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Hat die Wissenschaft die Bibel widerlegt?Die Bibel — Gottes oder Menschenwort?
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Kapitel 8
Hat die Wissenschaft die Bibel widerlegt?
Im Jahre 1613 veröffentlichte der italienische Gelehrte Galileo Galilei das Werk „Sternenbotschaft“. Darin führte er den Nachweis, daß sich die Erde um die Sonne dreht und nicht die Sonne um die Erde. Seine Ausführungen setzten eine Reihe von Ereignissen in Gang, die ihn bei der katholischen Inquisition in den „vehementen Verdacht der Häresie“ geraten ließen. Er wurde schließlich gezwungen zu „widerrufen“. Weshalb wurde die Vorstellung, daß die Erde die Sonne umkreist, als Häresie betrachtet? Weil die Ankläger Galileis behaupteten, dies widerspreche dem, was die Bibel sagt.
1 (und Einleitung). (a) Was löste Galilei mit seiner Ansicht aus, die Erde drehe sich um die Sonne? (b) Was stellt man fest, wenn man die Bibel mit der modernen Wissenschaft vergleicht, obwohl sie kein wissenschaftliches Lehrbuch ist?
HEUTE ist die Ansicht weit verbreitet, die Bibel sei unwissenschaftlich, und manche führen das, was Galilei erlebte, als Beweis dafür an. Doch ist das tatsächlich der Fall? In Verbindung mit der Beantwortung dieser Frage ist zu bedenken, daß die Bibel ein Buch ist, das Prophezeiungen, Geschichte, Gebete, Gesetze, Rat und Erkenntnis über Gott enthält. Sie nimmt keineswegs in Anspruch, ein wissenschaftliches Lehrbuch zu sein. Dennoch ist die Bibel, wenn sie wissenschaftliche Fragen berührt, absolut zuverlässig.
Unser Planet Erde
2. Was sagt die Bibel darüber, wie die Erde im Weltraum gehalten wird?
2 Sehen wir uns einmal an, was die Bibel über unseren Planeten, die Erde, sagt. Im Buch Hiob lesen wir: „[Gott] spannt den Norden aus über dem leeren Raum, hängt die Erde auf an nichts“ (Hiob 26:7). Jesaja äußerte folgendes: „Da ist EINER, der über dem Kreis der Erde wohnt“ (Jesaja 40:22). Das Bild von einer runden Erde, die „über dem leeren Raum“ ‘an nichts hängt’, erinnert sehr an die Fotografien, die die Astronauten von der im Weltraum schwebenden Erdkugel gemacht haben.
3, 4. Was ist der Wasserkreislauf der Erde, und was wird in der Bibel darüber gesagt?
3 Als nächstes wollen wir uns dem erstaunlichen Wasserkreislauf zuwenden. In Compton’s Encyclopedia wird dieser Vorgang wie folgt beschrieben: „Wasser ... verdunstet von der Oberfläche der Ozeane in die Atmosphäre ... Ständige Luftströmungen in der Erdatmosphäre tragen die feuchte Luft über Landgebiete. Wenn sich die Luft abkühlt, kondensiert der Dampf und bildet Wassertröpfchen. Diese werden gewöhnlich in Form von Wolken sichtbar. Häufig vereinigen sich diese Tröpfchen dann zu Regentropfen. Herrschen in der Atmosphäre entsprechend niedrige Temperaturen, bilden sich an Stelle der Regentropfen Schneeflocken. In jedem Fall fällt das Wasser, das vom Meer Hunderte oder sogar Tausende von Kilometern zurückgelegt hat, wieder auf die Erdoberfläche. Dort sammelt es sich in Flüssen oder versickert im Erdboden und tritt seine Reise zurück ins Meer an.“1
4 Dieser wunderbare Vorgang, der das Leben auf dem trockenen Land überhaupt erst ermöglicht, wurde in der Bibel bereits vor etwa 3 000 Jahren mit einfachen Worten beschrieben: „Alle Flüsse fließen ins Meer, das Meer wird nicht voll. Zu dem Ort, wo die Flüsse entspringen, kehren sie zurück, um wieder zu entspringen“ (Prediger 1:7, Einheitsübersetzung).
5. Wieso sind die Äußerungen des Psalmisten über die Geschichte der Berge heute so bemerkenswert?
5 Vielleicht noch bemerkenswerter ist der Aufschluß, den die Bibel über die Geschichte der Berge gibt. Folgende Aussage findet sich in einem Fachbuch für Geologie: „Seit Urzeiten besteht der immer wiederkehrende Prozeß der Entstehung und Zerstörung von Bergen. ... Berge sind nicht nur auf dem Boden verschwundener Meere entstanden, sondern häufig sind sie auch lange nach ihrer Entstehung überschwemmt und dann wieder emporgehoben worden.“2 Man vergleiche dies mit folgenden poetischen Worten des Psalmisten: „Mit einer Wassertiefe gleich einem Gewand bedecktest du sie [die Erde]. Über den Bergen selbst standen die Wasser. Dann hoben sich Berge, Talebenen senkten sich — an den Ort, den du für sie gegründet hast“ (Psalm 104:6, 8).
„Im Anfang“
6. Welche Aussage der Bibel stimmt mit gegenwärtigen wissenschaftlichen Theorien über den Ursprung des Universums überein?
6 Der erste Vers der Bibel lautet: „Im Anfang erschuf Gott die Himmel und die Erde“ (1. Mose 1:1). Aufgrund bestimmter Beobachtungen nehmen Wissenschaftler an, daß das materielle Universum tatsächlich einen Anfang hatte und nicht schon immer existiert hat. Der Astronom Robert Jastrow, ein Agnostiker, schrieb: „Die Details weichen voneinander ab, aber die wesentlichen Elemente in der Genesis der Astronomie und der Bibel sind dieselben: Die Kette von Ereignissen, die zum Menschen führte, begann plötzlich und unvermittelt an einem bestimmten Zeitpunkt — in einem Licht- und Energieblitz.“3
7, 8. Was müssen viele Wissenschaftler in bezug auf den Ursprung des Universums zugeben, obwohl sie dabei die Rolle Gottes nicht anerkennen?
7 Zwar stimmen viele Wissenschaftler — auch wenn sie dafür eintreten, daß das Universum einen Anfang hatte — zugegebenermaßen nicht mit der Erklärung überein, daß ‘Gott es erschuf’. Aber wie von einigen heute zugegeben wird, lassen sich die Beweise für eine Intelligenz hinter allem schwerlich ignorieren. Freeman Dyson, Professor für Physik, äußerte sich wie folgt: „Je länger ich mich mit dem Universum beschäftige und die Einzelheiten seines Aufbaus studiere, desto mehr Beweise finde ich dafür, daß das Universum irgendwie gewußt haben muß, daß wir kommen.“
8 Professor Dyson gibt des weiteren zu: „Als Wissenschaftler, der in der Denk- und Redeweise des 20. Jahrhunderts und nicht des 18. Jahrhunderts geschult wurde, behaupte ich nicht, daß der Aufbau des Universums die Existenz Gottes beweist. Ich behaupte lediglich, daß der Aufbau des Universums mit der Hypothese vereinbar ist, daß in Verbindung mit seinem Funktionieren Intelligenz eine wesentliche Rolle spielt.“4 Seine Äußerung verrät gewiß die skeptische Einstellung unserer Zeit. Aber wenn man davon einmal absieht, erkennt man, daß es bemerkenswerte Übereinstimmungen zwischen der modernen Wissenschaft und der biblischen Erklärung gibt, daß ‘Gott im Anfang die Himmel und die Erde erschuf’ (1. Mose 1:1).
Gesundheit und Hygiene
9. Inwiefern offenbart das biblische Gesetz über ansteckende Hautkrankheiten praktische Weisheit (Hiob 12:9, 16a)?
9 Betrachten wir einmal, wie die Bibel ein anderes Gebiet behandelt, nämlich die Gesundheit und die Hygiene. Hatte ein Israelit einen lepraverdächtigen Hautausschlag, wurde er unter Quarantäne gestellt. „Alle Tage, da die Plage an ihm ist, wird er unrein sein. Er ist unrein. Er sollte abgesondert wohnen. Außerhalb des Lagers ist sein Wohnort“ (3. Mose 13:46). Selbst infizierte Kleidungsstücke mußten verbrannt werden (3. Mose 13:52). Damals war das eine wirksame Methode, um die Ansteckungsgefahr zu bannen.
10. Welchen Nutzen hätte es in einigen Ländern für viele, wenn der biblische Rat über Hygiene angewendet würde?
10 Ein weiteres wichtiges Gesetz betraf die Beseitigung menschlicher Exkremente, die außerhalb des Lagers vergraben werden mußten (5. Mose 23:12, 13). Durch dieses Gesetz blieben die Israeliten zweifellos von vielen Krankheiten verschont. Noch heute sind in manchen Ländern schwere Gesundheitsprobleme auf die ungenügende Beseitigung menschlicher Ausscheidungen zurückzuführen. Würden die Menschen dort die Gesetze befolgen, die vor Tausenden von Jahren in der Bibel aufgezeichnet wurden, wären sie viel gesünder.
11. Welcher Rat der Bibel in bezug auf die geistige Gesundheit hat sich als richtig erwiesen?
11 Der hohe Gesundheitsmaßstab der Bibel schloß auch die geistige Gesundheit ein. Ein biblisches Sprichwort lautet: „Ein gelassenes Herz ist das Leben des fleischlichen Organismus, Eifersucht aber ist Fäulnis für das Gebein“ (Sprüche 14:30). In den letzten Jahren wurde durch medizinische Forschungen nachgewiesen, daß unsere körperliche Gesundheit tatsächlich von unserer Gesinnung beeinflußt wird. So hat zum Beispiel Dr. C. B. Thomas von der Johns-Hopkins-Universität mehr als tausend Absolventen über einen Zeitraum von 16 Jahren beobachtet und ihre psychische Verhaltensweise zu ihrer Anfälligkeit für Krankheiten in Beziehung gebracht. Dabei stellte sie eines fest: Die größte Anfälligkeit wiesen jene Absolventen auf, die unter Belastung ärgerlicher reagierten und unruhiger waren.5
Was sagt die Bibel?
12. Warum betrachtete die katholische Kirche Galileis Theorie in bezug auf die Erde als Häresie?
12 Wieso behauptete denn die katholische Kirche, daß Galileis Feststellung, daß sich die Erde um die Sonne dreht, mit der Bibel unvereinbar sei, wenn diese in wissenschaftlicher Hinsicht doch so genau ist? Der Grund war, daß kirchliche Autoritäten bestimmte Bibelverse so interpretierten.6 War diese Auslegung korrekt? Um das festzustellen, wollen wir uns mit zwei der Passagen beschäftigen, die angeführt wurden.
13, 14. Welche Bibeltexte wurden von der katholischen Kirche falsch interpretiert? Wie könnte man das näher erklären?
13 Einer dieser Texte lautet: „Die Sonne geht auf und die Sonne geht unter, und ihrem Ort strebt sie zu und geht dort wieder auf“ (Prediger 1:5, Pattloch-Bibel). Die Kirche argumentierte, Ausdrücke wie „die Sonne geht auf“ und „die Sonne geht unter“ würden bedeuten, daß sich die Sonne — nicht die Erde — bewege. Aber wir sagen ja selbst heute noch, daß die Sonne aufgeht und untergeht, obwohl allgemein bekannt ist, daß die Erde um die Sonne kreist und nicht umgekehrt. Mit diesen Ausdrücken beschreiben wir lediglich die anscheinende Bewegung der Sonne, wie sie sich einem menschlichen Betrachter darbietet. Und der Bibelschreiber tat genau dasselbe.
14 In dem anderen Vers lesen wir: „Du hast die Erde auf Pfeiler gegründet; in alle Ewigkeit wird sie nicht wanken“ (Psalm 104:5, Neue Jerusalemer Bibel). Das wurde dahin gehend interpretiert, daß sich die Erde nach ihrer Erschaffung überhaupt nicht bewegen könne. In Wirklichkeit betont dieser Vers jedoch die Unvergänglichkeit der Erde, nicht ihre Unbeweglichkeit. Sie wird niemals in die Nichtexistenz „wanken“ oder zerstört werden, wie andere Bibeltexte bestätigen (Psalm 37:29; Prediger 1:4). Somit hat auch diese Schriftstelle nichts mit der Bewegung der Erde oder der Sonne zu tun. Es war die Kirche, die in den Tagen Galileis einer objektiven wissenschaftlichen Diskussion entgegenstand, nicht die Bibel.
Evolution und Schöpfung
15. Was besagt die Evolutionstheorie, und inwiefern widerspricht sie der Bibel?
15 Es gibt jedoch ein Gebiet, auf dem die moderne Wissenschaft und die Bibel nach Ansicht vieler unvereinbar sind. Die meisten Wissenschaftler verfechten die Evolutionstheorie, gemäß der sich alles Lebende aus einer einfachen Lebensform, die vor Millionen von Jahren ins Dasein kam, entwickelt haben soll. Die Bibel lehrt dagegen, daß jede Hauptgruppe der Lebewesen gesondert erschaffen wurde und sich nur ‘nach ihrer Art’ fortpflanzt. Der Mensch, so sagt sie, wurde „aus Staub vom Erdboden“ geschaffen (1. Mose 1:21; 2:7). Ist das ein eklatanter wissenschaftlicher Irrtum in der Bibel? Bevor man darüber ein Urteil fällt, sollte man erst einmal feststellen, über welche gesicherten Erkenntnisse die Wissenschaft eigentlich verfügt und worüber sie lediglich theoretisiert.
16—18. (a) Welche Beobachtung veranlaßte Charles Darwin unter anderem, an eine Evolution zu glauben? (b) Wie kann gezeigt werden, daß Darwins Beobachtungen auf den Galapagosinseln nicht im Widerspruch zur Bibel stehen?
16 Die Evolutionstheorie wurde im vorigen Jahrhundert von Charles Darwin populär gemacht. Auf den Galapagosinseln im Pazifik beeindruckten Darwin besonders die unterschiedlichen Finkenarten, die auf den verschiedenen Inseln vorkommen. Er folgerte, daß alle von nur einer Urart abstammten. Unter anderem aufgrund dieser Beobachtung setzte er sich für die Theorie ein, daß sich alles Leben aus einer ursprünglichen, einfachen Form entwickelt hat. Die treibende Kraft hinter der Evolution höherer Lebewesen aus niederen war seiner Auffassung nach die natürliche Zuchtwahl oder das Überleben des Tüchtigsten. Durch die Evolution haben sich, wie er behauptete, Landtiere aus Fischen, Vögel aus Reptilien usw. entwickelt.
17 Tatsächlich ist das, was Darwin auf jenen abgeschiedenen Inseln beobachtete, nicht im Widerspruch zur Bibel, da sie innerhalb einer größeren lebenden Art durchaus Variationen zuläßt. So stammen zum Beispiel die vielen Menschenrassen von nur einem Urelternpaar ab (1. Mose 2:7, 22-24). Daher wäre es nichts Außergewöhnliches, wenn die verschiedenen Finkenarten einen gemeinsamen Vorfahren hätten. Doch sie blieben immer Finken. Sie entwickelten sich nicht zu Falken oder Adlern.
