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Die christliche Wiedergeburt: Der Weg zur Rettung?Der Wachtturm 2009 | 1. April
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Die christliche Wiedergeburt: Der Weg zur Rettung?
„SIND Sie wiedergeboren?“ Millionen Gläubige auf der ganzen Welt würden auf diese Frage mit einem entschiedenen Ja antworten. Sie sind davon überzeugt, dass wiedergeboren zu sein sowohl ein Kennzeichen aller wahren Christen ist als auch der einzige Weg zur Rettung. Viele von ihnen stimmen der Ansicht von Geistlichen zu wie dem Theologen Robert C. Sproul, der schrieb: „Wer nicht wiedergeboren ist, . . . kann auch kein Christ sein.“
Sind auch Sie davon überzeugt, dass man durch die Wiedergeburt auf den Weg der Rettung gelangt? Dann möchten Sie Ihren Angehörigen und Freunden zweifellos helfen, ebenfalls diesen Weg zu finden und zu gehen. Dafür müssten sie allerdings erst einmal verstehen, was einen Menschen, der wiedergeboren ist, von einem unterscheidet, der es nicht ist. Wie würden Sie ihnen erklären, was die christliche Wiedergeburt bedeutet?
Nicht wenige beziehen den Ausdruck „wiedergeboren“ auf Personen, die feierlich gelobt haben, Gott und Christus zu dienen, und daraufhin in Gottes Augen nicht mehr tot, sondern lebendig sind. Interessanterweise beschreibt ein amerikanisches Standardwörterbuch einen wiedergeborenen Menschen wie folgt: „. . . meistens ein Christ, der seine Hingabe an den Glauben erneuert oder bestätigt hat, vorwiegend nach einer außergewöhnlichen religiösen Erfahrung.“
Manchen dürfte es überraschen, dass diese Definition nicht mit der Bibel übereinstimmt. Würde es Sie interessieren, was Gottes Wort über die Wiedergeburt sagt? Sich mit diesem Thema einmal näher zu befassen ist der Mühe wert. Warum? Weil es sich auf unser jetziges Leben und auf unsere Zukunftsperspektiven auswirkt, genau zu verstehen, was es bedeutet, wiedergeboren zu sein.
Was steht in der Bibel?
In der Bibel erscheint der Ausdruck „wiedergeboren“ nur in Johannes 3:1-12, wo ein höchst interessantes Gespräch zwischen Jesus und einem jüdischen Glaubenslehrer wiedergegeben wird, das in Jerusalem stattfand. Den vollständigen Wortlaut finden Sie in dem Kasten auf Seite 4. Es empfiehlt sich, die Passage einmal aufmerksam zu lesen.
In diesen Versen weist Jesus auf verschiedene Aspekte der „neuen Geburt“a hin. Jesu Ausführungen helfen uns, fünf wesentliche Fragen zu beantworten:
◼ Wie wichtig ist die neue Geburt?
◼ Entscheidet man selbst, ob man wiedergeboren wird?
◼ Wozu dient die Wiedergeburt?
◼ Wie geht sie vor sich?
◼ Wie berührt sie das Verhältnis zu Gott?
Betrachten wir diese Fragen nun im Einzelnen.
[Fußnote]
a Der Ausdruck „neue Geburt“ oder „neu geboren“ (Einheitsübersetzung) ist in 1. Petrus 1:3, 23 zu finden und bezieht sich ebenfalls darauf, „wiedergeboren“ zu sein. Beide Wörter sind von dem griechischen Verb gennáō abgeleitet.
