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Richter und Ratgeber der Gesellschaft einer neuen OrdnungDer Wachtturm 1970 | 1. Oktober
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Richter und Ratgeber der Gesellschaft einer neuen Ordnung
„Ich will wieder Richter für dich zurückbringen wie zuerst und Ratgeber für dich wie zu Beginn.“ — Jes. 1:26, NW.
1. In welcher Lage befand sich Israel in den Tagen Jesajas, und wozu führte dies schließlich? Wann erhielt es seine Richter wieder?
ALS Gott im achten Jahrhundert v. u. Z. durch den Propheten Jesaja die oben erwähnten Worte an das Volk Israel richtete, lebte dieses Volk unter dem Gesetz Gottes, aber es war für den einzelnen schwer, zu seinem Recht zu kommen, und die Ungerechtigkeit nahm im ganzen Land überhand. (Jes. 1:23) Es wurde immer schlimmer, bis Gott schließlich zuließ, daß die Bewohner des Zehn-Stämme-Reiches Israel von den Assyrern in die Gefangenschaft geführt wurden. Später führte Nebukadnezar, der König von Babylon, auch die Bewohner des südlichen Königreiches, Juda und Benjamin, ins Exil. Im Jahre 537 v. u. Z. ließ Gott sein Volk zurückkehren, nachdem Kores, der König von Persien und der Eroberer Babylons, seinen Erlaß zur Befreiung der Juden herausgegeben hatte. Die Nation Israel und ihre Richter waren aber bald wieder verderbt. — Matth. 23:23; Luk. 20:47.
2. Wie kam es in einem umfassenderen und bedeutenderen Sinne erneut zu einer Einsetzung von Richtern durch Gott?
2 Eine umfassendere und bedeutendere Erfüllung seiner Verheißung, seinem Volk wieder gerechte Richter zu geben und dafür zu sorgen, daß seine gerechten Gesetze wieder befolgt würden, bewirkte Gott in Verbindung mit der Gründung der Christenversammlung. Im ersten Jahrhundert u. Z., zu Lebzeiten der zwölf Apostel, wurde Gottes Gesetz in seiner ganzen Reinheit und Klarheit in den Vordergrund gerückt. Die Männer, die als Aufseher der Christenversammlung eingesetzt wurden, waren gerecht und ließen sich von Gottes heiligem Geist leiten. Jesus Christus setzte die ersten Richter, die treuen Apostel, damals selbst ein. (Mark. 3:14; Apg. 9:15) Diese Richter und Ratgeber leiteten die Versammlung so, daß sie wuchs und gedieh. In Apostelgeschichte 16:4, 5 lesen wir zum Beispiel: „Als sie nun durch die Städte reisten, überbrachten sie denen, die dort waren, die zu beachtenden Verordnungen, welche von den Aposteln und älteren Männern, die sich in Jerusalem befanden, beschlossen worden waren. Die Versammlungen wurden daher tatsächlich im Glauben weiterhin befestigt und nahmen von Tag zu Tag an Zahl zu.“
„GABEN IN FORM VON MENSCHEN“
3. Was taten die „Gaben in Form von Menschen“ für die Versammlung?
3 Gott wählte noch weitere Männer als „Gaben“ für die Versammlung aus, Männer, denen er besondere Fähigkeiten verlieh, damit sie die junge Organisation festigen könnten. Wir lesen in diesem Zusammenhang in Epheser 4:8, 11, 12: „Deshalb sagt er: ‚Als er in die Höhe auffuhr, führte er Gefangene hinweg; er gab Gaben in Form von Menschen.‘ Und er gab einige als Apostel, einige als Propheten, einige als Evangelisten, einige als Hirten und Lehrer, im Hinblick auf die Schulung der Heiligen für das Dienstwerk, für die Auferbauung des Leibes des Christus.“ Unter der Leitung des heiligen Geistes ernannten die Apostel Christi weitere Männer, zum Beispiel Timotheus und Titus, eifrige, loyale Männer, die als Richter und Ratgeber dafür sorgten, daß innerhalb der Versammlung Gerechtigkeit geübt wurde. (1. Tim. 1:3, 4; Kap. 5; Tit. 1:5-13) Außerdem erteilten die Apostel und andere reife Männer häufig Rat in schriftlicher Form. Diese Schriften wurden den Hebräischen Schriften hinzugefügt, und so kann mit Recht gesagt werden, daß „die ganze Schrift ... von Gott inspiriert und nützlich [ist] zum Lehren, zum Tadeln, zum Richtigstellen der Dinge, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes völlig tauglich sei, vollständig ausgerüstet für jedes gute Werk“. — 2. Tim. 3:16, 17.
SCHUTZ VOR ABFALL VOM GLAUBEN
4. Wie lange gab es in der Versammlung gerechte Richter und Ratgeber?
4 Solange die Apostel lebten und auch noch zu Lebzeiten der treuen Männer, die von den Aposteln eingesetzt worden waren und die diese überlebt haben mögen, fuhr die Versammlung fort, Gott treu zu dienen. Einige versuchten zwar, die Versammlung durch unrechte, verwerfliche Handlungen zu verderben, aber der starke Einfluß der Apostel hemmte sie. (2. Thess. 2:7, 8) Wir können einige Beispiele anführen, die zeigen, wie schnell die Apostel in solchen Fällen ein Urteil fällten und Ordnung schafften.
5—7. Führe einige Beispiele an, die zeigen, was die gerechten Richter und Ratgeber unternahmen, um die Versammlung vor Gott rein zu erhalten.
5 Als Ananias und Sapphira in ihrem Herzen übereingekommen waren, Gott zu belügen, wodurch sie Heuchelei in die Versammlung hineinbrachten, durchschaute Petrus unter der Leitung des Geistes Gottes ihre Heuchelei und sprach über sie ein Urteil, das in Wirklichkeit Gottes Urteil war. — Apg. 5:1-11; Matth. 18:18.
6 Ein anderes Beispiel zeigt, wie versucht wurde, die Versammlung durch grobe Unsittlichkeit zu verunreinigen. Es handelte sich dabei um einen Fall, der sich in der Versammlung Korinth ereignete. Die Verantwortlichen der Korinther Versammlung hatten nichts gegen diese heimtückische Infiltration unternommen, doch der Apostel Paulus griff ein, um diesen schlimmen Krebsschaden zu beseitigen. Nach 1. Korinther 5:1-5, 13 schrieb Paulus: „Tatsächlich wird von Hurerei aus eurer Mitte berichtet, und von einer solchen Hurerei, wie es sie selbst nicht unter den Nationen gibt, daß ein gewisser Mann die Frau seines Vaters hat. Und ihr seid aufgeblasen und habt nicht vielmehr getrauert, damit der Mann, der diese Tat begangen hat, aus eurer Mitte hinweggeschafft werde? Ich meinesteils habe, obwohl dem Leibe nach abwesend, im Geiste aber anwesend, den Mann sicherlich bereits gerichtet, als wäre ich anwesend, der auf eine solche Weise gehandelt hat, so daß ihr im Namen unseres Herrn Jesus, wenn ihr und mein Geist mit der Kraft unseres Herrn Jesus versammelt seid, einen solchen Menschen zur Vernichtung des Fleisches dem Satan übergebt, damit der Geist am Tage des Herrn gerettet werde. ... ‚Entfernt den bösen Menschen aus eurer Mitte.‘“ Andere, angebliche Apostel, wollten in dieser Versammlung falsche Lehren und einen falschen Geist aufbringen. Sie begannen, hochmütig über ihre christlichen Brüder zu herrschen, und förderten durch Schmeichelei und Menschenverherrlichung die Sektenbildung. — 1. Kor. 1:10-13; 4:8; 2. Kor. 11:19, 20.
7 In dieser Versammlung wurde noch in anderer Hinsicht Unrecht verübt und dem Gesetz Christi zuwidergehandelt, aber die Briefe des Apostels Paulus regelten diese Fälle offenbar größtenteils. Das geht aus seinem zweiten Brief an die Korinther hervor. Er lobte sie für ihre gottgefällige Traurigkeit wegen des unsittlichen Verhaltens, dessen sich jemand unter ihnen schuldig gemacht hatte, und für ihre Reue und die energischen Schritte, die sie unternommen hatten. Er sprach auch anerkennend von ihrem besseren Geist und gab ihnen dann weitere Ratschläge hinsichtlich der falschen Apostel. (2. Kor. 7:9-11; 11:12-15) Solche eindringlichen Briefe der Apostel wirkten als Schutz für die Versammlungen und brachten diese wieder in Einklang mit dem Gesetz des Christus. Paulus wies auf diesen Punkt hin durch seine Worte in 2. Korinther 10:5, 6: „Denn wir stoßen Vernunftschlüsse und jede Höhe um, die sich gegen die Erkenntnis Gottes erhebt; und wir nehmen jeden Gedanken gefangen, um ihn dem Christus gehorsam zu machen; und wir halten uns bereit, jeden Ungehorsam zu bestrafen, sobald euer eigener Gehorsam völlig in die Tat umgesetzt sein wird.“
8, 9. Gegen welche Verletzungen des Gesetzes Gottes gingen Paulus, Judas, Jakobus und Jesus vor, um zu verhindern, daß der Teufel die Christenversammlung zugrunde richtete?
