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Sich als alleinstehender Elternteil in der heutigen Welt behauptenDer Wachtturm 1980 | 15. Dezember
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Sich als alleinstehender Elternteil in der heutigen Welt behaupten
„Die Frau nun, die wirklich Witwe ist und hilfsbedürftig hinterlassen wurde, hat ihre Hoffnung auf Gott gesetzt und verharrt Nacht und Tag im Flehen und in Gebeten“ (1. Tim. 5:5).
1—3. (a) Was schrieb eine Witwe? (b) Ist die Zahl der Einelternfamilien angestiegen? Nenne einige der Probleme, denen sie gegenüberstehen.
„ICH bin eine 28jährige Witwe und habe zwei Kinder. Da ich nicht möchte, daß sie ohne Vater erzogen werden, bin ich sehr bedrückt. Mir scheint, daß sich niemand um mich kümmert. Meine Kinder sehen mich oft weinen, und sie leiden darunter. Ich weiß, daß es so mit mir nicht weitergehen darf, aber was soll ich tun?“ In diesem Brief kommt eine Bitte um Hilfe zum Ausdruck, wie sie von einer Vielzahl von Menschen, die vor zahlreichen Problemen stehen, immer wieder geäußert wird — von den alleinstehenden Eltern.
2 Berichte aus aller Welt zeigen eine rapide Zunahme der Einelternfamilien. In den Vereinigten Staaten ist die Zahl innerhalb von 10 Jahren fast auf das Doppelte gestiegen, und in Kanada hat sie sich mehr als verdoppelt. In Australien und Großbritannien sind ungefähr ein Zehntel aller Familien Einelternfamilien. Man schätzt, daß zwei Fünftel der heute in den Vereinigten Staaten lebenden Kinder einen Teil ihres Lebens in einer Einelternfamilie verbringen werden.
3 Dieser Anstieg ist auf mehrere Ursachen zurückzuführen. Kriege und Autounfälle haben viele Familien des Vaters beraubt. Bei dem Zerfall des Familienlebens ist es beinahe etwas Alltägliches, daß ein Ehepartner den anderen im Stich läßt, sich von ihm scheiden läßt oder getrennt von ihm lebt. Es gibt auch ledige Mütter, die keine Abtreibung vornehmen ließen oder ihr Kind nicht zur Adoption freigaben, sondern sich entschlossen haben, es selbst aufzuziehen. Einzeleltern müssen mit vielen Problemen fertig werden. Die Einsamkeit, die Erziehung der Kinder, die Bestreitung des Lebensunterhalts, sexuelle Bedürfnisse und die Führung des Haushalts sind nur einige davon.
DAS CHRISTENTUM BRINGT ERLEICHTERUNG
4. Welche Umstände führten im ersten Jahrhundert dazu, daß es viele Einelternfamilien gab?
4 Im ersten Jahrhundert, als das Christentum noch in seinen Anfängen steckte, forderten Kriege, Krankheiten und der sittliche Verfall ebenfalls ihren Tribut, so daß es zahllose Witwen und vaterlose Kinder gab. Eine Scheidung oder das Verlassen des Ehepartners war häufig die Regel. Gewöhnlich blieben kleinere Kinder bei der Mutter, die sie nun allein großzuziehen hatte. Die Welt des Römischen Reiches war herzlos. Sie verachtete den Schwachen. Witwen wurden ohne Mitleid behandelt, und viele von ihnen wandten sich sogar der Prostitution zu, um leben zu können.
5. In welch zweifacher Hinsicht war das Christentum eine Hilfe?
5 Das Christentum führte eine wirkliche Wende herbei. Es forderte Mitleid mit Benachteiligten. Darüber hinaus verlieh es alleinstehenden Müttern durch seine Lehren die moralische Kraft, sich von den Lastern der Zeit frei zu machen. Das Christentum brachte keine schamlosen Frauen hervor, sondern Frauen, die Selbstbeherrschung walten ließen, keusch waren und ihre Familie liebten. Selbst Nichtchristen erkannten diesen Unterschied, so daß einer von ihnen ausrief: „Welche Frauen die Christen doch haben!“
6. Welche Grundsätze des Christentums können sowohl Einzeleltern als auch allen Christen helfen, mit den heutigen Belastungen fertig zu werden?
6 Welchen Grundsätzen des Christentums war das zuzuschreiben? Der Apostel Paulus erteilte einmal Rat hinsichtlich Witwen und sagte, daß eine vorbildliche Witwe „ihre Hoffnung auf Gott gesetzt [habe] und ... Nacht und Tag im Flehen und in Gebeten [verharre]“. Er zeigte, daß eine Witwe, die nicht weniger als 60 Jahre alt sei, auf die Liste der Hilfeempfänger gesetzt werden könne, wenn sie unter anderem „fleißig jedem guten Werk nachgegangen“ sei (1. Tim. 5:5, 9, 10). Hier stechen zumindest drei Grundsätze hervor: 1. auf Gott vertrauen und auf die Verwirklichung der Hoffnung auf ewiges Leben harren, das Gott verheißen hat, 2. ein inniges persönliches Verhältnis zu Gott bewahren, 3. sich ständig mit nützlicher Arbeit beschäftigt halten. Wir werden sehen, wie diese drei Grundsätze, wenn angewandt, nicht nur für alleinstehende Eltern, sondern für alle Christen eine wirkliche Hilfe sind, um mit den heutigen Belastungen fertig zu werden.
MIT DER EINSAMKEIT FERTIG WERDEN
7. (a) Wieso ist die Einsamkeit für alleinstehende Eltern ein besonderes Problem? (b) Welche Abhilfe wird in 1. Timotheus 5:10 angeregt?
7 Eine alleinstehende Mutter seufzte: „Wenn ich nach Hause komme und meine vier Wände sehe und besonders wenn die Kinder im Bett sind, überfällt mich die Einsamkeit.“ Ja, die Einsamkeit ist für alleinstehende Eltern meistens das größte Problem. Sich mit den Kindern mehr zu befassen hilft zwar, doch viele sehnen sich nach der Kameradschaft eines Erwachsenen. Ein lang erprobtes „Heilmittel“ besteht darin, daß man sich mit „jedem guten Werk“ beschäftigt hält. Christliche Witwen im ersten Jahrhundert ‘nahmen Fremde gastlich auf, wuschen die Füße der Heiligen [d. h., sie dienten ihnen persönlich] und leisteten den Bedrängten Hilfe’ (1. Tim. 5:10). Eine 68jährige Zeugin Jehovas, die Witwe ist, nahm sich das zu Herzen und besuchte jedesmal, wenn sie sich einsam fühlte, andere Witwen und Altersheime in der Nähe. Sie sagte: „Ich stelle fest, daß ich keine Zeit habe, einsam zu sein, wenn ich diese Besuche mache, meine Hausarbeit verrichte und auf meine geistige Gesundheit achte.“
8. (a) Wieso kann man durch die Verkündigung des Königreiches das Gefühl der Einsamkeit und der Niedergeschlagenheit vertreiben? (b) Ist diese Tätigkeit wirklich eine Hilfe?
