, globales Experiment gesehen: Jedes Jahr pumpt der Mensch weiter Millionen Tonnen FCKWs in die Atmosphäre und wartet ab, was passiert.“ Was dann wirklich passierte, hat alle überrascht.

Statt, wie alle Computersimulationen vermuten ließen, weltweit gleichmäßig um Bruchteile von Prozenten abzunehmen, sank die Ozonkonzentration über dem Südpol rapide. Im Oktober 1984 fand eine britische Gruppe von Forschern in der Antarktis heraus, daß das Ozon über ihnen um etwa 40 Prozent abgenommen hatte — eine Erscheinung, die jetzt als „Ozonloch“ in aller Munde ist. Andere Wissenschaftler waren zunächst skeptisch, denn die britische Gruppe war relativ unbekannt und nirgends sonst hatten Meßgeräte eine auffallende Abnahme des Ozons über der Antarktis angezeigt.

Wie sich aber herausstellte, waren die von Satelliten mit Daten gefütterten Computer programmiert, eine Veränderung um mehr als 30 Prozent als Fehlmessung zu interpretieren. Die Geräte hatten also jahrelang das Ozonloch erfaßt und die Daten dann weggeworfen!

Man diskutierte eine Weile hin und her, was wohl die Ursache des Loches wäre. Dann fanden aber instrumentenbeladene Flugzeuge, die durch das Loch flogen, den wirklichen Schuldigen: Chlor aus künstlich hergestellten Chemikalien. Hoch über dem Südpol gibt es einen mächtigen Wirbel mit Wolken, die sich aus kleinsten Eispartikeln zusammensetzen. Diese bieten dem Chlor unzählige winzige Flächen, auf denen es den tödlichen Reigen mit dem Ozon noch schneller tanzen kann.

Inzwischen hat man offensichtlich auch ein ähnliches Loch über dem Nordpol entdeckt. Beide Löcher öffnen und schließen sich jedes Jahr je nach Jahreszeit. Dasjenige über dem Südpol ist etwa so groß wie die Vereinigten Staaten, das über dem Nordpol hat die Ausmaße von Grönland.

Wie betrifft uns das? Die Löcher haben Teile Nordeuropas überquert und die Südspitze Südamerikas bedroht; doch man muß nicht unter einem Ozonloch stehen, um davon betroffen zu sein. Einige Wissenschaftler befürchten, daß die Löcher das Entstehen ozonarmer Luft bewirken, die sich in beiden Hemisphären ausbreiten könnte. Tatsächlich ist die Ozonschicht über den am dichtesten besiedelten Teilen der nördlichen Hemisphäre in den letzten 17 Jahren um 3 bis 7 Prozent geschrumpft. Vorher hatte man angenommen, daß eine Abnahme um 3 Prozent etwa ein Jahrhundert dauern würde.

Die erhöhte UV-B-Strahlung auf der Erdoberfläche wird weitreichende Auswirkungen haben. Die Strahlung kann bei Menschen Hautkrebs hervorrufen. Sie schädigt auch das menschliche Immunsystem und führt zu grauem Star. Zunehmende UV-B-Strahlung wird gemäß der Zeitschrift Science News „drei Millionen Menschen, die heute leben oder bis zum Jahr 2075 geboren werden, töten“.

Der Atmosphärenforscher Dr. Michael Oppenheimer sagte dazu: „Diese Veränderungen werden sich auf jeden Menschen und auf jedes Ökosystem auf der Erdoberfläche auswirken; und wir haben nur eine schwache Ahnung, wie die Veränderungen aussehen.“ Eine erhöhte UV-B-Strahlung würde den winzigen Krill und anderes Plankton angreifen, das im Oberflächenbereich der Meere lebt; die Nahrungskette im Meer würde dadurch unterbrochen. Vernichtung von pflanzlichem Leben in großem Umfang, Ernteeinbußen, ja sogar Veränderungen in den globalen Gesetzmäßigkeiten von Wind und Wetter könnten die Folge einer schrumpfenden Ozonschicht sein. Bewahrheitet sich irgendeine dieser Befürchtungen in den kommenden Jahrzehnten, gerät der Mensch und seine Welt zweifellos in große Schwierigkeiten.

Welche Hoffnung gibt es?

Im September 1987 unterzeichneten 24 Nationen das Protokoll von Montreal. Es verlangt von den Industrieländern, ihren Verbrauch an FCKWs auf den Niveaus von 1986 einzufrieren und ihn bis 1990 um die Hälfte zu reduzieren. Entwicklungsländern wurde mehr Spielraum eingeräumt, da FCKWs für die Entwicklung als wichtig angesehen werden.

