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  • Wie kann ich über meine unglückliche Liebe hinwegkommen?
    Fragen junger Leute — Praktische Antworten
    • Kapitel 28

      Wie kann ich über meine unglückliche Liebe hinwegkommen?

      „FÜR die meisten Teenager“, schrieb eine Jugendzeitschrift, „sind Schwärmereien so alltäglich wie ein Schnupfen.“ Fast alle Jugendlichen machen eine unglückliche Liebe durch und kommen darüber hinweg, ohne ihr Selbstbewußtsein und ihren Humor zu verlieren. Ist man aber über beide Ohren verliebt, dann ist einem ganz und gar nicht zum Lachen zumute. „Ich war todunglücklich“, sagt ein Jugendlicher, „denn ich konnte absolut nichts tun. Mir war bewußt, daß sie zu alt für mich war, dennoch mochte ich sie. Wegen der ganzen Sache war ich total aus dem Gleichgewicht geraten.“

      Was Verliebtheit ist

      Es ist keine Sünde, sich zu einem Menschen hingezogen zu fühlen — vorausgesetzt, solche Gefühle sind sittlich einwandfrei und nicht unpassend (wie für einen Verheirateten) (Sprüche 5:15-18). Oft bestimmen „Begierden, die der Jugend eigen sind“, die Gedanken und Taten Jugendlicher (2. Timotheus 2:22). Ein Jugendlicher muß erst lernen, die neuen, heftigen Gefühle zu beherrschen, die in der Pubertät wach werden. Er ist vielleicht von romantischen Gefühlen aufgewühlt und hat niemanden, den er damit überhäufen kann.

      Außerdem „werden Mädchen früher als Jungen selbstbewußt und haben früher ein unbefangenes Auftreten“. Die Folge? „Oft finden sie ihre männlichen Schulkameraden unreif und langweilig im Vergleich zu den Lehrern“ und zu anderen älteren, unerreichbaren Männern (die Zeitschrift Seventeen). Ein Mädchen könnte sich daher den Lieblingslehrer, einen Popsänger oder einen viel älteren Bekannten als den „idealen“ Mann vorstellen. Aber auch Jungen können in ähnlicher Weise für jemand schwärmen. Doch die Liebe zu derart fernen Personen gründet sich offenbar auf Phantasie und ist wirklichkeitsfremd.

      Warum Schwärmereien schädlich sein können

      Die meisten Schwärmereien sind zwar erstaunlich kurzlebig, doch sie können bei einem Jugendlichen großen Schaden anrichten. Viele Personen, für die Teenager schwärmen, sind ganz und gar nicht achtenswert. Ein weiser Mann sagte einmal: „Torheit ist in viele hohe Stellungen gesetzt worden“ (Prediger 10:6). Ein Sänger wird wahrscheinlich wegen seiner sanften Stimme oder wegen seiner blendenden Erscheinung angehimmelt. Ist aber seine Moral bewundernswert? Ist er „im Herrn“, das heißt, ist er ein getaufter Christ? (1. Korinther 7:39).

      Die Bibel warnt davor, daß „die Freundschaft mit der Welt Feindschaft mit Gott ist“ (Jakobus 4:4). Gefährdet man nicht seine Freundschaft mit Gott, wenn man sein Herz an jemanden hängt, dessen Lebenswandel von Gott verurteilt wird? Außerdem mahnt die Bibel: „Hütet euch vor Götzen“ (1. Johannes 5:21). Als was soll man es bezeichnen, wenn im Zimmer einer Jugendlichen alle Wände voller Bilder ihres Lieblingssängers hängen? Ist das nicht Götzendienst? Wie könnte so etwas Gott gefallen?

      Manche Jugendliche lassen sogar zu, daß ihre Vernunft von ihren Phantasien ausgeschaltet wird. Ein junges Mädchen sagt: „Immer wenn ich ihn über seine Gefühle befrage, leugnet er, irgend etwas für mich zu empfinden. Aber an der Art und Weise, wie er blickt und sich verhält, erkenne ich, daß es nicht so ist.“ Der betreffende junge Mann hat versucht, sein Desinteresse freundlich zu erklären, doch sie akzeptiert einfach kein Nein.

      Ein anderes Mädchen berichtet über ihre Schwärmerei für einen bekannten Sänger: „Ich muß ihn unbedingt zum Freund haben, und ich habe gebetet, daß das Wirklichkeit wird! Meistens nehme ich sein Album mit ins Bett, weil ich ihm so am nächsten sein kann. Ich bin so weit, daß ich mich umbringe, wenn ich ihn nicht bekomme.“ Kann eine derart sinnlose Leidenschaft Gott gefallen, zumal er doch von jedem, der ihm dient, erwartet, „gesunden Sinnes“ zu sein? (Römer 12:3).

      In Sprüche 13:12 heißt es: „Hinausgeschobene Erwartung macht das Herz krank.“ Es kann dich buchstäblich krank machen, wenn du aussichtslose romantische Erwartungen hegst. Ärzte wissen, daß unerwiderte Liebe „Depressionen, Ängste oder Kummer, . . . Schlaflosigkeit oder Lethargie, Schmerzen im Brustbereich oder Atemstillstand“ verursachen kann. (Vergleiche 2. Samuel 13:1, 2.) Ein verliebtes junges Mädchen gibt zu: „Ich kann nichts essen. . . . Ich kann nicht mehr lernen. Ich . . . träume den ganzen Tag von ihm. . . . Mir ist elend zumute.“

      Man denke außerdem daran, wie schädlich es sich auswirkt, wenn man sein Leben von Phantasien beherrschen läßt. Als eines der ersten Anzeichen einer entgleisenden Verliebtheit fiel Dr. Lawrence Bauman „ein Nachlassen der schulischen Leistungen“ auf. Eine andere bekannte Folge ist, sich von Freunden und von den Angehörigen abzusondern. Man kann sich auch sehr blamieren. „Ich gebe das zwar nur ungern zu“, sagt der Autor Gil Schwartz, „aber ich habe mich, als ich in Judy verknallt war, wie ein Dummkopf benommen.“ Erinnerungen an eine solche Verliebtheit sind noch lange danach lebendig — wie man jemandem nachgelaufen ist, wie man in der Öffentlichkeit eine Szene gemacht hat oder wie man sich allgemein lächerlich gemacht hat.

      Sich mit der Realität auseinandersetzen

      König Salomo, einer der weisesten Männer, die je lebten, verliebte sich hoffnungslos in ein Mädchen, das seine Gefühle nicht erwiderte. Er widmete ihr eine der schönsten Dichtungen der Literatur, in der gesagt wurde, sie sei „schön wie der Vollmond, lauter wie die Sonnenglut“ — und erreichte absolut nichts bei ihr (Hoheslied 6:10).

      Schließlich hörte Salomo jedoch mit seinen Versuchen auf, sie zu gewinnen. Wie kannst du mit deinen Gefühlen wieder ins Lot kommen? „Wer auf sein eigenes Herz vertraut, ist unvernünftig“, sagt die Bibel (Sprüche 28:26). Dies trifft besonders dann zu, wenn du schwärmerischen Phantasien nachhängst. „Wer aber in Weisheit wandelt, der wird entrinnen.“ Das bedeutet, die Dinge so zu sehen, wie sie sind.

      „Wie kann man berechtigte Hoffnungen von unbegründeten unterscheiden?“ fragt Dr. Howard Halpern. „Indem man die Tatsachen eingehend und nüchtern betrachtet.“ Überlege einmal: Wie groß ist die Chance, eine wirkliche Freundschaft mit dem Betreffenden zu entwickeln? Ist die Person prominent, dann wirst du ihr höchstwahrscheinlich nie begegnen. Die Aussichten sind auch düster, wenn dein Schwarm wesentlich älter ist als du, wie zum Beispiel ein Lehrer.

      Hat der oder die Betreffende bis jetzt überhaupt irgendwelches Interesse an dir gezeigt? Wenn nicht, gibt es dann wirklich einen Grund, zu glauben, daß sich das in Zukunft ändern wird? Oder liest du bloß aus unverfänglichen Worten und Handlungen Interesse an dir heraus? Übrigens ist es in den meisten Ländern Brauch, daß der Mann die Initiative ergreift. Ein junges Mädchen kann sich blamieren, wenn es jemandem hartnäckig nachläuft, der nichts von ihr wissen will.

      Was wäre außerdem, falls der andere deine Gefühle tatsächlich erwiderte? Bist du für die Verpflichtungen, die eine Ehe mit sich bringt, reif genug? Wenn nicht, dann „entferne . . . Verdruß aus deinem Herzen“, indem du nicht deinen Phantasien nachhängst. Es gibt „eine Zeit zum Lieben“, und diese Zeit kommt für dich vielleicht Jahre später, wenn du älter bist (Prediger 11:10; 3:8).

      Deine Gefühle unter die Lupe nehmen

      Dr. Charles Zastrow erklärte: „Zur Schwärmerei kommt es, wenn man den anderen als ‚vollkommen‘ betrachtet; das heißt, man meint, er weise alle Eigenschaften eines wünschenswerten Ehepartners auf.“ Doch einen so „vollkommenen“ Partner gibt es nicht. „Alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes“, sagt die Bibel (Römer 3:23).

      Frage dich also: Wie gut kenne ich denjenigen wirklich, dem mein Herz gehört? Bin ich nur in das Bild verliebt, das ich mir von ihm gemacht habe? Bin ich für die Fehler des anderen blind? Ein nüchterner Blick auf deinen Traumpartner wird dich vielleicht aus deiner schwärmerischen Benommenheit aufwecken. Es kann dir auch helfen, zu untersuchen, welche Art Liebe du empfindest. Die Autorin Kathy McCoy schrieb: „Unreife Liebe kommt und geht . . . Man selbst ist im Brennpunkt, und man ist lediglich verliebt in den Gedanken, verliebt zu sein . . . Unreife Liebe heißt, sich an jemanden zu klammern, besitzergreifend und eifersüchtig zu sein. . . . Unreife Liebe verlangt Vollkommenheit.“ (Vergleiche 1. Korinther 13:4, 5.)

      Den Schwarm vergessen

      Zugegeben, alle vernünftigen Argumente der Welt können deine Gefühle nicht ganz und gar auslöschen. Aber du kannst es vermeiden, das Problem zu nähren. Glühende Liebesromane zu lesen, Liebesfilme im Fernsehen anzusehen oder auch nur eine bestimmte Art Musik zu hören kann das Gefühl der Einsamkeit verschlimmern. Denke also nicht dauernd an die Situation. „Wo es kein Holz gibt, geht das Feuer aus“ (Sprüche 26:20).

