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Den häuslichen Frieden bewahrenDas Geheimnis des Familienglücks
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KAPITEL ELF
Den häuslichen Frieden bewahren
1. Was kann in einer Familie Entzweiung verursachen?
GLÜCKLICH sind die, in deren Familie Liebe, Verständnis und Frieden herrschen. Hoffentlich ist das in unserer Familie so. Es ist traurig, daß zahllose Familien dieser Beschreibung nicht entsprechen und aus dem einen oder anderen Grund entzweit sind. Was entzweit eine Hausgemeinschaft? Wir werden in diesem Kapitel auf drei Gründe näher eingehen. In manchen Familien haben nicht alle denselben Glauben. In anderen haben die Kinder nicht dieselben leiblichen Eltern. In noch anderen Familien scheint der Kampf um den Erwerb des Lebensunterhalts oder der Wunsch nach mehr materiellen Gütern einen Keil zwischen die Familienmitglieder zu treiben. Doch die Umstände, die in der einen Familie zu einer Entzweiung führen, mögen dies in der anderen nicht bewirken. Worauf kommt es also an?
2. Wo suchen manche nach Anleitung, aber was ist die beste Quelle?
2 Ein Faktor ist der Standpunkt. Wenn man aufrichtig bemüht ist, den Standpunkt des anderen zu verstehen, wird es einem wahrscheinlich leichter fallen, zu erkennen, wie man die Einheit in der Familie bewahren kann. Der zweite Faktor ist die Quelle des Rates, von dem man sich leiten läßt. Viele beachten den Rat von Arbeitskollegen, Nachbarn und Zeitungskolumnisten oder von anderen menschlichen Ratgebern. Andere haben indes nachgesehen, was in Gottes Wort über ihre Situation gesagt wird, und wenden dann das an, was sie daraus entnommen haben. Inwiefern kann eine Familie den häuslichen Frieden bewahren, wenn sie so vorgeht? (2. Timotheus 3:16, 17).
WENN DER EHEMANN EINEN ANDEREN GLAUBEN HAT
Versuche den Standpunkt des anderen zu verstehen
3. (a) Wie lautet der biblische Rat für diejenigen, die vorhaben, einen Andersgläubigen zu heiraten? (b) Welche Grundsätze gelten, wenn ein Ehepartner gläubig ist und der andere nicht?
3 Die Bibel rät entschieden davon ab, jemand zu heiraten, der einen anderen Glauben hat (5. Mose 7:3, 4; 1. Korinther 7:39). Es kann jedoch sein, daß die Ehefrau nach der Heirat die Wahrheit aus der Bibel kennengelernt hat, nicht aber der Ehemann. Was dann? Natürlich gilt das Ehegelübde weiterhin (1. Korinther 7:10). Die Bibel betont die Dauerhaftigkeit des Ehebundes und rät somit Verheirateten, ihre Differenzen beizulegen, statt ihnen davonzulaufen (Epheser 5:28-31; Titus 2:4, 5). Wie verhält es sich jedoch, wenn der Ehemann strikt dagegen ist, daß seine Frau den Glauben der Bibel ausübt? Er mag sie daran hindern, die Versammlungszusammenkünfte zu besuchen, oder sagen, daß er es nicht möchte, daß seine Frau von Haus zu Haus geht, um über ihren Glauben zu sprechen. Was wird sie dann tun?
4. Auf welche Weise kann eine Frau gegenüber ihrem Mann, der ihren Glauben nicht teilt, Einfühlungsvermögen bekunden?
4 Sie sollte sich fragen: „Warum empfindet mein Mann so?“ (Sprüche 16:20, 23). Solange er nicht richtig versteht, was sie tut, wird er um sie besorgt sein. Verwandte setzen ihn vielleicht unter Druck, weil seine Frau manche Bräuche nicht mehr mitmacht, die für sie wichtig sind. „Wenn ich allein zu Hause war, kam ich mir verlassen vor“, sagte ein Ehemann. Dieser Mann hatte das Gefühl, er habe seine Frau an eine Religion verloren. Doch er war zu stolz, um zuzugeben, daß er sich einsam fühlte. Ein Ehemann braucht eventuell die Zusicherung, daß die Liebe seiner Frau zu Jehova nicht bedeutet, daß sie ihren Mann jetzt nicht mehr so liebt wie früher. Deshalb sollte sie sich unbedingt Zeit für ihn nehmen.
5. In welcher Hinsicht muß die Ehefrau das Gleichgewicht bewahren, wenn ihr Mann andersgläubig ist?
5 Es muß jedoch noch etwas Wichtigeres berücksichtigt werden, wenn man in dieser Situation vernünftig vorgehen will. In Gottes Wort ergeht an Ehefrauen die Aufforderung: „Seid euren Männern untertan, wie es sich schickt im Herrn“ (Kolosser 3:18). Demnach warnt die Bibel vor einem Geist der Unabhängigkeit. Dadurch, daß es in dem Bibeltext außerdem heißt: „... wie es sich schickt im Herrn“, wird angezeigt, daß bei der Unterwerfung unter den Ehemann auch die Unterwerfung unter den „Herrn“ berücksichtigt werden sollte. Es muß Gleichgewicht herrschen.
6. Welche Grundsätze sollte eine christliche Ehefrau im Sinn behalten?
6 Für einen Christen sind der Besuch der Zusammenkünfte und das Zeugnisgeben über seinen biblisch begründeten Glauben wichtige Bestandteile der wahren Anbetung, die er nicht vernachlässigen darf (Römer 10:9, 10, 14; Hebräer 10:24, 25). Wie würde man reagieren, wenn einem jemand ausdrücklich befehlen würde, ein besonderes göttliches Erfordernis zu mißachten? Die Apostel Jesu Christi erklärten: „Wir müssen Gott, dem Herrscher, mehr gehorchen als den Menschen“ (Apostelgeschichte 5:29). Ihr Beispiel liefert einen Präzedenzfall, der auf viele Situationen im Leben übertragbar ist. Wird die Liebe zu Jehova Ehefrauen dazu bewegen, ihm die Ergebenheit zu zollen, die ihm rechtmäßig zusteht? Wird die Liebe zu ihrem Mann und Achtung vor ihm sie gleichzeitig dazu veranlassen, dies auf eine für ihn annehmbare Weise zu tun? (Matthäus 4:10; 1. Johannes 5:3).
7. Wozu muß eine christliche Ehefrau entschlossen sein?
7 Jesus sagte, das sei nicht immer möglich. Er machte darauf aufmerksam, daß sich in manchen Familien gläubige Angehörige auf Grund von Widerstand gegen die wahre Anbetung wie abgeschnitten fühlen würden; es sei, als ob ein Schwert zwischen sie und die anderen in der Familie gefahren wäre (Matthäus 10:34-36). Eine Frau in Japan erlebte so etwas. Ihr Mann setzte ihr 11 Jahre lang Widerstand entgegen. Er mißhandelte sie grob und sperrte sie öfter aus dem Haus aus. Aber sie harrte aus. Freunde aus der Christenversammlung halfen ihr. Sie betete unablässig und fühlte sich sehr durch die Worte aus 1. Petrus 2:20 ermuntert. Diese Christin war überzeugt, daß ihr Mann, sofern sie standhaft bliebe, sich ihr eines Tages im Dienst für Jehova anschließen würde. Und so geschah es auch.
8, 9. Wie sollte eine Ehefrau vorgehen, damit sie ihrem Mann keine unnötigen Hindernisse in den Weg legt?
8 Es gibt viele praktische Dinge, wodurch eine Frau die Einstellung ihres Mannes beeinflussen kann. Wenn er zum Beispiel Einwände gegen ihren Glauben hat, sollte sie ihm auf anderen Gebieten keinen Grund zu einer berechtigten Klage geben. Deshalb hält sie die Wohnung sauber, achtet auf ihr Äußeres und geizt nicht mit Äußerungen der Liebe und Wertschätzung. Statt ihn zu kritisieren, unterstützt sie ihn. Sie sollte ihren Mann erkennen lassen, daß sie ihn als Haupt betrachtet. Falls sie meint, er habe ihr unrecht getan, darf sie nicht mit gleicher Münze heimzahlen (1. Petrus 2:21, 23). Sie sollte seine Unvollkommenheit berücksichtigen und sich demütig als erste entschuldigen, wenn ein Wortstreit entstanden ist (Epheser 4:26).
9 Die Zusammenkünfte brauchen kein Grund zu sein, daß der Mann sein Essen zu spät bekommt. Die Frau mag sich ferner entscheiden, den christlichen Predigtdienst durchzuführen, wenn ihr Mann nicht zu Hause ist. Es ist weise, daß sich eine christliche Ehefrau davon zurückhält, ihrem Mann zu predigen, wenn er das nicht möchte. Statt dessen beachtet sie den Rat des Apostels Petrus: „Ihr Frauen, seid den eigenen Männern untertan, damit sie, wenn irgendwelche dem Wort ungehorsam sind, durch den Wandel ihrer Frauen ohne ein Wort gewonnen werden mögen, weil sie Augenzeugen eures keuschen Wandels, verbunden mit tiefem Respekt, gewesen sind“ (1. Petrus 3:1, 2). Christliche Ehefrauen arbeiten daran, die Frucht des Geistes Gottes in noch vollerem Maße hervorzubringen (Galater 5:22, 23).
WENN DIE EHEFRAU KEINE PRAKTIZIERENDE CHRISTIN IST
10. Wie sollte ein gläubiger Ehemann gegenüber seiner Frau handeln, wenn sie eine andere religiöse Überzeugung hat?
10 Was ist zu tun, wenn der Ehemann der praktizierende Christ ist, nicht aber seine Frau? Die Bibel enthält auch Anweisungen für solche Situationen. Sie sagt: „Wenn irgendein Bruder eine ungläubige Frau hat und sie dennoch einverstanden ist, bei ihm zu wohnen, so verlasse er sie nicht“ (1. Korinther 7:12). Ferner enthält sie für Ehemänner die Ermahnung: „Liebt eure Frauen weiterhin“ (Kolosser 3:19).
11. Wie kann ein Ehemann Unterscheidungsvermögen bekunden und als Haupt gegenüber seiner Frau taktvoll vorgehen, wenn sie keine praktizierende Christin ist?
11 Wer eine andersgläubige Frau hat, sollte besonders darauf achten, ihr Respekt zu erweisen und auf ihre Gefühle Rücksicht zu nehmen. Als erwachsener Frau steht ihr ein Maß an Freiheit zu, ihren Glauben auszuüben, selbst wenn ihr Ehemann ihn nicht teilt. Bei dem ersten Gespräch, das man mit ihr über den eigenen Glauben führt, ist es nicht vernünftig, zu erwarten, daß sie sogleich ihre lang gehegten Ansichten zugunsten von etwas Neuem aufgibt. Statt schroff zu sagen, daß religiöse Bräuche, die sie und ihre Familie seit langem lieben, falsch sind, ist es besser, sich mit ihr an Hand der Schriften zu unterhalten. Vielleicht fühlt sie sich vernachlässigt, weil ihr Mann viel Zeit für die Versammlung aufwendet. Sie widersteht möglicherweise den Bemühungen ihres Mannes, Jehova zu dienen, doch im Grunde könnte das einfach bedeuten: „Ich will dich öfter bei mir haben.“ Es heißt also, geduldig zu sein. Bei liebevoller Rücksichtnahme kann ihr mit der Zeit eventuell geholfen werden, die wahre Anbetung anzunehmen (Kolosser 3:12-14; 1. Petrus 3:8, 9).
DIE ERZIEHUNG DER KINDER
12. Wie sollten bei der Erziehung der Kinder biblische Grundsätze angewandt werden, selbst wenn Mann und Frau einen unterschiedlichen Glauben haben?
12 In einer Familie, die nicht in der wahren Anbetung vereint ist, wird die religiöse Unterweisung der Kinder manchmal zu einer Streitfrage. Wie sollten die biblischen Grundsätze hier angewandt werden? Gemäß der Bibel hat zwar der Vater die Verantwortung, die Kinder zu unterweisen, aber die Mutter spielt dabei ebenfalls eine wichtige Rolle (Sprüche 1:8; vergleiche 1. Mose 18:19; 5. Mose 11:18, 19). Auch wenn der Vater Christus nicht als sein Haupt anerkennt, ist er dennoch das Familienoberhaupt.
13, 14. Was kann eine Frau tun, wenn ihr Mann ihr verbietet, die Kinder zu den Zusammenkünften mitzunehmen oder mit ihnen zu studieren?
13 Einige ungläubige Väter haben nichts dagegen, daß die Mutter die Kinder religiös unterweist, andere wohl. Was ist zu tun, falls der Mann seiner Frau nicht gestattet, die Kinder zu den Versammlungszusammenkünften mitzunehmen, oder ihr sogar verbietet, mit ihnen zu Hause die Bibel zu studieren? Nun, es gilt, eine Reihe von Verpflichtungen im Gleichgewicht zu halten: die Verpflichtung gegenüber Jehova Gott, gegenüber dem Ehemann als Haupt und gegenüber den Kindern. Wie kann die Frau all das miteinander in Einklang bringen?
14 Gewiß wird sie die Angelegenheit im Gebet erwähnen (Philipper 4:6, 7; 1. Johannes 5:14). Aber letztendlich muß sie selbst entscheiden, welchen Weg sie verfolgt. Wenn sie taktvoll vorgeht und ihrem Mann verständlich macht, daß sie seine Stellung als Familienoberhaupt nicht in Frage stellt, kann sein Widerstand schließlich nachlassen. Selbst wenn er ihr verbietet, die Kinder zu den Zusammenkünften mitzunehmen oder mit ihnen ein formelles Bibelstudium durchzuführen, ist es ihr immer noch möglich, sie zu belehren. Durch tägliche Gespräche und ein gutes Beispiel kann sie versuchen, ihnen ein gewisses Maß an Liebe zu Jehova, Glauben an sein Wort, Respekt vor den Eltern — auch vor dem Vater —, liebevolles Interesse an anderen und Wertschätzung für gewissenhaftes Arbeiten einzuschärfen. Mit der Zeit werden dem Vater die guten Ergebnisse auffallen, und er mag den Wert ihrer Bemühungen erkennen (Sprüche 23:24).
15. Welche Verantwortung hat ein gläubiger Vater in bezug auf die Erziehung der Kinder?
15 Wenn der Ehemann gläubig ist und seine Frau nicht, dann muß er die Verantwortung übernehmen, die Kinder „in der Zucht und in der ernsten Ermahnung Jehovas aufzuziehen“ (Epheser 6:4). Dabei sollte er natürlich freundlich, liebevoll und vernünftig gegenüber seiner Frau sein.
WENN DIE ELTERN EINEN ANDEREN GLAUBEN HABEN
16, 17. Welche biblischen Grundsätze dürfen Kinder nicht außer acht lassen, wenn sie einen anderen Glauben annehmen als den ihrer Eltern?
16 Es ist keine Ausnahme mehr, daß Minderjährige Glaubensansichten annehmen, die sich von denen ihrer Eltern unterscheiden. Ist das bei dir als Minderjährigem so gewesen? Wenn ja, dann hält die Bibel Rat für dich bereit.
17 Gottes Wort fordert Kinder auf: „Gehorcht euren Eltern in Gemeinschaft mit dem Herrn, denn das ist gerecht: ‚Ehre deinen Vater und deine Mutter‘ “ (Epheser 6:1, 2). Das schließt angebrachten Respekt vor den Eltern ein. Den Eltern zu gehorchen ist zwar wichtig, aber dabei darf der wahre Gott nicht unberücksichtigt bleiben. Ist ein Kind alt genug, um Entscheidungen zu treffen, trägt es zunehmend mehr Verantwortung für seine Taten. Das trifft nicht nur auf das weltliche Gesetz zu, sondern vor allem auf das göttliche. „Jeder von uns [wird] für sich selbst Gott Rechenschaft ablegen“, heißt es in der Bibel (Römer 14:12).