8 Das Königreich zu verkündigen ist ein „gutes Werk“, das Jesus geboten hat, ein Werk, das das Gefühl der Einsamkeit und Niedergeschlagenheit vertreiben kann (Matth. 24:14; 28:19, 20). Einer alleinstehenden Mutter, die zurückgezogen lebte und sich einsam und niedergeschlagen fühlte, wurde von ihren Freunden empfohlen, am Predigtdienst von Haus zu Haus teilzunehmen. Sie befolgte den Rat. An der ersten Tür wurde sie von einer stark körperbehinderten Frau, die ungewöhnlich freudig war, gebeten einzutreten. Auf die Frage, wieso sie so glücklich sein könne, antwortete die Frau vergnügt: „Weil ich lebe, meine Liebe. Ich bin am Leben.“ Das brachte eine Wendung für die Zeugin, die bei sich dachte: „Ich bin gesund und habe die Liebe der Versammlung, zwei nette Kinder und vor allem Jehova. Warum sollte ich unglücklich sein?“ Anderen in geistiger Hinsicht zu helfen kann uns davor bewahren, daß wir egozentrisch werden und uns bemitleiden. Wenn wir andere über Gottes Wort belehren, bleibt unsere Hoffnung lebendig und frisch, und wir ‘setzen unsere Hoffnung weiterhin auf Gott’ (1. Tim. 5:5).
9. Läßt sich das Gefühl der Einsamkeit immer durch harte Arbeit vertreiben? Was ist ebenfalls eine Hilfe?
9 Ein Witwer war indes realistisch, wenn er sagte: „Das Gefühl der Einsamkeit verschwindet nicht einfach durch harte Arbeit. Oft muß man damit leben. Man muß es mit der Hilfe und der Kraft Jehovas einfach ertragen.“ Diese Kraft empfängt man, wenn man ‘Nacht und Tag im Flehen und in Gebeten verharrt’ (1. Tim. 5:5). Wenn wir im Gebet alles erwähnen, was wir tagsüber getan haben, ist es wirklich tröstlich zu wissen, daß Jehova immer bereit ist, uns anzuhören, und daß er sich um alles kümmert, was in unserem Leben geschieht. Unser Herz „Nacht und Tag“ vor ihm auszuschütten ist eine Hilfe, besonders abends, wenn — wie viele berichten — das Problem der Einsamkeit besonders schwierig sein kann.
MIT DEM PROBLEM DER SEXUELLEN BEDÜRFNISSE FERTIG WERDEN
10. (a) Wann kann das sexuelle Verlangen zu einem ernsthaften Problem werden? (b) Wie könnte jemand ‘auf sinnliche Befriedigung ausgehen’, und wozu könnte dies führen?
10 Viele alleinstehende Eltern sehnen sich nach der innigen Ehegemeinschaft und den intimen ehelichen Beziehungen. Solche Empfindungen sind an sich nicht verkehrt. Der Wunsch, wieder zu heiraten, ist etwas Natürliches. Ein Problem entsteht, wenn man entschlossen ist, diese „sexuellen Regungen“ ohne Rücksicht auf die Kosten zu befriedigen. So etwas geschah in den Tagen des Apostels Paulus. Einige jüngere Witwen ließen zu, daß ‘sich ihre sexuellen Regungen zwischen sie und den Christus drängten’ (1. Tim. 5:11, 12). Das war eine ernste Sache, denn diese Personen sagten praktisch: „Meine sexuellen Bedürfnisse sind einfach zu groß. Ich muß etwas unternehmen, um meinem Körper Erleichterung zu verschaffen.“ Dieses körperliche oder sinnliche Verlangen erlangte in ihrem Leben allmählich die Oberhand — sogar über geistige Interessen. Es mochte so stark werden, daß eine solche Person ‘auf sinnliche Befriedigung ausging’ und dadurch ‘tot war, obwohl sie lebte’ (1. Tim. 5:6). Ihr Interesse an geistigen Dingen starb ab. Dasselbe kann einem Christen (ob Mann oder Frau) auch heute widerfahren. Man kann „geistigen Selbstmord“ begehen, indem man die biblischen Sittenmaßstäbe außer acht läßt, weil man so sehr auf die Befriedigung „sexueller Regungen“ aus ist.
11. Wie kann jemand ‘seine sexuellen Gelüste ertöten’?
11 In der Bibel lesen wir daher die Ermahnung: „Ertötet ... die Glieder eures Leibes ... in bezug auf ... sexuelle Gelüste“ (Kol. 3:5). Aber wie kann man das erreichen? Indem man über seinen Sinn und sein Herz wacht. Angenommen, wir möchten eine bestimmte Diät einhalten und unser Gelüst zu essen beherrschen, würden wir dann Zeitschriften lesen, die Bilder von köstlichen Speisen enthalten, oder uns Fernsehprogramme über Kochen ansehen? Würden wir uns bei Leuten aufhalten, die ständig über Speisen sprechen? Kaum. Dasselbe trifft auf „sexuelle Gelüste“ zu. Eine Witwe sagte ganz offen: „Wir leben in einer Welt, in der man ständig von Sex spricht. Ich achte daher gewissenhaft darauf, welche Unterhaltung ich wähle und mit wem ich gesellig zusammen bin. Ein Zuckerkranker würde auch nicht seine Nase am Schaufenster eines Süßwarenladens platt drücken.“
12, 13. (a) Wie kann man ein persönliches Verhältnis zu Jehova entwickeln? (b) Warum ist das „Flehen“ so wichtig, und was kann man tun, um in Übereinstimmung mit seinen Gebeten zu handeln?
12 Um aber mit diesem Verlangen Tag für Tag fertig zu werden, muß der Betreffende ein enges persönliches Verhältnis zu Gott entwickeln. Das erfordert außer persönlichem Studium und Nachsinnen auch Beharrlichkeit im „Flehen“ (1. Tim. 5:5). Paulus spricht nicht nur allgemein von Gebeten, sondern erwähnt auch „Flehen“. Dabei handelt es sich um Bitten, mit denen Gott ein dringendes Bedürfnis vorgetragen wird. Es sind eindringliche Bitten, ja Hilferufe, womöglich mit „starkem Schreien und Tränen“ (Hebr. 5:7).