8 Die Apostel mußten auch etwas unternehmen, weil einige dem Gesetz und dem Geist Christi zuwiderhandelten, indem sie falsche Auffassungen über die Auferstehung aufbrachten. Sie lehrten, die Auferstehung sei schon vor sich gegangen, nicht als buchstäbliche Auferstehung der Toten, sondern als eine Art „geistige Auferstehung“ der Lebenden. (2. Tim. 2:18) Andere sagten rundweg, es gebe keine Auferstehung. Deshalb schrieb Paulus gemäß 1. Korinther 15:12, 35, 36: „Wenn nun von Christus gepredigt wird, daß er von den Toten auferweckt worden ist, wie kommt es, daß einige unter euch sagen, es gebe keine Auferstehung der Toten? Dennoch wird jemand sagen: ‚Wie werden die Toten auferweckt werden? Ja, mit was für einem Leib kommen sie?‘ Du Unvernünftiger! Was du säst, wird nicht lebendig gemacht, es sterbe denn zuvor.“ Gewisse „Judaisten“, die sich als Christen ausgaben, versuchten, die Christen zu veranlassen, wieder in die Knechtschaft der Sünde zurückzukehren und wieder auf die Werke des mosaischen Gesetzes zu vertrauen. Das taten sie nicht aus Liebe zu Gott und zu seinem Volk, sondern weil sie sich davor fürchteten, von den Juden verfolgt zu werden. Der Brief des Apostels Paulus an die Galater diente der Richtigstellung dieser falschen Lehre. — Gal. 5:2-4; 6:12, 13.
9 Judas, der kein Apostel, sondern ein Halbbruder Jesu Christi war, verurteilte in seinem Brief die Unsittlichkeit mit scharfen Worten, durch die einige, die sich eingeschlichen hatten, die Versammlung zu verderben suchten. Wir lesen in Judas 4: „Ich habe Grund dazu, denn es haben sich gewisse Leute eingeschlichen, die durch die Schriften vor langem für dieses Gericht bestimmt worden sind, gottlose Menschen, welche die unverdiente Güte unseres Gottes zu einer Entschuldigung für Zügellosigkeit verkehren und sich gegenüber unserem alleinigen Gebieter und Herrn, Jesus Christus, als falsch erweisen.“ Jakobus, ein anderer Halbbruder Jesu, verurteilte in seinem Brief Parteilichkeit mit den Worten: „[Ihr] habt ... Klassenunterschiede unter euch selbst, und [ihr] seid ... Richter geworden, die böse Entscheidungen fällen.“ (Jak. 2:1-4) Etliche Jahre später, kurz vor dem Tod des Apostels Johannes, begannen sich diese Mißstände in der Versammlung herauszustellen. Die Botschaft, die Jesus an die sieben Versammlungen richtete, war eine strenge Zurechtweisung, wie das aus Offenbarung 2:6, 14, 15, 20 hervorgeht. Der Teufel führte von Anfang an einen harten Kampf, um die frühchristliche Versammlung zugrunde zu richten. Solange die Apostel lebten und als Richter und Ratgeber amteten, wurde die Versammlung rein erhalten, und der Abfall konnte noch nicht die Oberhand gewinnen. Doch nach dem Tod der Apostel hielt ihn nichts mehr auf. (2. Thess. 2:6-8) Es kam so, wie Paulus gemäß Apostelgeschichte 20:29, 30 gesagt hatte: „Ich weiß, daß nach meinem Weggang bedrückende Wölfe bei euch eindringen und die Herde nicht zart behandeln werden, und aus eurer Mitte selbst werden Männer aufstehen und verdrehte Dinge reden, um die Jünger hinter sich her fortzuziehen.“
RICHTER UND RATGEBER HEUTE
10. Wieso kann gesagt werden, daß sich Jesajas Prophezeiung heute endgültig erfüllt?
10 Jetzt leben wir in der Zeit, in der sich Jesajas Prophezeiung endgültig und im großen erfüllt. Jehovas Organisation ist wiederum auf einer vollständig theokratischen Grundlage errichtet, denn über 25 000 Versammlungen der Zeugen Jehovas in der ganzen Welt bilden heute eine geschlossene Einheit, und sie alle befolgen das gleiche Gesetz. Wir haben dieses Gesetz in Form der Belehrungen und Ratschläge Jesu und seiner Apostel und Jünger. Die Organisation ist apostolisch, das heißt, sie wirkt wie die Organisation damals unter der unmittelbaren Aufsicht der Apostel. Reife, gottesfürchtige Männer sind als Aufseher und Dienstamtgehilfen eingesetzt, um die Versammlung zu leiten und um gegen Übertretungen des Gesetzes Gottes vorzugehen.
11. Inwiefern ist die Versammlung des Volkes Gottes heute ein Bollwerk der wahren Anbetung, und was bietet sie allen, die das Versagen der gegenwärtigen Welt erkannt haben?
11 Heute kann die Christenversammlung rein erhalten werden; sie genießt deshalb Gottes Gunst und kann ihr Werk in Einheit durchführen. Die weltumspannende Versammlung des Volkes Gottes bildet heute ein Bollwerk der wahren Anbetung. (1. Tim. 3:15) Alle Menschen, die das Versagen der gegenwärtigen Welt und ihre Ungerechtigkeit erkannt haben, können daher an eine Stätte kommen, an der Gerechtigkeit geübt wird. Sie können sich auf die unmittelbar bevorstehende Zeit freuen, in der Gottes Gesetz auf der ganzen Erde durchgeführt wird. Unter diesem Gesetz wird dafür gesorgt werden, daß allen Menschen Recht und Gerechtigkeit widerfährt und daß es nie mehr zu einer zum Untergang führenden Auflehnung kommt. Das wird in Jesaja 60:17, 18 (NW) durch folgende Worte vorhergesagt: „Statt des Kupfers werde ich Gold herbeibringen, und statt des Eisens werde ich Silber herbeibringen und statt des Holzes Kupfer und statt der Steine Eisen; und ich will den Frieden zu deinen Aufsehern einsetzen und die Gerechtigkeit zu deinen Arbeitszuteilern. Nicht mehr wird in deinem Land von Gewalttat gehört werden, Verheerung oder Zusammenbruch innerhalb deiner Grenzen. Und du wirst sicherlich deine eigenen Mauern ‚Rettung‘ und deine Tore ‚Lobpreis‘ nennen.“
12. Wie werden die Versammlungen des Volkes Gottes heute geleitet?
12 Heute, wo wir in den „letzten Tagen“ leben und wo die Christenversammlung zur vollen Reife gelangt ist, sind die irdischen Königreichsinteressen dem „treuen und verständigen Sklaven“ — Gottes „Knechts“-Klasse, bestehend aus den noch übriggebliebenen geistgezeugten Brüdern Christi auf Erden — anvertraut worden. (Matth. 24:45-47) Diese Klasse, deren Leitung die Versammlungen der Zeugen Jehovas in der ganzen Welt unterstellt sind, hält sich an das in der Bibel niedergelegte Gesetz Christi. Durch sie hat der heilige Geist den Forderungen der Bibel entsprechend in den Versammlungen Männer eingesetzt, die in Fällen, in denen Gottes Gesetz verletzt wird, eingreifen. Darum sagte Paulus, wie wir es in Apostelgeschichte 20:28 lesen: „Gebt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in welcher euch der heilige Geist zu Aufsehern ernannt hat, um die Versammlung Gottes zu hüten, die er mit dem Blute seines eigenen Sohnes erkauft hat.“
13. Welche Einrichtung besteht zur Behandlung von schwerwiegenden Verletzungen des Gesetzes Gottes?
13 Gewöhnlich kommen zur Behandlung eines solchen Falles drei reife Männer zusammen: der Versammlungsdiener oder Aufseher, der Hilfsversammlungsdiener und der Bibelstudiendiener. Diese Männer müssen sich als treu erwiesen haben und müssen Gerechtigkeit und Barmherzigkeit lieben. (1. Tim. 3:1-10) Schwerwiegende Vergehen, die sich auf die Versammlung und auf deren Stellung vor Gott nachteilig auswirken, und Vorfälle, die die Versammlung in Verruf bringen, werden von diesen drei eingesetzten Männern, dem „Dienstkomitee der Versammlung“, behandelt. Diese Männer schützen die Reinheit der Lehre und die sittliche Reinheit der Versammlung. — 1. Tim. 4:11-16; 5:19-21; 6:3-5, 13, 14, 20; Tit. 3:9-11.
14. (a) Wie wurden Fälle von Meinungsverschiedenheiten in der Versammlung der ersten Christen behandelt? (b) Warum sollten Christen miteinander vor weltlichen Gerichten keine Prozesse führen?