18, 19. Was kann ein Kind tun, damit seine andersgläubigen Eltern seinen Glauben besser verstehen?
18 Wenn du als Kind auf Grund deiner Glaubensansichten Änderungen in deinem Leben vornimmst, dann versuche den Standpunkt deiner Eltern zu verstehen. Es gefällt ihnen wahrscheinlich, daß du, weil du biblische Lehren kennengelernt hast und danach handelst, respektvoller, gehorsamer und fleißiger das tust, was sie von dir verlangen. Wenn allerdings dein neuer Glaube dich ferner dazu veranlaßt, Glaubensansichten und Bräuche aufzugeben, die ihnen persönlich viel bedeuten, dann mögen sie meinen, du verschmähtest das geistige Erbe, das sie dir hinterlassen wollten. Sie mögen auch um dein Wohl besorgt sein, wenn das, was du tust, an deinem Ort nicht beliebt ist oder es dich von Bestrebungen ablenkt, die ihrer Meinung nach eine Hilfe wären, in materieller Hinsicht voranzukommen. Stolz könnte ein Hindernis sein. Sie mögen das Gefühl haben, daß du im Grunde genommen sagst, du hättest recht und sie würden sich irren.
19 Versuche daher so bald wie möglich, eine Begegnung zwischen deinen Eltern und einigen der Ältesten oder anderen reifen Zeugen der Ortsversammlung herbeizuführen. Ermuntere deine Eltern, mit dir in den Königreichssaal zu gehen, damit sie selbst hören, was dort besprochen wird, und sehen, was für Menschen Jehovas Zeugen sind. Mit der Zeit wird sich die Einstellung deiner Eltern vielleicht ändern. Selbst wenn Eltern ihren Kindern unerbittlich Widerstand leisten, biblische Literatur vernichten und ihnen verbieten, christliche Zusammenkünfte zu besuchen, gibt es doch für sie Gelegenheiten, woanders zu lesen, mit Mitchristen zu sprechen und anderen informell Zeugnis zu geben und zu helfen. Du kannst auch zu Jehova beten. Einige Jugendliche müssen, bevor sie mehr tun können, warten, bis sie ein entsprechendes Alter erreicht haben und nicht mehr im Elternhaus zu wohnen brauchen. Welche Situation bei dir zu Hause auch immer herrschen mag, vergiß eines nicht: „Ehre deinen Vater und deine Mutter.“ Trage deinen Teil zum Frieden im Haus bei (Römer 12:17, 18). Suche vor allem den Frieden mit Gott.
DIE SCHWIERIGE AUFGABE VON STIEFELTERN
20. Was mögen Kinder empfinden, wenn sie einen Stiefvater oder eine Stiefmutter haben?
20 In vielen Familien ist die schwierigste Situation nicht religiöser, sondern verwandtschaftlicher Natur. Oft leben heute Kinder aus der früheren Ehe des Vaters oder der Mutter oder aus früheren Ehen beider Eltern in einem Haushalt. In einer solchen Familie mögen Kinder Eifersucht, Unwillen oder vielleicht einen Loyalitätskonflikt erleben. Demzufolge mögen sie es zurückweisen, wenn ein Stiefelternteil sich aufrichtig bemüht, ihnen ein guter Vater oder eine gute Mutter zu sein. Was kann einem helfen, das Leben in einer Stieffamilie zu meistern?
Stütze dich als leiblicher Elternteil oder als Stiefelternteil in bezug auf Anleitung auf die Bibel
21. Warum sollten sich Stiefeltern trotz ihrer besonderen Umstände von biblischen Grundsätzen leiten lassen?
21 Man muß sich vergegenwärtigen, daß trotz der besonderen Umstände die biblischen Grundsätze, die in anderen Familien zum Erfolg führen, auch hier gelten. Solche Grundsätze außer acht zu lassen scheint zwar vorübergehend ein Problem zu lösen, aber es wird später zu Kummer führen (Psalm 127:1; Sprüche 29:15). Es gilt, Wert auf Weisheit und Unterscheidungsvermögen zu legen — auf Weisheit, um göttliche Grundsätze anzuwenden, die langfristig Nutzen bringen, und auf Unterscheidungsvermögen, um herauszufinden, warum Familienmitglieder etwas sagen oder tun. Auch ist Einfühlungsvermögen erforderlich (Sprüche 16:21; 24:3; 1. Petrus 3:8).
22. Warum mag es Kindern schwerfallen, einen Stiefelternteil zu akzeptieren?
22 Als Stiefvater oder Stiefmutter erinnert man sich vielleicht daran, daß man als Freund oder Freundin der Familie den Kindern willkommen war. Ihre Einstellung mag sich jedoch geändert haben, sobald man ihr Stiefvater oder ihre Stiefmutter wurde. Die Kinder denken an den leiblichen Vater oder die leibliche Mutter, die nicht mehr bei ihnen wohnt, und kämpfen mit einem Loyalitätskonflikt, wobei sie möglicherweise meinen, daß man ihnen als Stiefelternteil die Zuneigung stehlen will, die sie zu dem abwesenden Elternteil haben. Manchmal mögen sie einen unverblümt daran erinnern, daß man nicht ihr Vater oder ihre Mutter ist. Solche Äußerungen tun weh. Doch „sei nicht eilig in deinem Geist, gekränkt zu werden“ (Prediger 7:9). Unterscheidungsvermögen und Einfühlungsvermögen sind nötig, um mit den Gefühlen der Kinder richtig umzugehen.
23. Wie kann in einer Familie mit Stiefkindern Zucht erteilt werden?
23 Diese Eigenschaften sind entscheidend, wenn Zuchtmaßnahmen ergriffen werden. Wichtig ist, daß Zucht konsequent erteilt wird (Sprüche 6:20; 13:1). Und da jedes Kind anders ist, werden sich die Zuchtmaßnahmen von Fall zu Fall unterscheiden. Einige Stiefeltern stellen fest, daß es zumindest am Anfang besser ist, wenn der leibliche Elternteil diesen Bereich der elterlichen Verantwortung übernimmt. Es ist jedoch von Bedeutung, daß sich beide Eltern über die Zucht einig sind, dazu stehen und die leiblichen Kinder nicht besser behandeln als die Stiefkinder (Sprüche 24:23). Gehorsam ist zwar wichtig, aber die Unvollkommenheit muß berücksichtigt werden. Man sollte nicht überreagieren, sondern Zucht liebevoll erteilen (Kolosser 3:21).
24. Wie kann in einer Stieffamilie sittlichen Problemen zwischen Familienmitgliedern unterschiedlichen Geschlechts vorgebeugt werden?
24 Familiengespräche beugen Problemen wirksam vor. Sie können der Familie helfen, sich auf das Wichtigste im Leben zu konzentrieren. (Vergleiche Philipper 1:9-11.) Sie können auch jedem einzelnen erkennen helfen, was er zur Verwirklichung von Familienzielen beitragen kann. Außerdem können durch offene Familiengespräche sittliche Probleme abgewendet werden. Mädchen müssen lernen, sich schicklich zu kleiden und sich im Umgang mit ihrem Stiefvater und den Stiefbrüdern anständig zu benehmen, und Jungen benötigen Rat, damit sie sich gegenüber ihrer Stiefmutter und irgendwelchen ihrer Stiefschwestern richtig verhalten (1. Thessalonicher 4:3-8).
25. Welche Eigenschaften können es erleichtern, den Frieden in einer Stieffamilie zu bewahren?
25 Es erfordert Geduld, die besonderen Aufgaben zu erfüllen, die an Stiefeltern gestellt werden. Neue Beziehungen aufzubauen kostet Zeit. Die Liebe und die Achtung der Kinder zu erwerben, mit denen man nicht leiblich verwandt ist, kann eine schwierige Aufgabe sein. Aber sie kann bewältigt werden. Ein weises und verständiges Herz, gepaart mit dem innigen Wunsch, Jehova zu gefallen, ist der Schlüssel zum Frieden in einer Stieffamilie (Sprüche 16:20). Solche Eigenschaften können es einem auch erleichtern, mit anderen Situationen fertig zu werden.
WIRD DIE FAMILIE DURCH MATERIELLE BESTREBUNGEN ENTZWEIT?
26. Auf welche Weise können Probleme und Ansichten in bezug auf materielle Dinge eine Familie entzweien?
26 Probleme und Ansichten in bezug auf materielle Dinge können Familien auf vielerlei Weise entzweien. Leider brechen manche Familien wegen Geldstreitigkeiten auseinander oder weil man reich werden möchte — zumindest etwas reicher. Es kann zu Entzweiungen führen, wenn beide Ehepartner berufstätig sind und nach der Devise leben: „Mein Geld ist mein Geld, und dein Geld ist dein Geld.“ Selbst wenn Streit vermieden wird, stellen sie vielleicht fest, daß sie kaum füreinander Zeit haben, weil sie beide berufstätig sind. Weltweit wird es immer üblicher, daß Väter für längere Zeit — über Monate oder sogar Jahre — weit entfernt von ihrer Familie wohnen und arbeiten, weil sie so mehr Geld verdienen, als es ihnen zu Hause je möglich wäre. Das kann ernste Schwierigkeiten heraufbeschwören.
27. Welche Grundsätze können für eine Familie nützlich sein, die hohe finanzielle Belastungen hat?
27 Für diese Situationen können keine Regeln aufgestellt werden, zumal Familien mit verschiedenen Belastungen fertig werden müssen und verschiedene Bedürfnisse haben. Dennoch kann biblischer Rat Abhilfe schaffen. Zum Beispiel wird in Sprüche 13:10 darauf hingewiesen, daß manchmal unnötige Auseinandersetzungen vermieden werden können, wenn man sich ‘miteinander berät’. Das bedeutet, nicht nur die eigenen Ansichten zu äußern, sondern Rat zu suchen und herauszufinden, wie der andere die Angelegenheit ansieht. Darüber hinaus können die Bemühungen der Familie vereint werden, wenn ein realistischer Haushaltsplan aufgestellt wird. Manchmal ist es unumgänglich, daß beide Eltern — vielleicht vorübergehend — berufstätig sind, um zusätzliche Ausgaben vor allem für Kinder oder andere Abhängige zu bestreiten. In diesem Fall kann der Mann seiner Frau versichern, daß er immer noch Zeit für sie hat. Gemeinsam mit den Kindern kann er sie bei einem Teil der Arbeit, die sie normalerweise allein verrichten würde, liebevoll unterstützen (Philipper 2:1-4).
28. Welche Ermahnungen werden, wenn beachtet, einer Familie helfen, auf Einheit hinzuarbeiten?
28 Man darf nicht vergessen, daß Geld im gegenwärtigen System der Dinge zwar notwendig ist, aber nicht glücklich macht. Es gibt einem mit Sicherheit kein Leben (Prediger 7:12). Die Überbetonung materieller Dinge kann sogar zum geistigen und moralischen Untergang führen (1. Timotheus 6:9-12). Wieviel besser ist es doch, zuerst das Königreich Gottes und seine Gerechtigkeit zu suchen und zu wissen, daß sein Segen auf den Bemühungen ruht, das zu beschaffen, was man zum Leben braucht (Matthäus 6:25-33; Hebräer 13:5). Wenn man geistige Interessen im Vordergrund behält und vor allem Frieden mit Gott sucht, wird man feststellen, daß die Familie trotz gewisser trennender Umstände auf den wichtigsten Gebieten wirklich vereint ist.
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Probleme, die eine Familie schädigen, sind überwindbarDas Geheimnis des Familienglücks
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KAPITEL ZWÖLF
Probleme, die eine Familie schädigen, sind überwindbar
1. Welche verborgenen Probleme bestehen in manchen Familien?
DAS alte Auto ist gerade gewaschen und gewachst worden. Für Vorübergehende sieht es glänzend und wie neu aus. Aber unter der Oberfläche zerfrißt der Rost die Karosserie des Fahrzeugs. Bei manchen Familien ist es nicht anders. Von außen sieht zwar alles tadellos aus, aber hinter den lächelnden Gesichtern verbergen sich Angst und Schmerz. Hinter verschlossenen Türen zerfressen korrosive Elemente den Familienfrieden. Zwei Probleme, die sich so auswirken können, sind Alkoholismus und Gewalt.
DER SCHADEN, DER DURCH ALKOHOLISMUS ENTSTEHT
2. (a) Was ist die biblische Ansicht über den Genuß von alkoholischen Getränken? (b) Was ist Alkoholismus?
2 In der Bibel wird der mäßige Genuß von alkoholischen Getränken nicht verurteilt, wohl aber Trunkenheit (Sprüche 23:20, 21; 1. Korinther 6:9, 10; 1. Timotheus 5:23; Titus 2:2, 3). Alkoholismus ist jedoch mehr als Trunkenheit; es ist eine chronische Hauptbeschäftigung mit alkoholischen Getränken und ein Verlust der Konsumkontrolle. Alkoholiker können Erwachsene sein. Traurigerweise kann es sich aber auch um Jugendliche handeln.
3, 4. Beschreibe die Auswirkungen, die der Alkoholismus auf den Ehepartner und auf die Kinder hat.
3 In der Bibel wurde schon vor langer Zeit darauf hingewiesen, daß Alkoholmißbrauch den Familienfrieden zerstören kann (5. Mose 21:18-21). Die korrosive Wirkung bekommt die ganze Familie zu spüren. Die Frau mag es ganz in Anspruch nehmen, den Alkoholiker vom Trinken abzuhalten oder mit seinem unberechenbaren Verhalten fertig zu werden.a Sie versucht, die Spirituosen zu verstecken, wirft sie weg, versteckt sein Geld, sie appelliert an seine Liebe zur Familie, zu seinem Leben oder sogar an seine Liebe zu Gott — aber der Alkoholiker trinkt weiter. Da ihre Bemühungen, sein Trinken einzudämmen, wiederholt fehlschlagen, ist sie frustriert und fühlt sich überfordert. Wahrscheinlich beginnt sie, unter Angst, Zorn, Schuld, Nervosität, Unruhe und einem Mangel an Selbstachtung zu leiden.
4 Kinder bleiben von den Auswirkungen des Alkoholismus eines Elternteils nicht verschont. Einige von ihnen werden tätlich angegriffen. Andere werden sexuell belästigt. Sie mögen sich sogar selbst die Schuld an der Trunksucht des Vaters oder der Mutter geben. Häufig ist ihre Fähigkeit, anderen zu vertrauen, durch das unbeständige Verhalten des Alkoholikers erschüttert. Da die Kinder nicht frei darüber reden können, was zu Hause vor sich geht, mögen sie es lernen, ihre Gefühle zu unterdrücken, und das wirkt sich oft schädlich auf den Körper aus (Sprüche 17:22). Solche Kinder können noch als Erwachsene diesen Mangel an Selbstvertrauen oder Selbstachtung haben.
WAS KANN DIE FAMILIE UNTERNEHMEN?
5. Wie kann man mit dem Problem Alkoholismus umgehen, und warum ist das schwierig?
5 Viele Fachleute sagen zwar, daß Alkoholismus nicht heilbar ist, aber sie stimmen weitgehend darin überein, daß eine gewisse Besserung durch totale Abstinenz möglich ist. (Vergleiche Matthäus 5:29.) Es ist jedoch leichter gesagt als getan, einen Alkoholiker dazu zu bringen, daß er Hilfe annimmt, denn gewöhnlich streitet er ab, daß er ein Problem hat. Wenn allerdings Familienmitglieder gegen die Folgen angehen, die seine Trunksucht für sie hat, könnte der Alkoholiker sich seines Problems bewußt werden. Ein Arzt, der Erfahrung damit hat, Alkoholikern und ihrer Familie zu helfen, sagte: „Das wichtigste ist, wie ich glaube, daß die Familie so gut wie möglich ihren normalen Tagesablauf beibehält und vernünftig lebt. Der Alkoholiker wird immer mehr damit konfrontiert, wie groß der Gegensatz zwischen ihm und seinen Angehörigen ist.“
6. Wohin können sich Familien am besten um Rat wenden, wenn sie einen Alkoholiker im Haus haben?
6 Wenn ein Alkoholiker in der Familie ist, kann der inspirierte Rat der Bibel einem helfen, so vernünftig wie möglich zu leben (Jesaja 48:17; 2. Timotheus 3:16, 17). Betrachten wir einige Grundsätze, die Familien eine Hilfe waren, erfolgreich mit dem Problem Alkoholismus umzugehen.