13 Bittest du im Gebet eindringlich um Selbstbeherrschung und Kraft? Beharrst du darin? Betest du in dem Augenblick, in dem sich dein sexuelles Verlangen stark bemerkbar macht? Gehst du auf Einzelheiten ein, und trägst du deinem himmlischen Vater auch Dinge vor, die du keinem Menschen anvertrauen würdest? Handelst du in Übereinstimmung mit deinen Gebeten? Eine Christin sagte einmal: „Bitte nicht um Jehovas Hilfe zur Überwindung sexueller Wünsche, wenn du ständig an Sex denkst. Es stimmt, daß dein Geschlechtstrieb zu bestimmten Zeiten im Monat sehr stark sein mag. Beschäftige deinen Sinn dann mit irgend etwas anderem. Besuche jemand. Gehe spazieren, oder unternimm etwas, was dich auf andere Gedanken bringt. Halte dich in diesem Teil des Monats so beschäftigt wie möglich.“ Eine andere Christin, die ebenfalls die Notwendigkeit erkannte, sich mit „jedem guten Werk“ beschäftigt zu halten, stimmte zu und sagte: „Putze die Fenster. Putze den Flur. Grabe den Garten um. Ich habe das getan. Es hilft.“ Wenn du siehst, wie Jehova dir bei diesem Problem hilft — nicht indem er ein Wunder wirkt, sondern indem er dir wenigstens jeden Tag die Kraft verleiht, mit dem Problem fertig zu werden —, wirst du näher zu ihm hingezogen werden.
14. (a) Was kann geschehen, wenn man kein enges Verhältnis zu Jehova hat? (b) Was können alleinstehende Eltern so lange tun, bis sie einen christlichen Ehepartner finden?
14 Ohne diese kostbare „vertraute Gemeinschaft mit Jehova“ könnte es sein, daß man ohne Rücksicht auf die Kosten einen Ehepartner zu suchen beginnt und vielleicht sogar mit weltlichen Personen ausgeht (Ps. 25:14). Eine Christin, die dies tat, sagte: „Das eigentliche Problem bestand darin, daß ich kein enges Verhältnis zu Jehova hatte. Als sich mir eine Gelegenheit bot zu heiraten, sagte mir das sofort zu. Ich vergaß die Sittenmaßstäbe, die ich kennengelernt hatte. Doch eines Tages erkannte ich, daß der Mann nur seine eigenen Interessen im Sinn hatte und nicht an eine Heirat dachte. Nun mußte ich mit einem schuldbeladenen Gewissen leben.“ Keinen Ehepartner zu haben kann zwar schwierig sein, doch eine geschiedene Christin sagte warnend: „Es gibt etwas viel Schlimmeres, als allein zu sein, nämlich mit der falschen Person verheiratet zu sein.“ Man hat stets die Möglichkeit, einen Lebensgefährten unter ergebenen Christen zu finden, einen Ehepartner „im Herrn“ (1. Kor. 7:39). Einige warten viele Jahre auf einen solchen Ehepartner. Sie sind in der Zwischenzeit nicht bitter geworden, noch haben sie sich von den Umständen erdrücken lassen. Sie haben die Zeit genutzt, um die Eigenschaften zu entwickeln, durch die sie ein besserer Ehepartner sein können. Eine alleinstehende Mutter sagte: „Ich frage mich: ,Bin ich so geistig gesinnt, daß ein Mann mich zur Frau haben möchte?‘ Wenn ich als Alleinstehende unglücklich bin, dann werde ich wahrscheinlich auch eine schlechte Ehegefährtin sein.“
EINEN HAUSHALT FÜHREN UND KINDER AUFZIEHEN
15. (a) Was haben einige Einzeleltern getan, um ihre Aufgaben im Haushalt bewältigen zu können? (b) Hast du weitere Anregungen?
15 Viele alleinstehende Mütter ahmen die in Sprüche 31 beschriebene tüchtige Frau nach, obschon dies hohe Anforderungen an sie stellt. Diese Frau war zwar verheiratet, doch hatte sie die allgemeine Aufsicht über den Haushalt. Sie sparte Geld, indem sie mit Bedacht einkaufte, aus Rohstoffen selbst Waren anfertigte und keine Nahrungsmittel verschwendete, sondern einem jeden den „beschiedenen Anteil“ gab (V. 13 bis 15, 19). Sie arbeitete von frühmorgens bis spätabends (V. 15, 18). Sie stellte Waren her und verkaufte sie (V. 24). Bei der Hausarbeit packte sie mit „ihren eigenen Händen“ zu (V. 17, 19). Einige alleinstehende Eltern lesen heute Fachbücher oder holen Rat von Fachleuten ein, um zu lernen, wie sie ihre „eigenen Hände“ geschickt gebrauchen können. (Viele erhielten die fachkundige Anleitung kostenlos, wenn sie ihre Lage erklärten.) Andere haben über ihre Bedürfnisse mit Glaubensbrüdern gesprochen, die über bestimmte Fachkenntnisse verfügen und ihnen nach Möglichkeit gern geholfen haben. All das sind Möglichkeiten, die Ausgaben niedrig zu halten.
16. Warum sollte man auf Gott vertrauen, und wessen Beispiel zeigt diese Notwendigkeit?
16 Doch trotz allem, was eine Witwe tun kann, muß sie, während die Zeiten noch schwieriger werden, das Vertrauen zu Gott haben, daß er täglich für sie sorgt. Die alleinstehende Mutter, die in den Tagen des Propheten Elia in der Stadt Zarephath wohnte, gab ein gutes Beispiel, indem sie „ihre Hoffnung auf Gott“ setzte. Unter Jehovas Leitung bat Elia sie um das Letzte, was sie zu essen hatte, und versprach ihr, daß Gott für sie sorgen werde. Was hättest du getan? Ihr Vorrat reichte gerade noch für eine Mahlzeit. Zumindest mit dieser einen Mahlzeit hatte sie noch rechnen können. Aber weil sie glaubte, gab sie das, was für sie gewiß war, für etwas Ungewisses hin. Das durch den Propheten geredete Wort Gottes traf ein. Sie und ihr Sohn ermangelten nicht der Nahrung. Auch heute müssen alleinstehende Eltern wie alle anderen Christen auf Gott vertrauen, indem sie zuerst sein Königreich suchen und sich an seine gerechten Maßstäbe halten. Dann werden sie erleben, daß er für sie sorgt (1. Kö. 17:8-16; Luk. 4:25, 26; Matth. 6:31-33).
17. Was sollten Einzeleltern nicht vergessen, wenn sie in der Kindererziehung erfolgreich sein wollen, und warum?
17 Einzeleltern können die schwierige Aufgabe, für die Kinder gleichzeitig „Mutter“ und „Vater“ zu sein und sie richtig zu erziehen, nur lösen, wenn sie nicht vergessen, was für die Familie das allerwichtigste ist. Die Bibel sagt uns:
„Besser ist ein wenig in der Furcht Jehovas als reichlich Vorrat und Verwirrung dabei. Besser ist ein Gericht Gemüse, wo Liebe ist, als ein an der Krippe gemästeter Stier und Haß dabei“ (Spr. 15:16, 17).