      Eine schwärmerische Phantasie ist kein Ersatz für Menschen, die dich wirklich lieben und sich um dich sorgen. Sondere dich nicht ab (Sprüche 18:1). Du wirst wahrscheinlich feststellen, daß dir deine Eltern helfen können. Trotz aller Versuche, deine Gefühle zu verheimlichen, haben sie höchstwahrscheinlich schon gemerkt, daß etwas an dir zehrt. Warum nicht zu ihnen hingehen und ihnen dein Herz ausschütten? (Vergleiche Sprüche 23:26.) Auch ein reifer Christ hat sicher ein hörendes Ohr.

      „Halte dich beschäftigt“, rät die Autorin Esther Davidowitz, die für Teenager schreibt. Beginne mit einem Hobby, betätige dich sportlich, lerne eine Sprache, oder nimm dir vor, etwas aus der Bibel zu erforschen. Wenn du in nützliche Tätigkeiten vertieft bist, werden die Entzugserscheinungen einigermaßen nachlassen.

      Es ist nicht leicht, über eine unglückliche Liebe hinwegzukommen. Aber die Zeit lindert alle Schmerzen. Du wirst viel über dich und deine Gefühle gelernt haben, und du bist besser auf wahre Liebe vorbereitet, wenn sie sich in der Zukunft einstellen sollte. Aber woran kannst du „wahre Liebe“ erkennen?

      Fragen zur Besprechung

      ◻ Warum sind Schwärmereien unter Jugendlichen üblich?

      ◻ Für welche Personen schwärmen Jugendliche oft, und warum?

      ◻ Warum können Schwärmereien schädlich sein?

      ◻ Was kann ein Jugendlicher tun, um über eine unglückliche Liebe hinwegzukommen?

      ◻ Wie kann es ein Jugendlicher vermeiden, romantische Phantasien zu nähren?

      [Herausgestellter Text auf Seite 223]

      „Ich kann nichts essen. . . . Ich kann nicht mehr lernen. Ich . . . träume den ganzen Tag von ihm. . . . Mir ist elend zumute.“

      [Bild auf Seite 220]

      Es kommt häufig vor, daß sich jemand in eine ältere, unerreichbare Person vom anderen Geschlecht verliebt

      [Bild auf Seite 221]

      Ein nüchterner Blick auf die betreffende Person wird dich vielleicht von romantischen Vorstellungen befreien

  • Bin ich reif genug für Verabredungen?
    Fragen junger Leute — Praktische Antworten
    • Kapitel 29

      Bin ich reif genug für Verabredungen?

      IN VIELEN Ländern werden Verabredungen zwischen Jungen und Mädchen als romantischer oder spaßiger Zeitvertreib angesehen. Es gibt dabei verschiedene Möglichkeiten. Für manche ist eine Verabredung eine förmliche Angelegenheit — ein Blumenstrauß, ein gemütliches Abendessen und ein Abschiedskuß gehören zum Ablauf. Andere wollen einfach mit jemandem vom anderen Geschlecht, den sie mögen, zusammensein. Es gibt sogar Pärchen, die man ständig zusammen sieht, die aber behaupten, „nur befreundet“ zu sein. Ob man davon spricht, sich zu verabreden, miteinander zu gehen oder sich bloß zu treffen, meist läuft es auf das gleiche hinaus: Ein Junge und ein Mädchen verbringen, oft ohne Aufsicht, eine Menge Zeit miteinander.

      Solche Verabredungen waren in biblischer Zeit nicht üblich. Doch wenn sich beide besser kennenlernen wollen und sich dabei vernünftig, vorsichtig und anständig verhalten, kann man nichts dagegen einwenden. Und dies kann für beide eine schöne Zeit sein. Bedeutet das aber, daß du mit jemandem gehen solltest?

      Unter Druck stehen

      Vielleicht empfindest du einen gewissen Druck. Die meisten in deinem Alter haben wahrscheinlich Verabredungen mit jemandem vom anderen Geschlecht, und natürlich möchtest du nicht als anders oder sonderbar angesehen werden. Womöglich wirst du auch von wohlmeinenden Freunden oder Verwandten gedrängt. Als sich ein Junge mit der 15jährigen Marianne verabreden wollte, sagte ihre Tante zu ihr: „Ob du den Jungen heiraten möchtest oder nicht, tut nichts zur Sache. Es gehört einfach zu deiner natürlichen Entwicklung, daß du mit einem jungen Mann ausgehst. . . . Wenn du den Jungen immer einen Korb gibst, wirst du eines Tages unbeliebt sein, und keiner wird mehr mit dir ausgehen wollen.“ Marianne erinnert sich: „Die Worte meiner Tante trafen mich tief. Brachte ich mich vielleicht selbst um eine gute Gelegenheit? Er hatte ein eigenes Auto und eine Menge Geld; und ich wußte, daß er mir einiges bieten würde. Sollte ich nun mit ihm ausgehen oder nicht?“

      Andere Jugendliche verspüren einen starken Wunsch nach Wärme und Zuneigung. „Ich hatte das Bedürfnis, geliebt und geschätzt zu werden“, erzählt die 18jährige Ann. „Da ich zu meinen Eltern kein enges Verhältnis hatte, wandte ich mich meinem Freund zu, um jemanden zu haben, der mir nahestand, bei dem ich mich aussprechen konnte und der mich wirklich verstehen würde.“

      Doch ein Teenager sollte nicht mit jemandem gehen, nur weil er sich dazu gedrängt fühlt. Verabredungen sind eine ernste Angelegenheit, und sie sollen dazu führen, einen Ehepartner zu finden. Ehepartner? Das ist vielleicht das letzte, woran Jugendliche denken, die miteinander gehen. Doch welchen anderen berechtigten Grund hätten ein Junge und ein Mädchen, eine Menge Zeit gemeinsam zu verbringen, als sich über eine künftige Heirat Gedanken zu machen? Auf lange Sicht gesehen, sind Verabredungen aus irgendeinem anderen Grund wahrscheinlich alles andere als „spaßig“. Wieso?

      Die Schattenseiten

      Jugendliche befinden sich in einem schwierigen Lebensabschnitt, den die Bibel als „Blüte der Jugend“ bezeichnet (1. Korinther 7:36). In dieser Zeit kann ein starkes sexuelles Verlangen entstehen. Daran ist nichts verkehrt; es gehört zum Erwachsenwerden.

      In Verbindung mit Verabredungen ist dies allerdings oft ein großes Problem: Teenager beginnen gerade erst zu lernen, wie man sexuelle Regungen beherrscht. Du kennst Gottes Gesetze über Sex wahrscheinlich gut und hast den ernstlichen Wunsch, dich vor Unsittlichkeit zu bewahren (siehe Kapitel 23). Dennoch ist es eine biologische Tatsache: Je öfter du mit jemandem vom anderen Geschlecht zusammen bist, um so stärker kann das sexuelle Verlangen werden — ob du es willst oder nicht (siehe Seite 232, 233). So sind wir nun einmal geschaffen! Solange du nicht älter bist und deine Gefühle besser beherrschen kannst, weißt du wahrscheinlich noch gar nicht recht, wie du dich bei Verabredungen verhalten sollst. Leider müssen viele Jugendliche Lehrgeld zahlen.

      „Als wir anfingen, miteinander zu gehen, . . . hielten wir nicht einmal Händchen und küßten uns nicht. Ich wollte nur bei ihr sein und mich mit ihr unterhalten“, sagt ein junger Mann. „Doch sie war sehr zärtlich und setzte sich immer sehr nahe zu mir. Bald darauf hielten wir Händchen und küßten uns. Das weckte in mir ein noch stärkeres sexuelles Verlangen. Es beeinflußte meine Denkweise so weit, daß ich nicht nur bei ihr sein wollte, um mich zu unterhalten, sondern um sie im Arm zu halten, zu berühren und zu küssen. Ich konnte nicht genug kriegen. Ich wurde buchstäblich verrückt vor Leidenschaft. Manchmal kam ich mir schäbig vor und schämte mich.“

      Es verwundert daher nicht, daß Verabredungen oft zu Unsittlichkeit führen. Eine Umfrage unter Hunderten von Teenagern ergab, daß bei 87 Prozent der Mädchen und 95 Prozent der Jungen der Sex bei Verabredungen eine „einigermaßen wichtige oder sehr wichtige“ Rolle spielte. 65 Prozent der Mädchen und 43 Prozent der Jungen gaben zu, daß sie bei einem Treffen schon einmal geschlechtlichen Kontakt hatten, obwohl sie es nicht wollten.

      Die 20jährige Loretta erzählt: „Je öfter wir uns sahen, um so tiefer wurden wir hineingezogen. Küssen wurde bald uninteressant, und wir begannen, intime Körperteile zu berühren. Ich war nur noch ein Nervenbündel, weil ich mir so schmutzig vorkam. Im Laufe der Zeit erwartete mein Partner, daß ich bis zum Letzten ging . . . Ich war völlig durcheinander. Aber ich hatte nur einen Gedanken: ‚Ich möchte ihn nicht verlieren.‘ Mir war elend zumute.“

      Natürlich kommt es nicht bei jedem Paar zu intimen Beziehungen; manche hören, kurz bevor es dazu kommt, mit Zärtlichkeiten auf. Wozu führt es aber, wenn man emotionell angeheizt ist und kein zulässiges Ventil für solche Gefühle hat? Mit Sicherheit zu Frustrationen. Und solche Frustrationen beschränken sich nicht auf sexuelle Regungen.

      Verletzte Gefühle

      Ein Junge befand sich in folgendem Dilemma: „Anfangs mochte ich Katja sehr gern. Allerdings gebe ich zu, daß ich sie zu manchem überredet habe, was sie nicht für richtig hielt. Jetzt komme ich mir gemein vor, weil ich das Interesse an ihr verloren habe. Wie kann ich Katja fallenlassen, ohne ihre Gefühle zu verletzen?“ Eine schwierige Situation. Und wie wäre dir an Katjas Stelle zumute?

      Liebeskummer ist unter Teenagern ein übliches Leiden. Ein junges händchenhaltendes Paar gibt zwar ein schönes Bild ab, aber wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, daß die beiden in einem Jahr noch zusammen sind oder heiraten? Sehr gering. Teenagerfreundschaften sind fast immer zum Scheitern verurteilt; sie führen selten zu einer Ehe und enden oft in Liebeskummer.

      Die Persönlichkeit eines Jugendlichen ist Veränderungen unterworfen. Du entdeckst gerade erst, wer du bist, was du magst und was du mit deinem Leben anfangen möchtest. Jemand, den du heute interessant findest, findest du morgen vielleicht langweilig. Aber wenn man sich erst einmal verliebt hat, sind verletzte Gefühle so gut wie sicher. Es überrascht nicht, daß, wie Studien ergeben haben, „ein Streit mit der Freundin“ oder „Enttäuschung in der Liebe“ zu den Situationen zählen, die für viele Selbstmorde unter Jugendlichen verantwortlich sind.

      Bin ich reif genug?