7. Wer ist dafür verantwortlich, wenn ein Familienmitglied Alkoholiker ist?
7 Aufhören, die ganze Schuld auf sich zu nehmen. In der Bibel heißt es: „Jeder wird seine eigene Last tragen“ und: „Jeder von uns [wird] für sich selbst Gott Rechenschaft ablegen“ (Galater 6:5; Römer 14:12). Der Alkoholiker versucht vielleicht, die Schuld auf andere in der Familie abzuwälzen. Zum Beispiel könnte er sagen: „Würdet ihr mich besser behandeln, brauchte ich nicht zu trinken.“ Wenn andere ihm zuzustimmen scheinen, ermuntern sie ihn dadurch weiterzutrinken. Doch selbst diejenigen, die ein Opfer der Umstände oder ein Opfer anderer Personen sind — Alkoholiker eingeschlossen —, sind für ihr Tun verantwortlich. (Vergleiche Philipper 2:12.)
8. Wie kann man vorgehen, um den Alkoholiker mit den Folgen seines Problems zu konfrontieren?
8 Den Alkoholiker nicht immer vor den Folgen seines Trinkens schützen. Ein biblischer Spruch, der sich auf jemand bezieht, der erzürnt ist, könnte genausogut auf einen Alkoholiker angewandt werden: „Wenn du ihn befreien würdest, wirst du auch fortfahren, es immer wieder zu tun“ (Sprüche 19:19). Der Alkoholiker sollte die Auswirkungen seines Trinkens zu spüren bekommen. Deshalb ist es gut, ihn das, was er verschmutzt hat, wieder saubermachen zu lassen oder ihn am Morgen nach dem alkoholischen Exzeß seinen Arbeitgeber selbst anrufen zu lassen.
Christliche Älteste können eine große Hilfe bei der Lösung von Familienproblemen sein
9, 10. Warum sollten Angehörige von Alkoholikern Hilfe annehmen, und an wen im besonderen sollten sie sich um Hilfe wenden?
9 Die Hilfe anderer annehmen. In Sprüche 17:17 heißt es: „Ein wahrer Gefährte liebt allezeit und ist ein Bruder, der für die Zeit der Bedrängnis geboren ist.“ Wo ein Alkoholiker in der Familie ist, da ist Bedrängnis. Hilfe von anderen ist nötig. Und man darf nicht zögern, sich auf ‘wahre Gefährten’ zu stützen (Sprüche 18:24). Das Gespräch mit Personen, die das Problem verstehen oder die sich in einer ähnlichen Lage befanden, kann einem praktische Hinweise dafür liefern, was zu tun und was zu lassen ist. Allerdings ist Ausgeglichenheit nötig. Man spricht am besten mit denjenigen, die „vertraulich Gesprochenes“ vertraulich behandeln (Sprüche 11:13).
10 Lernen, christlichen Ältesten zu vertrauen. Die Ältesten der Christenversammlung können eine große Hilfe sein. Diese reifen Männer sind mit Gottes Wort und der Anwendung der biblischen Grundsätze vertraut. Sie können „sich wie ein Bergungsort vor dem Wind und ein Versteck vor dem Regensturm erweisen, wie Wasserbäche in einem wasserlosen Land, wie der Schatten eines wuchtigen zerklüfteten Felsens in einem erschöpften Land“ (Jesaja 32:2). Christliche Älteste schützen nicht nur die Christenversammlung als Ganzes vor schädlichen Einflüssen, sondern sie trösten und erquicken auch Einzelpersonen, die Probleme haben, und sind persönlich an ihnen interessiert. Ihre Hilfe sollte man sich voll und ganz zunutze machen.
11, 12. Wer leistet Familienangehörigen eines Alkoholikers die größte Hilfe, und wie wird dieser Beistand geleistet?
11 Vor allem Kraft von Jehova erlangen. In der Bibel wird die herzerwärmende Zusicherung gegeben: „Jehova ist nahe denen, die gebrochenen Herzens sind; und die zerschlagenen Geistes sind, rettet er“ (Psalm 34:18). Wer mit einem alkoholabhängigen Familienangehörigen zusammenlebt und wegen der Belastungen gebrochenen Herzens oder zerschlagenen Geistes ist, weiß, daß Jehova ihm nahe ist. Jehova kennt die schwierige Situation in seiner Familie (1. Petrus 5:6, 7).
12 Zu glauben, was Jehova in seinem Wort sagt, kann einem helfen, mit seinen Sorgen fertig zu werden (Psalm 130:3, 4; Matthäus 6:25-34; 1. Johannes 3:19, 20). Gottes Wort zu studieren und nach biblischen Grundsätzen zu leben erschließt einem die Hilfe des heiligen Geistes Gottes, der einem die „Kraft, die über das Normale hinausgeht“, verleihen kann, um einen Tag nach dem anderen zu meistern (2. Korinther 4:7).b
13. Was ist ein zweites Problem, durch das viele Familien Schaden erleiden?
13 Alkoholmißbrauch kann zu einem weiteren Problem führen, durch das viele Familien Schaden erleiden: häusliche Gewalt.
DER SCHADEN, DER DURCH HÄUSLICHE GEWALT ENTSTEHT
14. Wann nahm häusliche Gewalt ihren Anfang, und wie ist die Lage heute?
14 Die erste Gewalttat in der Menschheitsgeschichte war ein Fall von häuslicher Gewalt bei zwei Brüdern — Kain und Abel (1. Mose 4:8). Seitdem hat die Menschheit unter allen Arten von häuslicher Gewalt zu leiden. Männer schlagen ihre Frau, Frauen greifen ihren Mann an, Eltern verprügeln brutal ihre kleinen Kinder, und erwachsene Kinder mißhandeln ihre an Jahren vorgerückten Eltern.
15. Wie wird das Gefühlsleben der Familienmitglieder durch häusliche Gewalt beeinträchtigt?
15 Der Schaden, den häusliche Gewalt verursacht, geht weit über Narben am Körper hinaus. Eine mißhandelte Ehefrau sagte: „Man hat mit viel Schuld- und Schamgefühlen zu kämpfen. Morgens möchte man am liebsten im Bett bleiben in der Hoffnung, alles sei nur ein böser Traum gewesen.“ Kinder, die Zeuge häuslicher Gewalt sind oder sie an sich erleben, können selbst gewalttätig werden, wenn sie erwachsen sind und eine eigene Familie haben.
16, 17. Was ist unter emotioneller Mißhandlung zu verstehen, und wie wirkt sie sich auf Familienmitglieder aus?
16 Häusliche Gewalt ist nicht auf körperliche Mißhandlungen beschränkt. Oft erfolgt die Mißhandlung mit Worten. In Sprüche 12:18 heißt es: „Da ist einer, der gedankenlos redet wie mit Schwertstichen, aber die Zunge der Weisen ist Heilung.“ Zu diesen für häusliche Gewalt charakteristischen „Stichen“ gehören Schimpfwörter und Schreien sowie ständige Kritik, herabwürdigende Kränkungen und Androhung von körperlicher Gewalt. Die Wunden emotioneller Gewalt sind unsichtbar und werden oft von anderen nicht bemerkt.
17 Besonders traurig ist die emotionelle Mißhandlung eines Kindes: die ständige Kritik und Herabwürdigung der Fähigkeiten, der Intelligenz oder des Wertes als Person. Eine solche verbale Mißhandlung kann das Selbstvertrauen eines Kindes zerstören. Es stimmt, daß alle Kinder Zucht brauchen. Aber in der Bibel wird Vätern geraten: „Reizt eure Kinder nicht, damit sie nicht mutlos werden“ (Kolosser 3:21).
WIE HÄUSLICHE GEWALT ZU VERMEIDEN IST
Christliche Ehegefährten, die einander lieben und achten, legen Unstimmigkeiten schnell bei
18. Wo hat häusliche Gewalt ihren Ursprung, und wie wird ihr gemäß der Bibel Einhalt geboten?
18 Häusliche Gewalt hat ihren Ursprung in Herz und Sinn; die Art und Weise, wie wir handeln, wird von unserer Denkweise bestimmt (Jakobus 1:14, 15). Um der Gewalt Einhalt zu gebieten, muß der Mißhandelnde seine Denkweise neugestalten (Römer 12:2). Ist das möglich? Ja, Gottes Wort hat die Macht, Menschen zu ändern. Es kann sogar ‘stark verschanzte’ zerstörerische Ansichten entwurzeln (2. Korinther 10:4; Hebräer 4:12). Eine genaue Erkenntnis der Bibel kann zu einem so vollständigen Wechsel bei Menschen beitragen, daß man sagt, sie hätten eine neue Persönlichkeit angezogen (Epheser 4:22-24; Kolosser 3:8-10).
19. Wie sollte ein Christ seinen Ehepartner betrachten und behandeln?
19 Die Ansicht über den Ehepartner. Gottes Wort sagt: „Die Männer [sind] verpflichtet, ihre Frauen zu lieben wie ihre eigenen Leiber. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst“ (Epheser 5:28). In der Bibel heißt es ferner, daß ein Mann seiner Frau ‘als einem schwächeren Gefäß Ehre zuteil werden lassen’ sollte (1. Petrus 3:7). Ehefrauen sollten „ihre Männer lieben“ und „tiefen Respekt“ vor ihnen haben (Titus 2:4; Epheser 5:33). Bestimmt kann kein gottesfürchtiger Mann mit Recht ins Feld führen, daß er seine Frau wirklich ehrt, wenn er sie mit Worten oder tätlich angreift. Und keine Frau, die ihren Mann anschreit, in sarkastischem Ton mit ihm spricht oder ihn ständig ausschimpft, kann sagen, sie liebe und respektiere ihn wirklich.
20. Wem gegenüber sind Eltern für ihre Kinder verantwortlich, und warum sollten Eltern in bezug auf ihre Kinder keine unrealistischen Erwartungen hegen?
20 Die richtige Ansicht über Kinder. Kinder verdienen, ja sie benötigen die Liebe und die Aufmerksamkeit ihrer Eltern. In Gottes Wort werden Kinder als „ein Erbe von Jehova“ und als „eine Belohnung“ bezeichnet (Psalm 127:3). Eltern sind gegenüber Jehova verantwortlich, sich um dieses Erbe zu kümmern. Die Bibel spricht von den ‘Merkmalen eines Unmündigen’ und der „Torheit“ des Knabenalters (1. Korinther 13:11; Sprüche 22:15). Eltern sollte es nicht überraschen, wenn ihnen bei ihren Kindern Torheit auffällt. Kinder sind keine Erwachsenen. Eltern dürfen daher nicht mehr verlangen, als das Alter des Kindes, die familiären Umstände und seine Fähigkeiten es für angemessen erscheinen lassen. (Siehe 1. Mose 33:12-14.)
21. Was ist die gottgefällige Ansicht über betagte Eltern und den Umgang mit ihnen?
21 Die Ansicht über betagte Eltern. In 3. Mose 19:32 heißt es: „Vor grauem Haar solltest du aufstehen, und du sollst Rücksicht nehmen auf die Person eines alten Mannes.“ Gottes Gesetz förderte Respekt und hohe Achtung vor Betagten. Das kann schwierig sein, wenn ein betagter Elternteil fordernd oder krank ist und sich vielleicht nicht schnell bewegen und nicht schnell denken kann. Dennoch werden Kinder daran erinnert, „Eltern ... beständig eine gebührende Vergütung zu erstatten“ (1. Timotheus 5:4). Das bedeutet, sie mit Würde und Respekt zu behandeln und sie eventuell sogar finanziell zu unterstützen. Betagte Eltern körperlich oder auf eine andere Weise zu mißhandeln widerspricht ganz und gar der Art, wie die Bibel uns zu handeln gebietet.
22. Was ist die Haupteigenschaft bei der Überwindung von häuslicher Gewalt, und wie kann sie bekundet werden?
22 Selbstbeherrschung entwickeln. Sprüche 29:11 lautet: „All seinen Geist läßt ein Unvernünftiger herausfahren, aber wer weise ist, hält ihn bis zuletzt ruhig.“ Wie kann man seinen Geist beherrschen? Statt Frustrationen aufkommen zu lassen, gilt es, unverzüglich zu handeln, um entstandene Schwierigkeiten zu beheben (Epheser 4:26, 27). Man geht am besten woandershin, wenn man meint, man verliere die Beherrschung. Es ist gut, um den heiligen Geist Gottes zu beten, damit dieser in einem Selbstbeherrschung hervorruft (Galater 5:22, 23). Einen Spaziergang zu machen oder sich auf andere Weise Bewegung zu verschaffen kann dazu beitragen, seine Gefühle zu beherrschen (Sprüche 17:14, 27). Man sollte sich bemühen, ‘langsam zum Zorn’ zu sein (Sprüche 14:29).
SICH TRENNEN ODER ZUSAMMENBLEIBEN?
23. Wozu kann es führen, wenn jemand, der zur Christenversammlung gehört, wiederholt und reuelos Wutausbrüchen erliegt, bei denen es womöglich zu körperlicher Mißhandlung von Familienmitgliedern kommt?
23 In der Bibel werden „Feindschaften, Streit, ... Wutausbrüche“ zu den von Gott verurteilten Werken gerechnet, und es wird gesagt, daß „die, die solche Dinge treiben, Gottes Königreich nicht erben werden“ (Galater 5:19-21). Jemandem, der vorgibt, ein Christ zu sein, und wiederholt und reuelos gewalttätigen Wutausbrüchen erliegt, was die körperliche Mißhandlung des Ehepartners oder der Kinder einschließen mag, kann somit die Gemeinschaft entzogen werden. (Vergleiche 2. Johannes 9, 10.) Auf diese Weise wird die Versammlung von Personen, die andere mißhandeln, rein erhalten (1. Korinther 5:6, 7; Galater 5:9).
24. (a) Wozu mag sich ein mißhandelter Ehepartner entschließen? (b) Wie können besorgte Freunde und Älteste einem mißhandelten Ehepartner beistehen, aber was sollten sie vermeiden?
24 Wie verhält es sich mit christlichen Männern und Frauen, die gegenwärtig von ihrem Ehepartner mißhandelt werden, ohne daß er erkennen läßt, daß er sich ändern wird? Einige haben sich aus dem einen oder anderen Grund entschieden, bei dem mißhandelnden Ehepartner zu bleiben. Andere dagegen haben sich entschieden, sich zu trennen, weil sie meinen, daß ihre körperliche, emotionelle und geistige Gesundheit — vielleicht sogar ihr Leben — gefährdet ist. Wozu sich jemand, der unter häuslicher Gewalt zu leiden hat, unter diesen Umständen entschließt, ist eine persönliche Entscheidung vor Jehova (1. Korinther 7:10, 11). Freunde, Verwandte oder christliche Älteste, die es gut mit der betreffenden Person meinen, mögen Hilfe und Rat anbieten, aber sie sollten sie nicht zu einer bestimmten Vorgehensweise drängen. Diese Entscheidung muß der Mann oder die Frau selbst treffen (Römer 14:4; Galater 6:5).
DAS ENDE VON SCHÄDIGENDEN PROBLEMEN
25. Worin besteht Jehovas Vorsatz für die Familie?
25 Als Jehova Adam und Eva durch die Ehe zusammenbrachte, wollte er nicht, daß Familien durch schädigende Probleme wie Alkoholismus und Gewalt zerbrechen (Epheser 3:14, 15). Die Familie sollte ein Ort sein, wo Liebe und Frieden gedeihen und die mentalen, emotionellen und geistigen Bedürfnisse eines jeden befriedigt würden. Seit dem Auftreten der Sünde hat sich jedoch das Familienleben rapide verschlechtert. (Vergleiche Prediger 8:9.)