Der wahre Wert einer Mahlzeit besteht nicht in dem, was auf den Tisch kommt, sondern was im Herzen derer ist, die gemeinsam essen. Was wirklich zählt, sind Liebe und eine heilsame Gottesfurcht.
18. (a) Was haben einige Einzeleltern getan, um das nötige Geld zu verdienen und sich dennoch um ihre Kinder kümmern zu können? (b) Was kann man deiner Meinung nach noch tun?
18 Um Zeit zu haben, die Kinder zu gottesfürchtigen Menschen zu erziehen, und um das nötige Geld zu verdienen, haben einige alleinstehende Eltern oft unter Mithilfe ihrer Kinder Waren verkauft, die sie selbst angefertigt haben, oder gewisse Dienste in Heimarbeit geleistet.a Andere haben jede staatliche Unterstützung genutzt, auf die sie gesetzlich und moralisch ein Anrecht haben. Viele haben ihren Lebensstandard gesenkt, um mit einer Teilzeitbeschäftigung auszukommen. Das tat auch eine Christin, die vier Kinder hatte. Sie sagte: „Ich wollte soviel wie möglich mit den Kindern zusammensein. Keinen Vater zu haben war für sie schon schlimm genug; sie sollten nicht auch noch der Mutter beraubt werden.“ Natürlich ist es nicht jedem möglich, eine so günstige Arbeit zu finden. Doch Einzeleltern, die ihren Kindern liebevoll erklären, warum sie berufstätig sein müssen, und die soviel wie möglich mit ihnen zusammen sind, können in der Familie eine herzliche, liebevolle Atmosphäre aufrechterhalten.
19. (a) Was bedeutet es für Eltern, ‘ihre Kinder zu lieben’? (b) Warum ist das für Einzeleltern nicht immer leicht?
19 Wichtig ist, ‘die Kinder zu lieben’, was bedeutet, daß man sie nötigenfalls auch züchtigt (Tit. 2:4; Spr. 13:24). Dadurch wird verhindert, daß bei Kindern, die einen Elternteil verloren haben, das Gefühl der Unsicherheit aufkommt. Einige Frauen neigen zur Sentimentalität und mögen sich daher direkt dazu zwingen müssen, ihre Kinder zu züchtigen. Vergessen wir aber nicht, daß man einem Kind durch Zucht, die Strafe einschließen mag, klarmacht, daß man es liebt und nicht möchte, daß es in Schwierigkeiten kommt.
20. (a) Was haben einige getan, um ein enges Verhältnis zu ihren Kindern zu haben? (b) Welch zweifacher Nutzen ergibt sich, wenn man ein enges Verhältnis zu den Kindern hat und sie richtig erzieht?
20 Einzeleltern, die ein enges Verhältnis zu ihren Kindern hatten, geben folgende Anregungen:
„Reserviere eine bestimmte Zeit für die Kinder, und laß nichts dazwischenkommen. Die Hausarbeit wird immer dasein, die Kinder aber nicht. Bemühe dich, die Kinder im Glauben zu stärken.“ „Da meine Kinder durch den Verlust der Mutter einen Schock erlitten haben, muß ich ihnen mehr Verständnis entgegenbringen. Ich spreche mit ihnen bei jeder Gelegenheit, ob tagsüber oder am Abend. Die schönste Zeit haben wir beim Zubereiten der Mahlzeiten. Dann sprechen sie sich wirklich bei mir aus.“
Eine solche Liebe spricht an. Die Kinder können sie sehen und fühlen. Die Kindererziehung erfordert von Einzeleltern zwar große Anstrengungen, doch haben sie die tiefe Befriedigung, ihre Kinder zu verantwortungsbewußten Lobpreisern Jehovas heranwachsen zu sehen. Außerdem ist diese Arbeit für alleinstehende Eltern ein Schutz vor Unsittlichkeit (1. Tim. 2:15).
DIE VOLLSTÄNDIGE LÖSUNG — DIE NEUE ORDNUNG
21. (a) Sind die Probleme alleinstehender Eltern leicht zu lösen? (b) Was erreichen Einzeleltern durch ihre Treue?
21 „Ich bin fast jeden Tag im Predigtdienst tätig. Ich studiere und bete ständig“, sagte eine Witwe und fügte hinzu: „Aber dennoch weine ich jede Nacht, bis ich einschlafe.“ Ja, die Probleme, mit denen ein alleinstehender Elternteil fertig werden muß, sind nicht leicht zu lösen. Oft ist es Tag für Tag ein Kampf. Doch jeder Tag, an dem du als Christ Ausharren beweist, ist für Satan ein Schlag ins Gesicht, denn er hat behauptet, daß Menschen Gott nicht mehr dienen, wenn sie in eine schwierige Lage geraten (Hiob 1:9-11; Spr. 27:11). Bedenke, daß heute niemand ein problemfreies Leben führen kann. Die „ganze Bruderschaft in der Welt“ hat Leiden durchzumachen (1. Petr. 5:9). Die Probleme eines anderen mögen sich von den deinen unterscheiden, doch für ihn sind sie genauso schwierig. Ungeachtet, wie groß deine Probleme sein mögen, sie könnten doch noch schlimmer sein. Versuche daher, soviel wie möglich an die positiven Seiten deines Lebens zu denken.
22. (a) Worauf sollten wir unser Auge gerichtet halten, und warum? (b) Was wird im folgenden Artikel behandelt?
22 Vor allem müssen wir unser Auge auf die lebendige Hoffnung gerichtet halten, die Hoffnung auf ein kommendes System, in dem wir vollkommen zufriedengestellt werden. Der Apostel Paulus sagte: „Wir [halten] unseren Blick nicht auf die Dinge gerichtet ..., die man sieht [die Drangsale, die uns ratlos machen und entmutigen könnten], sondern auf die Dinge, die man nicht sieht [die Hoffnung auf ewiges Leben]. Denn die Dinge, die man sieht, sind zeitlich, die Dinge aber, die man nicht sieht, sind ewig.“ Ja, die Belastungen, die das heutige bedrückende System mit sich bringt, wird es einmal nicht mehr geben. Die nahe bevorstehende neue Ordnung wird uns ewige Segnungen bringen. Behalte dies im Sinn, und du wirst ‘nicht nachlassen’ (2. Kor. 4:8, 9, 16-18). Wie können aber andere einem alleinstehenden Vater oder einer alleinstehenden Mutter helfen? Das wird im folgenden Artikel behandelt.
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Kannst du Witwen und vaterlosen Kindern „in ihrer Drangsal“ helfen?Der Wachtturm 1980 | 15. Dezember
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Kannst du Witwen und vaterlosen Kindern „in ihrer Drangsal“ helfen?
1, 2. (a) Inwiefern ist es ein Unterschied, ob man jemand, der in Not ist, sieht oder ob man nach ihm sieht? (b) Welche Verpflichtung bringt gemäß Jakobus 1:27 die wahre Anbetung mit sich?
