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Das Mustergebet: Leben wir im Einklang damit? (Teil 1)Der Wachtturm 2015 | 15. Juni
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Das Mustergebet: Leben wir im Einklang damit? (Teil 1)
„Dein Name werde geheiligt“ (MAT. 6:9)
1. Wie verwenden wir Matthäus 6:9-13 oft im Predigtdienst?
VIELE kennen das Vaterunser auswendig. In unserem Dienst von Haus zu Haus nehmen wir oft auf dieses Gebet Bezug, um zu verdeutlichen: Gottes Königreich ist eine echte Regierung, die hier auf der Erde wunderbare Veränderungen herbeiführen wird. Oder wir belegen anhand der ersten Bitte des Gebets, dass Gott einen Namen hat, der geheiligt oder „als geheiligt behandelt“ werden muss (Mat. 6:9, Fn.).
2. Warum sollten wir das Mustergebet nicht jedes Mal Wort für Wort aufsagen?
2 Sollte dieses Gebet jedes Mal Wort für Wort aufgesagt werden, wie es in der Christenheit Brauch ist? War das Jesu Wunsch? Nein. Schließlich hatte er, kurz bevor er dieses Gebet als Muster einführte, gesagt: „Wenn ihr . . . betet, sagt nicht immer und immer wieder dasselbe“ (Mat. 6:7). Und später wiederholte er dieses Gebet, aber mit anderen Worten (Luk. 11:1-4). Jesus wollte uns also lehren, worum wir bitten sollten und was davon Vorrang hat. Es ist daher passend, es als Mustergebet zu bezeichnen.
3. Was sollten wir uns in Verbindung mit dem Mustergebet fragen?
3 Im vorliegenden und im nächsten Artikel untersuchen wir das Mustergebet. Fragen wir uns doch dabei: Wie kann es mir helfen, meine Gebete zu verbessern? Und wichtiger noch: Lebe ich im Einklang damit?
„UNSER VATER IN DEN HIMMELN“
4. Woran erinnern uns die Worte „unser Vater“, und in welchem Sinn ist Jehova der „Vater“ derer, die auf ewiges Leben auf der Erde hoffen?
4 Wie der Apostel Petrus sagte, gehören wir zu einer Bruderschaft, die einander wirklich liebt — daher ist die Anrede „unser Vater“ sehr passend (1. Pet. 2:17). Christen, die als gesalbte Söhne Gottes die Aussicht auf Leben im Himmel haben, dürfen Jehova uneingeschränkt „Vater“ nennen (Röm. 8:15-17). Christen, die auf ewiges Leben auf der Erde hoffen, dürfen Jehova ebenfalls mit „Vater“ anreden. Er ist ihr Lebengeber und er sorgt liebevoll für alle seine Diener. Sobald sie vollkommen sind und in der Schlussprüfung ihre Treue bewiesen haben, werden auch sie ohne Einschränkung Kinder Gottes sein (Röm. 8:21; Offb. 20:7, 8).
5, 6. Welches wertvolle Geschenk können Eltern ihren Kindern machen, aber wofür ist jedes Kind selbst verantwortlich? (Siehe Anfangsbild.)