      Gott fordert junge Leute auf: „Freu dich, junger Mann [oder junges Mädchen], in deiner Jugend, und dein Herz tue dir Gutes in den Tagen deines Jünglingsalters, und wandle in den Wegen deines Herzens und in den Dingen, die deine Augen sehen.“ Junge Menschen neigen dazu, ‘in den Wegen ihres Herzens zu wandeln’. Doch oft führen diese „Wege“, die anfangs Spaß bereiten, zu Verdruß und Unglück. Daher heißt es in der Bibel weiter: „Entferne . . . Verdruß aus deinem Herzen, und halte dir Unglück fern vom Fleisch, denn Jugend und die Blüte des Lebens sind Nichtigkeit“ (Prediger 11:9, 10). „Verdruß“ zu haben heißt, tief beunruhigt oder tief betrübt zu sein. „Unglück“ deutet auf einen persönlichen Mißerfolg hin. Beides kann einem das Leben schwermachen.

      Soll das heißen, daß Verabredungen immer Verdruß und Unglück bringen? Nicht unbedingt. Wohl aber, wenn man aus dem falschen Beweggrund („aus Spaß“) mit jemandem geht oder bevor man dazu reif genug ist. Folgende Fragen sollen dir helfen, deine Situation einzuschätzen.

      Würde mein emotioneller Reifeprozeß durch Verabredungen gefördert oder behindert werden? Wenn du mit jemandem gehst, bist du auf eine Mädchen-Junge-Beziehung festgelegt. Wäre es für dich nicht vorteilhafter, in deinem Umgang mit anderen weit zu werden? (Vergleiche 2. Korinther 6:12, 13.) Susan sagt: „Ich lernte, mit älteren Glaubensschwestern in der Versammlung enge Freundschaften zu schließen. Sie brauchten Gemeinschaft, und ich brauchte ihren festigenden Einfluß. Ich ging zum Kaffeetrinken zu ihnen. Wir unterhielten uns und lachten zusammen. Ich schloß echte, dauerhafte Freundschaften mit ihnen.“

      Dadurch, daß du unterschiedliche Freunde hast — alte und junge, ledige und verheiratete, männliche und weibliche —, lernst du, dich unter Menschen wohl zu fühlen, einschließlich Personen vom anderen Geschlecht, ohne wie bei einer Verabredung unter Druck zu stehen. Durch den Umgang mit Ehepaaren erlangst du außerdem eine realistischere Ansicht über die Ehe. Du bist dann besser vorbereitet, später einen guten Ehepartner zu finden und deine Rolle in der Ehe zu erfüllen (Sprüche 31:10). Abigail, eine Jugendliche, ist zu dem Schluß gekommen: „Ich bin noch nicht soweit, daß ich heiraten und eine Familie gründen könnte. Ich muß mir erst über mich selbst im klaren sein, und ich möchte noch viele Ziele in geistiger Hinsicht erreichen. Daher habe ich eigentlich nicht das Bedürfnis, mit einem Jungen zu vertraut zu werden.“

      Möchte ich für verletzte Gefühle verantwortlich sein? Sowohl deine Gefühle als auch die des anderen können tief verletzt werden, wenn eine gefühlsmäßige Bindung entsteht, die zwangsläufig auseinandergehen wird. Ist es fair, jemandem gegenüber Gefühle zu zeigen, nur um im Umgang mit dem anderen Geschlecht Erfahrungen zu sammeln? (Siehe Matthäus 7:12).

      Was sagen meine Eltern? Deine Eltern sehen oft Gefahren, für die du blind bist. Schließlich waren sie auch einmal jung. Sie wissen, welche Probleme entstehen können, wenn ein junges Paar viel Zeit zusammen verbringt. Lehne dich deshalb nicht gegen deine Eltern auf, wenn sie mit deinen Verabredungen nicht einverstanden sind (Epheser 6:1-3). Wahrscheinlich sind sie der Meinung, daß du warten solltest, bis du älter bist.

      Werde ich mich an die moralischen Grundsätze der Bibel halten können? Wenn man über die „Blüte der Jugend“ hinaus ist, hat man sexuelle Regungen besser unter Kontrolle — und selbst dann ist es nicht leicht. Bist du in deinem jetzigen Lebensabschnitt wirklich reif genug, eine enge Verbindung zu jemandem vom anderen Geschlecht zu haben und dich dabei vor Unsittlichkeit zu bewahren?

      Viele Jugendliche stellen sich diese Fragen und kommen zu demselben Schluß wie Marianne, die bereits erwähnt wurde. Sie sagte: „Ich war entschlossen, mich in dieser Sache nicht von anderen beeinflussen zu lassen. Ich wollte erst mit einer Freundschaft anfangen, wenn ich alt genug wäre zu heiraten und jemanden kennenlernen würde, der die Eigenschaften hätte, die ich bei einem Ehemann wünschte.“

      Marianne hob den entscheidenden Punkt hervor, über den du dir Gedanken machen solltest, ehe du mit jemandem gehst.

      Fragen zur Besprechung

      ◻ Was verstehst du darunter, mit jemandem zu gehen?

      ◻ Warum fühlen sich einige Jugendliche gedrängt, mit jemandem zu gehen?

      ◻ Warum sind Verabredungen unvernünftig, wenn man in der „Blüte der Jugend“ steht?

      ◻ Wie kann sich ein Jugendlicher „Unglück“ fernhalten, was Verabredungen betrifft?

      ◻ Welche Probleme können sich ergeben, wenn ein Junge und ein Mädchen „einfach nur Freunde“ sind?

      ◻ Woher weißt du, ob du reif genug bist, um mit jemandem zu gehen?

      [Herausgestellter Text auf Seite 231]

      „Küssen wurde bald uninteressant, und wir begannen, intime Körperteile zu berühren. Ich war nur noch ein Nervenbündel, weil ich mir so schmutzig vorkam. Im Laufe der Zeit erwartete mein Partner, daß ich bis zum Letzten ging.“

      [Herausgestellter Text auf Seite 234]

      „Wie kann ich Katja fallenlassen, ohne ihre Gefühle zu verletzen?“

      [Kasten auf Seite 232, 233]

      Können ein Junge und ein Mädchen „einfach nur Freunde“ sein?

      Sogenannte platonische Freundschaften (eine enge Bindung zwischen einem Mann und einer Frau, bei der beide Partner Sexualität ausgeschlossen haben) sind unter Jugendlichen nicht ungewöhnlich. Der 17jährige Gregor behauptet: „Es ist für mich leichter, mit Mädchen zu sprechen, weil sie im allgemeinen mitfühlender und sensibler sind.“ Andere argumentieren, solche Freundschaften würden ihnen helfen, eine ausgewogenere Persönlichkeit zu entwickeln.

      Die Bibel fordert junge Männer auf, ‘jüngere Frauen wie Schwestern mit aller Keuschheit’ zu behandeln (1. Timotheus 5:2). Wenn man diesen Grundsatz beachtet, kann man tatsächlich reine, positive Freundschaften mit Personen vom anderen Geschlecht pflegen. Der Apostel Paulus, der ein alleinstehender Mann war, hatte zum Beispiel eine Reihe Freundschaften mit Christinnen (siehe Römer 16:1, 3, 6, 12). Er schrieb von zwei Frauen, „die für die gute Botschaft Seite an Seite mit . . . [ihm] gestritten haben“ (Philipper 4:3). Auch Jesus Christus hatte ausgewogenen, positiven Umgang mit Frauen. Mehrmals erfreute er sich der Gastfreundschaft von Martha und Maria und unterhielt sich mit ihnen (Lukas 10:38, 39; Johannes 11:5).

      Allerdings ist hinter einer platonischen Freundschaft oft Verliebtheit verborgen oder der Wunsch, Aufmerksamkeit zu erhalten, ohne sich zu binden. Und da sich Gefühle leicht verändern können, ist Vorsicht geboten. Dr. Marion Hilliard warnte: „Eine flüchtige Bekanntschaft, die sozusagen mit zehn Stundenkilometern dahinfährt, kann ohne Vorwarnung zu einer blinden Leidenschaft werden, die mit hundert Stundenkilometern dahinrast.“

      Der 16jährige Mike machte diese Erfahrung, als er sich mit einem 14jährigen Mädchen anfreundete. Er sagt: „Ich stellte bald fest, daß ein Junge und ein Mädchen nicht einfach nur Freunde bleiben können, wenn sie immer wieder allein zusammen sind. Unsere Freundschaft wurde zusehends stärker. Bald empfanden wir etwas füreinander, und das ist heute noch so.“ Da beide noch zu jung zum Heiraten sind, lösen solche Gefühle Frustrationen aus.

      Zuviel enge Gemeinschaft kann noch traurigere Folgen haben. Ein Jugendlicher versuchte, eine Freundin zu trösten, die ihm ihre Probleme anvertraut hatte. Bald machten sie Petting. Wozu führte dies? Sie hatten ein schlechtes Gewissen und waren aufeinander ärgerlich. Bei anderen ist es zu intimen Beziehungen gekommen. Eine Umfrage von Psychology Today ergab: „Fast die Hälfte der Befragten (49 Prozent) hatten eine Freundschaft, die zu intimen Beziehungen führte.“ Weiter hieß es: „Annähernd ein Drittel (31 Prozent) gab an, im vergangenen Monat Geschlechtsverkehr mit einem Freund oder einer Freundin gehabt zu haben.“

      Vielleicht meinst du, dein Freund oder deine Freundin habe keine Anziehungskraft auf dich und du würdest dich nie in ihn oder sie verlieben. Aber wie wirst du in Zukunft empfinden? Außerdem heißt es: „Wer auf sein eigenes Herz vertraut, ist unvernünftig“ (Sprüche 28:26). Unser Herz kann verräterisch und betrügerisch sein und uns für unsere wahren Beweggründe blind machen. Und weißt du wirklich, wie dein Freund oder deine Freundin dir gegenüber empfindet?

      In seinem Buch The Friendship Factor rät Alan Loy McGinnis: „Vertraue dir nicht zu sehr.“ Ergreife Vorsichtsmaßnahmen, vielleicht indem du deinen Umgang auf Gruppenunternehmungen beschränkst, bei denen eine Aufsicht gewährleistet ist. Meide unangebrachte Vertraulichkeiten und das Alleinsein in gefährlichen Situationen. Vertraue Probleme deinen Eltern oder älteren Bekannten an statt einem Jugendlichen vom anderen Geschlecht.

      Und was ist, wenn sich trotz Vorsichtsmaßnahmen jemand in dich verliebt und du seine Gefühle nicht erwiderst? ‘Rede die Wahrheit’, das heißt, mache dem anderen deinen Standpunkt klar (Epheser 4:25). Wenn das nichts nützt, wäre es sicher am besten, auf Distanz zu gehen. „Klug ist der, der das Unglück gesehen hat und sich dann verbirgt“ (Sprüche 22:3). In dem Buch The Friendship Factor heißt es: „Spring ab, wenn nötig. Manchmal geht eine Freundschaft mit jemandem vom anderen Geschlecht zu weit, so sehr man sich auch bemüht, dies zu verhindern, und es ist klar, wohin das führt.“ Dann ist es höchste Zeit, einen „Rückzieher“ zu machen.

