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Jehova — ein Gott der Liebe und GeduldDer Wachtturm 1965 | 1. November
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Jehova — ein Gott der Liebe und Geduld
„Jehova ist hinsichtlich seiner Verheißung nicht langsam, ... sondern er ist geduldig mit euch, weil er nicht will, daß irgend jemand vernichtet werde, sondern will, daß alle zur Reue gelangen.“ — 2. Petr. 3:9.
1. (a) Wieso hat der zweite Brief des Petrus Ähnlichkeit mit Maleachis Prophezeiung? (b) Auf welche Weise betonten Jesus und Petrus die Zuverlässigkeit des Wortes Gottes?
IN DEN Schlußworten seines zweiten Briefes schrieb Petrus warnend, „daß in den letzten Tagen Spötter mit ihrem Spott kommen“ und höhnisch fragen würden: „Wo ist diese seine verheißene Gegenwart?“ Wie einst der Prophet Maleachi weist auch Petrus auf einige bedeutsame Wahrheiten über „den Tag des Gerichts und der Vernichtung der gottlosen Menschen“ hin. Vom menschlichen Standpunkt aus mag Jehova „hinsichtlich seiner Verheißung“ langsam zu sein scheinen. Man täusche sich aber nicht. „Jehovas Tag wird kommen wie ein Dieb“, das heißt, er wird völlig unerwartet über die gottlosen Spötter hereinbrechen. Interessanterweise verbindet Petrus das Vergehen der symbolischen „Himmel“ und der symbolischen „Erde“, die „jetzt sind“, mit der Zuverlässigkeit der göttlichen Verheißung. Auch Jesus sagte in Verbindung mit seiner großen Prophezeiung: „Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber werden auf keinen Fall vergehen.“ Wir sollten daher dem Worte Gottes und der Botschaft, die es für unsere Tage enthält, die größte Aufmerksamkeit schenken. „Glücklich der Mann, der ... nicht auf dem Sitze der Spötter gesessen hat, sondern seine Freude am Gesetz Jehovas findet.“ — 2. Petr. 3:3-10; Luk. 21:33; Ps. 1:1, 2, NW.
2. Wofür ist Jehovas scheinbare Langsamkeit ein Beweis?
2 Jehovas scheinbare Langsamkeit ist in Wirklichkeit ein wunderbarer Beweis seiner Liebe und Geduld, denn er will nicht, „daß irgend jemand vernichtet werde, sondern will, daß alle zur Reue gelangen“. Wir sollten auch „die Geduld unseres Herrn als Rettung“ betrachten. (2. Petr. 3:9, 15) Ohne die Liebe und Geduld Jehovas und Jesu Christi würden wir heute nicht sehen, wie sich das erfüllt, was schließlich mit dem verlorenen Sohn geschah. Einigen, die zu dieser Klasse gehören, ist heute dank der Geduld des Herrn bereits Rettung zuteil geworden. Ist es noch Zeit, auch andere zu retten? Können wir dabei irgendwie behilflich sein? Könnte uns etwas daran hindern, freudig und bereitwillig zu helfen?
3. (a) Wieso ist das Leben ein Beweis der Liebe Gottes? (b) Wie hat es sich gezeigt, daß Zeit ein Beweis seiner Geduld ist? (c) Wie sind diese beiden „Mittel zum Lebensunterhalt“ sowohl richtig gebraucht als auch mißbraucht worden?
3 Jehovas Liebe und Geduld helfen uns erkennen, wie Jehova — ähnlich dem Vater im Gleichnis vom verlorenen Sohn — „seine Mittel zum Lebensunterhalt“ unter die durch die beiden Söhne dargestellten zwei Klassen — die Klasse mit himmlischer und die mit irdischer Hoffnung — teilte. (Luk. 15:12) Es geht dabei um zweierlei: um Leben und Zeit. Das Leben ist eine Gabe Gottes. Es bildet sozusagen einen Teil des wunderbaren Vermögens Gottes, das er unter seine Söhne teilt. Es ist ein Beweis seiner Liebe. Als Zeichen seiner Geduld hat uns Gott in diesen „letzten Tagen“ auch eine bestimmte Zeit zugeteilt oder zugemessen. (2. Tim. 3:1) Wie denn? Die Tage der Drangsal begannen für Satans Organisation im Jahre 1914 und hätten mit Recht ununterbrochen andauern können bis zu ihrem Höhepunkt, der in der Bibel beschriebenen Schlacht von Harmagedon. Wie Jesus aber sagte, sollten „jene Tage verkürzt“ werden, da sonst „kein Fleisch gerettet“ würde. (Matth. 24:22) Die kostbare Frist, durch die diese Drangsal unterbrochen wurde und die 1918 begann und mit Harmagedon enden wird, ist noch nicht abgelaufen, ja sie hat schon viel länger gedauert, als wir ursprünglich erwarteten. Während dieser Zeit widmeten die Glieder des treuen Überrests, die die himmlische Hoffnung haben, ihr Leben und ihre Zeit freudig dem Dienste ihres Vaters, wie es der ältere Sohn getan hatte. Auch viele der in Johannes 10:16 beschriebenen „anderen Schafe“ haben dies getan. Jene dagegen, die durch den jüngeren Sohn dargestellt wurden, haben diese Gaben Gottes, Leben und Zeit, für sich beansprucht und sie gewissermaßen in Dinge umgesetzt, durch die sie die niedrigen Begierden des gefallenen Fleisches befriedigen konnten.
WOHIN ES FÜHRT, WENN MAN DEN GERADEN PFAD VERLÄSST
4. Wie und warum hat die durch den „jüngeren Sohn“ dargestellte Klasse den geraden Pfad verlassen?
4 Petrus warnt vor Menschen, die willentliche Feinde des Volkes Gottes sind, mit den Worten: „Sie betrachten ein luxuriöses Leben bei Tage als ein Vergnügen ... Da sie den geraden Pfad verlassen haben, sind sie irregeführt worden.“ (2. Petr. 2:13, 15) Diese Worte sind eine treffende Beschreibung des Weges, den der jüngere Sohn einschlug. Er wurde eigentlich nie ein eigenwilliger Gegner, der sich jede Aussicht auf Erlösung verscherzt hätte. Die Glieder der durch ihn veranschaulichten Klasse schlagen heute diesen Weg ebenfalls nicht in dem Gedanken ein, jemandem zu schaden oder ihm etwas Böses zuzufügen. Sie wollen einfach das Leben genießen, wollen ungebunden sein und nicht ständig von jemand mißbilligend beobachtet werden. Die Welt mit ihrem Großstadt- und Nachtleben bietet viel Abwechslung und manche verlockende Gelegenheit. Sie gehen darum von zu Hause weg, vielleicht nicht buchstäblich, aber sie brechen ihre Verbindung mit Jehova oder seinem Volke ab. Sie reisen „in ein fernes Land“. — Luk. 15:13.
5. Warum braucht jemand, der sich in ein „fernes Land“ begibt, nicht unbedingt eine weite Reise zu unternehmen?
5 Das heißt nicht, daß sie buchstäblich eine lange Reise unternehmen müßten. Satans System der Dinge ist überall um uns herum, aber dessen Zustand und Geist sind weit von Jehova entfernt und seinem Geist fremd. Die Pharisäer, die zuhörten, als Jesus dieses Gleichnis sprach, dachten, der jüngere Sohn stelle die Sünder und Steuereinnehmer dar, die zwar in ihrem eigenen Land lebten, aber im Dienste des fernen Rom standen. Was noch schlimmer war, die Steuereinnehmer betrogen bei ihrer Arbeit oft ihre eigenen Landsleute. Sie waren deshalb in den Augen der Pharisäer verworfen und hoffnungslos verloren.
6. Was kann leicht geschehen, wenn jemand den geraden Pfad verläßt?
6 Als der junge Mann erst einmal in dem fernen Land war, hatte er „sein Eigentum“ sehr bald verschwendet, „indem er ein ausschweifendes Leben führte“. Es wird nicht genau gesagt, wie er es tat, aber wir können es uns ungefähr vorstellen. Der ältere Sohn sagte später von seinem Bruder: „Deine [des Vaters] Mittel zum Lebensunterhalt [hat er] mit Huren verpraßt“, und niemand widersprach ihm. Das ist eine deutliche Warnung. Die Glieder der durch den „jüngeren Sohn“ dargestellten Klasse sind zwar keine willentlich bösen Menschen, aber sie laufen Gefahr, es zu werden, weil sie dadurch, daß sie „den geraden Pfad verlassen haben“ und „ein luxuriöses Leben“ führen, mit bösen Menschen eng in Berührung kommen. Man täusche sich nicht! Kein Gleichnis behandelt jede Möglichkeit. Niemand sage: „Ich will das Leben mit meinen weltlichen Freunden eine Zeitlang genießen, dann werde ich wieder zur Besinnung kommen und das Leben ernst nehmen.“ Man braucht nur einen kleinen Stoß zu erhalten oder einen Schritt zu weit zu gehen, während man sich in solcher Gesellschaft befindet, und schon gerät man unmerklich in die Klasse hinein, für die es kein Zurück, keine Umkehr mehr gibt. Denke auch an folgendes: Angenommen, Harmagedon käme, während du dich in dieser Gesellschaft befindest. Was dann? Dann ist es für die Reue zu spät. — Luk. 15:13, 30; 2. Petr. 2:13, 15.