18 Weder das Vorkommen der verschiedenen Finkenarten noch irgend etwas anderes, was Darwin sah, bewies, daß alle Lebewesen, seien es Haie oder Möwen, Elefanten oder Regenwürmer, einen gemeinsamen Vorfahren haben. Trotzdem versichern viele Wissenschaftler, die Evolution sei keine Theorie mehr, sondern eine Tatsache. Andere sind sich zwar der damit verbundenen Problematik bewußt, sagen aber dennoch, daß sie daran glauben. Sie möchten lieber mit der Masse gehen. Wir müssen jedoch wissen, ob die Evolution so klar bewiesen ist, daß die Bibel unrecht haben muß.
Ist sie bewiesen?
19. Stützt der Fossilbericht die Evolution oder die Schöpfung?
19 Wie kann man die Evolutionstheorie überprüfen? Das Nächstliegende wäre eine Untersuchung des Fossilberichts, um festzustellen, ob tatsächlich allmähliche Veränderungen von einer Art zu einer anderen vor sich gegangen sind. Kann dieser Nachweis erbracht werden? Nein, wie zahlreiche Wissenschaftler ehrlich zugeben. Einer von ihnen, Francis Hitching, schreibt: „Wenn man nach Bindegliedern zwischen den Hauptgruppen der Tiere sucht, so sucht man vergeblich.“7 Das Fehlen von Beweisen im Fossilbericht ist so offensichtlich, daß Wissenschaftler bereits mit Alternativen zu Darwins Theorie der allmählichen Veränderungen aufwarten. Die Wahrheit ist jedoch, daß das plötzliche Erscheinen von Tierarten im Fossilbericht viel mehr die Schöpfung stützt als die Evolution.
20. Warum schließt die Art und Weise, wie sich lebende Zellen reproduzieren, einen Evolutionsprozeß aus?
20 Hitching zeigt außerdem, daß Lebewesen darauf programmiert sind, sich exakt zu reproduzieren, statt sich zu etwas anderem zu entwickeln. Er sagt: „Lebende Zellen reproduzieren sich mit nahezu absoluter Genauigkeit. Die Fehlerquote ist so gering, wie sie keine von Menschen gebaute Maschine erreichen kann. Außerdem gibt es festgelegte Grenzen. Pflanzen erreichen eine bestimmte Größe und wachsen dann nicht weiter. Taufliegen bleiben unter noch so veränderten Bedingungen immer Taufliegen.“8 Wissenschaftler haben bei Taufliegen jahrzehntelang künstlich Mutationen herbeigeführt, aber auch dadurch konnten sie nicht dazu veranlaßt werden, sich zu etwas anderem zu entwickeln.
Der Ursprung des Lebens
21. Welche Tatsache, die Louis Pasteur bewies, bildet für Evolutionisten ein schwieriges Problem?
21 Eine andere heikle Frage, die die Wissenschaftler nicht beantworten können, lautet: Wie ist das Leben entstanden? Wie ist die erste einfache Lebensform — von der wir angeblich alle abstammen — ins Dasein gekommen? Vor einigen Jahrhunderten schien eine Erklärung kein Problem zu sein. Die meisten Menschen dachten damals, Fliegen würden sich aus verwesendem Fleisch entwickeln und ein Haufen alter Lappen könnte spontan Mäuse hervorbringen. Vor über 100 Jahren wurde von dem französischen Chemiker Louis Pasteur jedoch zweifelsfrei bewiesen, daß Leben nur aus vorhandenem Leben entstehen kann.
22, 23. Welche Theorien über den Ursprung des Lebens werden von Evolutionisten vertreten, aber was zeigen die Fakten?
22 Wie erklären Evolutionisten den Ursprung des Lebens? Gemäß der populärsten Theorie soll vor Millionen von Jahren eine zufällige Verbindung von chemischen Stoffen und Energie zu der spontanen Entstehung von Leben geführt haben. Widerspricht das nicht dem von Pasteur bewiesenen Grundsatz? In dem Werk The World Book Encyclopedia heißt es dazu: „Pasteur zeigte, daß unter den chemischen und physikalischen Bedingungen, die heute auf der Erde herrschen, Leben nicht spontan entstehen kann. Vor Milliarden von Jahren waren die chemischen und physikalischen Bedingungen auf der Erde jedoch völlig anders.“9
23 Doch selbst unter gänzlich andersartigen Bedingungen besteht zwischen unbelebter Materie und dem primitivsten Lebewesen immer noch eine gewaltige Kluft. Michael Denton sagt in seinem Buch Evolution: A Theorie in Crisis: „Zwischen einer lebenden Zelle und dem am höchsten organisierten nichtbiologischen System wie zum Beispiel einem Kristall oder einer Schneeflocke besteht eine unglaublich große, unüberbrückbare Kluft.“10 Es ist so unwahrscheinlich, daß unbelebte Materie aufgrund irgendeines willkürlichen Zufalls belebt werden könnte, daß man es tatsächlich als unmöglich bezeichnen kann. Die biblische Erklärung, daß Leben aus Leben entstand, nämlich von Gott erschaffen wurde, stimmt mit den Fakten wesentlich besser überein.
Die Alternative: Schöpfung
24. Warum halten die meisten Wissenschaftler trotz der Problematik der Evolutionstheorie daran fest?
24 Trotz der Problematik der Evolutionstheorie wird der Glaube an die Schöpfung heute als unwissenschaftlich, ja sogar als verschroben betrachtet. Aber warum? Wieso weist selbst eine Autorität wie Francis Hitching, der ehrlich die Schwächen der Evolutionstheorie aufzeigt, die Vorstellung einer Schöpfung zurück?11 Gemäß Michael Dentons Ansicht wird die Evolution mit all ihren Mängeln weiter gelehrt, weil Schöpfungstheorien „offen gestanden übernatürliche Ursachen heranziehen“.12 Mit anderen Worten: Die Tatsache, daß die Schöpfung einen Schöpfer erfordert, macht sie unannehmbar. Das ist gewiß eine genauso verdrehte Schlußfolgerung, wie sie uns schon in Verbindung mit den Wundern begegnet ist: Wunder sind angeblich unmöglich, weil sie übernatürlich sind!
25. Welche Schwäche der Evolution im wissenschaftlichen Sinne zeigt, daß sie in bezug auf die Erklärung des Ursprungs des Lebens keine begründete Alternative zur Schöpfung ist?
25 Nebenbei bemerkt, ist die Evolutionstheorie selbst vom wissenschaftlichen Standpunkt aus sehr fragwürdig. Michael Denton sagt daher auch: „Da [Darwins Evolutionstheorie] im Grunde genommen eine Theorie der historischen Rekonstruktion ist, ist es unmöglich, sie, wie in der Wissenschaft üblich, durch Experimente oder direkte Beobachtungen zu bestätigen. ... Außerdem hat man es bei der Evolutionstheorie mit einer Reihe einmaliger Ereignisse zu tun — dem Ursprung des Lebens, dem Ursprung der Intelligenz usw. Einmalige Ereignisse sind unwiederholbar und entziehen sich daher jeder experimentellen Untersuchung.“13 Die Evolutionstheorie weist somit trotz ihrer Popularität tatsächlich so viele Lücken und ungelöste Fragen auf, daß sie keinen plausiblen Grund liefert, den Bibelbericht über den Ursprung des Lebens zu verwerfen. Das erste Buch Mose enthält einen völlig logischen Bericht darüber, wie diese „unwiederholbaren“ und „einmaligen Ereignisse“ während der Schöpfungs„tage“, die sich über Jahrtausende erstreckten, vor sich gingen.a
Wie verhält es sich mit der Flut?
26, 27. (a) Was sagt die Bibel über die Flut? (b) Woher müssen die Wasser der Flut teilweise gekommen sein?
26 Viele weisen allerdings auf einen anderen angeblichen Widerspruch zwischen der Bibel und der modernen Wissenschaft hin. Im Bibelbuch 1. Mose lesen wir, daß vor einigen tausend Jahren die Bosheit der Menschen so groß geworden war, daß Gott ihre Vernichtung beschloß. Er wies den gerechten Noah an, einen großen hölzernen Kasten, eine Arche, zu bauen. Dann brachte Gott eine Flut über die Menschheit. Nur Noah und seine Familie überlebten zusammen mit Vertretern aller Tierarten. Die Flut war so gewaltig, daß „alle hohen Berge bedeckt wurden, die unter den ganzen Himmeln waren“ (1. Mose 7:19).
27 Woher kamen aber die Wassermassen, die nötig waren, um die gesamte Erde zu bedecken? Die Bibel gibt selbst die Antwort darauf. Zu Beginn der Schöpfung, als die Ausdehnung der Atmosphäre entstand, gab es ‘Wasser unterhalb der Ausdehnung’ und ‘Wasser oberhalb der Ausdehnung’ (1. Mose 1:7; 2. Petrus 3:5). In Verbindung mit der Flut geschah gemäß der Bibel folgendes: „Die Schleusen der Himmel wurden geöffnet“ (1. Mose 7:11). Offensichtlich fiel das ‘Wasser oberhalb der Ausdehnung’ somit auf die Erde und lieferte einen großen Teil des Wassers für die Flut.
28. Wie betrachteten Diener Gottes der alten Zeit, Jesus eingeschlossen, die Flut?
28 In modernen Fachbüchern ist zumeist nichts von einer weltweiten Flut zu lesen. Daher ist die Frage berechtigt: „Ist die Flut lediglich ein Mythos, oder hat sie sich wirklich ereignet?“ Bevor man diese Frage beantwortet, sollte man bedenken, daß die Flut von Anbetern Jehovas, die in späterer Zeit lebten, als wahres geschichtliches Ereignis, nicht als Mythos betrachtet wurde. Sie wurde unter anderem von Jesaja, Jesus, Paulus und Petrus als wirkliches Geschehen angeführt (Jesaja 54:9; Matthäus 24:37-39; Hebräer 11:7; 1. Petrus 3:20, 21; 2. Petrus 2:5; 3:5-7). In Verbindung mit dieser weltweiten Flut entstehen jedoch Fragen, die beantwortet werden müssen.
Die Wasser der Flut
29, 30. Welche Tatsachen über die Wasservorräte der Erde zeigen, daß die Flut möglich war?
29 Beschäftigen wir uns zunächst mit folgender Frage: Ist die Vorstellung, daß die gesamte Erde überflutet wurde, zu weit hergeholt? Das kann man nicht sagen. Die Erde ist auch heute noch in gewissem Umfang überflutet. 70 Prozent der Erdoberfläche sind von Wasser bedeckt, und nur 30 Prozent sind trockenes Land. Außerdem sind 75 Prozent der Süßwasservorräte der Erde in Gletschern und in den Eiskappen der Polargebiete gebunden. Würde alles Eis schmelzen, stiege der Meeresspiegel beträchtlich an. Städte wie New York und Tokio würden untergehen.
30 Außerdem heißt es in der New Encyclopædia Britannica: „Die durchschnittliche Tiefe aller Meere wird auf 3 790 Meter geschätzt; sie ist also beträchtlich größer als die durchschnittliche Erhebung des Landes über dem Meeresspiegel (840 Meter). Wenn man die Durchschnittstiefe der Meere mit deren Gesamtfläche multipliziert, ergibt sich, daß das Volumen der Weltmeere 11mal größer ist als das Volumen des über dem Meeresspiegel gelegenen Landes.“14 Würde man daher alles einebnen — die Berge abtragen und die Meeresbecken auffüllen —, würde ein mehrere tausend Meter tiefes Meer die gesamte Erde bedecken.
31. (a) Wie muß die Erde vor der Flut ausgesehen haben, damit sich eine solche Überschwemmung ereignen konnte? (b) Was zeigt, daß vor der Flut die Berge niedriger und die Meeresbecken flacher gewesen sein können?
31 Damit sich die Flut ereignen konnte, mußten die Meeresbecken vor der Flut flacher und die Berge niedriger als heute gewesen sein. Wäre das möglich? In einem Fachbuch heißt es dazu: „Wo sich heute die Berge der Welt zu schwindelerregender Höhe auftürmen, erstreckten sich vor Millionen von Jahren eintönig flache Ozeane und Ebenen. ... Durch die Bewegung der Kontinentalplatten wird die Erdkruste veranlaßt, sich entweder zu Bergen zu erheben, auf denen nur die widerstandsfähigsten Tiere und Pflanzen überleben können, oder unterzutauchen, um in verborgener Pracht tief unter der Oberfläche des Meeres zu liegen.“15 Da sich die Erdkruste hebt und senkt, ist anzunehmen, daß die Berge einmal nicht so hoch und die großen Meeresbecken nicht so tief waren wie heute.
32. Was muß mit den Flutwassern geschehen sein? Wie könnte man das erklären?
32 Was geschah mit dem Wasser nach der Flut? Es muß in die Meeresbecken abgeflossen sein. Wie wurde das bewirkt? Nach Ansicht der Wissenschaftler ruhen die Kontinente auf riesigen Platten. Durch ihre Bewegungen können sich Veränderungen im Niveau der Erdoberfläche ergeben. An den Plattenrändern gibt es heute Tiefseegräben, die stellenweise über zehntausend Meter tief sind.16 Wahrscheinlich haben sich die Platten — möglicherweise als Folge der Flut — verschoben, wobei sich der Meeresboden absenkte und sich die tiefen Gräben öffneten, in die das über dem Land stehende Wasser abfließen konnte.b
Spuren der Flut?
33, 34. (a) Welche Hinweise auf eine Flut besitzen Wissenschaftler bereits? (b) Könnte man mit Recht behaupten, daß die Wissenschaftler Beweise mißdeutet haben?
33 Doch selbst wenn eine so gewaltige Flut zugegebenermaßen möglich gewesen ist, bleibt die Frage offen, warum Wissenschaftler keine Spur davon entdeckt haben. Vielleicht wurden ja Zeugnisse dafür gefunden, diese jedoch ganz anders interpretiert. Die orthodoxe Wissenschaft lehrt beispielsweise, daß die Erdoberfläche in vielen Gebieten während einer Serie von Eiszeiten von mächtigen Gletschern geformt worden ist. Doch manches, was Gletscherbewegungen zugeschrieben wird, kann auch durch Wasser bewirkt worden sein. Sehr wahrscheinlich werden einige Beweise für die Flut als Beweise für eine Eiszeit mißdeutet.
34 Solche Fehlinterpretationen sind durchaus schon vorgekommen. Von den Wissenschaftlern, die die Theorie über die Eiszeiten entwickelten, wird gesagt: „Sie entdeckten in Übereinstimmung mit der Philosophie des Aktualismus Eiszeiten in jedem Abschnitt der Erdgeschichte. Durch sorgfältige Überprüfungen der Beweise sind in den letzten Jahren jedoch viele dieser Vereisungen wieder verworfen worden; Formationen, die einst als glaziale Moränen identifiziert wurden, werden jetzt als Schichten interpretiert, die durch Schlammfluten, unterseeische Erdrutsche und sedimentreiche Flüsse abgelagert wurden — Fluten sedimentreichen Wassers, die Schlick, Sand und Geröll über den Grund der Tiefsee verteilten.“18
35, 36. Welche Hinweise im Fossilbericht und in der Erdgeschichte könnten mit der Flut in Verbindung stehen?
35 Einen weiteren Beweis für die Flut könnte der Fossilbericht liefern. Wie die Funde zeigen, schlugen in Europa einmal große Säbelzahntiger ihre Beute, Pferde, größer als die heutigen, streiften durch Nordamerika, und Mammute fanden in Sibirien Nahrung. Doch dann starben weltweit ganze Säugetiergattungen aus. Gleichzeitig vollzog sich eine plötzliche Klimaveränderung. In Sibirien wurden Zehntausende von Mammuten getötet, und sie froren innerhalb kürzester Zeit ein.c Alfred Wallace, ein bekannter Zeitgenosse Darwins, schlußfolgerte, daß die Ursache für eine so radikale Ausrottung ein außergewöhnliches globales Ereignis gewesen sein muß.19 Viele treten dafür ein, daß es sich dabei um die Flut gehandelt hat.