ES IST ein großer Unterschied, ob man jemand, der in Not ist, sieht oder ob man nach ihm sieht. Die wahre Anbetung sollte bewirken, daß aus uninteressierten Beobachtern liebevolle, hilfsbereite Glaubensbrüder werden, denn „die Form der Anbetung, die vom Standpunkt unseres Gottes und Vaters aus rein und unbefleckt ist, ist diese: nach Waisen und Witwen in ihrer Drangsal zu sehen und sich selbst von der Welt ohne Flecken zu bewahren“ (Jak. 1:27).
2 Das griechische Wort, das in Jakobus 1:27 mit „sehen nach“ wiedergegeben wird, hat die Bedeutung von „sich annehmen, sich fürsorglich zuwenden“ und vermittelt den Gedanken, jemand zu besuchen, um ihm die nötige Hilfe zu leisten. Diese Hilfe wird sehr geschätzt.
KINDER KÖNNEN WERTVOLLE HILFE LEISTEN
3, 4. (a) Wer sollte gemäß 1. Timotheus 5:4 daran interessiert sein, Witwen zu helfen? (b) Welche Hilfe können Kinder alleinstehender Eltern leisten, und auf welche Weise können solche Kinder ihren Vater bzw. ihre Mutter am besten unterstützen?
3 Der Apostel Paulus zeigt, wer daran interessiert sein sollte, Witwen zu helfen, indem er sagt: „Wenn aber irgendeine Witwe Kinder oder Enkel hat, so laß diese zuerst lernen, in ihrem eigenen Hause Gottergebenheit zu pflegen und ihren Eltern und Großeltern beständig eine gebührende Vergütung zu erstatten, denn das ist in Gottes Augen annehmbar“ (1. Tim. 5:4). Diese Feststellung handelt zwar von erwachsenen Kindern, doch selbst Minderjährige können lernen, ihre Gottergebenheit dadurch zu zeigen, daß sie ihren Eltern, die so viel für sie getan haben, „eine gebührende Vergütung“ erstatten. Aber auf welche Weise? Einige junge Leute helfen in finanzieller Hinsicht, wie zum Beispiel ein Jugendlicher, der seine gesamten Ersparnisse aus seiner Teilzeitbeschäftigung zur Begleichung einer unverhofften Rechnung anbot. Seine Mutter sagte strahlend: „Diese Großzügigkeit von einem 14jährigen Jungen hat mich unbeschreiblich ermuntert.“
4 Selbst wenn Kinder kein Geld beisteuern können, können sie doch Dankbarkeit und Gehorsam zeigen, was noch viel wichtiger ist (Spr. 23:22; Eph. 6:1-3). Viele alleinstehende Eltern fragen sich, ob sie ihre Kinder richtig erziehen. Wie sehr sich doch ein Vater freute, als er von seiner kleinen Tochter eine Karte mit den Worten erhielt: „Ich liebe dich sehr und weiß, daß du dich sehr abmühst.“! Hast du als Kind einer Einelternfamilie deinem Vater bzw. deiner Mutter in letzter Zeit einmal gesagt, wie sehr du die für dich erbrachten Opfer schätzt? Gehorchst du bereitwillig? Bist du dir darüber im klaren, was es heißt, gehorsam das Geschirr zu spülen, den Müll wegzubringen, deine Hausaufgaben zu machen, rechtzeitig nach Hause zu kommen, aufzuräumen und vor allem regelmäßig den vorgesehenen biblischen Stoff zu studieren? Durch deinen bereitwilligen Gehorsam in diesen Dingen kannst du deinen Vater oder deine Mutter am besten unterstützen.
WIE DIE VERSAMMLUNG HELFEN KANN
5. (a) Was bedeutet es, „Mitgefühl“ zu zeigen und warum ist dies so wichtig? (b) In welcher Weise könnte unsere Versammlung gegenüber Einzeleltern solches „Mitgefühl“ bekunden?
5 „Es ist sehr schwer, und manchmal werde ich fast erdrückt“, sagte eine alleinstehende Mutter mit sechs Kindern, darunter 17 Monate alte Zwillinge. „Doch hin und wieder sagt ein Bruder oder eine Schwester [in der Versammlung] zu mir: ,Joan, du machst es schon richtig. Es wird sich bestimmt lohnen.‘ Allein zu wissen, daß andere an einen denken und sich um einen kümmern, ist schon eine Hilfe.“ Dies zeigt, auf welche Weise alle helfen können. Der Apostel Petrus sagte: „Seid alle gleich gesinnt, bekundet Mitgefühl, habt brüderliche Zuneigung, zartes Erbarmen“ (1. Petr. 3:8). Versetze dich in die Lage des anderen. Ein von Herzen kommendes freundliches Wort oder Lächeln kann viel bewirken. Sei nicht kritisch, sondern mitfühlend.
6. Warum würde jemand, der so handelt, wie es in 1. Johannes 3:17 beschrieben wird, vor Gott wirklich schuldig sein?
6 Echte Liebe zeigt sich nicht nur in freundlichen Worten. Der Apostel Johannes fordert Christen in einem Brief auf, ihre Liebe durch Werke in die Tat umzusetzen, und schreibt unmittelbar davor: „Wer immer aber die Mittel dieser Welt zum Lebensunterhalt hat und seinen Bruder Not leiden sieht und dennoch die Tür seiner Gefühle innigen Erbarmens vor ihm verschließt, wie bleibt da die Liebe Gottes in ihm?“ (1. Joh. 3:17). Das mit „sieht“ wiedergegebene Wort bezeichnet keinen flüchtigen Blick, sondern ein bewußtes, dauerndes Hinsehen oder Zuschauen. Es wird für einen Feldherrn gebraucht, der ein Heer inspiziert. Er sieht gewiß interessiert hin und achtet auf Einzelheiten. Stellen wir uns also vor, was Johannes beschreibt: Jemand hat die Mittel, um Hilfe zu leisten, verschließt aber die Tür seines Herzens, nachdem er seinen Bruder aufmerksam beobachtet und festgestellt hat, daß er Not leidet. Er verweigert die Hilfe. Wie herzlos! Glücklicherweise sind solche negativen Reaktionen unter Jehovas Zeugen eine große Ausnahme. Vielmehr bestätigen zahlreiche Berichte die Freigebigkeit gegenüber Personen, die „Not leiden“.
7. Worauf ist es gewöhnlich zurückzuführen, wenn Einelternfamilien nicht geholfen wird, und wie kann dieses Problem überwunden werden?