14 In der Versammlung der ersten Christen gab es keine bevorzugte Klasse. (Matth. 23:8; Röm. 12:10) Alle konnten sich an diese vom heiligen Geist eingesetzten Aufseher wenden und hatten vor ihnen die gleichen Rechte. (Spr. 28:21; 1. Tim. 5:21) Wenn es unter den Gliedern der Versammlung zu Meinungsverschiedenheiten kam, konnten sie ihr Problem diesen Männern vorlegen und von ihnen ein gerechtes Urteil, das auf Gottes Gesetz beruhte, erwarten. Der Apostel Paulus schrieb, Christen sollten sich nicht gegenseitig vor weltliche Gerichte ziehen, sondern sollten ihre Streitsachen der Versammlung vorlegen. Das war auch vernünftig, denn zu Gottes festgesetzter Zeit sollten diejenigen, die Gott dazu erwählt hatte, Miterben Christi im Himmel zu werden, die Welt und sogar Engel richten. Dadurch, daß sie vor weltlichen Gerichten miteinander Prozesse führten, mißachteten sie in Wirklichkeit die theokratische Anordnung, und das brachte ihnen als Christenversammlung eine Niederlage. Es war für sie eine Schande, eine Niederlage. Wie konnten sie sagen, sie würden Gott, den Richter aller, und seinen Sohn Jesus Christus vertreten, ja wie konnten sie andere auffordern, aus der Welt hinauszugehen und sich ihnen anzuschließen, wenn sie selbst nicht einmal imstande waren, ihre eigenen Streitigkeiten zu schlichten! — 1. Kor. 6:1-8.
EIN FALL ZUR VERANSCHAULICHUNG
15. (a) Welchen zwei Hauptzwecken dient die Behandlung von Fällen gesetzwidriger Handlungen durch das Komitee? (b) Um was für einen Fall handelt es sich in der angeführten Veranschaulichung?
15 Um zu veranschaulichen, wie die Versammlung in Fällen von gesetzwidrigen Handlungen urteilt, schildern wir im nachstehenden in kurzen Zügen einen fingierten Fall, der sich in einer gewissen Versammlung ereignet haben könnte. Das Verfahren ist einfach, unkompliziert, ohne irgendwelches Zeremoniell. Es dient folgenden Zwecken: 1. die Versammlung soll in Jehovas Augen rein erhalten und vor Schande bewahrt werden; 2. dem Missetäter soll wenn möglich geholfen werden. Die Beteiligten werden jederzeit freundlich behandelt. In diesem Fall handelt es sich um einen Gott hingegebenen Neunzehnjährigen, dessen Eltern Zeugen Jehovas sind. Er hat sich dem Rat seiner Eltern widersetzt, ist in die schlechte Gesellschaft einiger Jugendlicher aus der Nachbarschaft geraten und hat schließlich einen Diebstahl begangen. Die Eltern haben es herausgefunden und wissen, daß dadurch der Ruf der Versammlung in der Umgebung geschädigt worden ist, da nicht nur sie Zeugen Jehovas sind, sondern auch ihr Sohn ein Gott hingegebenes Glied der Versammlung ist. Sie sprechen mit den verantwortlichen Gliedern der Versammlung, damit diese die Sache regeln können, so daß der gute Ruf der Versammlung wiederhergestellt wird.
16. (a) Wie verhält sich der Jugendliche vor dem Komitee? (b) Wie geht das Komitee bei der Verhandlung vor?
16 Als die Eltern den Diebstahl entdeckt hatten, versuchte der Sohn die Sache zu vertuschen. Vor dem Versammlungskomitee sieht er aber die Schwere seines Vergehens ein und legt ein Geständnis ab. Er zeigt, daß er bereut und den Wunsch hat, künftig das zu tun, was recht ist. Alle Beweise, Umstände und Faktoren werden deutlich dargelegt. Man hört sich die Aussagen der Eltern, die der geschädigten Partei und vor allem die des Jugendlichen an. Dieser hat in der Wohnung eines Gliedes der Versammlung Geld gestohlen, um mit seinen weltlichen Freunden in ein Tanzlokal zu gehen. Der Bestohlene ist bereit, dem Jugendlichen zu vergeben, da er seine Tat offensichtlich bereut. Darauf zieht sich das Komitee zurück, um über die Anwendung des Gesetzes Gottes auf den Tatbestand in diesem Fall zu beraten, und spricht dann erneut mit der Familie. Der Versammlungsaufseher, Bruder Christ, spricht mit dem Sohn, den wir Hans Irrgang nennen wollen. (Es werden Schrifttexte angeführt, die zeigen, um welche Grundsätze es in diesem Fall geht.)
17. Wie legt der Versammlungsdiener, Bruder Christ, die Grundlage, um den Beschluß des Komitees bekanntzugeben?
17 Christ: „Hans, das Komitee hat die in diesem Fall vorliegenden Beweise und alle damit verbundenen Umstände und Faktoren erwogen. Du weißt ja, daß die Tat, die du begangen hast, ein Grund sein könnte, daß du nicht ins Königreich Gottes kommst. So ernst ist die Sache. [1. Kor. 6:9, 10] Die Christenversammlung ist verpflichtet, sich von solchen Dingen rein zu erhalten, damit der Geist Jehovas auf ihr bleibt. [5. Mose 23:14] Du bist in schlechte Gesellschaft geraten, Hans, weil du dich dem Rat deiner Eltern widersetzt hast [Eph. 6:1] und dich auch von uns nicht hast warnen lassen [Spr. 10:17; 12:1], und das hat dazu geführt, daß du diese Sünde gegen Jehova begangen hast“
18. (a) Wie zeigt Hans, daß er seine Tat wirklich bereut? (b) Welche Grundsätze wendet Bruder Christ auf den Versuch des jungen Hans, die Sache zu vertuschen, und auf dessen Reue an?
18 Darauf sprechen die Eltern mit ihrem Sohn über die ernsten Folgen seiner Nichtbeachtung ihrer Ermahnungen und über den schlechten Einfluß seines Umgangs. Das Gespräch nimmt dann folgenden Verlauf:
Hans: „Es tut mir leid, Vati und Mutti, daß ich so verkehrt gehandelt habe. Ich sehe jetzt ein, daß ich nicht den richtigen Umgang gesucht habe, und gebe zu, daß ich gegen Jehova und gegen die Versammlung gesündigt habe. Ich möchte Gott weiterhin als ein Glied der Versammlung dienen. Ich bin bereit, alles zu tun, was das Komitee sagt, und nehme jede Strafe auf mich, die man mir auferlegen mag, um mir zu helfen, wieder als vollwertiges Glied der Versammlung anerkannt zu werden und wieder Jehovas Wohlgefallen zu erlangen.“
Christ: „Gut, Hans. Du bist widerspenstig gewesen; du hast schlechten Umgang gesucht. Mit deinen neunzehn Jahren solltest du bestimmt alt genug sein, um von dir aus richtig zu handeln. Du hast ein Unrecht begangen, hast aber versucht, es zu verheimlichen, und deine Eltern mußten dich zu uns bringen. [Hiob 31:33] Es ist gut, daß du, nachdem du eingesehen hast, in welch schlechtem Licht du vor Jehova dastehst, ein Geständnis abgelegt hast [Jak. 5:16], und wir glauben, daß du jetzt in einer gottgefälligen Weise traurig bist und daß deine Reue echt ist. [Spr. 28:13; 2. Kor. 7:9, 10] Wir glauben auch, daß du einsiehst, wie schlecht du gehandelt hast, und daß du den Wunsch hast, die Sache mit Jehova ins reine zu bringen.“
Hans: „Ich sehe ein, daß ich unvernünftig war; ich weiß nicht, wie ich so weit vom rechten Weg abkommen konnte. Ich sehe jetzt auch ein, daß ich bei alldem, was ich getan habe, eigentlich nicht glücklich war, und glaubt mir, Brüder, ich möchte wirklich in Jehovas Organisation bleiben, wenn ich darf. Wie ich schon sagte, werde ich Schritte unternehmen, um das, was ich gestohlen habe, zurückzuzahlen. Ich bin bereit, alles zu tun, was ich nach eurer Meinung tun muß, um den Forderungen des Gesetzes Gottes zu entsprechen.“
19. (a) Wie weist Bruder Christ auf den Ungehorsam gegenüber dem Gesetz Gottes hin, durch den Hans eigentlich in Schwierigkeiten geraten ist? (b) Welche Grundlage hat das Komitee, Hans die Gemeinschaft nicht zu entziehen?
19 Christ: „Nun, Hans, die Bibel sagt nicht umsonst: ‚Schlechte Gesellschaft verdirbt nützliche Gewohnheiten.‘ Das ist nun mal so. [1. Kor. 15:33] Dies sollte dir eine Lehre sein. Du bist in große Schwierigkeiten geraten, aber du zeigst nun, daß du bereust und daß du weiter mit Jehovas Organisation zusammenwirken möchtest. Daher kann dir aufgrund des Opfers Christi, durch das deine Sünden gesühnt werden, Barmherzigkeit erwiesen werden. [1. Joh. 2:1, 2] Das Komitee hat deshalb beschlossen, dir nicht die Gemeinschaft der Versammlung zu entziehen, Hans. [Jak. 2:13] Wir werden dir jedoch eine Bewährungsfrist auferlegen.“
Hans: „Bruder Christ, ich schätze es, mit der Organisation Gottes verbunden bleiben zu können, und ich werde alles tun, was du sagst, um die Sache so gut wie möglich wieder in Ordnung zu bringen. Ich weiß, daß man mir für das, was ich getan habe, die Gemeinschaft hätte entziehen können.“
Christ: „Ja, doch nun hast du deinen Fehler eingesehen; du hast bekannt, was und wieviel du gestohlen hast, und du hast den ersten Schritt getan, um das zu tun, was recht ist, indem du dich bereit erklärt hast, das Gestohlene zu ersetzen.“
Vater: „Ich werde dafür sorgen, Bruder Christ, daß er es auch tut.“
20. (a) Gestützt worauf, konnte das Komitee von Hans verlangen, daß er das Gestohlene mit Zinsen zurückzahle? (b) Wie können die Eltern Hans helfen, und warum muß er sich regelmäßig bei einem Glied des Komitees melden? (c) Inwiefern war Hans in Wirklichkeit ein Sklave geworden?
