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  • Das Zeichen ihres Herannahens
    Gottes tausendjähriges Königreich hat sich genaht
    • 10. Kapitel

      Das Zeichen ihres Herannahens

      1. Warum sollte es uns brennend interessieren, zu erfahren, daß sich die Tausendjahrherrschaft genaht hat?

      WENN wir die Tausendjahrherrschaft so betrachten, wie sie in der Bibel dargestellt wird, ist sie etwas Wünschenswertes für die ganze Menschheit, für die Lebenden und die Toten. Deshalb ist die Ankündigung, daß sie sich genaht hat, für alle, die Verständnis besitzen, eine außerordentlich erfreuliche Botschaft. Es sollte uns brennend interessieren, zu erfahren, aus welch triftigen Gründen man überzeugt sein kann, daß sie sich genaht hat. Was sind das für Gründe? Sollen wir uns die Zeit nehmen, uns mit einigen davon zu befassen?

      2. (a) Wer wird jetzt versammelt, was an sich ein deutlicher Beweis dafür ist, daß sich die Tausendjahrherrschaft genaht hat? (b) Wer ist in diesem „Krieg“ der Anführer der Heere Gottes, und als was dient er bereits?

      2 Unsere bisherigen Betrachtungen über die Tausendjahrherrschaft haben uns die Tatsache vor Augen geführt, daß der verheerendste Krieg der ganzen Menschheitsgeschichte, der „Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen“, Har-Magedon genannt, dieser Herrschaft unmittelbar vorausgehen muß. Jetzt sehen wir, daß die politischen Herrscher oder die „Könige der ganzen bewohnten Erde“ unter Mächten, die sich außerhalb des menschlichen Machtbereiches befinden, zu diesem größten aller Kriege versammelt werden. Diese Tatsache allein sollte schon ein deutlicher Beweis dafür sein, daß die erhoffte Tausendjahrherrschaft, die auf diesen Krieg folgen wird, sich ebenfalls genaht hat. (Offenbarung 16:13-16) Auf der Seite Gottes, des Allmächtigen, wird in diesem Krieg der Anführer der himmlischen Heere Gottes, der „Treu und Wahrhaftig“ sowie „Das Wort Gottes“ genannt wird, kämpfen. Dieser himmlische Anführer ist schon König, ehe der Krieg von Har-Magedon beginnt. „Auf seinem Haupte sind viele Diademe“, und „auf seinem äußeren Kleid, nämlich auf seinem Oberschenkel, trägt er einen Namen geschrieben: König der Könige und Herr der Herren“. (Offenbarung 19:11-16) Somit regiert er schon als König, ehe er mit seinen 144 000 christlichen Miterben die Tausendjahrherrschaft beginnt. — Offenbarung 12:5; 14:1-4; 20:4-6.

      3. Was sah Johannes in bezug auf den Beginn der der Tausendjahrherrschaft vorausgehenden Regierungszeit, als die ersten beiden Siegel der Buchrolle geöffnet wurden (Offenbarung 6:1-4)?

      3 In einer früher gegebenen sinnbildlichen Darstellung der Ereignisse, die in unserem zwanzigsten Jahrhundert in der Welt eintreten sollten, wird auf den Beginn der Regierungszeit vor der Tausendjahrherrschaft dieses Königs der Könige, Jesus Christus, Bezug genommen. Diese sinnbildliche Darstellung ist im sechsten Kapitel der Offenbarung zu finden; darin berichtet der Apostel Johannes uns über das, was er sah, als Jesus Christus, das Lamm Gottes, begann, die sieben Siegel zu öffnen, mit denen die „Buchrolle“ versiegelt war, die er aus der Hand Gottes, der auf dem himmlischen Thron sitzt, empfangen hatte. Johannes schreibt: „Und ich sah, als das Lamm eines der sieben Siegel öffnete, und ich hörte eines von den vier lebenden Geschöpfen wie mit Donnerstimme sagen: ,Komm!‘ Und ich sah, und siehe! ein weißes Pferd; und der darauf saß, hatte einen Bogen; und es wurde ihm eine Krone gegeben, und er zog aus, siegend und um seinen Sieg zu vollenden. Und als er das zweite Siegel öffnete, hörte ich das zweite lebende Geschöpf sagen: ,Komm!‘ Und ein anderes, ein feuerfarbenes Pferd kam hervor, und dem, der darauf saß, wurde gewährt, den Frieden von der Erde wegzunehmen, so daß sie einander hinschlachten würden, und ein großes Schwert wurde ihm gegeben.“ — Offenbarung 6:1-4.

      4, 5. (a) Was wurde durch den Reiter auf dem feuerfarbenen Pferd versinnbildlicht? (b) Wer zog damals aus, um den Kampf zu gewinnen, und inwiefern bildete dies den Rahmen für die Erfüllung der Worte aus Psalm 2:1-6?

      4 Das ist eine symbolische Darstellung des Ersten Weltkrieges, der im Jahre 1914 u. Z. ausbrach, dem aber bald der Zweite Weltkrieg folgte, der den Frieden für weitere sechs Jahre wegnahm. Jener erste der Weltkriege kennzeichnete den Zeitpunkt, zu dem Jesus Christus, der gerechte Krieger, die himmlische Krone erhielt und gegen seine Feinde auf der Erde auszog, um den Kampf zu gewinnen und seine irdischen Feinde völlig zu besiegen. Das bedeutet, daß er später, im „Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen“, Har-Magedon genannt, auf der Seite Gottes kämpfen würde. Seine Krönung zum König im Himmel zur Zeit des Ersten Weltkrieges bildet den Rahmen für die Erfüllung der folgenden Worte, die wir im zweiten Psalm finden:

      5 „Warum sind die Nationen in Tumult gewesen und murmelten die Völkerschaften selbst ständig Leeres? Die Könige der Erde stellen sich auf, und hohe Amtspersonen selbst haben sich zusammengerottet wie e i n Mann gegen Jehova und gegen seinen Gesalbten [seinen Christus, Septuaginta], indem sie sprechen: ‚Laßt uns zerreißen ihre Bande und von uns werfen ihre Stricke!‘ Er selbst, der in den Himmeln sitzt, wird lachen; Jehova selbst wird sie verspotten. Zu jener Zeit wird er zu ihnen reden in seinem Zorn, und in der Glut seines Mißfallens wird er sie in Bestürzung versetzen, indem er spricht: ,Ich, ja ich, habe meinen König eingesetzt auf Zion, meinem heiligen Berge.‘ “ — Psalm 2:1-6; vergleiche Apostelgeschichte 4:24-30.

      6. Wurde Jehovas König auf dem Berg Zion durch die beiden Weltkriege oder durch die Vereinten Nationen seines Thrones beraubt, und was können wir zuversichtlich erwarten, wenn wir den Ausgang des Krieges von Har-Magedon in Betracht ziehen?

      6 Obwohl die Nationen seit dem Ersten Weltkrieg (1914 bis 1918 u. Z.) in Aufruhr sind, sitzt der von Jehova eingesetzte König, Gottes Sohn, Jesus Christus, in Zion, dem himmlischen Sitz der königlichen Regierung, auf dem Thron. (Offenbarung 14:1; Hebräer 12:22) Dieser messianische König verlor trotz des Ersten und Zweiten Weltkrieges seinen Thron nicht, auch die Vereinten Nationen vermochten nicht, ihm diesen zu rauben. Durch den „Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen“, Har-Magedon genannt, wird er in seinem Amt als himmlischer König bestätigt werden, und er wird bereitstehen, um mit seinen treuen 144 000 Miterben seine Tausendjahrherrschaft zu beginnen. (Offenbarung 19:19-21) Aus diesem wichtigen Grund können wir die verheißene Tausendjahrherrschaft, durch die die Menschheit zum Leben führende Segnungen empfangen wird, zuversichtlich erwarten. Sie ist schon sehr nahe!

      7. Warum sind wir nicht so eingestellt wie die „böse und ehebrecherische Generation“, die vor neunzehnhundert Jahren lebte? Doch wo finden wir ein „Zeichen“ beschrieben, das Jesus gegeben hat und mit dem wir uns befassen sollten?

      7 Manch ein Skeptiker will aber trotz des erwähnten Beweises nicht glauben, daß sich die Tausendjahrherrschaft genaht hat, ja daß sie innerhalb unserer Generation beginnen wird, sondern er will es erst glauben, wenn er ein „Zeichen“ erhalten hat. Wir sind nicht so eingestellt wie die „böse und ehebrecherische Generation“ der Schriftgelehrten und Pharisäer, die vor neunzehnhundert Jahren lebte und erst glauben wollte, daß Jesus Christus der Messias sei, wenn sie von ihm ein Zeichen gesehen hätte. (Matthäus 12:38, 39) Doch da Jesus Christus ein „Zeichen“ beschrieben und es uns ermöglicht hat, daß wir erfahren können, worin es besteht, würden wir aus eigener Schuld in großer Unkenntnis bleiben, wenn wir nicht bereit wären, uns damit zu befassen. Die Beschreibung dieses Zeichens finden wir im 24. und 25. Kapitel des Matthäusevangeliums, im 13. Kapitel des Markusevangeliums und im 21. Kapitel des Lukasevangeliums. Sie wurde den Aposteln als Antwort auf eine Frage gegeben; doch dieses Zeichen sollte nicht beweisen, daß er der Messias oder Christus sei, sondern es sollte ein Hinweis darauf sein, daß sich gewisse für die Zukunft verheißene bedeutsame Dinge bald ereignen oder daß sich die Prophezeiungen darüber bald erfüllen würden. Jesus gab dieses Zeichen am 11. Nisan (dem Frühlingsmonat) des Jahres 33 u. Z., drei Tage bevor er eines gewaltsamen Todes starb.

      DIE PROPHEZEIUNG ÜBER DAS „ZEICHEN“

      8. Wie deutete Jesus an, daß er weggehen würde, und welche Worte würden bei seiner Rückkehr geäußert werden?

      8 Jesus hatte eben etwas vorausgesagt, was für jüdische Ohren furchtbar klang, nämlich die Zerstörung des Tempels in Jerusalem. Dort hatte er zu seinen religiösen Gegnern gesagt: „Seht! Euer Haus wird euch verödet überlassen. Denn ich sage euch: Ihr werdet mich von nun an auf keinen Fall mehr sehen, bis ihr sagt: ,Gesegnet ist der, der im Namen Jehovas kommt!‘ “ (Matthäus 23:38, 39) Das deutete darauf hin, daß er weggehen würde. Bei seiner Rückkehr würde es Personen geben, die die prophetischen Worte aus Psalm 118:26 aufgreifen und sagen würden: „Gesegnet ist der, der im Namen Jehovas kommt!“

      9. Wie zeigte Jesus, daß er bei seiner Rückkehr nicht von Anbetern im Tempel in Jerusalem mit diesen Worten willkommen geheißen würde?

      9 Offenbar würden die Anbeter Jehovas den, der im Namen Jehovas käme, nicht in dem materiellen Tempel in Jerusalem mit diesen prophetischen Worten willkommen heißen. Das zeigte Jesus ganz deutlich, wie es aus dem Bericht über das, was folgte, nachdem er diese unheilkündenden Worte geäußert hatte, hervorgeht: „Als Jesus nun wegging und sich aus dem Tempel begab, traten jedoch seine Jünger herzu, um ihm die Bauten des Tempels zu zeigen. In Erwiderung sprach er zu ihnen: ,Seht ihr nicht alle diese Dinge? Wahrlich, ich sage euch: Keinesfalls wird hier ein Stein auf dem anderen gelassen, der nicht niedergerissen werden wird.‘ “ — Matthäus 24:1, 2.

      10. Welche Frage richteten vier Apostel an Jesus, als sie auf dem Ölberg waren und den Tempel überblickten, und wie wird ihre Frage in verschiedenen Übersetzungen wiedergegeben?

      10 Die zwölf Apostel wollten erst etwas Näheres über dieses vorausgesagte Unglück wissen, als sie auf dem Ölberg waren, der Jerusalem überragt und eine schöne Aussicht auf den Tempel gewährte, den König Herodes der Große hatte renovieren lassen. Die Aussicht hat offenbar vier der Apostel veranlaßt, eine bedeutsame Frage zu stellen, die auch das Interesse der anderen weckte, denn wir lesen: „Als er auf dem Ölberge saß, traten die Jünger allein zu ihm und sprachen: ,Sage uns: Wann werden diese Dinge sein, und was wird das Zeichen deiner Gegenwart [griechisch: parousía] und des Abschlusses des Systems der Dinge sein?‘ “ (Matthäus 24:3) Robert Young übersetzt in seiner Literal Translation of the Holy Bible (Buchstäbliche Übersetzung der Heiligen Schrift) die Worte der Apostel aus dem Griechischen wie folgt: „Sage uns, wann werden diese sein? Und was ist das Zeichen deiner Gegenwart und des vollen Endes des Zeitalters?“ Ähnlich gibt Joseph B. Rotherham diese Worte in seiner Emphasised Bible wieder: „Sage uns, wann diese Dinge sein werden — und was das Zeichen deiner Gegenwart und der Vollendung des Zeitalters.“ Erzbischof Newcomes Wiedergabe in The New Testament (revidierter Text) lautet: „Was wird das Zeichen des Eintritts deiner Anwesenheit und des Endes des Zeitalters sein?“ (Ausgabe vom Jahre 1808). Und nach L. Reinhardts Übersetzung (Das Neue Testament, „vom Standpunkte der Urgemeinde ganz neu aufgefaßt, wortgetreu übersetzt“) lautet dieser Text wie folgt: „Sage uns, wann wird das sein, und was ist das Zeichen deiner Parusie und des Endes der Weltzeit?“

      11. (a) Wann wurde der Tempel in Jerusalem zerstört? Was trat damals aber nicht ein? (b) Was sollten wir daher natürlicherweise in bezug auf die Geschichte tun?

      11 Heute wissen wir, wann der buchstäbliche Tempel in Jerusalem zerstört wurde. Es geschah vor neunzehnhundert Jahren, im Sommer des Jahres 70 u. Z., als das römische Heer unter General Titus die ganze Stadt zerstörte. (Lukas 21:20-24) Aber wie verhält es sich mit den anderen Dingen — mit dem „Zeichen“ der Parusie (Gegenwart, Anwesenheit) Christi und des Abschlusses des Zeitalters oder des Systems der Dinge (oder des Zustandesa) —, auf die sich die Frage der Jünger ebenfalls bezog? Wohl fand ein Zustand unter den Juden oder ein jüdisches System der Dinge im Jahre 70 u. Z. sein völliges Ende oder seinen Abschluß, doch nicht das größere System der Dinge, von dem das jüdische System lediglich ein prophetisches Muster oder Vorbild war. Auch trat in jenem Jahr die Gegenwart des Herrn Jesus Christus oder seine Anwesenheit nicht ein. Da wir nun im zwanzigsten Jahrhundert u. Z. leben, wäre es das natürlichste, wenn wir die Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts genauer prüften, um zu ermitteln, ob das vorausgesagte „Zeichen“ im Laufe unserer Generation sichtbar geworden ist.

      12. Warum sollten wir uns angesichts dessen, was Stephanus über das erste Kommen Christi sagte, fragen, ob sich die Apostel nach Jesu „Kommen“ oder „Advent“ erkundigten?

      12 Es gilt zu beachten, daß die Jünger den Herrn Jesus Christus nach seiner Parusie gefragt haben. Bedeutet das, daß sie ihn nach seinem „Kommen“ oder, wie einige es nennen, nach seinem „Advent“ gefragt haben? Diese Frage ist es wert, gestellt zu werden, weil Stephanus, ein Christ, der als Blutzeuge starb, zu dem Sanhedrin oder dem jüdischen Gerichtshof in Jerusalem sagte, als er vom ersten „Kommen“ des Herrn Jesus sprach: „Welchen von den Propheten haben eure Vorväter nicht verfolgt? Ja, sie töteten die, die über das Kommen [griechisch: éleusis] des Gerechten im voraus Ankündigung machten, dessen Verräter und Mörder ihr jetzt geworden seid.“ (Apostelgeschichte 7:52) Wir bemerken, daß Stephanus, als er vom ersten Kommen Christi sprach, nicht das griechische Wort parousía, sondern éleusis gebrauchte. Diese beiden griechischen Wörter sind nicht nur unterschiedlich in bezug auf Form und Herkunft, sondern sie haben auch eine unterschiedliche Bedeutung.

      13. Was bedeutet das Wort parousía buchstäblich, und wie wird es in griechischen Wörterbüchern erklärt?

      13 Das Wort parousía bedeutet buchstäblich „ein [Da]nebensein“, es ist eine Zusammensetzung der griechischen Präposition pará („neben“) und des Wortes ousía (ein „Sein“). In dem Werk A Greek-English Lexicon von Liddell und Scott (Band II, Seite 1343, 2. Spalte) wird das Wort parousía als erstes mit dem englischen Wort für „Gegenwart“ erklärt. Als zweite Bedeutung wird das englische Wort für Ankunft angegeben mit dem Hinweis: „Besonders für den Besuch eines Königs oder eines hohen Beamten.“ Auch in dem Theologischen Wörterbuch zum Neuen Testament von Gerhard Friedrich (Band V, Seite 857) heißt es zu Parusie unter der Überschrift „Die allgemeine Bedeutung“: „1. Vom Gegenwärtigsein“. Unter der Überschrift „Der technische Gebrauch der Vokabeln“ kann man lesen: „I. Im Hellenismus. 1 ... Besuch eines Herrschers.“ Auf Seite 863 wird unter der Überschrift „Der technische Gebrauch von παρειμι [pareimi (Verb)] und παρουσία [parousía] im Neuen Testament“ gesagt, daß „unsere Vokabeln im NT nie auf das Kommen Christi ins Fleisch angewandt werden und παρουσία [parousía] niemals die Bedeutung Wiederkunft annimmt. Die Zählung mehrerer Parusien gehört erst der späteren Kirche an.“

      14. (a) Welchen Ausdruck könnte man gemäß dem technischen Gebrauch dieses griechischen Wortes im Hellenismus anstatt des Wortes „Gegenwart“ verwenden? (b) Welche Übersetzungen geben das Wort parousía an allen Stellen mit „Gegenwart“ wieder, und welche Gegenüberstellung finden wir in Philipper 2:12?

      14 Die Jünger fragten Jesus somit nicht nach seiner „Ankunft“, sondern nach dem, was nach seiner Ankunft sein würde. Sie fragten nach seiner „Gegenwart“. Und wenn wir, anstatt das Wort „Gegenwart“ zu benutzen, den „technischen Gebrauch der Vokabeln“ im Hellenismus berücksichtigen, so hätten die Jünger Jesus gefragt: „Was wird das Zeichen ... [deines Besuchs als König] und des Abschlusses des Systems der Dinge sein?“ Ein „Besuch“ schließt mehr ein als die „Ankunft“. Er schließt die „Gegenwart“ ein. Das griechische Wort parousía kommt im sogenannten Neuen Testament vierundzwanzigmal vor, und an allen diesen Stellen gibt die Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift dieses Wort mit „Gegenwart“ wieder, aber es wird auch in anderen Übersetzungen so wiedergegeben, zum Beispiel in der Literal Translation of the Holy Bible von Robert Young (1862 u. Z.), in The Emphatic Diaglott von Benjamin Wilson (1857—1863 u. Z.) und in The Emphasised Bible von Joseph B. Rotherham (1897 u. Z.).b Es fällt uns auf, wie treffend „Gegenwart“ und „Abwesenheit“ in Philipper 2:12 einander gegenübergestellt werden, wo der Apostel Paulus sagt: „Wie ihr allezeit gehorcht habt, nicht nur während meiner Gegenwart [Anwesenheit, Rei], sondern jetzt noch viel bereitwilliger während meiner Abwesenheit.“

      DAS GLEICHNIS VON DEN ZEHN JUNGFRAUEN

      15. Wie muß das Wort parousía bei einigen Einzelheiten der Prophezeiung Jesu über das „Zeichen“ wiedergegeben werden? In welchem Gleichnis zum Beispiel?