7 Es gibt aber Fälle, in denen die Hilfe unterblieb. Gewöhnlich war es darauf zurückzuführen, daß man die Notwendigkeit nicht „sah“. Es mangelte an aufmerksamer Beobachtung und echtem Interesse an den Bedürftigen. Wie steht es diesbezüglich in deiner Versammlung? Bist du dir der Verhältnisse, in denen sich die Witwen und die Waisen befinden, wirklich bewußt? Wann hast du zum letzten Mal mehr getan, als sie nur beiläufig zu begrüßen? Hast du schon einige von ihnen zum Essen oder zu einem geselligen Beisammensein eingeladen, um sie besser kennenzulernen? Solche Fragen helfen uns festzustellen, ob wir wirklich wissen oder „sehen“, in welcher Lage sich unsere Einelternfamilien befinden.
8. Wie haben einige Christen hilfsbedürftigen Einelternfamilien beigestanden?
8 Um helfen zu können, muß man nicht besonders wohlhabend sein. Viele, die eine wirkliche Notlage sehen, helfen mit Lebensmitteln aus oder mit Kleidungsstücken, die ihren Kindern zu klein geworden sind. Einige haben alleinstehenden Eltern gewisse Fertigkeiten wie das Nähen beigebracht, damit sie sich selbst besser helfen können. Ein im englischen Sprachraum geläufiger Spruch lautet sinngemäß: „Gib jemandem einen Fisch, und er ist für einen Tag satt. Bringe ihm das Fischen bei, und er hat ein Leben lang zu essen.“ Eine alleinstehende Mutter schrieb: „Eine Schwester gab mir eine Nähmaschine, zwei Stück Stoff und erteilte mir Nähunterricht. Seitdem habe ich Hunderte von Dollar gespart.“
9. Welche ausgeglichene Haltung sollten Einelternfamilien zur Hilfeleistung anderer einnehmen?
9 Sollten alleinstehende Eltern aber erwarten, daß sie mit Hilfsangeboten geradezu überschüttet werden? Haben sie Grund, entmutigt zu sein, wenn das nicht geschieht? Sie sollten keine übertriebenen Erwartungen hegen, sondern sollten für jede gebotene Hilfe dankbar sein und sich fragen: „Tue ich selbst schon mein möglichstes, um zurechtzukommen?“ Eine alleinstehende Mutter erklärte: „Niemand kann in Wirklichkeit noch die Verantwortung für eine andere Familie übernehmen. Wenn man sich nicht selbst hilft, übernimmt man nicht seine volle Verantwortung. Man muß lernen, auf den eigenen Füßen zu stehen.“ Die Bibel berichtet von treuen Witwen, die sich verausgabten, statt von anderen Dienste zu erwarten (Luk. 2:36-38; Mark. 12:42-44). Eine in materieller Hinsicht arme alleinstehende Mutter, die sich viele Jahre lang mit der Erziehung zweier Kinder abmühte, hatte einen Spruch an der Wand hängen, der lautete: „Wer Sonne spendet, ist selbst nie ohne Sonnenschein.“ Sie hat das 12 Jahre lang als Vollzeitverkündigerin der „guten Botschaft“ selbst praktiziert. Sie hat gegeben, und sie gibt heute im Alter von 73 Jahren immer noch — und sie hat nie Not gelitten (Spr. 11:25).
10. Welche Hinweise gibt es, daß reife Schwestern im ersten Jahrhundert eine bedeutende Rolle in der Betreuung von Witwen und Waisen spielten?
10 Reife Frauen spielten in der Betreuung von Witwen und Waisen im ersten Jahrhundert bestimmt eine bedeutende Rolle. Von einigen Witwen heißt es, daß sie „Bedrängten Hilfe geleistet“ haben, zu denen möglicherweise Einelternfamilien zählten (1. Tim. 5:10). Ein Viertel derer, die der Apostel Paulus in seinem Brief an die Christen in Rom grüßte, waren Frauen, die der Versammlung treue Dienste geleistet hatten. Von einigen sagte er, daß sie hart oder mühevoll „im Herrn“ gearbeitet hatten (Röm. 16:3 bis 15). Phöbe, eine „Dienerin der Versammlung“ (sie diente zweifellos nicht in einer offiziellen Stellung, sondern war um die persönlichen Bedürfnisse anderer besorgt), bezeichnete er als eine „Verteidigerin vieler“. Offensichtlich half sie von sich aus „vielen“, wodurch die Versammlung gestärkt wurde. Reife Christen lassen heute wie Phöbe anderen Beistand und liebevolle Ermunterung zuteil werden und helfen mit ihren Mitteln auch „Bedrängten“ (Röm. 16:1, 2).
11. (a) Welche Art Hilfe können reife Schwestern alleinstehenden Müttern bieten? (b) Welches Beispiel kannst du anführen, und kennst du andere Möglichkeiten?
11 Viele betagte Christinnen bieten als „Lehrerinnen des Guten“ geistige und seelische Hilfe, indem sie „die jungen Frauen“ durch verständnisvollen Rat „zur Besonnenheit bringen“ (Tit. 2:3-5). Als zum Beispiel einer alleinstehenden Mutter nach einem biblischen Vortrag über die Ehe Tränen in den Augen standen, fragte eine ältere Christin sie, was geschehen sei. „Ich glaube, ich bedauere mich einfach selbst“, schluchzte die Mutter. Die ältere Frau unterhielt sich mit ihr. Sie wußte, wie der jungen Frau zumute war, denn sie selbst war vor 20 Jahren von ihrem Mann verlassen worden. Die junge Frau sagte später: „Sie hat mir am meisten geholfen. Sie hat sich viel mit mir unterhalten und mich eingeladen, mit ihr in den Predigtdienst zu gehen. Sie ist sehr lieb zu mir gewesen.“ Viele reife Christinnen bemühen sich um solche Frauen. Sie geben ihnen Gelegenheit, sich bei ihnen auszuweinen und mit ihnen über persönliche Probleme zu sprechen, über die ein männliches Glied der Versammlung nicht so gut allein mit ihnen sprechen könnte.
ÄLTESTE, MACHT DAS ‘HERZ DER WITWE FRÖHLICH’
12. Wie können Älteste ‘das Herz der Witwen fröhlich machen’?
12 „Das Herz der Witwe pflegte ich fröhlich zu machen“, sagte Hiob, der in vorchristlicher Zeit lebte (Hiob 29:13). Er „fühlte“ den Schmerz der Witwen und trug nicht noch durch gedankenlose Worte oder Taten dazu bei, sondern unternahm etwas, um sie im Herzen froh zu stimmen. Die Ältesten der Christenversammlung können heute ebenso handeln, indem sie solche Personen fühlen lassen, daß die Versammlung eine warmherzige Familie ist und daß sie dazugehören. Sie können eine Schriftstelle mit ihnen besprechen, die Trost spendet und zeigt, welche Segnungen Treuen in Aussicht stehen. „Mitgefühl“ wird sie veranlassen, Verständnis für die gewaltigen emotionalen und seelischen Belastungen zu haben, unter denen viele alleinstehende Eltern leiden (1. Petr. 3:8). Bedürftige werden sich daher frei fühlen, sich an sie um Hilfe zu wenden. ‘Geistesmenschen’ wie sie können sich wirklich wie „ein Versteck vor dem Regensturm erweisen, wie Wasserbäche in einem wasserlosen Lande“ (Jes. 32:1, 2).