7. Was geschah mit dem jungen Mann, als eine Hungersnot entstand, und in welche Schwierigkeiten geriet er dadurch?
7 Doch kehren wir wieder zu dem Gleichnis zurück. Wir lesen nun, daß „eine schwere Hungersnot“ entstand und der junge Mann, nachdem er alles ausgegeben hatte, schließlich eine Stelle als Schweinehirt fand. (Luk. 15:14-16) Wir können uns vorstellen, daß das für ihn als Juden eine Erniedrigung und eine Schande war. Das Schwein war ein Tier, das die Juden weder tot noch lebendig berühren und dessen Fleisch sie nicht essen durften. „Unrein soll es euch sein.“ (3. Mose 11:7, 8; 5. Mose 14:8) Der verlorene Sohn mußte also sein Gewissen vergewaltigen. Er konnte nicht erwarten, daß sich sein Arbeitgeber, ein „Bürger jenes Landes“, mit einer Gewissensfrage eines völlig heruntergekommenen Schweinehirten beschäftigte. Ja, man gestattete ihm nicht einmal, sich mit den Johannisbrotschoten zu sättigen, die die Schweine fraßen! „Niemand gab ihm welche.“ — Luk. 15:16.
8. (a) In welchem Sinne herrscht in der Christenheit seit 1918 eine Hungersnot? (b) Wie hat das die durch den „verlorenen Sohn“ dargestellte Klasse berührt?
8 Es ist nicht schwer, die Erfüllung dieses Teils des Gleichnisses zu erkennen. Die Bibel spricht davon, daß ein Hunger entstehen werde, „nicht [ein] ... Hunger nach Brot und nicht [ein] ... Durst nach Wasser, sondern die Worte Jehovas zu hören“. Unter einem solchen Hunger leidet die Christenheit besonders seit 1918, und es kann von den religiösen Führern — wie einst von den religiösen Führern in Israel — gesagt werden: „Das Wort Jehovas haben sie verschmäht, und welcherlei Weisheit haben sie?“ Es ist so, wie Jesus zu den damaligen Religionsführern sagte: „Ihr [habt] das Wort Gottes um eurer Überlieferung willen ungültig gemacht.“ Heute leiden die Bewohner des ganzen Weltreiches der falschen Religion geistig Hunger. Die Herrscher oder offiziellen Bürger der Welt Satans haben nichts anderes anzubieten als die von den religiösen Führern unterstützten und von Menschen ausgedachten Einrichtungen, wie die Organisation der Vereinten Nationen. Da die Glieder der durch den „verlorenen Sohn“ dargestellten Klasse den Weg der Welt eingeschlagen haben, stellen sie sich ebenfalls hinter diese Einrichtungen und hoffen, dadurch ihre Lage zu verbessern und am Leben zu bleiben. Doch nichts ist vorhanden, was den geistig Kranken helfen würde; sie sind am Verhungern, hilflos und verlassen. Das ist die düstere Seite des Bildes. — Amos 8:11; Jer. 8:9; Matth. 15:6; 2. Kor. 4:4.
DER JÜNGERE SOHN KOMMT ZUR BESINNUNG
9. (a) Bringt Gott Böses über uns, um uns zur Besinnung zu bringen? (b) Was half dem jüngeren Sohn, zur Besinnung zu kommen?
9 Was mit dem jüngeren Sohn geschah, zeigte Jesus, indem er dann einfach sagte: „Als er zur Besinnung kam ...“ Dann schilderte er, welche Überlegungen der junge Mann anstellte. (Luk. 15:17-19) Oft sagen Geistliche der Christenheit den Menschen, die von schwerem Leid betroffen wurden, Gott sende solche Dinge, um sie zu strafen und zur Besinnung zu bringen. Dadurch machen sie Gott für die Zulassung des Bösen verantwortlich und stellen ihn als Teilhaber am Bösen hin. Eine solche Lehre ist unbiblisch und bringt Schmach auf Gottes Namen. Gottes Wort sagt: „Gott kann nicht von üblen Dingen [vom Bösen, Me] versucht werden, noch versucht er irgend jemand“ mit üblen Dingen oder etwas Bösem. Gott prüft und nimmt in Zucht, aber nicht durch böse Mittel. Die Bibel sagt weiter: „Sondern jeder wird versucht, wenn er von seiner eigenen Begierde fortgezogen und gelockt wird.“ (Jak. 1:13, 14) So war es auch beim verlorenen Sohn. Solange er das Leben genoß, kam er nicht zur Besinnung, als er sich aber an manches erinnerte, was er noch im Gedächtnis hatte, begann er seinen Verstand wieder richtig zu gebrauchen. Es war wie bei den Israeliten, die auch wußten, an wen sie sich wenden mußten, als sie dem Feind ausgeliefert waren. Genauso erging es dem jungen Mann, wie das seine Überlegungen zeigen.
10. Was lassen die Worte des verlorenen Sohnes, die wir in Lukas 15:18, 19 lesen, erkennen, und welche Einstellung des Vaters verraten sie?
10 Als er erfuhr, daß in seiner Heimat keine Hungersnot herrschte, sagte er sich: „Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater ziehen und zu ihm sagen: ‚Vater, ich habe gegen den Himmel und gegen dich gesündigt. Ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn genannt zu werden. Mache mich zu einem deiner Lohnarbeiter.‘“ (Luk. 15:18, 19) Seine Worte verraten mehr als nur den Wunsch, dem Hunger zu entgehen und sich zu sättigen. Er gab in seinem Innern zunächst einmal zu, daß er gesündigt hatte, und zwar nicht nur gegen seinen Vater, sondern auch gegen Gott. Seine Worte lassen auch erkennen, daß er nur eines im Sinn hatte: nach Hause zurückzukehren und bei seinem Vater zu bleiben und ihm zu dienen. Er kannte seinen Vater und wußte, wie es zu Hause war. Wäre sein Vater damals, als er das Elternhaus verließ, wütend geworden und hätte er ihn angeschrien, dann wäre er bestimmt nicht so fest entschlossen gewesen, nach Hause zurückzukehren. Er hätte sich ebensogut für die Rückkehr in die Heimat entschließen können in der Hoffnung, dort an einem Ort Arbeit zu finden, wo er seinem Vater nicht begegnen würde. Doch daran dachte er nicht im entferntesten. Für ihn gab es nur noch eines: nach Hause! Einen schöneren Ort gab es für ihn nicht!
11. Wie kommen die Glieder der durch den „verlorenen Sohn“ dargestellten Klasse heute zur Besinnung?
11 Genauso verhält es sich auch mit den Menschen, die durch den jungen Mann dargestellt wurden. Da sie früher schon mit Jehovas Volk und mit der Wahrheitsbotschaft verbunden waren, haben sie eine Grundlage, die ihnen hilft, zur Besinnung zu kommen. Solange es ihnen gut geht, denken sie freilich nicht darüber nach. Sie haben aber immerhin, tief eingegraben im Gedächtnis, ein geistiges Bild davon, wie das Leben „zu Hause“, bei Gottes Volk in der theokratischen Organisation, war. Wenn sie von Satans Welt enttäuscht sind und erkannt haben, wie bettelarm sie ist, stellen sie den Unterschied fest. Wie aus dem Gleichnis hervorgeht, hören sie von der unter den ergebenen Dienern Jehovas herrschenden Wohlfahrt. Sie erfahren, daß diese, geistig gesprochen, „Brot in Fülle“ haben und den vielen beglückenden Beschäftigungen nachgehen können, die mit einem Elternhaus verbunden sind, in dem Überfluß herrscht. (Luk. 15:17) Ja, es ist allgemein bekannt, daß sich Jehovas Zeugen dieser Dinge in besonderem Maße erfreuen.
12. Welchen richtigen Entschluß fassen sie nun?
12 Nachdem sie zur Besinnung gekommen sind und den Unterschied erkannt haben, fassen sie den richtigen Entschluß. Ihre Erkenntnis und ihre Dankbarkeit bilden eine gesunde Grundlage, auf der sie sich nun Jehova hingeben. Sie können jetzt die beiden Fragen, die den Täuflingen vor jeder Taufhandlung gestellt werden, aus innerer Überzeugung und in aller Aufrichtigkeit beantworten. Wie der junge Mann bekennen auch sie ihren unreinen, sündhaften Zustand und geben sich dem himmlischen Vater bedingungslos hin, um seinen Willen zu tun und ihm zu dienen. Mit welchem Ergebnis? Was geschah mit dem jungen Mann im Gleichnis?