36 In einem Leitartikel in der Zeitschrift Biblical Archaeologist hieß es: „Man darf auf keinen Fall außer acht lassen, daß die Geschichte einer großen Flut zu den am weitesten verbreiteten Traditionen der menschlichen Kultur gehört. ... Hintergrund der ältesten Überlieferungen, die in Quellen aus dem Nahen Osten entdeckt wurden, könnte tatsächlich eine Flut ungeheuren Ausmaßes gewesen sein, die sich in einer der regenreichen Perioden ... vor vielen tausend Jahren ereignet hat.“20 In diesen regenreichen Perioden war die Oberfläche der Erde viel feuchter, und die Süßwasserseen auf der ganzen Welt waren weit größer als heute. Eine Theorie nennt als Ursache für die Feuchtigkeit starke Regenfälle in Verbindung mit dem Ende der Eiszeiten. Einige sind jedoch der Ansicht, daß die extreme Durchfeuchtung der Erdoberfläche einmal eine Folge der Flut gewesen ist.
Die Menschheit hat es nicht vergessen
37, 38. Wie zeigt ein Wissenschaftler, daß die Hinweise für die Möglichkeit der Flut sprechen, und wie können wir wissen, daß sie sich tatsächlich ereignet hat?
37 John McCampbell, Professor der Geologie, schrieb einmal, daß „die grundlegenden Unterschiede zwischen biblischer Katastrophenlehre [d. h. der Flut] und evolutionistischem Uniformitarianismus [Aktualismus] nicht bei den faktischen Einzelheiten der Geologie, sondern bei der Interpretation derselben liegen. Die bevorzugte Interpretation wird zum großen Teil vom Hintergrund und den Voraussetzungen des Einzelnen abhängen.“21
38 Daß sich eine Flut ereignet haben muß, ist daraus zu ersehen, daß die Menschheit sie nicht vergessen hat. Auf der ganzen Welt, beispielsweise in so weit voneinander entfernten Gebieten wie Alaska und den Inseln der Südsee, besitzt man solche alten Überlieferungen. Von den primitiven präkolumbischen Zivilisationen Amerikas wie auch von den Aborigines in Australien kennt man Flutberichte. Diese unterscheiden sich zwar manchmal in den Einzelheiten, aber in fast allen Versionen wird als grundlegende Tatsache berichtet, daß die Erde überflutet wurde und nur wenige Personen in einem von Menschen gebauten Wasserfahrzeug überlebten. Eine so weit verbreitete Übereinstimmung kann man nur damit erklären, daß die Flut ein historisches Ereignis war.d
39. Welcher weitere Beweis dafür, daß die Bibel Gottes Wort und nicht Menschenwort ist, wurde somit erbracht?
39 Somit stimmt die Bibel in wesentlichen Punkten mit der modernen Wissenschaft überein. Wo Diskrepanzen zwischen beiden zutage treten, präsentieren die Wissenschaftler nur zweifelhafte Argumente. Wenn sie miteinander übereinstimmen, ist die Bibel oft so genau, daß diese Informationen nur aus einer übermenschlichen Quelle stammen können. Die Übereinstimmung der Bibel mit der bewiesenen Wissenschaft liefert somit weitere Beweise dafür, daß die Bibel Gottes Wort und kein Menschenwort ist.
[Fußnoten]
a Eine ins einzelne gehende Behandlung des Themas Evolution und Schöpfung ist in dem Buch Das Leben — Wie ist es entstanden? Durch Evolution oder durch Schöpfung? zu finden, veröffentlicht 1985 von der Wachtturm-Gesellschaft.
b In dem Buch Der Planet Erde — Gletscher wird erwähnt, wie stark Wasser in Form von Eis auf die Erdoberfläche drückt. Es heißt darin beispielsweise: „Sollte das Grönlandeis eines Tages verschwinden, so würde sich die Insel um etwa 600 Meter heben.“ Eine plötzliche globale Flut müßte demnach tiefgreifende Auswirkungen auf Teile der Erdkruste gehabt haben.17
c Eine andere Schätzung spricht von fünf Millionen.
d Wegen weiterer Informationen über die Flut siehe Hilfe zum Verständnis der Bibel, herausgegeben von der Wachtturm-Gesellschaft, Seite 1363, 1364.
[Kasten auf Seite 105]
„Aus Staub“
In dem Werk „The World Book Encyclopedia“ heißt es: „Alle chemischen Elemente, aus denen die Lebewesen bestehen, kommen auch in der unbelebten Natur vor.“ Mit anderen Worten: Die chemischen Grundstoffe für lebende Organismen — der Mensch eingeschlossen — sind auch in der Erde vorhanden. Das stimmt mit folgender Aussage der Bibel überein: „Und Jehova Gott ging daran, den Menschen aus Staub vom Erdboden zu bilden“ (1. Mose 2:7).
[Kasten auf Seite 107]
„Im Bilde Gottes“
Einige weisen auf die Ähnlichkeiten im Körperbau hin, die zwischen dem Menschen und einigen Tieren bestehen, um deren Verwandtschaft zu beweisen. Sie müssen jedoch zugeben, daß der Mensch allen Tieren in geistiger Hinsicht bei weitem überlegen ist. Wieso besitzt der Mensch die Fähigkeit, zu planen und die ihn umgebende Welt zu organisieren, die Eigenschaft der Liebe, eine hohe Intelligenz, ein Gewissen und eine Vorstellung von der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft? Die Evolution kann dies nicht erklären. Doch die Bibel kann es, da sie sagt: „Gott ging daran, den Menschen in seinem Bilde zu erschaffen, im Bilde Gottes erschuf er ihn“ (1. Mose 1:27). Was die geistigen und moralischen Merkmale und Fähigkeiten des Menschen betrifft, ist er ein Abbild seines himmlischen Vaters.
[Bild auf Seite 99]
Die biblische Beschreibung, daß die Erde im Weltraum ‘an nichts hängt’, stimmt mit dem überein, was die Astronauten gesehen haben
[Bild auf Seite 102]
Die Bibel sagt nicht, daß sich die Erde um die Sonne oder die Sonne um die Erde dreht
[Bild auf Seite 112, 113]
Wenn die gesamte Erde völlig eben wäre, ohne Höhen und Senken, wäre sie kilometerhoch mit Wasser bedeckt
[Bild auf Seite 114]
Man hat Mammute gefunden, die nach ihrem Tod innerhalb kürzester Zeit eingefroren sind
[Bild auf Seite 115]
Louis Pasteur bewies, daß Leben nur aus bereits existierendem Leben entstehen kann
[Diagramm/Bild auf Seite 108, 109]
(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)
Die Bibel liefert eine genaue Beschreibung des Wasserkreislaufs
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Prophezeiungen, die sich erfüllt habenDie Bibel — Gottes oder Menschenwort?
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Kapitel 9
Prophezeiungen, die sich erfüllt haben
Menschen können die Zukunft nicht mit Sicherheit vorhersagen. Ihre diesbezüglichen Versuche sind immer wieder kläglich gescheitert. Ein Buch mit Prophezeiungen, die sich erfüllt haben, lenkt daher unwillkürlich die Aufmerksamkeit auf sich. Die Bibel ist ein solches Buch.
1 (und Einleitung). Was wird dadurch bewiesen, daß die Bibel Prophezeiungen enthält, die sich erfüllt haben?
VIELE Prophezeiungen der Bibel haben sich in ihren Einzelheiten derart genau erfüllt, daß Kritiker behaupten, sie seien erst nach ihrer Erfüllung aufgezeichnet worden. Doch solche Behauptungen sind falsch. Da Gott allmächtig ist, verfügt er über die uneingeschränkte Fähigkeit zu prophezeien (Jesaja 41:21-26; 42:8, 9; 46:8-10). Biblische Prophezeiungen, die sich erfüllt haben, zeugen nicht von einer späteren Autorschaft, sondern von göttlicher Inspiration. Einige herausragende dieser Prophezeiungen sollen nun besprochen werden. Sie sind ein weiterer Beweis dafür, daß es sich bei der Bibel um Gottes Wort handelt und nicht lediglich um Menschenwort.
Das Exil in Babylon
2, 3. Was führte dazu, daß König Hiskia den Gesandten aus Babylon alle Schätze seines Hauses und seines Herrschaftsgebiets zeigte?
2 Hiskia war etwa 30 Jahre König in Jerusalem. 740 v. u. Z. hatte er erlebt, daß die Assyrer das nördliche Nachbarreich Israel vernichtet hatten. 732 v. u. Z. war er Zeuge der rettenden Macht Gottes gewesen, als der assyrische Versuch, Jerusalem zu erobern, mit katastrophalen Folgen für die Invasoren fehlgeschlagen war (Jesaja 37:33-38).
3 Jetzt empfängt Hiskia eine Delegation Merodach-Baladans, des Königs von Babylon. Oberflächlich betrachtet, sind die Gesandten gekommen, um Hiskia zu seiner Genesung von einer schweren Krankheit zu beglückwünschen. Doch wahrscheinlich sieht Merodach-Baladan in Hiskia einen möglichen Verbündeten gegen die Weltmacht Assyrien. Aber Hiskia unternimmt nichts, um ein solches Ansinnen abzuwenden, denn er zeigt den Besuchern aus Babylon allen Reichtum seines Hauses und Herrschaftsgebiets. Vielleicht wünscht auch er sich Verbündete für den Fall, daß die Assyrer zurückkehren (Jesaja 39:1, 2).
4. Welche tragischen Folgen des Fehlers Hiskias sagte Jesaja voraus?
4 Jesaja, der damals herausragende Prophet, erkennt sofort, daß Hiskia unbedacht gehandelt hat. Er weiß, daß nicht Babylon, sondern Jehova der sicherste Schutz Hiskias ist, und erklärt dem König, der Umstand, daß er den Babyloniern seinen Reichtum gezeigt habe, werde katastrophale Folgen haben. „Tage kommen“, sagt Jesaja, „und alles, was in deinem eigenen Haus ist und was deine Vorväter aufgehäuft haben bis auf diesen Tag, wird tatsächlich nach Babylon weggeführt werden.“ Jehova hat entschieden: „Nichts wird übrigbleiben“ (Jesaja 39:5, 6).
5, 6. (a) Welche Äußerung Jeremias bestätigte Jesajas Prophezeiung? (b) Wie erfüllten sich die Prophezeiungen Jesajas und Jeremias?
5 Vielleicht hielt man im achten Jahrhundert v. u. Z. eine Erfüllung dieser Prophezeiung für unwahrscheinlich. Aber hundert Jahre später änderte sich die Situation. Babylon löste Assyrien als vorherrschende Weltmacht ab, während Juda in religiöser Hinsicht so sehr entartet war, daß Gott dieser Nation seinen Segen entzog. Ein anderer Prophet, Jeremia, wurde von Gott dazu inspiriert, Jesajas Ankündigung zu wiederholen. Jeremia erklärte, daß Jehova sagte: „Ich will [die Babylonier] ... gegen dieses Land und gegen seine Bewohner ... bringen ... Und dieses ganze Land soll ein verwüsteter Ort werden, ein Gegenstand des Entsetzens, und diese Nationen werden dem König von Babylon siebzig Jahre dienen müssen“ (Jeremia 25:9, 11).
6 Etwa vier Jahre nachdem Jeremia diese Prophezeiung geäußert hatte, wurde Juda dem Babylonischen Reich einverleibt. Drei Jahre danach brachten die Babylonier einige jüdische Gefangene zusammen mit etlichen Wertgegenständen aus dem Tempel in Jerusalem nach Babylon. Nach weiteren acht Jahren lehnte sich Juda auf, und erneut rückte der babylonische König, Nebukadnezar, gegen die Stadt vor. Dieses Mal wurde sie samt ihrem Tempel zerstört. Aller Reichtum der Stadt wurde zusammen mit den Juden nach Babylon gebracht. Es geschah genau das, was Jesaja und Jeremia vorausgesagt hatten (2. Chronika 36:6, 7, 12, 13, 17-21).
7. Inwiefern bestätigt die Archäologie die Erfüllung von Jesajas und Jeremias Prophezeiungen über Jerusalem?
7 Nach dem Ansturm der Babylonier war, wie es in dem Werk The Archaeological Encyclopedia of the Holy Land heißt, „die Stadt [Jerusalem] total zerstört“.1 Der Archäologe W. F. Albright sagt: „Ausgrabungen und Geländeuntersuchungen in Juda haben ergeben, daß die Städte Judas bei den beiden Einfällen der Chaldäer nicht nur vollständig zerstört wurden, sondern daß sie auch für Generationen nicht wieder bewohnt waren — in vielen Fällen nie wieder.“2 Die Archäologie bestätigt somit die schreckliche Erfüllung dieser Prophezeiung.
Das Schicksal von Tyrus
8, 9. Welche Prophezeiung äußerte Hesekiel über Tyrus?
8 Ein weiterer Schreiber, der in alter Zeit von Gott inspirierte Prophezeiungen aufzeichnete, war Hesekiel. Er prophezeite gegen Ende des siebten bis hinein in das sechste Jahrhundert v. u. Z., d. h. in den Jahren vor der Zerstörung Jerusalems und anschließend in den ersten Jahrzehnten des Exils der Juden in Babylon. Selbst einige neuzeitliche Kritiker sagen, daß das Buch ungefähr um jene Zeit geschrieben wurde.
9 Hesekiel zeichnete eine eindrucksvolle Prophezeiung über die Zerstörung von Tyrus auf, einer Stadt, die unweit der Nordgrenze Israels lag und freundschaftliche Beziehungen zu Gottes Volk unterhielt, sich aber dann zu dessen Feind entwickelte (1. Könige 5:1-9; Psalm 83:2-8). Er schrieb: „Dies ist ..., was der Souveräne Herr Jehova gesprochen hat: ‚Siehe, ich bin gegen dich, o Tyrus, und ich will viele Nationen gegen dich heraufführen, so wie das Meer seine Wellen heraufführt. Und sie werden bestimmt die Mauern von Tyrus zerstören und seine Türme niederreißen, und ich will seinen Staub von ihm abkratzen und es zu einer glänzenden kahlen Oberfläche eines zerklüfteten Felsens machen. ... Und deine Steine und dein Holzwerk und deinen Staub werden sie direkt mitten ins Wasser legen‘ “ (Hesekiel 26:3, 4, 12).
10—12. Wann erfüllte sich schließlich Hesekiels Prophezeiung, und wie?
10 Ist das wirklich geschehen? Nun, einige Jahre nachdem Hesekiel diese Prophezeiung geäußert hatte, wurde Tyrus von Nebukadnezar, dem König von Babylon, belagert (Hesekiel 29:17, 18). Die Belagerung war jedoch keine einfache Sache. Tyrus lag zum Teil auf dem Festland (das sogenannte Alttyrus) und zum Teil auf einer 800 Meter von der Küste entfernten Insel. Nebukadnezar belagerte die Inselstadt 13 Jahre lang. Erst dann kapitulierte sie unter Bedingungen.
11 Aber 332 v. u. Z. erfüllte sich die Prophezeiung schließlich in allen Einzelheiten. Damals fiel Alexander der Große, der mazedonische Eroberer, in Asien ein. Aufgrund ihrer sicheren Lage behauptete sich die Inselstadt Tyrus gegen ihn. Alexander gefiel es aber nicht, einen potentiellen Feind im Rücken zu haben, doch wollte er auch nicht wie Nebukadnezar Tyrus jahrelang belagern.