13. Warum mögen alleinstehende Eltern vor wichtigen Entscheidungen Älteste um Hilfe bitten, und was für eine Hilfe sollte geboten werden?
13 In der Bibel war vorhergesagt worden, daß Gott für fähige „Ratgeber“ unter seinem Volk der alten Zeit sorgen werde (Jes. 1:26). Alleinstehende Eltern können auch heute Älteste um Rat bitten, wenn sie wichtige Entscheidungen zu treffen haben. Älteste, die daraufhin angesprochen werden, sollten „geschickte Lenkung“ bieten und dem Fragesteller helfen, die biblischen Grundsätze zu erkennen, die in der betreffenden Angelegenheit eine Rolle spielen. Die Aufgabe eines Ältesten oder einer Person, die um Hilfe gebeten wird, besteht nicht darin, Entscheidungen für andere zu treffen, sondern ein „Ratgeber“ zu sein (Spr. 11:14; Gal. 6:5).
14. (a) Warum sollten Älteste versuchen, jemand, der einen Fehltritt begeht, „wieder zurechtzubringen“? (b) Wie wurde das griechische Wort für „wieder zurechtbringen“ im ersten Jahrhundert gebraucht, und wie sollte sich die Kenntnis dessen auf die Art und Weise, wie das ‘Wiederzurechtbringen’ erfolgt, auswirken?
14 Ein Ältester mag bemerken, daß zum Beispiel eine alleinstehende Mutter unter dem auf ihr lastenden Druck im Begriff steht, „einen Fehltritt“ zu tun, indem sie mit einem Ungläubigen ausgeht. Vielleicht ist sie sich nicht des Ernstes ihres Handelns bewußt. In der Bibel lesen wir die Empfehlung: „Brüder, wenn auch ein Mensch einen Fehltritt tut, ehe er es gewahr wird, so versucht ihr, die geistig Befähigten, einen solchen Menschen im Geiste der Milde wieder zurechtzubringen“ (Gal. 6:1). Auf diese Weise mögen Älteste und andere verhindern, daß ein „Fehltritt“ auf Abwege führt. Das griechische Wort für „wieder zurechtbringen“ wird auch mit „ausbessern“ wiedergegeben (Mark. 1:19). Im ersten Jahrhundert gebrauchte man es auch, wenn man davon sprach, daß ein gebrochener Knochen eingerichtet wurde. Ein Arzt muß beim Einrichten eines Knochens zwar einen gewissen Druck ausüben, doch geht er dabei behutsam vor. Sein Ziel ist es, die Verletzung nicht zu verschlimmern, sondern sie sozusagen „auszubessern“. Älteste, die das Herz des Betreffenden erreichen möchten, werden daher „im Geiste der Milde“ vernünftig mit ihm reden und ihm freundlich, aber klar erkennen helfen, warum es in seinem Interesse ist, den Rat des Wortes Gottes anzuwenden. Auf diese Weise tragen sie zur Verbesserung seiner geistigen Einstellung bei.
15. (a) Wann mögen Älteste ein Hilfsprogramm für bedürftige Witwen aufstellen müssen? (b) Warum sind die Ältesten auf die Hilfe anderer Glieder der Versammlung angewiesen?
15 Hin und wieder müssen Älteste vielleicht ein Hilfsprogramm für einsame Witwen aufstellen. Auf Trinidad war eine 79jährige Witwe so sehr krebskrank, daß sie Tag und Nacht gepflegt werden mußte. Diese Christin erhielt zwar eine kleine staatliche Unterstützung, doch gab es keine Verwandten, die ihr halfen. Um zu verhindern, daß die Aufgabe nur einigen wenigen zufiel, stellten die Ältesten Gruppen von Glaubensschwestern zusammen, die bereit waren zu helfen. Mehr als sechs Monate kochten und putzten diese christlichen Frauen für ihre Glaubensschwester, sie trugen sie herum, wuschen ihre Wäsche und badeten sie sogar, als sie sich nicht mehr bewegen konnte. Die Nachbarn waren von dieser beispielhaften Liebe beeindruckt. Natürlich können die Ältesten in solchen Fällen nicht alles allein tun, was notwendig wäre. Gewöhnlich haben sie selbst eine Familie, für die sie zu sorgen haben. Sie freuen sich aber, das ihnen Mögliche zu tun, und schätzen es, wenn andere die Initiative ergreifen und unter solchen Umständen mit einspringen.
BRÜDER, ‘BEFREIT VATERLOSE KNABEN’
16. (a) Worin besteht eine Hauptsorge alleinstehender Mütter? (b) Wer kann in dieser Beziehung helfen, und wie?
16 Eine alleinstehende Mutter ist sich natürlich dessen bewußt, daß den Kindern, besonders den Söhnen, der väterliche Einfluß fehlt. Männer in der Versammlung sollten genauso denken wie Hiob, der sagte: „Ich pflegte ... den vaterlosen Knaben und irgendeinen, der keinen Helfer hatte [, zu befreien]“ (Hiob 29:12). Oft geht es nur darum, aufrichtiges Interesse zu zeigen. Man könnte solche Jugendlichen zum Predigtdienst, zu bestimmten Arbeiten im Königreichssaal und auch zu vernünftiger Entspannung einladen. Durch solche Aufmerksamkeit kann ein Jugendlicher vielleicht von einem weltlichen Lauf „befreit“ oder abgehalten und veranlaßt werden, sich enger mit der Versammlung zu verbinden.
17. (a) Wer gab ein gutes Beispiel, indem er ‘vaterlose Knaben befreite’, und mit welchem Erfolg? (b) Was sollte ein verheirateter Bruder berücksichtigen, wenn er anderen Kindern hilft?
17 Auch der Apostel Petrus ‘befreite vaterlose Knaben’. Er pflegte Freundschaft mit Johannes Markus und nannte ihn sogar „Markus, mein Sohn“ (1. Petr. 5:13). Maria, die Mutter des Markus, war wahrscheinlich eine alleinstehende Frau, weil es im Bericht heißt, daß Petrus in ihr Haus ging, nicht in das ihres Mannes (Apg. 12:12). Der vorzüglichen geistigen Gemeinschaft, die Markus mit Petrus und anderen christlichen Männern hatte, ist es zweifellos zuzuschreiben, daß er ein Missionar wurde und sogar ein Bibelbuch schrieb. Er ist für Jungen, die nur von der Mutter erzogen werden, ein gutes Beispiel. Natürlich sollte jeder verheiratete Bruder erkennen, daß er vom biblischen Standpunkt aus eine vorrangige Verpflichtung hat, und zwar in erster Linie für seine eigene Familie zu sorgen. Er sollte „die Seinigen“ nicht vernachlässigen; dennoch kann er viel Gutes bewirken, wenn er, soweit es angebracht erscheint und seine Umstände es erlauben, an vaterlosen Knaben Interesse zeigt (1. Tim. 5:8).