[Kasten/Bild auf Seite 4]
„Ihr müsst wiedergeboren werden“
„Nun war da ein Mensch von den Pharisäern, Nikodemus war sein Name, ein Vorsteher der Juden. Dieser kam in der Nacht zu ihm und sagte zu ihm: ‚Rabbi, wir wissen, dass du als Lehrer von Gott gekommen bist; denn niemand kann diese Zeichen tun, die du tust, es sei denn, Gott ist mit ihm.‘ Als Antwort sagte Jesus zu ihm: ‚Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht wiedergeboren wird, kann er das Königreich Gottes nicht sehen.‘ Nikodemus sagte zu ihm: ‚Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Er kann doch nicht ein zweites Mal in den Schoß seiner Mutter eingehen und geboren werden?‘ Jesus antwortete: ‚Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Königreich Gottes eingehen. Was aus dem Fleisch geboren worden ist, ist Fleisch, und was aus dem Geist geboren worden ist, ist Geist. Wundere dich nicht, dass ich zu dir sagte: Ihr müsst wiedergeboren werden. Der Wind weht, wo er will, und du hörst sein Geräusch, aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht. So ist jeder, der aus dem Geist geboren worden ist.‘ Nikodemus gab ihm zur Antwort: ‚Wie können diese Dinge geschehen?‘ Als Antwort sprach Jesus zu ihm: ‚Bist du ein Lehrer Israels und weißt dennoch diese Dinge nicht? Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wir reden, was wir wissen, und wir bezeugen, was wir gesehen haben; ihr aber nehmt das Zeugnis nicht an, das wir geben. Wenn ich von irdischen Dingen zu euch geredet habe und ihr trotzdem nicht glaubt, wie werdet ihr glauben, wenn ich von himmlischen Dingen zu euch rede?‘ “ (Johannes 3:1-12).
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Die neue Geburt: Wie wichtig?Der Wachtturm 2009 | 1. April
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Die neue Geburt: Wie wichtig?
IM Gespräch mit Nikodemus wies Jesus wiederholt darauf hin, dass es sehr wichtig ist, neu geboren oder wiedergeboren zu werden. Wie zeigte er das?
Er sagte: „Wenn jemand nicht wiedergeboren wird, kann er das Königreich Gottes nicht sehen“ (Johannes 3:3). Wie wichtig die neue Geburt tatsächlich ist, drückte Jesus hier durch einen Bedingungssatz aus. Seine Aussage ist ebenso definitiv wie der Satz: „Wenn es keine Sonne gibt, kann es auch kein Tageslicht geben.“ Was meint man damit? Dass die Sonne für das Tageslicht absolut notwendig ist. Das Erfordernis, von dem Jesus sprach, ist genauso unverzichtbar: Wer nicht wiedergeboren ist, kann „das Königreich Gottes nicht sehen“.
Und als wollte Jesus vorsorglich jeden Zweifel ausräumen, sagte er kurz darauf: „Ihr müsst wiedergeboren werden“ (Johannes 3:7). Nach Jesu Worten ist wiedergeboren zu werden eindeutig ein Muss, ein Erfordernis, um „in das Königreich Gottes eingehen“ zu können (Johannes 3:5).
Da Jesus so großen Wert auf die Wiedergeburt legte, ist es also durchaus wichtig, das Thema richtig zu verstehen. Das gilt auch für die Frage, ob ein Christ sich selbst dafür entscheiden kann, wiedergeboren zu werden.
[Herausgestellter Text auf Seite 5]
„Wenn es keine Sonne gibt, kann es auch kein Tageslicht geben“
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Die neue Geburt: Entscheidet man selbst?Der Wachtturm 2009 | 1. April
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Die neue Geburt: Entscheidet man selbst?
WER bewirkt die neue Geburt? Manche Geistliche fordern ihre Zuhörer auf, wiedergeborene Christen zu werden, indem sie Jesu Worte zitieren: „Ihr müsst wiedergeboren werden“ (Johannes 3:7). Sie machen aus diesen Worten ein Gebot oder eine Aufforderung und sagen eigentlich: „Werdet wiedergeboren!“ Dadurch vermitteln sie den Gedanken, es liege bei dem einzelnen Gläubigen, Jesus zu gehorchen und die nötigen Schritte für eine neue Geburt zu unternehmen. So gesehen wäre die neue Geburt der persönlichen Entscheidung überlassen. Stimmt diese Ansicht jedoch mit dem überein, was Jesus zu Nikodemus sagte?