20 Christ: „Sehr gut, Bruder Irrgang. Du solltest dafür sorgen, daß er für dich oder für jemand anders arbeitet, bis er genug verdient hat, daß er das Gestohlene mit Zinsen zurückzahlen kann. [2. Mose 22:3, 7] ... Und Hans, nach dem Gesetz Gottes sind deine Eltern für dich verantwortlich; wir gestatten ihnen daher, diese Angelegenheit zu überwachen und dir zu helfen, geistig wieder gesund zu werden. Deine Eltern werden dir den Umgang mit weltlichen Jugendlichen beschneiden müssen. [Spr. 22:15] Sie werden dir auch helfen, dich wieder zurückzufinden, indem sie darauf achten, daß du die Zusammenkünfte der Versammlung besuchst [Hebr. 10:24, 25], und dir auch sonstwie beistehen. Du wirst dich einmal im Monat bei mir oder bei einem anderen Glied des Komitees melden müssen. Das bedeutet nicht, daß wir dich kontrollieren möchten, Hans, sondern wir möchten dir helfen und möchten auch feststellen, welche Fortschritte du machst [1. Thess. 5:14], damit sich die Versammlung nicht Gottes Mißfallen zuzieht, weil sie es duldet, daß jemand in ihren Reihen unrecht tut. [1. Kor. 5:5, 6] Schau, Hans, statt ein Sklave Jehovas zu sein und seinem Gesetz zu gehorchen, bist du ein Sklave dieser Bande verdorbener Jugendlicher geworden. [Röm. 6:16] Du glaubtest besonders intelligent zu sein, indem du das tatest, was sie taten, merktest aber nicht, in welche Sklaverei du dadurch gerietest.“
21. (a) In welch große Gefahr hatte sich Hans durch seinen Umgang mit weltlichen Jugendlichen gebracht? (b) Worüber werden sich nun sowohl Hans als auch die Versammlung freuen können?
21 Vater: „Ja, und denk doch nur, wie diese Burschen ihre Wagen fahren! Du hättest ohne weiteres einmal dabeisein können, wenn jemand getötet worden wäre. Dann hättest du in Jehovas Augen noch Blutschuld auf dich geladen!“ — 4. Mose 35:11, 25, 34.
Christ: „So ist es, Hans. Nun, Bruder und Schwester Irrgang, wenn Hans das tut, was er, wie er sagt, zu tun beschlossen hat, und wenn ihr gut auf ihn achtgebt und ihm beisteht, sollte er wieder zurechtkommen, und wir werden uns alle freuen können.“ — Luk. 15:7; Jak. 5:19, 20.
22. (a) Ist die Anwendung des Gesetzes Gottes schwierig? (b) Was sollte das Komitee, wenn irgend möglich, stets zu tun versuchen, und auf welcher Grundlage geschieht dies?
22 Dieses Beispiel zeigt, wie einfach es ist, einen solchen Fall zu behandeln. Gottes Gesetz, das unmißverständlich und das leicht zu handhaben ist, wird eingehalten. Gesetzwidriges Handeln darf nicht entschuldigt werden; es darf jedoch Barmherzigkeit erwiesen werden, sofern die Einstellung des Betreffenden und die Umstände eine Grundlage dafür bieten. In einem solchen Fall findet das Verdienst des Opfers Christi Anwendung.
23. Welche Aussichten hat Hans, da ihm Barmherzigkeit erwiesen worden ist, und warum darf er nicht rückfällig werden?
23 Wenn Hans sich zurückfindet, wird er mit der Zeit wieder als vollwertiges Glied der Versammlung anerkannt werden. Wenn er aber rückfällig wird und dann seine Sünden nicht bereut, wenn er wieder stiehlt oder sich sonst etwas zuschulden kommen läßt oder wenn er weiterhin mit Personen verkehrt, die gesetzwidrig handeln, wird ihm die Gemeinschaft entzogen, das heißt, er wird aus der Christenversammlung ausgeschlossen. — 1. Kor. 5:11-13.
24. Wie wirkt sich das Bemühen, Gottes Gesetz zu befolgen und die Versammlung rein zu erhalten, auf Jehovas Zeugen aus?
24 Christen sind glücklich, daß Jehova der Versammlung „Gaben in Form von Menschen“ gegeben hat, reife Männer, die Gottes Gesetz verstehen und die sich als Richter und Ratgeber daran halten. Jehovas Zeugen gehen nach biblischen Richtlinien vor. Sie achten streng darauf, daß die Organisation rein erhalten bleibt. Sie genießen offensichtlich Jehovas Anerkennung und sind unter Weltmenschen für ihren sittenreinen Wandel und für ihre gesetzestreuen Grundsätze bekannt. (1. Tim. 3:7; 1. Petr. 4:15, 16) Gott segnet sie mit einer ständig zunehmenden geistigen Wohlfahrt und fortwährendem Wachstum. Zehntausende schließen sich jedes Jahr ihren Reihen an, indem sie sich Jehova hingeben. Dadurch erlangen sie die Hoffnung, eines Tages in einer neuen Ordnung zu leben, in der es keine Gesetzlosigkeit mehr gibt. In Jesaja 60:22 heißt es: „Der Kleinste wird zu einem Tausend werden, und der Geringste zu einer gewaltigen Nation. Ich, Jehova, werde es zu seiner Zeit eilends ausführen.“
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Aus den Gesetzen und Grundsätzen der Bibel persönlich Nutzen ziehenDer Wachtturm 1970 | 1. Oktober
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Aus den Gesetzen und Grundsätzen der Bibel persönlich Nutzen ziehen
„Auch wird dein Knecht durch sie gewarnt; im Beobachten derselben ist großer Lohn.“ — Ps. 19:11, Fußnote.
1. Unter welchem Gesetz leben Christen heute, und warum hat dieses Gesetz viel Ähnlichkeit mit dem Gesetz, das dem Volk Israel gegeben wurde?
HEUTE leben die Nachfolger Jesu Christi unter dem Gesetz des christlichen Systems der Dinge, dem Gesetz, das von Jesus Christus vollzogen wird, und zwar nicht unter dem alten oder Gesetzesbund des Volkes Israel, sondern unter dem neuen Bund, der durch das vergossene Blut Christi wirksam geworden ist. Die Satzungen des mosaischen oder Gesetzesbundes haben viel Ähnlichkeit mit den Gesetzen des christlichen Systems der Dinge. Das ist auch nicht anders zu erwarten, denn ‘das Gesetz war heilig und das Gebot heilig und gerecht und gut’. Es war „geistig“. (Röm. 7:12, 14) Und da ‘das Gesetz einen Schatten der künftigen guten Dinge hat’, zeigt es uns, wie Gott denkt und wie er mit seinem Volk handelt. — Hebr. 10:1.
2. Warum benötigten die Juden unter dem mosaischen Gesetz Hilfe, und welche Hilfe bot ihnen Jehova?
2 Da aber die Nation Israel Gottes Bund verletzte, wurde sie vom Gesetz verurteilt. Es wurde von ihr gesagt, sie stehe unter dem Fluch des Gesetzes. (Gal. 3:10) Aus diesem Grund starb Jesus Christus an einem Marterpfahl. Durch seinen Tod konnte er die Juden von ihrer Sünde erlösen, die sie von ihrem Vorvater Adam ererbt hatten. Durch die Art seines Todes konnte er den weiteren Fluch aufheben, der durch das Gesetz über sie gekommen war, weil sie es übertreten hatten. Der Apostel Paulus, der selbst ein Jude war, erklärte dies mit folgenden Worten: „Christus hat uns vom Fluche des Gesetzes losgekauft, indem er an unserer Statt ein Fluch geworden ist, denn es steht geschrieben: ‚Verflucht ist jeder, der an einen Stamm gehängt ist.‘“ (Gal. 3:13; 5. Mose 21:23) Die Opfer, die die Juden jedes Jahr am Versöhnungstag darbrachten, heiligten sie, wie der Apostel sagte, in dem Maße, daß das Fleisch rein wurde, aber ihr Gewissen wurde dadurch nicht gereinigt. — Hebr. 9:9, 13, 14.
DAS GESETZ DES CHRISTLICHEN SYSTEMS
3. Werden Christen vom Gesetz des christlichen Systems der Dinge verurteilt, oder ist dieses Gesetz leichter zu halten? Begründe deine Antwort.
3 Werden Christen vom Gesetz des christlichen Systems der Dinge in ähnlicher Weise verurteilt? Oder ist das christliche Gesetz leichter zu halten? Weder das eine noch das andere trifft zu. Das Gesetz des christlichen Systems der Dinge hat sogar noch ein höheres Niveau, denn nach Römer 3:31 schrieb der Apostel Paulus in Verbindung mit dem christlichen Glauben: „Heben wir denn durch unseren Glauben das Gesetz auf? Das geschehe nie! Im Gegenteil, wir bringen das Gesetz zur Geltung.“ Durch Christus Jesus stellt Jehova alles wieder so her, wie er es im Anfang vorgehabt hatte, als er die Ehe zwischen Adam und Eva schloß. Unter dem jüdischen Gesetz war zum Beispiel die Polygamie üblich, und die Scheidung war nicht nur wegen Ehebruchs, sondern auch aus anderen Gründen gestattet. Gottes Zeit für die Wiederherstellung der ursprünglichen Eheordnung war damals noch nicht gekommen. Jesus Christus erklärte, das Gesetz habe den Juden lediglich ein Zugeständnis gemacht wegen ihrer Herzenshärte. — Matth. 19:7, 8.
