„Von Zusammenarbeit reden“
Unlängst haben Jehovas Zeugen in Tiverton (Rhode Island, USA) einen Königreichssaal in Schnellbauweise gebaut. Unter obigem Titel berichtete ein dortiger Geistlicher über seine Besichtigung der Baustelle. Er schrieb unter anderem:
MIR waren eigenartige Berichte zu Ohren gekommen über eine Kirche, die in der Fish Road gebaut werden sollte. Wie man sagte, wollten 500 Leute in zwei Tagen eine Kirche errichten. Ich ging in die Fish Road, um zu sehen, ob an der Geschichte etwas dran war. Etwa 1 500 Leute arbeiteten dort — Tischler, Klempner, Elektriker, Zimmerleute, Glaser, Landschaftsgärtner, Verputzer, Heizungsbauer, Maurer, Estrichleger und Hunderte von anderen Arbeitern und Helfern.
Überall auf dem 1,2 Hektar großen Gelände standen offene Lastwagen. An einem war ein Schild angebracht: „Fundsachen“. Wer ein Werkzeug verloren hatte, konnte zu diesem Lastwagen gehen und es abholen. Für diejenigen, die mithelfen wollten, aber keine entsprechende Kleidung bei sich hatten, gab es einen Lastwagen mit Arbeitskleidung und Schutzhelmen. Ein Erste-Hilfe-Lastwagen stand bereit, falls jemand sich verletzte oder medizinisch versorgt werden mußte.
Hinter der Baustelle, etwas abseits, war ein großes Zelt aufgestellt worden, in dem Männer und Frauen in 15 Minuten 1 500 Leute verpflegten. Ich sah Frauen mit Gießkannen umhergehen, die den Boden befeuchteten, damit nicht zuviel Staub aufwirbelte — und das taten sie den ganzen Tag. Während Bretter angenagelt wurden, waren schon Maler zur Stelle, um sie anzustreichen. So etwas haben wohl nur wenige je gesehen.
Baufirmen in der Gegend sagten, ein solches Projekt sei unmöglich auszuführen. Aber es war möglich — ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Wer waren diese Leute, die dort so fleißig arbeiteten? Jehovas Zeugen, und die Kirche ist ein Königreichssaal. Das Fundament war vorher gelegt worden, aber alles andere wurde in zwei Tagen fertiggestellt. Ich hörte kein Fluchwort. Keine Auseinandersetzungen. Eine wirklich seltsam anzuschauende Gruppe! Ruhig gingen alle ihrer Arbeit nach. Sie waren mit den Händen dabei — nicht mit dem Mund.
Was uns in Unitarier-Universalisten-Kreisen beunruhigt, ist die Frage, warum wir keine größere Anziehungskraft auf Schwarze ausüben, ja überhaupt auf andere Rassen und Nationalitäten. Hier habe ich eine Menge Menschen der verschiedensten Rassen gesehen — darunter viele Schwarze —, die alle wie eine Familie zusammenarbeiteten. Sie kamen aus ganz Neuengland oder von weiter her. Es war eine bunt zusammengewürfelte Gruppe von zumeist jungen Leuten mit großer Begeisterung.
Ich habe aufgrund unzureichender mündlicher Information und mangelhafter Presseberichte nie viel über diese Menschen erfahren, aber was ich gesehen habe, war durchweg positiv. Bis jetzt habe ich mir nichts aus diesen Leuten gemacht, die in all den Jahren immer wieder an meiner Tür geklingelt haben, doch seien Sie versichert, ich werde sie von nun an mit wesentlich mehr Achtung und Bewunderung begrüßen.
Mir kam der Gedanke, daß viele von uns aus Unwissenheit und Voreingenommenheit ihren Sinn vor Ideen und neuen Auffassungen verschließen. Ich denke, wir alle müssen diesen Menschen Beachtung schenken. Unwissenheit und Angst halten uns gefangen, ehe wir überhaupt anfangen zuzuhören. Aber besonders sollten wir auf ihren Enthusiasmus achten.
Wenn sie für dieses Gebäude eine Baufirma beauftragt hätten, wären — mit Keller und allem — Kosten von 500 000 Dollar oder mehr entstanden. Ich frage mich, ob wir in Unitarier-Universalisten-Kreisen mit unserer steifen neuenglischen Art überhaupt jemals so etwas versuchen würden. Denken Sie darüber nach — besonders Sie, die Sie Sitzungen und lange Reden lieben. Ja, denken Sie darüber nach!