26. Was für eine Zukunft erwartet diejenigen, die sich bemühen, den Anforderungen Jehovas gemäß zu leben?
26 Glücklicherweise hat Jehova seinen Vorsatz hinsichtlich der Familie nicht aufgegeben. Er hat verheißen, eine friedliche neue Welt herbeizuführen, in der die Menschen „in Sicherheit wohnen, ohne daß jemand sie aufschreckt“ (Hesekiel 34:28). Zu jener Zeit werden Alkoholismus, häusliche Gewalt und alles andere, was heute Familien schadet, der Vergangenheit angehören. Wenn die Menschen lächeln, lächeln sie nicht, um dahinter Angst und Schmerz zu verbergen, sondern weil sie „Wonne haben an der Fülle des Friedens“ (Psalm 37:11).
a Es wird zwar auf einen männlichen Alkoholiker Bezug genommen, doch gelten die gleichen Grundsätze, wenn es sich um eine Alkoholikerin handelt.
b In manchen Ländern gibt es Behandlungszentren, Krankenhäuser und Entziehungsprogramme, die darauf spezialisiert sind, Alkoholikern und deren Familie zu helfen. Ob man diese Hilfe in Anspruch nimmt oder nicht, ist eine persönliche Entscheidung. Die Watch Tower Society befürwortet keine bestimmte Behandlung. Es muß jedoch sorgfältig darauf geachtet werden, daß man bei Inanspruchnahme von Hilfe nicht in Tätigkeiten verwickelt wird, durch die biblische Grundsätze verletzt werden.
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Wenn die Ehe zu scheitern drohtDas Geheimnis des Familienglücks
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KAPITEL DREIZEHN
Wenn die Ehe zu scheitern droht
1, 2. Welche Frage sollte gestellt werden, wenn eine Ehe belastet ist?
EINE Italienerin namens Lucia war im Jahre 1988 sehr deprimiert.a Ihre Ehe drohte nach zehn Jahren zu scheitern. Viele Male hatte sie versucht, sich mit ihrem Mann auszusöhnen, aber ohne Erfolg. Daher trennte sie sich von ihm auf Grund von unüberwindlicher Abneigung und mußte zwei Töchter allein aufziehen. Rückblickend sagt Lucia: „Für mich stand es fest, daß unsere Ehe nicht mehr zu retten war.“
2 Wer Eheprobleme hat, weiß, wovon Lucia spricht. Auch in der eigenen Ehe mag es Schwierigkeiten geben, und man mag sich fragen, ob sie noch gerettet werden kann. In einem solchen Fall ist es nützlich, die folgende Frage in Betracht zu ziehen: „Habe ich den ganzen guten Rat beachtet, den Gott durch die Bibel gegeben hat, um das Führen einer erfolgreichen Ehe zu erleichtern?“ (Psalm 119:105).
3. Von welcher Reaktion vieler geschiedener Personen und ihrer Familien wird berichtet, obwohl Scheidungen an der Tagesordnung sind?
3 Wenn das Verhältnis zwischen Mann und Frau gespannt ist, scheint die Auflösung der Ehe der einfachste Ausweg zu sein. In vielen Ländern ist die Zahl der zerrütteten Familien zwar alarmierend angestiegen, aber man hat auch festgestellt, daß ein großer Prozentsatz der geschiedenen Männer und Frauen ihr Auseinandergehen bedauern. Eine ganze Anzahl von ihnen leidet öfter an physischen und psychischen Störungen als diejenigen, die ihre Ehe aufrechterhalten haben. Kinder aus geschiedenen Ehen sind noch nach Jahren verstört und unglücklich. Eltern und Freunde der Familie leiden mit. Und wie betrachtet Gott, der Stifter der Ehe, die Situation?
4. Wie sollten Eheprobleme behandelt werden?
4 Wie in früheren Kapiteln erwähnt, hatte Gott vorgesehen, daß die Ehe eine lebenslange Verbindung ist (1. Mose 2:24). Warum werden dann so viele Ehen wieder aufgelöst? So etwas geschieht wahrscheinlich nicht über Nacht. In der Regel treten Warnzeichen auf. Kleine Eheprobleme können sich ausweiten und erscheinen schließlich unüberwindbar. Werden sie aber sofort an Hand der Bibel behandelt, kann ein Scheitern der Ehe oft verhindert werden.
REALISTISCH SEIN
5. Vor welcher realistischen Situation steht man wahrscheinlich in jeder Ehe?
5 Ein Faktor, der gelegentlich Probleme bereitet, sind unrealistische Erwartungen eines oder beider Ehepartner. Liebesromane, Illustrierte, Fernsehsendungen und Filme können Hoffnungen und Wunschvorstellungen wecken, die von der Realität weit entfernt sind. Wenn diese Träume nicht wahr werden, kann sich jemand betrogen fühlen und unzufrieden oder sogar verbittert sein. Wie können jedoch zwei unvollkommene Menschen auf Dauer glücklich sein? Ein gutes Verhältnis zueinander zu haben kostet Mühe.
6. (a) Welche ausgewogene Ansicht über die Ehe wird in der Bibel vermittelt? (b) Was sind einige Gründe für Unstimmigkeiten in der Ehe?
6 In der Bibel werden die Dinge so beschrieben, wie sie sind. Sie bestätigt, daß mit der Ehe Freuden verbunden sind, macht aber auch darauf aufmerksam, daß diejenigen, die heiraten, ‘Drangsal im Fleisch haben werden’ (1. Korinther 7:28). Wie bereits erwähnt, sind beide Partner unvollkommen und neigen zur Sünde. Auch die geistige und emotionelle Beschaffenheit sowie die Erziehung sind bei beiden verschieden. Ehepaare haben zuweilen Unstimmigkeiten wegen des Geldes, der Kinder oder der Schwiegereltern und anderer angeheirateter Verwandter. Zuwenig Zeit für gemeinsame Tätigkeiten sowie sexuelle Probleme können ebenfalls einen Konflikt herbeiführen.b Es kostet Zeit, solche Angelegenheiten anzugehen, aber nur Mut! Die meisten Ehepaare überwinden solche Probleme und finden Lösungen, die für beide Partner annehmbar sind.
ÜBER UNSTIMMIGKEITEN REDEN
Behandelt Probleme schnell. Laßt die Sonne nicht über eurer gereizten Stimmung untergehen.
7, 8. Was ist die biblische Vorgehensweise, wenn es zwischen den Ehepartnern zu Kränkungen oder Mißverständnissen gekommen ist?
7 Vielen fällt es schwer, ruhig zu bleiben, wenn sie über Kränkungen, Mißverständnisse oder persönliche Fehler sprechen. Statt freiheraus zu sagen: „Ich fühle mich mißverstanden“, mag einer der Ehepartner in Aufregung geraten und das Problem hochspielen. Oft wird gesagt: „Du bist nur an dir selbst interessiert“ oder: „Du liebst mich nicht.“ Weil der andere keinen Streit möchte, mag er sich weigern, darauf einzugehen.
8 Besser ist es, den biblischen Rat zu befolgen: „Seid erzürnt, und doch sündigt nicht; laßt die Sonne nicht über eurer gereizten Stimmung untergehen“ (Epheser 4:26). Ein glücklich verheiratetes Paar wurde an seinem 60. Hochzeitstag nach dem Geheimnis des Erfolgs in seiner Ehe gefragt. Der Mann sagte: „Wir haben es uns angewöhnt, nicht zu Bett zu gehen, bevor wir irgendwelche Unstimmigkeiten beigelegt haben, wie geringfügig sie auch sein mögen.“
9. (a) Was wird in der Bibel als ein wichtiger Teil des Gedankenaustauschs bezeichnet? (b) Was müssen Ehepartner oft tun, selbst wenn es Mut und Demut erfordert?
9 Wenn Mann und Frau unterschiedlicher Meinung sind, muß jeder „schnell sein zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn“ (Jakobus 1:19). Nachdem die Ehepartner einander gut zugehört haben, erkennen sie vielleicht, daß beide sich entschuldigen müssen (Jakobus 5:16). Aufrichtig zu sagen: „Es tut mir leid, daß ich dir weh getan habe“ erfordert Demut und Mut zugleich. Unstimmigkeiten auf diese Weise zu bereinigen wird einem Ehepaar jedoch nicht nur sehr helfen, seine Probleme zu lösen, sondern wird es ihm auch erleichtern, eine herzliche und vertraute Atmosphäre zu schaffen, die die Anwesenheit des anderen angenehmer macht.
DIE EHELICHE PFLICHT LEISTEN
10. Welche Schutzmaßnahme, die Paulus Christen in Korinth empfahl, könnte für einen Christen heute anwendbar sein?
10 Als der Apostel Paulus an die Korinther schrieb, sprach er sich „wegen der weitverbreiteten Hurerei“ für die Ehe aus (1. Korinther 7:2). Die Welt ist heute genauso schlecht wie im alten Korinth, wenn nicht noch schlechter. Die unmoralischen Themen, über die die Menschen in der Welt offen reden, die schamlose Art, wie sie sich kleiden, und die sinnlichen Geschichten in Zeitschriften, Büchern, im Fernsehen und in Filmen erregen allesamt unerlaubte sexuelle Gelüste. Den Korinthern, die in einem ähnlichen Milieu lebten, sagte der Apostel Paulus: „Es ist besser, zu heiraten, als von Leidenschaft entbrannt zu sein“ (1. Korinther 7:9).
11, 12. (a) Was schulden sich Mann und Frau, und mit welcher Einstellung sollten sie es einander leisten? (b) Wie ist vorzugehen, wenn die eheliche Pflicht vorübergehend nicht geleistet werden kann?
11 Daher gebietet die Bibel verheirateten Christen: „Der Mann leiste seiner Frau das, was ihr zusteht, doch gleicherweise auch die Frau ihrem Mann“ (1. Korinther 7:3). Man beachte, daß hier das Geben betont wird — nicht das Fordern. Das Intimleben ist nur dann wirklich befriedigend, wenn beide Partner auf das Wohl des anderen bedacht sind. Die Bibel gebietet zum Beispiel Männern, ihre Frau „gemäß Erkenntnis“ zu behandeln (1. Petrus 3:7). Das trifft vor allem auf das Geben und Nehmen in Verbindung mit der ehelichen Pflicht zu. Wenn eine Frau nicht zärtlich behandelt wird, mag es ihr schwerfallen, an diesem Aspekt der Ehe Freude zu finden.
12 Es gibt Umstände, unter denen Ehepartner einander die eheliche Pflicht entziehen müssen. Das mag bei der Ehefrau zu bestimmten Zeiten des Monats sein oder wenn sie sehr müde ist. (Vergleiche 3. Mose 18:19.) Auf den Mann kann es zutreffen, wenn er ein ernstes Problem am Arbeitsplatz hat und emotionell erschöpft ist. Wird in solchen Fällen die eheliche Pflicht vorübergehend nicht geleistet, sollten beide Partner am besten offen miteinander über die Situation reden, um zu einer ‘gegenseitigen Einwilligung’ zu gelangen (1. Korinther 7:5). Dadurch wird verhindert, daß einer der Partner voreilig falsche Schlüsse zieht. Wenn eine Frau sich ihrem Mann vorsätzlich verweigert oder wenn ein Mann absichtlich die eheliche Pflicht nicht auf liebevolle Weise leistet, mag der Partner der Versuchung ausgesetzt sein. In einem solchen Fall können in einer Ehe Probleme auftreten.
13. Wie können Christen ihr Denken rein erhalten?
13 Verheiratete Diener Gottes müssen wie alle anderen Christen Pornographie meiden, denn sie kann unreine und widernatürliche Begierden wecken (Kolosser 3:5). Sie müssen auch im Umgang mit allen Personen vom anderen Geschlecht auf ihre Gedanken und Handlungen achten. Jesus sagte warnend: „Jeder, der fortwährend eine Frau ansieht, um so in Leidenschaft zu ihr zu entbrennen, [hat] in seinem Herzen schon mit ihr Ehebruch begangen“ (Matthäus 5:28). Ehepaare müßten es mit Hilfe des biblischen Rates über die Sexualität verhindern können, daß sie in Versuchung geraten und Ehebruch begehen. Sie dürfen sich fortwährend eines Intimlebens in einer Ehe erfreuen, in der die Sexualität als eine gute Gabe Jehovas, des Stifters der Ehe, geschätzt wird (Sprüche 5:15-19).
DER BIBLISCHE SCHEIDUNGSGRUND
14. Welche traurige Situation entsteht manchmal? Warum?
14 Erfreulicherweise können in den meisten christlichen Ehen die aufkommenden Schwierigkeiten gelöst werden. Doch manchmal ist es anders. Da die Menschen unvollkommen sind und in einer sündigen Welt leben, die von Satan beherrscht wird, stehen manche Ehen kurz vor dem Scheitern (1. Johannes 5:19). Wie sollten Christen in einer derart prüfungsreichen Situation vorgehen?
15. (a) Was ist die einzige schriftgemäße Grundlage für eine Scheidung, die eine Wiederverheiratung erlaubt? (b) Warum haben sich manche dagegen entschieden, sich von einem untreuen Ehepartner scheiden zu lassen?
15 Wie im zweiten Kapitel dieses Buches erwähnt, ist Hurerei der einzige schriftgemäße Scheidungsgrund mit der Möglichkeit der Wiederverheiratung (Matthäus 19:9).c Wenn eindeutig bewiesen ist, daß der Ehepartner untreu war, steht man vor einer schwierigen Entscheidung. Soll die Ehe aufrechterhalten oder die Scheidung eingereicht werden? Dafür gibt es keine Regeln. Manche Christen haben ihrem Partner völlig verziehen, weil er echte Reue bekundete, und die aufrechterhaltene Ehe verlief gut. Andere haben sich der Kinder wegen nicht scheiden lassen.
16. (a) Welches sind einige der Faktoren, die manche dazu bewogen haben, sich von ihrem auf Abwege geratenen Ehepartner scheiden zu lassen? (b) Warum sollte niemand die Entscheidung eines unschuldigen Ehepartners kritisieren, ganz gleich, ob er sich entschließt, sich scheiden zu lassen oder nicht?
16 Die sündige Handlung kann aber auch zu einer Schwangerschaft oder einer sexuell übertragbaren Krankheit geführt haben. Vielleicht müssen die Kinder vor einem Elternteil geschützt werden, der sie sexuell mißbrauchen würde. Ohne Frage ist vieles zu berücksichtigen, bevor man eine Entscheidung trifft. Wer jedoch von der Untreue seines Ehepartners erfahren hat und danach die Geschlechtsbeziehungen mit ihm wiederaufnimmt, bringt dadurch zum Ausdruck, daß er ihm verziehen hat und die Ehe weiterführen möchte. Der Grund für eine Scheidung mit der schriftgemäßen Möglichkeit der Wiederverheiratung existiert dann nicht mehr. Niemand sollte sich in die Angelegenheiten anderer einmischen, und niemand sollte versuchen, eine Entscheidung zu beeinflussen oder zu kritisieren. Jeder wird selbst mit den Folgen seiner Entscheidung leben müssen. „Jeder wird seine eigene Last tragen“ (Galater 6:5).
GRÜNDE FÜR EINE TRENNUNG
17. Welche Einschränkung ist gemäß der Bibel mit einer Trennung oder Scheidung verbunden, wenn keine Hurerei vorliegt?
17 Gibt es Umstände, die es rechtfertigen mögen, daß man sich von seinem Ehepartner trennt oder sich eventuell scheiden läßt, selbst wenn er keine Hurerei begangen hat? Ja, aber in einem solchen Fall ist ein Christ nicht frei, eine andere Person für eine Wiederverheiratung in Betracht zu ziehen (Matthäus 5:32). Die Bibel räumt zwar die Möglichkeit einer Trennung ein, fordert aber, daß derjenige, der weggeht, ‘unverheiratet bleibt oder sich wieder aussöhnt’ (1. Korinther 7:11). Was sind einige extreme Umstände, die eine Trennung ratsam erscheinen lassen?