13. Welche Einzelheiten kennzeichnen die Heimkehr des verlorenen Sohnes?
13 Wir kommen nun zum ergreifendsten Teil des Gleichnisses. Stell dir das Bild vor. Die lange Reise in seine Heimat zurück wird für den jungen Mann zu einer qualvollen Prüfung, aber seine Entschlossenheit und der Gedanke an sein Ziel halten ihn aufrecht. Schließlich erblickt er, noch weit weg, sein Elternhaus. Was sieht er? Sein Vater, die Hand über die Augen haltend, schaut ihm entgegen! Ach, wie oft doch der Vater das getan haben muß! Obwohl er noch weit weg ist, erkennt ihn sein Vater und läuft ihm entgegen. Von Mitleid erfüllt, umarmt er ihn und küßt ihn zärtlich. Zu Hause angekommen, legt der Sohn sein Bekenntnis ab und bietet sich als „Lohnarbeiter“ an. Der Vater bestimmt jedoch, daß seinem Sohn zuerst die beste Kleidung gegeben werden müsse, damit er anständig aussehe. Dann lädt er jedermann zu einem Festmahl ein, „denn dieser mein Sohn war tot“, sagt er, „ist aber wieder zum Leben gekommen; er war verloren, ist aber gefunden worden“. — Luk. 15:20-24.
14. Welcher Grundsatz wird dadurch hervorgehoben, und was läßt sich daraus folgern?
14 Wie eindrucksvoll Jesus durch dieses Gleichnis doch den biblischen Grundsatz veranschaulichte: „Kehret um zu mir, so will ich zu euch umkehren“! (Mal. 3:7) Wenn doch nur alle, die in die Irre gegangen sind, erkennen würden, welch große Freude ihre Heimkehr bereitete! Bestimmt kehren viele nicht zurück, weil sie sich schämen. Könnte sich aber jemand darüber freuen, daß sie in Satans hungernder Welt bleiben und dort weiter darben? Gewiß nicht! Was können wir tun, um ihnen zu helfen? Wollen wir ihnen überhaupt helfen, oder begehen wir den gleichen schlimmen Fehler, den im Gleichnis der ältere Sohn beging?
15. (a) Wie läßt sich Jehovas Einstellung mit der Einstellung des Vaters des verlorenen Sohnes vergleichen? (b) Wie haben alle, die mit Jehova in Harmonie sind, ihre Dankbarkeit bewiesen?
15 Wir können Personen, die in die Irre gegangen sind, am besten helfen, wenn wir beachten, wie Jehova gemäß dem Gleichnis gehandelt hat, und seine Handlungsweise nachahmen. Aus der Erzählung Jesu geht deutlich hervor, wie der Vater eingestellt war und wie er handelte. Er wartete nicht, bis sein Sohn zu Hause angelangt war, und sagte auch nicht: „Womit willst du dein Verhalten rechtfertigen?“ Nein. Er hatte die Rückkehr seines Sohnes erwartet und nach ihm Ausschau gehalten. Jehova hat dieselbe Einstellung gezeigt, indem er in seinem Wort schon vor langer Zeit viele Prophezeiungen und Gleichnisse oder Veranschaulichungen niederschreiben ließ, die die Rückkehr dieser Klasse und die Freude, die ihm und allen Gliedern seiner einem Elternhaus gleichenden Organisation daraus erwachsen würde, voraussagten. Im Jahre 1943, gerade im richtigen Augenblick veranlaßte er, daß die betreffenden Bibeltexte verstanden werden konnten. Sie wurden durch die Klasse des „treuen und verständigen Sklaven“, den gesalbten Überrest, erklärt und bildeten einen Teil der geistigen Speise, die „zur rechten Zeit“ ausgeteilt wird. (Matth. 24:45-47) Alle, die mit Jehova in Harmonie, das heißt bei ihm „zu Hause“, waren, schätzten dieses Verständnis sehr. Sie behielten das Gelernte nicht für sich, sondern machten es durch jedes erdenkliche Mittel weit und breit bekannt und zeigten dadurch, wie sehr ihr Vater an allen, die erkennen lassen, daß sie zur Besinnung gekommen sind, interessiert ist und welch großes Mitleid er mit ihnen hat.
16. Wie wurde nach und nach eine irdische Klasse erkannt, und wie wurde sie gefördert?
16 Ein kurzer Rückblick auf den Fortschritt, der in dieser Hinsicht gemacht wurde, zeigt, daß das Gleichnis von den Schafen und Böcken im Jahre 1923 zum erstenmal im Wachtturm (englisch; deutsch: 1924) richtig erklärt wurde. Es wurde gezeigt, daß die „Schafe“ eine irdische Klasse bilden, die zur Rechten des Königs versammelt werden und die Aussicht haben, unter seiner Herrschaft ewig zu leben. (Matth. 25:31-46) Im Jahre 1931 wurde gezeigt, daß diese Klasse mit den Menschen identisch ist, die „seufzen und jammern über all die Greuel“, die in der Christenheit geschehen. Diese Menschen erhalten „ein Zeichen“ an ihrer Stirn, das auf ihre Erkenntnis der Wahrheit und auf ihr öffentliches Bekenntnis zu ihr hinweist und zu ihrer Bewahrung in Harmagedon führt. (Hesekiel, Kapitel 9) Im Jahre 1932 wurde gezeigt, daß diese Klasse auch durch Jonadab dargestellt wurde, der sich einst König Jehu freudig anschloß, als dieser mit seinem Wagen zur Hinrichtung der Baalsanbeter unterwegs war, wodurch die Hinrichtung aller Anhänger der falschen Religion bei der Vernichtung Groß-Babylons und in der Schlacht von Harmagedon veranschaulicht wurde. Es wurde betont, daß wahrheitsliebende Menschen immer noch die Möglichkeit hätten, in den Dienst des Königs Jesus Christus, des größeren Jehu, in seiner einem Wagen gleichenden Organisation einzutreten. (2. Kö. 10:15-27) In den Jahren 1933 und 1934 erhielt diese Klasse praktische Hilfe durch die Einführung des Nachbesuchswerkes, das heißt der Rückbesuche bei Interessierten. Diese Besuche ermöglichten es, solche Menschen durch ein regelmäßiges Bibelstudium geistig zu nähren. Daß sie sich Gott ebenfalls hingeben und taufen lassen sollten, wurde im Jahre 1934 klargemacht.
17. Inwiefern waren die Jahre 1931 und 1935 in der Entwicklung dieser Klasse von besonderer Bedeutung?
17 Seit dem Jahre 1931 konnte man beobachten, wie sich immer mehr dieser schafähnlichen Menschen entschieden auf die Seite der gesalbten Zeugen Jehovas stellten und sich mit ihnen am Felddienst beteiligten. Viele von ihnen hätten schon früher die Gelegenheit gehabt, sich Jehova hinzugeben, um mit ihm in ein besonderes Verhältnis zu gelangen und ihm zu dienen, haben aber wie der verlorene Sohn diese Gelegenheit gewissermaßen verschwendet. Entscheidend für die Entwicklung und die Umkehr dieser Klasse war jedoch offenbar das Jahr 1935. In diesem Jahr geschah nämlich etwas, was der Rückkehr des verlorenen Sohnes und der großmütigen Aufnahme entsprach, die ihm sein Vater gewährte und die zu einer öffentlichen Anerkennung des lange verlorenen und wieder heimgekehrten Sohnes wurde. Er war tatsächlich gekommen und war so gekleidet worden, daß es angebracht war, ihm zu Ehren ein Fest zu feiern und sich seinetwegen zu freuen. Was geschah denn im Jahre 1935, was diesem Ereignis entsprach?
18, 19. Was geschah auf den Kongressen, die 1935 stattfanden, wodurch das Bild erfüllt wurde, und welche Frage erhebt sich nun?
18 Unsere Aufmerksamkeit wird auf einen Kongreß gelenkt, der im Mai jenes Jahres in Washington, D. C., stattfand. Bezeichnenderweise wurden in den Vorankündigungen des Wachtturms besonders die „Jonadabe“ hierzu eingeladen.a Auf diesem Kongreß wurde anhand der Bibel klar und deutlich bewiesen, daß die in Offenbarung 7:9 erwähnte „große Volksmenge“ nicht eine Art zweitrangige geistige Klasse ist, wie früher angenommen worden war, sondern daß sie mit der irdischen Klasse identisch ist, auf die in den bereits erwähnten Schrifttexten hingewiesen wird. Ferner wurden alle Anwesenden, die sich als Glieder dieser „großen Volksmenge“ betrachteten, gebeten, sich von ihren Plätzen zu erheben, und viele folgten dieser Aufforderung. Es war wirklich ein herrliches geistiges Festmahl und eine Zeit großer Freude. Dasselbe wiederholte sich auf anderen Kongressen mit ähnlichen Ergebnissen. Die aus den „anderen Schafen“ bestehende „große Volksmenge“ war gekommen! Sie war da!