      [Bilder auf Seite 227]

      Jugendliche verspüren oft einen Drang nach der Gemeinschaft mit jemandem vom anderen Geschlecht

      [Bild auf Seite 228]

      Bei Verabredungen fühlen sich Jugendliche oft unter Druck, ungewollt Zärtlichkeiten auszutauschen

      [Bild auf Seite 229]

      Man kann sich der Gemeinschaft mit Personen vom anderen Geschlecht auch in einer Gruppe erfreuen

      [Bild auf Seite 230]

      Sogenannte platonische Freundschaften führen oft zu Liebeskummer

  • Bin ich reif für die Ehe?
    Fragen junger Leute — Praktische Antworten
    • Kapitel 30

      Bin ich reif für die Ehe?

      DIE Ehe ist kein Spiel. Gott beabsichtigte, daß Mann und Frau eine bleibende Verbindung schmieden, die enger ist als zu irgendeinem anderen Menschen (1. Mose 2:24). Der Ehepartner ist entweder jemand, zu dem man sich ein Leben lang hingezogen fühlt, oder jemand, an den man ein Leben lang gekettet ist.

      In jeder Ehe wird es allerdings „Not und Trübsal“ geben (1. Korinther 7:28, Bruns). Marcia Lasswell, Professorin für Verhaltenswissenschaft, warnt: „Wenn es eine unangefochtene Feststellung über die Beständigkeit einer Ehe gibt, dann folgende: Wer sehr jung heiratet, hat bereits eine schlechte Startposition.“

      Warum scheitern viele Frühehen? Die Antwort auf diese Frage kann dir eine entscheidende Hilfe sein, festzustellen, ob du reif für die Ehe bist oder nicht.

      Hochgeschraubte Erwartungen

      „Wir hatten eine völlig verkehrte Vorstellung von der Ehe“, gibt ein junges Mädchen zu. „Wir dachten, wir könnten kommen und gehen, wann wir wollten, und je nach Laune Geschirr spülen oder es sein lassen. Aber so geht es nicht.“ Viele Jugendliche haben solche unreifen Ansichten über die Ehe. Sie haben romantische Traumvorstellungen davon. Oder sie haben es eilig, zum Standesamt zu gehen, weil sie den Status eines Erwachsenen erlangen wollen. Andere möchten lediglich vor einer unglücklichen Situation zu Hause, in der Schule oder in ihrer Umgebung davonlaufen. Ein junges Mädchen vertraute ihrem Verlobten an: „Ich bin froh, wenn wir verheiratet sind. Dann muß ich keine Entscheidungen mehr treffen.“

      Doch die Ehe ist weder eine Romanze noch ein Allheilmittel für Probleme. Nach der Hochzeit ergibt sich höchstens ein ganz neuer Problemkreis. „Viele Teenager heiraten, um Puppenstube zu spielen“, bekannte Vicky, die mit 20 ihr erstes Kind zur Welt brachte. „Es sieht wie das reine Vergnügen aus. Man hält ein Kind für eine niedliche kleine Puppe, mit der man nur zu spielen braucht. Aber die Wirklichkeit sieht ganz anders aus.“

      Viele Jugendliche haben auch unrealistische Erwartungen in bezug auf intime Beziehungen. Ein junger Mann, der mit 18 heiratete, sagt: „Nach der Hochzeit stellte ich fest, daß die große Begeisterung für den Sex sehr bald abflaute, und dann bekamen wir echte Probleme.“ Eine Studie über Teenagerehen ergab, daß nach finanziellen Problemen die intimen Beziehungen der häufigste Streitpunkt waren. Das liegt zweifellos daran, daß befriedigende Geschlechtsbeziehungen in der Ehe das Ergebnis von Selbstlosigkeit und Selbstbeherrschung sind — Eigenschaften, die Jugendliche oft noch nicht entwickelt haben (1. Korinther 7:3, 4).

      Die Bibel gibt Christen den vernünftigen Rat, erst zu heiraten, wenn sie „die Blüte der Jugend“ hinter sich gelassen haben (1. Korinther 7:36). Heiratest du in einer Zeit, wo die Leidenschaft sehr stark ist, so kann dein Denken verzerrt sein, und du bist für die Fehler deines voraussichtlichen Ehepartners blind.

      Nicht reif für die Rolle in der Ehe

      Eine „Teenagerbraut“ sagt über ihren Mann: „Jetzt, wo wir verheiratet sind, hat er nur dann Interesse an mir, wenn er Sex haben will. Er denkt, es sei genauso wichtig, mit seinen Freunden zusammenzusein wie mit mir. . . . Ich dachte, ich würde sein ein und alles werden, aber das war eine Täuschung.“ Viele junge Männer haben die falsche Vorstellung, als Ehemänner könnten sie ihr gewohntes Leben, das sie als Ledige führten, fortsetzen.

      Eine 19jährige weist auf ein Problem vieler junger Ehefrauen hin: „Ich würde lieber fernsehen und schlafen als saubermachen und Essen kochen. Ich schäme mich, wenn die Eltern meines Mannes zu Besuch kommen, weil ihre Wohnung blitzsauber ist und in meiner immer ein Chaos herrscht. Außerdem bin ich eine miserable Köchin.“ Es ist eine große Belastung für die Ehe, wenn ein junges Mädchen nicht in der Lage ist, einen Haushalt zu führen. „Die Ehe erfordert echte Hingabe“, sagt Vicky, die bereits erwähnt wurde. „Sie ist kein Spiel. Der Hochzeitstrubel geht vorüber. Bald kehrt der Alltag ein, und dann hat man es nicht leicht.“

      Und wie steht es mit der täglichen Last, eine Familie zu ernähren? Vickys Mann Mark erzählt: „Ich erinnere mich, daß ich bei meiner ersten Arbeitsstelle um 6 Uhr aufstehen mußte. Ich dachte: ‚Das ist hart. Werde ich es je leichter haben?‘ Wenn ich dann nach Hause kam, hatte ich das Gefühl, daß Vicky nicht verstand, was ich durchmachte.“

      Geldprobleme

      Eine weitere Ursache für Ehestreitigkeiten bei sehr jungen Ehepaaren ist das Geld. Das schlimmste Problem, mit dem 48 Teenagerpaare zu kämpfen hatten, die man drei Monate nach der Eheschließung befragte, war die „Einteilung des Einkommens“. Nach nahezu drei Jahren stellte man 37 dieser Ehepaare dieselbe Frage. Wieder Geldprobleme — und die Sorgen waren sogar noch größer! „Was hat man schon vom Leben, wenn man sich nie das leisten kann, was man braucht, um zufrieden zu sein?“ fragt Bill. „Wenn man nicht genug hat, damit es von einem Zahltag zum nächsten reicht, gibt es nur Streit, und man ist unglücklich.“

      Bei Jugendlichen sind Geldprobleme üblich, weil unter ihnen die Arbeitslosenrate am höchsten ist und sie die niedrigsten Löhne erhalten. „Da ich meine Familie nicht unterhalten konnte, mußten wir bei meinen Eltern wohnen“, gesteht Roy. „Dadurch traten große Spannungen auf, vor allem als ein Kind kam.“ In Sprüche 24:27 heißt es: „Bereite deine Arbeit draußen, und mache sie dir auf dem Feld zurecht. Danach sollst du auch deine Hausgemeinschaft aufbauen.“ In biblischen Zeiten arbeiteten die Männer hart, um später eine Familie ernähren zu können. Heute empfinden viele junge Ehemänner die Rolle des Ernährers als Last, da sie es versäumt haben, hinreichende Vorbereitungen zu treffen.

      Doch selbst ein ansehnliches Einkommen schafft Geldprobleme nicht aus der Welt, wenn ein Ehepaar eine unreife Einstellung zu materiellen Gütern hat. Eine Studie offenbarte, daß „Teenager erwarteten, für ihre Familie sofort Anschaffungen machen zu können, die sich ihre Eltern wahrscheinlich erst nach vielen Jahren leisteten“. Da viele diese materiellen Güter sofort haben wollen, stürzen sie sich in Schulden. Ihnen fehlt die Reife, mit „Lebensunterhalt und Bedeckung“ zufrieden zu sein, und das führt zu weiteren Belastungen in der Ehe (1. Timotheus 6:8-10).

      „Meilenweit . . . entfernt“

      Marina erinnert sich: „Ich war in Don verliebt. Er war so attraktiv, so stark, so sportlich und sehr beliebt . . . Unsere Ehe mußte einfach funktionieren.“ Aber sie klappte nicht. In Marina staute sich so viel Ärger auf, daß sie sagt: „Alles, was Don tat, regte mich auf — selbst wenn er sich die Lippen leckte, während wir aßen. Schließlich konnten wir es beide nicht mehr aushalten.“ Ihre Ehe ging nach zwei Jahren auseinander.

      Was war ihr Problem? „Unsere Lebensziele waren meilenweit voneinander entfernt“, erklärt Marina. „Jetzt erkannte ich, daß ich jemanden brauchte, dem ich mich in intellektueller Hinsicht mitteilen konnte. Aber Dons ganzes Leben bestand aus Sport. Alles, was mir als 18jährige so wichtig war, bedeutete mir plötzlich nichts mehr.“ Jugendliche haben oft eine kindische Ansicht über das, was sie von einem Ehepartner erwarten, und legen großen Wert auf gutes Aussehen. In Sprüche 31:30 wird warnend gesagt: „Anmut mag Trug sein, und Schönheit mag nichtig sein.“

      Eine Selbstprüfung

      Die Bibel bezeichnet es als übereilt, wenn jemand vor Gott ein feierliches Gelübde ablegt und erst „nach Gelübden eine Untersuchung“ anstellt (Sprüche 20:25). Wäre es daher nicht vernünftig, selbst anhand der Bibel eine Untersuchung anzustellen, ehe man sich auf etwas so Schwerwiegendes wie ein Ehegelübde einläßt? Welche Lebensziele hast du? Wie werden sie von der Ehe berührt? Möchtest du heiraten, um intime Beziehungen zu haben oder vor Problemen davonzulaufen?

      Inwieweit bist du darauf vorbereitet, die Rolle eines Ehemannes oder einer Ehefrau zu erfüllen? Bist du in der Lage, einen Haushalt zu führen oder für den Lebensunterhalt zu sorgen? Wirst du, falls du ständig mit deinen Eltern Probleme hast, mit einem Ehepartner auskommen? Bist du den Problemen und Belastungen einer Ehe gewachsen? Hast du wirklich die „Merkmale eines Unmündigen abgelegt“, was den Umgang mit Geld anbelangt? (1. Korinther 13:11). Deine Eltern können zweifellos beurteilen, inwieweit du diesen Erfordernissen gerecht wirst.