4. Welche Verheißung gab Jehova vor langer Zeit hinsichtlich seiner Gesetze?
4 Gott verhieß, daß er im Laufe der Zeit sein Volk befähigen werde, sein Gesetz vollständig zu halten. Er sagte: „Ich werde euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euer Inneres geben; und ich werde das steinerne Herz aus eurem Fleische wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben. Und ich werde meinen Geist in euer Inneres geben; und ich werde machen, daß ihr in meinen Satzungen wandelt und meine Rechte bewahret und tut.“ — Hes. 36:26, 27; Hebr. 9:10.
NICHT VERURTEILUNG, SONDERN LEBEN
5. Welcher Unterschied besteht zwischen der Lage der Christen und der Lage der alten Israeliten im Hinblick auf Gottes Gesetz?
5 Welcher Unterschied besteht denn zwischen der Lage der Christen und der Lage der Israeliten, die unter dem mosaischen oder Gesetzesbund standen und davon verurteilt wurden? Es bestünde für uns keine Aussicht, das Gesetz Christi (das für Christen das Gesetz Gottes ist) zu halten, wenn Christus für uns nicht ein besseres Opfer dargebracht hätte, als die Opfer es waren, die unter dem mosaischen Gesetz dargebracht wurden. (Hebr. 9:23; 10:8-10) Während bis Pfingsten des Jahres 33 u. Z. Sünde und Tod als „Könige“ über die ganze Menschheit herrschten, herrscht jetzt Gottes unverdiente Güte als König über sie. (Röm. 5:14, 21) Durch das Opfer Christi werden allen, die an Christus glauben, ihre Sünden vergeben, denn wir lesen in 1. Johannes 2:2: „Er ist ein Sühnopfer für unsere Sünden, doch nicht nur für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt.“
6. Warum konnte niemand das mosaische Gesetz halten? Wie ist es aber möglich, daß Christen das Gesetz Christi halten können?
6 Das durch Moses verkündete vollkommene Gesetz konnte kein unvollkommener Mensch halten. Jemand mochte zum Beispiel kein Mörder, kein Ehebrecher und kein Dieb sein; dennoch mochte das zehnte Gebot ihn verurteilen, denn dieses Gebot untersagte die Begierde. Kein Mensch könnte je aus eigener Kraft das sündige Fleisch besiegen. Unter dem Gesetzesbund wirkte der Geist Gottes, um gottesfürchtigen Menschen zu helfen, ihm wohlzugefallen und das zu tun, wozu er sie beauftragt hatte. Unter dem Gesetz Christi dagegen kommt solchen Menschen die unverdiente Güte Gottes durch das Opfer Christi zu Hilfe. Durch Christus kann der Christ Gott wirklich kennenlernen und sich ihm nahen. (1. Joh. 2:3, 4, 14; 4:8) Die Vergebung der Sünden reinigt sein Gewissen. (Hebr. 9:14; 1. Petr. 3:21) Er befindet sich tatsächlich auf dem Weg zum Leben. (Joh. 17:3; 2. Tim. 1:10) Gottes Geist hilft ihm, seine Persönlichkeit nach und nach zu ändern, damit er dem Bilde Gottes immer ähnlicher wird. — Eph. 4:22-24; Kol. 3:10.
7. Welche Hilfe bietet uns Jehova heute, damit wir seine Gesetze halten können?
7 Für den Christen gibt es nicht für jede Handlung eine Regel; Gottes Gesetz ist ihm ins Herz geschrieben, und Gottes Geist wohnt in ihm und hilft ihm, den rechten Weg zu gehen. Der heilige Geist gibt ihm die Kraft, mit Erfolg gegen die Begierden des Fleisches anzukämpfen. Wenn er zufolge seiner ererbten Sündhaftigkeit das Gesetz Gottes verletzt, kommen ihm unverdiente Güte und Barmherzigkeit zu Hilfe, und es wird ihm aufgrund des Opfers Christi vergeben. So steht er vor Gott jederzeit rein da. Ein Christ wird nur verurteilt, wenn er Gottes Gesetz willentlich und fortgesetzt übertritt. (Röm. 8:1-4) Wir lesen daher in Hebräer 10:26-29: „Wenn wir willentlich Sünde verüben, nachdem wir die genaue Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, so bleibt kein Schlachtopfer für Sünden mehr übrig, sondern da ist ein gewisses furchtvolles Erwarten des Gerichts und eine feurige Eifersucht, welche die Gegner verzehren wird. Jemand, der das Gesetz Moses’ mißachtet hat, stirbt ohne Erbarmen auf das Zeugnis von zwei oder drei Personen hin. Einer wieviel strengeren Strafe, denkt ihr, wird der wert geachtet werden, der den Sohn Gottes mit Füßen getreten und das Blut des Bundes, durch das er geheiligt worden ist, als von gewöhnlichem Wert geachtet und den Geist der unverdienten Güte durch Verachtung gröblich verletzt hat?“
GESETZE UND GRUNDSÄTZE
8. Warum können wir, was den Gehorsam gegenüber göttlichen Anweisungen betrifft, keinen Unterschied machen zwischen „Grundsatz“ und „Gesetz“?
8 Ein Grundsatz ist eine allgemeine oder grundlegende Wahrheit; ein allgemeingültiges oder grundlegendes Gesetz oder eine allgemeingültige oder grundlegende Lehre oder Behauptung, von der andere Lehren oder Behauptungen abgeleitet werden; ein Richtsatz des Handelns. Was den Gehorsam gegenüber göttlichen Anweisungen betrifft, so können wir keinen Unterschied machen zwischen Grundsätzen und Gesetzen. Jede Richtlinie, die Gott seinem Volk gibt, und jede richterliche Entscheidung Gottes ist für Gottes Volk ein Gesetz.
9. Können die zwei größten Gebote im mosaischen Gesetz als „Gesetze“ bezeichnet werden, obwohl sie von keiner menschlichen Instanz durchgesetzt werden können?
9 Jesus sagte, das größte Gebot im mosaischen Gesetz sei, Gott zu lieben mit ganzem Herzen, ganzer Seele, ganzem Sinn und ganzer Kraft, und das zweite sei, den Nächsten zu lieben wie sich selbst. (Mark. 12:29-33) Weder das Gesetz, das den Israeliten gegeben wurde, noch das Gesetz Christi sieht indes eine bestimmte Strafe vor, die eine menschliche Instanz einem Israeliten hätte auferlegen müssen, der diese Liebe nicht bewiesen hätte, es sei denn, dieses Versäumnis wäre durch eine offensichtlich gesetzwidrige Handlung, wie Diebstahl, Mord usw., zum Ausdruck gekommen. Obwohl für das Versäumnis, Gott und seinen Nächsten zu lieben, keine Bestrafung vorgesehen war, bezeichnet Jakobus das Gebot, seinen Nächsten zu lieben, als ein GESETZ, als das „königliche Gesetz“. — Jak. 2:8.
GEWALTEN MIT UNTERSCHIEDLICHER MACHTBEFUGNIS
10, 11. (a) Nenne verschiedene Gewalten, die ihre Gesetze Christen gegenüber durchsetzen können. (b) Ist es möglich, den Folgen der Übertretung eines Gesetzes Gottes, das menschliche Instanzen nicht durchsetzen können, zu entgehen?
10 In diesem Zusammenhang ist es gut, daran zu denken, daß es unter Jehova Gott, der höchsten Gewalt, Gewalten mit unterschiedlicher Machtbefugnis gibt. Wenn wir zum Beispiel ein Naturgesetz übertreten, stellen wir fest, daß es ganz einfach durch die Vorgänge, die Jehova in der Natur selbst festgelegt hat, und durch das Verhältnis der einzelnen Dinge in der Natur zueinander zur Anwendung kommt. Dann gibt es das Gesetz über die Unterordnung der Frau unter ihren Mann, das dem Mann eine bedingte Gewalt überträgt, eine Machtbefugnis, der bestimmte Grenzen gesetzt sind. (Eph. 5:22-24) Ein weiteres Gesetz ist das Gesetz der „obrigkeitlichen Gewalten“, denen Gott ihre Gewalt nicht gegeben hat, sondern denen er lediglich gestattet, im Staatsbereich Gewalt auszuüben. Diesen Gewalten muß der Christ nach dem Gebot Gottes gehorchen, aber auch sie haben nur eine bedingte Gewalt und sind Gott untergeordnet. Wir lesen daher in Römer 13:1-4: „Jede Seele sei den obrigkeitlichen Gewalten untertan, denn es gibt keine Gewalt außer durch Gott; die bestehenden Gewalten stehen in ihren relativen Stellungen als von Gott angeordnet. Wer sich daher der Gewalt widersetzt, hat sich der Anordnung Gottes entgegengestellt; jene, die sich ihr entgegengestellt haben, werden für sich selbst ein Gericht empfangen. Denn die Herrschenden sind nicht für die gute Tat ein Gegenstand der Furcht, sondern für die schlechte. Willst du also ohne Furcht vor der obrigkeitlichen Gewalt sein? Dann fahre fort, Gutes zu tun, und du wirst Lob von ihr haben; denn sie ist Gottes Dienerin, dir zum Guten. Wenn du aber Schlechtes tust, so fürchte dich; denn sie trägt das Schwert nicht ohne Zweck; denn sie ist Gottes Dienerin, eine Rächerin zur Kundgabe des Zorns an dem, der Schlechtes verübt.“
11 Eine weitere Gewalt ist die, die innerhalb der Versammlung ausgeübt wird. Es handelt sich dabei um eine bedingte Gewalt, denn die Versammlung ist Gott und Christus gegenüber verantwortlich. In der christlichen Ordnung gibt es Gesetze, die nur Gott durchsetzen kann — Gesetze wie, unsere christlichen Brüder zu lieben, unsere Mitmenschen und ihre Rechte zu achten und zu respektieren, keine unrechten Wünsche aufkommen zu lassen und nicht begehrlich zu sein —, und er setzt sie auch durch. Wir können den Folgen einer Gesetzesübertretung nicht entgehen. Gott sagt uns deutlich: „Was immer ein Mensch sät, das wird er auch ernten.“ — Gal. 6:7.