19 Du wirst nun sagen: „Das war aber doch vor dreißig Jahren. Wie ist es denn heute?“ Bevor wir diese Frage beantworten, wollen wir den letzten Teil des Gleichnisses Jesu betrachten, der besonders zeigt, wie der ältere Sohn auf die Rückkehr seines Bruders reagierte.
KEINE BERECHTIGTE URSACHE ZUM STRAUCHELN
20. Wie reagierte der ältere Sohn auf die Rückkehr seines Bruders, und wie redete ihm der Vater zu?
20 Der ältere Sohn war gerade abwesend, als sein Bruder zu Hause ankam. Als er sich dem Hause näherte, fragte er einen Diener, warum denn Musik gemacht und getanzt werde. Als man es ihm sagte, wurde er sehr zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater bat ihn dringend, hereinzukommen und an dem Fest teilzunehmen. Doch nein! Der ältere Sohn warf seinem Vater vor, ungerecht zu handeln. Diesen Taugenichts und Verschwender verwöhne und bevorzuge er; ihm dagegen gönne er nichts. Er habe ihm noch nie ein Böcklein gegeben, damit er mit seinen Freunden hätte fröhlich sein können. Der Vater redete ihm nochmals zu und wies gleichzeitig beide Anklagen, die der ältere Sohn gegen ihn erhoben hatte, zurück mit den Worten: „Kind, du bist immer bei mir gewesen, und alles, was mein ist, ist dein; wir mußten doch fröhlich sein und uns freuen, denn dieser, dein Bruder, war tot, ist aber lebendig geworden, und er war verloren, ist aber gefunden worden.“ (Luk. 15:25-32) Damit endet die Geschichte. Sie läßt dem älteren Sohn sozusagen die Tür offen, so daß er hereinkommen könnte, nachdem er sich die Sache überlegt hätte und zur Besinnung gekommen wäre.
21. Wer wird hier durch den älteren Sohn veranschaulicht, und welche Umstände müssen wir berücksichtigen?
21 In diesem Zusammenhang stellt der ältere Sohn nicht den ganzen noch auf der Erde lebenden Überrest der „kleinen Herde“ dar, sondern nur jene, die eine ähnliche Haltung einnehmen wie dieser Sohn. Wie zeigt sich das? Denken wir daran, daß bis zum Jahre 1931 die Aufmerksamkeit fast ausschließlich auf die Einsammlung derer gerichtet wurde, die die himmlische Hoffnung haben. Eine irdische Klasse wurde zwar vorausgesehen, aber man dachte nicht, daß sich Gott noch vor Harmagedon mit dieser Klasse besonders befasse und sie organisiere. Man dachte nicht daran, die „anderen Schafe“ vor Harmagedon einzusammeln und zu belehren, besonders nicht jene, die wie der verlorene Sohn ihre Gelegenheiten sozusagen verschwendet hatten. Darüber hinaus hatten manche extreme Ansichten darüber, wie Jehova sie für ihr himmlisches Erbe zubereite. Sie glaubten, bei allem was ihnen in Verbindung mit der Entwicklung eines angenehmen Charakters widerfahre, werde jede Einzelheit überwaltet. Das bewirkte, daß sie egozentrisch wurden und sich selbst viel zu wichtig nahmen. Sie stellten ihr Ich in einer betont demütigen Weise in den Vordergrund. Sie sahen nur sich selbst, wie das auch bei dem älteren Sohn der Fall war.
22. Wie zeigte Jehova, daß er die durch den „jüngeren Sohn“ dargestellte Klasse anerkannte, und was bewirkte das?
22 War Jehova irgendwie verpflichtet, sein Wohlgefallen zurückzuhalten und zu warten, bis diese ichbetonten Personen den richtigen Standpunkt vertreten und den richtigen Geist bekunden würden? Keineswegs. Er ging voran und bereitete der durch den „jüngeren Sohn“ dargestellten Klasse ein Mahl von „Fettspeisen“, als die Zeit für ihre öffentliche Anerkennung gekommen war. Er bekleidete sie, geistig gesprochen, mit einem prächtigen Gewand, einem Ring und Sandalen, die ein Kennzeichen dafür waren, daß sie voraussichtliche irdische Söhne sind, daß sie jetzt einen würdigen Platz in seiner Organisation einnehmen und ihre „Füße beschuht [sind] mit der Ausrüstung der guten Botschaft des Friedens“. (Eph. 6:15) Die durch den „älteren Sohn“ dargestellte Klasse brachte kein Verständnis für diese Dinge auf und erkundigte sich in einer herausfordernden Weise danach. Sie wollte nicht in das Haus der Organisation Gottes hereinkommen und hatte nicht den Wunsch, eine Klasse willkommen zu heißen, durch die sie gleichsam aus dem Rampenlicht verdrängt wurde.
23. (a) Warum vertritt die durch den „älteren Sohn“ dargestellte Klasse einen verkehrten Standpunkt? (b) Welches ist der richtige Standpunkt?
23 Die Glieder jener Klasse vertraten in bezug auf beide Anklagepunkte einen verkehrten Standpunkt. Sie sollten, sofern sie sich als treu erwiesen, die Belohnung eines Erstgeborenen empfangen. Die Klasse des „jüngeren Sohnes“ war gegenüber niemandem bevorzugt worden. Wenn nun durch Gottes Liebe und Geduld, früher als erwartet, eine irdische Klasse gefunden wurde und zum Leben kam, sollten wir uns da nicht alle mit unserem himmlischen Vater darüber freuen? Bestimmt wäre es nicht am Platz, dagegen zu argumentieren und mißgünstig zu sein.
24, 25. (a) In welchem Sinne steht die Tür für die Glieder dieser Klasse immer noch offen? (b) Welche Fragen sind noch zu beantworten?
24 Obwohl Jesus das Gleichnis an dem Punkt abschloß, an dem der ältere Sohn noch draußen war, sollten wir nicht denken, daß niemand der Aufforderung Jehovas folgen werde. Die Tür steht immer noch offen. Denken wir daran, daß die Pharisäer und Schriftgelehrten Jesus veranlaßten, dieses Gleichnis darzulegen. Ihre überhebliche Einstellung den Sündern und Steuereinnehmern gegenüber glich der Einstellung, die der ältere Sohn seinem Bruder gegenüber hatte. Etliche dieser religiösen Führer kamen jedoch später zur Besinnung. Es wird sogar berichtet, daß „eine große Menge Priester ... dem Glauben gehorsam zu sein“ begannen. — Apg. 6:7.
25 Sind Jehovas Liebe und Geduld immer noch wirksam? Sind seit 1935 Dinge geschehen, die das bestätigen? Welchen Nutzen können wir aus den Fehlern der beiden Söhne ziehen? Und was können wir aus der Einstellung des Vaters lernen, die Jesus so lebhaft beschrieb? Wir sind an der gegenwärtigen Lage besonders interessiert und werden diese Fragen im folgenden Artikel behandeln.
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Zu Jehova umkehrenDer Wachtturm 1965 | 1. November
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Zu Jehova umkehren
1. (a) Warum strahlte Moses’ Gesicht so sehr, und was bewirkte das? (b) Wie zeigte Paulus, was die eigentliche Ursache der Schwierigkeit war?
„WENN eine Umkehr zu Jehova erfolgt, wird der Schleier weggenommen“, schrieb der Apostel Paulus, als er die alles übertreffende Herrlichkeit des neuen Bundes mit dem Gesetzesbund verglich, der durch den Mittler Moses mit Israel geschlossen worden war. Als Moses mit den beiden Tafeln des Zeugnisses vom Berg Sinai herabkam, strahlte sein Gesicht so sehr, daß sich das Volk fürchtete, sich ihm zu nahen. Er mußte daher das Gesicht verschleiern. Wie Paulus jedoch erklärte, waren die Israeliten sich selbst ein Hindernis. Sie hatten nicht die richtige Herzenseinstellung und auch nicht die richtige Gesinnung. Paulus schrieb: „Ihr geistiges Wahrnehmungsvermögen wurde abgestumpft ... Ja, bis heute liegt, sooft Moses gelesen wird, ein Schleier auf ihren Herzen.“ Ihre Herzen und Sinne waren nicht in liebender Ergebenheit Jehova zugewandt. Im Gegenteil, sie hatten ihre Herzen durch Eigenwilligkeit verhärtet, wie Jehova es von ihnen gesagt hatte: „Sie gehen in ihren Herzen allezeit irre, und sie selbst haben meine Wege nicht erkannt.“ — 2. Kor. 3:12-16; 2. Mose 34:29-35; Hebr. 3:10.
2. (a) Kann sich die Welt rühmen, in dieser Hinsicht besser zu sein als die Israeliten? (b) Was ist, wie es sich immer wieder zeigt, die eigentliche Ursache der Schwierigkeit?
