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Wunderbar geschaffen, um am Leben zu bleibenErwachet! 1988 | 8. August
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Der Lebenssaft
Die Zahl der Zellen des Körpers übersteigt unser Auffassungsvermögen. Nach einer vorsichtigen Schätzung sind es 75 Billionen — das 15tausendfache der Erdbevölkerung. Damit der Sauerstoff all jene Zellen erreicht, ist ein Verkehrssystem erforderlich, das komplexer und leistungsfähiger ist als das jeder modernen Großstadt.
Das Verkehrssystem des Körpers besteht aus dem Blut, das durch das Herz, die Arterien, die Venen und durch ein Netzwerk kleinerer Blutgefäße strömt. Es ist „ein geschlossenes System mit ungefähr 160 000 Kilometer ... Rohrleitung“, heißt es in dem Buch The Human Body. Nach jener Schätzung wären alle Blutgefäße, würde man sie aneinanderreihen, so lang, daß sie viermal um die Erde reichen würden.
Dieses umfassende Netzwerk transportiert winzige Nahrungsteilchen, die von den Darmwänden aufgenommen werden. So wird der ganze Körper mit Nahrung und Sauerstoff versorgt, sogar die scheinbar unwichtigen Teile. Auf der Haut befinden sich etwa fünf Millionen Haare, und obwohl es so viele sind, ist jede Haarwurzel über feine Blutgefäße an das Netzwerk angeschlossen. Es ist erstaunlich, wie gut jedes Härchen versorgt wird. Jesus sagte zu seinen Jüngern: „Werdet nicht furchtsam ... die Haare eures Hauptes sind alle gezählt“ (Matthäus 10:28, 30).
Die einzelnen Blutbestandteile ermöglichen es dem Körper, jede Minute drei Milliarden neue Zellen zu bilden. So ist zum Beispiel das Haarwachstum das Ergebnis einer Zellvermehrung an der Haarwurzel. Wenn Schuppen von der Haut abfallen, haben sich darunter neue Hautzellen gebildet. Zellen, die sich von den Darmwänden lösen, werden durch neue ersetzt. Jede Sekunde entstehen im Knochenmark Millionen neue rote Blutkörperchen.
Natürlich fällt bei all dieser Betriebsamkeit eine Menge Abfall an. Erneut eilt das strömende Blut zu Hilfe und beseitigt das Kohlendioxyd und kleine Abfallpartikel. Größere Abfallteilchen, wie zum Beispiel abgestorbene Zellen, werden von den weißen Blutkörperchen verzehrt, die in das Gewebe eindringen. Diese Gesundheitswächter eilen in großer Zahl zusammen, wenn irgendwo eine Infektion auftritt, und machen sich an die Arbeit. Lange bevor die Medizin diese Tatsachen entdeckte, hieß es schon in der Bibel: „Die Seele [oder das Leben] des Fleisches ist im Blut“ (3. Mose 17:11, 14).
Notfall — Reaktion auf den Blutverlust
Hast du je eine Verletzung erlitten, die zu starken Blutungen geführt hat? Wenn zuviel Blut verlorengegangen wäre, hätte sogar der Tod eintreten können. Aber meistens verhindert ein erstaunlicher Notfallmechanismus, den man noch nicht völlig versteht, daß es dazu kommt.
Wird ein Blutgefäß verletzt, zieht es sich zusammen und vermindert so den Blutfluß. Bald darauf setzt ein zweiter Mechanismus ein. Blutplättchen in der Nähe der verletzten Stelle werden klebrig und verklumpen. Dann bilden sich in der Wunde Fibrinfäden. Diese binden die Plättchen zu einem Klumpen zusammen, der auch die kleinste blutende Stelle abdichtet.
Was geschieht aber, wenn der genannte Mechanismus nicht ausreicht? Starke Blutungen lösen andere Mechanismen aus. Winzige Rezeptoren in den Arterien registrieren sofort jeden Blutdruckabfall. Das Gehirn wird benachrichtigt und befiehlt den Blutgefäßen, sich zu verengen. Gleichzeitig erhält das Herz die Anweisung, schneller zu schlagen. Hält die Blutung an, leidet das Gehirn selbst unter den Auswirkungen und reagiert mit einer Verstärkung der Nervenreflexe. Der Herzschlag beschleunigt sich von normal 72 Schlägen in der Minute auf etwa 200. Wie wirksam sind diese Mechanismen?
Die verengten Blutgefäße vermindern die Blutzufuhr zu den meisten Körperteilen. Dadurch und durch den beschleunigten Herzschlag bleibt der Blutdruck erhalten. „Doch zufolge einer erstaunlichen Einrichtung“, bemerkt Dr. A. Rendle Short in dem Buch Wonderfully Made, „sind die Arterien des Gehirns von dieser generalisierten Verengung ausgenommen.“ Das gleiche trifft auf die Arterien zu, die die Herzmuskeln versorgen. Somit fließt das Blut durch diese lebenswichtigen Organe weiterhin im wesentlichen normal. Gemäß dem Textbook of Medical Physiology von Professor Arthur Guyton erhöhen die erwähnten Reflexe „die Menge Blut, die verlorengehen darf, ohne daß der Tod eintritt, auf etwa das Doppelte von dem, was ohne sie möglich wäre“.
In der Zwischenzeit sind andere Mechanismen wirksam, um das Blutvolumen zu steigern. Dr. Miller erklärt in dem Buch The Body in Question: „Vorrang vor allem hat die Wiederherstellung des Blutvolumens. Wenn das Blut nicht zu schnell verlorengeht, kann der Körper dies selbst übernehmen, indem er das Blut verdünnt. Die Flüssigkeit wird dem Gewebe entzogen. Ferner wird weniger Urin ausgeschieden, und die Wasseraufnahme durch den Mund erhöht sich.“
Dr. Miller lehnt zwar eine Bluttransfusion im Falle einer Blutung nicht ab, er gibt aber zu: „Die unmittelbare Lebensgefahr ist nicht der Blutmangel an sich, sondern ein ungenügendes Flüssigkeitsvolumen. ... Die Verabreichung von ... Plasmaersatzmitteln ist im Frühstadium ein akzeptabler Notbehelf, da auf diese Weise die natürliche Neigung des Körpers nachgeahmt wird, die Blutmenge durch Verdünnung zu steigern.“ Professor Guyton fügt hinzu: „Es sind verschiedene Plasmaersatzmittel entwickelt worden, die fast genau die gleichen [Kreislauf-]Funktionen wie das Plasma [der Flüssigkeitsanteil des Blutes] erfüllen.“
Der Körper verfügt auch über einen Mechanismus, der den Mangel an roten Blutkörperchen, den Sauerstoffträgern, ausgleicht. In einer Fernsehdokumentation aus der Serie The Living Body, betitelt „Unfall“, wurde erklärt: „Normalerweise erzeugt das Knochenmark rote Blutkörperchen mit ungefähr 20 Prozent seiner Gesamtkapazität. Das bedeutet, daß bei einem plötzlichen Bedarf an roten Blutkörperchen die Produktion etwa auf den fünffachen Wert gesteigert werden kann.“
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Wunderbar geschaffen, um am Leben zu bleibenErwachet! 1988 | 8. August
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[Diagramm auf Seite 17]
(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)
Ein Netzwerk von Blutgefäßen reicht bis zur Wurzel eines jeden Haares
Haarbalg
Blutgefäß
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