5 Eltern, die ihren Kindern das Beten beibringen und ihnen helfen, Jehova als fürsorglichen himmlischen Vater zu sehen, machen ihnen ein wertvolles Geschenk. Ein Vater, der nun als Kreisaufseher in Südafrika dient, erinnert sich: „Mit unseren Töchtern habe ich von ihrer Geburt an jeden Abend gebetet — es sei denn, ich war nicht zu Hause. Meine Töchter können sich heute zwar nicht mehr an den genauen Wortlaut der Gebete erinnern, aber noch gut an die Atmosphäre, an die Heiligkeit des Gebets und an das Gefühl der Ruhe und der Geborgenheit. Sobald sie selbst beten konnten, ermunterte ich sie, das laut zu tun. So konnte ich hören, wie sie Jehova ihre Gedanken und Gefühle mitteilten, und ich erfuhr, was sie im Herzen hatten. Dann konnte ich sie behutsam anleiten, auch wichtige Bestandteile des Mustergebets zu erwähnen, um ihren eigenen Gebeten noch mehr Bedeutung zu verleihen.“
6 Es verwundert nicht, dass seine Mädchen in der Wahrheit gute Fortschritte machten. Heute sind sie glücklich verheiratet und stehen mit ihren Männern im Vollzeitdienst. Eltern können ihren Kindern kein größeres Geschenk machen, als ihnen zu helfen ein enges, herzliches Verhältnis zu Jehova aufzubauen. Natürlich liegt es dann am Kind selbst, dieses auch zu bewahren. Das schließt ein, Jehovas Namen lieben zu lernen und ihn mit viel Respekt zu behandeln (Ps. 5:11, 12; 91:14).
„DEIN NAME WERDE GEHEILIGT“
7. Was dürfen wir als Gottes Volk, und wozu sind wir deshalb verpflichtet?
7 Wir dürfen Gottes Namen nicht nur kennen, sondern dürfen auch „ein Volk für seinen Namen“ sein (Apg. 15:14; Jes. 43:10). Wir bitten unseren himmlischen Vater von ganzem Herzen: „Dein Name werde geheiligt.“ Drängt dich das nicht, alles zu unterlassen, was Schande auf seinen heiligen Namen bringen könnte, und Jehova dabei um Hilfe zu bitten? Bestimmt will keiner von uns wie diejenigen im 1. Jahrhundert sein, die sich nicht an das hielten, was sie predigten. Der Apostel Paulus musste ihnen sagen: „Der Name Gottes wird euretwegen unter den Nationen gelästert“ (Röm. 2:21-24).
8, 9. Wie half Jehova einer Schwester, die seinen Namen unbedingt heiligen wollte?
8 Wir wollen Gottes Namen heiligen. Hierzu ein Beispiel aus Norwegen: Nach dem Tod ihres Mannes blieb eine Schwester mit ihrem zweijährigen Sohn zurück. Sie erzählt: „Das war eine sehr schwere Zeit in meinem Leben. Jeden Tag betete ich fast stündlich um Kraft, mein inneres Gleichgewicht zu bewahren. Ich wollte dem Teufel keinen Grund liefern, Jehova wegen irgendeiner unklugen Entscheidung oder irgendeines Fehlers von mir zu verhöhnen. Ich wollte Jehovas Namen heiligen. Außerdem wollte ich, dass mein Sohn seinen Vater im Paradies wiedersieht“ (Spr. 27:11).
9 Hat Jehova ihre selbstlosen Gebete erhört? Ja, das hat er. Sie wurde gestärkt, weil sie regelmäßig mit Brüdern und Schwestern zusammenkam. Fünf Jahre später heiratete sie dann einen Ältesten. Heute ist ihr Sohn 20 Jahre alt und getauft. Sie sagt: „Ich bin so dankbar, dass mir mein jetziger Mann geholfen hat, ihn aufzuziehen.“
10. Wie wird Gottes Name völlig geheiligt?
10 Wie wird Gottes guter Ruf wiederhergestellt und sein Name völlig geheiligt werden? Dazu muss Jehova alle beseitigen, die sich seiner Herrschaft widersetzen. (Lies Hesekiel 38:22, 23.) Die Menschheit wird daraufhin allmählich vollkommen werden. Alle Menschen und alle Geistwesen werden Jehovas Namen heiligen. Sehnst du dich nicht auch nach dieser Zeit? Dann wird unser lieber himmlischer Vater endlich „allen alles“ sein! (1. Kor. 15:28).
„DEIN KÖNIGREICH KOMME“
11, 12. Was erkannten wahre Christen Ende des 19. Jahrhunderts?