      Die Ehe kann ein Quell großen Glücks oder bitteren Schmerzes sein. Es kommt sehr darauf an, ob du für die Ehe reif bist. Falls du noch ein Teenager bist, solltest du es mit Verabredungen nicht eilig haben. Warten schadet nichts. So hast du Zeit, wirklich reif zu werden, ehe du dich für den ernsten — und bleibenden — Schritt der Ehe entscheidest.

      Fragen zur Besprechung

      ◻ Welche unreifen Ansichten über die Ehe haben manche Jugendlichen?

      ◻ Warum ist es deiner Meinung nach unvernünftig, nur wegen des Sexes zu heiraten?

      ◻ Wie hat es sich gezeigt, daß eine Reihe Jugendlicher nicht auf die Rolle des Ehemannes oder der Ehefrau vorbereitet sind?

      ◻ Warum haben sehr junge Ehepaare oft ernstliche Geldprobleme?

      ◻ Welche Fehler begehen manche Jugendlichen bei der Partnerwahl?

      ◻ Welche Fragen kannst du dir stellen, um zu erkennen, ob du für die Ehe reif bist? Wie schätzt du nach der Betrachtung dieses Stoffes deine Reife für die Ehe ein?

      [Herausgestellter Text auf Seite 240]

      „Wenn es eine unangefochtene Feststellung über die Beständigkeit einer Ehe gibt, dann folgende: Wer sehr jung heiratet, hat bereits eine schlechte Startposition“ (Marcia Lasswell, Professorin für Verhaltenswissenschaft).

      [Bild auf Seite 237]

      Viele Jugendliche, die heiraten, sind kaum reifer für die Ehe als diese beiden

  • Woher weiß ich, ob es wahre Liebe ist?
    Fragen junger Leute — Praktische Antworten
    • Kapitel 31

      Woher weiß ich, ob es wahre Liebe ist?

      LIEBE — für verträumte Jugendliche ist sie eine geheimnisvolle Kraft, die sie überwältigt; ein im Leben einmaliges Gefühl, das sie in einen Rausch versetzt. Liebe ist ihrer Meinung nach allein eine Sache des Herzens, etwas, was man nicht verstehen, sondern nur erleben kann. Liebe überwindet alle Hindernisse und bleibt für immer . . .

      Das sind die üblichen Klischeevorstellungen. Zweifellos kann die Liebe eine einzigartig schöne Erfahrung sein. Aber was ist wahre Liebe überhaupt?

      Liebe auf den ersten Blick?

      David lernte Jeannette auf einer Party kennen. Er fühlte sich sofort angezogen von ihrer guten Figur und ihren Locken, die beim Lachen immer über ihren Augen wippten. Jeannette war hingerissen von seinen dunkelbraunen Augen und seiner Unterhaltungskunst. Es war Liebe auf den ersten Blick.

      In den nächsten drei Wochen waren David und Jeannette unzertrennlich. Dann erhielt Jeannette eines Abends von einem früheren Freund einen Anruf, der für sie niederschmetternd war. Darauf rief sie David an, um Trost zu erhalten. Da sich David aber bedroht fühlte und verwirrt war, reagierte er kühl. Die Liebe, von der sie gemeint hatten, daß sie nie vergehen würde, erstarb an jenem Abend.

      Kinofilme, Bücher und Fernsehfilme möchten einen glauben machen, daß die Liebe auf den ersten Blick ewig besteht. Natürlich bewirkt meistens die äußerliche Anziehungskraft, daß zwei Menschen überhaupt aufeinander aufmerksam werden. Ein junger Mann sagte: „Es ist schwer, die Persönlichkeit eines Menschen zu ‚sehen‘.“ Aber was „liebt“ man überhaupt, wenn die Zuneigung gerade erst vor ein paar Stunden oder Tagen begonnen hat? Ist es nicht das Bild, das man sich von dem anderen macht? Man weiß ja kaum etwas über seine Gedanken, Hoffnungen, Sorgen, Pläne, Gewohnheiten oder Fähigkeiten. Man hat nur das Äußere, nicht „die verborgene Person des Herzens“ gesehen (1. Petrus 3:4). Wie dauerhaft ist eine solche Liebe wohl?

      Der Schein trügt

      Zudem kann das Äußere täuschen. Die Bibel sagt: „Anmut mag Trug sein, und Schönheit mag nichtig sein.“ Bei einem Geschenk sagt eine glitzernde Verpackung nichts über den Inhalt aus. Die eleganteste Verpackung kann ein nutzloses Geschenk enthalten (Sprüche 31:30).

      Im Buch der Sprüche heißt es auch: „Wie ein goldener Nasenring im Rüssel eines Schweines, so ist eine Frau, die schön ist, sich aber von Verständigkeit abwendet“ (Sprüche 11:22). Nasenringe waren in biblischen Zeiten sehr beliebt. Sie waren kostbar und bestanden oft aus purem Gold. Natürlich war ein solcher Ring das erste Schmuckstück, das man bei einer Frau bemerkte.

      Passenderweise wird in den Sprüchen eine Frau, die schön ist, aber keine „Verständigkeit“ besitzt, mit einem „goldenen Nasenring im Rüssel eines Schweines“ verglichen. Schönheit paßt einfach nicht zu einer unverständigen Frau; sie ist bei ihr ein unnützer Schmuck. Auf lange Sicht ist sie durch ihre Schönheit ebensowenig anziehend, wie ein Schwein durch einen kostbaren Nasenring schön wird. Es ist daher ein großer Fehler, sich in das Aussehen eines Menschen zu verlieben und seine Persönlichkeit außer acht zu lassen.

      „Arglistig ohnegleichen ist das Herz“

      Manche meinen jedoch, das menschliche Herz sei in der Beurteilung romantischer Gefühle unfehlbar. Sie sagen, man müsse nur auf die Stimme seines Herzens hören, um wahre Liebe zu erkennen. Leider sprechen die Tatsachen dagegen. Bei einer Umfrage unter 1 079 jungen Leuten (18 bis 24 Jahre) stellte sich heraus, daß sie bis zum damaligen Zeitpunkt durchschnittlich siebenmal verliebt gewesen waren. Die meisten gaben zu, daß es sich in der Vergangenheit lediglich um Verliebtheit gehandelt habe — um ein vorübergehendes, flüchtiges Gefühl. Doch sie „beschrieben ihr Gefühl bei ihrer gegenwärtigen Beziehung ausnahmslos als Liebe“. Die meisten werden diese Beziehung jedoch eines Tages genauso einordnen wie vergangene Freundschaften — als bloße Verliebtheit.

      Traurigerweise heiraten jedes Jahr Tausende von Paaren mit der Illusion, daß sie sich „lieben“, nur um kurz darauf festzustellen, daß sie sich sehr getäuscht haben. Die Verliebtheit „treibt Männer und Frauen nichtsahnend in eine brüchige Ehe wie ein Lamm zur Schlachtung“, schreibt Ray Short in seinem Buch Sex, Love, or Infatuation.

      „Wer auf sein eigenes Herz vertraut, ist unvernünftig“ (Sprüche 28:26). Nur allzuoft ist das Urteil unseres Herzens fehlgeleitet. Die Bibel sagt: „Arglistig ohnegleichen ist das Herz“ (Jeremia 17:9, Einheitsübersetzung). Doch in dem gerade erwähnten Bibeltext aus den Sprüchen heißt es weiter: „Wer aber in Weisheit wandelt, der wird entrinnen.“ Auch du kannst den Gefahren und Frustrationen entrinnen, in die andere Jugendliche hineingeschlittert sind, wenn du den Unterschied zwischen Verliebtheit und der in der Bibel beschriebenen Liebe erkennst — der Liebe, die nie versagt.

      Liebe und Verliebtheit

      „Verliebtheit ist blind und möchte das auch bleiben. Sie möchte die Wirklichkeit gar nicht sehen“, erklärt der 24jährige Calvin. Die 16jährige Kenya sagt: „Wenn man verliebt ist, glaubt man, der andere habe keine Fehler.“

      Verliebtheit ist keine echte Liebe. Sie ist unrealistisch und ichbezogen. Verliebte sagen manchmal: „In seiner Nähe habe ich das Gefühl, wichtig zu sein. Ich kann nicht mehr schlafen. Ich finde es unfaßbar schön“ oder: „In ihrer Nähe fühle ich mich wohl.“ Ist dir aufgefallen, wie oft in diesen Sätzen das Wort „ich“ vorkommt? Eine Freundschaft, die sich auf Selbstsucht gründet, ist zum Scheitern verurteilt. Beachte dagegen, wie die Bibel wahre Liebe beschreibt: „Die Liebe ist langmütig und gütig. Die Liebe ist nicht eifersüchtig, sie prahlt nicht, bläht sich nicht auf, benimmt sich nicht unanständig, blickt nicht nach ihren eigenen Interessen aus, läßt sich nicht aufreizen. Sie rechnet das Böse nicht an“ (1. Korinther 13:4, 5).

      Da auf biblischen Grundsätzen beruhende Liebe „nicht nach ihren eigenen Interessen“ ausblickt, ist sie weder egozentrisch noch selbstsüchtig. Obschon ein Paar vielleicht heftige Gefühle füreinander empfindet und die äußerliche Anziehungskraft stark ist, ist die Vernunft nicht ausgeschaltet, und einer bringt dem anderen Achtung entgegen. Bei wahrer Liebe ist einem das Wohl und Glück des anderen ebenso wichtig wie das eigene. Man läßt seine Urteilskraft nicht von übermächtigen Gefühlen untergraben.

      Ein Beispiel für wahre Liebe

      Dies wird durch den biblischen Bericht über Jakob und Rahel verdeutlicht. Die beiden lernten sich an einem Brunnen kennen, an dem Rahel die Schafe ihres Vaters tränkte. Jakob fühlte sich gleich zu ihr hingezogen, nicht nur, weil sie „schön von Gestalt und schön von Angesicht geworden war“, sondern auch, weil sie Jehova anbetete (1. Mose 29:1-12, 17).

      Nachdem Jakob einen vollen Monat im Haus ihrer Angehörigen gewohnt hatte, sagte er, daß er sie liebe und sie heiraten wolle. War er bloß verliebt? Bestimmt nicht! In jenem Monat hatte er Rahel in ihrer natürlichen Umgebung beobachten und sehen können, wie sie ihre Eltern und andere behandelte, wie sie ihre Arbeit als Hirtin verrichtete und wie ernst sie die Anbetung Jehovas nahm. Zweifellos hatte er sie von ihrer besten Seite gesehen, aber auch ihre „Schattenseiten“ beobachtet. Seine Liebe zu ihr war daher keine ungezügelte Leidenschaft, sondern es war eine selbstlose Liebe, die sich auf Vernunft und Achtung gründete.