2 Von der Welt im allgemeinen spricht Paulus darauf in demselben Sinn, wenn er sagt: „Die gute Botschaft, die wir verkünden, [ist] tatsächlich verhüllt ... unter denen ..., die zugrunde gehen, unter denen der Gott dieses Systems der Dinge den Sinn der Ungläubigen verblendet hat, damit das erleuchtende Licht der herrlichen guten Botschaft über den Christus ... nicht hindurchstrahle.“ (2. Kor. 4:3, 4) Jesaja sagte: „Wir gingen alle in der Irre wie Schafe, ein jeder wandte sich seinem eigenen Wege zu.“ (Jes. 53:6, Me) Das ist das Schlimme. Wir gehen gern unseren eigenen Weg. Das war auch die eigentliche Ursache, warum die beiden Söhne in dem zuvor besprochenen Gleichnis vom verlorenen Sohn verkehrt handelten. Der jüngere wollte das Leben genießen. Der ältere war so stolz und eigensinnig, daß er sich den Wünschen seines Vaters widersetzte.
3. Wie können wir diese verkehrte Handlungsweise meiden, und welche Frage erhebt sich darum?
3 Nur wenn wir unsere Herzen aufrichtig Jehova zuwenden, können wir verhüten, zufolge der Neigung, eigene Wege zu gehen, verkehrt zu handeln. Das ist nicht leicht. Es bedeutet, sich dem Geist und den Gewohnheiten der Welt und unseres gefallenen Fleisches zu widersetzen. Hat Jehova in den letzten Jahren etwas getan, um denen, die zu ihm umkehren möchten, oder denen, die tastend nach ihm suchen, zu helfen?
4. (a) Auf welche barmherzige Vorkehrung weist die Prophezeiung Maleachis hin? (b) Wie lauten die letzten Worte dieser Prophezeiung?
4 Kehren wir wieder zur Prophezeiung Maleachis zurück. Du wirst dich noch erinnern, daß wir anhand der letzten beiden Kapitel dieser Prophezeiung gesehen haben, daß Jehova verheißen hat, barmherzig dafür zu sorgen, daß Menschen, die in geistiger Not sind, den nötigen Antrieb erhalten. Diese Verheißung erfüllt sich heute an der Gruppe Gott hingegebener Menschen, die Jehova auffallend segnet, die er zu etwas Besonderem gemacht hat und die auf der ganzen Erde als seine Zeugen bekannt sind. Bei der Behandlung des dritten und vierten Kapitels der Prophezeiung Maleachis sind wir jedoch nicht auf die letzten Worte Jehovas eingegangen, nämlich: „Siehe, ich sende euch Elia, den Propheten, ehe der Tag Jehovas kommt, der große und furchtbare. Und er wird das Herz der Väter zu den Kindern und das Herz der Kinder zu ihren Vätern wenden, auf daß ich nicht komme und das Land mit dem Banne schlage [die Erde dadurch schlage, daß ich sie der Vernichtung weihe, NW].“ — Mal. 4:5, 6.
ERFÜLLUNG IM KLEINEN
5. Wessen Worte zeigen uns, daß sich diese Prophezeiung zunächst im kleinen erfüllte, und wie lauten sie?
5 Diese Worte weisen auf ein Werk hin, durch das Herzen umgewandt werden. Sie stehen daher in Verbindung mit unserem Thema. Wie erfüllen sie sich, und auf wen bezieht sich der Ausdruck „Elia, der Prophet“? Wir werden es eher herausfinden, wenn wir zunächst feststellen, ob sich diese Worte beim ersten Kommen Christi erfüllten. Wie bereits erwähnt, erfüllten sich damals viele Prophezeiungen im kleinen, wodurch ein Miniatur-Vorbild geschaffen wurde, eine Vorschau auf die Erfüllung im großen, die heute, in den Tagen seines zweiten Kommens, vor sich geht. Diese Prophezeiung Maleachis bildet keine Ausnahme. Als der Engel Gabriel dem jüdischen Priester Sacharja ankündigte, er werde einen Sohn erhalten, sagte er über diesen folgendes voraus: „Viele von den Söhnen Israels wird er veranlassen, zu Jehova, ihrem Gott, umzukehren. Auch wird er mit Elias Geist und Kraft vor ihm hergehen, um zu veranlassen, daß die Herzen von Vätern zu Kindern umkehren und die Ungehorsamen zur praktischen Weisheit von Gerechten, um ein zubereitetes Volk für Jehova bereitzumachen.“ Sacharjas Sohn wurde Johannes der Täufer. Jesus sagte von Johannes: „Dieser ist ‚Elia, der kommen soll‘.“ Wie bewirkte Johannes diese Umkehr der Herzen? — Luk. 1:16, 17; Matth. 11:14; 17:10-13.
6. (a) Warum waren die Botschaft und das Werk des Johannes des Täufers notwendig? (b) In welchem Sinne wurden Herzen zur Umkehr veranlaßt?
6 Die Botschaft, die Johannes der Täufer verkündete, war unmißverständlich: „Bereut, denn das Königreich der Himmel hat sich genaht.“ Es war eine dringende Botschaft, denn jener Generation stand ein Gericht bevor. Johannes sagte: „Schon liegt die Axt an der Wurzel der Bäume.“ Auch mußte der Vertreter des Königreiches der Himmel, Jesus Christus, dessen Kommen bevorstand, angekündigt werden. Die Juden mußten bereitgemacht werden. Sie mußten zur Besinnung kommen. Ihre Herzen waren weit von Gott entfernt, denn ihre religiösen Führer hatten „das Wort Gottes“ um ihrer Überlieferung willen „ungültig gemacht“. Ihre Herzen mußten zur Umkehr veranlaßt werden. Durch die vernünftigen Ratschläge, die Johannes seinen Zuhörern gab — zu denen Steuereinnehmer, Soldaten und sogar Pharisäer und Sadduzäer gehörten —, vermittelte er „praktische Weisheit“. Er führte mit Erfolg ein Erziehungswerk durch. Seine Tätigkeit gab den Juden den nötigen Antrieb. Er bereitete ein „Volk für Jehova“ zu, Menschen, deren Herzen zur Umkehr bereit waren und die Söhne Gottes, geistige Israeliten, wurden. Ihre Herzen wurden auch veranlaßt, zu ihren Vätern, den Patriarchen, umzukehren, und das bewirkte, daß sie bereit waren, den gleichen Glauben zu bekunden wie Abraham. Paulus sagte: „Die am Glauben festhalten, [sind] Söhne Abrahams.“ — Matth. 3:2, 7-12; 15:1-9; Luk. 3:10-14; Joh. 1:35-40; Gal. 3:7.
ERFÜLLUNG IM GROSSEN
7. Wieso wissen wir, daß Johannes das Bild nicht endgültig erfüllte?
7 Im großen sollte sich diese Prophezeiung Maleachis erfüllen, wenn der Herr Jesus als König in Macht und Herrlichkeit wiederkäme. Jesus sprach von diesem Kommen des Sohnes des Menschen in königlicher Macht in Verbindung mit der Umgestaltungsvision, die Petrus, Jakobus und Johannes zuteil wurde, als sie auf einem hohen Berg waren. (Mark. 9:1-8; Matth. 17:1-9) In dieser Vision erschien auch Elia, was auf eine künftige, größere Erfüllung von Maleachi 4:5, 6 hindeutete. Daß den Jüngern Jesu diese Vision nach dem Tod Johannes des Täufers zuteil wurde, beweist, daß Johannes selbst das Bild nicht endgültig erfüllte.
8. Wer ist als der neuzeitliche „Elia, der Prophet“, erkannt worden?
8 Wer ist denn der neuzeitliche „Elia, der Prophet“, der damit betraut wurde, vor dem „Kommen des großen und furchteinflößenden Tages Jehovas“ (NW) zu warnen und die Herzen zur Umkehr zu veranlassen? Jesus deutete in der bereits erwähnten Prophezeiung auf die Antwort hin, als er von dem „treuen und verständigen Sklaven“ sprach, der die geistige „Speise zur rechten Zeit“ austeilt und vom Herrn deshalb „über seine ganze Habe“ gesetzt wird. (Matth. 24:45-47) Diese als treuer Sklave bezeichnete Klasse, der gesalbte Überrest, wurde in unserer Zeit besonders deutlich erkennbar. Wie Elia und Johannes der Täufer verkündete sie das Urteil, das Gott über jede Form der falschen Anbetung gefällt hat, bis die Feinde ihr Werk im Jahre 1918 unterbrachen. Im Jahre 1919 wurden das Werk, durch das Menschen zur Umkehr zu Gott veranlaßt wurden, und die Verkündigung der Botschaft, daß zuerst „Babylon die Große“ und dann Satans sichtbares politisches System in Harmagedon vernichtet wird, wiederbelebt. — Offb. 18:21; 19:11-16.