11 Bevor Jesus in den Himmel auffuhr, fragten ihn seine Apostel: „Herr, stellst du in dieser Zeit für Israel das Königreich wieder her?“ Wie Jesu Antwort erkennen ließ, sollten sie noch nicht erfahren, wann Gottes Königreich zu regieren beginnen würde. Er wies seine Jünger stattdessen an, sich auf das wichtige Predigtwerk zu konzentrieren, das er ihnen aufgetragen hatte. (Lies Apostelgeschichte 1:6-8.) Dennoch weckte Jesus bei ihnen die Vorfreude auf das Kommen von Gottes Königreich. Deshalb haben Christen seit den Tagen der Apostel nicht aufgehört, um dieses Kommen zu beten.
12 Noch bevor Gottes Königreich mit Jesus an der Spitze im Himmel zu regieren begann, half Jehova seinem Volk die zeitliche Abfolge der Ereignisse zu verstehen. 1876 veröffentlichte Charles Taze Russell in der Zeitschrift Bible Examiner den Artikel „Wann werden die Zeiten der Nationen enden?“. Darin wurde auf 1914 als ein bedeutsames Jahr hingewiesen und eine Verbindung hergestellt zwischen den „sieben Zeiten“ aus der Prophezeiung Daniels und den „bestimmten Zeiten der Nationen“, von denen Jesus gesprochen hatte (Dan. 4:16; Luk. 21:24).a
13. Was geschah im Jahr 1914, und was lassen die Weltverhältnisse seitdem erkennen?
13 1914 brach in Europa ein Krieg aus, der schließlich die ganze Welt erfasste. Bis zu seinem Ende im Jahr 1918 hatte die Welt furchtbare Hungersnöte gesehen. Und durch die Spanische Grippe wurden mehr Menschen dahingerafft als im Krieg. Auf diese Weise wurde „das Zeichen“ sichtbar, von dem Jesus gesprochen hatte, um seine unsichtbare Gegenwart als neuer König der Erde kenntlich zu machen (Mat. 24:3-8; Luk. 21:10, 11). Umfangreiche Beweise deuten darauf hin, dass unserem Herrn Jesus Christus im Jahr 1914 „eine Krone gegeben“ wurde. Und er „zog aus, siegend und um seinen Sieg zu vollenden“ (Offb. 6:2). Jesus führte Krieg gegen Satan und seine Dämonen, die daraufhin zur Erde hinabgeschleudert wurden. So reinigte er den Himmel. Seitdem erlebt die Menschheit, wie wahr die Worte sind: „Wehe der Erde und dem Meer, weil der Teufel zu euch hinabgekommen ist und große Wut hat, da er weiß, dass er nur eine kurze Frist hat“ (Offb. 12:7-12).
14. (a) Warum ist es immer noch wichtig, um das Kommen des Königreiches zu beten? (b) Welche Ehre haben wir?
14 Die in Offenbarung 12:7-12 enthaltene Prophezeiung erklärt, warum die Geburt von Gottes Königreich mit dem Beginn der katastrophalen Verhältnisse zusammenfällt, von denen die Menschen immer noch geplagt werden. Jesus begann als König inmitten seiner Feinde zu herrschen. Solange er seinen Sieg noch nicht vollendet und die Erde nicht von allem Bösen gereinigt hat, beten wir weiterhin um das Kommen des Königreiches. Gleichzeitig müssen wir aber auch im Einklang mit unseren Gebeten leben und dazu beitragen, dass sich ein überaus bemerkenswertes Merkmal des „Zeichens“ erfüllt. Jesus hatte ja vorausgesagt: „Diese gute Botschaft vom Königreich wird auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden, allen Nationen zu einem Zeugnis; und dann wird das Ende kommen“ (Mat. 24:14).
„DEIN WILLE GESCHEHE . . . AUF DER ERDE“
15, 16. Wie können wir im Einklang mit der Bitte leben, dass Gottes Wille auf der Erde geschehe?