Wer sich die Worte Jesu genauer ansieht, wird feststellen, dass er nicht davon sprach, die Entscheidung, wiedergeboren zu werden, liege bei einem selbst. Warum nicht? Der mit „wiedergeboren“ übersetzte griechische Ausdruck kann auch „von oben her geboren“ bedeuten.a Somit wird, wie eine andere Lesart zeigt, die neue Geburt „von oben“ bewirkt, das heißt „vom Himmel her“ oder „vom Vater“ (Johannes 19:11, Fußnote; Jakobus 1:17). Sie wird also von Gott bewirkt (1. Johannes 3:9).
Mit dem Ausdruck „von oben“ im Sinn ist es ohne Weiteres zu verstehen, dass niemand die neue Geburt selbst bewirken kann. Denken wir einmal an unsere buchstäbliche Geburt. Konnten wir uns selbst dafür entscheiden, geboren zu werden? Natürlich nicht! Wir wurden von unserem leiblichen Vater gezeugt. Genauso kann jemand nur dann wiedergeboren werden, wenn Gott, der himmlische Vater, eine neue Geburt bewirkt (Johannes 1:13). Im Einklang damit schrieb der Apostel Petrus: „Gesegnet sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, denn nach seiner großen Barmherzigkeit hat er uns eine neue Geburt . . . gegeben“ (1. Petrus 1:3).
Handelt es sich um eine Aufforderung?
Mancher könnte sich jedoch fragen: Wenn es zutrifft, dass niemand selbst bestimmen kann, wiedergeboren zu werden, warum sagte Jesus dann: „Ihr müsst wiedergeboren werden“? Diese Frage ist berechtigt. Wären Jesu Worte tatsächlich eine Aufforderung, würde er eigentlich etwas von uns verlangen, worauf wir keinen Einfluss haben. Das wäre nicht einleuchtend. Doch wie sind seine Worte dann zu verstehen?
Sieht man sich diesen Satz in der Originalsprache an, stellt man fest, dass er nicht im Imperativ (Befehlsform) steht, also keine Aufforderung ist. Es handelt sich einfach um eine Feststellung. Als Jesus sagte: „Ihr müsst wiedergeboren werden“, äußerte er eine Tatsache und keine Aufforderung (Johannes 3:7). Wörtlich sagte er: „Es ist nötig, (dass) ihr geboren werdet von oben“ (E. Dietzfelbinger, Das Neue Testament: Interlinearübersetzung Griechisch-Deutsch).
Wie könnte man den Unterschied zwischen einer Aufforderung und einer Feststellung veranschaulichen? Stellen wir uns eine Stadt vor, in der es mehrere Schulen gibt. Eine davon ist für Schüler einer bestimmten Volksgruppe reserviert. Eines Tages bittet ein Junge, der nicht zu der betreffenden Volksgruppe gehört, darum, in diese Schule aufgenommen zu werden. Der Direktor sagt zu ihm: „Um aufgenommen zu werden, musst du zu unserer Volksgruppe gehören.“ Seine Worte stellen natürlich keine Aufforderung dar. Er verlangt von dem Jungen ja nicht: „Gehöre zu unserer Volksgruppe!“ Der Direktor erklärt lediglich, unter welcher Voraussetzung jemand die Schule besuchen kann. Wenn Jesus also sagte: „Ihr müsst wiedergeboren werden“, stellte er einfach klar, unter welcher Voraussetzung jemand „in das Königreich Gottes eingehen“ kann.
Das hier erwähnte Königreich Gottes hängt eng mit einem weiteren Aspekt der neuen Geburt zusammen, nämlich der Frage, wozu sie eigentlich dient. Nur wenn man den Zweck der neuen Geburt kennt, kann man wirklich verstehen, was es bedeutet, wiedergeboren zu sein.