      15 Bei einigen Einzelheiten der Prophezeiung Jesu über das „Zeichen“ der Parusie und des Abschlusses des Systems der Dinge wird das Wort parousía im Sinne von „Gegenwart“ gebraucht. Wir möchten uns jetzt einmal mit dem Teil der Prophezeiung befassen, der allgemein als das „Gleichnis von den klugen und den törichten Jungfrauen“ bezeichnet wird. Jesus hatte eben eine Prophezeiung über den „treuen und verständigen Sklaven“ und den „übelgesinnten Sklaven“ geäußert, und nun prophezeite er eine weitere Einzelheit in Verbindung mit seiner Parusie. Er sagte: „Dann wird das Königreich der Himmel zehn Jungfrauen gleich werden, die ihre Lampen nahmen und auszogen, dem Bräutigam entgegen. Fünf von ihnen waren töricht, und fünf waren verständig. Denn die törichten nahmen wohl ihre Lampen, nahmen aber kein Öl mit sich, die verständigen dagegen nahmen samt ihren Lampen Öl in ihren Behältern mit.“ — Matthäus 25:1-4; 24:45-51.

      16. In welchem Sinne sind gemäß der Einleitung des Gleichnisses die erwähnten Frauen „jungfräulich“?

      16 Als erstes sollten wir beachten, daß in diesem Gleichnis eine ganze Klasse von Menschen versinnbildet wird und daß es daher nicht auf das Leben und den Tod des einzelnen Christen anzuwenden ist. Bei den Menschen, um die es hier geht, handelt es sich um Personen, die in einem besonderen Sinne „jungfräulich“ sind, nämlich, indem sie das „Königreich der Himmel“ vertreten, denn Jesus sagte: „Dann wird das Königreich der Himmel [wem gleich werden?] zehn Jungfrauen gleich werden.“ Hier spricht Jesus von dem gleichen „Königreich“, das er schon etwas früher in seiner Prophezeiung erwähnte, als er sagte: „Diese gute Botschaft vom Königreich wird auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden, allen Nationen zu einem Zeugnis; und dann wird das Ende kommen.“ — Matthäus 24:14.

      17. (a) Wen stellen die „Jungfrauen“ dar, da es ihrer zehn sind? (b) Wann begann sich dieses prophetische Gleichnis zu erfüllen und warum damals?

      17 Die Zahl „Zehn“ versinnbildet in der Bibel Vollkommenheit in bezug auf irdische Dinge, daher würden die „Jungfrauen“, da es ihrer zehn sind, alle Christen darstellen, die Aussicht haben oder die glauben, Aussicht zu haben, mit Jesus Christus das himmlische Königreich zu ererben. Wann begann sich also dieses prophetische Gleichnis zu erfüllen? Vom Pfingstfest des Jahres 33 u. Z. an, das in jenem Jahr auf den 6. Siwan, einen Sonntag, fiel. Wieso? Weil die „Jungfrauen“klasse damals ins Dasein kam. Das geschah, weil die treuen Jünger Jesu Christi, die sich in einem Obersaal in Jerusalem versammelt hatten, an jenem Tag mit dem heiligen Geist getauft wurden. Dadurch wurden sie von Gott zu seinen geistigen Söhnen gezeugt, wodurch sie „Erben Gottes“ und „Miterben mit Christus“ wurden. (Römer 8:17) Aber nach der Bibel erbten gewöhnlich die Söhne; wieso kommt es, daß in dem Gleichnis alle Glieder der geistgezeugten Versammlung der Jünger Christi als Angehörige des weiblichen Geschlechts, als Jungfrauen, dargestellt werden, die in der Hochzeitsnacht ausziehen, dem Bräutigam entgegen? Und wer ist dieser „Bräutigam“?

      18. Mit wem verglich Johannes der Täufer sich selbst und Jesus der damaligen Heiratssitte entsprechend, und wem führte Johannes seine Jünger zu?

      18 Als erstes sei erwähnt, daß dieser „Bräutigam“ der auferstandene und verherrlichte Herr Jesus Christus ist. Als das betrachtete ihn Johannes der Täufer; deshalb verglich er sich mit dem „Freund des Bräutigams“. In jener Zeit war es Sitte, daß der „Freund des Bräutigams“ für den Bräutigam um die Braut warb. In der Hochzeitsnacht stand jedoch der Bräutigam mehr im Vordergrund als der Freund des Bräutigams. Deshalb sagte Johannes der Täufer zu seinen Jüngern, die er für das Leben mit Jesus Christus, ihrem bildlichen „Bräutigam“, vorbereitete: „Ich bin nicht der Christus, sondern ich bin diesem vorausgesandt worden. Der die Braut hat, ist der Bräutigam. Wenn aber der Freund des Bräutigams dasteht und ihn hört, ist er hoch erfreut über die Stimme des Bräutigams. Daher ist diese meine Freude voll geworden. Jener muß fortan zunehmen, ich aber muß fortan abnehmen.“ (Johannes 3:28-30) Mit Recht führte Johannes seine Jünger daher Jesus zu.

      19, 20. (a) Wie verglich sich Jesus in einem Gleichnis und in der Offenbarung selbst mit einem Bräutigam? (b) Wie wird deshalb das Neue Jerusalem bezeichnet?

      19 In einem anderen Gleichnis verglich sich Jesus selbst mit einem Bräutigam, und zwar in dem Gleichnis vom „Hochzeitsfest“, das ein König für seinen Sohn veranstaltete. Mit diesem Sohn ist der Sohn des großen Königs der Ewigkeit, Jehovas Gottes, gemeint. (Matthäus 22:1-14) Und in der Offenbarung, die Jesus Christus von Gott erhielt und an den Apostel Johannes weitergab, wird Jesus als das Lamm Gottes wie folgt mit einem Bräutigam verglichen, der sich mit der Versammlung seiner Jünger vermählt: „Freuen wir uns und frohlocken wir, und verherrlichen wir ihn, denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen und sein Weib hat sich bereitgemacht. Ja, es ist ihr gewährt worden, in hellglänzende, reine, feine Leinwand gehüllt zu werden, denn die feine Leinwand stellt die gerechten Taten der Heiligen dar. ... Schreibe: Glücklich sind diejenigen, die zum Abendessen der Hochzeit des Lammes eingeladen sind.“ Der Apostel Johannes schreibt auch noch von einem Engel, der zu ihm kam:

      20 „Er redete mit mir und sprach: ,Komm hierher, ich will dir die Braut, das Weib des Lammes, zeigen.‘ Und er trug mich in der Kraft des Geistes weg zu einem großen und hohen Berg, und er zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem, die von Gott aus dem Himmel herniederkam und die Herrlichkeit Gottes hatte.“ — Offenbarung 19:7-9; 21:9-11.

      21. Womit vergleicht Paulus gemäß Epheser 5:23-27 das Verhältnis zwischen Jesus Christus und seiner Versammlung?

      21 Der Apostel Paulus vergleicht das Verhältnis Jesu Christi zu seiner Versammlung der 144 000 Miterben mit dem Verhältnis eines Ehemannes zu seiner Frau. Er schreibt: „Ein Ehemann ist das Haupt seiner Frau, wie der Christus auch das Haupt der Versammlung ist, er, der Retter dieses Leibes. In der Tat, so, wie die Versammlung dem Christus untertan ist, so seien es auch die Ehefrauen ihren Männern in allem. Ihr Ehemänner, fahrt fort, eure Frauen zu lieben, so, wie auch der Christus die Versammlung geliebt und sich für sie dahingegeben hat, damit er sie heilige, indem er sie mit dem Wasserbad durch das Wort reinige, so daß er die Versammlung sich selbst in ihrer Pracht darstelle, ohne daß sie einen Flecken oder eine Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern daß sie heilig und ohne Makel sei.“ — Epheser 5:23-27.

      22. Wo findet die Vermählung statt, und warum wird in Jesu Gleichnis die Braut des Bräutigams nicht erwähnt?

      22 Die Vermählung des Bräutigams Jesus Christus mit seiner „Braut“, der Versammlung, findet natürlich im Himmel statt, wo sie mit dem Segen Jehovas, des himmlischen Vaters, zusammengegeben werden. Es gilt jedoch zu beachten, daß in dem Gleichnis von den zehn Jungfrauen die Braut nicht erwähnt wird. Das wird deshalb nicht getan, damit das Gleichnis nicht mißverstanden wird. Es wird deshalb nicht getan, weil die „Braut“ aus den „zehn Jungfrauen“ genommen oder ausgewählt wird. Die ausgewählten „Jungfrauen“ sind die „Glücklichen“, die „zum Abendessen der Hochzeit des Lammes eingeladen“ sind. (Offenbarung 19:9) Damit in Übereinstimmung wird in dem Gleichnis Jesu gezeigt, daß die „Jungfrauen“, die die Bedingungen erfüllen, durch die Tür in den Hochzeitssaal eingehen. In dem Gleichnis wird auch veranschaulicht, wodurch sie den Bedingungen entsprechen.

      23. Wie müssen sich die Glieder der Versammlung Christi verhalten, da sie mit „Jungfrauen“ verglichen werden?

      23 Die Glieder der Braut Christi, der Versammlung, werden nicht nur, weil sie mit einem keuschen Bräutigam verlobt sind, mit „Jungfrauen“ verglichen. Sie sind in geistiger Hinsicht noch in einem weiteren Sinne „Jungfrauen“. So, wie eine Jungfrau rein, keusch und unberührt ist, so müssen diese treuen Glieder der Christenversammlung unschuldig und rein sein, indem sie sich von dieser Welt absondern und mit keiner ihrer religiösen und politischen Organisationen irgendwie in Verbindung stehen. Sie beteiligen sich an keinem Bündnis zwischen Kirche und Staat. Sie bewahren ihre geistige Jungfräulichkeit, indem sie sich nicht in die Geschäfte dieser Welt verwickeln. (2. Timotheus 2:3, 4) Das ist der Sinn folgender Worte, die sich auf die 144 000 beziehen, die mit dem Lamm Gottes auf dem geistigen Berge Zion stehen: „Diese sind es, die sich nicht mit Weibern [wie mit Babylon der Großen, der religiösen Hure, und ihren Töchtern] befleckt haben; in der Tat, sie sind jungfräulich. Diese sind es, die dem Lamme beständig folgen, ungeachtet, wohin er geht.“ — Offenbarung 14:4; 17:3-5.

      24. Was wird in Jakobus 1:26, 27 über die Reinheit gesagt, die von denen gefordert wird, die mit Jungfrauen verglichen werden?

      24 Über die geforderte Reinheit schreibt der Jünger Jakobus: „Wenn es jemand dünkt, er beachte die äußere Form der Anbetung, und er zügelt doch seine Zunge nicht, sondern fährt fort, sein Herz zu betrügen, dessen Form der Anbetung ist nichtig. Die Form der Anbetung, die vom Standpunkt unseres Gottes und Vaters aus rein und unbefleckt ist, ist diese: nach Waisen und Witwen in ihrer Drangsal zu sehen und sich selbst von der Welt ohne Flecken zu bewahren.“ — Jakobus 1:26, 27.

      SIE ZOGEN AUS, DEM „BRÄUTIGAM“ ENTGEGEN

      25. Wie entstand zu Pfingsten des Jahres 33 u. Z. die Versammlung Christi mit ihrer Religion, die von Gottes Standpunkt aus rein und unbefleckt war, und welchen Beweis hatte sie dafür?

      25 Am Tag des Pfingstfestes des Jahres 33 u. Z., als die treuen Jünger Jesu Christi, die in Jerusalem gewartet hatten, mit heiligem Geist getauft wurden, entstand die Christenversammlung mit ihrer „Form der Anbetung, die vom Standpunkt unseres Gottes und Vaters aus rein und unbefleckt ist“. Sie waren eine Klasse die in geistiger Hinsicht jungfräulich war, von der religiösen Organisation getrennt, die Jesus Christus verworfen hatte und dafür verantwortlich war, daß der römische Statthalter Pontius Pilatus ihn am Pfahl hatte hinrichten lassen. (Apostelgeschichte 2:1-42) Sie stützten sich von Anfang an auf die Lehren Jesu, des Messias, und auf die Lehren seiner zwölf Apostel und hielten sich von jener „verkehrten Generation“ fern, die unbiblischen religiösen Überlieferungen zugetan war, die sie von ihren irregeführten Vorvätern ererbt hatte. (Apostelgeschichte 2:40; Galater 1:13-17; Matthäus 15:1-9) Die Taufe mit dem heiligen Geist zusammen mit der Gabe, in fremden Sprachen zu reden, war ein Beweis dafür, daß sie die wahre Religion hatten, und das wußten sie auch. Nun mußten sie in „Jungfräulichkeit“ darin verharren.

      26, 27. (a) Mit wem wurde die Christenversammlung zu Pfingsten des Jahres 33 u. Z. in geistigem Sinne verlobt? (b) Was sagte Paulus gemäß 2. Korinther 11:2-5 zu Christen, als wäre er ein „Freund des Bräutigams“?

      26 An jenem Tag (6. Siwan 33 u. Z.) wurde die Christenversammlung mit Jesus Christus, dem himmlischen Bräutigam, verlobt; sie wurde ihm zur Ehe versprochen. Alle, die danach zu jener ursprünglichen Versammlung in Jerusalem, bestehend aus 120 Jüngern, hinzukamen, wurden Glieder dieser Brautklasse und waren verpflichtet, „jungfräulich“ zu bleiben. Auf diese Tatsache bezog sich der Apostel Paulus, als er die Christen in Korinth davor warnte, ihre Verlobung mit Jesus Christus zu lösen und sich mit einem falschen Christus zu vermählen. Paulus sagte, als wäre er sozusagen ein „Freund des Bräutigams“:

      27 „Mit gottgemäßem Eifer bin ich euretwegen eifersüchtig; denn ich persönlich habe euch e i n e m Mann zur Ehe versprochen, um euch als eine keusche Jungfrau dem Christus darzustellen. Ich fürchte aber, daß etwa so, wie die Schlange Eva durch ihre List verführte, euer Sinn verdorben werde, hinweg von der Aufrichtigkeit und der keuschen Reinheit, die dem Christus gebühren. Denn so, wie es ist: Wenn jemand kommt und einen anderen Jesus predigt als den, den wir gepredigt haben, oder wenn ihr einen anderen Geist empfangt als den, den ihr empfangen habt, oder eine andere gute Botschaft, als die ihr angenommen habt, so fällt es euch leicht, ihn zu ertragen. Denn ich halte dafür, daß ich mich in keiner einzigen Sache als geringer erwiesen habe als eure superfeinen Apostel.“ — 2. Korinther 11:2-5.

      28. Wie erfuhren die Jünger von Jesus selbst und von zwei Engeln, daß er wie ein jüdischer Bräutigam kommen und sie heimführen würde?

      28 Die Hochzeit mit dem keuschen Bräutigam im Himmel sollte zu einer unbestimmten Zeit in der Zukunft stattfinden, eine gewisse Zeit nach der Verlobung zu Pfingsten des Jahres 33 u. Z. Zweiundfünfzig Tage vorher sagte Jesus in der Nacht, in der er von dem untreuen Apostel Judas Iskariot verraten wurde, zu seinen treuen Aposteln: „Im Hause meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es anders wäre, hätte ich es euch gesagt, denn ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und will euch heimnehmen zu mir, damit dort, wo ich bin, auch ihr seid. Und wohin ich gehe, dahin kennt ihr den Weg.“ (Johannes 14:2-4) Zweiundvierzig Tage danach, als er vom Ölberg aus vor den Augen einiger seiner Jünger zum Himmel auffuhr, erschienen diesen Jüngern zwei Engel, die sagten: „Männer von Galiläa, warum steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird so kommen, in derselben Weise, wie ihr ihn in den Himmel habt gehen sehen.“ (Apostelgeschichte 1:9-11) Die Jünger wußten also, daß Jesus, der von ihnen weggegangen war, wie ein jüdischer Bräutigam in der Hochzeitsnacht kommen und sie in das Haus seines himmlischen Vaters holen würde, so, wie Jesus es ihnen verheißen hatte. — Johannes 14:1-3.

      29. (a) Wann begann die Klasse der „Jungfrauen“ auszuziehen, dem Bräutigam entgegen? (b) Welche Frage erhob sich nun, und was wird dadurch angedeutet, daß beide Gruppen der Jungfrauen gleich groß waren?

      29 In der Hoffnung auf die Hochzeit zog die Klasse der verlobten Jungfrauen aus, dem Bräutigam entgegen, um ihn zu begrüßen und sich mit ihm zu freuen. Sie mußten wachsam bleiben denn sie kannten „weder den Tag noch die Stunde“. (Matthäus 25:13) Wie viele von den „Jungfrauen“, die zu Pfingsten des Jahres 33 u. Z. auszogen, und von den Tausenden, die sich ihnen später anschlossen, würden den im Gleichnis erwähnten „verständigen“ Jungfrauen gleichen und wie viele den „törichten“ oder unverständigen? In dem Gleichnis ist die Zahl der verständigen Jungfrauen gleich groß wie die Zahl der törichten. Das sollte andeuten, daß alle, die wirklich ausziehen, die gleiche Gelegenheit haben würden; es sollte nicht der Gedanke aufkommen, daß die eine Gruppe größer wäre als die andere; das Gleichnis läßt dies offen. Es sagt aber voraus, daß nicht alle „Jungfrauen“, die ausziehen, sich als würdig erweisen würden, hineingelassen zu werden und am „Abendessen der Hochzeit des Lammes“ teilzunehmen. — Lukas 12:35-38.

      30. (a) Wodurch unterschieden sich die verständigen Jungfrauen von den törichten? (b) Zogen alle mit brennenden Lampen aus, und welche wichtige Frage erhob sich in diesem Zusammenhang?

      30 Wodurch unterschieden sich denn die verständigen oder klugen Jungfrauen von den törichten oder unklugen? „Die törichten nahmen wohl ihre Lampen, nahmen aber kein Öl mit sich, die verständigen dagegen nahmen samt ihren Lampen Öl in ihren Behältern mit.“ (Matthäus 25:3, 4) Dabei wußten sie alle, daß ihre Lampen brennen mußten, solange der Festzug zur Begrüßung des Bräutigams dauerte, weil das anzeigen würde oder weil es ein Beweis dafür wäre, daß sie würdig wären, am Hochzeitsfest teilzunehmen. Deshalb war es nötig, genügend Öl bei sich zu haben, damit es reichen würde, bis der Brautzug die Wohnung des Bräutigams erreichte. Was wurde im Gleichnis durch das Öl veranschaulicht? Die Jungfrauen zogen aus, dem Bräutigam entgegen, ehe sein Kommen angekündigt wurde; und als sie auszogen, brannten ihre Lampen. Somit war mindestens zu diesem Zeitpunkt Öl in ihren Lampen. Aber reichte das Öl, um die Flamme brennend zu erhalten, bis der Hochzeitszug die Wohnung des Bräutigams betreten würde?

      31, 32. (a) Was sollte durch das Gleichnis in bezug auf die sinnbildlichen „Jungfrauen“ gezeigt werden? (b) Was müssen sie gemäß den Worten des Apostels Paulus in Philipper 3:20, 21 erwarten?

      31 Das Öl war ein Leuchtmaterial. Ohne dieses Material hätte der Docht in der Lampe kein gleichmäßiges, ununterbrochenes Licht gegeben. Was wird dadurch versinnbildet, daß sie eine brennende Lampe zum Hochzeitsfest trugen? Bei der Beantwortung dieser Frage müssen wir im Sinn behalten, warum Jesus dieses Gleichnis darlegte. Er wollte damit zeigen, daß alle, die den Wunsch haben, an der Hochzeit im Himmel teilzunehmen, sich in bestimmter Weise kenntlich machen müßten, durch eine bestimmte Persönlichkeit, und daß sie sie bis ans Ende beibehalten müßten, ganz gleich, zu welcher Zeit der Brautzug begänne und wie lange es dauerte, bis er schließlich die Wohnung des Bräutigams, die er für seine „Braut“ bereitet hatte, erreichen würde. Vor allem sollte die Klasse, die das „Königreich der Himmel bildet, während sie sich in der finsteren Welt befindet, in geistiger Beziehung „jungfräulich“ bleiben. Die Glieder dieser Klasse halten ihre Hoffnung auf den himmlischen Bräutigam gerichtet, deswegen dürfen sie sich nicht mit der unreinen Welt beflecken. Sie müssen „dem Lamme beständig folgen, ungeachtet, wohin er geht“. (Offenbarung 14:4) Sie müssen die gleiche Denkweise haben wie der Apostel Paulus, der sagte:

      32 „Unser Bürgertum besteht in den Himmeln, von woher wir auch sehnlich einen Retter erwarten, den Herrn Jesus Christus, der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird, damit er seinem Leibe der Herrlichkeit gleichförmig werde, gemäß der Wirksamkeit der Kraft, mit der er sich auch alle Dinge zu unterwerfen vermag.“ — Philipper 3:20, 21.