15 Vor etwa 6 000 Jahren geschah Gottes Wille auf der Erde — und zwar ohne Einschränkung. Jehova hatte den Menschen einen guten Start gegeben und sagte daher zu Recht von seinem Werk: „Es war sehr gut“ (1. Mo. 1:31). Doch dann rebellierte der Teufel und seitdem haben nur verhältnismäßig wenige Menschen Gottes Willen getan. Heute dürfen wir jedoch in einer Zeit leben, in der etwa 8 Millionen Zeugen nicht nur darum beten, dass Gottes Wille auf der Erde geschehe, sondern sich auch anstrengen, im Einklang mit ihren Gebeten zu leben. Das tun sie durch ihren Lebenswandel und durch ihren eifrigen Einsatz im Predigtwerk.
Hilfst du deinen Kindern im Einklang mit der Bitte zu leben, dass Gottes Wille auf der Erde geschehe? (Siehe Absatz 16)
16 Hierzu ein Beispiel: Eine Schwester, die sich 1948 taufen ließ und Missionarin in Afrika war, erzählt: „Entsprechend dem Mustergebet bete ich oft darum, dass alle Menschen, die für die Wahrheit aufgeschlossen sind, gefunden werden und dass ihnen geholfen wird, Jehova kennenzulernen, solange noch Zeit ist. Bevor ich jemand anspreche, bitte ich außerdem um Weisheit, damit ich sein Herz erreiche. Und was die betrifft, die schon gefunden worden sind, bitte ich Jehova um Hilfe, damit wir uns gut um sie kümmern können.“ Es verwundert nicht, dass diese 80-jährige Schwester in ihrem Dienst so erfolgreich ist. Mit der Unterstützung anderer hat sie schon vielen geholfen, Diener Jehovas zu werden. Bestimmt kennst auch du vorbildliche Brüder, die sich trotz ihres Alters mit all ihrer Kraft für Jehova einsetzen. (Lies Philipper 2:17.)
17. Was wird Jehova noch tun, damit sein Wille auf der Erde geschieht, und wie empfindest du dabei?
17 Wir werden solange beten, dass Gottes Wille geschehe, bis er alle Feinde des Königreichs von der Erde beseitigt hat. Wenn dann Milliarden Verstorbene im Paradies wieder zum Leben kommen, werden wir miterleben dürfen, wie Gottes Wille in noch vollerem Maße geschieht. Jesus sagte ja: „Wundert euch nicht darüber, denn die Stunde kommt, in der alle, die in den Gedächtnisgrüften sind, . . . [meine] Stimme hören und herauskommen werden“ (Joh. 5:28, 29). Freust du dich nicht auch schon darauf, dann zu leben und geliebte Verstorbene willkommen zu heißen? Dann wird Gott „jede Träne von . . . [unseren] Augen abwischen“ (Offb. 21:4). Die meisten Auferstandenen werden zu den „Ungerechten“ gehören, die die Wahrheit über Gott und seinen Sohn nie kennengelernt haben. Und wir werden die schöne Aufgabe haben, den Auferstandenen Gottes Willen und Vorsatz näherzubringen. So helfen wir ihnen, sich für das ewige Leben zu entscheiden (Apg. 24:15; Joh. 17:3).
18. Was brauchen wir Menschen am meisten, und warum?
18 Ohne die Heiligung des Namens Jehovas durch das Königreich kann es keinen Frieden und keine Einheit geben. Die größten Bedürfnisse von uns Menschen können daher nur gestillt werden, wenn die ersten drei Bitten des Mustergebets vollständig beantwortet sind. Wir haben natürlich noch andere lebenswichtige Bedürfnisse, um die es in den letzten vier Bitten des Mustergebets geht. Diese werden im folgenden Artikel behandelt.
a Das Buch Was lehrt die Bibel wirklich? erklärt auf den Seiten 216—218, wie sich diese Prophezeiung 1914 mit der Geburt von Gottes messianischem Königreich erfüllte.