      Aufgrund dessen konnte sich Jakob bereit erklären, sieben Jahre für ihren Vater zu arbeiten, um sie zur Frau zu bekommen. Wäre er nur in sie verliebt gewesen, dann hätte er nicht so lange gewartet. Aber weil er wahre Liebe hatte, selbstloses Interesse am anderen, erschienen ihm diese Jahre „wie einige wenige Tage“. Nur die wahre Liebe ermöglichte es ihnen, in diesen Jahren ihre Keuschheit zu bewahren (1. Mose 29:20, 21).

      Zeit erforderlich

      Wahre Liebe wird also durch die Zeit nicht geschmälert. Wenn du dir über deine Gefühle gegenüber jemandem nicht im klaren bist, ist es wahrscheinlich am besten, eine gewisse Zeit verstreichen zu lassen. Sandra erklärt: „Ein Mensch offenbart einem nicht einfach seine Persönlichkeit, indem er sagt: ‚So bin ich. Jetzt weißt du alles über mich.‘ “ Es braucht Zeit, jemanden kennenzulernen, für den man sich interessiert.

      Wenn du dir Zeit nimmst, kannst du deine Gefühle auch im Licht der Bibel untersuchen. Vergiß nicht: Liebe „benimmt sich nicht unanständig, blickt nicht nach ihren eigenen Interessen aus“. Ist der Betreffende daran interessiert, daß du deine Pläne verwirklichen kannst, oder denkt er nur an seine eigenen? Respektiert er oder sie deinen Standpunkt und deine Empfindungen? Hat er dich gedrängt, etwas zu tun, was „unanständig“ wäre, um selbstsüchtige Leidenschaften zu befriedigen? Neigt er dazu, dich vor anderen schlechtzumachen, oder hebt er deine guten Seiten hervor? Solche Fragen können dir helfen, deine Gefühle objektiver zu beurteilen.

      Übereile kann zu einer Katastrophe führen. „Ich hatte mich einfach verliebt, schnell und unwiderstehlich“, erzählt die 20jährige Jill. Sie heiratete in Windeseile, nach nur zwei Monaten Freundschaft. Doch dann kamen bis dahin verborgene Fehler zum Vorschein. Bei Jill offenbarte sich Unsicherheit und Ichbezogenheit. Rick, ihr Mann, verlor seinen romantischen Zauber und wurde selbstsüchtig. Nach etwa zwei Jahren Ehe warf Jill eines Tages ihrem Mann schreiend vor, er sei „gemein“, „faul“ und als Ehemann ein „Versager“. Darauf schlug Rick ihr mit der Faust ins Gesicht. Tränenüberströmt verließ Jill das Haus — und die Ehe zerbrach.

      Biblischen Rat zu befolgen hätte ihnen zweifellos geholfen, ihre Ehe zu retten (Epheser 5:22-33). Doch wenn sie sich vor der Ehe besser kennengelernt hätten, wäre es vielleicht ganz anders gekommen. Dann hätte ihre Liebe nicht einem Wunschbild, sondern einer wirklichen Person mit Stärken und Schwächen gegolten. Ihre Erwartungen wären realistischer gewesen.

      Wahre Liebe entsteht nicht über Nacht. Auch ist der geeignete Ehepartner nicht unbedingt jemand, den man unwiderstehlich findet. Barbara zum Beispiel lernte einen jungen Mann kennen, zu dem sie sich, wie sie zugibt, anfangs nicht übermäßig hingezogen fühlte. „Aber als ich ihn näher kennenlernte, änderte sich das“, erzählt sie. „Ich sah, wie sich Stefan um andere kümmerte und immer die Interessen anderer seinen eigenen voranstellte. Das waren die Eigenschaften, von denen ich wußte, daß sie einen guten Ehemann ausmachen würden. Ich fühlte mich zu ihm hingezogen und begann ihn zu lieben.“ Die Folge war eine gute Ehe.

      Woran kannst du also wahre Liebe erkennen? Vertraue auf deinen biblisch geschulten Sinn statt auf die Stimme deines Herzens. Lerne nicht nur das äußerliche „Bild“ kennen. Laß der Freundschaft Zeit zum Reifen. Vergiß nicht, daß Verliebtheit innerhalb kurzer Zeit einen Hochstand erreicht und dann abflaut. Wahre Liebe wird mit der Zeit stärker und wird ein „vollkommenes Band der Einheit“ (Kolosser 3:14).

      Fragen zur Besprechung

      ◻ Warum ist es gefährlich, sich in das Aussehen eines Menschen zu verlieben?

      ◻ Kannst du dich darauf verlassen, daß dein Herz erkennen kann, ob es wahre Liebe ist?

      ◻ Was ist der Unterschied zwischen Liebe und Verliebtheit?

      ◻ Wieso gehen Freundschaften oft auseinander? Ist das immer verkehrt?

      ◻ Wie kann man damit fertig werden, daß man sich nach dem Auseinandergehen zurückgesetzt fühlt?

      ◻ Warum ist es wichtig, sich beim Kennenlernen Zeit zu lassen?

      [Herausgestellter Text auf Seite 242]

      Liebst du die Person oder nur ein Wunschbild?

      [Herausgestellter Text auf Seite 247]

      „Verliebtheit ist blind und möchte das auch bleiben. Sie möchte die Wirklichkeit gar nicht sehen“ (ein 24jähriger).

      [Herausgestellter Text auf Seite 250]

      „Jetzt komme ich gegenüber jemandem vom anderen Geschlecht über den Gruß ‚Hallo, wie geht’s?‘ nicht hinaus. Ich lasse niemanden an mich heran.“

      [Kasten auf Seite 248, 249]

      Wie kann ich über Liebeskummer hinwegkommen?

      Du bist dir sicher, daß du ihn oder sie heiraten willst. Ihr seid gern zusammen, ihr habt gemeinsame Interessen, und ihr fühlt euch zueinander hingezogen. Doch plötzlich ist alles aus, es gibt einen großen Krach — oder es fließt ein Strom von Tränen.

      In seinem Buch The Chemistry of Love vergleicht Dr. Michael Liebowitz die anfängliche Verliebtheit mit dem von einer starken Droge erzeugten Hochgefühl. Das Erlöschen dieser Verliebtheit kann wie das Absetzen einer Droge starke „Entzugserscheinungen“ hervorrufen. Dabei spielt es kaum eine Rolle, ob es sich bloß um Verliebtheit oder um wahre Liebe handelt. Beides kann ein starkes Hochgefühl auslösen — aber, wenn die Beziehung abgebrochen wird, auch ein emotionelles Tief.

      Nach dem Auseinandergehen fühlst du dich wahrscheinlich zurückgewiesen, gekränkt, bist vielleicht wütend und siehst die Zukunft grau in grau. Eine junge Frau bezeichnete sich als „verwundet“, weil sie sitzengelassen wurde. „Jetzt komme ich gegenüber jemandem vom anderen Geschlecht über den Gruß ‚Hallo, wie geht’s?‘ nicht hinaus“, sagt sie. „Ich lasse niemanden an mich heran.“ Je tiefer die Bindung, die du mit jemandem eingehst, desto tiefer die Wunde, die beim Auseinandergehen entstehen kann.

      Die Freiheit, dir einen Partner auszusuchen, kann dich teuer zu stehen kommen: Es ist durchaus möglich, daß du abgewiesen wirst. Es gibt einfach keine Garantie dafür, daß wahre Liebe entsteht. Wenn somit jemand mit ehrlichen Absichten eine feste Freundschaft mit dir beginnt, später jedoch zu dem Schluß kommt, daß eine Ehe unklug wäre, so ist er dir gegenüber nicht unbedingt unfair.

      Das Problem ist: Selbst wenn ihr in aller Freundschaft auseinandergeht, wirst du dich höchstwahrscheinlich gekränkt und zurückgestoßen fühlen. Das ist aber kein Grund, die Selbstachtung zu verlieren. Die Tatsache, daß du für den Betreffenden nicht „der oder die Richtige“ warst, bedeutet nicht, daß du nicht für jemand anders der ideale Partner sein wirst.

      Versuche, die erloschene Freundschaft nüchtern zu betrachten. Das Auseinandergehen mag sogar störende Eigenschaften der betreffenden Person geoffenbart haben — Unreife, Unentschlossenheit, mangelndes Anpassungsvermögen, Unduldsamkeit und Rücksichtslosigkeit gegenüber deinen Gefühlen. Dies sind wohl kaum wünschenswerte Eigenschaften bei einem Ehegefährten.

      Was aber, wenn sich nur der andere von dir trennen möchte und deines Erachtens eine Ehe bestimmt gutgehen würde? Gewiß hast du ein Recht darauf, dem anderen deine Ansicht mitzuteilen. Vielleicht hat es nur ein paar Mißverständnisse gegeben. Ein Gefühlsausbruch wird allerdings wenig bezwecken. Falls er oder sie auf einer Trennung besteht, solltest du dich nicht demütigen, indem du unter Tränen um die Zuneigung des anderen bettelst, obwohl er allem Anschein nach nichts mehr für dich empfindet. Salomo sagte, daß es „eine Zeit [gibt] zum Suchen und eine Zeit, etwas als verloren aufzugeben“ (Prediger 3:6).

      Wie steht es, wenn alles dafür spricht, daß du einfach von jemandem ausgenutzt worden bist, der eigentlich nie aufrichtig an einer Ehe mit dir interessiert war? Du solltest nicht zu Vergeltungsmaßnahmen greifen. Du kannst sicher sein, daß bei Gott eine solche Unaufrichtigkeit nicht unbeachtet bleiben wird. In Gottes Wort heißt es: „Der Grausame bringt seinen eigenen Organismus in Verruf“ (Sprüche 11:17; vergleiche Sprüche 6:12-15).

      Hin und wieder mögen Einsamkeit oder romantische Erinnerungen alte Wunden aufreißen. Wenn ja, dann ist es ganz normal, sich richtig auszuweinen. Es kann dir auch helfen, dich zu beschäftigen, indem du dich zum Beispiel körperlich betätigst oder am christlichen Predigtdienst teilnimmst (Sprüche 18:1). Halte deinen Sinn auf erfreuliche und aufmunternde Dinge gerichtet (Philipper 4:8). Sprich dich bei einem vertrauten Freund aus (Sprüche 18:24). Auch deine Eltern können dich trösten, selbst wenn du dich alt genug fühlst, unabhängig zu sein (Sprüche 23:22). Und vertraue dich vor allem Jehova an.

      Nun wird dir vielleicht bewußt, daß du an gewissen Merkmalen deiner Persönlichkeit noch arbeiten mußt. Deine Vorstellung von einem Ehegefährten mag klarer geworden sein. Und weil du Sympathien für jemanden gehegt hast, den du vergessen mußtest, nimmst du dir vielleicht vor, ein wenig besonnener zu bleiben, falls dir einmal wieder jemand sympathisch sein sollte — was eher der Fall sein könnte, als du glaubst.

