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Eine Zeit der Prüfungen (1914—1918)Jehovas Zeugen — Verkündiger des Königreiches Gottes
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[Kasten/Bild auf Seite 69]
„Keine Menschen auf Erden, die mehr begünstigt ... sind“
Am 21. Juni 1918 wurden J. F. Rutherford und mehrere seiner vertrauten Mitarbeiter zu einer 20jährigen Freiheitsstrafe verurteilt, nachdem man sie zu Unrecht der Verschwörung beschuldigt hatte. Wie war ihnen zumute? In einer handschriftlichen Notiz vom 22./23. Juni (siehe unten) schrieb Bruder Rutherford im Gefängnis in Brooklyn (New York), Raymond Street: „Es gibt heute vermutlich keine Menschen auf Erden, die mehr begünstigt und glücklicher sind als die sieben Brüder, die sich nun im Gefängnis befinden. Sie wissen, daß sie keines vorsätzlichen Vergehens schuldig sind, und frohlocken, daß sie mit Christus leiden, weil sie ihm loyal dienen.“
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Eine Zeit der Prüfungen (1914—1918)Jehovas Zeugen — Verkündiger des Königreiches Gottes
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[Bild auf Seite 69]
Gefängnis in der Raymond Street in Brooklyn (New York), wo Bruder Rutherford und mehrere seiner vertrauten Mitarbeiter direkt nach ihrer Verurteilung sieben Tage festgehalten wurden
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Eine Zeit der Prüfungen (1914—1918)Jehovas Zeugen — Verkündiger des Königreiches Gottes
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Im Frühjahr 1918 brach ein Sturm tätlicher Verfolgung gegen die Bibelforscher in Nordamerika und Europa los. Die von Geistlichen angezettelte Gegnerschaft erreichte am 7. Mai 1918 einen Höhepunkt, als gegen J. F. Rutherford und mehrere seiner vertrauten Mitarbeiter auf US-Bundesebene Haftbefehle erlassen wurden. Mitte 1918 befand sich Rutherford mit sieben seiner Gefährten in der Bundesstrafanstalt von Atlanta (Georgia).
Aber wie ging jetzt, wo Richter Rutherford und seine Gefährten im Gefängnis waren, die Arbeit im Hauptbüro weiter?
Die Arbeit in Gang gehalten
In Brooklyn wurde einem geschäftsführenden Ausschuß die Verantwortung für das Werk übertragen. Eine Hauptsorge der ernannten Brüder bestand darin, daß Der Wacht-Turm in Umlauf blieb. Bestimmt brauchten die Bibelforscher überall soviel geistige Stärkung wie nur möglich. Tatsächlich kam es während der gesamten Zeit der Prüfungen kein einziges Mal vor, daß eine Ausgabe des englischen Wacht-Turms nicht gedruckt wurde.f
Was für ein Geist herrschte im Hauptbüro? Thomas (Bud) Sullivan, der später in der leitenden Körperschaft diente, erinnerte sich: „Ich durfte das Bethel Brooklyn im Spätsommer des Jahres 1918 besuchen, während die Brüder im Gefängnis waren. Die Brüder, die die Verantwortung für die Arbeit im Bethel hatten, waren in keiner Weise furchtsam oder niedergeschlagen. Es war sogar das Gegenteil der Fall. Sie waren optimistisch und zuversichtlich, daß Jehova letzten Endes seinem Volk den Sieg geben würde. Am Montagmorgen durfte ich am Frühstückstisch mit dabeisein, als die Brüder, die während des Wochenendes auf Reisen gewesen waren, ihren Bericht gaben. So konnte man sich ein gutes Bild von der Lage machen. Die Brüder waren alle zuversichtlich und blickten weiterhin zu Jehova um Leitung auf.“
Es gab allerdings viele Probleme. Der Erste Weltkrieg wütete noch. Papier und Kohle, die für die Arbeit im Hauptbüro unbedingt gebraucht wurden, waren knapp. Als Folge des übersteigerten Patriotismus herrschte große Feindseligkeit gegenüber der Gesellschaft; die Bibelforscher galten als Verräter. Unter diesen extremen Umständen schien es unmöglich zu sein, die Arbeit in Brooklyn fortzusetzen. Daher verkaufte der geschäftsführende Ausschuß nach Rücksprache mit anderen Brüdern das „Brooklyn Tabernacle“ und schloß das Bethelheim. Am 26. August 1918 wurde die Tätigkeit wieder in Pittsburgh aufgenommen, in einem Bürogebäude Ecke Federal und Reliance Street.
Dennoch herrschte weiterhin ein positiver Geist. Martha Meredith erzählte: „Wir in Pittsburgh setzten uns zusammen und beschlossen, die Arbeit in Gang zu halten, bis die Brüder aus dem Gefängnis freikämen. Damals wurde das Brooklyner Büro nach Pittsburgh verlegt, und die Brüder machten sich daran, Artikel für den Wacht-Turm zu schreiben und die Zeitschrift drucken zu lassen. Wenn die Wacht-Türme fertig waren, steckten wir Schwestern sie in Umschläge und versandten sie.“
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