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Das Mustergebet: Leben wir im Einklang damit? (Teil 2)Der Wachtturm 2015 | 15. Juni
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Das Mustergebet: Leben wir im Einklang damit? (Teil 2)
„Euer Vater weiß, welche Dinge ihr benötigt“ (MAT. 6:8)
1—3. Warum ist sich eine Schwester sicher, dass Jehova weiß, was wir brauchen?
LANA erlebte im Sommer 2012 etwas Unvergessliches. Ihrer Meinung nach hat Jehova damals zwei bestimmte Gebete von ihr erhört. Auf einer langen Zugfahrt zu einem Flughafen in Deutschland bat sie Jehova darum, Zeugnis geben zu können. Am Flughafen angekommen, erfuhr sie dann, dass ihr Flug auf den nächsten Tag verschoben worden war. Wieder betete Lana, da sie fast kein europäisches Bargeld mehr übrig hatte und nicht wusste, wo sie übernachten sollte.
2 Lana hatte kaum zu Ende gebetet, da hörte sie schon jemand sagen: „Hallo Lana, was machst du denn hier?“ Der junge Mann, der sie ansprach, war ein ehemaliger Schulkamerad. Er wollte nach Südafrika und wurde von seiner Mutter und seiner Großmutter zum Flughafen gebracht. Als seine Mutter Elke erfuhr, in welcher Situation sich Lana befand, lud sie sie herzlich zu sich ein. Elke und ihre Mutter waren sehr gastfreundlich und stellten Lana viele Fragen über ihren Glauben und ihren Vollzeitdienst.
3 Am nächsten Morgen beantwortete Lana nach einem guten Frühstück noch mehr Fragen über die Bibel. Sie bekam auch die Kontaktdaten ihrer Gastgeberinnen, um dem Interesse weiter nachgehen zu können. Lana kam wieder gut zu Hause an und setzt ihren Pionierdienst fort. Für sie steht fest: Jehova ist wirklich der „Hörer des Gebets“ (Ps. 65:2).
4. Um welche Bitten des Mustergebets geht es in diesem Artikel?
4 Stehen wir plötzlich vor einem Problem, fällt es uns als treue Diener Jehovas wahrscheinlich nicht schwer, ihn um Hilfe zu bitten — und Jehova hört uns gern zu (Ps. 34:15; Spr. 15:8). Wenn wir jedoch über das Mustergebet nachdenken, stellen wir womöglich fest, dass unsere Gebete mitunter mehr umfassen sollten. Können wir zum Beispiel mehr tun, um im Einklang mit der vierten Bitte — der Bitte um unser tägliches Brot — zu leben? Und was haben die letzten drei Bitten des Mustergebets mit unseren geistigen Bedürfnissen zu tun? (Lies Matthäus 6:11-13.)
„GIB UNS HEUTE UNSER BROT FÜR DIESEN TAG“
5, 6. Warum sollten wir um „unser Brot für diesen Tag“ bitten, auch wenn es uns finanziell gut geht?
5 Ist uns aufgefallen, dass diese persönliche Bitte nicht „mein“ Brot, sondern „unser“ Brot für den Tag lautet? Victor, ein Kreisaufseher in Afrika, erklärt: „Meine Frau und ich brauchen uns keine großen Sorgen zu machen, woher wir unsere nächste Mahlzeit bekommen oder wie wir die Miete bezahlen sollen. Unsere Brüder sorgen Tag für Tag sehr liebevoll für uns — und dafür sind wir Jehova sehr dankbar. Ich bete jedoch oft darum, dass diese Brüder mit dem wirtschaftlichen Druck von heute fertigwerden können.“
6 Auch wenn wir selbst mehr als genug haben, gibt es Brüder, die arm oder von Katastrophen betroffen sind. Beten wir doch für sie! Und was können wir tun, um im Einklang mit unseren Gebeten zu leben? Zum Beispiel können wir das, was wir haben, mit bedürftigen Brüdern teilen. Außerdem können wir das weltweite Werk regelmäßig unterstützen. Wir können sicher sein, dass diese Gelder gut genutzt werden (1. Joh. 3:17).