18, 19. Welche außergewöhnlichen Umstände mögen einen Ehepartner zu der Überlegung veranlassen, ob es ratsam ist, eine gesetzliche Trennung oder Scheidung zu erwirken, selbst wenn eine Wiederverheiratung ausgeschlossen ist?
18 Nun, eine Familie mag völlig verarmen, weil der Ehemann überaus faul ist und schlechte Gewohnheiten hat.d Vielleicht verspielt oder vertrinkt er das Familieneinkommen oder finanziert damit seine Drogensucht. In der Bibel heißt es: „Jemand, der ... für seine Hausgenossen nicht sorgt, [hat] den Glauben verleugnet und ist schlimmer als ein Ungläubiger“ (1. Timotheus 5:8). Wenn ein solcher Mann sich weigert, sein Verhalten zu ändern, und seine Laster möglicherweise sogar mit dem Geld, das seine Frau verdient hat, finanziert, dann mag die Frau sich dafür entscheiden, ihr eigenes Wohl und das ihrer Kinder zu schützen, indem sie eine gesetzliche Trennung erwirkt.
19 Ein solcher gesetzlicher Schritt kann ferner erwogen werden, wenn ein Ehepartner den anderen äußerst gewalttätig behandelt, indem er den Betreffenden wiederholt in einem solchen Ausmaß schlägt, daß dessen Gesundheit oder sogar dessen Leben bedroht ist. Auch wenn ein Ehepartner den anderen ständig zu zwingen versucht, Gottes Gebote auf irgendeine Weise zu übertreten, könnte der bedrohte Partner eine Trennung erwägen, vor allem wenn der Punkt erreicht wird, wo das Glaubensleben gefährdet ist. Der Partner, der dieser Gefahr ausgesetzt ist, mag zu dem Schluß kommen, daß eine gesetzliche Trennung die einzige Möglichkeit ist, „Gott, dem Herrscher, mehr [zu] gehorchen als den Menschen“ (Apostelgeschichte 5:29).
20. (a) Was können reife Freunde und Älteste tun, wenn eine Familie auseinandergeht, und was sollten sie unterlassen? (b) Wofür sollten Verheiratete die Bezugnahmen der Bibel auf Trennung und Scheidung nicht zum Vorwand nehmen?
20 Bei extremer Mißhandlung durch den Ehepartner sollte niemand den unschuldigen Partner je zu etwas drängen — weder dazu, sich von dem anderen zu trennen, noch dazu, bei ihm zu bleiben. Reife Freunde und Älteste mögen zwar Beistand leisten und biblischen Rat geben, aber sie können nicht alle Einzelheiten über das kennen, was sich zwischen einem Ehemann und einer Ehefrau abspielt. Nur Jehova kann es sehen. Natürlich würde eine christliche Ehefrau die göttliche Institution der Ehe nicht ehren, wenn sie die Ehegemeinschaft unter fadenscheinigen Vorwänden verließe. Sofern aber eine extrem gefährliche Situation anhält, sollte niemand die Ehefrau kritisieren, wenn sie sich für eine Trennung entscheidet. Genau das gleiche gilt für einen christlichen Ehemann, der eine Trennung beabsichtigt. „Wir werden alle vor dem Richterstuhl Gottes stehen“ (Römer 14:10).
WIE EINE ZERRÜTTETE EHE GERETTET WURDE
21. Welche Erfahrung zeigt, daß der biblische Rat in bezug auf die Ehe brauchbar ist?
21 Drei Monate nachdem sich Lucia, die anfangs erwähnt wurde, von ihrem Mann getrennt hatte, lernte sie Jehovas Zeugen kennen und studierte mit ihrer Hilfe die Bibel. „Zu meiner großen Überraschung“, erklärt sie, „enthielt die Bibel brauchbare Lösungen für mein Problem. Nach nur einer Woche Studium wollte ich mich mit meinem Mann wieder aussöhnen. Heute kann ich sagen, daß Jehova weiß, wie eine Ehe, in der es kriselt, zu retten ist; seine Lehren sind Ehepartnern eine Hilfe, zu lernen, wie man sich gegenseitig Achtung erweist. Es stimmt nicht, daß Jehovas Zeugen, wie einige sagen, die Familien entzweien. In meinem Fall traf genau das Gegenteil zu.“ Lucia lernte, in ihrem Leben biblische Grundsätze anzuwenden.
22. Worauf sollten alle Ehepaare vertrauen?
22 Lucia bildet keine Ausnahme. Die Ehe sollte ein Segen sein und nicht eine Belastung. Zu diesem Zweck hat Jehova das vorzüglichste Nachschlagewerk mit Rat für die Ehe zur Verfügung gestellt: sein kostbares Wort. Die Bibel kann „den Unerfahrenen weise“ machen (Psalm 19:7-11). Mit ihrer Hilfe sind zahlreiche Ehen, die zu scheitern drohten, gerettet worden, und in vielen anderen Ehen, die durch schwere Probleme belastet waren, hat sich die Lage gebessert. Mögen doch alle Ehepaare dem Rat, den Jehova Gott anbietet, ihr volles Vertrauen schenken! Das hilft wirklich.
a Der Name wurde geändert.
b Einige dieser Bereiche wurden in früheren Kapiteln behandelt.
c Der biblische Ausdruck „Hurerei“ schließt Ehebruch, Homosexualität, Sodomie und andere vorsätzliche unerlaubte Handlungen ein, die den Gebrauch der Geschlechtsorgane einschließen.
d Das bezieht sich nicht auf Situationen, in denen ein Mann trotz guter Absichten und aus Gründen, die er nicht beeinflussen kann, wie Krankheit und fehlende Erwerbsmöglichkeiten, nicht in der Lage ist, für seine Familie zu sorgen.
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Gemeinsam älter werdenDas Geheimnis des Familienglücks
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KAPITEL VIERZEHN
Gemeinsam älter werden
1, 2. (a) Welche Veränderungen stellen sich mit zunehmendem Alter ein? (b) Wie fanden gottgefällige Männer in biblischen Zeiten Befriedigung im Alter?
MIT zunehmendem Alter stellen sich zahlreiche Veränderungen ein. Körperliche Schwächen zehren an der Vitalität. Ein Blick in den Spiegel läßt neue Falten erkennen und einen allmählichen Verlust der Haarfarbe — sogar der Haare selbst. Das Gedächtnis mag nachlassen. Neue Beziehungen entstehen, wenn die Kinder heiraten, und wieder andere, wenn Enkel kommen. Für viele bringt das Ausscheiden aus dem Berufsleben eine Veränderung im Alltagsleben mit sich.
2 Mit zunehmendem Alter können wahrhaftig prüfungsreiche Zeiten eintreten (Prediger 12:1-8). Betrachten wir jedoch Gottes Diener in biblischen Zeiten. Obwohl sie schließlich starben, hatten sie sowohl Weisheit als auch Verständnis erworben, und das brachte ihnen im Alter große Befriedigung (1. Mose 25:8; 35:29; Hiob 12:12; 42:17). Wie gelang es ihnen, älter zu werden, ohne die Freude zu verlieren? Bestimmt war ihnen das möglich, weil sie nach den Grundsätzen lebten, die wir heute in der Bibel aufgezeichnet finden (Psalm 119:105; 2. Timotheus 3:16, 17).
3. Welchen Rat gab der Apostel Paulus älteren Männern und Frauen?
3 In seinem Brief an Titus gab der Apostel Paulus denen eine vernünftige Anleitung, die im vorgerückten Alter sind. Er schrieb: „Mögen die betagten Männer mäßig sein in den Gewohnheiten, ernsthaft, gesunden Sinnes, gesund im Glauben, in der Liebe, im Ausharren. Ebenso seien die betagten Frauen von ehrerbietigem Benehmen, nicht verleumderisch, auch nicht vielem Wein versklavt, Lehrerinnen des Guten“ (Titus 2:2, 3). Diese Worte zu beachten kann einem helfen, den Schwierigkeiten des Älterwerdens zu begegnen.
SICH DER EIGENSTÄNDIGKEIT DER KINDER ANPASSEN
4, 5. Wie reagieren viele Eltern, wenn die Kinder aus dem Haus gehen, und wie passen sich einige der neuen Situation an?
4 Veränderte Rollen erfordern Anpassungsfähigkeit. Wie wahr das doch ist, wenn die Kinder groß sind, das Haus verlassen und heiraten! Für viele Eltern ist das der erste Hinweis darauf, daß sie allmählich älter werden. Eltern sind zwar froh, daß ihre Kinder erwachsen sind, aber oft sind sie besorgt, ob sie alles ihnen Mögliche getan haben, um die Kinder auf ihre Eigenständigkeit vorzubereiten. Und sie mögen es vermissen, sie um sich zu haben.
5 Verständlicherweise machen sich die Eltern weiterhin Sorgen um das Wohlergehen ihrer Kinder, selbst wenn sie aus dem Haus sind. „Mich würde es freuen“, sagt eine Mutter, „wenn sie nur öfter etwas von sich hören ließen, damit ich weiß, daß ihnen nichts fehlt.“ Ein Vater berichtet: „Es war sehr schwer für mich, als unsere Tochter aus dem Haus ging. Es hinterließ in unserer Familie eine große Lücke, denn wir haben immer alles gemeinsam getan.“ Wie sind Eltern wie diese mit der Abwesenheit ihrer Kinder fertig geworden? Oft, indem sie sich bemühten, anderen zu helfen.
6. Was trägt dazu bei, die Familienbeziehungen aus dem richtigen Blickwinkel zu betrachten?
6 Wenn die Kinder heiraten, wechselt die Rolle der Eltern. In 1. Mose 2:24 heißt es: „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen, und er soll fest zu seiner Frau halten, und sie sollen e i n Fleisch werden.“ Die Anerkennung des göttlichen Grundsatzes der Leitung durch ein Haupt und des Grundsatzes, daß Jehova ein Gott der Ordnung ist, wird Eltern helfen, die Dinge aus dem richtigen Blickwinkel zu betrachten (1. Korinther 11:3; 14:33, 40).
7. Welch vorzügliche Einstellung eignete sich ein Vater an, dessen Töchter das Haus verließen, um zu heiraten?
7 Nachdem beide Töchter eines Ehepaares geheiratet hatten und weggezogen waren, fühlte das Paar eine Leere in seinem Leben. Zuerst ärgerte sich der Mann über seine Schwiegersöhne. Als er aber über den Grundsatz der Leitung durch ein Haupt nachdachte, sah er ein, daß die Männer seiner Töchter jetzt für ihren Haushalt verantwortlich waren. Wenn seine Töchter ihn um Rat baten, fragte er sie deshalb zuerst, wie ihr Mann darüber denke, und dann achtete er darauf, soviel Beistand zu leisten wie möglich. Seine Schwiegersöhne betrachten ihn jetzt als Freund und begrüßen seinen Rat.
8, 9. Wie haben sich einige Eltern auf die Eigenständigkeit ihrer erwachsenen Kinder eingestellt?
8 Wie verhält es sich, wenn Neuverheiratete zwar nichts Schriftwidriges tun, sich aber nicht nach dem ausrichten, was die Eltern für das Beste halten? „Wir helfen ihnen immer, Jehovas Standpunkt zu erkennen“, erklärt ein Ehepaar, dessen Kinder verheiratet sind, „aber wenn wir mit einer ihrer Entscheidungen nicht einverstanden sind, nehmen wir es hin und unterstützen und ermuntern die beiden.“
9 In bestimmten Ländern Asiens finden es manche Mütter besonders schwer, die Eigenständigkeit ihrer Söhne zu akzeptieren. Wenn sie jedoch die christliche Ordnung und die Leitung durch ein Haupt respektieren, stellen sie fest, daß sich die Spannungen zwischen ihnen und den Schwiegertöchtern stark verringern. Eine Christin meint, daß sich der Auszug ihrer Söhne aus dem Elternhaus als ein „Quell ständig wachsender Dankbarkeit“ erwiesen hat. Es begeistert sie, zu sehen, wie gut sie ihrem neuen Haushalt vorstehen. Andererseits bedeutet dies eine physische und geistige Entlastung für die Zeit, in der sie und ihr Mann älter werden.
DIE EHEBANDE ERNEUT STÄRKEN
Versichert euch, während ihr älter werdet, eurer Liebe zueinander
10, 11. Welcher biblische Rat erleichtert es, einigen Schlingen des mittleren Alters zu entgehen?
10 Die Menschen reagieren unterschiedlich, wenn sie in das mittlere Lebensalter kommen. Manche Männer kleiden sich anders, um jünger auszusehen. Viele Frauen machen sich Sorgen wegen der Veränderungen, die die Wechseljahre mit sich bringen. Bedauerlicherweise verärgern manche im mittleren Alter ihren Ehepartner und machen ihn eifersüchtig, indem sie mit jüngeren Personen vom anderen Geschlecht flirten. Gottergebene ältere Männer sind jedoch „gesunden Sinnes“ und beherrschen solche unrechten Wünsche (1. Petrus 4:7). Reife Frauen bemühen sich ebenfalls um die Stabilität ihrer Ehe, und zwar aus Liebe zu ihrem Mann und aus dem Wunsch heraus, Jehova zu gefallen.
11 Unter Inspiration zeichnete König Lemuel ein Lob für die „tüchtige Ehefrau“ auf, die ihren Mann „mit Gutem belohnt und nicht mit Bösem alle Tage ihres Lebens“. Ein christlicher Ehemann schätzt bestimmt die Bemühungen seiner Frau, mit irgendwelchen emotionalen Tiefs fertig zu werden, die sie im mittleren Alter durchmacht. Seine Liebe veranlaßt ihn dazu, sie zu ‘preisen’ (Sprüche 31:10, 12, 28).
12. Wie können sich Ehepartner näherkommen, während die Jahre vergehen?
12 In den geschäftigen Jahren, in denen die Kinder aufwuchsen, haben beide Eltern gern die persönlichen Wünsche zurückgestellt, um den Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden. Nachdem die Kinder das Haus verlassen haben, ist es an der Zeit, das eigene Eheleben neu zu ordnen. „Als meine Töchter aus dem Haus gingen“, sagt ein Ehemann, „begann ich erneut, um meine Frau zu werben.“ Ein anderer Ehemann sagt: „Wir achten gegenseitig auf unsere Gesundheit und erinnern uns gegenseitig daran, daß wir Bewegung brauchen.“ Um nicht einsam zu sein, erweisen er und seine Frau anderen aus der Versammlung Gastfreundschaft. Ja, Interesse an anderen zu zeigen trägt Segen ein. Außerdem gefällt es Jehova (Philipper 2:4; Hebräer 13:2, 16).
13. Welche Rolle spielen Offenheit und Ehrlichkeit, wenn ein Paar gemeinsam älter wird?
13 Ehepartner sollten verhindern, daß der Gedankenaustausch zwischen ihnen abreißt. Es ist gut, ungezwungen miteinander zu reden (Sprüche 17:27). „Wir sind fürsorglich und rücksichtsvoll dem anderen gegenüber und verstehen uns deshalb immer besser“, bemerkt ein Ehemann. Seine Frau stimmt ihm mit den Worten zu: „Als wir älter wurden, hat es uns immer mehr Freude gemacht, miteinander Tee zu trinken, uns zu unterhalten und uns gegenseitig zu unterstützen.“ Offen und ehrlich zu sein kann die Ehebande festigen und sie so widerstandsfähig machen, daß alle Angriffe Satans, des Ehezerrütters, abgewehrt werden.
FREUDE AN DEN ENKELN HABEN
14. Welchen Anteil hatte die Großmutter des Timotheus offenbar an seinem Aufwachsen als Christ?
14 Enkel sind die „Krone“ der Älteren (Sprüche 17:6). Die Enkel um sich zu haben kann wirklich eine Freude sein — belebend und erfrischend. Die Bibel spricht lobend von Lois, einer Großmutter, die gemeinsam mit ihrer Tochter Eunike ihre Glaubensansichten an ihren kleinen Enkel Timotheus weitergab. Dieser Junge wuchs in dem Bewußtsein auf, daß seine Mutter und seine Großmutter die biblische Wahrheit schätzten (2. Timotheus 1:5; 3:14, 15).