      33. (a) Wie lange müssen sie diese geistige Jungfräulichkeit bewahren, wenn sie sich als würdig erweisen wollen, als was anerkannt zu werden? (b) Wie sollte es sich nach den Worten Jesu zeigen, daß sie würdig wären, anerkannt zu werden?

      33 Sie bewahren ihre geistige Jungfräulichkeit, weil sie sehnlich wünschen und entschlossen sind, sich als würdig zu erweisen, vom himmlischen Bräutigam als seine „Braut“ anerkannt zu werden. Das muß sich in ihrem Leben, das sie inmitten der von Finsternis bedeckten Menschenwelt führen, zeigen. Jesus Christus, der Bräutigam, sagte in seiner Bergpredigt, die er im Jahre 31 u. Z. hielt, zu seinen Jüngern: „Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt kann nicht verborgen sein, wenn sie auf einem Berge liegt. Man zündet eine Lampe an und stellt sie nicht unter das Maßgefäß, sondern auf den Leuchter, und sie leuchtet allen, die im Hause sind. Ebenso laßt euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure vortrefflichen Werke sehen und euren Vater, der in den Himmeln ist, verherrlichen.“ — Matthäus 5:14-16.

      34. Wie sollten gemäß den Worten des Paulus in Philipper 2:14-16 die Christen leuchten?

      34 Auch der Apostel Paulus schrieb an einige seiner Mitchristen: „Tut weiterhin alles ohne Murren und Widerreden, so daß ihr euch als untadelig und unschuldig erweist, Kinder Gottes ohne Makel inmitten einer verkehrten und verdrehten Generation, unter der ihr wie Lichtspender in der Welt leuchtet, indem ihr euch mit festem Griff an das Wort des Lebens klammert, damit ich am Tage Christi Ursache zum Frohlocken habe, daß ich nicht vergeblich gelaufen bin oder vergeblich hart gearbeitet habe.“ — Philipper 2:14-16.

      35. Was wird also dadurch veranschaulicht, daß die Jungfrauen ihre brennenden Lampen hochhalten, und in welcher Erwartung handeln sie so?

      35 Damit die Klasse, die das „Königreich der Himmel“ bildet, wie „das Licht der Welt“ leuchten kann, muß sie „vortreffliche Werke“ tun, durch die der himmlische Vater verherrlicht wird; die einzelnen müssen alles ohne Murren und Widerrede tun und sich — soweit es ihr christliches Leben betrifft — untadelig und unschuldig bewahren, sie müssen sich als Kinder Gottes, die ohne Makel sind, erweisen. Sie müssen so handeln in der Erwartung, daß der Bräutigam kommt und sie in das Haus seines himmlischen Vaters holt. Ein solches Verhalten wird in dem Gleichnis dadurch veranschaulicht, daß die Jungfrauen ihre brennenden Lampen hochhalten. Das wird den Bräutigam erfreuen, wenn er es inmitten der nächtlichen Dunkelheit, in der die Welt liegt, sieht.

      DAS SYMBOLISCHE ÖL UND DIE BEHÄLTER

      36. Was stellt das „Öl“ als Leuchtmaterial dar?

      36 Was stellt somit das Leuchtmaterial, das Öl, dar? Es versinnbildet das, was es der Klasse, die das „Königreich der Himmel“ bildet, ermöglicht, als Lichtspender in einer finsteren Welt zu leuchten. Dementsprechend würde es das „Wort des Lebens“ darstellen, an das sie sich mit „festem Griff“ klammern muß; denn es steht geschrieben: „Dein Wort ist eine Leuchte meinem Fuß und ein Licht für meinen Pfad.“ (Psalm 119:105) „Ja, die Enthüllung deiner Worte gibt Licht, läßt die Unerfahrenen Verständnis haben.“ (Psalm 119:130) Das „Öl“ würde auch den heiligen Geist Gottes darstellen, denn diese heilige unsichtbare wirksame Kraft Gottes hilft einem, das Wort Gottes zu verstehen (Johannes 16:13) Der heilige Geist offenbart sich in einem Christen auch durch entsprechende Früchte, durch die Früchte des Geistes wie Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Glauben, Milde, Selbstbeherrschung. (Galater 5:22, 23) Dieses geistige „Öl“ besitzt Leuchtkraft.

      37. Was wird dadurch dargestellt, daß die Jungfrauen in ihren „Behältern“ einen Ölvorrat hatten, und warum?

      37 In dem Gleichnis mußten die „Jungfrauen“ in einem Behälter einen Ölvorrat bei sich haben, damit sie aus dem Behälter Öl in die Lampe gießen konnten, die sie trugen. Sie konnten nicht sich selbst zu einem „Behälter“ machen, indem sie das Öl getrunken und dann je nach Bedarf etwas davon ausgestoßen und in die Lampe gefüllt hätten, um sie brennend zu erhalten. Daß die Jungfrauen einen mit Öl gefüllten „Behälter“ bei sich hatten, bedeutete jedoch, daß sie im Besitz eines Ölvorrats waren, doch diente ihnen als Behälter natürlich nicht ihr eigener Leib. Die Glieder der Klasse, die das „Königreich der Himmel“ bildet, sind im Besitz eines Vorrats des Wortes Gottes und des heiligen Geistes, ja sie haben diesen Vorrat in sich. Die im Gleichnis erwähnten „Behälter“ stellen somit passenderweise die Glieder der „Jungfrauen“klasse dar, die selbst im Besitz des symbolischen „Öls“ sind. Sie benötigen gewiß einen großen Vorrat an diesem „Öl“, wenn sie ausziehen, dem Bräutigam entgegen, und sich seinem Festzug anschließen.

      38. Was versinnbildlichen die Lampen der Jungfrauen, und inwiefern leuchten diese?

      38 In dem Gleichnis benötigten die zehn Jungfrauen ihre Öllampen, um das, was sich in der Nacht abspielte, zu beleuchten. Was stellen diese Lampen in der heutigen Erfüllung des prophetischen Gleichnisses dar? Dasselbe wie die Öl„behälter“, denn in den antiken Lampen war das gleiche Brennöl wie in den Vorrats„behältern“. Die Lampen veranschaulichen die Glieder der Klasse, die das „Königreich der Himmel“ bildet. Doch das bedeutet nicht, daß die Glieder dieser Klasse eine große Menge Öl einnehmen, daß sie sich mit Öl übergießen und sich dann anzünden, um den Weg, auf dem der Festzug vorbeikommt, als „lebende Fackeln“ zu säumen, Märtyrern gleich, die sich zu Ehren des Bräutigams selbst opfern würden. Nein, sondern sie sind erfüllt von dem erleuchtenden Worte Gottes und von Gottes heiligem Geist, deshalb leuchten sie in geistigem Sinne zu Ehren des ruhmreichen himmlischen Bräutigams. Sie selbst sind zufolge ihrer christlichen Eigenschaften „Lichtspender in der Welt“. Durch das Leben, das sie unter dem Einfluß des Wortes und Geistes Gottes führen, leuchten sie zur Verherrlichung Gottes.

      39. (a) Warum wußten die „Jungfrauen“ nicht, wie lange sie auf den Bräutigam warten müßten? (b) Was hielten die verständigen Jungfrauen daher für ratsam?

      39 Da es nicht feststand, zu welcher Stunde der Nacht der Bräutigam das Haus verlassen würde, wo ihm seine Braut gegeben wurde und von dem er sich anschließend in einem Festzug zurück in sein eigenes Haus begeben würde, um dort in ehelicher Gemeinschaft mit seiner Braut zu leben, wußten die Jungfrauen in dem Gleichnis nicht genau, wie lange sie auf das Erscheinen des Bräutigams warten müßten. Sie wußten also nicht, wie lange ihre Lampen brennen sollten. Daher war es ratsam, sowohl die Lampen mit Öl zu füllen als auch zusätzliches Öl in einem Behälter mitzunehmen. Die „verständigen“ oder klugen Jungfrauen erkannten das und nahmen samt ihren brennenden Lampen „Öl in ihren Behältern mit“. Die „törichten“ oder unverständigen, unklugen Jungfrauen taten das nicht, und wie töricht das war, zeigte sich dann später.

      40. (a) Wie nehmen in der Erfüllung des prophetischen Gleichnisses diejenigen, die zur Klasse der „verständigen“ Jungfrauen gehören, Öl in ihren Behältern mit? (b) Wieso hilft ihnen das zu beweisen, daß sie an dem Eheversprechen, das sie ihrem Bräutigam gegeben haben, treu festhalten?

      40 In der Erfüllung des prophetischen Gleichnisses nehmen die Personen, die durch die fünf „verständigen“ Jungfrauen dargestellt werden, sozusagen zusätzliches Öl in ihren Behältern mit, indem sie sich intensiv mit dem Worte Gottes befassen, indem sie Sinn und Herz damit füllen; das geschieht durch persönliches Studium, durch den Besuch christlicher Zusammenkünfte, wo das Wort Gottes gelehrt und besprochen wird, und indem sie mit anderen über das Wort Gottes sprechen und es dabei benutzen. Sie bitten um Gottes Geist und sind bestrebt, „fortwährend mit Geist erfüllt“ zu sein. (Epheser 5:18) Sollte in Zukunft eine Notlage eintreten, so wären sie imstande, da sie mit dem geistigen „Öl“ erfüllt sind, die zum Ausharren erforderliche Kraft stets zu erneuern und weiterhin als „Licht der Welt“ zu leuchten, zum Beweis dafür, daß sie an dem Eheversprechen, das sie ihrem himmlischen Bräutigam gegeben haben, treu festhalten.

      „WÄHREND DER BRÄUTIGAM NOCH AUSBLIEB“

      41. (a) Wann wurden die ersten Heiden Glieder der als „keusche Jungfrau“ bezeichneten Klasse, die auszog, dem Bräutigam entgegen? (b) Ist das, was im Jahre 70 u. Z. den Juden widerfuhr, ein Zeichen dafür, daß die „Jungfrauen“ damals mit dem Bräutigam zusammentrafen?

      41 Im Herbst des Jahres 36 u. Z. erhielten die Heiden oder unbeschnittenen Nichtjuden Gelegenheit, sich zum Christentum zu bekehren, zu der „Form der Anbetung“, die vom Standpunkt Gottes aus „rein und unbefleckt ist“. Die Heiden, die gläubig wurden, empfingen den heiligen Geist Gottes und die Gaben dieses Geistes wie die jüdischen Gläubigen zu Pfingsten des Jahres 33 u. Z. (Apostelgeschichte 10:1 bis 11:18; 15:7-19) So wurden auch sie Glieder der als „keusche Jungfrau“ bezeichneten Klasse, die Christus „zur Ehe versprochen“ ist. (2. Korinther 11:2) Von da an waren auch sie an der Verwirklichung des Gleichnisses von den „zehn Jungfrauen“ beteiligt und nahmen, wie es im Gleichnis heißt, ‘ihre Lampen und zogen aus, dem Bräutigam entgegen’. Im Jahre 70 u. Z. zerstörte das römische Heer die Stadt Jerusalem und ihren prachtvollen Tempel, aber obwohl diese entsetzliche Zerstörung den Vollzug des Urteils, das Gott über die ungläubigen, christusfeindlichen Juden gefällt hatte, darstellte, traf die als „keusche Jungfrau“ bezeichnete Klasse nicht mit dem himmlischen Bräutigam zusammen, dem sie entgegengezogen war, um ihn willkommen zu heißen. — Lukas 21:20-24; Matthäus 24:15-22; Markus 13:14-20.

      42, 43. (a) Was wurde gegen Ende des ersten Jahrhunderts durch die Offenbarung enthüllt, wodurch die als „keusche Jungfrau“ bezeichnete Klasse ermuntert und in ihrer Hoffnung gestärkt worden sein muß? Doch mit welchen Worten schloß jene Offenbarung? (b) Wessen Anwesenheit erwähnte Johannes bereits in seinem ersten Brief, den er danach schrieb?

      42 Etliche Jahre waren ins Land gegangen, als der Apostel Johannes — gegen Ende des ersten Jahrhunderts oder um das Jahr 96 u. Z. — die außergewöhnliche Offenbarung erhielt, in der einiges über den himmlischen Bräutigam, Jesus Christus, und seine „Braut“, dargestellt durch das Neue Jerusalem, enthüllt wurde. (Offenbarung 21:1 bis 22:17) Das muß für die als „keusche Jungfrau“ bezeichnete Klasse, die immer noch hoffte, dem zurückkehrenden Bräutigam zu begegnen, unsäglich ermunternd gewesen sein. Doch der himmlische Bräutigam schloß jene Offenbarung mit den Worten: „Es spricht der, der von diesen Dingen Zeugnis ablegt: ,Ja, ich komme eilends.‘ “ Darauf antwortete der betagte Apostel Johannes: „Amen! Komm, Herr Jesus“, und abschließend fügte Johannes hinzu: „Die unverdiente Güte des Herrn Jesus Christus sei mit den Heiligen.“ (Offenbarung 22:20, 21) Wahrscheinlich zwei Jahre danach, um das Jahr 98 u. Z., schrieb der Apostel Johannes den ersten seiner drei Briefe, und darin führte er aus:

      43 „Kinder, es ist die letzte Stunde, und so, wie ihr gehört habt, daß der Antichrist kommt, so sind nun auch viele zu Antichristen geworden; aus dieser Tatsache erkennen wir, daß es die letzte Stunde ist.“ „Wir wissen, daß jeder, der aus Gott geboren worden ist, nicht Sünde treibt, sondern der aus Gott Geborene wacht über ihm, und der Böse bemächtigt sich seiner nicht. Wir wissen, daß wir von Gott stammen, aber die ganze Welt liegt in der Macht dessen, der böse ist.“ — 1. Johannes 2:18; 5:18, 19.

      44. (a) Wem öffnete sich danach durch den Tod des Johannes die Tür? (b) Wie stark müssen die Lampen der durch die „zehn Jungfrauen“ dargestellten Klasse damals noch gebrannt haben, und hatte sie noch die Hoffnung, mit dem Bräutigam zusammenzutreffen?

      44 Kurz nachdem der betagte Apostel seine drei Briefe und die Lebensgeschichte Jesu, bekannt als Johannesevangelium, geschrieben hatte, muß er, zweifellos der letzte der „zwölf Apostel des Lammes“, gestorben sein. Der Tod des Johannes muß daher bewirkt haben, daß sich die Tür allmählich öffnete und der Antichrist, vor dem Johannes gewarnt hatte, hereinkam, nicht Christus, der Bräutigam. (2. Thessalonicher 2:7, 8) Zu jener Zeit war das „Licht der Welt“ beinahe erloschen. Die symbolischen „Lampen“ der durch die „zehn Jungfrauen“ dargestellten Klasse brannten nur noch ganz schwach. Die Zahl der treuen „Jungfrauen“ muß ganz gering gewesen sein. Die Personen, die vorgaben, Christen zu sein, müssen kein Verlangen mehr nach der Rückkehr des Herrn Jesus gehabt haben, sondern ihre Aufmerksamkeit anderen Interessen, weltlichen, materiellen Interessen, zugewandt haben. Eine lange Zeit war vergangen, und er war noch nicht zurückgekehrt.

      45. Wie erfüllten sich besonders zur Zeit Konstantins die Worte: „Während der Bräutigam noch ausblieb, nickten sie alle ein und begannen zu schlafen.“?

      45 Das war in dem Gleichnis von den zehn Jungfrauen wie folgt vorausgesagt worden: „Während der Bräutigam noch ausblieb, nickten sie alle ein und begannen zu schlafen.“ (Matthäus 25:5) So wurden die Glieder der religiösen Gruppe, die vorgab, die Christenversammlung zu sein, es müde, auf das Kommen des Bräutigams zu warten. Ja, nachdem Konstantin der Große sich „bekehrt“ und das damalige sogenannte Christentum zur Staatsreligion des Römischen Reiches erhoben hatte, sah man keine Notwendigkeit mehr für die Rückkehr Christi. Jetzt, da das Christentum Staatsreligion war, verbanden sich viele Bischöfe der Kirche mit dem römischen Staat und begannen geistliche Gewalt auszuüben. Die wahren Apostel Jesu Christi schliefen zu jener Zeit im Tode; doch diese angeblich christlichen Bischöfe begannen nun, sowohl in bezug auf ihre Christenpflichten zu schlafen als auch in bezug auf die Notwendigkeit, dafür zu sorgen, daß die Christenversammlung rein blieb, frei von den Philosophien und Überlieferungen der Menschen, ja daß sie sich von der Welt absolut rein und fleckenlos erhielt und eine Anbetung pflegte, die vom Standpunkt Gottes aus rein und unbefleckt war.

      46. (a) Inwiefern entspricht der Schlaf der Klasse, die durch die „zehn Jungfrauen“ dargestellt wurde, dem, was Jesus in dem Gleichnis vom Weizen und Unkraut vorhersagte? (b) Wie lange sollte dieser geistige Schlaf andauern, und zu welcher Zeit sollten die durch die letzten Einzelheiten dieses Gleichnisses veranschaulichten Ereignisse eintreten?

      46 Diese Situation auf religiösem Gebiet scheint der Situation zu entsprechen, die Jesus in dem Gleichnis vom Unkraut und Weizen wie folgt schilderte: „Das Königreich der Himmel ist einem Menschen gleich geworden, der vortrefflichen Samen auf sein Feld säte. Während die Menschen schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut hinzu, mitten unter den Weizen, und ging davon.“ (Matthäus 13:24, 25) Erst nach einer langen Wachstumszeit sollte geerntet werden und die Zeit kommen, da der im Gleichnis erwähnte „Mensch“ zur Ernte kommen und befehlen würde, das Unkraut zusammenzulesen und den guten „Weizen“ in sein Vorratshaus einzusammeln. Es ist interessant, daß Jesus, als er dieses Gleichnis erklärte, den gleichen Ausdruck gebrauchte wie seine Apostel, als sie ihm die Frage stellten, die in Matthäus 24:3 zu lesen ist. Jesus sagte: „Die Ernte ist ein Abschluß eines Systems der Dinge.“ (Matthäus 13:39) Bis zum Abschluß des weltweiten Systems der Dinge sollte noch viel Zeit vergehen, und der in dem Gleichnis von den „zehn Jungfrauen“ vorausgesagte Schlaf erwies sich als ein sehr langer Schlaf. Die durch die letzten Einzelheiten des Gleichnisses von den Jungfrauen veranschaulichten Ereignisse sollten, wenn sie eintreten würden, zu dem „Zeichen“ dafür gehören, daß wir in der Zeit des „Abschlusses des Systems der Dinge“ leben.

      [Fußnoten]

      a The Sacred Writings of the Apostles and Evangelists of Jesus Christ Commonly called the New Testament von Campbell, Macknight und Doddridge, 1828 u. Z.

      b L. Reinhardt gibt dieses Wort in seinem Neuen Testament siebzehnmal mit „Parusie“ wieder, dreimal mit „Ankunft“, einmal mit „Gegenwart“, einmal mit „komme“, einmal mit „Anwesenheit“ und einmal mit „Auftreten“.

  • „Der Bräutigam ist da!“
    Gottes tausendjähriges Königreich hat sich genaht
    • 11. Kapitel

      „Der Bräutigam ist da!“

      1. Wer von den „zehn Jungfrauen“ muß während ihres unbestimmt lange dauernden Schlafes aufgewacht sein, und besonders nach welchem religiösen Erwachen?