7. Warum konnte Jesus sagen: „Macht euch also niemals Sorgen um den nächsten Tag“?
7 Jesus meinte mit unserem täglichen Brot vor allem unsere unmittelbaren Bedürfnisse. Um zu zeigen, wie wir zu materiellen Dingen eingestellt sein sollten, führte er seinen Zuhörern vor Augen, wie schön Gott die Wildblumen kleidet. Dann sagte er: „Wird er nicht vielmehr euch kleiden, ihr Kleingläubigen? Darum macht euch nie Sorgen und sprecht: . . . ‚Was sollen wir anziehen?‘ “ Daher sagte er noch mal: „Macht euch also niemals Sorgen um den nächsten Tag“ (Mat. 6:30-34). Bestimmt haben wir allen Grund, zufrieden zu sein, wenn wir das Lebensnotwendige haben, zum Beispiel ein Dach über dem Kopf und Arbeit, um für die Familie zu sorgen. Wir brauchen auch Weisheit bei gesundheitlichen Fragen. Wenn wir jedoch nur für solche Dinge beten, vergessen wir etwas sehr Wichtiges, nämlich unsere geistigen Bedürfnisse.
8. Woran sollte uns die Bitte um unser tägliches Brot erinnern? (Siehe Anfangsbild.)
8 Die Bitte um unser tägliches Brot sollte uns an die Worte unseres Herrn Jesus erinnern: „Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jeder Äußerung, die durch den Mund Jehovas ausgeht“ (Mat. 4:4). Beten wir doch darum, dass uns Jehova weiterhin mit zeitgemäßer geistiger Speise versorgt!
„VERGIB UNS UNSERE SCHULDEN“
9. In welcher Hinsicht sind unsere Sünden „Schulden“?
9 Warum sprach Jesus hier von „Schulden“, später aber von „Sünden“? (Mat. 6:12; Luk. 11:4). Vor über 60 Jahren wurde im Wachtturm erklärt: „Durch eine Sünde der Übertretung wider Gottes Gesetz verschulden wir uns ihm gegenüber. . . . Gott könnte für unsere Sünde unser Leben verlangen und einfordern . . . Er könnte uns seinen Frieden nehmen, indem er alle friedlichen Beziehungen mit uns abbräche. . . . Wir schulden ihm Liebe, die im Gehorsam zum Ausdruck kommt; und wenn wir sündigen, verfehlen wir, ihm unsere Schuld der Liebe zu zahlen, denn Sünde ist Lieblosigkeit gegen Gott“ (1. Joh. 5:3).
10. Auf welcher Grundlage kann uns Jehova unsere Sünden vergeben, und was sollte das bei uns bewirken?
10 Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht auf die Vergebung unserer Sünden angewiesen sind. Die rechtliche Grundlage dafür hat Jehova selbst geschaffen: Jesu Loskaufsopfer. Obwohl es schon vor knapp 2 000 Jahren gezahlt wurde, hat es kein bisschen an Wert verloren. Unser „Erlösungspreis . . . ist so kostbar“, dass kein unvollkommener Mensch ihn je hätte aufbringen können. (Lies Psalm 49:7-9; 1. Petrus 1:18, 19.) Sind wir Jehova für dieses kostbare Geschenk nicht unendlich dankbar? Schließlich sind sowohl wir selbst als auch unsere Mitbrüder auf seine Barmherzigkeit angewiesen. Im Mustergebet heißt es zu Recht „unsere Sünden“ und nicht einfach nur „meine Sünden“. Jehova wünscht sich also von uns, nicht nur an unser eigenes geistiges Wohl zu denken, sondern auch an das der anderen. Und was ist, wenn Brüder gegen uns sündigen? Meistens handelt es sich ja um geringfügige Fehler, die wir gern verzeihen wollen. So können wir ihnen unsere Liebe beweisen und unseren barmherzigen Vater nachahmen, der auch uns vergibt (Kol. 3:13).