[Fußnote]
a Verschiedene Bibelübersetzungen geben Johannes 3:3 in diesem Sinn wieder. Beispielsweise heißt es im Neuen Testament von Heinz Schumacher: „Wenn einer nicht von oben her gezeugt und geboren wird, kann er die Königsherrschaft Gottes nicht sehen.“
[Bild auf Seite 6]
Welche Parallele gibt es zwischen der neuen Geburt und einer buchstäblichen Geburt?
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Die neue Geburt: Wozu dient sie?Der Wachtturm 2009 | 1. April
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Die neue Geburt: Wozu dient sie?
NICHT wenige glauben, man müsse wiedergeboren sein, um die ewige Rettung zu erlangen. Beachten wir jedoch, was Jesus selbst über den Zweck der neuen Geburt sagte. Er erklärte: „Wenn jemand nicht wiedergeboren wird, kann er das Königreich Gottes nicht sehen“ (Johannes 3:3). Wiedergeboren zu sein ist tatsächlich notwendig, um in Gottes Königreich einzugehen, aber nicht, um Rettung zu erlangen. Beziehen sich denn nicht beide Formulierungen — in das Königreich eingehen und Rettung erlangen — auf ein und dieselbe Belohnung? Nein, das ist nicht der Fall. Um deutlich zu machen, dass es sich wirklich um zwei verschiedene Dinge handelt, befassen wir uns zunächst mit dem Begriff „Königreich Gottes“.
Ein Königreich ist eine Regierungsform. Der Begriff „Königreich Gottes“ bedeutet somit „Gottes Regierung“. Gemäß der Bibel ist der „Menschensohn“, Jesus Christus, der König dieses Königreiches und ihm stehen Mitregenten zur Seite (Daniel 7:1, 13, 14; Matthäus 26:63, 64). Wie aus einer Vision hervorgeht, die der Apostel Johannes erhielt, werden als Jesu Mitregenten Personen „aus jedem Stamm und jeder Zunge und jedem Volk und jeder Nation“ ausgewählt, um einmal „als Könige über die Erde [zu] regieren“ (Offenbarung 5:9, 10; 20:6). Außerdem zeigt die Bibel, dass es sich bei diesen Königen um eine „kleine Herde“ von 144 000 Personen handelt, „die von der Erde erkauft worden sind“ (Lukas 12:32; Offenbarung 14:1, 3).
Hat das „Königreich Gottes“ einen Regierungssitz? Es wird auch als das „Königreich der Himmel“ bezeichnet, was zeigt, dass Jesus und seine Mitkönige vom Himmel aus regieren (Lukas 8:10; Matthäus 13:11). Somit handelt es sich um eine himmlische Regierung; sie besteht aus Jesus Christus und einer Gruppe von Mitregenten, ausgewählt aus der Menschheit.
Wie sind also Jesu Worte zu verstehen, man müsse wiedergeboren sein, um „in das Königreich Gottes einzugehen“? Damit wollte er sagen, dass man wiedergeboren werden muss, um mit ihm zusammen im Himmel zu regieren. Kurz gesagt: Der Zweck der neuen Geburt besteht darin, eine ausgewählte Gruppe von Menschen auf die Regentschaft im Himmel vorzubereiten.
Wie wir also sehen konnten, ist die neue Geburt äußerst wichtig, sie wird von Gott bewirkt und verleiht den von ihm ausgewählten Menschen die Eignung, vom Himmel aus zu regieren. Doch wie geht die neue Geburt eigentlich vor sich?
[Herausgestellter Text auf Seite 7]
Die neue Geburt dient dazu, eine bestimmte Zahl von Menschen auf die Regentschaft im Himmel vorzubereiten
[Bild auf Seite 7]
Gottes Königreich setzt sich aus Jesus Christus und einer Gruppe ausgewählter Mitregenten zusammen
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Die neue Geburt: Wie geht sie vor sich?Der Wachtturm 2009 | 1. April
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Die neue Geburt: Wie geht sie vor sich?
