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Vorsicht! Das Wasser kann gesundheitsschädlich seinErwachet! 1986 | 22. November
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Ein Segen für die Landwirtschaft, ein Fluch für das Wasser
Pestizide, Herbizide und Düngemittel haben sich für die Landwirtschaft als Segen erwiesen, für das Wasser dagegen als ein Fluch. Im kalifornischen San Joaquin Valley haben die Farmer jahrelang ihre Weintrauben, ihr Obst und ihre Tomaten mit dem Pestizid DBCP gespritzt. Unlängst stellte sich heraus, daß das Mittel beim Menschen Krebs und Unfruchtbarkeit verursachen kann. Das Spritzen wurde zwar aufgegeben, doch man hat nicht mehr verhindern können, daß das bereits versprühte Gift durch die Bodenschichten in das Grundwasser eindrang. „In dem Tal sind 35 Prozent der Brunnen mit DBCP verunreinigt“, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums. In einem Bezirk Kaliforniens besteht laut einer Meldung der Zeitschrift Newsweek für 250 000 Menschen die Gefahr einer DBCP-Kontamination. Andere Pestizide greifen das Nervensystem an. Wieder andere stehen unter dem Verdacht, verschiedene Krankheiten zu verursachen. Von einigen Herbiziden ist jetzt bekannt, daß sie schwerwiegende Auswirkungen auf das Gehirn haben und Bewegungsunfähigkeit hervorrufen. In vielen landwirtschaftlich genutzten Gebieten haben zufolge der Düngemittel die Nitratkonzentrationen im Boden die in manchen Staaten geltende Unbedenklichkeitsgrenze überschritten. Auch diese Chemikalien sind ins Grundwasser gesickert.
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Vorsicht! Das Wasser kann gesundheitsschädlich seinErwachet! 1986 | 22. November
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„Die Verseuchung des Grundwassers ist der Lohn alter Sünden“, sagte James Groff vom Amerikanischen Wasserverband. „Niemand hatte genügend Weitsicht, um so etwas abzusehen.“
An der Umwelt wird jedoch heute immer noch gesündigt. Nach Schätzungen der amerikanischen Umweltschutzbehörde sickern jährlich 5,7 Billionen Liter giftige Abfallprodukte in das Grundwasser. Ein großer Teil davon wird vorsätzlich abgelassen, und zwar von skrupellosen Profitjägern, denen die beängstigende Vergiftung des Trinkwassers gleichgültig ist und mithin auch die Gesundheit der Menschen. „Mit nur 1 Liter Lösungsmittel werden 20 Millionen Liter Grundwasser so stark verunreinigt, daß die in den meisten Staaten gültige Unbedenklichkeitsgrenze überschritten wird“, sagte ein Wissenschaftler. Der Gedanke an die Billionen Liter Abfallprodukte läßt die poetischen Worte „Wasser, Wasser allüberallher, kein Tropfen Trunks war zu holen“ möglicherweise grausame Wirklichkeit werden.
Eine langsam tickende Zeitbombe
„Grundwasser und die Stoffe, die es verunreinigen“, so der Vorsitzende des parlamentarischen Unterausschusses für Umwelt, Energie und Naturschätze, „sind eine latente, langsam tickende Zeitbombe. Immer häufiger wird die Ansicht vertreten, daß sich das Problem zur nächsten großen Krise der 80er Jahre ausweiten wird.“ Die New York Times meldete: „Man ist sich weitgehend einig, daß die Grundwasserverschmutzung das mit Abstand ernsteste und schwierigste Problem im Zusammenhang mit der Beeinträchtigung der Trinkwasserqualität ist und daß sie derzeit eine unterirdische Zeitbombe darstellt.“ „Es besteht kein Zweifel, daß wir eine Zeitbombe in den Händen halten“, lautete die Warnung eines Wissenschaftlers an der Staatsuniversität von Arizona. „Es fragt sich nur, wie laut es knallen wird.“
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