Wünschst du dir Jehovas Vergebung? Dann sei zum Vergeben bereit (Siehe Absatz 11)
11. Warum ist es wichtig, zum Vergeben bereit zu sein?
11 Als unvollkommene Menschen hegen wir manchmal leider Groll gegeneinander (3. Mo. 19:18). Wenn wir dann mit anderen darüber reden, könnten sie sich auf unsere Seite stellen, was einen Keil in die Versammlung treiben würde. Dürfen wir das in Kauf nehmen? Würden wir Gottes Barmherzigkeit und das Loskaufsopfer dann nicht geringschätzen? Vergessen wir bitte nicht: Wenn wir nicht zum Vergeben bereit sind, kann Jehova den Wert des Loskaufsopfers nicht auf uns anwenden (Mat. 18:35). Das hatte Jesus schon im Zusammenhang mit dem Mustergebet betont. (Lies Matthäus 6:14, 15.) Und wenn wir uns Jehovas Vergebung wünschen, dürfen wir nicht fortgesetzt schwere Sünden begehen. Wie kann uns die nächste Bitte des Mustergebets dabei helfen? (1. Joh. 3:4, 6).
„BRINGE UNS NICHT IN VERSUCHUNG“
12, 13. (a) Was geschah kurz nach Jesu Taufe? (b) Warum sind wir selbst verantwortlich, wenn wir einer Versuchung erliegen? (c) Was erreichte Jesus durch seine Treue bis in den Tod?
12 Warum diese Bitte wichtig ist, verstehen wir besser, wenn wir bedenken, was kurz nach Jesu Taufe geschah. Jesus wurde durch Gottes Geist in die Wildnis geführt, „um vom Teufel versucht zu werden“ (Mat. 4:1; 6:13). Warum ließ Gott das zu? Gott hatte seinen Sohn vor allem deshalb auf die Erde gesandt, um die Streitfrage zu klären, die entstanden war, als Adam und Eva Gottes Souveränität ablehnten. Es standen unter anderem folgende Fragen im Raum: Hat Gott bei der Erschaffung des Menschen einen Fehler gemacht? Ist es einem vollkommenen Menschen überhaupt möglich, Gottes Souveränität zu unterstützen, auch wenn er von „dem, der böse ist“, unter Druck gesetzt wird? Und ginge es der Menschheit ohne Gott als ihren Herrscher besser, wie es der Teufel ja angedeutet hatte? (1. Mo. 3:4, 5). Solche Fragen zu klären erforderte Zeit. Letztendlich würden aber alle Engel und alle Menschen erkennen, dass Jehova seine Herrschaft immer zum Guten ausübt.
13 Jehova ist heilig und führt niemand in Versuchung. Der Teufel ist „der Versucher“ (Mat. 4:3). Er kann Versuchungen schaffen. Aber es liegt an jedem selbst, ob er sich auf die Versuchung einlässt oder nicht. (Lies Jakobus 1:13-15.) Jesus wies jede Versuchung mit einem passenden Zitat aus Gottes Wort zurück und verteidigte so Gottes rechtmäßiges Herrscherrecht. Der Teufel gab aber nicht auf. Er wartete „bis zu einer anderen passenden Zeit“ (Luk. 4:13). Doch Jesus blieb treu und widerstand allen Versuchungen des Teufels. Christus trat für Gottes Souveränität ein und bewies so, dass ein vollkommener Mensch treu bleiben kann, auch wenn er aufs Äußerste geprüft wird. Das hält den Teufel allerdings nicht davon ab, es auch bei Jesu Nachfolgern zu versuchen.