JESUS sprach mit Nikodemus nicht nur darüber, wie wichtig die neue Geburt ist, wer sie bewirkt und wozu sie dient. Er erklärte auch, wie sie vor sich geht, und sagte: „Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Königreich Gottes eingehen“ (Johannes 3:5). Wiedergeboren wird jemand also durch Wasser und Geist. Worauf beziehen sich die Worte „Wasser und Geist“?
„Wasser und Geist“ — Was ist gemeint?
Als jüdischer Glaubenslehrer wusste Nikodemus zweifellos, wie der Ausdruck „Geist Gottes“ in den Hebräischen Schriften gebraucht wird — als Bezeichnung für Gottes wirksame Kraft, die Menschen zu besonderen Leistungen befähigen kann (1. Mose 41:38; 2. Mose 31:3; 1. Samuel 10:6). Als Jesus vom „Geist“ sprach, muss Nikodemus darunter also den heiligen Geist, die wirksame Kraft Gottes, verstanden haben.
Und wieso erwähnte Jesus Wasser? Beachten wir, welche Ereignisse im Bibelbericht unmittelbar vor und nach dem Gespräch mit Nikodemus aufgezeichnet sind. Sie zeigen, dass sowohl Johannes der Täufer als auch die Jünger Jesu im Wasser tauften (Johannes 1:19, 31; 3:22; 4:1-3). Das war in ganz Jerusalem bekannt. Folglich muss Nikodemus klar gewesen sein, dass Jesus nicht von Wasser im Allgemeinen sprach, sondern vom Wasser der Taufe.a
„Mit heiligem Geist“ getauft
Wenn mit der Wendung „aus Wasser geboren“ die Taufe im Wasser gemeint ist, was bedeutet es dann, „aus Geist geboren“ zu werden? Schon bevor Nikodemus zu Jesus kam, hatte Johannes der Täufer angekündigt, dass bei der Taufe nicht nur Wasser eine Rolle spielen würde, sondern auch der Geist. Er sagte: „Ich taufte euch mit Wasser, er [Jesus] aber wird euch mit heiligem Geist taufen“ (Markus 1:7, 8). Der Evangelist Markus schildert die erste Taufe dieser Art. Wir lesen: „Im Laufe jener Tage kam Jesus von Nazareth in Galiläa und wurde von Johannes im Jordan getauft. Und sogleich, als er aus dem Wasser heraufkam, sah er die Himmel sich teilen und den Geist gleich einer Taube auf ihn herabkommen“ (Markus 1:9, 10). Im Jordan wurde Jesus mit Wasser getauft. Und in dem Augenblick, als er vom Himmel den Geist erhielt, wurde er mit heiligem Geist getauft.
Etwa drei Jahre nach dieser Taufe versprach Jesus seinen Jüngern: „Ihr . . . werdet nicht viele Tage nach diesem in heiligem Geist getauft werden“ (Apostelgeschichte 1:5). Wann geschah das?
Am Pfingsttag des Jahres 33 u. Z. waren in einem Haus in Jerusalem etwa 120 Jünger Jesu versammelt. „Plötzlich entstand vom Himmel her ein Geräusch wie das einer dahinstürmenden starken Brise, und es erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und Zungen wie von Feuer wurden ihnen sichtbar . . ., und sie alle wurden mit heiligem Geist erfüllt“ (Apostelgeschichte 2:1-4). Am selben Tag wurden auch andere in Jerusalem aufgefordert, sich im Wasser taufen zu lassen. Der Apostel Petrus sagte zu einer größeren Menschenmenge: „Bereut, und jeder von euch lasse sich im Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden taufen, und ihr werdet als freie Gabe den heiligen Geist empfangen.“ Was geschah? „Diejenigen, die sein Wort von Herzen annahmen, [wurden] getauft, und an jenem Tag wurden ungefähr dreitausend Seelen hinzugetan“ (Apostelgeschichte 2:38, 41).