      [Übersicht auf Seite 245]

      Ist es Liebe oder Verliebtheit?

      LIEBE VERLIEBTHEIT

      1. Man ist bereit, selbstlos 1. Selbstsüchtig, einschränkend.

      für das Wohl des anderen Man denkt: „Was habe ich davon?“

      zu sorgen.

      2. Die Freundschaft entwickelt 2. Die Freundschaft entwickelt

      sich allmählich, vielleicht im sich schnell, vielleicht

      Laufe von Monaten oder Jahren. innerhalb weniger Stunden

      oder Tage.

      3. Man fühlt sich durch die 3. Äußerlichkeiten beeindrucken

      Persönlichkeit und die geistige oder interessieren einen stark.

      Reife des anderen angezogen. („Er hat einen träumerischen

      Blick.“ „Sie hat eine tolle

      Figur.“)

      4. Man wird zu einem besseren 4. Eine schädliche, zermürbende

      Menschen. Wirkung.

      5. Man sieht den anderen, wie 5. Unrealistisch. Der andere

      er wirklich ist, und liebt ihn erscheint vollkommen. Man

      trotz seiner Fehler. ignoriert alle Zweifel, die

      wegen schwerer Charakterfehler

      in einem aufsteigen.

      6. Es kommt zu Meinungsver- 6. Häufige Meinungsverschieden-

      schiedenheiten, aber man redet heiten, die nicht geklärt

      darüber und einigt sich. werden. Vieles wird mit einem

      Kuß „erledigt“.

      7. Man möchte für den anderen 7. Man ist nur darauf aus, zu

      etwas tun und mit ihm teilen. nehmen, besonders was den

      Sex betrifft.

      [Bild auf Seite 244]

      Die Schönheit eines unverständigen Menschen ist „wie ein goldener Nasenring im Rüssel eines Schweines“

      [Bild auf Seite 246]

      Wer dich ständig vor anderen schlechtmacht, wird dir gegenüber kaum wahre Liebe empfinden

  • Wie kann man sich vor der Ehe gut kennenlernen?
    Fragen junger Leute — Praktische Antworten
    • Kapitel 32

      Wie kann man sich vor der Ehe gut kennenlernen?

      „DIE meisten gescheiterten Ehen waren schon vor der Hochzeit zum Scheitern verurteilt. Das kann man gar nicht oft genug betonen“, sagte der Familienforscher Paul H. Landis. Lisa kann dies bestätigen. Sie erklärt: „Mein größter Fehler war, daß ich mich in Andi verliebte, bevor ich seine Persönlichkeit kennenlernte. Vor der Ehe waren wir fast nur allein zusammen. Ich beobachtete nie seine Reaktionen außerhalb dieser ‚idealen‘ Umstände.“ Ihre Ehe ging in die Brüche. Wie kann man eine solche Tragödie vermeiden? Indem man sich vor der Ehe gut kennenlernt.

      Bevor man miteinander geht

      „Der Kluge überlegt sich seine Schritte“ (Sprüche 14:15, Pattloch-Bibel). Sich in jemanden zu verlieben, den man kaum kennt, kann verheerende Folgen haben — auch wenn man sich zu ihm hingezogen fühlt. Man geht womöglich eine Ehe ein, bei der die Gefühlswelt und die Lebensziele beider Partner meilenweit voneinander entfernt sind. Es ist daher vernünftig, den Betreffenden zunächst in einer Gruppe, vielleicht bei einer Freizeitbeschäftigung, zu beobachten.

      „Mir war klar, daß meine Gefühle meine Urteilskraft trüben würden, wenn wir uns gleich sehr nahekämen“, erzählt David, der seit zehn Jahren glücklich verheiratet ist. „Deshalb beobachtete ich Rosi aus einiger Entfernung, ohne daß sie wußte, daß ich an ihr interessiert war. Ich konnte sehen, wie sie mit anderen umging und ob sie zum Beispiel mit anderen flirtete. Durch ungezwungene Gespräche erfuhr ich etwas über ihre Lebensumstände und ihre Ziele.“ Es ist außerdem hilfreich, mit jemandem zu sprechen, der den Betreffenden gut kennt, um zu erfahren, was für einen Ruf er oder sie hat. (Vergleiche Sprüche 31:31.)

      Die ersten Verabredungen

      Wenn du zu dem Schluß gekommen bist, daß jemand für dich als Ehepartner in Frage käme, könntest du auf die Person zugehen und den Wunsch äußern, sie besser kennenzulernen.a Falls die Reaktion positiv ist, könnt ihr eine gemeinsame Unternehmung planen. Die erste Verabredung muß keine komplizierte Angelegenheit sein. Ein gemeinsames Essen oder auch ein Treffen in einer Gruppe wird es euch ermöglichen, euch besser kennenzulernen, so daß ihr entscheiden könnt, ob ihr eine feste Freundschaft beginnen wollt. Ein ungezwungenes Treffen wirkt der Nervosität entgegen, die beide anfänglich verspüren mögen. Und wenn man es mit Liebeserklärungen nicht zu eilig hat, fühlt man sich nicht so zurückgesetzt oder verlegen, falls einer von beiden das Interesse verliert.

      Ganz gleich, wie ihr eure Verabredung geplant habt, solltet ihr pünktlich sein und euch ordentlich und passend kleiden. Versucht, angeregte Gespräche zu führen. Hört euch aufmerksam zu (Jakobus 1:19). Es gibt für solche Gelegenheiten zwar keine festen Vorschriften, doch ein junger Mann sollte sich an die landesüblichen Regeln für gutes Benehmen halten. Das kann einschließen, daß er dem Mädchen die Tür öffnet oder ihr den Stuhl zurechtrückt. Das Mädchen wird nicht erwarten, wie eine Prinzessin behandelt zu werden, doch sie sollte den Bemühungen ihres Partners auf schickliche Weise entgegenkommen. Wenn sich beide Achtung entgegenbringen, entsteht ein positives Verhaltensmuster für die Zukunft. Ehemännern wird geboten, ihrer Frau ‘als einem schwächeren Gefäß Ehre zuteil werden zu lassen’. Und Frauen sollten „tiefen Respekt vor ihrem Mann haben“ (1. Petrus 3:7; Epheser 5:33).

      Ist es angebracht, Händchen zu halten, sich zu küssen oder sich zu umarmen, und wenn ja, wann? Zärtlichkeiten können, wenn sie wirklich ein Ausdruck der Zuneigung und nicht selbstsüchtiger Leidenschaft sind, sowohl anständig als auch angebracht sein. Das Bibelbuch Hoheslied zeigt, daß die Sulamith und der Hirte, den sie liebte und bald heiraten würde, angebrachte Zärtlichkeiten austauschten (Hoheslied 1:2; 2:6; 8:5). Doch wie jenes Paar sollten junge Menschen heute darauf achten, daß Zärtlichkeiten nicht zu weit gehen oder zu Unsittlichkeit führenb (Galater 5:19, 21). Solche Zärtlichkeiten sollten selbstverständlich nur ausgetauscht werden, wenn eine enge Bindung entstanden ist und beide ans Heiraten denken. Wenn man Selbstbeherrschung übt, wird man nicht von dem Hauptziel einer festen Bekanntschaft abgelenkt, nämlich „die verborgene Person des Herzens“ kennenzulernen.

      „Die verborgene Person des Herzens“ kennenlernen

      Ein Forscherteam berichtete im Journal of Marriage and the Family (Mai 1980): „Eine Ehe hat festeren Bestand und ist glücklicher, wenn beide sie mit einer gründlichen Kenntnis der Persönlichkeit des Partners eingehen.“ Ja, es ist entscheidend, „die verborgene Person des Herzens“ kennenzulernen (1. Petrus 3:4).

      Die Absichten des Herzens bei einem anderen ‘herauszuschöpfen’ erfordert Mühe und Unterscheidungsvermögen (Sprüche 20:5). Plant daher Unternehmungen, die euch helfen, die Persönlichkeit des anderen zu erkennen. Am Anfang genügt sicher ein gemeinsamer Kino- oder Theaterbesuch, doch Unternehmungen, die eher zu Gesprächen führen (wie zum Beispiel Rollschuhlaufen, Bowling und Besuche im Zoo, im Museum oder in einer Kunstgalerie), ermöglichen es, sich näher kennenzulernen.

      Um einen Einblick in die Gefühle deines Partners zu erhalten, kannst du unverfängliche Fragen stellen, zum Beispiel: „Wie verbringst du deine Freizeit?“ „Was würdest du gern tun, wenn Geld keine Rolle spielte?“ „Was gefällt dir an deinem Glauben am besten? Warum?“ Durch solche tiefgehenden Fragen kannst du erfahren, worauf dein Partner Wert legt.

      Während eure Beziehung enger wird und ihr ernstlicher an eine Heirat denkt, solltet ihr eingehend über wichtige Angelegenheiten sprechen — über eure Wertvorstellungen, eure künftige Wohnung, finanzielle Fragen, darüber, ob ihr beide berufstätig sein werdet, über Kinder, Empfängnisverhütung, Rollenverteilung in der Ehe, kurzfristige und langfristige Ziele und darüber, wie ihr sie erreichen könnt. Viele junge Zeugen Jehovas werden nach Abschluß ihrer Ausbildung Vollzeitprediger und möchten diesen Dienst auch nach der Heirat fortsetzen. Vor der Ehe ist der richtige Zeitpunkt, zu klären, ob eure geistigen Ziele miteinander zu vereinbaren sind. Es ist auch an der Zeit, Vorfälle aus der Vergangenheit zu erzählen, die sich auf die Ehe auswirken könnten. Dazu gehören irgendwelche größeren Schulden oder Verpflichtungen. Auch gesundheitliche Angelegenheiten, zum Beispiel eine ernste Erkrankung und ihre Folgen, sollten offen besprochen werden.

      Folgt bei solchen Gesprächen dem Beispiel Elihus, der sagte: „Meine Reden kommen aus aufrichtigem Herzen, und meine Lippen sprechen lautere Wahrheit aus“ (Hiob 33:3, Schlachter). Esther erklärt, wie sie und ihr Partner beim Kennenlernen den Weg für eine glückliche Ehe ebneten: „Ich habe nie versucht, Jaye etwas vorzuspielen oder ihm zuzustimmen, wenn ich in Wirklichkeit anderer Meinung war. Das tue ich auch heute nicht. Ich versuche, immer ehrlich zu sein.“

      Gehe heiklen Themen nicht aus dem Weg aus Angst, du könntest deinen Partner in Verlegenheit bringen. Elisabeth machte diesen Fehler, als sie mit John ging. Sie sagte ihm, daß sie es richtig findet, für die Zukunft zu sparen und nicht verschwenderisch mit Geld umzugehen. John erwiderte, er teile ihren Standpunkt. Elisabeth fragte nicht weiter, weil sie dachte, sie seien sich in Geldfragen einig. Doch wie sich herausstellte, bestand Johns Vorstellung vom Sparen für die Zukunft darin, für einen neuen Sportwagen zu sparen. In der Ehe wurde ihnen ihre Uneinigkeit in finanziellen Fragen schmerzlich bewußt.