12 Wie löste er dieses militärische Problem? Er baute eine Mole oder Landbrücke zur Insel, so daß seine Soldaten auf dem Landweg die Stadt angreifen konnten. Man beachte, welches Baumaterial er für die Mole verwandte! In dem Werk The Encyclopedia Americana wird berichtet: „Mit dem Schutt des Festlandteils der Stadt, den er zerstört hatte, baute er 332 eine riesige Mole, um die Insel mit dem Festland zu verbinden.“ Nach einer verhältnismäßig kurzen Belagerung wurde die Inselstadt zerstört. Damit hatte sich übrigens Hesekiels Prophezeiung in allen Einzelheiten erfüllt. Selbst ‘die Steine, das Holzwerk und der Staub’ von Alttyrus waren ‘mitten ins Wasser gelegt’ worden.
13. Wie beschrieb ein Reisender im 19. Jahrhundert das Gebiet des alten Tyrus?
13 Ein Reisender berichtete im 19. Jahrhundert, was zu seiner Zeit vom alten Tyrus übrig war: „Von dem ursprünglichen Tyrus, das Salomo und die Propheten Israels kannten, ist außer den in Felsen gehauenen Grabstätten in den Bergen und einigen Grundmauern keine Spur mehr verblieben ... Selbst die Insel, die Alexander der Große bei der Belagerung der Stadt zu einer Halbinsel machte, indem er vom Festland aus einen Damm zu ihr aufschüttete, enthält keine bestimmbaren Relikte aus einer früheren Periode als der Zeit der Kreuzzüge. Die neuzeitliche Stadt, die in ihrer Gesamtheit verhältnismäßig neu ist, nimmt die nördliche Hälfte der einstigen Insel ein, während nahezu das gesamte übrige Gebiet von unbestimmbaren Ruinen bedeckt ist.“3
Als Babylon an der Reihe war
14, 15. Welche Prophezeiungen über Babylon zeichneten Jesaja und Jeremia auf?
14 Im achten Jahrhundert v. u. Z. sagte Jesaja, der Prophet, der die Juden warnend auf ihre bevorstehende Unterwerfung durch Babylon hinwies, erstaunlicherweise auch noch etwas anderes voraus: die völlige Vernichtung Babylons. In anschaulichen Worten nannte er dabei folgende Einzelheiten: „Siehe, ich errege gegen sie die Meder ... Und Babylon, die Zierde der Königreiche, die Schönheit des Stolzes der Chaldäer, soll werden wie Sodom und Gomorra, als Gott sie umkehrte. Sie wird niemals bewohnt werden, noch wird sie Generation um Generation verweilen“ (Jesaja 13:17-20).
15 Auch der Prophet Jeremia sagte den Fall der Stadt Babylon voraus, der sich viele Jahre später ereignete. Und Jeremia erwähnte eine interessante Einzelheit: „Verheerung ist über ihren Wassern, und sie sollen ausgetrocknet werden. ... Die starken Männer Babylons haben aufgehört zu kämpfen. Sie sind an den festen Orten sitzen geblieben. Ihre Kraft ist ausgetrocknet“ (Jeremia 50:38; 51:30).
16. Wann wurde Babylon erobert, und von wem?
16 Im Jahre 539 v. u. Z. ging für Babylon die Zeit der Vorherrschaft als Weltmacht zu Ende, als der tatkräftige persische Herrscher Cyrus mit Unterstützung des Heeres der Meder gegen die Stadt vorrückte. Aber Cyrus stand vor einer eindrucksvollen Aufgabe. Babylon war von riesigen und schier unüberwindbaren Mauern umgeben. Auch floß der breite Euphrat durch die Stadt und bildete einen wichtigen Teil ihrer Verteidigungsanlagen.
17, 18. (a) Inwiefern war ‘Verheerung über den Wassern Babylons’? (b) Warum ‘hörten die starken Männer Babylons auf zu kämpfen’?
17 Der griechische Historiker Herodot beschreibt, wie Cyrus das Problem löste: „Den Hauptteil seines Heeres stellte er dort auf, wo der Fluß in die Stadt strömt, den andern hinter der Stadt dort, wo er aus der Stadt heraustritt. Dann gab er den Befehl, auf diesem Wege in die Stadt einzudringen, sobald sie sahen, daß man den Fluß durchschreiten könne. ... Er leitete den Fluß mit Hilfe eines Durchstiches in den See [der von einer früheren Königin Babylons künstlich angelegt worden war], der ja eigentlich ein Sumpf war. Dadurch erreichte er dann, daß das alte Flußbett zu durchwaten war; der Wasserspiegel im Fluß sank. Durch dieses Flußbett drangen nun die Perser in Babylon ein, die Kyros zu diesem Zwecke am Strom aufgestellt hatte; denn das Wasser des Euphrat reichte dem Mann höchstens bis zum halben Schenkel.“4
18 Auf diese Weise fiel die Stadt, wie Jeremia und Jesaja prophezeit hatten. Man beachte aber, wie genau sich diese Prophezeiungen selbst in Einzelheiten erfüllten. Es war buchstäblich ‘Verheerung über ihren Wassern, und sie wurden ausgetrocknet’. Durch das Senken des Wasserspiegels im Euphrat gelang es Cyrus, in die Stadt einzudringen. ‘Hörten die starken Männer Babylons auf zu kämpfen’, wie Jeremia vorausgesagt hatte? Die Bibel berichtet — ebenso wie die griechischen Historiker Herodot und Xenophon —, daß die Babylonier gerade ein Festmahl veranstalteten, als die Perser angriffen.5 In der Nabonid-Chronik, einem offiziellen Keilschriftdokument, heißt es, die Truppen des Cyrus seien „ohne Kampf“ in Babylon eingezogen, d. h. wahrscheinlich ohne eine regelrechte Schlacht.6 Die starken Männer Babylons taten offensichtlich nicht viel, um die Stadt zu schützen.
19. Erfüllte sich die Prophezeiung, daß Babylon „niemals [wieder] bewohnt werden“ würde? Welche Einzelheiten könnte man dazu anführen?
19 Wie verhält es sich mit der Vorhersage, Babylon werde „niemals [wieder] bewohnt werden“? Sie ging nicht sogleich im Jahre 539 v. u. Z. in Erfüllung. Aber auch diese Prophezeiung bewahrheitete sich unfehlbar. Die Stadt war nach ihrem Fall Ausgangspunkt etlicher Aufstände, bis sie schließlich 478 v. u. Z. von Xerxes verwüstet wurde. Ende des vierten Jahrhunderts nahm sich Alexander der Große vor, Babylon neu aufzubauen, doch er starb, bevor sein Werk allzuweit vorangeschritten war. Von da an verfiel die Stadt. Im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung war sie zwar immer noch bewohnt, doch heute ist vom alten Babylon nichts weiter übrig als ein Ruinenhügel im Irak. Selbst wenn die Ruinen teilweise restauriert werden sollten, würde Babylon nur ein Schaustück für Touristen sein, keine lebensprühende Stadt. Das verwüstete Gebiet bezeugt die endgültige Erfüllung der inspirierten Prophezeiung über Babylon.
Der Aufmarsch der Weltmächte
20, 21. Welche prophetische Vision hatte Daniel über den Aufmarsch der Weltmächte, und wie erfüllte sie sich?
20 Im sechsten Jahrhundert v. u. Z. wurde Daniel, ein weiterer Prophet, während des Exils der Juden in Babylon inspiriert, einige bemerkenswerte Visionen aufzuzeichnen, in denen der künftige Lauf der Weltereignisse vorhergesagt wurde. In einer Vision beschreibt Daniel mehrere sinnbildliche Tiere, die einander auf der Weltbühne ablösen. Ein Engel erklärt, daß die Tiere den Aufmarsch der Weltmächte von dieser Zeit an darstellen. In bezug auf zwei Tiere sagt er: „Der Widder, den du sahst, der die zwei Hörner hatte, steht für die Könige von Medien und Persien. Und der haarige Ziegenbock steht für den König von Griechenland; und was das große Horn betrifft, das zwischen seinen Augen war, es steht für den ersten König. Und daß eins zerbrochen worden war, so daß an seiner Stelle schließlich vier aufstanden: Da sind vier Königreiche aus seiner Nation, die aufstehen werden, aber nicht mit seiner Kraft“ (Daniel 8:20-22).
21 Diese prophetische Vorschau erfüllte sich ganz genau. Das Babylonische Reich wurde von Medo-Persien gestürzt, das 200 Jahre später der griechischen Weltmacht weichen mußte. Das Griechische Reich wurde von Alexander dem Großen (dem „großen Horn“) angeführt. Doch nach Alexanders Tod kämpften seine Generäle unter sich um die Macht, und das ausgedehnte Imperium zerfiel schließlich in vier kleinere Reiche, „vier Königreiche“.
22. Welche weitere Weltmacht wurde in einer ähnlichen Prophezeiung über den Aufmarsch der Weltmächte vorhergesagt?
22 In Daniel, Kapitel 7 wird eine ähnliche Vision beschrieben, in der ein Blick weit in die Zukunft geworfen wird. Die babylonische Weltmacht wird durch einen Löwen dargestellt, die persische durch einen Bären und die griechische durch einen Leoparden mit vier Köpfen und vier Flügeln auf seinem Rücken. Dann sieht Daniel ein anderes wildes Tier, „furchteinflößend und schrecklich und ungewöhnlich stark ..., und es hatte zehn Hörner“ (Daniel 7:2-7). Dieses vierte wilde Tier stellte das mächtige römische Imperium dar, dessen Entwicklung, etwa drei Jahrhunderte nachdem Daniel diese Prophezeiung aufgezeichnet hatte, begann.
23. In welcher Hinsicht war das vierte wilde Tier der Prophezeiung Daniels „von all den anderen Königreichen verschieden“?
23 Über Rom prophezeite der Engel: „Was das vierte Tier betrifft, es gibt ein viertes Königreich, das schließlich auf der Erde sein wird, das von all den anderen Königreichen verschieden sein wird; und es wird die ganze Erde verzehren und wird sie zertreten und sie zermalmen“ (Daniel 7:23). H. G. Wells schreibt in seinem Werk Die Geschichte unserer Welt: „Diese neue Macht, dieses Römische Reich, das sich im zweiten und ersten Jahrhundert v. Chr. zur Herrschaft über die westliche Welt emporschwang, war in mancher Hinsicht anders geartet als irgendeines der großen Reiche, die es bis dahin in der zivilisierten Welt gegeben hatte.“7 Es war anfänglich eine Republik und wurde dann eine Monarchie. Im Gegensatz zu früheren Reichen ging es nicht auf einen Eroberer zurück, sondern war im Laufe der Jahrhunderte unaufhörlich angewachsen. Es bestand wesentlich länger und herrschte über ein weit größeres Gebiet als irgendein früheres Reich.
24, 25. (a) Wie traten die zehn Hörner des wilden Tieres in Erscheinung? (b) Welchen Kampf zwischen den Hörnern des wilden Tieres sah Daniel voraus?
24 Was hatte es aber mit den zehn Hörnern des riesigen Tieres auf sich? Der Engel sagte: „Und was die zehn Hörner betrifft, aus jenem Königreich werden zehn Könige aufstehen; und noch ein anderer wird nach ihnen aufstehen, und er selbst wird von den ersten verschieden sein, und drei Könige wird er erniedrigen“ (Daniel 7:24). Wie erfüllte sich das?
25 Als im fünften Jahrhundert u. Z. der Verfall des Römischen Reiches begann, wurde es nicht sogleich von einer anderen Weltmacht abgelöst, sondern zerfiel in mehrere Königreiche — „zehn Könige“. Schließlich schaltete das Britische Reich die drei Rivalen Spanien, Frankreich und die Niederlande aus, wodurch es die vorherrschende Weltmacht wurde. So erniedrigte das zuletzt aufgestiegene ‘Horn’ tatsächlich „drei Könige“.
Daniels Prophezeiungen — nach den Ereignissen aufgezeichnet?
26. Wann soll das Buch Daniel gemäß der Behauptung von Kritikern geschrieben worden sein, und wieso?
26 Die Bibel läßt erkennen, daß das Buch Daniel im sechsten Jahrhundert v. u. Z. geschrieben wurde. Die darin enthaltenen Prophezeiungen haben sich jedoch so genau erfüllt, daß Kritiker behaupten, das Buch müsse um 165 v. u. Z. geschrieben worden sein, als sich mehrere der Prophezeiungen bereits erfüllt hatten.8 Dieses späte Datum für die Niederschrift des Buches Daniel wird in vielen Nachschlagewerken einzig und allein deshalb als eine erwiesene Tatsache hingestellt, weil sich Daniels Prophezeiungen erfüllt haben.
27, 28. Welche Tatsachen beweisen, daß das Buch Daniel nicht 165 v. u. Z. geschrieben wurde?
27 Einer solchen Theorie sind jedoch folgende Tatsachen entgegenzuhalten: Erstens wurde auf das Buch in jüdischen Werken Bezug genommen, die im zweiten Jahrhundert v. u. Z. entstanden, wie zum Beispiel im ersten Makkabäerbuch. Zweitens wurde es in die Septuaginta aufgenommen, eine griechische Übersetzung, mit der im dritten Jahrhundert v. u. Z. begonnen wurde.9 Drittens waren Bruchstücke von Abschriften des Buches Daniel unter den Schriftrollen vom Toten Meer mit am häufigsten vertreten. Und diese Bruchstücke sollen etwa in das Jahr 100 v. u. Z. zu datieren sein.10 Folglich war das Buch Daniel bald nach der vermeintlichen Zeit seiner Niederschrift bereits weithin bekannt und geachtet — ein untrüglicher Beweis dafür, daß es lange vor der von Kritikern genannten Zeit geschrieben wurde.
28 Das Buch Daniel enthält zudem Einzelheiten, die einem Schreiber des zweiten Jahrhunderts unbekannt gewesen wären. Ein herausragendes Beispiel ist die Erwähnung Belsazars, des Herrschers von Babylon, der 539 v. u. Z. bei der Einnahme der Stadt getötet wurde. Die bedeutendsten nichtbiblischen Quellen, aus denen wir etwas über den Sturz Babylons erfahren, sind Herodot (fünftes Jahrhundert), Xenophon (fünftes und viertes Jahrhundert) und Berossos (drittes Jahrhundert). Keiner von ihnen wußte etwas von Belsazar.11 Wie unwahrscheinlich, daß ein Schreiber im zweiten Jahrhundert über Aufschluß verfügt hätte, der diesen früheren Autoren nicht zugänglich gewesen wäre! Der Bericht über Belsazar in Daniel, Kapitel 5 ist folglich ein stichhaltiges Argument dafür, daß Daniel sein Buch eher schrieb als die anderen Schreiber die ihrigen.a
29. Warum kann das Buch Daniel unmöglich nach der Erfüllung der darin enthaltenen Prophezeiungen geschrieben worden sein?
29 Letztendlich enthält das Buch Daniel mehrere Prophezeiungen, die sich lange nach 165 v. u. Z. erfüllten. Eine davon ist die bereits erwähnte Prophezeiung über das Römische Reich. Bei einer weiteren handelt es sich um eine bemerkenswerte Prophezeiung über das Kommen Jesu, des Messias.
Das Kommen des Gesalbten
30, 31. (a) In welcher Prophezeiung Daniels wurde die Zeit für das Erscheinen des Messias vorausgesagt? (b) Wie läßt sich, gestützt auf Daniels Prophezeiung, das Jahr errechnen, in dem der Messias erscheinen sollte?