Zwei unverzichtbare Schritte
Was verraten die erwähnten Taufen über die neue Geburt? Sie zeigen, dass für die neue Geburt zwei Schritte erforderlich sind. Nehmen wir Jesus: Zuerst wurde er im Wasser getauft; anschließend empfing er den heiligen Geist. Auch die ersten Jünger wurden zuerst im Wasser getauft (einige von Johannes dem Täufer); erst danach empfingen sie den heiligen Geist (Johannes 1:26-36). So war es auch bei den 3 000 Neubekehrten: Zuerst wurden sie im Wasser getauft; anschließend empfingen sie den heiligen Geist.
Wie müsste die neue Geburt heute also vor sich gehen, wenn man an die Taufe zu Pfingsten 33 u. Z. denkt? Genauso wie es bei den Aposteln Jesu und seinen ersten Jüngern der Fall war. Als Erstes bereut jemand seine Sünden und gibt verkehrtes Verhalten auf. Dann verspricht er Gott, ihn für immer anzubeten und ihm zu dienen. Diese Hingabe zeigt er öffentlich durch die Wassertaufe. Doch nur, wenn Gott ihn auswählt, als Herrscher in seinem Königreich mitzuregieren, wird er auch mit heiligem Geist gesalbt. Somit geht der erste Schritt (die Taufe mit Wasser) von der jeweiligen Person aus. Der zweite Schritt dagegen (die Taufe mit Geist) geht von Gott aus. Nur jemand, der sowohl mit Wasser als auch mit Geist getauft wird, erfährt die neue Geburt.
Doch warum gebrauchte Jesus in seiner Unterhaltung mit Nikodemus den Ausdruck „aus Wasser und Geist geboren“? Offensichtlich wollte er darauf hinweisen, welche tief greifende Veränderung diejenigen erfahren, die mit Wasser und Geist getauft werden. Mit diesem Aspekt der neuen Geburt befasst sich der nächste Artikel.
[Fußnote]
a Beispielsweise sagte der Apostel Petrus einmal in Verbindung mit einer Taufe: „Kann jemand das Wasser verwehren?“ (Apostelgeschichte 10:47).
[Bild auf Seite 9]
Johannes taufte reumütige Israeliten mit Wasser
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Die neue Geburt: Wie wirkt sie sich aus?Der Wachtturm 2009 | 1. April
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Die neue Geburt: Wie wirkt sie sich aus?
WARUM gebrauchte Jesus den Ausdruck „aus Geist geboren“, als er von der Taufe mit heiligem Geist sprach? (Johannes 3:5). Wird das Wort „Geburt“ im übertragenen Sinn gebraucht, steht es für „Anfang“ oder „Beginn“, wie etwa in der Wendung „die Geburt einer Nation“. Entsprechend weist die Formulierung „neue Geburt“ auf einen neuen Anfang hin. Daher unterstreichen die bildlichen Ausdrücke „geboren“ und „neue Geburt“, dass diejenigen, die mit heiligem Geist getauft werden, in ein völlig neues Verhältnis zu Gott gelangen. Wie muss man sich das vorstellen?
Um deutlich zu machen, wie Gott es Menschen ermöglicht, mit Jesus im Himmel zu regieren, gebrauchte der Apostel Paulus eine Veranschaulichung aus dem Familienleben. Wie er an Mitchristen schrieb, sollten sie die „Annahme an Sohnes Statt“ erleben, worauf Gott sie als „Söhne“ behandeln würde (Galater 4:5; Hebräer 12:7). Dieser Hinweis auf eine Adoption macht verständlich, was sich verändert, wenn jemand mit heiligem Geist getauft wird. Kehren wir noch einmal zu dem Beispiel des Jungen zurück, der eine Schule für Angehörige einer bestimmten Volksgruppe besuchen möchte.