9. Warum trat neben Elia noch ein anderer Prophet auf, und wer ist dieser Prophet?
9 Diese neuzeitliche Elia-Klasse hat ein Werk durchgeführt, durch das Herzen zur Umkehr veranlaßt wurden. Was zugunsten der „anderen Schafe“ — zu denen auch die durch den verlorenen Sohn dargestellten „Schafe“ gehören, die frühere Gelegenheiten, Jehova zu dienen, sozusagen verschwendeten — bis zum Jahre 1935 unternommen wurde, haben wir bereits gesehen. Was ist aber seither geschehen? Um das zu erkennen, müssen wir das ursprüngliche prophetische Vorbild, das durch Elia geschaffen wurde, als Ganzes sorgfältig betrachten. Dabei stellen wir fest, daß neben ihm noch ein anderer Prophet auftrat. Das heißt nicht, daß sich Elia irgend etwas hätte zuschulden kommen lassen oder irgendwie versagt hätte. Als Gott Elia beauftragte, bestimmte Personen zu salben, die gemäß seinem Urteil die Baalsanbetung ausrotten sollten, sagte er: „Elisa ... sollst du zum Propheten salben an deiner Statt.“ Elia befolgte diesen Auftrag unverzüglich, und Elisa gab seine Beschäftigung sogleich auf, „er machte sich auf und folgte Elia nach und diente ihm“. Dadurch hatte er den Vorteil, daß er unter Elias Leitung jahrelang geschult wurde. — 1. Kö. 19:15-18, 21.
10. Welches Wunder wirkte Elia zuletzt, was bewirkte es, und wie geschah das in der Neuzeit?
10 Erinnerst du dich an Elias letztes Wunder? Es war die Teilung des Jordanwassers, die er bewirkte, indem er seinen Prophetenmantel daraufschlug, damit er und Elisa trockenen Fußes das Ostufer erreichen konnten. (2. Kö. 2:8) Das Wasser unterhalb der Stelle, wo es geteilt wurde, floß weiter dem unbelebten Toten Meer zu, wogegen das Wasser oberhalb dieser Stelle zurückgehalten wurde. Etwas Ähnliches geschieht heute in Verbindung mit der Elia-Klasse. „Die Wasser ... bedeuten Völker und Volksmengen und Nationen und Zungen.“ (Offb. 17:15) Eine irdische Klasse von Menschen wurde schon seit Jahren vorausgesehen, und die Glieder dieser Klasse traten auch immer zahlreicher hervor; doch die eigentliche Teilung der symbolischen Wasser und das Werk der Einsammlung der „anderen Schafe“ gingen, wie bereits erwähnt, erst seit dem Jahre 1935 richtig vor sich. Die Eingesammelten wurden davon zurückgehalten, weiter den Weg zu verfolgen, der in die Vernichtung führt. Jehova gebrauchte die Elia-Klasse, um mit dieser Teilung der symbolischen Wasser zu beginnen. Das Werk nahm einen guten Anfang und wurde durch die Elisa-Klasse fortgesetzt.
11. (a) Durch welches Wunder wurden diese beiden Propheten voneinander getrennt? (b) Wie und wann erfüllte sich das?
11 Erinnerst du dich an Elisas erstes Wunder? Es war das gleiche wie das letzte Wunder Elias. Elisa gebrauchte den Prophetenmantel, der von Elia herabgefallen war, zum selben Zweck, und dadurch konnte er das Flußbett bei seiner Rückkehr wieder trockenen Fußes überqueren. Nur war er jetzt allein, niemand war bei ihm, außer Jehova, der ihn stützte. Zwischen diesen beiden Wundern geschah ein weiteres erstaunliches Wunder: Elia fuhr im Sturmwind zum Himmel auf, nachdem er durch einen feurigen Kriegswagen mit feurigen Rossen von Elisa getrennt worden war. Das stellte prophetisch dar, wie die Elia-Klasse ihr Werk beendete und die Elisa-Klasse es mit noch größerer Anstrengung fortsetzte. Die geschichtlichen Ereignisse zu Beginn des Kriegsjahres 1942 lassen erkennen, daß sich dieser Wechsel damals vollzog. Kurz vorher, mitten im Zweiten Weltkrieg, schien es, als ob das Zeugniswerk seinem Ende entgegenginge. Die Zukunft war sehr ungewiß. Am 8. Januar 1942 starb J. F. Rutherford, der Präsident der Watch Tower Society. Wurde das Werk dadurch stillgelegt? — 2. Kö. 2:11-14.
12. Was zeigt, daß die Elisa-Klasse ihren Auftrag erkannte?
12 Im Gegenteil, die aus den noch zurückgebliebenen Gliedern des gesalbten Überrests bestehende Elisa-Klasse setzte das Werk des Teilens der symbolischen Wasser fort, wie Elisa es in buchstäblichem Sinn getan hatte. Dieselbe Gesellschaft, die Watch Tower Society, diente nach der Wahl eines neuen Präsidenten weiterhin als Herausgeber-Körperschaft. In der gleichen englischen Wachtturm-Ausgabe, in der der Tod Rutherfords, des Präsidenten, bekanntgegeben wurde, erschien der Leitartikel „Schlußversammlung“, dem der Text nach Jeremia 16:16 zugrunde lag und in dem von einem intensiven Werk des Fischens und Jagens nach Menschen, die noch gefunden werden könnten, die Rede war. Im Spätsommer 1942 fand in Cleveland (Ohio) ein dreitägiger Kongreß der Zeugen Jehovas statt, dessen Programm nachträglich in vielen Städten anderer Länder wiederholt wurde. Dem Hauptthema lagen das 59. und 60. Kapitel des Buches Jesaja zugrunde, die unter anderem die Aufforderung an Gottes Volk enthalten: „Stehe auf, leuchte!“ und in denen gezeigt wird, daß dadurch eine große Menge Menschen „wie eine Wolke geflogen kommen“, um sich um das Licht zu versammeln. (Jes. 60:1-3, 8; Offb. 7:9) Es bestand kein Zweifel mehr! Die Elisa-Klasse hatte ihren Auftrag erkannt, und sie verlor keine Zeit!
DAS WERK DER „ELISA-KLASSE“ — EIN ERZIEHUNGSWERK
13. (a) Von welcher Art waren Elisas Wunder, und zu wessen Nutzen wirkte er sie? (b) Welches ähnliche Werk wurde im Jahre 1942 in Gang gebracht, und wie wurde es weiterentwickelt?
13 In den mindestens zwanzig Jahren, die seither verflossen sind, hat die gleiche Klasse der Gesalbten das Werk mit unverminderter Stoßkraft weiter vorangetrieben, unterstützt von einer ständig wachsenden Zahl „anderer Schafe“, zu denen auch viele der durch den „verlorenen Sohn“ dargestellten Klasse gehören. Das ist darauf zurückzuführen, daß auf dieser Klasse der Geist Jehovas ebenso ruht, wie er auf Elisa ruhte, der Elia um das Erbteil eines Erstgeborenen, um „zwei Anteile“ seines Geistes, bat. (2. Kö. 2:9, Lu) Diese Bitte wurde Elisa damals offensichtlich gewährt, denn ihm schreibt der biblische Bericht sechzehn Wunder zu, Elia dagegen nur acht. Bei mehreren seiner Wunder heilte Elisa oder machte etwas gesund und half dadurch besonders den „Söhnen der Propheten“, so zum Beispiel, als er das Wasser einer Quelle gesund machte, als er bewirkte, daß ein vergiftetes Gericht genießbar wurde, und als er die vorhandene Speise vermehrte. Er rief den Sohn der Sunamitin wieder ins Leben und heilte Naaman vom Aussatz. (2. Kö. 2:15 bis 6:23) Die Gruppe der treuen Propheten gedieh durch den Dienst Elisas. Damit in Übereinstimmung beschlossen die verantwortlichen Leiter im Brooklyner Hauptbüro im Jahre 1942 nach dem Kongreß in Cleveland, eine Schule zur Ausbildung von Missionaren zu eröffnen, die in der ganzen Welt als Prediger und Lehrer dienen und die „anderen Schafe“ einsammeln sollten, zu denen auch die gehören, die dem verlorenen Sohn gleichen. Diese Missionarschule wurde am 1. Februar 1943 eröffnet, und ihr Programm ist seither noch erweitert worden, so daß die dort Ausgebildeten gut ausgerüstet sind, die Organisation der Zeugen Jehovas in vielen Ländern zu stärken und dem Werk neue Gebiete zu erschließen. Das Interesse an der durch den „verlorenen Sohn“ dargestellten Klasse kam auch durch die beiden Artikel „Der verlorene Sohn in Not“ und „Die Heimkehr des verlorenen Sohnes“ zum Ausdruck, die in den englischen Wachtturm-Ausgaben vom 1. und 15. November 1943 (deutsch: November 1945) erschienen. Im Oktober 1944 wurde auf der ganzen Erde ein einmonatiger besonderer Zeugnisfeldzug unter dem Motto „Zeugniszeit: Verlorener Sohn“ durchgeführt.
14, 15. (a) Welches weitere Programm wurde im Jahre 1942 eingeführt, und wie ist es weiter ausgebaut worden? (b) Was für ein Schulungskurs wurde im Jahre 1959 eingeführt?