15. Welchen wertvollen Beitrag können Großeltern im Hinblick auf die Enkel leisten, aber was sollten sie vermeiden?
15 Hier ist ein besonderes Betätigungsfeld, auf dem Großeltern einen überaus wertvollen Beitrag leisten können. Großeltern haben bereits ihre Erkenntnis über Jehovas Vorsätze ihren Kindern übermittelt. Jetzt können sie es noch bei einer weiteren Generation tun. Viele kleine Kinder sind begeistert, wenn ihnen die Großeltern biblische Geschichten erzählen. Natürlich übernehmen sie nicht die Aufgabe des Vaters, den Kindern die biblische Wahrheit einzuprägen (5. Mose 6:7). Sie spielen eine ergänzende Rolle. Großeltern mögen wie der Psalmist beten: „Selbst bis ins Alter und bis zum Ergrauen, o Gott, verlaß mich nicht, bis ich von deinem Arm der Generation berichte, all denen, die kommen sollen, von deiner Macht“ (Psalm 71:18; 78:5, 6).
16. Wie können Großeltern vermeiden, Spannungen in ihrer Familie zu verursachen?
16 Leider verwöhnen manche Großeltern die Kleinen so sehr, daß zwischen den Großeltern und ihren erwachsenen Kindern Spannungen entstehen. Aber vielleicht fällt es den Enkeln wegen der aufrichtigen Freundlichkeit ihrer Großeltern leichter, sich ihnen anzuvertrauen, wenn es ihnen unangenehm ist, etwas ihren Eltern zu offenbaren. Manchmal hoffen die Kleinen, daß ihre toleranten Großeltern bei den Eltern für sie Partei ergreifen. Was dann? Dann gilt es, weise zu handeln und die Enkel zu ermuntern, gegenüber ihren Eltern offen zu sein. Man kann erklären, daß dies Jehova gefällt (Epheser 6:1-3). Wenn nötig, kann man sich bereit erklären, dem Kind den Weg für ein Gespräch zu ebnen, indem man vorher mit den Eltern spricht. Es ist gut, mit den Enkeln über das zu reden, was man im Laufe der Jahre gelernt hat. Ehrlichkeit und Offenheit kann ihnen nützen.
SICH DEM FORTSCHREITENDEN ALTER ANPASSEN
17. Welche Entschlossenheit des Psalmisten sollten Christen nachahmen, wenn sie älter werden?
17 Während die Jahre vorübergehen, stellt man fest, daß man nicht mehr alles tun kann, was man möchte oder früher tun konnte. Wie paßt man sich dem Alterungsprozeß am besten an? Man fühlt sich vielleicht wie 30, aber ein Blick in den Spiegel verrät, daß die Wirklichkeit anders aussieht. Das ist kein Grund, entmutigt zu sein. Der Psalmist flehte zu Jehova: „Wirf mich nicht weg in der Zeit des Alters; gerade wenn meine Kraft versagt, verlaß mich nicht.“ Man sollte sich vornehmen, die Entschlossenheit des Psalmisten nachzuahmen. Er sagte: „Ich werde beständig harren, und ich will noch hinzufügen zu all deinem Lobpreis“ (Psalm 71:9, 14).
18. Wie kann ein reifer Christ die Zeit nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben nutzen?
18 Viele haben sich darauf vorbereitet, Jehova vermehrt zu preisen, wenn sie aus dem Berufsleben ausscheiden. „Ich plante im voraus, was ich tun würde, wenn unsere Tochter aus der Schule käme“, erklärt ein Vater, der jetzt aus dem Berufsleben ausgeschieden ist. „Ich beschloß, den Vollzeitpredigtdienst aufzunehmen, und verkaufte mein Geschäft, damit ich frei wäre, Jehova in noch vollerem Maße zu dienen. Ich betete zu Gott um Leitung.“ Wer sich dem Rentenalter nähert, kann aus dem, was der große Schöpfer erklärte, Trost schöpfen: „Auch bis zu jemandes Alter bin ich derselbe; und bis zu jemandes Grauköpfigkeit werde ich selbst fortfahren, euch zu ertragen“ (Jesaja 46:4).
19. Welcher Rat wird denen gegeben, die jetzt älter werden?
19 Es mag nicht leicht sein, sich nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben auf die neue Situation einzustellen. Gemäß dem Rat des Apostels Paulus sollten betagte Männer „mäßig sein in den Gewohnheiten“. Das erfordert, daß man sich allgemein unter Kontrolle hat und nicht der Neigung nachgibt, ein bequemes Leben zu führen. Nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben kann es sogar noch nötiger sein, einen bestimmten Rhythmus beizubehalten und Selbstdisziplin zu üben. Uns wird geraten, ‘allezeit reichlich beschäftigt zu sein im Werk des Herrn, da wir wissen, daß unsere mühevolle Arbeit in Verbindung mit dem Herrn nicht vergeblich ist’ (1. Korinther 15:58). Wir sollten die Hilfe, die wir anderen leisten, ausweiten (2. Korinther 6:13). Viele Christen tun dies, indem sie die gute Botschaft mit angepaßtem Tempo eifrig verkündigen. Mit zunehmendem Alter gilt es, ‘gesund im Glauben, in der Liebe und im Ausharren’ zu bleiben (Titus 2:2).
DEN VERLUST DES EHEPARTNERS ÜBERWINDEN
20, 21. (a) Wodurch werden Ehepaare im gegenwärtigen System der Dinge schließlich getrennt? (b) Inwiefern ist Anna ein vorzügliches Beispiel für einen hinterbliebenen Ehepartner?
20 Es ist traurig, aber wahr, daß Eheleute im gegenwärtigen System der Dinge schließlich durch den Tod voneinander getrennt werden. Jemand, der seinen Ehepartner verloren hat, weiß, daß der geliebte Partner sich in einem Schlaf befindet, und er vertraut darauf, daß er ihn wiedersehen wird (Johannes 11:11, 25). Doch der Verlust macht ihn tieftraurig. Wie kann der Hinterbliebene damit zurechtkommen?a
21 Eine Hilfe ist es, an das zu denken, was eine Frau tat, die in der Bibel erwähnt wird. Anna wurde nach nur sieben Ehejahren Witwe, und das, was wir über sie lesen, trug sich zu, als sie 84 Jahre alt war. Wir können sicher sein, daß sie trauerte, als sie ihren Mann verlor. Wie kam sie damit zurecht? Sie verbrachte Tag und Nacht im Tempel und brachte Jehova Gott heiligen Dienst dar (Lukas 2:36-38). Annas Leben in diesem Dienst, das sich durch viele Gebete auszeichnete, war zweifellos ein wirksames Mittel gegen den Kummer und die Einsamkeit, die sie als Witwe verspürte.
22. Wie haben einige Witwen und Witwer die Einsamkeit überwunden?
22 „Für mich war es am schwierigsten, daß ich niemand mehr um mich hatte, mit dem ich reden konnte“, erklärt eine 72jährige Frau, die seit zehn Jahren Witwe ist. „Mein Mann hat mir immer gut zugehört. Wir redeten über die Versammlung und über das, was wir im Predigtdienst taten.“ Eine andere Witwe sagt: „Die Zeit heilt zwar Wunden, aber ich habe festgestellt, daß eigentlich das heilt, was man mit seiner Zeit anfängt. Man kann jetzt anderen besser helfen.“ Ein 67jähriger Witwer stimmt dem zu, indem er sagt: „Eine wunderbare Art und Weise, mit dem Verlust fertig zu werden, besteht darin, andere zu trösten.“
IM ALTER VON GOTT GESCHÄTZT
23, 24. Welchen großartigen Trost gibt die Bibel Betagten, vor allem denen, die verwitwet sind?
23 Auch wenn der Tod einen des geliebten Ehepartners beraubt, so bleibt Jehova doch für immer treu und zuverlässig. „Eines habe ich von Jehova erbeten“, sang König David in alter Zeit, „danach werde ich suchen: daß ich im Haus Jehovas wohne alle Tage meines Lebens, um anzuschauen die Lieblichkeit Jehovas und mit Wertschätzung seinen Tempel zu betrachten“ (Psalm 27:4).
24 „Ehre Witwen, die wirklich Witwen sind“, betonte der Apostel Paulus (1. Timotheus 5:3). Der Rat, der dieser Anweisung folgt, zeigt an, daß würdige Witwen ohne nahe Verwandte materielle Unterstützung von der Versammlung benötigt haben mögen. Dennoch schließt der Sinn der Anweisung, sie zu „ehren“, den Gedanken ein, sie zu schätzen. Welch einen Trost gottgefällige Witwen und Witwer doch aus der Erkenntnis ziehen können, daß Jehova sie schätzt und sie stützen wird! (Jakobus 1:27).
25. Welches Ziel haben Betagte weiterhin?
25 In Gottes inspiriertem Wort heißt es: „Die Pracht der Alten ist ihr graues Haupt.“ Es ist ‘eine Krone der Schönheit, wenn sie auf dem Weg der Gerechtigkeit gefunden wird’ (Sprüche 16:31; 20:29). Ob wir verheiratet sind oder wieder alleinstehend, wir sollten weiterhin dem Dienst für Jehova in unserem Leben den Vorrang geben. Wir werden dadurch heute bei Gott einen guten Namen erlangen und die Aussicht auf ewiges Leben in einer Welt, wo es Altersbeschwerden nicht mehr geben wird (Psalm 37:3-5; Jesaja 65:20).
a Eine eingehendere Betrachtung dieses Themas enthält die Broschüre Wenn ein geliebter Mensch gestorben ist, herausgegeben von der Wachtturm-Gesellschaft.
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Die betagten Eltern ehrenDas Geheimnis des Familienglücks
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KAPITEL FÜNFZEHN
Die betagten Eltern ehren
1. Was schulden wir unseren Eltern, und wie sollten wir daher ihnen gegenüber empfinden und handeln?
„HÖRE auf deinen Vater, der deine Geburt verursacht hat, und verachte nicht deine Mutter, nur weil sie alt geworden ist“, riet ein weiser Mann vor langer Zeit (Sprüche 23:22). „Das würde ich nie tun!“ mögen wir sagen. Statt unsere Mutter oder auch unseren Vater zu verachten, empfinden die meisten von uns eine tiefe Liebe zu den Eltern. Wir erkennen, daß wir ihnen viel zu verdanken haben. Vor allem haben uns die Eltern das Leben geschenkt. Jehova ist zwar der Quell des Lebens, aber ohne unsere Eltern gäbe es uns nicht. Nichts von dem, was wir unseren Eltern geben könnten, ist so wertvoll wie das Leben an sich. Denken wir auch an die Selbstaufopferung, die angstvolle Besorgtheit, die Kosten und die liebevolle Aufmerksamkeit, die damit verbunden sind, ein Kind auf dem Weg vom Kleinkind zum Erwachsenen zu leiten. Wie vernünftig ist daher der Rat in Gottes Wort: „Ehre deinen Vater und deine Mutter ... Damit es dir gutgeht und du lange Zeit auf der Erde bleibst“ (Epheser 6:2, 3).
DIE EMOTIONELLEN BEDÜRFNISSE ERKENNEN
2. Wie können erwachsene Kinder ihren Eltern eine „gebührende Vergütung“ erstatten?
2 Der Apostel Paulus schrieb an Christen: „Laß ... [Kinder oder Enkel] zuerst lernen, in ihrem eigenen Hause Gottergebenheit zu pflegen und ihren Eltern und Großeltern beständig eine gebührende Vergütung zu erstatten, denn das ist in Gottes Augen annehmbar“ (1. Timotheus 5:4). Erwachsene Kinder erstatten diese „gebührende Vergütung“, indem sie Wertschätzung für die Jahre der Liebe, der Arbeit und der Fürsorge zeigen, die ihre Eltern und Großeltern für sie eingesetzt haben. Eine Möglichkeit, wie Kinder das tun können, besteht darin, anzuerkennen, daß Ältere wie alle anderen auch — oft sogar sehr dringend — Liebe und Zuspruch brauchen. Wie jeder von uns müssen sie sich geschätzt fühlen. Sie müssen spüren, daß ihr Leben lohnenswert ist.
3. Wie können wir Eltern und Großeltern ehren?
3 Wir können also unsere Eltern und Großeltern ehren, indem wir sie wissen lassen, daß wir sie lieben (1. Korinther 16:14). Wohnen unsere Eltern nicht bei uns, sollten wir daran denken, daß es viel für sie bedeuten kann, wenn wir etwas von uns hören lassen. Ein gern geschriebener Brief, ein Anruf oder ein Besuch kann sehr zu ihrer Freude beitragen. Miyo, die in Japan lebt, schrieb im Alter von 82 Jahren: „Meine Tochter [ihr Mann ist ein reisender Diener] sagt mir: ‚Mutter, „reise“ doch bitte mit uns.‘ Sie schickt mir die Reiseroute und die jeweilige Telefonnummer, unter der sie jede Woche zu erreichen sind. Ich kann auf die Karte schauen und sagen: ‚Ah, jetzt sind sie hier!‘ Ich danke Jehova stets dafür, daß ich so ein Kind habe.“
MATERIELLEN BEISTAND LEISTEN
4. Inwiefern förderte die religiöse jüdische Überlieferung die Gefühllosigkeit gegenüber betagten Eltern?
4 Könnte die Sorge um die materiellen Bedürfnisse der Eltern dazu gehören, daß man sie ehrt? Ja. Oft gehört das dazu. In den Tagen Jesu hielten die geistlichen Führer der Juden an der Überlieferung fest, daß jemand von der Verantwortung, mit seinem Geld oder seinem Besitz für seine Eltern zu sorgen, befreit sei, wenn er erklärte, es sei „eine Gott gewidmete Gabe“ (Matthäus 15:3-6). Wie gefühllos! In Wirklichkeit ermunterten die geistlichen Führer die Leute nicht dazu, ihre Eltern zu ehren, sondern sie mit Verachtung zu behandeln und ihnen aus Eigennutz das vorzuenthalten, was sie benötigten. Das sollten wir nie tun! (5. Mose 27:16).
5. Warum gehört manchmal die finanzielle Hilfeleistung dazu, die Eltern zu ehren, obwohl in manchen Ländern staatliche Unterstützung vorhanden ist?
5 In vielen Ländern gibt es heute soziale Einrichtungen, durch die für einen Teil der materiellen Bedürfnisse betagter Menschen gesorgt wird, wie zum Beispiel für Nahrung, Kleidung und Obdach. Zusätzlich mögen die Betagten eine Vorsorge fürs Alter getroffen haben. Aber wenn das alles nicht mehr vorhanden ist oder sich als unzureichend erweist, dann ehren Kinder ihre Eltern, indem sie tun, was sie können, um die Bedürfnisse der Eltern zu stillen. Sich um betagte Eltern zu kümmern ist in Wirklichkeit ein Beweis für Gottergebenheit, das heißt der Ergebenheit gegenüber Jehova Gott, dem Urheber der Familieneinrichtung.
LIEBE UND SELBSTAUFOPFERUNG
6. Welche Regelungen in bezug auf die Wohnung haben manche getroffen, um für die Bedürfnisse der Eltern zu sorgen?
6 Viele erwachsene Kinder haben auf die Bedürfnisse ihrer kranken Eltern mit Liebe und Selbstaufopferung reagiert. Einige haben die Eltern in ihre Wohnung aufgenommen oder sind in ihre Nähe gezogen. Andere sind bei ihren Eltern eingezogen. Oft haben sich solche Regelungen sowohl für die Eltern als auch für die Kinder als ein Segen erwiesen.