30 Diese Prophezeiung steht in Daniel, Kapitel 9 und lautet: „Siebzig Jahrwochen [d. h. vierhundertneunzig Jahre] sind über dein Volk und über deine heilige Stadt bestimmt“ (Daniel 9:24, Henne). Was sollte in diesen 490 Jahren geschehen? Es heißt: „Von der Zeit, da das Wort ergeht, Jerusalem wieder aufzubauen, bis der Gesalbte, der Fürst, ersteht, vergehen sieben Jahrwochen und zweiundsechzig Jahrwochen“ (Daniel 9:25, Henne). Diese Prophezeiung handelt also von der Zeit, zu der der „Gesalbte“, der Messias, ersteht oder auftritt. Wie erfüllte sie sich?
31 Das Wort oder der Befehl, Jerusalem wieder aufzubauen, ‘erging’ „im zwanzigsten Jahr des Königs Artaxerxes“ von Persien, d. h. 455 v. u. Z. (Nehemia 2:1-9). Am Ende von 49 Jahren (7 Jahrwochen) war viel von Jerusalems Herrlichkeit wiederhergestellt. Die vollen 483 Jahre (7 plus 62 Jahrwochen) zählen von 455 v. u. Z. bis 29 u. Z. Bei diesem Jahr handelte es sich um das ‘fünfzehnte Jahr der Regierung des Tiberius Cäsar’, das Jahr, in dem Jesus von Johannes dem Täufer getauft wurde (Lukas 3:1). Jesus wurde damals öffentlich als Sohn Gottes identifiziert und nahm seinen Dienst auf, indem er der jüdischen Nation die gute Botschaft verkündigte (Matthäus 3:13-17; 4:23). Damit war er der „Gesalbte“ oder Messias.
32. Wie lang sollte gemäß der Prophezeiung Daniels der irdische Dienst Jesu dauern, und was würde am Ende davon geschehen?
32 In der Prophezeiung heißt es weiter: „Nach zweiundsechzig Jahrwochen wird der Gesalbte hingerichtet werden.“ Auch wird gesagt: „Mit vielen wird er während der einen [„für eine“, The Amplified Bible] Jahrwoche einen festen Bund schließen und in der Hälfte der Jahrwoche Schlacht- und Speisopfer abschaffen“ (Daniel 9:26, 27, Henne). Im Einklang damit wandte sich Jesus ausschließlich an die „vielen“, d. h. an die fleischlichen Juden. Gelegentlich predigte er auch den Samaritern, die an einige der heiligen Schriften glaubten, aber eine vom Judaismus getrennte Sekte bildeten. Dann, „in der Hälfte der Jahrwoche“ oder nach dreieinhalb Jahren des Predigens, gab er sein Leben als ein Schlachtopfer, wurde also „hingerichtet“. Das bedeutete das Ende des mosaischen Gesetzes mit seinen Schlachtopfern und Opfergaben (Galater 3:13, 24, 25). Somit schaffte Jesus durch seinen Tod „Schlacht- und Speisopfer“ ab.
33. Wie lange handelte Jehova ausschließlich mit den Juden, und welches Ereignis kennzeichnete das Ende dieser Zeit?
33 Aber Juden und später die mit ihnen verwandten Samariter waren weitere dreieinhalb Jahre die einzigen, denen die neu ins Leben gerufene Christenversammlung Zeugnis gab. Im Jahre 36 u. Z. jedoch, am Ende der 70 Jahrwochen, predigte der Apostel Petrus unter göttlicher Leitung einem Nichtjuden: Kornelius (Apostelgeschichte 10:1-48). Nun war der „Bund“ nicht mehr auf ‘die vielen’, die Juden, beschränkt. Auch den unbeschnittenen Nichtjuden wurde die Rettung gepredigt.
34. Was geschah im Einklang mit Daniels Prophezeiung mit dem fleischlichen Israel, weil es den Messias verworfen hatte?
34 Die jüdische Nation hatte Jesus verworfen und sich dazu verschworen, ihn hinrichten zu lassen. Daher wurde sie von Jehova nicht beschützt, als die Römer 70 u. Z. kamen und Jerusalem zerstörten. Daniels weitere Worte erfüllten sich: „Die Stadt samt dem Heiligtum wird von dem Kriegsvolk eines Fürsten zerstört, der heranrückt. Ihr Ende erfolgt durch eine Flut. Am Ende eines Krieges kommt die beschlossene Verwüstung“ (Daniel 9:26b, Henne). Dieser zweite „Fürst“ war Titus, der römische Feldherr, der Jerusalem im Jahre 70 u. Z. zerstörte.
Inspirierte Prophezeiungen
35. Welche weiteren Prophezeiungen über Jesus erfüllten sich?
35 Daniels Prophezeiung von den 70 Wochen ging auf diese Weise bemerkenswert genau in Erfüllung. Ja, viele Prophezeiungen in den Hebräischen Schriften erfüllten sich im ersten Jahrhundert, und mehrere davon betrafen Jesus. Sein Geburtsort, sein Eifer für das Haus Gottes, seine Predigttätigkeit und daß er für 30 Silberstücke verraten wurde sowie seine Todesart und daß man Lose über seine Kleider warf — all diese Einzelheiten waren in den Hebräischen Schriften prophezeit worden. Die Erfüllung bewies unleugbar, daß Jesus der Messias war, und bestätigte erneut, daß diese Prophezeiungen inspiriert waren (Micha 5:2; Lukas 2:1-7; Sacharja 11:12; 12:10; Matthäus 26:15; 27:35; Psalm 22:18; 34:20; Johannes 19:33-37).
36, 37. Was lehrt uns die Tatsache, daß sich biblische Prophezeiungen erfüllt haben, und welche Überzeugung verleiht uns diese Erkenntnis?
36 Tatsächlich sind die biblischen Prophezeiungen immer zu ihrer bestimmten Zeit eingetroffen. Die Ereignisse sind genauso abgelaufen, wie es gemäß der Bibel der Fall sein sollte. Das beweist eindeutig, daß die Bibel das Wort Gottes ist. Hinter den prophetischen Äußerungen mußte mehr als menschliche Weisheit stehen, damit sie sich so genau erfüllen konnten.
37 Die Bibel enthält jedoch noch weitere Voraussagen, die sich damals noch nicht erfüllten. Warum? Weil sie sich in unserer Zeit erfüllen sollten und sogar in noch ferner Zukunft. Die Zuverlässigkeit der bereits erfüllten Prophezeiungen aus alter Zeit verleiht uns die Überzeugung, daß sich auch die anderen Voraussagen unfehlbar bewahrheiten werden. Wie das folgende Kapitel zeigt, ist das auch tatsächlich der Fall.
[Fußnote]
a Siehe Kapitel 4, „Wie glaubwürdig ist das ‚Alte Testament‘?“, Absatz 16 und 17.
[Herausgestellter Text auf Seite 133]
Die Prophezeiungen sind immer zu ihrer bestimmten Zeit eingetroffen. Alles geschah genauso, wie in der Bibel vorausgesagt.
[Bild auf Seite 118]
Archäologen stellten fest, daß Jerusalem von Nebukadnezar völlig zerstört wurde
[Bild auf Seite 121]
Eine Aufnahme des heutigen Tyrus. Von dem Tyrus, das die Propheten Israels kannten, ist kaum eine Spur übriggeblieben.
[Bild auf Seite 123]
Touristen, die das Gebiet des alten Babylon besuchen, können die Erfüllung der Prophezeiungen über diese Stadt bezeugen
[Bilder auf Seite 126]
Daniels Prophezeiungen über den Aufmarsch der Weltmächte haben sich so genau erfüllt, daß neuzeitliche Kritiker meinen, sie wären erst nach der Erfüllung aufgezeichnet worden
BABYLON
PERSIEN
GRIECHENLAND
ROM
BRITANNIEN
[Bild auf Seite 130]
Daniel sagte genau voraus, wann der Messias in Israel erscheinen würde
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Eine biblische Prophezeiung, die sich vor unseren Augen erfülltDie Bibel — Gottes oder Menschenwort?
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Kapitel 10
Eine biblische Prophezeiung, die sich vor unseren Augen erfüllt
Warum ist heute vieles so anders als noch vor hundert Jahren? Zwar sind gewisse Verbesserungen zu verzeichnen; beispielsweise sind heute in vielen Ländern Krankheiten heilbar, die früher unweigerlich den Tod brachten, und der Durchschnittsbürger genießt einen Lebensstandard, den sich seine Vorfahren nicht hätten träumen lassen. Aber unser Jahrhundert hat auch die schlimmsten Kriege und einige der furchtbarsten Greueltaten der Menschheitsgeschichte erlebt. Außerdem ist die Wohlfahrt der Menschheit, ja selbst ihr Fortbestand bedroht — durch die Bevölkerungsexplosion, durch die Umweltverschmutzung und durch die ungeheuren Arsenale von atomaren, biologischen und chemischen Waffen, die weltweit vorhanden sind. Warum unterscheidet sich das 20. Jahrhundert so sehr von früheren Jahrhunderten?
1 (und Einleitung). (a) Inwiefern unterscheidet sich das 20. Jahrhundert von früheren Jahrhunderten? (b) Was hilft uns, zu verstehen, warum unsere Zeit so anders ist?
DIE Antwort auf diese Frage hängt mit einer bemerkenswerten biblischen Prophezeiung zusammen, die sich vor unseren Augen erfüllt. Diese Prophezeiung wurde von Jesus geäußert, und sie liefert zum einen den Beweis für die Inspiration der Bibel, aber sie zeigt zum anderen auch, daß sehr drastische Veränderungen in der Szene dieser Welt unmittelbar bevorstehen. Was ist das für eine Prophezeiung? Und wieso wissen wir, daß sie sich erfüllt?
Die große Prophezeiung Jesu
2, 3. Welche Fragen wurden Jesus von seinen Jüngern gestellt, und wo ist seine Antwort zu finden?
2 Wie die Bibel berichtet, sprachen die Jünger Jesu kurz vor dessen Tod mit ihm über die großartigen Tempelbauten in Jerusalem; sie zeigten sich beeindruckt von deren Größe und deren anscheinender Unvergänglichkeit. Jesus sagte jedoch: „Seht ihr nicht alle diese Dinge? Wahrlich, ich sage euch: Keinesfalls wird hier ein Stein auf dem anderen gelassen, der nicht niedergerissen werden wird“ (Matthäus 24:1, 2).
3 Diese Worte müssen Jesu Jünger überrascht haben. Später kamen sie zu ihm und baten um weiteren Aufschluß: „Sag uns: Wann werden diese Dinge geschehen, und was wird das Zeichen deiner Gegenwart und des Abschlusses des Systems der Dinge sein?“ (Matthäus 24:3). Jesu Antwort ist in den weiteren Versen von Matthäus, Kapitel 24 und 25 zu finden. Seine Darlegungen wurden auch in Markus, Kapitel 13 und Lukas, Kapitel 21 aufgezeichnet. Es handelt sich eindeutig um die wichtigste Prophezeiung, die Jesus während seines Erdenlebens äußerte.
4. Nach welchen zwei verschiedenen Dingen fragten Jesu Jünger?
4 Die Jünger fragten Jesus eigentlich nach mehreren Dingen. Zunächst stellten sie die Frage: „Wann werden diese Dinge geschehen?“ Mit anderen Worten: Wann werden Jerusalem und der Tempel zerstört werden? Außerdem wollten sie wissen, welches Zeichen den Beginn der Gegenwart Jesu als König des himmlischen Königreiches Gottes und das bevorstehende Ende des gegenwärtigen Systems der Dinge anzeigen würde.
5. (a) Welche erste Erfüllung hatte Jesu Prophezeiung, aber wann sollten sich seine Worte vollständig erfüllen? (b) Wie begann Jesus seine Antwort auf die Frage der Jünger?
5 In seiner Antwort ging Jesus auf beide Punkte ein. Viele seiner Worte erfüllten sich bereits im ersten Jahrhundert, in der Zeit, die bis zu der furchtbaren Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 u. Z. noch verblieb (Matthäus 24:4-22). Doch seine Prophezeiung sollte später, ja in unseren Tagen eine größere Erfüllung haben. Was führte Jesus alles an? Gemäß Vers 7 und 8 sprach er zunächst über folgendes: „Nation wird sich gegen Nation erheben und Königreich gegen Königreich, und es wird Lebensmittelknappheit und Erdbeben an einem Ort nach dem anderen geben. Alle diese Dinge sind ein Anfang der Bedrängniswehen.“
6. An welche parallele Prophezeiung erinnern uns Jesu Worte aus Matthäus 24:7, 8?
6 Jesu Gegenwart als himmlischer König sollte offensichtlich durch großen Aufruhr auf der Erde gekennzeichnet sein. Das wird durch eine parallele Prophezeiung in der Offenbarung bestätigt: die Vision von den vier Apokalyptischen Reitern (Offenbarung 6:1-8). Der erste dieser Reiter stellt Jesus selbst als siegreichen König dar. Die Reiter auf den anderen Pferden veranschaulichen Geschehnisse auf der Erde, die den Beginn der Herrschaft Jesu kennzeichnen: Krieg, Hungersnot und frühzeitiger Tod aus den verschiedensten Gründen. Ist die Erfüllung der beiden Prophezeiungen heute zu sehen?
Krieg
7. Was wurde durch den Ritt des zweiten Apokalyptischen Reiters prophetisch dargestellt?
7 Schauen wir uns die Prophezeiungen einmal etwas genauer an. Als erstes sagte Jesus: „Nation wird sich gegen Nation erheben und Königreich gegen Königreich.“ Damit wurde Krieg vorausgesagt. Der zweite der vier Apokalyptischen Reiter ist ebenfalls ein Sinnbild für Krieg. Wir lesen: „Ein anderes, ein feuerfarbenes Pferd kam hervor; und dem, der darauf saß, wurde gewährt, den Frieden von der Erde wegzunehmen, so daß sie einander hinschlachten würden, und ein großes Schwert wurde ihm gegeben“ (Offenbarung 6:4). Die Menschen führen seit Jahrtausenden Krieg gegeneinander. Wieso sollten diese Worte ausgerechnet für unsere Tage eine besondere Bedeutung haben?
8. Wieso würden Kriege erwartungsgemäß ein hervorstechendes Merkmal des Zeichens sein?
8 Es gilt zu beachten, daß Kriege allein nicht das Zeichen für Jesu Gegenwart sind. Das Zeichen setzt sich aus allen Einzelheiten der Prophezeiung Jesu zusammen, die in einem bestimmten Zeitraum zu sehen sind. Krieg ist allerdings das erste der erwähnten Kennzeichen, weshalb eine außergewöhnliche, aufsehenerregende Erfüllung zu erwarten wäre. Und jeder muß zugeben, daß die Kriege des 20. Jahrhunderts in der Geschichte ohnegleichen sind.
9, 10. Wie begannen sich die Prophezeiungen über Krieg zu erfüllen?
9 Beispielsweise erreichten keine früheren Kriege — so grausam und verheerend viele auch waren — auch nur entfernt das Ausmaß der Zerstörungen, die die beiden Weltkriege unseres Jahrhunderts anrichteten. Der Erste Weltkrieg forderte letztlich ungefähr 14 Millionen Todesopfer; viele Länder haben nicht einmal so viele Einwohner. Es war wirklich „gewährt [worden], den Frieden von der Erde wegzunehmen, so daß sie einander hinschlachten würden“.