Was sich durch die Adoption verändert
Der Junge darf diese Schule nicht besuchen, weil er nicht zu der betreffenden Volksgruppe gehört. Doch eines Tages wird alles anders: Ein Familienvater aus der besagten Volksgruppe adoptiert ihn. Was bedeutet das für den Jungen? Als rechtmäßig adoptierter Sohn hat er jetzt wahrscheinlich dieselben Rechte wie andere Kinder aus dieser Volksgruppe — auch das Recht, die für sie reservierte Schule zu besuchen. Die Adoption hat seine Situation komplett verändert.
Das zeigt in etwa, wie weitreichend die Veränderungen sind, die die neue Geburt mit sich bringt. Beleuchten wir einmal einige Parallelen. Der besagte Junge darf die Schule besuchen, aber nur, weil er jetzt dieser bestimmten Volksgruppe angehört. Von sich aus hätte er diese Voraussetzung niemals erfüllen können. Ähnlich verhält es sich mit Menschen, die einen Platz in Gottes Königreich, das heißt in der himmlischen Regierung, erhalten. Das jedoch nur, weil sie die Voraussetzung dafür erfüllen, das heißt „wiedergeboren“ sind. Auch sie hätten diese Voraussetzung niemals von sich aus erfüllen können, denn Gott allein bestimmt, wer neu geboren wird.
Was hat den Status des Jungen verändert? Die rechtmäßige Adoption. Natürlich hat sich dadurch nichts an seinem Wesen verändert. Nach seiner Adoption war er immer noch derselbe Mensch. Doch nachdem alle rechtlichen Erfordernisse erfüllt waren, erhielt der Junge einen neuen Status. Für ihn war das ein echter Neuanfang, sozusagen eine neue Geburt. Er wurde als Sohn angenommen, das heißt in die Familie seines Adoptivvaters aufgenommen, was ihn berechtigte, die Schule zu besuchen.
In ähnlicher Weise verändert Jehova den Status einer Gruppe von unvollkommenen Menschen, indem er sie rechtsgültig als seine Kinder adoptiert. Der Apostel Paulus, der zu dieser Gruppe gehörte, schrieb an Mitchristen: „Ihr habt einen Geist der Annahme an Sohnes Statt empfangen, durch welchen Geist wir ausrufen: ‚Abba, Vater!‘ Der Geist selbst bezeugt mit unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind“ (Römer 8:15, 16). Durch Adoption wurden diese Christen ein Teil von Gottes Familie und somit „Kinder Gottes“ (1. Johannes 3:1; 2. Korinther 6:18).
Natürlich verändert die Adoption durch Gott nicht das Wesen der Adoptierten, denn sie bleiben unvollkommen (1. Johannes 1:8). Dennoch erhalten sie, wie Paulus weiter erklärte, durch die rechtmäßige Adoption einen neuen Status. Gleichzeitig verleiht Gottes Geist seinen Adoptivsöhnen die Überzeugung, einmal mit Christus im Himmel zu leben (1. Johannes 3:2). Diese untrügliche Überzeugung, die der heilige Geist in sie legt, eröffnet ihnen eine völlig neue Perspektive (2. Korinther 1:21, 22). Ja, sie erleben einen echten Neuanfang, sozusagen eine neue Geburt.
Über Gottes Adoptivsöhne heißt es in der Bibel: „Sie werden Priester Gottes und des Christus sein und werden als Könige die tausend Jahre mit ihm regieren“ (Offenbarung 20:6). Gemeinsam mit Christus werden Gottes Adoptivsöhne einen Platz in Gottes Königreich erhalten, das heißt in seiner himmlischen Regierung. Wie der Apostel Petrus an Mitchristen schrieb, sollen sie ein „unvergängliches und unbeflecktes und unverwelkliches Erbe“ erhalten, das für sie „in den Himmeln aufbehalten“ ist (1. Petrus 1:3, 4). Was für ein kostbares Erbe!
In Verbindung mit der erwähnten Regentschaft entsteht allerdings eine Frage: Wenn die Wiedergeborenen im Himmel Könige sein sollen, über wen werden sie dann regieren?
[Bild auf Seite 10]
Was sagte Paulus über die „Annahme an Sohnes Statt“?
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