7. Warum ist es nicht gut, in bezug auf betagte Eltern übereilte Entscheidungen zu treffen?
7 Gelegentlich nimmt ein solcher Umzug jedoch keinen guten Ausgang. Warum nicht? Vielleicht weil Entscheidungen übereilt getroffen werden oder nur auf Gefühlen beruhen. Die Bibel mahnt mit den folgenden weisen Worten zur Vorsicht: „Der Kluge achtet auf seine Schritte“ (Sprüche 14:15). Nehmen wir zum Beispiel an, einer betagten Mutter fällt es schwer, allein zu sein, und man denkt, es würde ihr nützen, wenn man sie zu sich nähme. Um klug zu sein und auf seine Schritte zu achten, könnte man folgendes in Betracht ziehen: Worin bestehen ihre wirklichen Bedürfnisse? Gibt es private oder staatlich geförderte Dienste, die eine annehmbare alternative Lösung darstellen? Möchte sie umziehen? Wenn ja, wie wird es ihr Leben berühren? Muß sie Freunde zurücklassen? Wie wird sie das gefühlsmäßig beeinflussen? Hat man diese Angelegenheiten mit ihr besprochen? Wie könnte sich ein solcher Umzug auf einen selbst, auf den Ehepartner und auf die eigenen Kinder auswirken? Wenn die Mutter Pflege benötigt, wer wird dies übernehmen? Können die Aufgaben aufgeteilt werden? Ist die Sache mit allen unmittelbar Beteiligten besprochen worden?
8. Wen kann man zu Rate ziehen, wenn man vor der Entscheidung steht, wie man den betagten Eltern helfen sollte?
8 Da die Verantwortung für die Betreuung bei allen Kindern einer Familie liegt, mag eine Familienkonferenz ratsam sein, damit alle an den Entscheidungen beteiligt sind. Mit den Ältesten in der Versammlung zu sprechen oder mit Freunden, die in einer vergleichbaren Situation gestanden haben, kann ebenfalls hilfreich sein. „Pläne scheitern, wo es kein vertrauliches Gespräch gibt“, heißt es warnend in der Bibel, „aber bei der Menge der Ratgeber kommt etwas zustande“ (Sprüche 15:22).
MITFÜHLEND UND VERSTÄNDNISVOLL SEIN
Es ist nicht vernünftig, Entscheidungen für einen Elternteil zu treffen, ohne zuvor mit ihm zu reden
9, 10. (a) Welche Rücksichtnahme sollte Betagten trotz ihres vorgerückten Alters entgegengebracht werden? (b) Was sollte ein erwachsenes Kind seinen Eltern immer erweisen, ganz gleich, welche Schritte es ihretwegen unternimmt?
9 Betagte Eltern zu ehren erfordert Mitgefühl und Verständnis. Während das Alter seinen Tribut fordert, mögen Ältere es immer schwieriger finden, zu gehen, zu essen und sich etwas zu merken. Sie mögen Hilfe benötigen. Oft werden die Kinder dann beschützerisch und versuchen, ihnen zu sagen, was sie tun sollen. Aber die Betagten sind Erwachsene, die ein Leben lang Erfahrungen gesammelt und Weisheit erworben haben; sie haben ein Leben lang für sich selbst gesorgt und Entscheidungen selbst getroffen. Ihr Selbstwertgefühl und ihre Selbstachtung mögen hauptsächlich auf ihrer Rolle als Eltern und Erwachsene beruhen. Eltern, die das Gefühl haben, sie müßten ihre Selbständigkeit an ihre Kinder abgeben, können depressiv oder auch zornig werden. Einige sind verstimmt und wehren sich gegen alles, was sie ihrer Selbständigkeit zu berauben scheint.
10 Für solche Probleme gibt es keine Patentlösung, aber es zeugt von Güte, wenn man es betagten Eltern zubilligt, sich um sich selbst zu kümmern und soweit wie möglich ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Es ist nicht vernünftig, Entscheidungen in bezug auf das, was das Beste für die Eltern ist, zu treffen, ohne vorher mit ihnen darüber gesprochen zu haben. Sie mögen vieles nicht mehr tun können. Deshalb sollte man ihnen nicht das abnehmen, was sie noch tun können. Man wird feststellen, daß das Verhältnis zu den Eltern um so besser ist, je weniger man versucht, ihr Leben zu beherrschen. Sie werden glücklicher sein und man selbst auch. Selbst wenn es nötig ist, um ihres Wohls willen auf gewissen Dingen zu bestehen, sollte Eltern die Würde und Achtung zuteil werden, die sie verdienen, denn das ist erforderlich, um seine Eltern zu ehren. Gottes Wort enthält den Rat: „Vor grauem Haar solltest du aufstehen, und du sollst Rücksicht nehmen auf die Person eines alten Mannes“ (3. Mose 19:32).
DIE RECHTE EINSTELLUNG BEWAHREN
11—13. Wie kann ein erwachsenes Kind die schwierige Aufgabe übernehmen, sich um seine betagten Eltern zu kümmern, selbst wenn das Verhältnis zueinander in der Vergangenheit nicht gut gewesen ist?
11 Zuweilen stehen erwachsene Kinder vor einem Problem, das mit dem Verhältnis zu tun hat, das sie früher zu ihren Eltern hatten. Vielleicht war der Vater unfreundlich und lieblos und die Mutter herrisch und barsch. Man mag immer noch frustriert sein, zornig oder gekränkt, weil sie nicht gerade die Eltern waren, die man sich gewünscht hätte. Kann man solche Gefühle überwinden?a
12 Basse, der in Finnland aufwuchs, berichtet: „Mein Stiefvater war im nationalsozialistischen Deutschland bei der SS gewesen. Er wurde schnell wütend, und dann war es gefährlich. Er verprügelte meine Mutter viele Male in meinem Beisein. Als er einmal auf mich wütend war, holte er mit seinem Gürtel aus und schlug mir mit der Schnalle ins Gesicht. Er schlug mich so fest, daß ich über das ganze Bett rollte.“
13 Doch das war nur eine Seite. Basse erzählt weiter: „Andererseits arbeitete er sehr hart und schonte sich nicht, um für die Familie materiell zu sorgen. Er zeigte mir nie väterliche Zuneigung, aber ich wußte, daß er emotionelle Narben hatte. Seine Mutter hatte ihn aus dem Haus geworfen, als er noch ein kleiner Junge war. Während er aufwuchs, mußte er sich allein durchkämpfen, und als junger Mann zog er in den Krieg. Ich konnte ihn gewissermaßen verstehen und gab ihm keine Schuld. Als ich älter wurde, wollte ich ihm bis zu seinem Tod so viel helfen wie nur möglich. Es war nicht einfach, aber ich tat, was ich konnte. Ich versuchte, ihm bis zuletzt ein guter Sohn zu sein, und ich glaube, er hat mich für einen solchen gehalten.“
14. Welche Bibelstelle gilt in allen Situationen, auch in denen, die entstehen, wenn man für betagte Eltern sorgt?
14 In Familienangelegenheiten sowie in anderen Situationen gilt der biblische Rat: „Kleidet euch somit als Gottes Auserwählte, Heilige und Geliebte, mit der innigen Zuneigung des Erbarmens, mit Güte, Demut, Milde und Langmut. Fahrt fort, einander zu ertragen und einander bereitwillig zu vergeben, wenn jemand Ursache zu einer Klage gegen einen anderen hat. So, wie Jehova euch bereitwillig vergeben hat, so tut auch ihr“ (Kolosser 3:12, 13).
PFLEGENDE BENÖTIGEN AUCH PFLEGE
15. Warum ist es manchmal bedrückend, sich um die Pflege der Eltern zu kümmern?
15 Für eine kranke Mutter oder einen kranken Vater zu sorgen ist schwere Arbeit, die viele Aufgaben und viel Verantwortung umfaßt und viel Zeit kostet. Der schwierigste Teil ist jedoch meistens emotioneller Art. Es ist bedrückend, zu sehen, wie die Gesundheit der Eltern nachläßt sowie ihr Gedächtnis und ihre Selbständigkeit. Sandy, die aus Puerto Rico stammt, berichtet: „In unserer Familie drehte sich alles um unsere Mutter. Die Zeit der Pflege war sehr schmerzlich für mich. Erst fing sie an zu hinken, darauf benutzte sie einen Stock und dann eine Gehhilfe, und darauf saß sie im Rollstuhl. Von da an ging es bergab, bis sie verstarb. Sie erkrankte an Knochenkrebs und brauchte ständige Pflege — Tag und Nacht. Wir badeten sie, fütterten sie und lasen ihr vor. Es war äußerst schwierig, vor allem gefühlsmäßig. Als ich erkannte, daß meine Mutter sterben würde, weinte ich, weil ich sie sehr liebte.“
16, 17. Welcher Rat mag einer Person, die jemanden pflegt, helfen, eine ausgeglichene Ansicht zu bewahren?
16 Was kann man, falls man sich selbst in einer solchen Lage befindet, tun, um mit der Situation fertig zu werden? Durch das Lesen der Bibel Jehova zuzuhören und mit ihm im Gebet zu sprechen ist eine große Hilfe (Philipper 4:6, 7). Von der praktischen Seite aus gesehen, ist es gut, ausgewogene Mahlzeiten zu sich zu nehmen und zu versuchen, ausreichend Schlaf zu bekommen. Das wird einen sowohl emotionell als auch körperlich in eine bessere Verfassung versetzen, sich um den lieben Angehörigen zu kümmern. Vielleicht kann man eine gelegentliche Unterbrechung des täglichen Rhythmus vorsehen. Selbst wenn kein Urlaub möglich ist, ist es dennoch vernünftig, Zeit für Entspannung einzuplanen. Man mag es einrichten können, daß jemand anders bei dem kranken Elternteil bleibt, damit man selbst für eine gewisse Zeit weggehen kann.
17 Es ist nicht ungewöhnlich, daß Erwachsene, die jemand pflegen, sich unvernünftig viel zumuten. Man sollte sich aber nicht schuldig fühlen, wenn man etwas nicht tun kann. Unter gewissen Umständen mag man den lieben Angehörigen zur Pflege einem Altenheim anvertrauen müssen. Wer jemand pflegt, sollte vernünftige Anforderungen an sich stellen. Es gilt, die Bedürfnisse der Eltern, der Kinder und des Ehepartners sowie die eigenen in gleicher Weise zu berücksichtigen.
KRAFT, DIE ÜBER DAS NORMALE HINAUSGEHT
18, 19. Was hat Jehova in bezug auf Unterstützung versprochen, und welche Erfahrung zeigt, daß er sein Versprechen hält?
18 Durch sein Wort, die Bibel, hat Jehova liebevolle Anleitung gegeben, die jemandem, der sich um betagte Eltern kümmert, eine enorme Hilfe sein kann; doch das ist nicht die einzige Hilfe, die er bereithält. „Jehova ist nahe allen, die ihn anrufen“, schrieb der Psalmist unter Inspiration. „Ihren Hilferuf wird er hören, und er wird sie retten.“ Jehova wird seine Treuen selbst angesichts schwierigster Umstände retten oder bewahren (Psalm 145:18, 19).
19 Myrna, die auf den Philippinen lebt, machte diese Erfahrung, als sie sich um ihre Mutter kümmerte, die sich nach einem Schlaganfall überhaupt nicht mehr helfen konnte. „Es gibt nichts Deprimierenderes, als seine Mutter leiden zu sehen, ohne daß sie einem sagen kann, wo es ihr weh tut“, schreibt Myrna. „Es ist, als müsse man hilflos zusehen, wie jemand allmählich ertrinkt. Viele Male kniete ich nieder, um mit Jehova darüber zu sprechen, wie müde ich war. Ich weinte wie David, der Jehova anflehte, seine Tränen in einen Schlauch zu tun und seiner zu gedenken [Psalm 56:8]. Und wie Jehova versprochen hat, gab er mir die nötige Kraft. ‚Jehova wurde mir zur Stütze‘ “ (Psalm 18:18).
20. Welche biblischen Verheißungen helfen Personen, die jemand pflegen, optimistisch zu bleiben, selbst wenn derjenige, um den sie sich kümmern, sterben sollte?
20 Man sagt, die Pflege betagter Eltern sei eine „Geschichte ohne glückliches Ende“. Trotz aller Anstrengungen bei der Pflege mögen ältere Menschen sterben wie Myrnas Mutter. Aber wer auf Jehova vertraut, weiß, daß es sich beim Tod nicht um das unglückliche Ende einer Geschichte handelt. Der Apostel Paulus sagte: „Ich habe die Hoffnung zu Gott, ... daß es eine Auferstehung sowohl der Gerechten als auch der Ungerechten geben wird“ (Apostelgeschichte 24:15). Wer betagte Eltern durch den Tod verloren hat, kann Trost aus der Auferstehungshoffnung schöpfen und daraus, daß Gott eine wunderbare neue Welt verheißen hat, die er auf seine Art gestaltet und wo ‘der Tod nicht mehr sein wird’ (Offenbarung 21:4).
21. Zu welchen guten Ergebnissen führt es, wenn man betagte Eltern ehrt?
21 Diener Gottes haben hohe Achtung vor ihren Eltern, auch wenn diese alt geworden sind (Sprüche 23:22-24). Sie ehren sie. Wenn sie das tun, erleben sie, was in dem inspirierten Spruch zum Ausdruck kommt: „Dein Vater und deine Mutter werden sich freuen, und die dich geboren hat, wird frohlocken“ (Sprüche 23:25). Und vor allem gefallen und ehren diejenigen, die ihre betagten Eltern ehren, auch Jehova Gott.
a Hier geht es nicht um Situationen, in denen Eltern sich eines derart extremen Mißbrauchs ihrer Macht und des in sie gesetzten Vertrauens schuldig gemacht haben, daß es als eine Straftat angesehen werden könnte.
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Der Familie eine dauerhafte Zukunft sichernDas Geheimnis des Familienglücks
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KAPITEL SECHZEHN
Der Familie eine dauerhafte Zukunft sichern
1. Worin bestand Jehovas Vorsatz hinsichtlich der Familieneinrichtung?
ALS Jehova Adam und Eva durch die Ehe vereinte, gab Adam seiner Freude Ausdruck, indem er die ersten schriftlich aufgezeichneten Worte hebräischer Poesie äußerte (1. Mose 2:22, 23). Der Schöpfer hatte jedoch mehr im Sinn, als den Menschenkindern Vergnügen zu bereiten. Er wollte, daß Ehepaare und Familien seinen Willen tun. Dem ersten Paar sagte er: „Seid fruchtbar, und werdet viele, und füllt die Erde, und unterwerft sie euch, und haltet euch die Fische des Meeres und die fliegenden Geschöpfe der Himmel untertan und jedes lebende Geschöpf, das sich auf der Erde regt“ (1. Mose 1:28). Welch eine großartige, lohnende Aufgabe das doch war! Wie glücklich Adam, Eva und ihre künftigen Kinder doch gewesen wären, wenn sie Jehovas Willen getan und ihm uneingeschränkt gehorcht hätten!
2, 3. Wie können Familien heute das größte Glück finden?
2 Auch heute sind die Familien am glücklichsten, die vereint Gottes Willen tun. Der Apostel Paulus schrieb: „Gottergebenheit ist für alle Dinge nützlich, da sie eine Verheißung auf gegenwärtiges und künftiges Leben hat“ (1. Timotheus 4:8). Eine Familie, die in Gottergebenheit lebt und der Leitung Jehovas folgt, die in der Bibel enthalten ist, wird im ‘gegenwärtigen Leben’ Glück finden (Psalm 1:1-3; 119:105; 2. Timotheus 3:16). Selbst wenn nur einer in der Familie biblische Grundsätze anwendet, ist die Lage besser, als wenn keiner es tut.
3 In diesem Buch sind viele biblische Grundsätze erörtert worden, die zum Familienglück beitragen. Wahrscheinlich ist uns aufgefallen, daß einige davon in dem Buch mehrmals vorkommen. Warum? Weil sie machtvolle Wahrheiten darstellen, die sich in den verschiedenen Bereichen des Familienlebens zum Guten aller auswirken. Eine Familie, die bemüht ist, diese biblischen Grundsätze anzuwenden, wird feststellen, daß Gottergebenheit wahrhaftig ‘eine Verheißung auf gegenwärtiges Leben hat’. Sehen wir uns erneut vier dieser wichtigen Grundsätze an.