10 Gemäß der Prophezeiung wurde dem kriegerischen zweiten Apokalyptischen Reiter „ein großes Schwert ... gegeben“. Worauf deutet das hin? Auf immer todbringendere Kriegswaffen. Ausgerüstet mit Panzern, Flugzeugen, tödlichem Giftgas, Unterseebooten und einer Artillerie, die Sprenggranaten über mehrere Kilometer verschoß, konnte man immer wirkungsvoller andere Menschen töten. Und seit dem Ersten Weltkrieg ist das „große Schwert“ durch Funkverkehr und Radar sowie durch den Einsatz von weiterentwickelten Schußwaffen, bakteriologischen und chemischen Waffen, Flammenwerfern, Napalm, neuartigen Bomben, Interkontinentalraketen, Atomunterseebooten, modernen Flugzeugen und riesigen Schlachtschiffen — um nur einiges zu nennen — noch zerstörerischer geworden.
„Ein Anfang der Bedrängniswehen“
11, 12. In welchem Sinn war der Erste Weltkrieg nur ein „Anfang der Bedrängniswehen“?
11 Die ersten Verse der Prophezeiung Jesu schließen mit den Worten ab: „Diese Dinge sind ein Anfang der Bedrängniswehen.“ Das traf auf den Ersten Weltkrieg ganz bestimmt zu. Sein Ende im Jahre 1918 brachte keinen dauerhaften Frieden. Ihm folgten nach kurzer Zeit zwar begrenzte, aber mit großer Grausamkeit geführte Militäraktionen in Äthiopien, Libyen, Spanien, Rußland, Indien und anderen Staaten. Dann brach der furchtbare Zweite Weltkrieg aus, der etwa 50 Millionen Soldaten und Zivilisten das Leben kostete.
12 Außerdem befindet sich die Menschheit trotz zeitweiliger Friedensabkommen und vorübergehender Kampfpausen immer noch im Kriegszustand. 1987 wurde berichtet, daß seit 1960 81 größere Kriege ausgefochten wurden, in denen 12 555 000 Männer, Frauen und Kinder umkamen. Im Jahre 1987 tobten mehr Kriege gleichzeitig als irgendwann zuvor in der Menschheitsgeschichte.1 Außerdem belaufen sich die jährlichen Militärausgaben inzwischen auf eine Billion Dollar, wodurch die Weltwirtschaft nicht unerheblich belastet wird.2 Jesu Prophezeiung, daß sich ‘Nation gegen Nation und Königreich gegen Königreich erheben wird’, hat sich auf jeden Fall erfüllt. Das rote Pferd, das Krieg symbolisiert, setzt seinen furchtbaren Galopp über die Erde fort. Doch was ist zu dem zweiten Merkmal des Zeichens zu sagen?
Lebensmittelknappheit
13. Welche tragischen Ereignisse sagte Jesus voraus, und inwiefern unterstützt die Vision von dem dritten Apokalyptischen Reiter diese Prophezeiung?
13 Jesus sagte voraus: „Es wird Lebensmittelknappheit ... an einem Ort nach dem anderen geben.“ Man beachte, welche Übereinstimmung in dieser Hinsicht mit dem Ritt des dritten Apokalyptischen Reiters besteht: „Ich sah, und siehe, ein schwarzes Pferd; und der darauf saß, hatte eine Waage in seiner Hand. Und ich hörte eine Stimme, als ob sie inmitten der vier lebenden Geschöpfe sagte: ‚Einen Liter Weizen für einen Denar und drei Liter Gerste für einen Denar, und das Olivenöl und den Wein beschädigt nicht‘ “ (Offenbarung 6:5, 6). Wirklich eine schwere Lebensmittelknappheit!
14. Welche größeren Hungersnöte sind in Erfüllung der Prophezeiung Jesu seit 1914 aufgetreten?
14 Kann sich diese Prophezeiung heute erfüllen, da doch einige Länder einen wirklich hohen Lebensstandard erreicht haben? Eine Betrachtung der globalen Situation gibt eine deutliche Antwort. Die Geschichte zeigt, daß Hungersnöte durch Kriege und Naturkatastrophen verursacht werden. Es überrascht daher nicht, daß unser Jahrhundert, in dem es mehr Katastrophen und Kriege gegeben hat als in früheren, wiederholt von Hungersnöten heimgesucht wurde. Viele Gebiete der Erde haben seit 1914 solche Katastrophen erlebt. In einer Aufstellung werden mehr als 60 größere Hungersnöte angeführt, zu denen es seit jenem Jahr in so weit auseinander liegenden Ländern wie Griechenland, den Niederlanden, der Sowjetunion, Nigeria, dem Tschad, Chile, Peru, Bangladesch, Bengalen, Kambodscha, Äthiopien und Japan gekommen ist.3 Einige dieser Hungersnöte dauerten mehrere Jahre an und brachten Millionen den Tod.
15, 16. Welche andere Form der Lebensmittelknappheit hat heute wahrhaft verheerende Ausmaße?
15 Über schwere Hungersnöte wird normalerweise weltweit in den Medien berichtet; wenn sie nach einiger Zeit überwunden sind, kehren die Überlebenden allmählich zu einem relativ normalen Leben zurück. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts hat sich jedoch eine andere, noch bedrohlichere Art der Lebensmittelknappheit entwickelt. Sie ist weniger dramatisch und wird daher oft übersehen. Aber sie besteht Jahr für Jahr. Es handelt sich um die schwere Geißel der Mangelernährung, von der etwa ein Fünftel der Erdbevölkerung betroffen ist und an der jährlich zwischen 13 und 18 Millionen Menschen sterben.4
16 Mit anderen Worten: Diese Art der Lebensmittelknappheit fordert in etwa zwei Tagen so viele Opfer, wie in Hiroschima durch die Atombombe umkamen. In zwei Jahren sterben mehr Menschen an den Folgen des Hungers, als Soldaten im Ersten und Zweiten Weltkrieg insgesamt gefallen sind. Hat es also seit 1914 „Lebensmittelknappheit ... an einem Ort nach dem anderen“ gegeben? Ganz bestimmt!
Erdbeben
17. Welches zerstörerische Erdbeben ereignete sich bald nach 1914?
17 Am 13. Januar 1915, nur einige Monate nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs, erschütterte ein Erdbeben die Abruzzen (Italien) und forderte 32 610 Todesopfer. Diese Katastrophe erinnerte daran, daß die Kriege und Lebensmittelknappheiten während der Gegenwart Jesu noch von etwas anderem begleitet sein sollten: „Es wird ... Erdbeben an einem Ort nach dem anderen geben.“ Das Erdbeben in den Abruzzen war aber wie der Krieg und die Hungersnot nur „ein Anfang der Bedrängniswehen“.a
18. Wie hat sich Jesu Prophezeiung über Erdbeben erfüllt?
18 Das 20. Jahrhundert ist ein Jahrhundert der Erdbeben, und durch die modernen Nachrichtenmedien hat die gesamte Menschheit Kenntnis von den Verwüstungen, die sie anrichten. Um nur einige wenige zu nennen: 1920 starben 200 000 Menschen bei einem Erdbeben in China; in Japan gab es 1923 etwa 99 300 Tote bei einem Beben; 1935 tötete ein weiteres Erdbeben 25 000 Menschen im heutigen Pakistan; 1939 kamen in der Türkei 32 700 Personen durch ein Beben zu Tode. Bei einem Erdbeben, das sich 1970 in Peru ereignete, gab es 66 800 Tote. Und 1976 starben in Tangschan (China) etwa 240 000 (oder gemäß anderen Quellen 800 000) Menschen. Unlängst, im Jahre 1988, gab es 25 000 Tote bei einem verheerenden Erdbeben in Armenien.b Ohne Frage „Erdbeben an einem Ort nach dem anderen“!6
‘Tödliche Plagen’
19. Welche weitere Einzelheit des Zeichens, die durch den vierten Apokalyptischen Reiter dargestellt wurde, sagte Jesus voraus?
19 Eine weitere Einzelheit der Prophezeiung Jesu hat mit Krankheiten zu tun. Der Evangelist Lukas berichtet, daß Jesus „an einem Ort nach dem anderen Seuchen“ voraussagte (Lukas 21:11). Auch das stimmt mit der prophetischen Vision von den vier Apokalyptischen Reitern überein. Der Name des vierten Reiters lautet Tod. Er veranschaulicht den vorzeitigen Tod aus den verschiedensten Gründen, verursacht unter anderem durch ‘tödliche Plagen und durch die wilden Tiere der Erde’ (Offenbarung 6:8).
20. Welche außergewöhnliche Epidemie war Teil der Erfüllung der Prophezeiung Jesu über Seuchen?
20 In den Jahren 1918 und 1919 erkrankten über 1 Milliarde Menschen an der spanischen Grippe, und sie forderte mehr als 20 Millionen Menschenleben, also noch mehr Opfer als der große Krieg.7 Und unsere Generation wird trotz vieler bemerkenswerter medizinischer Fortschritte weiterhin von ‘tödlichen Plagen’ oder „Seuchen“ heimgesucht. Wieso? Weil die ärmeren Länder nicht immer am Segen des wissenschaftlichen Fortschritts teilhaben. Arme Menschen leiden und sterben an Krankheiten, die geheilt werden könnten, wenn mehr Geld zur Verfügung stünde.
21, 22. Wie leiden die Menschen sowohl in reichen als auch in armen Ländern unter ‘tödlichen Plagen’?
21 So sind weltweit beispielsweise etwa 150 Millionen Menschen an Malaria erkrankt. Etwa 200 Millionen haben sich mit Bilharziose infiziert. Von der Chagas-Krankheit sind ungefähr 10 Millionen Menschen betroffen. Schätzungsweise 40 Millionen leiden an Onchozerkose („Flußblindheit“). An akuten Durchfallerkrankungen sterben jährlich Millionen von Kindern.8 Tuberkulose und Lepra sind immer noch eine ernste Bedrohung für die Gesundheit. Vor allem die Armen dieser Welt werden „an einem Ort nach dem anderen [von] Seuchen“ heimgesucht.
22 Den Reichen ergeht es jedoch nicht besser. An Grippe erkranken beispielsweise Arme und Reiche. Im Jahre 1957 forderte eine Grippeepidemie allein in den Vereinigten Staaten 70 000 Tote. Schätzungsweise jeder sechste erkrankt in der Bundesrepublik Deutschland an Krebs.9 Sexuell übertragbare Krankheiten treffen ebenfalls Arme und Reiche in gleicher Weise. In einigen Teilen Afrikas leiden bis zu 18,9 Prozent der Bevölkerung an Gonorrhöe, und in den Vereinigten Staaten ist sie die häufigste ansteckende Krankheit.10 Syphilis, Chlamydieninfektionen und Herpes genitalis sind einige weitere der weltweit auftretenden sexuell übertragbaren „Seuchen“.
23. Welche ‘tödliche Plage’ macht in letzter Zeit Schlagzeilen?
23 In den letzten Jahren ist die ‘tödliche Plage’ Aids zur Liste der „Seuchen“ hinzugekommen. Aids ist deshalb eine gefürchtete Krankheit, weil (bei Abfassung dieses Buches) kein Heilmittel in Sicht ist und die Zahl der Opfer ständig steigt. Dr. Jonathan Mann, Direktor des globalen Aidsprogramms der WHO (Weltgesundheitsorganisation), sagte: „Wir rechnen damit, daß heute weltweit schätzungsweise fünf bis zehn Millionen Menschen mit dem menschlichen Immunschwächevirus (HIV) infiziert sind.“11 Gemäß einer Schätzung findet das Aidsvirus jede Minute ein neues Opfer. Eine wahrhaft ‘tödliche Plage’! Doch wie verhält es sich mit der Prophezeiung über den Tod durch wilde Tiere?
„Die wilden Tiere der Erde“
24, 25. (a) Auf welche Art von „wilden Tieren“ bezog sich der Prophet Hesekiel? (b) Was sagte Jesus darüber, daß während seiner Gegenwart „wilde Tiere“ auf der Erde ihr Unwesen treiben würden?
24 Wenn gegenwärtig in der Zeitung von wilden Tieren die Rede ist, dann zumeist deshalb, weil bestimmte Arten gefährdet oder nahezu ausgerottet sind. „Die wilden Tiere der Erde“ sind weit mehr durch den Menschen bedroht als umgekehrt. In einigen Ländern fallen jedoch immer wieder Menschen wilden Tieren, in Indien beispielsweise Tigern, zum Opfer.
25 Die Bibel lenkt unsere Aufmerksamkeit allerdings auch auf eine andere Art von wilden Tieren, die in den letzten Jahren Angst und Schrecken verbreiten. Der Prophet Hesekiel verglich gewalttätige Menschen mit wilden Tieren, als er sagte: „Ihre Fürsten in ihrer Mitte sind wie Wölfe, die Raub zerreißen, indem sie Blut vergießen, indem sie Seelen vernichten, um ungerechten Gewinn zu machen“ (Hesekiel 22:27). Als Jesus ‘zunehmende Gesetzlosigkeit’ prophezeite, sagte er im Grunde, daß während seiner Gegenwart solche „wilden Tiere“ auf der Erde ihr Unwesen treiben würden (Matthäus 24:12). Der Bibelschreiber Paulus fügte hinzu, daß die Menschen während der „letzten Tage“ „geldliebend, ... ohne Selbstbeherrschung, brutal, ohne Liebe zum Guten“ seien (2. Timotheus 3:1-3). Ist das seit 1914 der Fall?
26—28. Welche Berichte aus der ganzen Welt zeigen, daß kriminelle „wilde Tiere“ die Erde durchstreifen?
26 Ganz bestimmt! Fast jeder, der irgendwo auf der Erde in einer Großstadt lebt, kann das bestätigen. Sollte jemand daran zweifeln, braucht er sich nur einmal die folgenden Zeitungszitate anzuschauen. Kolumbien: „Im letzten Jahr registrierte die Polizei ... etwa 10 000 Morde und 25 000 bewaffnete Raubüberfälle.“ Victoria (Australien): „Starker Anstieg der Schwerverbrechen“. Vereinigte Staaten: „Morde in New York vor neuer Rekordmarke“. „Detroit überrundete im letzten Jahr Gary (Indiana) als Großstadt mit der höchsten Mordrate der Nation — 58 auf je 100 000 Einwohner.“
27 Simbabwe: „Kindermorde nehmen krisenhafte Ausmaße an.“ Brasilien: „Es werden so viele Verbrechen begangen, und so viele Leute tragen Waffen, daß Nachrichten über Gewalttätigkeiten keine große Aufregung mehr verursachen.“ Neuseeland: „Sexualverbrechen und Schwerkriminalität weiterhin Hauptsorge der Polizei“. „Die Gewalttätigkeit der Neuseeländer untereinander kann nur als barbarisch bezeichnet werden.“ Spanien: „Spanien kämpft gegen zunehmende Verbrechen.“ Italien: „Sizilianische Mafia meldet sich nach Rückschlag mit einer Mordserie zurück.“
28 Das ist nur eine kleine Sammlung von Zeitungsberichten, die kurz vor der Abfassung dieses Buches erschienen sind. Ohne Zweifel durchstreifen „wilde Tiere“ die Erde und lassen die Menschen um ihre Sicherheit fürchten.
Das Predigen der guten Botschaft
29, 30. Welche religiöse Situation herrscht in Erfüllung der Prophezeiung Jesu in der Christenheit?