      WÄHREND des in Jesu Gleichnis vorhergesagten Schlafes von unbestimmter Dauer muß ein Teil der sinnbildlichen „Jungfrauen“, besonders der „verständigen“, die in ihren Behältern Öl zum Nachfüllen mitgenommen hatten, aufgewacht sein. Das trifft besonders auf die Zeit nach dem religiösen Erwachen zu Anfang des sechzehnten Jahrhunderts u. Z. zu, als man sich in Europa eifrig bemühte, zu der unter Inspiration entstandenen Heiligen Schrift zurückzukehren, sie als das einzige Buch göttlicher Wahrheit anzuerkennen, als zuverlässige, von Gott inspirierte Richtschnur für die Nachfolger Christi, des Bräutigams. Christi Versprechen wiederzukommen machte auf ehrliche Leser und Erforscher der Bibel einen tiefen Eindruck. Sie erkannten, daß dieses zweite Kommen vor seiner Tausendjahrherrschaft fällig wäre, ehe also das verheißene Millennium beginnen würde, die Zeit, in der Satan gebunden wäre und im „Abgrund“ gefangengehalten würde.

      2. Welche Rolle spielte der lutherische Theologe J. A. Bengel in Verbindung mit diesem religiösen Erwachen?

      2 In der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts wirkte zum Beispiel ein lutherischer Theologe namens Johann Albrecht Bengel, geboren 1687 in Winnenden (Württemberg, Deutschland), gestorben 1752. Er schrieb eine Anzahl Bücher über die Heilige Schrift. In der Encyclopædia Britannica (elfte Ausgabe) wird über seine Werke gesagt:

      Die bedeutenderen sind: Ordo temporum [Ordnung der Zeiten], eine Abhandlung über die Chronologie der Bibel, in der er Berechnungen über das Ende der Welt anstellte, und Erklärte Offenbarung Johannis, ein Werk, das in Deutschland sehr populär war und das in mehrere Sprachen übersetzt wurde (Band 3, S. 737).

      In der Enzyklopädie von M’Clintock und Strong wird über Bengel ausgeführt:

      Seine chronologischen Werke, in denen er versuchte, die „Zahl des Tieres“ zu bestimmen, den Beginn des „Tausendjährigen Reiches“ (er war überzeugt, daß das Tausendjährige Reich im Jahre 1836 beginnen würde) usw., haben seinem Ruf, wohlbegründete Auffassungen zu vertreten, eher geschadet (Band 1, S. 749, 750).

      3. (a) Warum erwiesen sich die Schriften Bengels nicht als der Ruf, der wegen des Bräutigams mitten in der Nacht ertönen sollte? (b) Wie kam es durch William Miller aus Pittsfield (Massachusetts) erneut zu einem Erwachen?

      3 Die Schriften, die Bengel in der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts veröffentlichte, erwiesen sich jedoch nicht als der laute Ruf mitten in der Nacht: „Siehe, der Bräutigam! gehet aus, ihm entgegen!“ „Der Bräutigam ist da! Geht hinaus, ihm entgegen!“ (Matthäus 25:6, EB; NW) Die Personen, die Bengels Schriften eifrig lasen und dann entsprechend handelten, begegneten im Jahre 1886 dem himmlischen Bräutigam nicht, in dem Jahr, in dem sie erwarteten, daß er sichtbar, leiblich, wiederkäme. Im Laufe der Zeit wurden die Christen, die sich zu der als „keusche Jungfrau“ bezeichneten Klasse zählten, erneut aufgeweckt, und zwar besonders durch einen Mann, der im Jahre 1781 in Pittsfield (Massachusetts, USA) geboren wurde. Dieser Mann war William Miller, der Begründer der Milleriten oder Adventisten. Wir lesen im sechsten Band der Enzyklopädie von M’Clintock und Strong auf Seite 271:

      Um das Jahr 1833, als er in Low Hampton (New York) wohnte, begann er die neue Lehre zu verkündigen, nach der im Jahre 1843 die Welt untergehen würde. Er stützte sich hauptsächlich auf den Ablauf der in Daniel 8:14 erwähnten 2 300 Tage, die er als Jahre ansah. Die in Daniel 9:24 erwähnten 70 Wochen waren in seinen Augen der Schlüssel für die Berechnung der 2 300 Tage, von denen im vorangehenden Kapitel gesprochen wird; er errechnete das Jahr 457 v. Chr. als das Jahr, in dem Artaxerxes, König von Persien, Esra, der in Gefangenschaft gewesen war, nach Jerusalem (Esra 7) sandte, um das jüdische Gemeinwesen zu ordnen, und nahm — wie die meisten Kommentatoren — an, daß die siebzig Wochen mit der Kreuzigung Christi im Jahre 33 n. Chr. endeten; so stellte er fest, daß die 1 810 Tage, die von den 2 300 Tagen übrigblieben, im Jahre 1843 enden würden. Zehn Jahre lang hielt er an dieser Erklärung fest, und er gewann viele Anhänger — es sollen fünfzigtausend gewesen sein —, die blindgläubig den festgesetzten Tag erwarteten. Doch da die Adventisten, wie sie manchmal auch genannt werden, in ihrer Erwartung enttäuscht wurden, wandten sie sich von Miller, ihrem Apostel, ab. Er starb am 20. Dezember 1849 in Low Hampton (Washington County, N. Y., USA).

      4. (a) Wieso erwies sich die Miller-Bewegung nicht als der mitternächtliche Ruf? (b) Was entdeckte dreißig Jahre später eine unabhängige Gruppe von Erforschern der Bibel in bezug auf das zweite Kommen Christi?

      4 Das Aufkommen der Bewegung der Milleriten erwies sich jedoch offensichtlich nicht als der mitternächtliche Ruf: „Der Bräutigam ist da!“ Der himmlische Bräutigam kam im Jahre 1843 nicht in sichtbarer, leiblicher Gestalt, um diese Adventisten in das himmlische Haus, nach dem sie sich sehnten, zu entrücken. Doch das Studium der Bibel wurde fortgesetzt. Dreißig Jahre später gab es in Pittsburgh (Allegheny, Pennsylvanien, USA) eine kleine Gruppe — sie hatte weder mit den Adventisten noch mit irgendeiner anderen Religionsgemeinschaft der Christenheit etwas zu tun —, die die Heilige Schrift erforschte. Die Glieder dieser Gruppe forschten unabhängig von den übrigen Religionsgemeinschaften, um die Bibel ganz unbeeinflußt von ihnen lesen zu können. Zu diesen Personen gehörte der etwas über zwanzig Jahre alte Charles Taze Russell. Sie waren natürlich am zweiten Kommen des himmlischen Bräutigams, Jesus Christus, brennend interessiert. Durch ihr Studium der Bibel entdeckten sie jedoch, daß Christus nicht in sichtbarer Gestalt, nicht verkörpert als Mensch, sondern unsichtbar, im Geist, wiederkommen würde, da er nicht mehr ein Mensch aus Fleisch und Blut war. Die Menschen könnten seine Ankunft somit nicht sehen, und mit dieser Ankunft würde seine unsichtbare Gegenwart oder Parusie beginnen. Doch würde sie durch Beweise offenkundig werden.

      „SIEBEN ZEITEN“ — „DIE ZEITEN DER NATIONEN“

      5. Mit welcher von Jesus erwähnten Zeitperiode befaßten sie sich bei ihrem Studium, und was ließ Russell im Jahre 1876 über das Ende dieser Periode veröffentlichen?

      5 Diese Erforscher der Bibel befaßten sich bei ihrem Studium auch mit den „Zeiten der Nationen“, von denen Jesus gemäß Lukas 21:24 sprach, und brachten diese Zeiten der Nationen mit den „sieben Zeiten“ in Verbindung, die im vierten Kapitel des Buches Daniel viermal erwähnt werden, und zwar in den Versen 16, 23, 25, 32. Wann würden gemäß den Ermittlungen dieser Bibelforscher die „sieben Zeiten“, in denen die Nationen die Erde beherrschen würden, vom Standpunkt Gottes aus rechtlich enden? Damals erschien in Brooklyn (New York) die Monatsschrift Bible Examiner, redigiert von George Storrs. Im Jahre 1876 schrieb der vierundzwanzigjährige Russell für diese Zeitschrift einen Aufsatz über diese Frage. Dieser Beitrag wurde in der Oktober-Ausgabe des Jahres 1876 veröffentlicht, der 1. Nummer des Bandes XXI. Auf den Seiten 27 und 28 jener Ausgabe wurde Russells Beitrag unter dem Titel „Wann werden die Zeiten der Nationen enden?“ veröffentlicht. In dem Aufsatz (Seite 27) schrieb Russell: „Die sieben Zeiten werden im Jahre 1914 n. Chr. enden.“

      6. (a) An der Veröffentlichung welchen Buches, das 1877 erschien, war Russell beteiligt, und was wurde darin über das Ende der Zeiten der Nationen gesagt? (b) Wann waren nach der Chronologie, auf die man sich damals stützte, 6 000 Jahre seit der Erschaffung des ersten Menschen verflossen? Wann aber sollte nach den damaligen Berechnungen das siebente Jahrtausend begonnen haben?

      6 Im folgenden Jahr (1877) brachte Russell zusammen mit Nelson H. Barbour von Rochester (New York) das Buch heraus Three Worlds, and the Harvest of This World (Drei Welten und die Ernte dieser Welt). In diesem Buch wurde dargelegt, daß dem Jahre 1914 u. Z., dem Jahr, in dem die Zeiten der Nationen ablaufen würden, eine Zeit von vierzig Jahren vorausgehen würde, die im Jahre 1874 u. Z. mit einer dreieinhalbjährigen Erntezeit begonnen hätte. Man glaubte, der Herr Jesus Christus, dessen Gegenwart oder Parusie im Jahre 1874 begonnen hätte, würde die Erntearbeit unsichtbar leiten, und kurz nach dem Eintritt seiner Parusie hätte das große Jubeljahr für die ganze Menschheit begonnen, das Gegenbild des „Jubeljahres“, das die Juden unter dem mosaischen Gesetz halten mußten. (3. Mose, Kapitel 25) Gemäß der biblischen Chronologie, auf die man sich danach stützte, waren im Jahre 1872 seit der Erschaffung des ersten Menschen 6 000 Jahre verflossen, aber man glaubte nicht, daß der Herr Jesus nach Ablauf dieser 6 000 Jahre Menschheitsgeschichte gekommen sei, sondern im Oktober 1874, als das gegenbildliche Jubeljahr begonnen habe. Man errechnete, daß im Jahre 1874 die 6 000 Jahre geendet hätten, in denen die Sünde über die Menschheit herrschte. Man glaubte, von da an würden die Menschen im siebenten Jahrtausend leben. — Offenbarung 20:4.

      7. (a) Warum nannte Russell seine religiöse Zeitschrift, die erstmals im Jahre 1879 erschien, auch „Verkünder der Gegenwart Christi“? (b) Was sollte nach dem Ablauf der Zeit dieser Gegenwart, der mit dem Ende der Zeiten der Nationen im Jahre 1914 zusammenfallen sollte, geschehen?

      7 Aufgrund dieses Verständnisses begann die als „keusche Jungfrau“ bezeichnete Klasse im Jahre 1874, dem himmlischen Bräutigam entgegenzugehen, da sie glaubte, er sei in jenem Jahr gekommen und von da an unsichtbar gegenwärtig. Die Glieder dieser Klasse meinten, sie würden bereits in der Zeit der unsichtbaren Gegenwart des Bräutigams leben. Deshalb nannte Charles T. Russell seine religiöse Zeitschrift, die im Juli 1879 erstmals erschien, Zion’s Watch Tower and Herald of Christ’s Presence (Zions Wacht-Turm und Verkünder der Gegenwart Christi). Er kannte bereits die von Benjamin Wilson herausgegebene Bibelübersetzung The Emphatic Diaglott, in der in Matthäus 24:3 und in anderen Texten das griechische Wort parousía nicht mit „Kommen“, sondern mit „Gegenwart“ wiedergegeben wird. Die neue Zeitschrift verkündete, Christus sei seit 1874 unsichtbar gegenwärtig. Diese Gegenwart sollte bis 1914, dem Jahr, in dem die Zeiten der Nationen abgelaufen wären, andauern. Dann würden die Nationen vernichtet, und der Überrest der als „keusche Jungfrau“ bezeichneten Klasse würde sterben und durch eine Auferstehung zu einem Leben im Geiste mit dem Bräutigam im Himmel verherrlicht werden. Auf diese Weise würde die Klasse, die durch die fünf klugen Jungfrauen dargestellt wird, durch die Tür eingehen und an der Hochzeit teilnehmen.

      8. (a) Welchem Tag sah der Überrest der als „keusche Jungfrau“ bezeichneten Klasse sehnsüchtig entgegen, und warum? (b) Was erklärte Russell am Morgen jenes Tages den Mitarbeitern des Hauptbüros in Brooklyn (New York)?

      8 Als die Jahre verflossen und die Zeit näher rückte, sah die als „keusche Jungfrau“ bezeichnete Klasse dem entscheidenden Tag, dem 1. Oktober 1914, mit wachsendem Interesse entgegen. Es war eine Gruppe von Christen, die sich von dieser unreinen Welt abgesondert und sich durch Christus Gott voll und ganz „geweiht“ hatte, ihre „Weihung“ hatte sie durch die Wassertaufe symbolisiert. Sie war bestrebt, in der Zeit kurz vor der Begegnung mit ihrem Bräutigam im Himmel ihr Licht leuchten zu lassen. Schließlich kam der 1. Oktober 1914, und am Morgen jenes Tages erklärte Charles T. Russell, Präsident der Watch Tower Bible and Tract Society, den Mitarbeitern des Hauptbüros in Brooklyn (New York): „Die Zeiten der Nationen sind abgelaufen; die Tage ihrer Könige sind gezählt.“

      9. Wann starb Russell aber, und zu welchem Schluß kam man deshalb?

      9 Doch die Erwartung, daß der Überrest der Kirche nach Ablauf der Zeiten der Nationen in die himmlische Herrlichkeit eingehen würde, erfüllte sich nicht. Russell starb erst am 31. Oktober 1916, und jemand anders wurde Präsident der Gesellschaft. Bei den Berechnungen mußte ein Fehler unterlaufen sein.

      10. (a) Was begann mit dem 1. Oktober 1914 für den Überrest der als „keusche Jungfrau“ bezeichneten Klasse auf der Erde? (b) Wann erreichte die Verfolgung einen Höhepunkt, und welcher Brief zeigt, wie sehr sich diese Klasse danach sehnte, mit dem himmlischen Bräutigam vereint zu werden?

      10 Mit dem 1. Oktober 1914, dem Tag, an dem nach den Erwartungen die christliche Kirche im Himmel hätte verherrlicht werden sollen, begannen indessen für alle, die den Wunsch hatten, mit dem himmlischen Bräutigam vereint zu werden, große Schwierigkeiten. Nachdem der entsetzliche Erste Weltkrieg schon einige Jahre gedauert hatte, erreichte die Verfolgung der als „keusche Jungfrau“ bezeichneten Klasse einen Höhepunkt. Das war im Sommer 1918, als Joseph F. Rutherford, der neue Präsident der Watch Tower Society, und W. E. Van Amburgh, der Sekretär-Kassierer dieser Gesellschaft, sowie sechs weitere Christen, Mitarbeiter des Hauptbüros in Brooklyn (New York), zu Unrecht von einem Bundesgericht zu einer Freiheitsstrafe verurteilt wurden, die sie in der Bundesstrafanstalt in Atlanta (Georgia) verbüßen sollten. Präsident Rutherford schrieb aus seiner Gefängniszelle einen Brief an seine Mitchristen, die verfolgt wurden, ohne hinter Gittern und verschlossenen Türen zu sein. Ein Auszug aus diesem Brief wurde auf der vierten Seite des Programms für die viertägige Hauptversammlung der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung abgedruckt, die vom 30. August bis zum 2. September 1918 in Milwaukee (Wisconsin) durchgeführt wurde.a Dieser Brief verriet deutlich, wie sehr sich die als „keusche Jungfrau“ bezeichnete Klasse danach sehnte, bald mit dem Bräutigam im Himmel vereint zu werden; das geht besonders aus folgenden Zeilen, die wir daraus zitieren, hervor:

      AN DAS ISRAEL GOTTES

      Geliebte in Christo!

      Das Gefängnisleben ist sehr befremdlich, und dennoch wird jede Erfahrung mit Freuden aufgenommen, weil wir doch alles vom himmlischen Standpunkt aus betrachten. In der Tat können wir singen:

      „Schwind, schwind, all ird’scher Tand,

      Jesus ist mein.“

      Fürwahr, irdische Freuden haben wir nicht mehr; aber wir blicken in froher Erwartung auf die Heimfahrt. ... Wir werden oft in zwiefacher Weise bedrängt — ob wir es vorziehen sollten abzuscheiden oder nochmals für eine kurze Zeit zu Euch zu kommen, ehe wir heimgehen. Sein Wille geschehe! Ich fühle ganz bestimmt, daß alle diese Erfahrungen die Kirche reif machen für die letzte, endgültige Sammlung. Eure Briefe sowie die lieben Briefe von allen Lieben hier und dort zeigen uns in lieblicher Weise, wie alle Ausschau halten nach dem Feuer, welches das Opfer endgültig verzehren soll. ...

      ... Tut alles, was Ihr könnt, die lieben Schafe des Herrn zu ermutigen. Tröstet Euch gegenseitig mit den lieblichen Verheißungen einer glorreichen und baldigen Heimfahrt. Niemals habe ich Euch so sehr geliebt wie gerade jetzt. Wie lieblich aber wird es sein, wenn wir alle um des Vaters Thron versammelt sind und jauchzen werden für alle Zeiten mit unaussprechlicher Freude! ...

      Unserm lieben himmlischen Vater danke ich sehr, daß Er so gütig war, mich mit 7 Brüdern hierherzusenden, so daß wir diese Vorrechte gemeinsam genießen. ...

      Seid gewiß, daß wir Euch innig lieben. Die Gnade unseres Herrn, Jesu Christi, sei mit Euch allen!

      Durch seine Gnade Euer Bruder und Diener

      J. F. RUTHERFORD

      11. (a) Was erkannte der Überrest der als „keusche Jungfrau“ bezeichneten Klasse während jener Verfolgung in bezug auf das Jahr 1874 nicht? (b) Wie lange waren die Vertreter der Gesellschaft in der Strafanstalt, und was führte zu ihrer Entlassung?

      11 In dieser trostlosen Zeit während des Ersten Weltkrieges erkannte der leidgeprüfte Überrest der als „keusche Jungfrau“ bezeichneten Klasse nicht, daß der Bräutigam in dem damals bereits über vierzig Jahre zurückliegenden Jahr 1874 nicht zurückgekehrt und die Zeit für die Ankündigung: „Der Bräutigam ist da! Geht hinaus, ihm entgegen!“ noch nicht gekommen war. Die Zeit für den mitternächtlichen Ruf lag noch in der Zukunft, aber sie war nahe herbeigekommen. Präsident Rutherford, der am 21. Juni 1918 von dem Gericht zu zwanzig Jahren Zuchthaus verurteilt worden war, mußte nur neun Monate seiner Strafe verbüßen. Am 25. März 1919 wurden er und seine sieben Gefährten aus der Strafanstalt in Atlanta entlassen und nach Brooklyn (New York) gebracht. Am 26. März wurden sie gegen Bürgschaft freigelassen, und die Wiederaufnahme des Verfahrens wurde erwirkt. Nun waren sie wieder frei und konnten mit allen übrigen Gliedern des Überrestes der als „keusche Jungfrau“ bezeichneten Klasse das Nachkriegswerk in Gang bringen. Dieser Überrest war nicht, fern von der immer finsterer werdenden bösen Welt, um den Thron seines himmlischen Vaters versammelt worden, sondern für ihn begann eine neue Zeit des christlichen Dienstes auf der Erde.

      12. Was, das durch Jesu Gleichnis von den „zehn Jungfrauen“ vorhergesagt wurde, erlebte der Überrest damals?

      12 In diesem kritischen Augenblick erlebte er, was der himmlische Bräutigam in seinem Gleichnis von den „zehn Jungfrauen“ mit folgenden Worten vorausgesagt hatte: „Um Mitternacht aber entstand ein Geschrei: ,Der Bräutigam ist da! Geht hinaus, ihm entgegen!‘ Da erhoben sich alle jene Jungfrauen und brachten ihre Lampen in Ordnung.“ — Matthäus 25:6, 7.