DER WERT DER SELBSTBEHERRSCHUNG
4. Warum ist Selbstbeherrschung in der Ehe wichtig?
4 König Salomo sagte: „Wie eine erbrochene Stadt ohne Mauer ist der Mann, der seinen Geist nicht im Zaum hält“ (Sprüche 25:28; 29:11). ‘Seinen Geist im Zaum zu halten’, also Selbstbeherrschung zu üben, ist unerläßlich, wenn man eine glückliche Ehe führen möchte. Zerstörerischen Gefühlen wie Zorn und unsittlichen Gelüsten nachzugeben richtet einen Schaden an, der erst nach Jahren wiedergutzumachen ist, wenn überhaupt.
5. Wie kann ein unvollkommener Mensch Selbstbeherrschung üben, und welchen Nutzen hat dies?
5 Natürlich kann kein Nachkomme Adams sein unvollkommenes Fleisch völlig beherrschen (Römer 7:21, 22). Doch die Selbstbeherrschung ist eine Frucht des Geistes (Galater 5:22, 23). Daher wird der Geist Gottes in uns Selbstbeherrschung hervorrufen, sofern wir um diese Eigenschaft beten, entsprechend dem passenden Rat aus der Bibel handeln, mit anderen zusammenkommen, die Selbstbeherrschung bekunden, und die meiden, die es nicht tun (Psalm 119:100, 101, 130; Sprüche 13:20; 1. Petrus 4:7). Ein solcher Lauf wird uns sogar helfen, ‘vor der Hurerei zu fliehen’, wenn wir versucht werden (1. Korinther 6:18). Wir lehnen Gewalt ab und meiden oder überwinden Alkoholismus. Und wir gehen dann gelassener mit Provokationen und schwierigen Situationen um. Mögen alle — auch die Kinder — diese wichtige Frucht des Geistes entwickeln (Psalm 119:1, 2).
DIE RICHTIGE ANSICHT ÜBER DIE LEITUNG DURCH EIN HAUPT
6. (a) Was ist die von Gott festgesetzte Reihenfolge bei der Leitung durch ein Haupt? (b) Was muß ein Mann berücksichtigen, wenn seine Stellung als Haupt zum Familienglück beitragen soll?
6 Der zweite wichtige Grundsatz ist die Anerkennung der Leitung durch ein Haupt. Paulus beschrieb die richtige Reihenfolge, als er sagte: „Ich will indes, daß ihr wißt, daß das Haupt jedes Mannes der Christus ist; das Haupt einer Frau aber ist der Mann; das Haupt des Christus aber ist Gott“ (1. Korinther 11:3). Das bedeutet, daß der Mann in der Familie die Führung übernimmt, seine Frau ihn treu unterstützt und die Kinder den Eltern gehorchen (Epheser 5:22-25, 28-33; 6:1-4). Man beachte jedoch, daß die Leitung durch ein Haupt nur dann zum Glück führt, wenn sie richtig ausgeübt wird. Ehemänner, die in Gottergebenheit leben, wissen, daß ihre Stellung als Haupt nicht die eines Diktators ist. Sie ahmen Jesus als ihr Haupt nach. Obwohl Jesus das „Haupt über alle Dinge“ werden sollte, war er „nicht gekommen ..., um bedient zu werden, sondern um zu dienen“ (Epheser 1:22; Matthäus 20:28). In ähnlicher Weise hat ein christlicher Mann seine Stellung als Haupt nicht zu seinem eigenen Vorteil inne, sondern um sich um das Wohl seiner Frau und seiner Kinder zu kümmern (1. Korinther 13:4, 5).
7. Welche biblischen Grundsätze sind einer Ehefrau eine Hilfe, die ihr von Gott zugewiesene Rolle in der Familie zu übernehmen?
7 Die Ehefrau, die in Gottergebenheit lebt, konkurriert ihrerseits nicht mit ihrem Mann und versucht auch nicht, ihn zu beherrschen. Es ist eine Freude für sie, ihn zu unterstützen und mit ihm zusammenzuarbeiten. Die Bibel sagt manchmal von der Ehefrau, sie sei dem Ehemann „zu eigen“, was keinen Zweifel daran läßt, daß er ihr Haupt ist (1. Mose 20:3). Durch die Heirat kommt sie unter das „Gesetz ihres Mannes“ (Römer 7:2). Gleichzeitig wird sie in der Bibel aber auch als „Gehilfin“ und „Gegenstück“ bezeichnet (1. Mose 2:20). Sie bringt Eigenschaften und Fähigkeiten mit, an denen es ihrem Mann mangelt, und sie leistet ihm die nötige Unterstützung (Sprüche 31:10-31). Die Bibel bezeichnet die Ehefrau auch als „Mitgenossin“, die Seite an Seite mit ihrem Mann zusammenwirkt (Maleachi 2:14). Diese biblischen Grundsätze helfen dem Ehemann und der Ehefrau, die Stellung des anderen zu verstehen und sich gegenseitig mit angemessener Achtung und Würde zu behandeln.
„SCHNELL SEIN ZUM HÖREN“
8, 9. Erkläre einige Grundsätze, die allen in der Familie dienlich sind, um den Gedankenaustausch zu verbessern.
8 In diesem Buch wird oft hervorgehoben, daß Gedankenaustausch nötig ist. Warum? Weil alles besser abläuft, wenn man miteinander redet und einer dem anderen wirklich zuhört. Wiederholt wurde betont, daß Kommunikation keine Einbahnstraße ist. Der Jünger Jakobus formulierte dies wie folgt: „Jeder Mensch soll schnell sein zum Hören, langsam zum Reden“ (Jakobus 1:19).
9 Es ist auch gut, darauf zu achten, wie wir sprechen. Übereiltes, zänkisches oder sehr kritisches Reden macht keine erfolgreiche Kommunikation aus (Sprüche 15:1; 21:9; 29:11, 20). Selbst wenn das, was wir sagen, richtig ist, wird mehr Schaden als Gutes bewirkt, wenn es auf verletzende, stolze oder gefühllose Weise geäußert wird. Unsere Rede sollte geschmackvoll sein, „mit Salz gewürzt“ (Kolosser 4:6). Unsere Worte sollten wie „goldene Äpfel in Silberziselierungen“ sein (Sprüche 25:11). Familien, in denen die einzelnen lernen, gut miteinander zu reden, sind dem Glück einen großen Schritt näher gekommen.
DIE WICHTIGE ROLLE DER LIEBE
10. Welche Art der Liebe ist in der Ehe unerläßlich?
10 Das ganze Buch hindurch erscheint das Wort „Liebe“. Auf welche Art Liebe wird hauptsächlich Bezug genommen? Es stimmt, daß die erotische Liebe (griechisch: érōs) in der Ehe eine wichtige Rolle spielt, und in einer erfolgreichen Ehe entsteht auch eine tiefe Zuneigung und Freundschaft (griechisch: philía) zwischen Mann und Frau. Aber noch wichtiger ist die Liebe, die dem griechischen Wort agápē entspricht. Das ist die Liebe, die wir zu Jehova, zu Jesus und zu unserem Nächsten entwickeln (Matthäus 22:37-39). Jehova bringt diese Art der Liebe gegenüber der Menschheit zum Ausdruck (Johannes 3:16). Wie wunderbar es doch ist, daß wir unserem Ehepartner und unseren Kindern dieselbe Art Liebe erweisen können! (1. Johannes 4:19).
11. Inwiefern dient die Liebe in einer Ehe zum Guten?
11 In der Ehe ist diese erhabene Liebe wirklich „ein vollkommenes Band der Einheit“ (Kolosser 3:14). Sie bindet die Ehepartner aneinander und veranlaßt sie, für ihren Partner und für ihre Kinder das zu tun, was für sie am besten ist. Wenn Familien vor schwierigen Situationen stehen, ist ihnen die Liebe eine Hilfe, die Angelegenheiten vereint zu erledigen. Wird ein Ehepaar älter, hilft ihm die Liebe, sich gegenseitig zu unterstützen und sich weiterhin zu schätzen. „Die Liebe ... blickt nicht nach ihren eigenen Interessen aus ... Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, erduldet alles. Die Liebe versagt nie“ (1. Korinther 13:4-8).
12. Warum wird die Ehe gefestigt, wenn das Ehepaar Gott liebt?
12 Die Ehegemeinschaft ist besonders fest, wenn sie nicht nur durch die Liebe zwischen den Ehepartnern zusammengehalten wird, sondern vor allem durch die Liebe zu Jehova (Prediger 4:9-12). Warum? Nun, der Apostel Johannes schrieb: „Darin besteht die Liebe zu Gott, daß wir seine Gebote halten“ (1. Johannes 5:3). Ein Ehepaar sollte daher seine Kinder nicht nur deshalb in Gottergebenheit unterweisen, weil es sie sehr liebt, sondern auch, weil dies ein Gebot Jehovas ist (5. Mose 6:6, 7). Ehepartner sollten Unsittlichkeit nicht nur deswegen meiden, weil sie sich lieben, sondern hauptsächlich deshalb, weil sie Jehova lieben, der „Hurer und Ehebrecher richten“ wird (Hebräer 13:4). Selbst wenn ein Partner schwere Probleme in der Ehe verursacht, wird der andere aus Liebe zu Jehova weiterhin gemäß biblischen Grundsätzen handeln. Die Familien, in denen die Liebe zueinander durch die Liebe zu Jehova verstärkt ist, sind wirklich glücklich zu nennen!
DIE FAMILIE, DIE DEN WILLEN GOTTES TUT
13. Inwiefern hilft Entschlossenheit, den Willen Gottes zu tun, dem einzelnen, das Augenmerk auf die wirklich wichtigen Dinge zu richten?
13 Das ganze Leben eines Christen dreht sich darum, den Willen Gottes zu tun (Psalm 143:10). Das ist es, was Gottergebenheit eigentlich bedeutet. Gottes Willen zu tun hilft Familien, ihr Augenmerk auf die wirklich wichtigen Dinge zu richten (Philipper 1:9, 10). Jesus sagte zum Beispiel warnend: „Ich bin gekommen, um zu entzweien: einen Menschen mit seinem Vater und eine Tochter mit ihrer Mutter und eine junge Ehefrau mit ihrer Schwiegermutter. In der Tat, eines Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein“ (Matthäus 10:35, 36). Gemäß Jesu Warnung sind viele seiner Nachfolger von Familienangehörigen verfolgt worden. Welch eine traurige, schmerzliche Situation! Dennoch sollte auf Grund familiärer Bindungen unsere Liebe zu Jehova und zu Jesus Christus nicht zweitrangig werden (Matthäus 10:37-39). Wenn jemand trotz Widerstand seitens der Familie ausharrt, mögen sich die Gegner ändern, weil sie die guten Auswirkungen der Gottergebenheit erkennen (1. Korinther 7:12-16; 1. Petrus 3:1, 2). Selbst wenn es nicht dazu kommt, wird auf Dauer nichts dadurch gewonnen, daß man wegen des Widerstands aufhört, Gott zu dienen.
14. Wieso fällt es Eltern, die den Wunsch haben, Gott zu dienen, leichter, für ihre Kinder das Beste zu tun?
14 Den Willen Gottes zu tun hilft Eltern, richtige Entscheidungen zu treffen. In manchen Kulturkreisen neigen die Eltern zum Beispiel dazu, die Kinder als eine Investition zu betrachten, und sie vertrauen darauf, daß sich die Kinder im Alter um sie kümmern. Es ist zwar richtig und angebracht, daß erwachsene Kinder sich um ihre älter werdenden Eltern kümmern, aber eine solche Erwägung sollte Eltern nicht dazu bewegen, ihre Kinder auf ein materialistisches Gleis zu lenken. Eltern tun ihren Kindern keinen Gefallen, wenn sie sie so erziehen, daß sie materiellen Besitz mehr schätzen als geistige Dinge (1. Timotheus 6:9).
15. Inwiefern war Eunike, die Mutter des Timotheus, ein ausgezeichnetes Beispiel für einen Elternteil, der Gottes Willen tat?
15 Ein gutes Beispiel ist Eunike, die Mutter des Timotheus, des jungen Freundes von Paulus (2. Timotheus 1:5). Obwohl Eunike mit einem Ungläubigen verheiratet war, erzog sie Timotheus gemeinsam mit Lois, seiner Großmutter, erfolgreich dazu, einen Lauf der Gottergebenheit zu verfolgen (2. Timotheus 3:14, 15). Als Timotheus alt genug war, hielt Eunike ihn nicht davon zurück, das Elternhaus zu verlassen und als Missionargefährte des Paulus die Verkündigung des Königreiches aufzunehmen (Apostelgeschichte 16:1-5). Wie begeistert sie doch gewesen sein muß, als ihr Sohn ein hervorragender Missionar wurde! Seine Gottergebenheit, die er als Erwachsener bekundete, warf ein gutes Licht auf seine Erziehung in jungen Jahren. Gewiß erfüllte es Eunike mit Befriedigung und Freude, wenn sie Berichte über den treuen Dienst des Timotheus hörte, obwohl er ihr zu Hause vermutlich fehlte (Philipper 2:19, 20).
DIE FAMILIE UND DIE ZUKUNFT
16. Welche angemessene Sorge bekundete Jesus als Sohn, aber was war sein Hauptziel?
16 Jesus wuchs in einer gottgefälligen Familie auf, und als Erwachsener sorgte er auf eine Weise für seine Mutter, wie es von einem Sohn erwartet wird (Lukas 2:51, 52; Johannes 19:26). Jesu Hauptziel war jedoch, den Willen Gottes zu tun, und das schloß ein, daß er Menschen den Weg zu ewigem Leben eröffnete. Dies tat er, als er sein vollkommenes menschliches Leben als Lösegeld für die sündige Menschheit gab (Markus 10:45; Johannes 5:28, 29).
17. Welch herrliche Aussichten wurden durch den treuen Lauf Jesu all denen erschlossen, die Gottes Willen tun?
17 Nachdem Jesus gestorben war, auferweckte Jehova ihn zu himmlischem Leben und verlieh ihm große Gewalt, indem er ihn schließlich als König im himmlischen Königreich einsetzte (Matthäus 28:18; Römer 14:9; Offenbarung 11:15). Jesu Opfer ermöglichte es einer Anzahl Menschen, dazu auserwählt zu werden, mit ihm in diesem Königreich zu herrschen. Es öffnete auch den Weg für die übrigen aufrichtiggesinnten Menschen, sich vollkommenen Lebens auf einer Erde zu erfreuen, auf der paradiesische Zustände wiederhergestellt sein werden (Offenbarung 5:9, 10; 14:1, 4; 21:3-5; 22:1-4). Eines der größten Vorrechte, die es heute gibt, besteht darin, unseren Mitmenschen diese wunderbare gute Botschaft zu überbringen (Matthäus 24:14).
18. Welche Ermahnung und welche Ermunterung wird sowohl Familien als auch Einzelpersonen gegeben?
18 Wie der Apostel Paulus zeigte, beinhaltet ein Leben in Gottergebenheit die Verheißung, daß man jene Segnungen in dem ‘künftigen’ Leben erben kann. Eine solche Lebensweise ist gewiß die beste Art, das Glück zu finden! Man beachte: „Die Welt vergeht und ebenso ihre Begierde, wer aber den Willen Gottes tut, bleibt immerdar“ (1. Johannes 2:17). Daher gilt es, den Willen Gottes zu tun — ob als Kind oder als Eltern, als Ehemann oder als Ehefrau oder als Alleinstehender mit oder ohne Kinder. Selbst wenn wir unter Belastungen stehen oder vor extremen Schwierigkeiten, dürfen wir nie vergessen, daß wir Diener des lebendigen Gottes sind. Mögen daher unsere Handlungen Jehova erfreuen (Sprüche 27:11). Und möge unser Lebenswandel für uns heute zum Glück führen und zu ewigem Leben in der kommenden neuen Welt!
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