29 Wie würde es in der schwierigen Zeit der Gegenwart Jesu um die Religion bestellt sein? Jesus sagte einerseits eine vermehrte religiöse Tätigkeit voraus: „Viele falsche Propheten werden aufstehen und viele irreführen“ (Matthäus 24:11). Andererseits zeigte er aber auch, daß das Interesse an Gott in der Christenheit im allgemeinen einen Tiefstand erreichen würde: „Die Liebe der meisten [wird] erkalten“ (Matthäus 24:12).
30 Das ist eine genaue Beschreibung dessen, was heute in der Christenheit geschieht. Überall geht es mit den großen Kirchen bergab, weil es ihnen an Unterstützung fehlt. In den einst streng protestantischen Ländern Nordeuropas und in England ist die Religion so gut wie tot. Die katholische Kirche leidet unter Priestermangel, und ihre Unterstützung schwindet. Religiöse Randgruppen erleben dagegen einen plötzlichen Aufschwung. Sekten östlicher Religionen breiten sich aus, und habgierige Fernsehprediger pressen den Menschen Millionen von Dollar ab.
31. Was sagte Jesus voraus, woran man heute wahre Christen erkennen kann?
31 Wie steht es jedoch mit dem wahren Christentum, jener Religion, die von Jesus eingeführt und von seinen Aposteln gepredigt wurde? Sie sollte während Jesu Gegenwart noch existieren. Aber woran könnte man sie erkennen? Für das wahre Christentum gibt es eine ganze Reihe von Erkennungsmerkmalen, und eines wird auch in der großen Prophezeiung Jesu erwähnt. Wahre Christen wären mit einem weltumspannenden Predigtwerk beschäftigt. Er sagte voraus: „Und diese gute Botschaft vom Königreich wird auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden, allen Nationen zu einem Zeugnis; und dann wird das Ende kommen“ (Matthäus 24:14).
32. Nur welche Gruppe hat Jesu Prophezeiung aus Matthäus 24:14 erfüllt?
32 Dieses Predigen erfolgt gegenwärtig weltweit. Heute führt die religiöse Gruppe, die sich Jehovas Zeugen nennt, das umfangreichste Predigtwerk in der Geschichte des Christentums durch (Jesaja 43:10, 12). Im Jahre 1919, als sich die politisch gesinnten großen Kirchen der Christenheit für den zum Scheitern verurteilten Völkerbund einsetzten, wurden Jehovas Zeugen auf diesen globalen Predigtfeldzug vorbereitet.
33, 34. In welchem Umfang wird die gute Botschaft vom Königreich auf der ganzen Erde gepredigt?
33 Damals gab es nur etwa 10 000 Zeugen, aber sie waren sich bewußt, welches Werk getan werden mußte. Mutig nahmen sie das Predigtwerk in Angriff. Sie erkannten, daß eine Trennung in Geistliche und Laien sowohl dem biblischen Gebot als auch dem apostolischen Vorbild widersprach. Daher lernten sie alle ohne Ausnahme, mit ihren Mitmenschen über Gottes Königreich zu sprechen. Sie bildeten eine Organisation von Predigern.
34 Im Laufe der Zeit erduldeten diese Prediger heftigen Widerstand. In Europa wurden sie von verschiedenen totalitären Regimen angegriffen. In den Vereinigten Staaten und in Kanada mußten sie Rechtskämpfe führen und waren Pöbelaktionen ausgesetzt. In anderen Ländern mußten sie mit fanatischen religiösen Vorurteilen und grausamer Verfolgung durch tyrannische Diktatoren fertig werden. Gegenwärtig müssen sie sich mit dem Geist des Skeptizismus und des Hedonismus auseinandersetzen, den viele Menschen entwickelt haben. Sie haben jedoch bis heute ausgeharrt, und ihre Zahl ist inzwischen auf über dreieinhalb Millionen in 212 Ländern und Inselgebieten gestiegen. Nie zuvor ist die gute Botschaft in einem solchen Umfang gepredigt worden — eine eindeutige Erfüllung dieses Teils des Zeichens!
Was hat das alles zu bedeuten?
35. (a) Inwiefern ist die Erfüllung von Prophezeiungen in der Gegenwart ein Beweis für die göttliche Inspiration der Bibel? (b) Was bedeutet die Erfüllung des Zeichens, das Jesus für unsere Tage gab?
35 Wir sind zweifellos Zeugen der Erfüllung des großen Zeichens, das Jesus gab. Diese Tatsache ist ein weiterer Beweis dafür, daß die Bibel tatsächlich das inspirierte Wort Gottes ist. Kein Mensch hätte so lange im voraus die Ereignisse beschreiben können, die sich in unserem 20. Jahrhundert zugetragen haben. Außerdem zeigt die Erfüllung des Zeichens, daß wir in der Zeit der Gegenwart Jesu und des Abschlusses des Systems der Dinge leben (Matthäus 24:3). Was bedeutet das? Was ist mit Jesu Gegenwart verbunden? Und was ist mit dem System der Dinge gemeint, das vor seinem Abschluß steht? Um diese Fragen beantworten zu können, müssen wir uns einem weiteren klaren Beweis für die Inspiration der Bibel zuwenden: ihrer bemerkenswerten inneren Harmonie. Dieses Merkmal werden wir als nächstes betrachten und außerdem erörtern, wieso in Verbindung mit dem Hauptthema der Bibel gerade jetzt ein ehrfurchtgebietender Höhepunkt bevorsteht.
[Fußnoten]
a Zwischen 1914 und 1918 ereigneten sich wenigstens fünf Erdbeben, die auf der Richter-Skala die Stärke 8 und mehr erreichten, also stärker waren als das Beben in den Abruzzen. Diese erschütterten jedoch abgelegene Gebiete der Erde und erregten daher nicht soviel Aufmerksamkeit wie das Beben in Italien.5
b In Verbindung mit einigen dieser Katastrophen werden unterschiedliche Zahlen genannt, was die Opfer betrifft. Alle richteten jedoch große Zerstörungen an.
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Die innere Harmonie der BibelDie Bibel — Gottes oder Menschenwort?
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Kapitel 11
Die innere Harmonie der Bibel
Man stelle sich eine Bibliothek von 66 Büchern vor, die von ungefähr 40 verschiedenen Personen während einer Zeit von 1 600 Jahren geschrieben wurden. Drei Sprachen gebrauchten die Schreiber, die in verschiedenen Ländern lebten. Sie alle unterschieden sich in ihrer Persönlichkeit, ihren Fähigkeiten und ihrer Herkunft. Aber als ihre Bücher schließlich gesammelt wurden, stellte sich heraus, daß sie eigentlich ein einziges großes Buch bildeten, das von Anfang bis zum Ende e i n grundlegendes Thema verfolgte. Ist das nicht fast unvorstellbar? Doch die Bibel ist eine solche Bibliothek.
1 (und Einleitung). Welche bemerkenswerte Harmonie bezeugt, daß die Bibel von Gott inspiriert ist?
JEDER aufrichtige Leser ist davon beeindruckt, daß es sich bei der Bibel — obwohl sie eine Sammlung verschiedener Bücher darstellt — um ein einheitliches Werk handelt. Die Einheitlichkeit zeigt sich darin, daß vom Anfang bis zum Ende die Anbetung nur e i n e s Gottes befürwortet wird, dessen charakteristische Eigenschaften sich nie verändern, und daß in allen Büchern e i n Hauptthema behandelt wird. Diese innere Harmonie ist ein starker Beweis dafür, daß die Bibel wirklich das Wort Gottes ist.
2, 3. Welche in Eden geäußerte Prophezeiung gab Grund zur Hoffnung, und welche Umstände gaben Anlaß, diese Prophezeiung zu äußern?
2 Das grundlegende Thema der Bibel wird bereits in den einleitenden Kapiteln ihres allerersten Buches, in 1. Mose, aufgegriffen. Dort lesen wir, daß unsere Ureltern, Adam und Eva, vollkommen erschaffen und in einen paradiesischen Garten, Eden, gesetzt wurden. Doch an Eva trat eine Schlange heran, die die Rechtmäßigkeit der Gesetze Gottes in Frage zog und Eva durch heimtückische Lügen zu einer sündigen Handlungsweise verleitete. Adam folgte ihrem Beispiel und wurde dadurch ebenfalls Gott ungehorsam. Was war die Folge? Beide wurden aus Eden vertrieben und zum Tod verurteilt. Wir haben heute unter den Auswirkungen dieser ersten Rebellion zu leiden. Von unseren Ureltern haben wir alle die Sünde und den Tod ererbt (1. Mose 3:1-7, 19, 24; Römer 5:12).
3 Aber Gott äußerte zu jener verhängnisvollen Zeit eine Prophezeiung, die Grund zur Hoffnung gab. Die Prophezeiung richtete sich an die Schlange, wurde aber in Hörweite Adams und Evas geäußert, damit sie ihren Kindern davon erzählen konnten. Gott sagte folgendes: „Und ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Er wird dir den Kopf zermalmen, und du wirst ihm die Ferse zermalmen“ (1. Mose 3:15; Römer 8:20, 21).
4. Wer wird in Jehovas Edenprophezeiung erwähnt, und wie würden sich die Erwähnten im Laufe der Jahrhunderte verhalten?
4 Man beachte die vier in diesem Themavers Erwähnten: die Schlange und ihr Same sowie die Frau und ihr Same. Sie sollten in Ereignissen kommender Jahrtausende die Schlüsselfiguren sein. Zwischen der Frau und ihrem Samen auf der einen Seite und der Schlange und ihrem Samen auf der anderen Seite sollte fortgesetzt Feindschaft herrschen. Diese Feindschaft schloß den ständigen Konflikt zwischen wahrer und falscher Anbetung ein sowie zwischen rechtem Verhalten und Bosheit. In einer bestimmten Phase würde die Schlange durch das Zermalmen der Ferse des Samens der Frau einen scheinbaren Vorteil erringen. Letzten Endes sollte der Same der Frau jedoch den Kopf der Schlange zermalmen, und Gott selbst würde gerechtfertigt sein, wenn alle Spuren jener Urrebellion beseitigt wären.
5. Wieso wissen wir, daß es sich bei der in der Prophezeiung erwähnten Frau nicht um Eva handelte?
5 Um wen handelt es sich bei der Frau, und um wen bei der Schlange? Wer sind die Samen der beiden? Als Eva ihren ersten Sohn, Kain, bekam, rief sie aus: „Ich habe mit der Hilfe Jehovas einen Mann hervorgebracht“ (1. Mose 4:1). Vielleicht dachte sie, sie sei die in der Prophezeiung erwähnte Frau und dieser Sohn würde sich als der Same erweisen. Aber Kain hatte einen schlechten Geist, der dem der Schlange glich. Er wurde zum Mörder, indem er seinen jüngeren Bruder, Abel, tötete (1. Mose 4:8). Die Prophezeiung hatte eindeutig eine tiefere, sinnbildliche Bedeutung, die nur Gott erklären konnte. Und das tat er auch nach und nach. Alle 66 Bücher der Bibel tragen auf die eine oder andere Weise dazu bei, die Bedeutung dieser ersten Prophezeiung der Bibel zu offenbaren.
Wer ist die Schlange?
6—8. Welche Worte Jesu sind eine Hilfe, die Macht, die hinter der Schlange stand, zu identifizieren? Wieso kann das gesagt werden?
6 Zunächst zu der Frage, wer die in 1. Mose 3:15 erwähnte Schlange ist. Wie der Bericht sagt, trat in Eden eine buchstäbliche Schlange an Eva heran. Aber buchstäbliche Schlangen können nicht sprechen. Eine hinter ihr stehende Macht mußte sie dazu veranlaßt haben. Wer war diese Macht? Erst im ersten Jahrhundert u. Z., zur Zeit des irdischen Dienstes Jesu, wurde die Identität dieser Macht eindeutig enthüllt.
7 Jesus unterhielt sich einmal mit selbstgerechten religiösen Führern der Juden, die sich rühmten, Söhne Abrahams zu sein. Doch sie hatten der Wahrheit, die Jesus predigte, unerbittlich widerstanden. Daher sagte er zu ihnen: „Ihr seid aus eurem Vater, dem Teufel, und nach den Begierden eures Vaters wünscht ihr zu tun. Jener war ein Totschläger, als er begann, und er stand in der Wahrheit nicht fest, weil die Wahrheit nicht in ihm ist. Wenn er die Lüge redet, so redet er gemäß seiner eigenen Neigung, denn er ist ein Lügner und der Vater der Lüge“ (Johannes 8:44).
8 Das waren harte und unmißverständliche Worte. Jesus bezeichnete den Teufel als einen „Totschläger“ und als den „Vater der Lüge“. Die allerersten Lügen, von denen berichtet wird, sind die von der „Schlange“ in Eden geäußerten. Wer immer diese Lügen redete, war in der Tat der „Vater der Lüge“. Zudem führten sie zum Tod Adams und Evas, wodurch jener alte Lügner zu einem Mörder wurde. Bei der hinter der Schlange in Eden stehenden Macht handelte es sich offensichtlich um Satan, den Teufel, und Jehova sprach in jener Prophezeiung in alter Zeit eigentlich zu ihm.
9. Wie kam Satan ins Dasein?
9 Manch einer fragt sich: Warum hat Gott, wenn er doch gut ist, ein Geschöpf wie den Teufel erschaffen? Diese Frage läßt sich anhand von Jesu Worten klären. Jesus sagte von Satan: „[Er] war ein Totschläger, als er begann.“ Als Satan Eva belog, begann er somit, „Satan“ zu sein. Dieser Ausdruck wird von einem hebräischen Wort abgeleitet, das „Widerstandleistender“ bedeutet. Gott erschuf keinen Satan. Ein ehemals treuer Engel ließ zu, daß sich in seinem Herzen ein falsches Verlangen, eine Begierde, entwickelte, so daß er zum Satan wurde (5. Mose 32:4; vergleiche Hiob 1:6-12; 2:1-10; Jakobus 1:13-15).
Der Same der Schlange
10, 11. Wie helfen Jesus und der Apostel Johannes den Samen der Schlange identifizieren?
10 Wie verhält es sich aber mit dem ‘Samen [oder der Nachkommenschaft] der Schlange’? Jesu Worte helfen uns, auch diesen Teil des Rätsels zu lösen. Er sagte zu den religiösen Führern der Juden: „Ihr seid aus eurem Vater, dem Teufel, und nach den Begierden eures Vaters wünscht ihr zu tun.“ Diese Juden rühmten sich, Nachkommen Abrahams zu sein. Doch ihr böses Verhalten machte sie zu geistigen Kindern Satans, des Urhebers der Sünde.
11 Ende des ersten Jahrhunderts erklärte der Apostel Johannes in einem Brief deutlich, wer zum Samen der Schlange, d. h. des Teufels, gehört. Er schrieb: „Wer fortgesetzt Sünde begeht, stammt vom Teufel, denn der Teufel hat von Anfang an gesündigt. ... Hieran sind die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels erkennbar: Jeder, der nicht Gerechtigkeit übt, stammt nicht von Gott noch der, der seinen Bruder nicht liebt“ (1. Johannes 3:8, 10). Offensichtlich hat der Same der Schlange in der ganzen Menschheitsgeschichte eine rege Tätigkeit entfaltet.
Wer ist der Same der Frau?
12, 13. (a) Wie offenbarte Jehova dem Abraham, daß der Same der Frau einer seiner Nachkommen sein sollte? (b) Wer erbte die Verheißung bezüglich des Samens?