Diese Vereinbarung, die mindestens elf Nationen ratifizieren müssen, bevor sie 1989 in Kraft treten kann, wurde als „Meilenstein“ bejubelt. Ein amerikanischer Politiker erklärte begeistert: „Zum ersten Mal haben sich die Nationen der Welt bei einem Umweltproblem auf ein gemeinsames Vorgehen verständigt, bevor es überall zu Schäden gekommen ist.“

Doch nicht alle beurteilten dies so enthusiastisch. Einige Wissenschaftler waren sehr beunruhigt, als nur zwei Wochen nach der Unterzeichnung der bis dahin schlüssigste Beweis für die Schuld der FCKWs an dem Ozonloch veröffentlicht wurde. Die Vertragsunterzeichner waren angehalten worden, die Ozonlöcher aus ihren Überlegungen auszuklammern. Ein Experte sagte: „Hätten den Unterhändlern von Montreal diese Erkenntnisse zur Verfügung gestanden, so hätten sie einem völligen Rückzug der FCKWs zugestimmt.“

Die FCKWs in der Troposphäre benötigen, was die Sache noch verschlimmert, sieben bis zehn Jahre, um in die Stratosphäre aufzusteigen. Das bedeutet, daß sich unabhängig von Verträgen der FCKW-Gehalt in der Stratosphäre gegenüber heute verdoppeln wird. In der Frankfurter Rundschau hieß es dazu: „Selbst bei einem sofortigen Stopp der FCKW-Herstellung [ist] erst in 80 Jahren ein Zustand in der Atmosphäre erreicht, wie er ... in den zwanziger Jahren bestanden hat.“

Unterdessen arbeiten Chemieunternehmen fieberhaft an Ersatzstoffen. Einige sind schon recht vielversprechend, doch es erfordert Zeit, sie zu testen und Produktionsmethoden auszuknobeln. „Wir brauchen sie heute, nicht morgen“, drängt Joe Farman, der Wissenschaftler, der das antarktische Ozonloch entdeckt hat. „Wir entlassen fünfmal soviel FCKW in die Atmosphäre, wie durch natürliche Prozesse abgebaut werden kann.“ Allerdings gibt es auch gute Gründe, den Einsatz von Ersatzstoffen nicht zu übereilen. „Niemand möchte an der Geburt eines Produktes beteiligt gewesen sein, das in jeder Küche zu finden ist und das sich im nachhinein als giftig herausstellt“, sagte der Umweltbeauftragte eines Chemieunternehmens.

Es gibt also Hoffnung, aber die Wissenschaftler sind hin und her gerissen. Sie haben begriffen, daß die Atmosphäre ein höchst komplexer und empfindlicher Mechanismus ist, der auf Verschmutzung durch den Menschen plötzlich und unberechenbar reagiert.

Dr. Oppenheimer kam zu dem Schluß: „Wir fliegen blind in eine äußerst ungewisse Zukunft.“ Oberflächliche Lösungen für ein solch schwerwiegendes Problem rufen höchstens Gelächter hervor. Als ein Beamter der US-Regierung im Rahmen einer Selbstschutzkampagne empfahl, Hüte und Sonnenbrillen zu tragen, fragten Kritiker, wie man denn Sojabohnen Sombreros und Wildtieren Sonnenbrillen aufsetzen könne.

Es ist wohl völlig klar, daß nur umfassende, gründliche Maßnahmen Anklang finden werden und dem Problem angemessen sind. Ist der Mensch der Aufgabe gewachsen, die Legionen seiner Sünden gegen den Planeten wiedergutzumachen? Das ist kaum anzunehmen. Der Mensch ist doch erst bereit, Geld für die Beseitigung seines eigenen Schmutzes auszugeben, wenn er schon fast darin erstickt ist. Ist es nicht vernünftiger, die Lösung von dem Konstrukteur unserer komplexen Umwelt zu erwarten? Offensichtlich sah er unsere schwierige Zeit voraus, als er versprach, „die zu verderben, die die Erde verderben“ (Offenbarung 11:18).

[Kasten auf Seite 25]

DAS OZON-PARADOXON

Ozon, der lebensrettende Schild. Ozon, das gefährliche Gift. Dir sind vielleicht schon beide Beschreibungen begegnet. Was stimmt nun? Beides! In der Stratosphäre, wo das Ozon hingehört, ist es wirklich lebensrettend. Doch hier unten in der Troposphäre entsteht es als Nebenprodukt menschlicher Umweltverschmutzung. Die Menschen geben große Mengen Kohlenwasserstoffe in die Luft ab, hauptsächlich bei der Kraftstoff- verbrennung in Fahrzeugen. Wenn die Sonne auf die Kohlenwasserstoffe einwirkt, entsteht Ozon.

Der Mensch ist nicht dazu geschaffen, Ozon zu atmen. Es führt zu Lungenschäden. Ja, man hat kürzlich festgestellt, daß es für die menschliche Gesundheit noch gefährlicher ist, als bisher angenommen wurde. Einige Wissenschaftler haben dringend nach schärferen Einschränkungen der Verschmutzung durch Ozon gerufen — ohne nennenswerten Erfolg.

Merkst du, welche Ironie in der Ozonkrise liegt? Hoch oben, wo Ozon gebraucht wird, zerstören wir es; hier unten, wo es giftig ist, erzeugen wir es.

Du fragst dich vielleicht: „Wieso kann man das Ozon nicht einfach von hier unten in die Stratosphäre befördern, wo es gebraucht wird?“ Ein Grund besteht darin, daß das Ozon für die „Reise“ zu instabil ist; bevor es die entsprechende Höhe erreicht hätte, wäre es schon zerfallen. Einige Wissenschaftler haben phantastische Transportmöglichkeiten mit Luftschiffen, Düsenflugzeugen und Raketen ersonnen. Wie sie allerdings bereitwillig zugeben, wären die Kosten gewaltig. Zweifellos besteht die einzige echte Lösung darin, es weder oben zu zerstören noch hier unten zu erzeugen.

[Diagramm auf Seite 26]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

Stratosphäre

Ultraviolette Strahlung

Ozonschicht in der Stratosphäre

Troposphäre

Erde

Spraydose

△ FCKWs

→ Chlor

● Ozon

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