DIE GRUNDLAGE FÜR DIESE HILFE — OPFERBEREITE LIEBE
18. (a) Durch was für eine Liebe zeichnet sich echtes Christentum aus, und wie zeigte Jesus diese Liebe? (b) Wie können wir solche Liebe offenbaren?
18 Das Kennzeichen eines wahren Christen ist nicht nur Liebe, sondern opferbereite Liebe. Jesus sagte zu seinen Jüngern: „Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr einander liebt, so, wie ich euch geliebt habe, daß auch ihr einander liebt. Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe unter euch habt“ (Joh. 13:34, 35). Sein Beispiel im Geben sollte der Maßstab sein. Er „hat sich nicht selbst gefallen“. Er wurde „um euretwillen arm“. „Er hat sich selbst für unsere Sünden [in einen qualvollen Tod] hingegeben.“ Nur wenn seine Jünger dieses Beispiel der Liebe nachahmten, konnten sie den Witwen und vaterlosen Kindern die Aufmerksamkeit und Fürsorge erweisen, die sie in „ihrer Drangsal“ benötigten (Röm. 15:3; 2. Kor. 8:9; Gal. 1:4; Jak. 1:27).
19, 20. (a) Ist es immer einfach, opferbereite Liebe zu zeigen? Begründe deine Antwort. (b) Wem zu helfen, sollten wir besonders interessiert sein?
19 Da die Belastungen zunehmen und es immer schwieriger wird, mit unseren eigenen Problemen fertig zu werden, könnten wir leicht gegenüber der Notlage anderer abstumpfen und uns ausschließlich mit uns selbst beschäftigen. Auch die Christen im ersten Jahrhundert waren „von Gott gelehrt, einander zu lieben“, doch einige mußten ermuntert werden, es „in noch vollerem Maße zu tun“ (1. Thess. 4:9, 10). Sollten wir uns also nicht aufrichtig fragen, wie wir zu unseren christlichen Brüdern und Schwestern, die sich in ungünstigen Verhältnissen befinden, eingestellt sind und wie wir ihnen gegenüber handeln? Eine Liebe, wie Jesus sie hatte, würde von uns verlangen, daß wir unser Leben für unseren Bruder opfern. Wenn wir aber bereit sind, unser Leben für unseren Bruder niederzulegen, sollten wir dann nicht noch mehr bereit sein, unser „Brot“ mit ihm zu teilen, wenn wir ‘ihn Not leiden sehen’? (1. Joh. 3:17).
20 Wenn wir unsere schriftgemäßen Verpflichtungen erfüllen, sind wir alle sehr beschäftigt. Oft wünschen wir uns, anderen mehr Hilfe leisten zu können. Wenn wir aber bereitwillig unser möglichstes tun, dürfen wir davon überzeugt sein, daß Jehova dies schätzt, da er unsere Grenzen kennt. „Laßt uns denn, solange wir günstige Zeit dafür haben, gegenüber allen das Gute wirken, besonders aber gegenüber denen, die uns im Glauben verwandt sind“ (Gal. 6:10).
ALLE ARBEITEN ZUSAMMEN, UM IN DRANGSALEN AUSZUHARREN
21. (a) Was können alleinstehende Eltern tun, um mit den Belastungen der heutigen Zeit fertig zu werden? (b) Wie können andere Glieder der Versammlung ihnen helfen, und von welcher Bedeutung ist diese Hilfe?
21 Zusammenfassend kann somit gesagt werden, daß alleinstehende Eltern ausharren können, indem sie 1. ständig auf Jehova vertrauen und die Hoffnung auf ewiges Leben vor Augen haben, durch das Gott das Begehren aller befriedigen wird (Ps. 37:3, 4); 2. indem sie durch das Studium der Bibel und ein inniges Gebetsleben ein enges Verhältnis zu Gott aufrechterhalten und 3. indem sie nützliche Arbeit verrichten, wie zum Beispiel das Königreich verkündigen, ihren Haushalt führen und ihre Kinder erziehen. Opferbereite Liebe wird alle Glieder der Versammlung bewegen, sich der Notwendigkeit bewußt zu sein, alleinstehenden Eltern, die sich in Not befinden, zu helfen. Wie? Indem sie „Mitgefühl“ haben und sich für ihre Kinder interessieren und ihnen geistig und materiell beistehen, um nur etwas von dem Guten zu erwähnen, das man für sie tun kann. Welchen Wert hat diese Hilfe? Eine alleinstehende Mutter sagte: „Ich habe so viel Unerfreuliches erlebt, daß ich es lieber vergesse. Doch eines möchte ich sagen: Ohne die Hilfe liebevoller und treuer Brüder und Schwestern hätte ich es nie geschafft.“
22. Was wird die Folge sein, wenn man sich um bedürftige Witwen und vaterlose Kinder kümmert?
22 Ja, wer sich aufrichtig um Einelternfamilien kümmert, ‘in ihrer Drangsal nach ihnen sieht’, wird erleben, daß sie treu ausharren (Jak. 1:27). Darüber hinaus strahlt er auch die Persönlichkeit unseres liebevollen himmlischen Vaters wider, der „dem vaterlosen Knaben und der Witwe hilft“ (Ps. 146:9).
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Reife Christinnen können sowohl durch liebevolles Zureden als auch in materieller Hinsicht helfen.
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Einzeleltern, die sich gewisse Fertigkeiten aneignen, können Geld sparen.
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Hast du Einelternfamilien schon einmal zum Essen eingeladen, um sie besser kennenzulernen?
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Glücklich, dem Gott zu dienen, der nicht vergißtDer Wachtturm 1980 | 15. Dezember
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Glücklich, dem Gott zu dienen, der nicht vergißt
ES GESCHAH am Abend des 24. Mai 1971. Ein getaufter Christ hatte gerade mit anderen in einem Restaurant zu Abend gegessen. Als sie das Lokal verließen und die Treppe hinuntergingen, suchte seine Hand nach dem Geländer, das aber nicht vorhanden war. Im selben Moment stürzte er nach unten und schlug mit dem Kopf auf einen metallenen Ziergegenstand auf.
Alex Henderson wurde dabei schwer verletzt. Ja, seine Überlebenschancen waren so gering, daß der Arzt Alex Hendersons Frau sein Beileid aussprach. Und trotzdem überlebte ihr Mann. Doch was waren die Folgen seines Sturzes? Ein schwerer Schädelbruch, Blutergüsse an drei Stellen und eine linksseitige Lähmung. Erst nach einigen Monaten der Bewußtlosigkeit trat teilweise eine Besserung ein.
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