ENGEL SETZEN GOTTES GESETZ DURCH
12. Wer mag Gottes Gesetz in Fällen durchsetzen, in denen die Versammlung dazu nicht befugt ist?
12 Es ist gut, im Sinn zu behalten, daß die Engel damit beschäftigt sind, ‘alle Personen, die gesetzlos handeln, aus Gottes Königreich herauszulesen’. (Matth. 13:41) Die Betreffenden mögen nichts tun, was die Versammlung berechtigen würde, sie auszuschließen. Dennoch handeln sie dem durch Christus übermittelten Gesetz Gottes zuwider, weshalb die Engel das Gesetz ihnen gegenüber durchsetzen, indem sie sie hinaustun.
13. (a) Wieso verpflichtet die Hingabe an Gott den Christen, jedem Wort Jehovas zu gehorchen? (b) Welcher Unterschied besteht in dieser Hinsicht zwischen dem Geist der Welt und der Gesinnung des Christen?
13 Christen müssen sich folgender Tatsache bewußt sein. Sie haben sich weder einer Organisation noch einem Werk, weder einem Menschen noch einer Regierung hingegeben, sondern einzig und allein dem Schöpfer, Jehova Gott, durch Jesus Christus. Deshalb ist für sie jedes Gebot aus dem Munde Gottes ein Gesetz, und sie wissen, daß sie danach leben müssen. Jesus sagte zum Teufel: „Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jeder Äußerung, die durch den Mund Jehovas ausgeht.“ (Matth. 4:4) Wenn sie sich nicht an das Gesetz Gottes halten, wird es ihnen gegenüber angewandt. Der Geist Gottes veranlaßt sie, Gott zu lieben; er erweckt in ihnen nicht den Gedanken, sie könnten nach Belieben einige seiner Gesetze befolgen und andere übertreten oder außer acht lassen. Der Geist der Welt veranlaßt die Menschen zu versuchen, unrecht zu tun und „ungeschoren davonzukommen“. Der Geist der Welt veranlaßt sie zu denken, wenn jemand nicht ertappt werde, so entgehe er der Bestrafung durch das Gesetz. Jemand sagte daher, viele Leute würden sich an ein elftes Gebot halten: „Du sollst dich nicht erwischen lassen.“
ALLE GESETZE GOTTES WERDEN DURCHGESETZT
14. (a) Entgehen Personen, deren Sünden nicht aufgedeckt werden, der Bestrafung? (b) Welche Regel legte der Apostel Paulus in diesem Zusammenhang dar?
14 Es kommt oft vor, daß jemand ein Gesetz des Landes verletzt, die Straftat aber nie aufgedeckt wird. Der Betreffende entgeht daher der im Gesetz des Landes vorgesehenen Strafe. Jemand mag Ehebruch begehen, und es mag nie ans Licht kommen. Er mag deshalb denken, er sei der Strafe, die im Gesetz des Landes vorgesehen ist, entgangen. Vielleicht bleibt seine Tat sogar der Christenversammlung verborgen, wenigstens eine Zeitlang. Er denkt deshalb, er könne ungestraft weiter sündigen. In Prediger 8:11 lesen wir: „Weil das Urteil über böse Taten nicht schnell vollzogen wird, darum ist das Herz der Menschenkinder in ihnen voll, Böses zu tun.“ Entgehen solche Personen aber tatsächlich den Folgen ihrer Handlungen? Nein, denn alle Gesetze und Grundsätze Gottes kommen zur Anwendung, entweder durch natürliche Vorgänge, durch eine göttliche Instanz oder durch Gott selbst. Der Apostel Paulus legte die in solchen Fällen gültige Regel mit folgenden Worten dar: „Die Sünden einiger Menschen werden öffentlich kund und führen direkt zum Gericht, bei anderen Menschen aber werden die Sünden später ebenfalls kund.“ — 1. Tim. 5:24.
WARUM DIE VERSAMMLUNG SCHRITTE UNTERNIMMT
15. (a) Warum geht die Versammlung in erster Linie gegen einen Übertreter des Gesetzes Gottes vor? (b) Wann und gegen wen werden disziplinarische Maßnahmen ergriffen?
15 In der Christenversammlung gibt es bestimmte Gesetze gegen Ehebruch, Blutschande, Homosexualität, Sodomie, Mord, Diebstahl und andere verwerfliche Handlungen, durch die ein Christ, wenn er sie beginge, die Versammlung bei der Welt in Verruf brächte. Diese Dinge sind nach der Bibel der Gewalt oder Machtbefugnis der Versammlung unterworfen, das heißt, die Versammlung muß in einem solchen Fall Schritte unternehmen. (1. Kor. 5:1-5, 13) Dabei handelt es sich nicht um die vom Gesetz geforderte Bestrafung, auf keinen Fall um die völlige Bestrafung für die Tat. Die Versammlung greift nicht in erster Linie ein, um den Betreffenden zu bestrafen, sondern um sich von Schmach und Schande zu reinigen, und das geschieht, indem dieser aus der Gemeinschaft der Versammlung ausgestoßen (ausgeschlossen) wird. Zeigt er Reue, so mögen gewisse disziplinarische Maßnahmen getroffen und ihm bestimmte Beschränkungen auferlegt werden. Wenn ihm die Gemeinschaft entzogen, das heißt, wenn er ausgeschlossen wird, so geschieht dies nicht, um ihn zu züchtigen, sondern um ihn aus der reinen Organisation Gottes zu entfernen. Dieses Vorgehen sollte auch der Versammlung zur Warnung dienen. So sind die Worte zu verstehen, die wir in 1. Timotheus 1:20 und 5:20 lesen: „Zu diesen gehören Hymenäus und Alexander, und ich habe sie dem Satan übergeben, damit sie durch Züchtigung gelehrt werden, nicht zu lästern.“ „Tadle Personen, die Sünde verüben, vor allen Anwesenden, damit auch die übrigen Furcht bekommen.“
16. Warum können wir sagen, daß Gottes Wille zum Ausdruck kommt, wenn eine Versammlung gegen einen Missetäter entsprechende Schritte unternimmt?
16 Die Versammlung handelt aufgrund der ihr von Gott verliehenen Gewalt, um ihm wohlgefällig zu bleiben und um seine Gerechtigkeit vor der Welt zu rechtfertigen. Nach 1. Korinther 6:9, 10 sagt uns Gottes Wort selbst, daß Personen, die solche Dinge verüben, nicht in das Königreich eingehen werden. In einem solchen Fall treffen die Worte Jesu zu: „Welche Dinge ihr [Gottes irdische Vertreter] auch auf der Erde binden mögt, werden Dinge sein, die im Himmel gebunden sind.“ (Matth. 18:18) Gott hat in dieser Beziehung seinen Willen bereits deutlich kundgetan; die Christenversammlung führt ihn lediglich noch aus, indem sie den Missetäter ausschließt.
NÄCHSTENLIEBE
17. Inwiefern ist das Gesetz der Nächstenliebe im Gesetz Christi umfassender als das in dem Gesetz, das den Israeliten gegeben wurde?