14. Was müssen wir tun, um in einer Versuchung treu bleiben zu können?
14 Da die Streitfrage der Souveränität noch im Raum steht, erlaubt Jehova dem Teufel, uns durch seine Welt zu versuchen. Gott würde uns niemals in Versuchung führen. Im Gegenteil: Er vertraut uns und will uns helfen. Doch aus Respekt vor unserem freien Willen wird Jehova nicht bewirken, dass wir in einer Versuchung automatisch treu bleiben. Wir müssen also zweierlei tun: geistig wachsam sein und nicht aufhören zu beten. Wie erhört Jehova unsere Gebete?
Bewahre einen starken Glauben und Eifer für den Dienst (Siehe Absatz 15)
15, 16. (a) Welchen Versuchungen müssen wir unter anderem widerstehen? (b) Wen trifft die Schuld, wenn jemand einer Versuchung erliegt?
15 Jehova stärkt uns durch seinen mächtigen heiligen Geist, damit wir Versuchungen widerstehen können. Außerdem warnt er uns durch sein Wort und die Versammlung zum Beispiel davor, übermäßig viel Zeit, Geld und Energie in Dinge zu investieren, die wir nicht unbedingt brauchen. Wie gelingt es Espen und Janne, die in einem wohlhabenden europäischen Land leben, nicht in Versuchung zu geraten? Vor der Geburt ihres ersten Kindes waren sie viele Jahre lang allgemeine Pioniere in einem Teil des Landes, wo größerer Bedarf bestand. Doch dann mussten sie den Pionierdienst aufgeben, und mittlerweile haben sie ein zweites Kind. Espen sagt: „Da wir ja nicht mehr so viel Zeit wie früher für theokratische Aktivitäten einsetzen können, beten wir oft zu Jehova, damit wir einen starken Glauben und Eifer für den Dienst bewahren können und nicht in Versuchung geraten.“
16 Als eine weitere große Versuchung hat sich die Pornografie herausgestellt. Können wir dem Teufel aber die Schuld geben, wenn wir dieser Versuchung erliegen und uns Pornografie ansehen? Nein, schließlich kann weder er noch seine Welt uns zwingen, etwas Verkehrtes zu tun. Manche sind dieser Versuchung jedoch erlegen, weil sie schlechte Gedanken nicht zurückwiesen. Doch Tausenden unserer Brüder gelingt es, treu zu bleiben — und wir können das auch! (1. Kor. 10:12, 13).
„BEFREIE UNS VON DEM, DER BÖSE IST“
17. (a) Wie können wir im Einklang mit der Bitte leben: „Befreie uns von dem, der böse ist“? (b) Wonach sehnen wir uns?
17 Wir können nur dann im Einklang mit der Bitte „Befreie uns von dem, der böse ist“ leben, wenn wir „kein Teil der Welt“ Satans sind und weder „die Welt noch die Dinge in der Welt“ lieben (Joh. 15:19; 1. Joh. 2:15-17). Das bleibt ein ständiger Kampf. Was für eine Erleichterung es doch sein wird, wenn Jehova diese Bitte erhört und den Teufel samt seiner Welt beseitigt! Vergessen wir bis dahin aber nicht: Der Teufel weiß, dass er seit seinem Hinauswurf aus dem Himmel nur noch wenig Zeit hat. Wutentbrannt versucht er daher alles, um unsere Treue zu brechen. Beten wir also weiter darum, von ihm befreit zu werden (Offb. 12:12, 17).
18. Womit dürfen wir nicht aufhören, um das Ende von Satans Welt zu überleben?
18 Möchtest du diese herrliche Zeit erleben? Dann hör bitte nicht auf, darum zu beten, dass durch Gottes Königreich sein Name geheiligt werde und sein Wille auf der Erde geschehe. Vertrau darauf, dass Jehova deine geistigen und materiellen Bedürfnisse stillt. Ja, sei entschlossen, im Einklang mit dem Mustergebet zu leben!
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