12 Wer ist dann der ‘Same [oder Nachkomme] der Frau’? Das ist eine der wichtigsten Fragen, die je aufgetaucht sind, denn der Same der Frau wird letztendlich den Kopf Satans zermalmen und die schlechten Auswirkungen der ursprünglichen Rebellion beseitigen. Im 20. Jahrhundert v. u. Z. offenbarte Gott dem treuen Abraham einen bedeutsamen Anhaltspunkt, was die Identität dieses Samens betrifft. Gott gab Abraham aufgrund seines großen Glaubens mehrere Verheißungen bezüglich des Nachkommen, der ihm geboren werden würde. Und eine dieser Verheißungen ließ erkennen, daß einer der Nachkommen Abrahams der ‘Same der Frau’ sein sollte, der den ‘Kopf der Schlange zermalmen’ wird. Gott sagte zu Abraham: „Dein Same wird das Tor seiner Feinde in Besitz nehmen. Und durch deinen Samen werden sich bestimmt alle Nationen der Erde zufolge der Tatsache segnen, daß du auf meine Stimme gehört hast“ (1. Mose 22:17, 18).
13 Im Laufe der Jahre wurde die an Abraham ergangene Verheißung gegenüber seinem Sohn Isaak und gegenüber seinem Enkel Jakob wiederholt (1. Mose 26:3-5; 28:10-15). Aus Jakobs Nachkommen wurden schließlich 12 Stämme. Einer davon, nämlich Juda, empfing eine besondere Verheißung: „Das Zepter wird nicht von Juda weichen noch der Befehlshaberstab zwischen seinen Füßen hinweg, bis Schilo kommt; und ihm wird der Gehorsam der Völker gehören“ (1. Mose 49:10). Der Same sollte offensichtlich aus dem Stamm Juda hervorgehen.
14. Welche Nation wurde organisiert, um auf das Kommen des Samens vorbereitet zu sein?
14 Gegen Ende des 16. Jahrhunderts v. u. Z. wurden die 12 Stämme Israels als Gottes besonderes Volk zu einer Nation organisiert. Zu diesem Zweck schloß Gott einen feierlichen Bund mit ihnen und gab ihnen eine Gesetzessammlung. Das geschah hauptsächlich, um ein Volk auf das Kommen des „Samens“ vorzubereiten (2. Mose 19:5, 6; Galater 3:24). Von da an zeigte sich die Feindschaft Satans gegenüber dem Samen der Frau in der feindseligen Haltung der Nationen gegenüber dem auserwählten Volk Gottes.
15. Welches war der letzte Anhaltspunkt, aus welcher Familie der Nachkommen Abrahams der Same hervorgehen würde?
15 Der letzte Anhaltspunkt, aus welcher Familie der Same hervorgehen sollte, wurde im 11. Jahrhundert v. u. Z. gegeben. Damals sprach Gott zu David, dem zweiten König Israels, und verhieß ihm, daß der Same aus seiner Geschlechtslinie kommen und daß dessen Thron „bis auf unabsehbare Zeit gefestigt“ werden würde (2. Samuel 7:11-16). Von da an konnte von dem Samen zu Recht als von dem Sohn Davids gesprochen werden (Matthäus 22:42-45).
16, 17. Wie beschrieb Jesaja die Segnungen, die der Same bringen würde?
16 In späteren Jahren erweckte Gott Propheten, um weiteren inspirierten Aufschluß über den kommenden Samen zu geben. Im achten Jahrhundert v. u. Z. schrieb zum Beispiel Jesaja: „Ein Kind ist uns geboren worden, ein Sohn ist uns gegeben worden; und die fürstliche Herrschaft wird auf seiner Schulter sein. Und sein Name wird genannt werden: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Ewigvater, Fürst des Friedens. Für die Fülle der fürstlichen Herrschaft und den Frieden wird es kein Ende geben auf dem Thron Davids und über seinem Königreich“ (Jesaja 9:6, 7).
17 Außerdem prophezeite Jesaja über diesen Samen: „Mit Gerechtigkeit wird er die Geringen richten, und mit Geradheit wird er Zurechtweisung erteilen müssen zugunsten der Sanftmütigen der Erde. ... Und der Wolf wird tatsächlich bei dem männlichen Lamm weilen, und der Leopard wird bei dem Böckchen lagern, und das Kalb und der mähnige junge Löwe und das wohlgenährte Tier, alle beieinander ... Sie werden keinen Schaden stiften noch irgendwie Verderben anrichten auf meinem ganzen heiligen Berg; denn die Erde wird bestimmt erfüllt sein mit der Erkenntnis Jehovas, wie die Wasser das ganze Meer bedecken“ (Jesaja 11:4-9). Welch reiche Segnungen dieser Same doch bringen sollte!
18. Welchen weiteren Aufschluß über den Samen zeichnete Daniel auf?
18 Im sechsten Jahrhundert v. u. Z. zeichnete Daniel eine weitere Prophezeiung über den Samen auf. Er sagte voraus, daß einer wie ein Menschensohn im Himmel erscheinen würde. „Und ihm“, so Daniel, „wurde Herrschaft und Würde und Königtum gegeben, damit die Völker, Völkerschaften und Sprachen alle ihm dienen sollten“ (Daniel 7:13, 14). Der kommende Same sollte also ein himmlisches Königreich erben, und seine königliche Gewalt würde sich über die ganze Erde erstrecken.
Das Rätsel gelöst
19. Welche Rolle sollte Maria gemäß der Erklärung des Engels beim Kommen des Samens spielen?
19 Um wen es sich bei dem Samen handelte, wurde schließlich kurz vor Beginn unserer Zeitrechnung enthüllt. Im Jahre 2 v. u. Z. erschien ein Engel einer jungen Jüdin namens Maria, die von David abstammte. Er sagte ihr, sie werde ein ganz besonderes Kind gebären, und erklärte: „Dieser wird groß sein und wird Sohn des Höchsten genannt werden; und Jehova Gott wird ihm den Thron Davids, seines Vaters, geben, und er wird für immer als König über das Haus Jakob regieren, und sein Königreich wird kein Ende haben“ (Lukas 1:32, 33). Das lange Warten auf den „Samen“ sollte also schließlich enden.
20. Wer ist der verheißene Same, und welche Botschaft predigte er in Israel?
20 Im Jahr 29 u. Z. (ein Zeitpunkt, auf den Daniel lange im voraus hingewiesen hatte) wurde Jesus getauft. Damals kam heiliger Geist auf ihn herab, und Gott erkannte ihn als seinen Sohn an (Daniel 9:24-27; Matthäus 3:16, 17). Anschließend gab Jesus während dreieinhalb Jahren den Juden Zeugnis, indem er verkündete: „Das Königreich der Himmel hat sich genaht“ (Matthäus 4:17). In dieser Zeit erfüllte er so viele Prophezeiungen aus den Hebräischen Schriften, daß kein Zweifel daran bestand: Er war tatsächlich der verheißene Same.
21. Welches Verständnis hatten die ersten Christen über die Identität des Samens?
21 Für die ersten Christen gab es diesbezüglich keine Frage. Paulus schrieb an die Christen in Galatien: „Nun wurden die Verheißungen Abraham und seinem Samen zugesagt. Es heißt nicht: ‚Und den Samen‘ wie im Fall vieler solcher, sondern wie im Fall eines einzigen: ‚Und deinem Samen‘, welcher Christus ist“ (Galater 3:16). Jesus sollte der von Jesaja vorhergesagte „Fürst des Friedens“ sein. Wenn er schließlich in sein Königreich kommen würde, sollte weltweit Recht und Gerechtigkeit Einzug halten.
Wer ist die Frau?
22. Wer ist die in Jehovas Edenprophezeiung erwähnte Frau?
22 Wenn Jesus der Same ist, wer ist dann die Frau, von der damals in Eden die Rede war? Da es sich bei der Macht hinter der Schlange um ein Geistgeschöpf handelte, sollten wir nicht überrascht sein, wenn die Frau ebenfalls nicht im menschlichen Bereich, sondern im geistigen zu suchen ist. Der Apostel Paulus sprach von einer himmlischen Frau, als er sagte: „Das Jerusalem droben dagegen ist frei, und es ist unsere Mutter“ (Galater 4:26). Andere Schriftstellen lassen erkennen, daß dieses „Jerusalem droben“ bereits seit Jahrtausenden besteht. Es handelt sich um Jehovas himmlische Organisation von Geistgeschöpfen, aus der Jesus hervorging, um hier auf der Erde die Rolle des ‘Samens der Frau’ zu übernehmen. Nur eine solche geistige „Frau“ konnte die Feindschaft der „Urschlange“ jahrtausendelang erdulden (Offenbarung 12:9; Jesaja 54:1, 13; 62:2-6).
23. Warum ist die fortschreitende Offenbarung dessen, was Jehovas Edenprophezeiung bedeutet, so bemerkenswert?
23 Dieser kurze Überblick darüber, wie die Bedeutung jener alten Prophezeiung aus 1. Mose 3:15 geoffenbart wurde, bezeugt auf eindrucksvolle Weise die wunderbare Harmonie der Bibel. Es ist wirklich bemerkenswert, daß die Prophezeiung nur zu verstehen ist, wenn man die Ereignisse und Aussagen aus dem 20., 11., 8. und 6. Jahrhundert v. u. Z. mit den Aussagen und Ereignissen aus dem ersten Jahrhundert u. Z. in Verbindung bringt. Das kann nicht dem Zufall zuzuschreiben sein. Es muß eine lenkende Hand im Spiel gewesen sein (Jesaja 46:9, 10).
Was es für uns bedeutet
24. Was hat die Identifizierung des Samens für uns zu bedeuten?
24 Was bedeutet dies alles für uns? Nun, Jesus ist der primäre ‘Same der Frau’. In der Prophezeiung aus 1. Mose 3:15 wurde vorhergesagt, daß die Schlange die Ferse des Samens „zermalmen“ würde, und das geschah, als Jesus am Marterpfahl starb. Eine Fersenwunde ist nicht von Dauer. Der scheinbare Erfolg der Schlange verwandelte sich daher schnell in eine Niederlage, als Jesus auferweckt wurde. (Wie in Kapitel 6 gezeigt wird, gibt es überwältigende Beweise dafür, daß dies wirklich geschah.) Jesu Tod bot die Grundlage für die Rettung aufrichtiger Menschen. Der Same begann somit, ein Segen zu sein, wie es Abraham von Gott verheißen worden war. Was ist aber zu den Prophezeiungen zu sagen, die davon sprechen, daß Jesus seinen gesamten irdischen Herrschaftsbereich von einem himmlischen Königreich aus regieren würde?
25, 26. Welche Streitfrage spielt bei der in der Offenbarung erwähnten Feindschaft zwischen dem Samen der Frau und der Schlange eine Rolle?
25 In einer anschaulichen prophetischen Vision, die in Offenbarung, Kapitel 12 zu finden ist, wird die Aufrichtung dieses Königreiches als Geburt eines männlichen Kindes im Himmel dargestellt. Unter dem Titel Michael (was bedeutet: „Wer ist wie Gott?“) tritt der verheißene Same in diesem Königreich die Macht an. Dadurch, daß er die „Urschlange“ für alle Zeit aus dem Himmel wirft, zeigt er, daß niemand zu Recht die Souveränität Jehovas anfechten kann. Es heißt: „Hinabgeschleudert wurde der große Drache — die Urschlange —, der Teufel und Satan genannt wird, der die ganze bewohnte Erde irreführt; er wurde zur Erde hinabgeschleudert“ (Offenbarung 12:7-9).
26 Die Folge ist Erleichterung für die Himmel, aber Bedrängnis auf der Erde. „Jetzt ist die Rettung und die Macht und das Königreich unseres Gottes und die Gewalt seines Christus herbeigekommen“, erschallt es triumphierend. Und weiter heißt es: „Darum seid fröhlich, ihr Himmel und ihr, die ihr darin weilt! Wehe der Erde und dem Meer, weil der Teufel zu euch hinabgekommen ist und große Wut hat, da er weiß, daß er nur eine kurze Frist hat“ (Offenbarung 12:10, 12).
27. Wann erfüllte sich die Prophezeiung, die davon spricht, daß Satan aus dem Himmel geworfen würde? Wieso wissen wir das?
27 Kann gesagt werden, wann sich diese Prophezeiung erfüllen sollte? Darum ging es eigentlich den Jüngern, als sie Jesus nach dem ‘Zeichen seiner Gegenwart und des Abschlusses des Systems der Dinge’ fragten — was in Kapitel 10 erörtert worden ist (Matthäus 24:3). Wie gezeigt, gibt es eindeutige Beweise dafür, daß Jesu Gegenwart in himmlischer Königreichsmacht 1914 begann. Seither haben sich die Worte „Wehe der Erde“ tatsächlich bewahrheitet.
28, 29. Welche wunderbaren Veränderungen auf dem irdischen Schauplatz stehen noch bevor, und wieso wissen wir, daß sie in Kürze eintreten werden?
28 Man übersehe jedoch nicht, daß es in dem himmlischen Ausruf auch hieß, Satan habe nur „eine kurze Frist“. Die Erfüllung der ursprünglichen Prophezeiung aus 1. Mose 3:15 strebt also unfehlbar ihrem Höhepunkt entgegen. Die Schlange, ihr Same, die Frau und ihr Same — sie alle sind identifiziert worden. Dem Samen der Frau wurde ‘die Ferse zermalmt’, doch er erholte sich. Binnen kurzem wird unter Gottes herrschendem König, Christus Jesus, das Zermalmen Satans (und seines Samens) beginnen.
29 Damit sind gewaltige Veränderungen auf dem irdischen Schauplatz verbunden. Zusammen mit Satan werden alle beseitigt, die sich als sein Same erweisen. Der Psalmist prophezeite: „Nur noch eine kleine Weile, und der Böse wird nicht mehr sein; und du wirst dich sicherlich umsehen nach seiner Stätte, und er wird nicht dasein“ (Psalm 37:10). Welch ein radikaler Wandel! Dann werden sich die weiteren Worte des Psalmisten erfüllen: „Die Sanftmütigen aber werden die Erde besitzen, und sie werden wirklich ihre Wonne haben an der Fülle des Friedens“ (Psalm 37:11).
30. Warum sind die Skeptiker unrealistisch, die die Inspiration der Bibel und sogar die Existenz Gottes bezweifeln?
30 Auf diese Weise wird der „Fürst des Friedens“ der Menschheit schließlich Frieden bringen. Das ist die biblische Verheißung, die, wie erwähnt, in Jesaja 9:6, 7 zu finden ist. Viele in unserem Zeitalter des Skeptizismus halten eine solche Verheißung für unrealistisch. Doch welche Alternative hat der Mensch zu bieten? Keine. Andererseits kommt diese Verheißung deutlich in der Bibel zum Ausdruck, und die Bibel ist das unfehlbare Wort Gottes. In Wirklichkeit sind die Skeptiker unrealistisch (Jesaja 55:8, 11). Denn sie lassen Gott außer acht, der die Bibel inspirierte und die größte aller Realitäten ist.
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Die erste Prophezeiung in der Bibel gab der gefallenen Menschheit Grund zur Hoffnung
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Im 20. Jahrhundert v. u. Z. sagte Jehova zu Abraham, daß der verheißene Same einer seiner Nachkommen sein sollte
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Im 11. Jahrhundert v. u. Z. erfuhr König David, daß der Same aus seiner königlichen Linie kommen würde
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Im 8. Jahrhundert v. u. Z. sagte Jesaja die Segnungen voraus, die der Same bringen würde
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Im 6. Jahrhundert v. u. Z. sagte Daniel voraus, daß der Same in einem himmlischen Königreich herrschen werde
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Kurz vor Beginn des ersten Jahrhunderts u. Z. erfuhr Maria, daß Jesus, das Kind, das sie gebären sollte, der Same werden würde
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