      13, 14. (a) Wer kündigte in dem Gleichnis an, daß der Bräutigam da sei, und wie geschah dies in der Wirklichkeit? (b) Welche Entwicklung nach dem Jahre 1914 bewies, daß der himmlische Bräutigam wirklich gegenwärtig war?

      13 In dem Gleichnis kündigten nicht die „zehn Jungfrauen“ an, daß der Bräutigam da sei. Das taten offensichtlich die Begleiter des Bräutigams. Die Jungfrauen hörten nur das Geschrei. So wurden auch im Jahre 1919 u. Z. alle, die behaupteten, zu denen zu gehören, die wie die Jungfrauen darauf warteten, daß der Bräutigam käme und sie zum geistigen Hochzeitsfest im Hause seines Vaters führe, plötzlich mit der Tatsache konfrontiert, daß der himmlische Bräutigam unsichtbar gegenwärtig sei.

      14 Daher war das Jahr 1919 für alle, die bekannten, zu den „Jungfrauen“ zu gehören, für die törichten und die verständigen Jungfrauen, ein Jahr des Erwachens. Der Erste Weltkrieg war vorbei, und es wurde intensiv für den Völkerbund als eine internationale Sicherheitsorganisation zur Erhaltung des Weltfriedens geworben. Vom Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Jahre 1914 an gingen genügend Einzelheiten der Prophezeiung Jesu über seine Parusie und den Abschluß des Systems der Dinge in Erfüllung und bildeten so ein kombiniertes „Zeichen“ dafür, daß Jesus Christus 1914, als die Zeiten der Nationen abgelaufen waren, wirklich in sein himmlisches Königreich gekommen war. Somit war das verheißene messianische Königreich Gottes im Himmel errichtet worden. Sowohl die Entwicklung in der Welt als auch auf kirchlichem Gebiet bewies eindeutig, daß Christus gegenwärtig war.

      SIE BRACHTEN IHRE „LAMPEN“ IN ORDNUNG

      15. (a) Welcher Teil des Namens der Zeitschrift Der Wacht-Turm traf nun zu? (b) Welche Bekanntmachung, die in der Wacht-Turm-Ausgabe vom Juli/August 1919 erschien, wirkte auf die Leser dieser Zeitschrift belebend?

      15 Jetzt traf der zweite Teil des Namens der Zeitschrift Der Wacht-Turm, nämlich „Verkünder der Gegenwart Christi“, zu. Die acht Christen und Bibelforscher, die im März aus der Bundesstrafanstalt entlassen worden waren, hatten nun das Vorrecht, am Sonntag abend, den 13. April 1919 der alljährlichen Feier des Abendmahls des Herrn beizuwohnen, und nach einem in der englischen Ausgabe des Wacht-Turms vom 15. Mai (Seite 151) erschienenen, allerdings unvollständigen Bericht über die gesamte Besucherzahl kamen damals 17 961 Personen zu dieser Feier zusammen. Im Wacht-Turm vom Juli/August 1919 (Seite 117, 118) wurde bekanntgegeben, daß alle acht zu Unrecht angeklagten Personen gegen eine Bürgschaft von je 10 000 Dollar freigelassen und im Bethelheim in Brooklyn von Hunderten von Mitchristen mit großer Freude willkommen geheißen worden seien. Diese Bekanntmachung, die weltweit veröffentlicht wurde, wirkte belebend auf die Leser der Zeitschrift Der Wacht-Turm und Verkünder der Gegenwart Christi.

      16. (a) Wofür war gemäß Jesaja 60:2 damals die Zeit gekommen? (b) Wodurch wurde den „geweihten“ Bibelforschern neuer Mut eingeflößt, und welche internationale Hauptversammlung wurde abgehalten?

      16 Jetzt war die Zeit des geistigen Schlummers und Schlafes vorbei. Es galt jetzt, zu handeln, da sich die Worte aus Jesaja 60:2 erfüllten: „Finsternis, sie wird die Erde bedecken und dichtes Dunkel die Völkerschaften, aber über dir wird Jehova aufleuchten, und seine eigene Herrlichkeit wird über dir zu sehen sein.“ Die Weltlage verlangte, daß alle „geweihten“ Bibelforscher mutig handelten. Unverzüglich wurde den Christen, die nach dem Bräutigam Ausschau gehalten hatten, neuer Mut eingeflößt; im Wacht-Turm vom 1. und 15. August 1919 (englisch; deutsch: Oktober/November 1919) wurden zwei Artikel über das Thema „Glückselig sind die Furchtlosen“ veröffentlicht, außerdem wurde darin bekanntgegeben, daß vom 1. bis 8. September in Cedar Point, am Eriesee, eine internationale Hauptversammlung veranstaltet würde. Gottes „geweihtes“ Volk überwand seine geistige Schläfrigkeit und wurde munter; demzufolge fanden sich Tausende zum Kongreß ein; es waren täglich ungefähr 6 000 Personen, insbesondere aus Kanada und den Vereinigten Staaten, anwesend. Jener aufrüttelnde Kongreß gab den „Geweihten“ Gelegenheit, ihren Entschluß zu erneuern, Gott in Zukunft aufmerksam und emsig zu dienen.

      17, 18. (a) Welche Publikation wurde am „Mitarbeiter-Tag“ dieser Hauptversammlung angekündigt, und was erwartete man davon? (b) Inwiefern wirkten die Anweisungen dafür, wie bei diesem Werk vorgegangen werden sollte, anspornend, und war das, was an diesem Kongreßtag geschah, nur eine flüchtige Erscheinung, die ohne Bedeutung gewesen wäre?

      17 Große Begeisterung löste Präsident J. F. Rutherford aus, als er am Freitag, dem 5. September, dem „Mitarbeiter-Tag“, bekanntgab, daß beabsichtigt werde, vom 1. Oktober 1919 an eine neue Zeitschrift, The Golden Age (Das Goldene Zeitalter; in Deutsch vom 1. Oktober 1922 an), herauszugeben. Diese Zeitschrift sollte eine Begleitzeitschrift des Wacht-Turms sein und ebenfalls der Verkündigung der guten Botschaft von Gottes messianischem Königreich dienen. Gottes „geweihtes“ Volk wurde ermuntert, Abonnements auf diese Zeitschrift aufzunehmen, und man erwartete, daß sie bald eine Auflage von 4 000 000 Exemplaren haben würde. Später erschien im Wacht-Turm vom Januar 1920 (Seite 7—10) ein Artikel über das Thema „Die Verkündigung des Königreiches“; darin wurden weitere Anweisungen dafür gegeben, wie in diesem weltweiten Verkündigungswerk vorgegangen werden sollte.

      18 Der drittletzte Absatz in diesem Artikel war für alle Leser sehr anspornend: „Die Tür der Gelegenheit öffnet sich vor dir, tritt schnell ein. Bedenke, wenn du in dieses Werk eintrittst, daß du nicht als ein Agent für eine Zeitschrift tätig bist, sondern daß du als ein Gesandter des Königs der Könige und Herrn der Herren dem Volke in dieser vornehmen Weise das Herannahen des Goldenen Zeitalters, des herrlichen Königreiches unseres Herrn und Meisters, verkündigst, für welches wahre Christen die vielen Jahrhunderte hindurch gebetet und darauf gehofft haben.“ Die Einladung, sich an diesem neuen Zweig des Königreichswerkes zu beteiligen, fand sofort ein lebhaftes Echo; und heute, mehr als dreiundfünfzig Jahre später, hat diese Zeitschrift, die jetzt unter dem Namen Erwachet! veröffentlicht wird, eine Auflage von 7 500 000 Exemplaren. Die Anwesenheit von 6 000 „geweihten“ Christen in Cedar Point (Ohio) und die Freude, die sie bekundeten, als am Freitag, dem 5. September 1919, die Zeitschrift The Golden Age angekündigt wurde, waren keineswegs nur eine flüchtige Erscheinung, die für die Geschichte der als „keusche Jungfrau“ bezeichneten Klasse in der Zeit der wirklichen Parusie Christi ohne Bedeutung gewesen wäre. Diese Jungfrauen-Klasse ist seither nicht mehr eingeschlafen.

      19. Was mußte getan werden, um die Lampen in Ordnung zu bringen, und warum führte dies unter den Jungfrauen zu einer Meinungsverschiedenheit?

      19 Damals erhoben sich wirklich „alle jene Jungfrauen und brachten ihre Lampen in Ordnung“. (Matthäus 25:7) In dem Gleichnis mußten die Jungfrauen ihre Lampen mit Öl auffüllen, denn sie waren „daran, zu erlöschen“. Aber o weh, die törichten Jungfrauen konnten kein Öl in ihre Lampen einfüllen! Sie hatten keine mit Öl gefüllten Behälter mitgebracht wie die verständigen Jungfrauen. Das führte unter den Jungfrauen zu einer Meinungsverschiedenheit. Warum? In Matthäus 25:8, 9 wird das wie folgt erklärt: „Die törichten sagten zu den verständigen: ,Gebt uns etwas von eurem Öl, denn unsere Lampen sind daran, zu erlöschen.‘ Da antworteten die verständigen und sprachen: ,Vielleicht mag es nicht ganz für uns und euch genügen. Geht statt dessen hin zu denen, die es verkaufen, und kauft für euch selbst.‘ “

      20. Waren die verständigen Jungfrauen selbstsüchtig, weil sie nicht bereit waren, ihr Öl mit den törichten zu teilen, und wozu waren die verständigen entschlossen?

      20 Wir können uns vorstellen, wie schwierig es für diese törichten Jungfrauen war, mitten in der Nacht einen Laden zu suchen, der noch geöffnet war und wo sie Öl kaufen konnten, oder einen Krämer ausfindig zu machen, der ihnen das notwendige Öl verkaufen würde. Waren die verständigen Jungfrauen aber nicht selbstsüchtig, weil sie nicht bereit waren, ihr Öl mit den unverständigen Jungfrauen zu teilen? Nein, denn hätten sie das getan, wäre keine der zehn Jungfrauen bis zur Tür des Hauses des Bräutigams gekommen und dann hätte keine am Hochzeitsfest teilnehmen können. Hätten sie das Öl unter die zehn verteilt, wären ihre Lampen verloschen, ehe sie dort angekommen wären. Die verständigen Jungfrauen zeigten dadurch, daß sie Öl zum Nachfüllen der Lampen mitnahmen, daß sie es als ihre Pflicht ansahen, dorthin zu kommen. Auch zeigte das, daß sie alle entschlossen waren, dorthin zu kommen, und die verständigen Jungfrauen wollten sich jetzt nicht daran hindern lassen, ihre gute Absicht zur Ehre des Bräutigams zu erreichen. Außerdem war es für die törichten Jungfrauen immer noch möglich, sich anderweitig Öl zu beschaffen, ohne daß sie dadurch die verständigen Jungfrauen in die Gefahr brachten, ihr Ziel nicht zu erreichen.

      21. Wie würde die Klasse der „verständigen Jungfrauen“ gegenüber einem Menschen, der die Bibel studieren und Näheres über den Bräutigam erfahren möchte, jedoch nicht handeln?

      21 Wie spielen sich diese in dem Gleichnis geschilderten Vorgänge jetzt, in der Zeit der Parusie oder Gegenwart des himmlischen Bräutigams, ab? Bedeutet es, daß die Glieder der als „verständige“ Jungfrauen bezeichneten Klasse nicht bereit wären, einem aufrichtigen Menschen zu helfen, der etwas von der unsichtbaren Gegenwart des Herrn Jesus Christus gehört hat und wünscht, daß mit ihm die Bibel studiert wird, damit er ebenfalls zur Ehre des Bräutigams beitragen kann? Würden sie dem Betreffenden sagen, er solle sich selbst helfen? Würde es gegen das, was das Gleichnis lehrt, verstoßen, jemandem zu helfen, der den Wunsch hat, mit Gottes Wort und dem heiligen Geist erfüllt zu werden? Nein, ganz und gar nicht.

      22. An welche sinnbildliche Bedeutung des Hochhaltens der brennenden Lampe sollten wir im Zusammenhang mit dem Abgeben von Öl denken, und was versinnbildlicht das Öl?

      22 Warum lehnen es denn die Glieder der als „verständige“ Jungfrauen bezeichneten Klasse ab, ihr „Öl“ mit der als „törichte“ Jungfrauen bezeichneten Klasse zu teilen? Wir dürfen nicht vergessen daß es gleichbedeutend ist, Öl in seinem Behälter und symbolisches „Öl“ in sich selbst zu haben. Die brennende Lampe hochzuhalten ist auch dasselbe wie, sein Licht leuchten zu lassen, dasselbe wie, als ein Licht zu leuchten, damit die Menschen in der finsteren Nacht der heutigen Welt unsere guten Werke sehen und Gott deshalb verherrlichen. (Matthäus 5:14-16; Philipper 2:15) Das symbolische „Öl“ vermittelt die Leuchtkraft, und dieses „Öl“ stellt sowohl Gottes Wort dar, das für einen Anbeter Gottes eine Leuchte und ein Licht ist (Psalm 119:105), als auch Gottes heiligen Geist, der uns das Wort Gottes erhellt und in allen, die ihn besitzen, die guten, gottgefälligen Eigenschaften hervorbringt, die als die „Frucht des Geistes“ bezeichnet werden. (Galater 5:22, 23; Epheser 5:18-20) Sollten die „verständigen“ Jungfrauen somit die Menge dieses „Öls“, dieses Leuchtmaterials, das sie in sich haben, vermindern? Sollten sie schließlich aufhören zu leuchten?

      23. (a) Welchen Wunsch hat die Klasse der „törichten Jungfrauen“ gegenüber der Klasse der „verständigen Jungfrauen“? (b) Aus was für „Christen“ besteht die Klasse der „törichten Jungfrauen“?

      23 Es würde der Klasse der „törichten Jungfrauen“ gefallen, wenn die „verständigen“ so handelten. Die „törichten“ möchten, daß die „verständigen“ mit ihnen einen Kompromiß schließen. Als im Jahre 1919 u. Z. bekanntgegeben wurde, daß der himmlische Bräutigam unsichtbar gegenwärtig sei, war das für alle, die behaupteten, zu den „Jungfrauen“ zu gehören und den Wunsch zu haben, jenem Bräutigam entgegenzugehen und sich mit ihm zu freuen, eine Herausforderung. Alle, die den „törichten“ Jungfrauen gleichen, geben nur vor, Christen zu sein; sie sind größtenteils Namenchristen, die die Forderungen des wahren Christentums nicht erfüllen. Sie mögen eine gewisse Bibelkenntnis haben, eine Kenntnis jedoch, die mit sektiererischem Verständnis gefärbt ist. Sie mögen von der Bibelkenntnis, die sie besitzen, beeinflußt worden sein, aber nicht in dem Maße, daß sie unter der Einwirkung des mächtigen Geistes Gottes die „Frucht des Geistes“ entwickelt hätten. Ihr Wandel stimmt nicht mit dem für einen wahren Christen vorgezeichneten Wandel überein. Sie leuchten lediglich als Namenchristen oder angebliche Christen im religiösen Formenwesen einer der Religionsgemeinschaften der Christenheit, der sie angehören. Sie hoffen, wenn sie sterben, in den Himmel zu kommen.

      24. (a) Ist es der Klasse der „törichten Jungfrauen“ mit ihrer religiösen Einstellung möglich, die nachweisbare Tatsache, daß der Bräutigam gegenwärtig ist, anzuerkennen? (b) Auf welches angeblich christliche Niveau sollten die verständigen nach dem Wunsch der törichten herabsteigen, damit sie zusammenarbeiten könnten?

      24 Zufolge der religiösen Einstellung, die sie entwickelt haben, sind sie beim Ertönen des mitternächtlichen Rufes: „Der Bräutigam ist da! Geht hinaus, ihm entgegen!“ der Herausforderung nicht gewachsen. Sie erkennen die nachweisbare Tatsache, daß der Bräutigam seit dem Jahre 1914 gegenwärtig ist, nicht an, ja sie werden sie nicht einmal gewahr. Sie geben vor, an den Bräutigam zu glauben und zu glauben, daß die Kirche seine Braut ist, aber sie wollen in ihrer eigenen Weise, in der Weise ihrer Religionsgemeinschaft, dem Bräutigam entgegengehen und sich mit ihm freuen. Somit wären gemeinsame Bestrebungen dieser Klasse und der als „verständige“ Jungfrauen bezeichneten Klasse nur aufgrund eines Kompromisses möglich. Alle, die beanspruchen, Christen zu sein und ein himmlisches Erbteil zu haben, müßten sich einer interkonfessionellen Zusammenarbeit befleißigen. Die Klasse der „verständigen Jungfrauen“ müßte von ihrem geistigen „Öl“ abgeben und von dem christlichen Niveau, das sie entwickelt hat, auf das Niveau der unverständigen Religionsanhänger herabsteigen. Die „Verständigen“ müßten also in religiöser Hinsicht töricht werden, um mit den „törichten“, unverständigen, unklugen Namenchristen gemeinsame Sache machen zu können.

      25. (a) Um welche Frage geht es also in bezug auf die Klasse der „verständigen Jungfrauen“? (b) Welchen Worten des Petrus und des Paulus muß sie entsprechen, um schließlich die Forderungen zu erfüllen?

      25 Die Frage, um die es geht, ist klar: Läßt sich die als „verständige“ Jungfrauen bezeichnete Klasse von religiösen Gefühlen, wie sie in der Christenheit gepflegt werden, beeinflussen? Lassen sich die Glieder dieser Klasse dazu verleiten, geistiges „Öl“ abzugeben, was zur Folge hätte, daß sie nicht bis ans Ende als wahre Christen leuchten könnten, daß sie also im Laufe der Zeit als Teilnehmer an dem Festzug der Lichtträger, die den Bräutigam zur Tür des Hochzeitssaales begleiten, ausscheiden müßten? Sie müssen, wie wir in 2. Petrus 1:10 lesen, ihr ‘Äußerstes tun, ihre Berufung und Erwählung festzumachen’. Sie müssen den Apostel Paulus nachahmen, der kurz vor seinem Tode schrieb: „Ich habe den vortrefflichen Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt. Fortan ist mir die Krone der Gerechtigkeit aufbehalten, die mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tage als Lohn geben wird.“ Wenn sie zu der Tür kommen, wo der Bräutigam das Hochzeitsfest feiert, müssen sie allem, was von einem Christen gefordert wird, entsprechen. — 2. Timotheus 4:7, 8.

      26. Wieso war die Klasse der „verständigen Jungfrauen“ während des Ersten Weltkrieges in ihrer Handlungsweise eingeschränkt, und warum trennte sie sich im Jahre 1919 von der Klasse der „törichten Jungfrauen“?

      26 Aus diesem Grund trennte sich die als „verständige“ Jungfrauen bezeichnete Klasse von den Personen, die nur vorgaben, Christen zu sein, so, wie in dem Gleichnis vom Weizen und Unkraut (Lolch) das Unkraut vom Weizen getrennt wurde. Während des Ersten Weltkrieges waren die Glieder dieser Klasse in die Gefangenschaft Babylons der Großen, des Weltreiches der falschen Religion, und ihrer Liebhaber aus den Kreisen des Militärs, der Politik und des Gerichtswesens geraten. Sie waren nicht nur in ihrer Handlungsfreiheit eingeschränkt, weil sie sich vor Menschen fürchteten, die einflußreiche Ämter bekleideten, sondern sie befanden sich auch buchstäblich in Gefangenschaft, nämlich in Gefängnissen, in Arbeitslagern und an anderen Orten, wo sie gefangengehalten wurden. Im Jahre 1919 folgten sie der Aufforderung vom Himmel, Babylon die Große zu verlassen: „Geht aus ihr hinaus, mein Volk, wenn ihr nicht mit ihr teilhaben wollt an ihren Sünden und wenn ihr nicht einen Teil ihrer Plagen empfangen wollt.“ (Offenbarung 18:4) Sie konnten in dieser Frage mit der Klasse der „törichten Jungfrauen“ keinen Kompromiß eingehen. Sie mußten Gott mehr gehorchen als Babylon der Großen und ihren weltlichen Liebhabern. Auch konnten sie nicht wie Babylon die Große das Bild des wilden Tieres anbeten, den Völkerbund, auf den sie sich im Jahre 1919 u. Z. schwang wie ein Reiter auf das Pferd. — Offenbarung 13:14, 15; 14:11, 12; 17:1-18.