14 Darüber hinaus wurde im Jahre 1942 ein Programm eingeführt, gemäß dem erdenweit in allen Versammlungen der Zeugen Jehovas ein Kurs zur Schulung in unserem christlichen Predigtdienst durchgeführt werden konnte. Im Jahre 1943 wurde auf dem Kongreß „Aufruf zur Tat“ bekanntgegeben, daß beabsichtigt sei, in jeder Versammlung eine theokratische Predigtdienstschule einzuführen. Alle wurden eingeladen, sie zu besuchen, um noch besser ausgerüstet und noch befähigter zu werden, obwohl nur die männlichen Studierenden Ansprachen vom Podium aus hielten. Im Jahre 1958 wurde jedoch angeordnet, daß sich alle Studierenden, männliche und weibliche, aktiv beteiligen könnten. Die Frauen halten indes keine Ansprachen, sondern führen lediglich vor, wie die Königreichsbotschaft unter verschiedenen Umständen wirkungsvoll dargeboten werden kann. — 1. Tim. 2:11, 12.
15 Im Jahre 1959 wurde in Verbindung mit dem Elisa-Werk wieder etwas Neues eingeführt: ein vierwöchiger Kurs zur Ausbildung der Versammlungsaufseher, der in allen Ländern durchgeführt werden sollte, in denen die Watch Tower Society ein Zweigbüro mit entsprechenden Räumlichkeiten unterhält. Die Aufseher werden eingeladen, unentgeltlich an diesem Kurs teilzunehmen.
16. (a) Inwiefern war dieses Werk zum Nutzen der durch den „verlorenen Sohn“ veranschaulichten Klasse? (b) Wie zeigte Der Wachtturm vom 15. August 1937, daß einige möglicherweise nicht an der Verbesserung ihres Predigtdienstes arbeiteten?
16 Wir haben dieses Erziehungswerk hier nur in groben Zügen umrissen. Es hat sich für Jehovas Zeugen selbst sehr segensreich ausgewirkt. Das ist jedoch keinesfalls alles. Dieses Werk ist größtenteils nur Mittel zum Zweck. Es ermöglicht nämlich, den Predigtdienst noch wirkungsvoller und noch ausgedehnter durchzuführen und dadurch allen zu helfen, die in Not sind, auch denen, die zur Klasse des „verlorenen Sohnes“ gehören. Jehovas Zeugen sollten sich für diese Vorkehrungen bestimmt dankbar erweisen. Das können sie tun, indem sie sie nutzen, um ihren Predigtdienst zu verbessern. Wäre es nicht traurig, wenn sich jemand aus ungerechtfertigten oder nicht stichhaltigen Gründen weigern würde, diese Vorkehrungen zu nutzen, und dadurch vielleicht zuließe, daß in ihm ein Geist der Bitterkeit aufkäme, wie ihn der ältere Bruder in dem Gleichnis Jesu bekundete? (Luk. 15:25-30) Dadurch, daß wir uns aufrichtig und demütig bemühen, diese Vorkehrungen zu nutzen, können wir wahre Nächstenliebe üben, und zwar auch denen gegenüber, die zu der durch den „verlorenen Sohn“ dargestellten Klasse gehören. Wir möchten nicht von denen sein, die „des nötigen Eifers“ ermangeln und auf die das zutreffen würde, was im Wachtturm vom 15. August 1937 (Seite 242) unter der Überschrift „Gruppendiener“ zu lesen war. Dort hieß es: „Die Verkündigung der Königreichsbotschaft ist jetzt von höchster Wichtigkeit. Es ist die Pflicht der Gesalbten, darüber abzustimmen, wer Gruppendiener sein soll, doch können auch ‚Holzhauer und Wasserschöpfer‘ dienen (Jos. 9:21-27; 5. Mose 16:12-15; 19:11). Wenn in der Gruppe keine Brüder vorhanden sind, die fähig wären, den Posten eines Gruppendieners oder in einem Dienstkomitee zu versehen, dafür aber Jonadabe da sind, die den Eifer und die Fähigkeit hierzu besitzen, so bilde man das Dienstkomitee aus Jonadaben und gebe ihnen die Dienstgelegenheit. Die Arbeit darf nicht zurückbleiben, weil jemand in der Gruppe des nötigen Eifers ermangelt. Das Evangelium muß jetzt verkündet werden (Matth. 24:14).“
17. (a) Welchen verkehrten Weg mögen einige der Überrestglieder und der anderen Schafe einmal eingeschlagen haben? (b) Wie haben sie jedoch echte Reue gezeigt?
17 Viele Glieder der Klasse der „anderen Schafe“ und sogar viele vom Überrest der Miterben Christi haben einmal einen ähnlichen Weg eingeschlagen wie einst der verlorene Sohn. Sie haben sich Jehova hingegeben, haben aber das Haus ihres Vaters später verlassen, und einige von ihnen ließen sich sogar Dinge zuschulden kommen, die es nötig machten, daß ihnen die Gemeinschaft der Versammlung entzogen wurde. Sie wurden ausgeschlossen, haben aber seither echte Reue bekundet, sind in die Versammlung Jehovas zurückgekehrt und haben ihr und ihrem himmlischen Vater bekannt, daß sie verkehrt gehandelt hatten. Sie haben bereut und ihre Handlungsweise geändert. Einige von ihnen waren vielleicht Hurer oder Ehebrecher haben seither aber den gleichen Geist bekundet wie der verlorene Sohn, als er in sein Vaterhaus zurückkehrte; sie haben die richtige Herzenseinstellung gezeigt, haben ihren himmlischen Vater um Vergebung gebeten, sind zurückgekehrt und haben darum gebeten, als Sklaven in Jehovas Organisation dienen zu dürfen. Alle, die wie der verlorene Sohn echte Reue zeigten, freuen sich nun wieder, weil sie wieder in die Versammlung aufgenommen worden sind. Sie zeigen Demut und verkünden mit denen zusammen, die im Hause ihres Vaters geblieben sind, wieder die gute Botschaft von Gottes Königreich.
18. Welche Dienstgelegenheiten mögen jemandem geboten werden, dem einst die Gemeinschaft entzogen werden mußte, der aber wieder aufgenommen wurde und sich seither als untadelig erwiesen hat?
18 Viele, denen der himmlische Vater vergeben hat und die nach ihrer Rückkehr aus dem unreinen Zustand, weswegen ihnen die Gemeinschaft entzogen werden mußte, demütig bewiesen haben, daß sie gute Sklaven sind, mögen sich mit der Zeit sogar als geeignete Verwalter im Hause ihres Vaters erweisen. Sie haben dadurch, daß sie während längerer Zeit einen tadellosen Wandel führten, die Schmach, die sie über sich gebracht, und den schlechten Eindruck, den sie auf Außenstehende gemacht hatten, in Vergessenheit geraten lassen. Wenn nun die Versammlung jemand wegen seines untadeligen Wandels seit seiner Wiederaufnahme als gutes Beispiel betrachten kann, wenn er, nachdem ihm die Gemeinschaft entzogen werden mußte, demütig zurückgekehrt ist und nach seiner Wiederaufnahme zehn Jahre seine Liebe zu Jehovas Wort und Werk bewiesen hat, dann wäre es mit dem Gleichnis vom verlorenen Sohn in Übereinstimmung, wenn er als Buchstudienleiter eingesetzt würde oder öffentliche Vorträge halten dürfte. Später mag er sogar das Vorrecht erhalten in einer noch verantwortungsvolleren Stellung in Jehovas Organisation zu dienen. Wenn der Betreffende seit seiner Wiederaufnahme der Herde Gottes durch treuen Dienst zehn Jahre ein gutes Beispiel gegeben hat und wenn das Versammlungskomitee es für richtig hält, ihm größere Dienstvorrechte zu übertragen, warum sollten diese ihm nicht gewährt werden? Wenn er deutlich bewiesen hat, daß er nun für immer im Hause seines Vaters bleiben will und daß er den Interessen dieses Hauses in treuer Ergebenheit dienen möchte, scheint es, daß er ruhig wieder mit größerer Verantwortung in der Versammlung des Volkes Jehovas betraut werden kann.
19, 20. (a) Welche Rolle spielen Gottes Wort und Geist in unserem Predigtdienst? (b) Welche zwei Gesichtspunkte sollten wir in Betracht ziehen?