17 Auch im christlichen System der Dinge gibt es das Gesetz, Gott und seinen Nächsten zu lieben, ja das christliche Gesetz ist in dieser Hinsicht sogar umfassender als das Gesetz Mose. Wieso? Weil es im mosaischen Gesetz hieß: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ (3. Mose 19:18) Jesus sagte zu seinen Aposteln dagegen: „Dies ist mein Gebot, daß ihr einander liebt, so wie ich euch geliebt habe.“ Dann erklärte er diese Liebe näher, indem er mit den Worten fortfuhr: „Niemand hat größere Liebe als die, daß einer seine Seele zugunsten seiner Freunde einsetze.“ (Joh. 15:12, 13) Das ist ein GESETZ. In Ländern wie Rußland befolgen Jehovas Zeugen dieses Gesetz. Sie lieben die Menschen, die Gott und sein Gesetz lieben, und sie setzen ihre Freiheit und oft sogar ihr Leben aufs Spiel, um zu diesen Menschen hinzugehen und ihnen die gute Botschaft vom Königreich zu überbringen. Ein weiteres Gesetz besagt, daß wir die Welt nicht lieben und keine Freunde der Welt sein sollten. In 1. Johannes 2:15 heißt es: „Liebt nicht die Welt, noch die Dinge in der Welt. Wenn jemand die Welt liebt, so ist die Liebe des Vaters nicht in ihm.“ Und in Jakobus 4:4 lesen wir: „Ihr Ehebrecherinnen, wißt ihr nicht, daß die Freundschaft mit der Welt Feindschaft mit Gott ist? Wer immer daher ein Freund der Welt sein will, stellt sich als ein Feind Gottes dar.“
BESUCH DER ZUSAMMENKÜNFTE
18, 19. Wieso sollten Christen das Gesetz, die christlichen Zusammenkünfte zu besuchen, ebenso ernst nehmen wie andere Gesetze der christlichen Ordnung?
18 Ein weiteres Gesetz besagt, daß wir die dem Bibelstudium gewidmeten Zusammenkünfte des Volkes Gottes besuchen sollten. In Hebräer 10:24, 25 lesen wir: „Laßt uns aufeinander achten zur Anreizung zur Liebe und zu vortrefflichen Werken, indem wir unser Zusammenkommen nicht aufgeben, wie es bei einigen Brauch ist, sondern einander ermuntern, und das um so mehr, als ihr den Tag herannahen seht.“ Es wird uns gesagt, wir sollten nicht wie die gegenwärtige Welt nach materiellen Dingen verlangen und streben und unser Sinnen und Trachten nicht auf unsere sinnliche Befriedigung richten. (1. Joh. 2:15, 16) Es besteht kein Zweifel darüber, daß diese Verhaltensweisen einer Sanktion oder Strafe unterworfen sind, obwohl es nicht in der Macht oder Gewalt der Versammlung liegt, sie zu vollziehen; sie wird von Gott selbst vollzogen. Wer daher einem dieser Gesetze gehorcht, kann damit rechnen, belohnt zu werden; wer einem davon nicht gehorcht, muß mit der entsprechenden Vergeltung rechnen. Ist zum Beispiel jemandem, der das Gesetz über Ehebruch verletzt hat und dem deswegen die Gemeinschaft entzogen worden ist, von der Versammlung die volle Strafe auferlegt worden? Nein, denn wenn er nicht bereut, wird er schließlich die volle Strafe, den Tod, erleiden, und zwar nicht auf Veranlassung der Versammlung, sondern durch die Hand Gottes. — Hebr. 10:26-31.
19 Nehmen wir an, jemand versäumt fortgesetzt die Zusammenkünfte. Mit der Zeit kommt er so weit, daß er die Verbindung mit der Versammlung vollständig verliert und daß ihm die Vorkehrungen, die Jehova in dieser Hinsicht für sein Volk getroffen hat, überhaupt nichts mehr sagen. Die Versammlung unternimmt nichts gegen ihn; sie hat seine verkehrte Handlungsweise erkannt und hat ihm zu helfen versucht, aber er hat sich nicht helfen lassen, sondern hat sich abgesondert und sich selbst von der Gemeinschaft zurückgezogen. Ist er, wenn er in diesem Zustand verharrt, nicht in Gefahr? Er ist in großer Gefahr, denn er wird in der bevorstehenden „großen Drangsal“ genauso vernichtet wie der, der sich offensichtlich etwas hat zuschulden kommen lassen. — Matth. 24:21, 22.
UMGANG
20. Wie wird das Gesetz gegen schlechte Gesellschaft durchgesetzt?
20 Ein weiteres Beispiel ist das Gesetz gegen schlechten Umgang oder schlechte Gesellschaft. Jehova gebot den Israeliten, sich nicht mit Andersgläubigen zu verbinden und keine Ehebündnisse mit Angehörigen heidnischer Nationen zu schließen, da dies dazu führen könnte, daß ihre Kinder sich von ihrem Gott abwenden würden. (5. Mose 7:2-4) Heute gebietet er seinem Volk, kein Teil der Welt zu sein und keinen vertrauten Umgang mit Weltmenschen zu haben. Der Apostel Paulus gibt den Grund dafür an mit den Worten: „Schlechte Gesellschaft verdirbt nützliche Gewohnheiten.“ (1. Kor. 15:33) Die Versammlung unternimmt nichts gegen jemand, der dieses Gesetz außer acht läßt. Der Betreffende befindet sich aber in einer von Gott mißbilligten Stellung. Nicht nur das, er wird unter dem Einfluß der schlechten Gesellschaft früher oder später bestimmt offensichtlich beginnen zu sündigen, sich dem Trunk zu ergeben, zu stehlen usw., oder, was noch schlimmer wäre, er könnte Blutschuld auf sich laden, indem er sich durch Unvorsichtigkeit am Steuer der fahrlässigen Tötung schuldig macht oder einen Mord begeht.
GUTE GEWOHNHEITEN
21. Wie sollten wir reagieren, wenn uns jemand wegen eines bestimmten Charakterzuges, wegen unserer Kleidung oder etwas ähnlichem ermahnt, und was werden wir gewinnen oder verlieren, je nachdem, ob wir die Ermahnung beherzigen oder nicht?
21 Mitunter mögen wir auch durch die Bibel, durch den Wachtturm oder von einem verantwortlichen Glied der Versammlung wegen eines schlechten Charakterzuges oder wegen unserer Kleidung einen ernsten Rat erhalten oder ermahnt werden. Wir mögen Gewohnheiten pflegen, die sich mit dem Verhalten eines Christen nicht vereinbaren lassen. Unsere Handlungsweise mag andere verletzen oder ihnen ein Stein des Anstoßes sein. Außenstehende mögen dadurch ein falsches Bild von unserer Tätigkeit erhalten. Wir sollten solche Ermahnungen nicht außer acht lassen, nur weil die Versammlung nicht befugt ist, eine Strafe zu vollziehen. Wir sollten sie vielmehr beherzigen und unsere Persönlichkeit neugestalten; wir sollten uns nicht von den trügerischen Begierden der alten Persönlichkeit beherrschen lassen, sondern sollten erneuert werden in der Kraft, die unseren Sinn antreibt. (Eph. 4:22-24) Wir sollten uns nicht hartnäckig auf den Standpunkt stellen, wir hätten es nicht nötig, uns von jemand anders sagen zu lassen, was für uns gut ist. In Wirklichkeit ist es Jehova, der es uns sagt, damit wir Leben erlangen. In Gottes neuer Ordnung werden wir zuerst in geistiger Hinsicht Fortschritte machen müssen, bevor wir physisch geheilt und vollkommen gemacht werden. Können wir erwarten, zu denen zu gehören, die Jehova auf seiner neuen Erde wohnen läßt, wenn wir uns jetzt nicht entsprechend anstrengen?
PREDIGEN UND LEHREN
22. Wieso hängt unser Leben von unserem Gehorsam gegenüber dem Gesetz zu predigen ab?
22 Ein weiteres Gesetz ist das, das Jesus wie folgt formulierte: „Diese gute Botschaft vom Königreich wird auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden, allen Nationen zu einem Zeugnis; und dann wird das Ende kommen.“ (Matth. 24:14; 2. Tim. 4:2) Da wir uns Jehova Gott hingegeben haben und da Christus Jesus Gottes Hauptvermittler ist, durch dessen Blut er uns losgekauft hat, sind Jesu Worte für uns ein Gebot, ein Gesetz. (Apg. 3:23; 20:28; 1. Kor. 6:20) In Matthäus 28:19, 20 lesen wir ferner die Worte Jesu: „Geht daher hin und macht Jünger aus Menschen aller Nationen, indem ihr sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes tauft und sie lehrt, alles zu halten, was ich euch geboten habe.“ Wird man unverzüglich bestraft, wenn man nicht predigt? Nein. Dennoch kann jemandem, der sich weigert, die gute Botschaft vom Königreich zu predigen, genauso der Eingang in Gottes Königreich verwehrt werden wie einem Ehebrecher, einem Homosexuellen oder einem Mörder. In Römer 10:10 lesen wir: „Mit dem Herzen übt man Glauben zur Gerechtigkeit, mit dem Munde aber legt man eine öffentliche Erklärung zur Rettung ab.“ Jesus zeigte, wie Gott über diese Dinge denkt, als er über das mosaische Gesetz sprach und dann sagte: „Wer immer daher eines dieser geringsten Gebote bricht und die Menschen demgemäß lehrt, der wird hinsichtlich des Königreiches der Himmel ‚Geringster‘ genannt werden“, und das bedeutet, daß er überhaupt nicht dort sein wird. — Matth. 5:19.
BEHÜTE DEIN HERZ
23. Welchen Fehler begeht jemand, der sich nur bemüht, die Gesetze zu halten, von denen er weiß, daß Menschen sie durchsetzen können?