      27. Inwiefern nahm die Klasse der „verständigen Jungfrauen“ von Anfang an einen klaren Standpunkt ein, wofür die am Sonntag, dem 7. September 1919, abgegebene öffentliche Erklärung ein Beweis war?

      27 Die als „verständige“ Jungfrauen bezeichnete Klasse nahm in dieser Frage von Anfang an einen klaren Standpunkt ein. Als Beweis dafür sei der öffentliche Vortrag erwähnt, den Präsident Rutherford am Sonntag nachmittag, den 7. September 1919 auf dem Kongreß in Cedar Point über das Thema „Die Hoffnung für die bedrängte Menschheit“ hielt. In diesem Vortrag wies er darauf hin, daß Gott den Völkerbund nicht gutheiße. Wir zitieren aus dem Bericht, den die in Sandusky (Ohio) erscheinende Zeitung Star-Journal in ihrer Ausgabe vom Montag, dem 8. September 1919, veröffentlichte:

      Präsident Rutherford sprach zu fast 7 000 Personen, die sich am Sonntagnachmittag unter den Bäumen eingefunden hatten. Er erklärte, ein von den Kräften der Politik und der Wirtschaft gebildeter Völkerbund, angeregt von dem Wunsch, die Menschheit durch die Einführung von Frieden und Überfluß zu bessern, würde viel Gutes zustande bringen, und versicherte dann, daß sich der Völkerbund jedoch bestimmt des Herrn Mißfallen zuziehen werde, weil die Geistlichen — die katholischen und die protestantischen —, die behaupteten, Gottes Vertreter zu sein, seinen Plan aufgegeben und dem Völkerbund zugestimmt hätten, indem sie ihn als einen politischen Ausdruck des Königreiches Christi auf Erden begrüßt hätten (The Watch Tower, 1. Oktober 1919, Seite 298, 1. Spalte).

      28, 29. Warum nahm die Klasse der „verständigen Jungfrauen“ diesen Standpunkt ein, und welcher schmachvolle Ausdruck, den Jakobus gebrauchte, traf auf sie nicht zu?

      28 Die Glieder der Klasse der „verständigen Jungfrauen“ waren überzeugt, daß im Jahre 1914, nachdem die Zeiten der Nationen abgelaufen waren, im Himmel das Königreich des geliebten Sohnes Gottes aufgerichtet worden war; für dieses Königreich traten sie kompromißlos ein und weigerten sich, einen Ersatz dafür anzuerkennen und diesen zu verehren. Sie konnten es sich nicht leisten, etwas von ihrem geistigen „Öl“ abzugeben und Gottes messianischem Königreich nicht mehr voll und ganz treu zu sein. Durch ihre unwandelbare Treue zum Königreich machten sie sich in dieser Welt nicht beliebt oder wurden mit dieser Welt nicht gut Freund. Im Gegenteil, die Welt haßte sie deswegen noch mehr. Aber durch diesen Haß und diese Feindschaft von seiten der Welt wurde es nur noch deutlicher sichtbar, daß sie an ihrem Verhältnis zu ihrem himmlischen Bräutigam, dem König, festhielten. Auf sie traf der schmachvolle Ausdruck „Ehebrecherinnen“ nicht zu, mit dem der Jünger Jakobus einige Glieder der Versammlung des ersten Jahrhunderts bezeichnete, als er sagte:

      29 „Ihr Ehebrecherinnen, wißt ihr nicht, daß die Freundschaft mit der Welt Feindschaft mit Gott ist? Wer immer daher ein Freund der Welt sein will, stellt sich als ein Feind Gottes dar.“ — Jakobus 4:4.

      30, 31. Wem gegenüber bekundete die Klasse der „verständigen Jungfrauen“ die Eigenschaften einer jungfräulichen Braut, und wie wird die Schönheit von Bräutigam und Braut in der Prophezeiung Jesajas beschrieben?

      30 Die Klasse der „verständigen Jungfrauen“ ehrte ihren himmlischen Bräutigam, mit dem sie verlobt war oder dem sie zur Ehe versprochen war, indem sie kompromißlos all ihr geistiges „Öl“ behielt und es dazu benutzte, ihre „Lampe“, das heißt sich selbst, ständig hell brennend zu erhalten. Die Glieder dieser Klasse ließen die Eigenschaften der Treue, Keuschheit, Reinheit und Unschuld hervorstrahlen, die von allen gefordert werden, die zur himmlischen Braut des ‘e i n e n Mannes’, des Herrn Jesus Christus, erkoren werden. Sie freuen sich mit ihm, daß Gottes Zeit für seinen geliebten Sohn gekommen ist, seine „Braut“ heimzuführen; sie frohlocken mit ihm, wie geschrieben steht: „Mit dem Frohlocken eines Bräutigams über eine Braut wird dein Gott auch über dich frohlocken.“ (Jesaja 62:5) Um der Schönheit des Bräutigams nicht nachzustehen, möchten sie so schön aussehen wie eine Braut an ihrem Hochzeitstag, und sie nehmen den Schmuck entgegen, den ihnen der himmlische Vater gibt. Diese Schönheit von Bräutigam und Braut wird in Jesaja 61:10 wie folgt geschildert:

      31 „Denn er hat mich bekleidet mit den Kleidern der Rettung; mit dem ärmellosen Obergewand der Gerechtigkeit hat er mich umhüllt gleich dem Bräutigam, der nach Priesterart einen Kopfschmuck aufsetzt, und gleich der Braut, die sich ihre Schmucksachen anlegt.“

      32. Wie leuchtet die Klasse der „verständigen Jungfrauen“ zur Ehre ihres Bräutigams?

      32 Die Klasse der „verständigen Jungfrauen“ auf der Erde sollte nichts tun, was ein schlechtes Licht auf die Pracht des himmlischen Bräutigams werfen würde, der leuchtet wie die Sonne: „Sie ist wie ein Bräutigam, wenn er herauskommt aus seinem Hochzeitsgemach.“ (Psalm 19:4, 5) Es ist daher die Pflicht der Klasse der „verständigen Jungfrauen“, zur Ehre ihres Bräutigams wie Lichter zu leuchten, indem sie die christlichen Eigenschaften offenbart, durch die sie sich von der religiösen Hure, Babylon der Großen, und von all ihren in religiöser Beziehung unmoralischen „Töchtern“ unterscheidet. Wenn sie so leuchtet, stellt sie ihren geliebten Bräutigam den Menschen nicht falsch dar.

      ÖL FÜR DIE LAMPEN BEIM HÄNDLER KAUFEN

      33. Was konnten gemäß dem Gleichnis Jesu die „verständigen“ Jungfrauen zu den „törichten“ nur sagen, und was bewiesen die „verständigen“ dadurch?

      33 Die als „törichte“ Jungfrauen bezeichnete Klasse konnte aus Mangel an geistigem „Öl“ nicht zur Ehre des Bräutigams leuchten, der angekommen und gegenwärtig war und nun zum Hochzeitsfest ging. Sie hatte keinen Anspruch auf das „Öl“, das die „Verständigen“ mitgebracht hatten und das diese benötigten, um dem Bräutigam nachfolgen zu können. Gemäß dem Gleichnis konnten die „Verständigen“ zu den „Törichten“ nur sagen: „Vielleicht mag es nicht ganz für uns und euch genügen. Geht statt dessen hin zu denen, die es verkaufen, und kauft für euch selbst.“ (Matthäus 25:9) Dadurch, daß die „verständigen“ Jungfrauen diesen Standpunkt einnahmen, bewiesen sie erneut ihre Klugheit, doch die Torheit der unverständigen, unklugen Jungfrauen erwies sich für diese als unheilvoll. Sie waren gezwungen, einen Laden zu suchen, wo sie Öl kaufen konnten, um ihre Lampen aufzufüllen.

      34, 35. Wie wurde das Öl in der Wirklichkeit, die durch das Gleichnis veranschaulicht wird, gekauft? Was geschah aber gemäß dem Gleichnis in der Zwischenzeit?

      34 Auch in der Wirklichkeit, die durch das Gleichnis veranschaulicht wird, mußten die „Törichten“ das notwendige geistige „Öl“ selbst beschaffen. Sie gingen dahin, wo sie aufgrund ihrer religiösen Überzeugung das „Öl“ zu bekommen hofften, mit dessen Hilfe sie — gemäß ihrem religiösen Bekenntnis — in den Himmel kämen. Folglich suchten sie ihre Religionsgemeinschaft auf, um dort das „Öl“ zu holen, das sie verkaufte, und von diesen Krämern erhielten sie die Sorte „Öl“, für die zu zahlen sie bereit waren, ohne die richtige Liebe zum himmlischen Bräutigam zu haben. Werden sie aber mit Hilfe des religiösen „Öls“, das sie von den Krämern zu dem von diesen festgesetzten Preis gekauft haben, Zutritt zum Hochzeitsfest erlangen? Wir lesen darüber:

      35 „Während sie hingingen, um zu kaufen, traf der Bräutigam ein, und die Jungfrauen, die bereit waren, gingen mit ihm hinein zum Hochzeitsfest; und die Tür wurde verschlossen.“ — Matthäus 25:10.

      36. Welche Jungfrauen waren im Festzug mit dem Bräutigam zusammen, und was ermöglichte es ihnen, die Prüfung an der „Tür“ zu bestehen?

      36 Die „verständigen“ Jungfrauen und die „törichten“ Jungfrauen gingen in entgegengesetzte Richtungen — die „törichten“ entfernten sich vom Bräutigam, und die „verständigen“ gingen dem ankommenden Bräutigam entgegen. Die „verständigen“ Jungfrauen trafen an einem Ort mit dem Bräutigam zusammen, der noch etwas von der „Tür“ des Hauses, in dem das Hochzeitsfest stattfinden sollte, entfernt war. Von dem Ort, an dem sie mit ihm zusammentrafen, bis zu seinem Haus fand ein mit Lampen beleuchteter Brautzug statt, und in dieser Zeit waren die „verständigen“ Jungfrauen mit dem Bräutigam zusammen, und der Bräutigam war bei ihnen anwesend. Als der fröhliche Festzug seinen Bestimmungsort erreichte und durch die Tür des Hauses zog, in dem der Bräutigam wohnte, brannten die Lampen der „verständigen“ Jungfrauen hell. Das Öl war ihnen nicht ausgegangen, bevor sie die „Tür“ erreicht hatten. Bei dieser Gelegenheit bewiesen die „verständigen“ Jungfrauen, daß sie zu dem Zuge gehörten, der dem Bräutigam nachfolgte. Das berechtigte sie zur Teilnahme am Hochzeitsfest. Wie wichtig es war, für die Prüfung bereit zu sein, wird in dem Gleichnis durch folgende Worte hervorgehoben: „Und die Jungfrauen, die bereit waren, gingen mit ihm hinein zum Hochzeitsfest.“ Die Tür wurde nicht vor ihnen, sondern hinter ihnen verschlossen.

      37. Als was für Personen müssen sich die heutigen „Jungfrauen“ erweisen, wenn sie die Stelle erreichen, an der die Prüfung erfolgt, und in welchem Zustand befinden sie sich, weshalb der Bräutigam sie als Glieder der „Braut“klasse annimmt?

      37 Heute, in der Wirklichkeit, die durch das Gleichnis veranschaulicht wird, bleiben die Glieder der Klasse der „verständigen Jungfrauen“ in dem Festzug, wodurch der Bräutigam in seiner Herrlichkeit bis zum Ende geehrt und gepriesen wird. Wenn sie die Stelle erreichen, die „Tür“, an der die Prüfung erfolgt, erweisen sie sich als würdig, zur Hochzeitsfeier zugelassen zu werden. Die Prüfung, die der himmlische Bräutigam, dem sie zur Ehe versprochen sind, durchführt, ergibt, daß sie die strahlende christliche Persönlichkeit besitzen, die er von seiner himmlischen „Braut“ erwartet. Sie stellen sich „als eine keusche Jungfrau dem Christus“ dar. Sie haben sich nicht „verdorben ..., hinweg von der Aufrichtigkeit und der keuschen Reinheit, die dem Christus gebühren“. (2. Korinther 11:2, 3) Die heutigen „verständigen“ Jungfrauen können vom Bräutigam als Glieder der Christenversammlung angenommen werden, über die geschrieben steht: „Daß er die Versammlung sich selbst in ihrer Pracht darstelle, ohne daß sie einen Flecken oder eine Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern daß sie heilig und ohne Makel sei.“ — Epheser 5:27.

      „UND DIE TÜR WURDE VERSCHLOSSEN“

      38. Wie viele werden schließlich zur Teilnahme am Hochzeitsfest zugelassen und wann wird die „Tür“ auf höheren Befehl geschlossen, und warum?

      38 Natürlich werden nicht mehr durch die „Tür“ hinein- und zur Teilnahme am Hochzeitsfest zugelassen als erforderlich ist, um die Zahl von 144 000 Gliedern der himmlischen „Braut“klasse vollzumachen. (Offenbarung 7:4-8; 14:1-5) Aber wann wird die „Tür“ auf höheren Befehl geschlossen? Das geschieht, wenn die „große Drangsal“ zu der von Gott bestimmten Zeit beginnt und die Christenheit sowie die übrigen Teile der Hure, Babylons der Großen, des Weltreiches der falschen Religion, vernichtet werden. Dann wird es für alle angeblichen Christen zu spät sein, Babylon die Große zu verlassen, um an deren Sünden nicht teilzuhaben und nicht von ihren todbringenden Plagen zu empfangen. (Offenbarung 18:4) Die Tatsache, daß die Tage der „großen Drangsal“ um der „Auserwählten“ willen „verkürzt“ werden zeigt, daß zu dem Zeitpunkt, da die „große Drangsal“ beginnen wird, die „Auserwählten“ vollzählig sein werden, nämlich 144 000. Das hat zur Folge, daß die Tür verschlossen wird.

      39. Was geschieht in dem Gleichnis von den „zehn Jungfrauen“ abschließend noch?

      39 Was wird dann geschehen? In dem Gleichnis von den „zehn Jungfrauen“ wird das durch folgende abschließende Worte angedeutet: „Danach kamen auch die übrigen Jungfrauen und sprachen: ,Herr, Herr, öffne uns!‘ Er gab zur Antwort: ,Ich sage euch die Wahrheit: Ich kenne euch nicht.‘ “ — Matthäus 25:11, 12.

      40. Weshalb konnte der Bräutigam zu den „törichten“ Jungfrauen mit Recht sagen: „Ich kenne euch nicht.“?

      40 Die fünf „törichten“ Jungfrauen beschafften sich die Sorte Öl, die sie bei den Ölhändlern, die ihnen zu jener Stunde der Nacht noch etwas verkauften, bekommen konnten; so kamen sie mit brennenden Lampen an die Tür. Aber ihre Lampen hatten nicht zu Ehren des Bräutigams gebrannt. Sie waren keine Teilnehmer des Festzuges gewesen, die mit ihm zusammengetroffen waren, sich über ihn gefreut und ihn mit Freuden begleitet hatten. Was hätte denn den Bräutigam erkennen lassen sollen, daß sie zu seinem Festzug gehörten? Es gab nichts, was ihm das bewiesen hätte! Sie hatten nichts zum Glanz seines Hochzeitszuges beigetragen. Deshalb konnte er mit Recht zu ihnen sagen: „Ich kenne euch nicht.“ Das gab ihm das Recht, die Tür verschlossen zu halten.

      41. Was wird die Klasse der „törichten Jungfrauen“ in bezug auf sich selbst erkennen, wenn die „große Drangsal“ über die Christenheit hereinbricht?

      41 So wird auch, wenn die „große Drangsal“ mit der Vernichtung der Christenheit, des führenden Teils der religiösen Hure, Groß-Babylons, beginnt, ihre Hoffnung, wenn sie stürben, in den Himmel zu kommen, stark erschüttert oder in Frage gestellt werden. Sie werden erkennen, daß sie nicht der richtigen Religionsgemeinschaft angehörten, der Gemeinschaft, die die „keusche Jungfrau“ bildet, „die Braut, das Weib des Lammes“. Sie werden die Erfahrung machen, daß sie nicht im physischen Leib in Wolken fortgenommen oder „entrückt“ werden „zur Begegnung mit dem Herrn in der Luft“, wie ihre religiösen Lehrer 1. Thessalonicher 4:17 auslegen. Wohl haben sie als Glieder dieser oder jener Religionsgemeinschaft der Christenheit geleuchtet, aber sie waren keine echten Christen, sondern nur Namenchristen oder angebliche Christen. Was jetzt, da die „große Drangsal“ beginnt, zählt, ist nicht das, was ihre Geistlichen oder Prediger über sie dachten oder sagten, sondern wie der himmlische Bräutigam sie beurteilt.

      42. Gestützt worauf werden sie dann den Bräutigam um Anerkennung anrufen, da ihre Religionsgemeinschaft, die ihnen als Mittler gedient hat, nicht mehr dasein wird?

      42 Zu spät erkennen die „Ausgeschlossenen“ die Situation, versinnbildet durch die verschlossene Tür, die für sie dadurch entsteht, daß die religiöse Vorstellung, auf der ihr Glaube beruht hat, durch die „große Drangsal“ verschwindet. Da ihre Religionsgemeinschaft, die bis dahin als ihr Mittler gedient hat, vernichtet wird, werden sie direkt mit dem Bräutigam und Haupt der wahren Kirche verkehren müssen. Da seine Parusie oder Gegenwart unsichtbar ist und er von ihnen nicht gesehen wird — als befände er sich hinter einer verschlossenen Tür —, werden sie ihn anrufen, um zu sehen, ob ihr Bekenntnis zum Christentum ohne die rechten Werke sie retten und es ihnen ermöglichen wird, in den Himmel zu kommen. Sie haben ihn mit dem Munde bekannt, sollte er sie jetzt dafür nicht auch anerkennen? „Herr, Herr“, werden sie ausrufen in der Hoffnung, daß er sie hört. Das sollte bewirken, daß ihnen die Tür geöffnet wird. Geschieht das?

      43. (a) Welche Worte, die Jesus in seiner Bergpredigt über diejenigen sprach, die ihn „Herr“ nannten, haben die Glieder der Klasse der „törichten Jungfrauen“ nicht ernst genommen? (b) Was wird ihnen widerfahren, wenn Jesus schließlich zeigt, daß es ihm mit diesen Worten Ernst war?

      43 Sie haben das, was der himmlische Bräutigam in seiner Bergpredigt sagte, als er auf der Erde war, nicht ernst genommen, nämlich: „Nicht jeder, der zu mir sagt: ,Herr, Herr‘, wird in das Königreich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist. Viele werden an jenem Tage zu mir sagen: ,Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen prophezeit und in deinem Namen Dämonen ausgetrieben und in deinem Namen viele Machttaten vollbracht?‘ Und doch will ich ihnen dann bekennen: Ich habe euch nie gekannt! Weichet von mir, ihr Täter der Gesetzlosigkeit.“ (Matthäus 7:21-23) Aber in der „großen Drangsal“ wird die Klasse der „törichten Jungfrauen“ wissen, daß es dem Bräutigam mit diesen Worten sehr Ernst war, daß sie einen Grundsatz zum Ausdruck bringen, von dem er sich leiten läßt. Er wird ihnen die Tür nicht öffnen, um sie zur Teilnahme an dem himmlischen Hochzeitsfest einzulassen. Er wird sie draußen lassen, im tiefen Dunkel der Nacht dieser Welt, wo sie mit den anderen „Tätern der Gesetzlosigkeit“ umkommen werden. Nach dieser Vernichtung werden sie nicht zu himmlischem Leben auferstehen.

      44. Mit welchen Worten schloß Jesus das Gleichnis von den „zehn Jungfrauen“ ab, und was dürfen die „verständigen“ mit ihrem geistigen Öl nicht geschehen lassen?