19 Heute wird Gottes Wort durch alle diese mit dem Erziehungsprogramm verbundenen Vorkehrungen in den Vordergrund gestellt wie nie zuvor. Es gibt kein besseres Mittel als Gottes Wort, um Herzen zur Umkehr zu veranlassen. Daran dachte auch Paulus, als er die alles übertreffenden Vorzüge des neuen Bundes und seines Dienstes besprach. Als Jehova den Wortlaut des neuen Bundes bekanntgab, sagte er: „Ich werde mein Gesetz in ihr Inneres legen und werde es auf ihr Herz schreiben.“ (Jer. 31:33) Paulus sagte den Korinthern etwas Ähnliches, nämlich: „Ihr werdet als ein Brief Christi offenbar, geschrieben durch uns als Diener, eingeschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist eines lebendigen Gottes, nicht auf Tafeln von Stein, sondern auf Tafeln von Fleisch, auf Herzen.“ Ja, „Jehova ... ist der GEIST“, und wenn wir zu ihm umkehren und seinen Geist ungehindert in unser Herz strömen lassen, indem wir uns eng an sein Wort halten, dann können wir „mit unverhülltem Angesicht wie Spiegel die Herrlichkeit Jehovas widerstrahlen“. Dann kann er uns gebrauchen und uns das wunderbare Vorrecht gewähren, anderen zu helfen, sich ihm zuzuwenden oder zu ihm umzukehren. Vergessen wir auch nicht, „daß der, welcher einen Sünder vom Irrtum seines Weges zurückführt, seine Seele vom Tode retten und eine Menge von Sünden bedecken wird“. — 2. Kor. 3:3, 17, 18; Jak. 5:20.
20 Zum Schluß wollen wir zu unserer Ermunterung noch kurz eine Veranschaulichung betrachten, die nicht nur zeigt, daß sich immer noch Herzen ändern und zu Jehova umkehren können, sondern die auch erkennen läßt, daß Jehova ein weites Herz hat und alle liebt, die wirklich seine Kinder sind und zu ihm umkehren.
VERANSCHAULICHUNG
21. Warum hatten Josephs zehn Halbbrüder eine schlechte Einstellung, und wie zeigte sich dies?
21 Wir finden diese Veranschaulichung in dem bekannten Drama von Jakob und seinen zwölf Söhnen, über das in 1. Mose, Kapitel 37 bis 45, berichtet wird. Zwei dieser Söhne Joseph und Benjamin, liebte Jakob besonders, weil sie die Söhne seiner geliebten Frau Rahel waren. Da Joseph von seinem Vater offensichtlich bevorzugt wurde und er auch Träume hatte, die von Gott stammten, haßten ihn seine zehn Halbbrüder sehr und waren so eifersüchtig auf ihn, daß sie planten, ihn zu töten. Statt dessen verkauften sie ihn dann aber als Sklaven nach Ägypten. Sie nahmen seinen langen Leibrock, tauchten ihn in Blut und zeigten ihn ihrem Vater, der daraus schloß, daß sein Sohn von einem wilden Tier zerrissen worden sei. Sie bekundeten wirklich eine sehr schlechte Herzenseinstellung sowohl Joseph als auch ihrem Vater gegenüber. — 1. Mose 37:2-36.
22, 23. Wie wurde ihre Herzenseinstellung einer gründlichen Prüfung unterzogen, und was war das Ergebnis?
22 Die Jahre vergingen. Unter Gottes geschickter Leitung wurde Joseph in Ägypten Ernährungsminister. Nachdem die vorhergesagte erdenweite Hungersnot eingetreten war, mußte Jakob seine Söhne zweimal nach Ägypten senden, damit sie Getreide kauften. Joseph erkannte seine Brüder, sie aber erkannten ihn nicht. Beim ersten Mal ließen die zehn Söhne erkennen, daß sie Josephs wegen ein schlechtes Gewissen hatten. Hatte sich aber ihre Herzenseinstellung wirklich geändert? Beim zweiten Mal sorgte Joseph dafür, daß seine Brüder einer schweren Prüfung unterzogen wurden. Man lenkte die Dinge so, daß Benjamin in den Verdacht kam, Josephs sorgfältig behüteten Silberkelch gestohlen zu haben! Joseph, der immer noch unerkannt war, verlangte mit gestrenger Miene, daß Benjamin als Sklave bei ihm bleibe. Die anderen könnten nach Hause zurückkehren. Nun trat Juda, offenbar im Einverständnis mit seinen Brüdern, vor und flehte einen scheinbar harten, feindseligen Zuhörer mit den herzergreifendsten Worten an. Er bemühte sich sehr, genau zu erklären, wieviel Benjamin seinem Vater bedeutet. Zum Schluß bat er, selbst Josephs Sklave werden zu dürfen, damit der junge Benjamin mit seinen Brüdern nach Hause zurückkehren könne. Dann rief er leidenschaftlich bewegt aus: „Wie könnte ich zu meinem Vater zurückkehren, ohne daß der Knabe bei mir wäre? Ich könnte den Jammer nicht mitansehen, der meinen Vater träfe!“ — 1. Mose 44:34, Me.
23 Nun konnte kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß die Brüder ihre Herzenseinstellung geändert hatten! Joseph war tief bewegt und weinte laut, als er sich ihnen zu erkennen gab. Betrachten wir aber auch noch die andere Seite des Dramas: den zu Hause wartenden Jakob.
24. Wie reagierte Jakob auf das, was er über Joseph hörte, und was bewies ihm das?
24 Wir können uns vorstellen, wie der alte Vater in banger Sorge lebte, während Tage und Wochen langsam verstrichen. Ob er seinen geliebten Benjamin wohl jemals wiedersehen würde? Ob er ihn ebenso verlieren würde wie Joseph? Schließlich wurde ihm gemeldet, seine Söhne seien in Sicht und würden bald eintreffen. Er wartete in seinem Zelt. Wir können uns das Bild vorstellen. Er begrüßte seine Söhne, einen nach dem anderen, aber den jungen Benjamin ließ er nicht mehr von seiner Seite. Doch was sagten sie? Der Mann, der in Ägypten mit der Verwaltung betraut sei, sei niemand anders als Joseph? Unmöglich! Wenn dies der Fall wäre, dann hätte ihm Joseph doch bestimmt schon längst eine Botschaft zukommen lassen. So mochte er gedacht haben. Seine Söhne drangen jedoch in ihn, er solle kommen und sehen, was sie alles mitgebracht hatten. Er konnte nicht widerstehen. Schweren Herzens ging er hinaus und sah das Getreide und die vielen anderen Dinge samt dem Silber und den Kleidern, die Benjamin gegeben worden waren. Als er dann noch den Wagen sah, den Joseph eigens gesandt hatte, um ihn nach Ägypten holen zu lassen, wichen seine letzten Zweifel! Ein solch prächtiges, bequemes Fahrzeug! Es war nicht nur ein sichtbares Zeichen der Verbundenheit, sondern das sichtbare Mittel, das ihn zu seinem lang verlorenen Sohn Joseph bringen sollte. Er legte die Hand an die Wagenseite und rief, von der inneren Gewißheit und seinen Gefühlen überwältigt, aus: „Genug! Joseph, mein Sohn, lebt noch! Ich will hinziehen und ihn sehen, ehe ich sterbe.“ — 1. Mose 45:25-28.
25. (a) Was zeigt das alles in bezug auf Jehova? (b) Wie können wir beweisen, daß wir wirklich seine Kinder sind? (c) Welcher Weg steht denen, die irregegangen sind, immer noch offen?
25 Jakob empfand ähnlich wie der Vater im Gleichnis Jesu, der sich über seinen Sohn freute und von ihm sagte: „[Er] war tot, ist aber lebendig geworden, und er war verloren, ist aber gefunden worden.“ (Luk. 15:32) Joseph war natürlich nicht in die Irre gegangen wie der verlorene Sohn; was hier jedoch besonders betont werden soll, ist die innige Liebe des Vaters, die in beiden Fällen zum Ausdruck kam. Bestimmt muß das Herz dessen, der diese Dinge geschehen und in seinem Wort aufzeichnen ließ, noch weiter und seine Liebe noch inniger sein als die Liebe derer, die lediglich als Veranschaulichung dienten! Wenn wir wirklich seine Kinder sind, werden wir „die Herrlichkeit Jehovas widerstrahlen“ wollen und werden seine Eigenschaften der Liebe, Geduld und Barmherzigkeit ebenfalls bekunden und jede Gelegenheit wahrnehmen, unseren himmlischen Vater nachzuahmen. (2. Kor. 3:18) Sollten wir aber in die Irre gegangen sein, so kann uns nun bestimmt nichts mehr daran hindern, seinem dringenden Aufruf, den er in seiner Güte ergehen läßt, zu folgen und zu ihm umzukehren. Denkst du nicht auch? Petrus schrieb: „Ihr seid wie Schafe gewesen, die irregingen, habt euch jetzt aber zu dem Hirten und Aufseher eurer Seelen zurückgefunden.“ Wäre es nicht schön, wenn das auch von dir gesagt werden könnte? — 1. Petr. 2:25.
„Denn Gott ist nicht ungerecht, daß er eure Arbeit und die Liebe vergessen würde, die ihr seinem Namen gegenüber erzeigt habt, indem ihr den Heiligen dientet und noch dient. Wir begehren aber, daß ein jeder von euch denselben Fleiß zeige, um die volle Gewißheit der Hoffnung bis ans Ende zu haben.“ — Hebr. 6:10, 11.
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