23 Demnach mag jemand gewissen Gesetzen Gottes gehorchen, weil sie Angelegenheiten berühren, in denen die Versammlung disziplinarische Maßnahmen ergreifen oder einen Gemeinschaftsentzug vornehmen kann. Andere mag er außer acht lassen, weil sie von keiner menschlichen Instanz durchgesetzt werden. Wer so handelt, hat nicht die richtige Gesinnung. Er denkt wie der Gesetzlose, der sagt: „Jah sieht es nicht.“ (Ps. 94:7) Er hat einen schlechten Geist, und seine Gesinnung ist fleischlich, nicht geistig. Er muß seinen Sinn neugestalten und sich „Christi Sinn“ aneignen. (1. Kor. 2:14-16) Er hat keine Liebe zu Gott und zu seinem Nächsten im Herzen. Er denkt nur an sich und hat nicht erkannt, daß Jehova Gott Treue im Geringsten verlangt und daß ihm seine Diener über alles Rechenschaft ablegen müssen. — Luk. 16:10; Röm. 14:12; Hebr. 4:13.
24. Welches Beispiel zeigt, daß wir unser Herz unbedingt behüten müssen?
24 Ein Christ muß sicher sein, daß sein Herz richtig eingestellt ist und ihn richtig beeinflußt. Ist dies nicht der Fall, so sollte er auf sein Herz achtgeben und beginnen, Gott zu dienen, weil er ihn und sein Gesetz liebt. Wer Jehova nicht von ganzem Herzen liebt, wird mit der Zeit so handeln wie die, von denen der Apostel Johannes sagte, sie seien von der Christenversammlung ausgegangen und vom Glauben abgefallen. Er sagte: „Kleine Kinder, es ist die letzte Stunde [bevor sich der große Abfall zeigt (nachdem die Apostel aus dem Leben geschieden sind)], und wie ihr gehört habt, daß der Antichrist kommt, so sind nun auch viele zu Antichristen geworden; und aus dieser Tatsache erkennen wir, daß es die letzte Stunde ist. Sie sind von uns ausgegangen, aber sie sind nicht von unserer Art gewesen; denn wenn sie von unserer Art gewesen wären, so wären sie bei uns geblieben. Aber sie sind weggegangen, damit kundwerde, daß nicht alle von unserer Art sind.“ (1. Joh. 2:18, 19) Diese Personen waren nicht von der rechten Art; sie waren nicht rechtdenkend und loyal. Sie hatten versäumt, Gott mit ganzem Herzen und ganzem Sinn anzurufen; sie hatten das Gesetz des Christus nicht studiert und diese Grundsätze in ihrem Leben nicht angewandt.
DEM CHRISTEN GELINGT ES
25. Gelingt es Christen, das Gesetz Christi zu befolgen, und wieso ist es ihnen möglich?
25 Glücklicherweise können Christen dem Gesetz Christi gehorchen und Gottes Anerkennung erlangen. Dies ist durch Gottes unverdiente Güte möglich, die uns aufgrund des Opfers Christi erwiesen wird. Nicht der Buchstabe des Gesetzes, sondern Gottes Geist ermöglicht es uns. (2. Kor. 3:6) Wenn wir vom Geist geleitet werden, handeln wir nicht gesetzwidrig, und wenn wir in Übereinstimmung mit dem Geist wandeln, werden wir die Werke des Geistes, nicht die Werke des Fleisches vollbringen. Ja, obwohl wir nicht unter dem mosaischen Gesetz stehen, können wir dadurch, daß wir in Übereinstimmung mit dem Geist wandeln, sogar die gerechte Forderung dieses Gesetzes erfüllen! (Röm. 8:4, 5) Wenn wir zufolge der Schwachheiten unseres Fleisches das uns durch Christus gegebene Gesetz Gottes übertreten, bekennen wir es. Wir bedauern es, bereuen, kehren um, ändern unsere Handlungsweise und rufen Gott durch Christus Jesus um Vergebung an. Darüber hinaus wenden wir uns an seine Organisation um Hilfe, und unsere Bemühungen werden von Erfolg gekrönt sein. Dies ist möglich, weil Christus unser großer Hoherpriester ist, der sein Leben als ein Lösegeld hingegeben hat. Jehova erweist uns unverdiente Güte und hilft uns in Zeiten der Not. Wir lesen deshalb in Hebräer 4:16: „Nahen wir uns daher mit Freimut der Rede dem Thron der unverdienten Güte, damit wir Barmherzigkeit erlangen und unverdiente Güte finden mögen als Hilfe zur rechten Zeit.“
26. Inwiefern hilft uns eine Betrachtung des Beispiels der Glaubensmänner der alten Zeit, unseren christlichen Weg zu gehen?
26 Wenn wir die Vorbilder aus der Vergangenheit betrachten, die uns Gott vor Augen hält, stellen wir fest, daß jene Glaubensmänner ‘mit Gott wandelten’, und sie taten es mit ganzem Herzen. Sie folgten dem Weg der Wahrheit. Sie benötigten keine schriftliche Richtschnur, die ihnen jede Bewegung vorschrieb. Wegen ihrer Liebe zu Gott genossen sie Gottes Gunst und wurden von ihm auf dem Weg, den sie gingen, geleitet, so daß sie nicht strauchelten und so fielen, daß sie sich nicht mehr erheben konnten. Wenn wir uns Jehova nahen, wird er sich uns nahen. (Jak. 4:8) Um dies zu tun, müssen wir sein Wort studieren. Es enthält eine Fülle von Weisheit. Der Sprücheschreiber personifizierte die Weisheit sogar und ließ sie folgendes sagen: „Ich liebe, die mich lieben; und die mich früh suchen, werden mich finden. Reichtum und Ehre sind bei mir, bleibendes Gut und Gerechtigkeit. Meine Frucht ist besser als feines Gold und gediegenes Gold, und mein Ertrag als auserlesenes Silber. Ich wandle auf dem Pfade der Gerechtigkeit, mitten auf den Steigen des Rechts; um die, die mich lieben, beständiges Gut erben zu lassen, und um ihre Vorratskammern zu füllen.“ — Spr. 8:17-21.
27. Inwiefern zeigen uns die Worte in Psalm 19:9, daß die Gesetze Jehovas von jedem Gesichtspunkt aus — geistig, moralisch und physisch gesehen — richtig sind?
27 Ja, die Gesetze Jehovas können uns den Weg zum Leben weisen, und sie sind von jedem Gesichtspunkt aus — geistig, moralisch und physisch gesehen — richtig. Jehova sagt: „Die Furcht Jehovas ist lauter, besteht immerdar. Die richterlichen Entscheidungen Jehovas sind wahr; sie haben sich allesamt als gerecht erwiesen.“ — Ps. 19:9, NW.
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Jedes Gebot Gottes ist für Christen ein Gesetz, ob es von menschlichen Instanzen durchgesetzt wird oder nicht.
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Gottes Gesetz gebietet uns, zum Gottesdienst zusammenzukommen. Wird Gott uns in der „großen Drangsal“ am Leben erhalten, wenn wir dieses Gebot ständig mißachten?
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Sind wir bereit, den Rat aus Gottes Wort, uns schicklich zu kleiden, anzunehmen?
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Treibt dich tatsächlich die Liebe zu Jehova und zu seinem Gesetz an, die Botschaft vom Königreich zu predigen? Nur dann kannst du Gott wohlgefallen.
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Schöpfung oder Zufall?Der Wachtturm 1970 | 1. Oktober
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Schöpfung oder Zufall?
◆ Ein junger Vogel hat auf der Spitze seines Schnabels einen besonderen winzigen Eizahn mit dem er seinen zerbrechlichen Brutkasten, die Eierschale, durchstößt, um hinauszugelangen. Wenn dieser Zahn seinem Zweck gedient hat, fällt er einige Tage später ab. Verfechter der Abstammungslehre behaupten, die ausschlüpfenden Vögel hätten diesen nützlichen Zahn durch Zufall erlangt. Denkenden Menschen fällt es jedoch schwer, zu glauben, der blinde Zufall könne die Notwendigkeit für solch einen besonderen Zahn erkennen, seinen einzigartigen Entwurf festlegen, bewirken, daß er sich bildet, und dann dafür sorgen, daß er fast unmittelbar nach Erfüllung seines unverkennbaren Zwecks abgeworfen wird.
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Das Böse mit Gutem besiegenDer Wachtturm 1970 | 1. Oktober
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Das Böse mit Gutem besiegen
● Es mag in der Versammlung Personen geben, die aus Torheit oder Unwissenheit die Wahrheit Gottes in Frage ziehen oder der Bibel widersprechen; dadurch können sie der Versammlung ziemliche Schwierigkeiten verursachen. Die ernannten Diener müssen die Ruhe bewahren und sich beherrschen, wenn sie diese Probleme behandeln, denn es hätte keinen Sinn, deswegen einen Streit heraufzubeschwören. Manchmal werden sie von anderen Gliedern der Versammlung nicht richtig unterstützt. Das kann ihre Selbstbeherrschung und Langmut ebenfalls auf die Probe stellen. Als ernannte Diener müssen sie folgenden Rat beachten: „Ferner weise törichte und einfältige Streitfragen ab, da du weißt, daß sie Streitigkeiten erzeugen. Ein Sklave des Herrn aber hat es nicht nötig zu streiten, sondern muß gegen alle sanft sein, lehrfähig, der sich unter üblen Umständen beherrscht, der mit Milde die ungünstig Gesinnten unterweist.“ Wer diesen Rat beachtet, wird das Böse leichter auf christliche Weise mit Gutem besiegen können. — 2. Tim. 2:23-25.
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