      44 Jesu Worte, mit denen er das hervorhebt, was er durch das Gleichnis von den „zehn Jungfrauen“ lehren will, sind somit besonders für uns zeitgemäß, die wir in der Zeit des „Abschlusses des Systems der Dinge“ leben, nämlich: „Wacht daher beharrlich, denn ihr kennt weder den Tag noch die Stunde.“ (Matthäus 25:13) Jetzt sollten alle, die den fünf „verständigen“ Jungfrauen gleichen möchten, durch ihre Tätigkeit und eine christliche Persönlichkeit, welche den Forderungen entspricht, die an alle Glieder der himmlischen „Braut“klasse gestellt werden, fortgesetzt leuchten. Sie dürfen keinen Kompromiß mit denen eingehen, die bestrebt sind, sie für die Torheit der anderen mitverantwortlich zu machen, und deshalb etwas oder viel von ihrem geistigen „Öl“ beanspruchen.

      45. Mit wem dürfen die Glieder der Klasse der „verständigen Jungfrauen“ keine gemeinsame Sache machen, und zu wessen Ehre sollten sie ständig leuchten, und warum?

      45 Wir dürfen uns nicht der Gefahr aussetzen, daß unsere Lampen verlöschen, und dürfen auf religiösem Gebiet nicht mit ihnen gemeinsame Sache machen. Wir benötigen alles geistige „Öl“, das wir für uns beschaffen können. Unser Glaube an die Ankunft und Gegenwart des Bräutigams muß stark bleiben, und wir müssen an dem mit Lampen beleuchteten Zug, der dem Bräutigam folgt, teilnehmen, bis dieser mit seiner Braut, seiner Versammlung, zu Hause ankommt. Die lange Zeit, in der der Bräutigam ausgeblieben war, ist vergangen. Er ist hier gegenwärtig in seiner Herrlichkeit. Die Zeit der Müdigkeit und des Schlafes ist vorbei! Es ist Zeit, zu seiner Ehre zu leuchten und die Freude zu teilen, die der himmlische Vater ihm bereitet hat, nämlich seine geistige „Braut“ zu sich zu nehmen und dies durch ein Hochzeitsfest zu feiern. Es ist jetzt unbedingt notwendig, wachsam zu bleiben, denn wir kennen weder den Tag noch die Stunde, da jene „Tür“ der Gelegenheit verschlossen und nie mehr geöffnet werden wird.

      EIN BESTANDTEIL DES „ZEICHENS“ SEINER PARUSIE

      46. (a) In Verbindung mit der Beantwortung welcher Frage seiner Apostel erzählte Jesus das Gleichnis von den „zehn Jungfrauen“? (b) Was läßt die Glieder der Klasse der „verständigen Jungfrauen“ erkennen, daß das, was durch den Höhepunkt dieses Gleichnisses veranschaulicht wird, Wirklichkeit geworden ist, und von welcher Tatsache sind sie daher überzeugt?

      46 Jesus erzählte das Gleichnis von den „zehn Jungfrauen“ in Verbindung mit der Antwort auf die Frage seiner Apostel: „Was wird das Zeichen deiner Gegenwart [parousía] und des Abschlusses des Systems der Dinge sein?“ (Matthäus 24:3) Das, was durch den Höhepunkt dieses Gleichnisses veranschaulicht wird, ist vom Jahre 1914 u. Z. an Wirklichkeit geworden. Jeder kann sehen, wie die letzten Einzelheiten dieses Gleichnisses wahr werden. Die im einzelnen dargelegten Vorgänge haben sich nicht in einem Winkel zugetragen, im verborgenen, sondern in aller Öffentlichkeit, so daß aufmerksame Personen Kenntnis davon nehmen konnten, ganz gleich, ob sie ihre Bedeutung verstanden oder nicht. Wenigstens die, die zu der Klasse der „verständigen Jungfrauen“ gehören, haben diese bedeutsamen Geschehnisse beobachtet und sie sind für sie ein überzeugender Beweis dafür, daß der himmlische Bräutigam im Jahre 1914 u. Z. gekommen ist und daß wir jetzt in der Zeit seiner unsichtbaren Parusie oder Gegenwart leben. Da sie sehen, daß sich die in dem Gleichnis von den „zehn Jungfrauen“ geschilderten Vorgänge abspielen, erkennen sie mit dem Auge des Glaubens, daß er gegenwärtig ist. Sie sind überzeugt, daß im Jahre 1914 u. Z. die Zeit des „Abschlusses des Systems der Dinge“ begonnen hat.

      47. Inwiefern ist das, was die „verständigen“ Jungfrauen in dem Gleichnis nach dem Ertönen des mitternächtlichen Rufes, durch den der Bräutigam angekündigt wurde, taten, eine Bestätigung für die eigentliche Bedeutung des griechischen Wortes parousía?

      47 Auch bedeutet ja das griechische Wort, das der Apostel Matthäus in seinem Evangelium in Kapitel 24, Vers 3 gebraucht hat, nicht „Kommen“, wie viele Übersetzer dieses griechische Wort wiedergeben, sondern „Gegenwart“. Das wird durch das bewiesen, was in dem Gleichnis beschrieben wird. Die „zehn Jungfrauen“, die eingenickt oder eingeschlafen sind, wachen auf, sobald sie den mitternächtlichen Ruf: „Der Bräutigam ist da!“ hören. Sie lassen ihre Blicke umherschweifen auf der Suche nach seinem beleuchteten Festzug, und sobald sie beobachten, daß er den Ort erreicht, an dem sie sind, schließen sich die, die bereit sind, seinem Zuge an. Von diesem Augenblick an vergeht Zeit, ehe alle die Wohnung des Bräutigams erreichen, wo das Hochzeitsfest stattfinden wird, an dem alle Geladenen, die für würdig befunden werden, teilnehmen. Somit muß der Bräutigam von der Zeit seiner Ankunft bis zu der Zeit, da er seine Braut in das für sie bereitgemachte Haus geleitet hat, gegenwärtig oder anwesend gewesen sein.

      EIN MISSVERSTÄNDNIS RICHTIGSTELLEN

      48. (a) In welchem Jahr begann nach den Berechnungen des Redakteurs und Herausgebers der Zeitschrift Zion’s Watch Tower die Gegenwart Christi? (b) Welches Jahr hielt man damals für das Jahr der Erschaffung des Menschen, wie das aus dem Vermerk ersichtlich war, der jahrelang auf der Titelseite des Wacht-Turms erschien?

      48 Der Redakteur und Herausgeber der Zeitschrift Zion’s Watch Tower and Herald of Christ’s Presence (Zions Wacht-Turm und Verkünder der Gegenwart Christi) errechnete allerdings, daß die „Gegenwart“ oder Parusie des himmlischen Bräutigams mit dem Jahr 1874 u. Z. begonnen habe. Russell und seine Mitarbeiter errechneten auch, daß Jehova Gott den ersten Menschen im Jahre 4128 v. u. Z. erschaffen habe, was bedeutet hätte, daß der Mensch im Jahre 1872 u. Z. 6 000 Jahre auf der Erde gewesen wäre. Man begann die Jahre nach dieser Zeitrechnung zu zählen, und auf der Titelseite der englischen Ausgabe der Zeitschrift Zions Wacht-Turm und Verkünder der Gegenwart Christi erschien vom 1. Juli 1906 an bis zur Ausgabe vom 15. September 1928 die entsprechende Jahreszahl. Auf der ersten der erwähnten Wacht-Turm-Ausgaben stand zum Beispiel: „July 1, A. D. 1906 — A. M., 6034“ (dementsprechend erschien auf der Titelseite der deutschen Ausgabe vom August 1906 die Angabe: seit Adam: 6034); die letzte der erwähnten Ausgaben trug das Datum: „Anno Mundi 6056 — September 15, 1928“ (deutsche Ausgabe: „1. Oktober 1928, seit Adam: 6056“). Als „Jahr der Welt“ errechnete man das Jahr 4128 vor unserer Zeitrechnung.

      49. (a) Welches Jahr wurde als das Jahr des Sündenfalls errechnet? (b) Wann hätten demnach die tausend Jahre beginnen müssen, in denen Satan im Abgrund gewesen wäre und Christus regiert hätte?

      49 Man nahm jedoch an, der vollkommene Mann und die vollkommene Frau hätten vor dem Sündenfall zwei Jahre im Garten Eden gelebt; deshalb errechnete man das Jahr 4126 v. u. Z. als das Jahr des Sündenfalls. Nach dieser Berechnung waren im Jahre 1874 u. Z. 6 000 Jahre, in denen die Menschheit in der Sklaverei der Sünde war, verflossen; ebenfalls in jenem Jahr, und zwar im Herbst, sollte das siebente Jahrtausend begonnen haben, was bedeutet hätte, daß damals der Urheber der Sünde, Satan, der Teufel, gebunden und in den Abgrund geworfen worden wäre und Christus begonnen hätte, die vorausgesagten tausend Jahre zu regieren. Das hätte bedeutet, daß das Jahr, in dem Christus seine Herrschaft begonnen hätte, auch das Jahr seiner Rückkehr und des Beginns seiner unsichtbaren Gegenwart oder Parusie gewesen wäre.

      50. Welche Gedanken aus der Fußnote zu Apostelgeschichte 13:20 in Wilsons Bibelübersetzung The Emphatic Diaglott wurden bei dieser Zeitrechnung berücksichtigt?

      50 Die erwähnte Zeitrechnung berücksichtigte die Vermutung, die in der Bibelübersetzung von Benjamin Wilson, The Emphatic Diaglott, in der Fußnote zu Apostelgeschichte 13:20 zu finden ist; der Text lautet: „Und hernach gab er ihnen, etwa vierhundertfünfzig Jahre, Richter bis auf den Propheten Samuel.“ Die Fußnote zu dieser Wiedergabe dieses Bibeltextes lautet:

      An dieser Stelle ergibt sich eine Schwierigkeit, die den Gelehrten, die sich mit der biblischen Zeitrechnung befassen, großes Kopfzerbrechen bereitet. Die hier erwähnte Zahl der Jahre stimmt nicht mit der in 1. Könige 6:1 erwähnten Zahl überein. Es sind viele Versuche gemacht worden, dieses Problem zu lösen, aber nur eine Erklärung scheint zufriedenstellend zu sein, die Erklärung nämlich, daß der Text in 1. Könige 6:1 verderbt worden ist, indem man den hebräischen Buchstaben Daleth (4) an die Stelle des Buchstabens He (5), der ähnlich aussieht, gesetzt hat. Das ergäbe, daß vom Auszug bis zum Bau des Tempels 580 Jahre (anstatt 480) verflossen wären, und das würde mit der Zeitrechnung des Paulus genau übereinstimmen.

      51. (a) Was schrieb daher C. T. Russell über 1. Könige 6:1 in seinem Buch The Time Is at Hand (Seite 53)? (b) In welches Jahr wäre demnach die Erschaffung des Menschen gefallen, in welchem Jahr wären vom Sündenfall an 6 000 Jahre verflossen gewesen, und wann hätte das große Jubeljahr beginnen müssen?

      51 Auf der Seite 53 des Buches The Time Is at Hand von C. T. Russell (deutsch: Der Wacht-Turm, September 1911, S. 143) wird über 1. Könige 6:1 gesagt:

      Es sollte augenscheinlich das fünfhundertundachtzigste Jahr heißen und wird möglicherweise ein Fehler bei der Abschreibung gewesen sein, denn wenn wir zu Salomos vier Jahren die vierzig Jahre Davids und die vierzig Jahre Sauls und die sechsundvierzig Jahre von dem Auszug aus Ägypten bis zur Teilung des Landes hinzuzählen, haben wir einhundertunddreißig Jahre, und ziehen wir diese von den vierhundertundachtzig Jahren ab, so bleiben nur dreihundertundfünfzig Jahre für die Periode der Richter übrig anstatt vierhundertundfünfzig Jahre, die in Richter und 1. Sam. annähernd und in Apg. 13, 19-21 bestimmt genannt werden. Der hebräische Buchstabe „Daleth“ (4 ,ד) sieht dem Buchstaben „He“ (5 ,ה) sehr ähnlich, und [es] wird angenommen, daß auf diese Weise der Fehler entstanden ist — und möglichenfalls der eines Abschreibers gewesen ist. [In] 1. Kön. 6, 1 sollte es also f ü n fhundertundachtzig heißen und somit in voller Harmonie sein mit den anderen diesbezüglichen Aussagen.

      Man verlängerte also beim Zusammenstellen der biblischen Chronologie die Richterzeit um 100 Jahre; dadurch wurde die Zeit der Erschaffung des Menschen um 100 Jahre zurückgeschoben, in das Jahr 4128 v. u. Z., so daß das Jahr 6000 der Menschheitsgeschichte auf das Jahr 1872 u. Z. fiel (Die Zeit ist herbeigekommen, Seite 46). Da man annahm, daß bis zum Sündenfall zwei Jahre vergangen seien, errechnete man, daß vom Sündenfall an bis zum Jahre 1874 u. Z. 6 000 Jahre verflossen seien und damit das siebente Jahrtausend, in dem durch die Herrschaft Christi die Sünde beseitigt würde, begonnen habe. Demnach hätte in jenem Jahr das große Jubeljahr der Erde beginnen müssen.

      52. Werden die in Apostelgeschichte 13:20 erwähnten 450 Jahre in den ältesten griechischen Manuskripten, wie aus modernen Bibelübersetzungen ersichtlich, auf die Richterzeit oder auf die Zeit davor bezogen?

      52 Nach den ältesten Manuskripten der Christlichen Griechischen Schriften lautet der Text in Apostelgeschichte 13:20 jedoch anders, als er in der Bibelübersetzung The Emphatic Diaglott und in anderen älteren Bibelübersetzungen wiedergegeben wird. In den ältesten Manuskripten werden die vierhundertundfünfzig Jahre nicht auf die Richterzeit bezogen. In der Bibelübersetzung von Kürzinger (Ausgabe 1962) wird Apostelgeschichte 13:20 wie folgt wiedergegeben: „... nach etwa vierhundertundfünfzig Jahren. Danach gab er ihnen Richter bis zu Samuel, dem Propheten.“ Nach der Jerusalemer Bibel (Ausgabe vom Jahre 1968) lautet dieser Text: „... nach ungefähr vierhundertfünfzig Jahren. Danach bestellte er Richter bis auf den Propheten Samuel.“ Sowohl in der Menge-Bibel vom Jahre 1949 als auch in der revidierten Luther-Bibel vom Jahre 1964 wird dieser Text ähnlich wiedergegeben.

      53. Wurden in den alten hebräischen Bibelhandschriften Buchstaben des Alphabets verwendet, um Zahlenwerte darzustellen?

      53 Ferner wurden in den ältesten hebräischen Handschriften wie den „Schriftrollen vom Toten Meer“ keine Buchstaben des Alphabets verwendet, um Zahlenwerte darzustellen, sondern die Zahlen, die in der Bibel vorkommen, sind ausgeschrieben; das bedeutet, daß die Annahme, beim Abschreiben von 1. Könige 6:1 sei ein Fehler unterlaufen, nicht zutreffen kann.b

      54. (a) Das Datum für den Beginn welcher hier zur Betrachtung stehenden Zeitperiode wurde dadurch beeinflußt, daß man die Zeitrechnung der Bibel so annahm, wie sie darin steht? (b) Bedeutete die Änderung des Namens des Wachtturms, durch die das Wort „Gegenwart“ fallengelassen wurde, daß man nicht mehr an die Gegenwart Christi glaubte?

      54 Das zeigt, daß die Bibel nicht dazu berechtigt, bei der Richterzeit 100 Jahre einzufügen. Diese Einfügung sollte daher fallengelassen werden, und man sollte die Zeitrechnung der Bibel so nehmen, wie sie in der Bibel steht. Das mußte sich natürlich unweigerlich auf das Datum für den Beginn der Parusie des Bräutigams, Jesus Christus, auswirken. Man änderte den Namen der Zeitschrift The Watch Tower, beginnend mit der Ausgabe vom 1. Januar 1939, auf The Watchtower and Herald of Christ’s Kingdom (deutsch: Der Wachtturm und Verkündiger des Königreiches Christi) und, beginnend mit der Ausgabe vom 1. März 1939, auf The Watchtower Announcing Jehovah’s Kingdom (deutsch: vom 1. Mai 1939 an auf Der Wachtturm als Verkünder von Jehovas Königreich). Das bedeutete nicht, daß die Herausgeber dieser Zeitschrift nicht mehr glaubten, sie würden in der Zeit der Gegenwart oder Parusie Christi leben, sondern es bedeutete, daß mehr Nachdruck auf das Königreich gelegt wurde, auf das Königreich Jehovas Gottes unter Jesus Christus, denn durch Jehovas Königreich unter Christus wird Jehovas universelle Souveränität gerechtfertigt werden.

      55. (a) Wann und wo wurden für die Richterzeit zum erstenmal nicht mehr 100 Jahre zuviel gerechnet, und wann würde demnach der Mensch sechstausend Jahre gelebt haben? (b) Wie beeinflußte dies das Datum 1874 u. Z. und welche Frage erhob sich?

      55 Im Jahre 1943 gab die Watch Tower Bible and Tract Society das Buch „The Truth Shall Make You Free“ („Die Wahrheit wird euch frei machen“) heraus. Im elften Kapitel dieses Buches, das überschrieben war „Die Zeitrechnung“, wurden für die Richterzeit nicht mehr 100 Jahre zuviel gerechnet, und man berücksichtigte die älteste und zuverlässigste Lesart von Apostelgeschichte 13:20; ferner akzeptierte man die ausgeschriebenen Zahlen in den Hebräischen Schriften. Das bedeutete, daß der Mensch erst in den 1970er Jahren sechstausend Jahre auf der Erde gelebt haben würde. Natürlich konnte nun das Jahr 1874 u. Z. nicht mehr als das Datum für die Wiederkunft des Herrn Jesus Christus und den Beginn seiner unsichtbaren Gegenwart oder Parusie gelten. Somit lagen die tausend Jahre noch in der Zukunft, in denen Satan der Teufel, gefesselt im Abgrund gefangengehalten würde und die 144 000 Miterben Christi mit Christus in himmlischer Herrlichkeit regieren würden. Wie stand es aber um die Parusie (Gegenwart) Christi? Auf der Seite 325 (der deutschen Ausgabe) des erwähnten Buches wurde entschieden erklärt: „Die Gegenwart oder parousía des Königs begann im Jahre 1914.“ Auch in der Zeitschrift The Watchtower, Ausgabe vom 15. Juli 1949, Seite 215, Absatz 22 (Wachtturm vom 15. September 1949, Seite 279, Absatz 22) wurde erklärt: „... daß der Messias, der Sohn des Menschen, im Jahre 1914 n. Chr. zur Königreichsmacht kam und daß dies sein zweites Kommen und der Beginn seiner zweiten parousía oder Gegenwart ist.“

      56. (a) Welche neue Bibelübersetzung wurde im Jahre 1950 veröffentlicht, und wie wurde darin Apostelgeschichte 13:20 wiedergegeben? (b) Was wurde ferner in einem Buch über die Gegenwart Christi gemäß der berichtigten biblischen Zeitrechnung gesagt?

      56 Die im Jahre 1950 herausgegebene New World Translation of the Christian Greek Scriptures (Neue-Welt-Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften, 1963) enthielt die zuverlässigste Lesart von Apostelgeschichte 13:20 und gab an allen Stellen das Wort parousía mit „Gegenwart“ wieder. Gleich darauf erschien das Buch „This Means Everlasting Life“ („Dies bedeutet ewiges Leben“). Das 21. Kapitel dieses Buches trug die Überschrift „Zweite Gegenwart des Hauptvermittlers des Lebens“. Dieses Kapitel behandelte von Anfang bis Ende dieses Thema, gestützt auf die berichtigte biblische Zeitrechnung. Auf den Seiten 220 bis 222 lesen wir:

      Die bereits betrachteten Beweise zeigen, daß Gottes Königreich im Jahre 1914 n. Chr. geboren und sein Sohn auf den Thron erhoben worden ist mit der Autorität, inmitten seiner Feinde mit eisernem Stabe zu herrschen. Er wird sie schließlich zerschmettern und das Universum von allen säubern, die wider Gottes rechtmäßige Oberhoheit kämpfen. — Psalm 2:8, 9.