      Solchen Mißverständnissen kann man vorbeugen. Lisa, die vorher schon erwähnt wurde, sagt über die Zeit vor der Ehe: „Ich hätte viel mehr Fragen stellen sollen, wie zum Beispiel: ‚Was würdest du tun, wenn ich schwanger würde und du das Baby nicht wolltest? Wie würdest du entscheiden, wenn wir Schulden hätten und ich zu Hause bleiben und für das Kind sorgen wollte?‘ Dann hätte ich aufmerksam auf seine Reaktion achten sollen.“ Solche Gespräche können Charaktermerkmale zum Vorschein bringen, die man am besten vor der Ehe erkennen sollte.

      Beobachte das Verhalten deines Partners

      „Ein Mensch kann sehr nett sein, wenn man mit ihm allein ist“, erklärt Esther. „Aber im Beisein anderer kann er leicht in eine unerwartete Situation geraten. Jemand sagt vielleicht etwas, was ihm nicht gefällt. Dann kann man beobachten, wie er sich in einer solch unangenehmen Lage verhält. Wird er gereizt oder sarkastisch reagieren?“ Sie ist zu dem Schluß gekommen: „Vor der Ehe mit Freunden und Angehörigen zusammenzusein hat uns außerordentlich geholfen.“

      Verbringt nicht nur eure Freizeit gemeinsam, sondern arbeitet auch zusammen. Verrichtet gemeinsam christliche Tätigkeiten, wozu das Studium des Wortes Gottes und der Predigtdienst gehört. Erledigt auch zusammen Arbeiten, die zum späteren Eheleben gehören — Lebensmitteleinkäufe, Kochen, Abwaschen und Putzen. Dadurch, daß ihr in Situationen zusammen seid, wie sie zum täglichen Leben gehören — wenn sich der Partner von seiner Schattenseite zeigt —, könnt ihr irgendwelche Verstellungen durchschauen.

      Der Hirte aus dem Hohenlied beobachtete, wie sich seine Gefährtin verhielt, wenn sie enttäuscht war oder während sie in der glühenden Sonne arbeitete — verschwitzt und müde (Hoheslied 1:5, 6; 2:15). Nachdem er noch dazu gesehen hatte, wie sie den Verlockungen des reichen Königs Salomo treu widerstand, rief er aus: „Du bist ganz und gar schön, o meine Gefährtin, und es ist kein Makel an dir“ (Hoheslied 4:7). Damit meinte er nicht, daß sie vollkommen war, sondern daß sie keinen wesentlichen sittlichen Makel hatte. Ihre äußerliche Schönheit wurde durch ihre sittliche Stärke unterstrichen, die irgendwelche Schwächen aufwog. (Vergleiche Hiob 31:7.)

      Eine ähnliche Beobachtung anzustellen erfordert Zeit. Stürze dich daher nicht in eine Ehe (Sprüche 21:5). Normalerweise geben sich Mann und Frau alle Mühe, die Liebe des anderen zu gewinnen. Aber im Laufe der Zeit kommen unerwünschte Gewohnheiten oder Neigungen zum Vorschein. Wenn sich beide daher mit der Ehe nicht nur Zeit lassen, sondern diese Zeit auch auf bestmögliche Weise nutzen, wird es ihnen nachher leichter fallen, sich anzupassen. Dadurch, daß sie die Augen offenhalten, gehen sie eine Ehe mit der Zuversicht ein, daß sie irgendwelche auftretenden Meinungsverschiedenheiten klären können. Sie haben sich gut kennengelernt und haben somit die besten Voraussetzungen für eine glückliche Ehe.

      [Fußnoten]

      a Dies trifft auf Länder zu, wo Verabredungen mit jemandem vom anderen Geschlecht üblich sind und als passendes Verhalten für Christen gelten. Gewöhnlich ergreift der Mann die Initiative, doch es gibt keinen biblischen Grundsatz, der ein junges Mädchen daran hindern würde, seine Gefühle auf anständige Weise zum Ausdruck zu bringen, falls ein junger Mann schüchtern oder zurückhaltend ist. (Vergleiche Hoheslied 8:6.)

      b Siehe Kapitel 24 „Wie kann ich zu vorehelichen Beziehungen nein sagen?“

      Fragen zur Besprechung

      ◻ Was ist das Hauptziel des Kennenlernens, und wie wichtig ist dies für eine glückliche Ehe?

      ◻ Was hilft einem, die Persönlichkeit des anderen kennenzulernen?

      ◻ Welche Art Gespräche führen dazu, daß man sich gut kennenlernt?

      ◻ Warum ist es hilfreich, unter den verschiedensten Umständen Zeit miteinander zu verbringen?

      ◻ Was sind Anzeichen dafür, daß bei einer Beziehung etwas nicht stimmt?

      ◻ Wann sollte man miteinander Schluß machen?

      [Herausgestellter Text auf Seite 255]

      „Eine Ehe hat festeren Bestand und ist glücklicher, wenn beide sie mit einer gründlichen Kenntnis der Persönlichkeit des Partners eingehen“ (Journal of Marriage and the Family)

      [Kasten/Bild auf Seite 256, 257]

      Sollten wir miteinander Schluß machen?

      Wenn bei einer Freundschaft der Punkt erreicht ist, wo eine Entscheidung getroffen werden muß, ist es nicht ungewöhnlich, daß Zweifel aufkommen. Was aber, falls die Zweifel auf schwerwiegenden Schwächen des anderen oder auf Mängeln in der Beziehung beruhen?

      Es stimmt, daß es selbst unter Menschen, die sich lieben, zuweilen zu Meinungsverschiedenheiten kommt. (Vergleiche 1. Mose 30:2; Apostelgeschichte 15:39.) Aber wenn ihr euch wegen jeder Kleinigkeit streitet, wenn jedes Gespräch in einem Wortgefecht endet oder ihr euch ständig trennt und wieder versöhnt, dann ist Vorsicht geboten. Andauernder Streit ist gemäß einer Umfrage unter 400 Ärzten ein offensichtliches Zeichen dafür, daß „die emotionelle Reife für die Ehe fehlt“, und kann sogar eine „unüberbrückbare Kluft zwischen den Partnern“ offenbaren.

      Eine weitere Ursache zur Sorge können störende Persönlichkeitsmerkmale des anderen sein. Wenn du bei ihm ein hitziges Temperament oder Anzeichen für Selbstsucht, Unreife, Launenhaftigkeit oder Starrsinn beobachtest, fragst du dich vielleicht, ob du mit ihm wirklich dein ganzes Leben verbringen möchtest. Viele sind jedoch entschlossen, ihre Beziehung um jeden Preis aufrechtzuerhalten, und verschließen ihre Augen vor unübersehbaren Schwächen oder versuchen, sie zu rechtfertigen. Wieso?

      Da eine feste Bekanntschaft unter Christen — richtigerweise — ernst genommen wird, fühlen sich einige verpflichtet, die Person zu heiraten, mit der sie befreundet sind. Vielleicht haben sie vor einem offenen Gespräch Angst und befürchten, den anderen dadurch zu verletzen. Andere befürchten, niemanden mehr zu finden, der sie heiratet. Doch das sind keine triftigen Gründe für die Fortsetzung einer problematischen Beziehung.

      Eine feste Bekanntschaft dient dem Zweck, herauszufinden, ob man jemanden heiraten möchte. Ein Christ, der eine Freundschaft in gutem Glauben beginnt, ist nicht verpflichtet, sie aufrechtzuerhalten, wenn er merkt, daß er sich getäuscht hat. Wäre es außerdem nicht verkehrt und selbstsüchtig, eine Beziehung, die sich immer weiter verschlechtert, nur deshalb aufrechtzuerhalten, weil man befürchtet, sonst niemanden zu finden? (Vergleiche Philipper 2:4.) Es ist wichtig, den Problemen, die man als Paar hat, zu begegnen — und nicht vor ihnen davonzulaufen. Beobachte deinen Partner zunächst genau.

      Ist es zum Beispiel offensichtlich, daß sie eine tüchtige, unterwürfige Ehefrau sein wird? (Sprüche 31:10-31). Kann man wirklich erkennen, daß er aufopfernde Liebe bekunden wird und eine Familie versorgen kann? (Epheser 5:28, 29; 1. Timotheus 5:8). Jemand mag behaupten, er sei ein eifriger Diener Gottes. Wird seine Behauptung aber durch seine Werke gestützt? (Jakobus 2:17, 18).

      Wenn du natürlich viel Zeit und Gefühl investiert hast, um eine feste Freundschaft aufzubauen, solltest du sie nicht voreilig abbrechen, nur weil du merkst, daß der andere nicht vollkommen ist (Jakobus 3:2). Vielleicht kannst du mit den Fehlern des anderen leben.

      Was aber, wenn das nicht der Fall ist? Sprecht euch aus. Unterscheiden sich eure Standpunkte und Ziele grundlegend? Oder handelt es sich lediglich um Mißverständnisse? Müßt ihr vielleicht nur lernen, euren ‘Geist im Zaum zu halten’ und euch in Ruhe zu einigen? (Sprüche 25:28). Gesteht er (oder sie) sich die Schwächen, die dich stören, ein, und möchte er (oder sie) daran arbeiten? Müßtest du eventuell an dir selbst arbeiten, um nicht so empfindlich und reizbar zu sein? (Prediger 7:9). ‘Einander in Liebe zu ertragen’ ist unerläßlich für eine gute Ehe (Epheser 4:2).

      Offene Gespräche zerstören eine Beziehung nicht, sondern zeigen, welche Zukunftsaussichten für sie bestehen. Sofern die Gespräche wieder nur in einer Sackgasse enden, ignoriere die Anzeichen eines kommenden Unheils nicht (Sprüche 22:3). Nach der Hochzeit wird sich wahrscheinlich nichts verbessern. Eine Beendigung der Freundschaft wäre sicherlich das beste für euch beide.

      [Bild auf Seite 253]

      Sich gegenseitig innerhalb einer Gruppe zu beobachten ermöglicht es, sich kennenzulernen, ohne von Verliebtheit geblendet zu sein

      [Bild auf Seite 254]

      Das Beachten landesüblicher Regeln für gutes Benehmen fördert die gegenseitige Achtung, die dann in der Ehe fortdauern wird

      [Bild auf Seite 259]

      Wenn man merkt, daß man sich nicht versteht, sollte man offen miteinander sprechen und erklären, warum man die Beziehung beenden möchte

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