      Somit kennzeichnet das Jahr 1914 n. Chr. die Zeit der unsichtbaren Wiederkunft Christi im Geiste. ... Daß er im Jahre 1914 in das Königreich gekommen ist, kennzeichnet den Beginn seiner zweiten Gegenwart oder parousía. Dieses griechische Wort bedeutet Gegenwart.

      ... Obwohl unsichtbar, im Geiste, ist seine zweite Gegenwart für die Menschen der ganzen Erde doch von solcher Wichtigkeit, daß sie weder geheimgehalten werden darf noch wird. ... „Denn ebenso wie der Blitz ausgeht von östlichen Gegenden und hinüberleuchtet zu westlichen, so wird auch die Gegenwart [parousía] des Sohnes des Menschen sein.“ — Matthäus 24:26, 27, NW.

      Seit 1914 hat der gegenwärtige Christus die Beweise seiner zweiten Gegenwart oder parousía den Menschen überall kundgetan und verständlich gemacht.

      57. (a) Begann Christus vor dem Ende der Zeiten der Nationen, vor dem Jahr 1914, inmitten seiner Feinde zu regieren? (b) Wann bewirkte der Bräutigam, daß der mitternächtliche Ruf gehört wurde, und für welche wichtigen Tatsachen ist das, was seither geschehen ist, ein Beweis?

      57 Wie schön stimmt doch der Gedanke mit der inspirierten Heiligen Schrift überein, daß Christus nicht vierzig Jahre vor 1914, dem Jahr, in dem die Zeiten der Nationen abliefen, zu regieren begann! Er tat das nicht, sondern er wartete zur Rechten seines himmlischen Vaters bis zu jenem Zeitpunkt, um dann zu beginnen, inmitten seiner irdischen Feinde zu herrschen, die Jehova als Schemel für seine Füße hinlegt. (Psalm 110:1, 2; Hebräer 10:12, 13) Die Anwesenheit oder Parusie des Königs begann somit richtigerweise in jenem Jahr. Wie die Geschichte zeigt, bewirkte er, daß im Jahre 1919 der mitternächtliche Ruf auf der Erde ertönte und die schlafenden „Jungfrauen“ wachgerüttelt wurden, so daß sie die Dringlichkeit der Situation erkannten. „Der Bräutigam ist da! Geht hinaus, ihm entgegen!“ Dieser Ruf gab ihnen die Gewißheit, daß der himmlische Bräutigam anwesend war. Von da an ist die als „verständige“ Jungfrauen bezeichnete Klasse ihm entgegengegangen. Die Glieder dieser Klasse scheinen wie Lichter in der finsteren Welt. Das an sich ist ein Beweis dafür, daß wir in der Zeit der verheißenen Gegenwart Christi leben. Es ist auch ein Beweis dafür, daß sich Gottes Königreich, in dem Christus tausend Jahre herrschen wird, genaht hat!

      58. Warum dürfen wir uns bei einer Betrachtung des „Zeichens“ der Nähe des Königreiches nicht nur mit dem Gleichnis von den „zehn Jungfrauen“ befassen?

      58 Die Erfüllung des prophetischen Gleichnisses von den „zehn Jungfrauen“ bildet nicht das ganze „Zeichen“ für das Herannahen dieser gesegneten Tausendjahrherrschaft. Wir dürfen uns daher nicht mit diesem Gleichnis begnügen, sondern müssen uns mit weiteren Bestandteilen dieses außerordentlichen „Zeichens“ befassen.

      [Fußnoten]

      a Siehe das Buch „Dann ist das Geheimnis Gottes vollendet,“ Seite 323, 324, Abs. 35. Siehe auch The Watch Tower vom 15. August 1918, Seite 249, Einladung zur Hauptversammlung in Milwaukee und Brief von J. F. Rutherford.

      b Als die Hebräer in nachbiblischen Zeiten Zahlen mit Hilfe von Buchstaben des Alphabets darstellten, hatten sie für die Null kein Zeichen, denn ihr System kannte keine Null. Die Zahl 400 wurde nicht durch den Buchstaben Daleth, gefolgt von zwei Nullen, dargestellt und 500 nicht durch den Buchstaben He, gefolgt von zwei Nullen. Die Zahl 400 wurde durch einen hebräischen Buchstaben (Tau) dargestellt und die Zahl 500 durch zwei hebräische Buchstaben (Tau Koph). Die Zahl Achtzig wurde durch den hebräischen Buchstaben Pe dargestellt und die Zahl Zehn durch den Buchstaben Jod. Man konnte also Tau Pe (480) nicht mit Tau Koph Pe (580) verwechseln.

      [Bild auf Seite 188]

      C. T. Russell

  • Die Habe des Königs vermehren
    Gottes tausendjähriges Königreich hat sich genaht
    • 12. Kapitel

      Die Habe des Königs vermehren

      1. (a) Welche Frage erhebt sich in bezug auf die Miterben des Königreiches Gottes, die sich noch unter uns befinden? (b) Wofür sind die Dinge, die wir in Verbindung mit ihnen beobachten, ein Beweis?

      DA ALLE Anzeichen darauf hinweisen, daß sich die Tausendjahrherrschaft des Königreiches Gottes genaht hat, erhebt sich die Frage: Was sollte von den Personen erwartet werden, die zusammen mit Gottes König des Tausendjahrreiches die himmlische Regierung bilden werden? Während sie unter uns sind, dürfen wir erwarten, beobachten zu können, daß von ihnen Rechenschaft verlangt wird und daß geprüft wird, wie sie mit der Habe des himmlischen Königs, mit dem sie gemäß ihrer Berufung regieren werden, umgehen. Wie vertreten sie die irdischen Belange dieses himmlischen Königs? Wenn wir beobachten, daß die Miterben dieses Königreiches unter uns zur Rechenschaft gezogen und geprüft werden, ist das ein überzeugender Beweis dafür, daß Gottes messianischer König regiert. Er ist auf seinem königlichen Thron gegenwärtig.

      2, 3. (a) In welchem Gleichnis Jesu wird die heute zu beobachtende Entwicklung veranschaulicht, und welche Frage seiner Apostel beantwortete er damit? (b) Wie beginnt dieses Gleichnis?

      2 Diese interessante Entwicklung im Laufe unseres zwanzigsten Jahrhunderts, die vor den Augen der Menschen stattgefunden hat, wird in einem Gleichnis veranschaulicht, das Jesus der einzigartigen Prophezeiung beigefügt hat, die er äußerte, als er am 11. Nisan (Frühlingsmonat) des Jahres 33 u. Z. auf dem Ölberg saß, der Jerusalem überragt. Er beantwortete ausführlich die folgende Frage seiner Apostel: „Wann werden diese Dinge sein, und was wird das Zeichen deiner Gegenwart [griechisch: parousia] und des Abschlusses des Systems der Dinge sein?“ (Matthäus 24:3) Nachdem er seinen Aposteln das Gleichnis von den „zehn Jungfrauen“ erzählt und ihnen gesagt hatte, was er sie dadurch lehren wollte, erzählte er ihnen ein weiteres Gleichnis; wenn alle darin geschilderten Ereignisse einträten, würde das bedeuten, daß die Zeit seiner unsichtbaren Parusie begonnen habe. Dieses Gleichnis wird gewöhnlich das „Gleichnis von den Talenten“ genannt. Es beginnt wie folgt:

      3 „Denn es ist so, wie wenn ein Mensch, der im Begriff stand, außer Landes zu reisen, seine eigenen Sklaven zu sich rief und ihnen seine Habe übergab. Und dem einen gab er fünf Talente, einem anderen zwei, noch einem anderen eines, einem jeden nach seiner eigenen Fähigkeit, und er ging außer Landes.“ — Matthäus 25:14, 15.

      4. (a) Was ist gemäß dem Kontext gemeint, wenn gesagt wird, es sei „so, wie wenn“ ein reicher Mann sein Vermögen seinen Sklaven übergibt, bevor er ins Ausland reist? (b) Wen stellt dieser „Mann“ dar, und warum?

      4 Doch was ist gemeint, wenn gesagt wird, es sei „so, wie wenn“ ein reicher Mann sein Vermögen seinen Sklaven übergibt, bevor er ins Ausland reist? Nun, damit sind die mit dem Königreich verbundenen Umstände gemeint, von denen Jesus Christus gerade gesprochen hat. Das zeigt das Gleichnis von den „zehn Jungfrauen“, das er vorher erzählt und mit den Worten eingeleitet hat: „Dann wird das Königreich der Himmel zehn Jungfrauen gleich werden, die ihre Lampen nahmen und auszogen, dem Bräutigam entgegen.“ (Matthäus 25:1) Das geht auch aus dem Gleichnis hervor, das Jesus nach dem Gleichnis von den „Talenten“ vorträgt. (Matthäus 25:31-34) In dem Gleichnis, das wir jetzt behandeln, meint der Herr Jesus Christus mit dem reichen Mann, der ins Ausland verreist, natürlich sich selbst. Er war ja nach dem „Zeichen“ seiner Gegenwart gefragt worden.

      5. In welchem Gleichnis, das Jesus früher erzählt hatte, finden wir auch einige Merkmale des Gleichnisses von den „Talenten“? Welchem unterschiedlichen Zweck dienten die beiden Gleichnisse jedoch?

      5 Verschiedene Merkmale des Gleichnisses von den „Talenten“ sind auch in einem Gleichnis zu finden, das Jesus früher erzählt hatte und das gewöhnlich das „Gleichnis von den Pfunden“ (oder Minen) genannt wird. Interessanterweise sollte die Erfüllung des prophetischen Gleichnisses von den „Talenten“, die in unsere Tage fällt, beweisen, daß die Zeit der Gegenwart oder Parusie des Königs und Herrn Jesus Christus da ist. Das Gleichnis von den „Pfunden“ oder Minen dagegen erzählte der Herr Jesus, um seinen Zuhörern vor Augen zu führen, daß damals das messianische Königreich noch in weiter Ferne lag. Der Bericht, der das Gleichnis von den Minen einleitet, lautet daher: „Während sie diesen Dingen lauschten, redete er außerdem in einem Gleichnis.“ Warum? „Weil er nahe bei Jerusalem war und sie meinten, das Königreich Gottes werde sich augenblicklich zeigen. Daher sprach er: ,Ein gewisser Mensch von vornehmer Geburt reiste in ein fernes Land, um Königsmacht für sich zu erlangen und zurückzukehren. Er rief zehn seiner Sklaven und gab ihnen zehn Minen und sprach zu ihnen: „Macht Geschäfte damit, bis ich komme.“ ‘ “ (Lukas 19:11-13) Hier ging es um eine lange Reise in ein fernes Land und um die Rückkehr von dieser Reise; das würde bedeuten, daß eine lange Zeit verstreichen würde, ehe der vornehme Mann, ausgestattet mit Königsmacht, zurückkehren würde.

      6. (a) Was war, zwei Tage bevor Jesus das Gleichnis von den „Talenten“ erzählte, geschehen, und was hatte sich damals nicht gezeigt? (b) Welche Frage erhebt sich daher nun?

      6 Auch als Jesus das Gleichnis von den „Talenten“ erzählte, war das messianische Königreich Gottes noch in weiter Ferne; es war nicht im Begriff, alsbald in Erscheinung zu treten. Zwei Tage davor, am Sonntag, dem 9. Nisan 33 u. Z., war Jesus auf dem Füllen einer Eselin im Triumph in Jerusalem eingeritten, und die jubelnde Volksmenge hatte ausgerufen: „Gesegnet ist, der im Namen Jehovas kommt! Gesegnet ist das kommende Königreich unseres Vaters David! Rette, bitte, in den Höhen droben!“ Und doch hatte sich das Königreich damals nicht gezeigt. (Markus 11:9, 10) Zeigt sich das Königreich in unserer Zeit? Das ist für uns jetzt die wichtige Frage! Seitdem Jesus als Mensch auf der Erde war, ist eine lange Zeit verflossen.

      7, 8. (a) Wie ermitteln wir, wann sich das prophetische Gleichnis von den „Talenten“ zu erfüllen begann? (b) Wie wird dies durch Apostelgeschichte 1:2-5 bestätigt?

      7 Die Erfüllung des prophetischen Gleichnisses von den „Talenten“, das auf die Parusie oder Gegenwart Jesu hindeutet, begann vor neunzehnhundert Jahren, zur Zeit der Apostel. Der gewisse „Mensch“ in dem Gleichnis, Jesus Christus selbst, war bis zum Tag seiner Himmelfahrt — zehn Tage bevor man in Jerusalem das Pfingstfest feierte — bei ihnen persönlich anwesend. Das Gleichnis beginnt mit den Worten, daß ein Mensch „im Begriff stand, außer Landes zu reisen“, und seine Sklaven zu sich rief und ihnen seine Habe übergab. Der auferstandene Jesus unternahm seine Reise „außer Landes“ oder „in ein fernes Land“ erst an dem Tag, an dem er in den Himmel auffuhr und den Blicken seiner Jünger entschwand. Somit mußte er vor jenem Geschehnis „seine eigenen Sklaven“, die Jünger, die ihm damals treu anhingen, zu sich gerufen und ihnen seine Habe übergeben haben. Deshalb müssen sich die am Anfang des Gleichnisses geschilderten Ereignisse in der Zeit zwischen seiner Auferstehung und seiner Auffahrt in die Gegenwart seines himmlischen Vaters abgespielt haben. Im Einklang damit lesen wir in Apostelgeschichte 1:2-5:

      8 „Bis zu dem Tag, da er hinaufgenommen wurde, [hatte Jesus mit seinen Jüngern Geschäftliches zu besprechen. Er wurde hinaufgenommen,] nachdem er durch heiligen Geist den von ihm ausgewählten Aposteln Auftrag gegeben hatte. Diesen zeigte er sich auch, nachdem er gelitten hatte, durch viele sichere Beweise als lebend, indem er vierzig Tage hindurch von ihnen gesehen wurde und von den Dingen über das Königreich Gottes redete. Und während er mit ihnen zusammenkam, gab er ihnen die Weisung: ,Entfernt euch nicht von Jerusalem, sondern wartet weiterhin auf das, was der Vater verheißen hat, worüber ihr von mir hörtet; denn Johannes taufte zwar mit Wasser, ihr aber werdet nicht viele Tage nach diesem in heiligem Geist getauft werden.‘ “

      9. (a) Was deutet in dem Gleichnis von den „Talenten“ auf den Zweck der Auslandsreise des Mannes hin? (b) Zu welchem Zweck reiste der in dem ähnlichen Gleichnis von den Minen erwähnte Mann in ein fernes Land, und wie bestätigte Jesus dies beim Abendmahl?

      9 Das Land, in das der in dem Gleichnis erwähnte „Mensch“, der „außer Landes“ ging, reiste, war der Himmel selbst, wo der himmlische Vater des Herrn Jesus Christus wohnt. In Lukas 19:12 wird es mit Recht als ein „fernes Land“ bezeichnet. In dem Gleichnis von den „Talenten“ sagt Jesus nicht, warum der „Mensch“ außer Landes reiste. Er deutet aber an, daß er das tat, um eine besondere „Freude“ zu erlangen und seine „Habe“ um „vieles“ zu vermehren. Als dieser Mann den Zweck seiner Auslandsreise erreicht hatte, ging er als Herr der „Sklaven“, die er zurückgelassen hatte, in seine „Freude“ ein. In dem analogen oder ähnlichen Gleichnis von den Minen wird angedeutet, daß er ins Ausland reiste, um „Königsmacht für sich zu erlangen und zurückzukehren“. Der Besitz des Königreiches war daher seine „Freude“. Jesus deutete an, daß er deswegen in den Himmel ging, als er zu seinen treuen Aposteln sagte, nachdem er ihnen gezeigt hatte, wie sie alljährlich das Abendmahl feiern sollten: „Ich mache einen Bund mit euch, so, wie mein Vater einen Bund mit mir gemacht hat, für ein Königreich, damit ihr an meinem Tisch in meinem Königreich eßt und trinkt und auf Thronen sitzt, um die zwölf Stämme Israels zu richten.“ — Lukas 22:29, 30.

      10. Wen stellen die in dem Gleichnis erwähnten „eigenen Sklaven“ dar, und was beweist, daß sie diese Bezeichnung selbst angenommen hatten?

      10 Die in dem Gleichnis erwähnten „eigenen Sklaven“ waren die getauften Jünger Jesu Christi, die die Aussicht hatten, im „Königreich der Himmel“ auf einem Thron zu sitzen. Die Apostel schämten sich nicht, zu bekennen, „Sklaven“ des Herrn Jesus zu sein. Der zweite Brief des Petrus beginnt zum Beispiel mit den Worten: „Simon Petrus, ein Sklave und Apostel Jesu Christi.“ (2. Petrus 1:1) Der Apostel Johannes leitet das letzte Buch der Bibel, die Offenbarung, mit dem Hinweis ein: „Er [Jesus Christus] sandte seinen Engel aus und legte sie durch ihn in Zeichen seinem Sklaven Johannes dar.“ (Offenbarung 1:1) Der Jünger Judas beginnt seinen Brief wie folgt: „Judas, ein Sklave Jesu Christi, aber ein Bruder des Jakobus.“ (Judas 1) Der Jünger Jakobus beginnt seinen Brief mit den Worten: „Jakobus, ein Sklave Gottes und des Herrn Jesus Christus, an die zwölf Stämme, die überall zerstreut sind.“ (Jakobus 1:1) Der Apostel Paulus leitet seinen Brief an die Philipper folgendermaßen ein: „Paulus und Timotheus, Sklaven Christi Jesu, an alle Heiligen in Gemeinschaft mit Christus Jesus, die in Philippi sind.“ — Philipper 1:1.

      DIE ÜBERGABE „SEINER HABE“

      11. Worin bestand die „Habe“, die Jesus als der in dem Gleichnis erwähnte „Mensch“ seinen „Sklaven“ hinterließ, nicht?

      11 Mit den „Sklaven“, die der scheidende Jesus Christus zu sich rief, ehe er die Erde verließ, und denen er „seine Habe“ übergab, waren die Jünger gemeint, die die Aussicht hatten, das himmlische Königreich zu ererben. (Matthäus 25:14) Worum handelte es sich bei dieser Habe? Er hinterließ seinen Jüngern keine materiellen Güter wie Häuser, Land, Kleider oder ein Bankkonto. Er hinterließ Maria, seine alternde Mutter, und seine Halbbrüder und Halbschwestern, als er auf Golgotha am Marterpfahl starb; und diese erbten nach dem Gesetz Mose irgendwelche materiellen Güter, die er hinterließ. Und während der dreieinhalb Jahre, in denen er Gottes Königreich predigte und lehrte, trachtete er nicht danach, „Schätze auf der Erde“ aufzuhäufen, sondern suchte zuerst das Königreich seines himmlischen Vaters. (Matthäus 6:19, 20, 33; 12:46, 47; 24:3-47; Apostelgeschichte 1:14) Was hinterließ er also, das er seinen „Sklaven“ übergeben konnte?

      12, 13. (a) Was hinterließ Jesus Christus denn als „Habe“? (b) Wie bestätigte Jesus diese Auffassung durch das, was er zu seinen Aposteln am Jakobsbrunnen in Samaria sagte?

      12 Es war eine Grundlage für weitere christliche Tätigkeit, ein bearbeitetes Feld, wo die gute Botschaft von Gottes messianischem Königreich weiterhin gepredigt werden konnte und wo erfolgreich Jünger Christi gemacht werden konnten. Es war ein gebahnter Weg für seine Jünger oder seine „Sklaven“. Schon im Jahre 30 u. Z. sagte Jesus, als ihn sein Weg durch das Land Samaria führte und nachdem er einer Samariterin am „Jakobsbrunnen“ bei Sychar gepredigt hatte, zu seinen Aposteln:

      13 „Seht! Ich sage euch: Hebt eure Augen auf und schaut die Felder an, daß sie weiß sind zur Ernte. Schon empfängt der Schnitter Lohn und sammelt Frucht zum ewigen Leben, so daß sich der Sämann und der Schnitter zusammen freuen können. Hierin bewahrheitet sich in der Tat der Spruch: Einer sät aus, und ein anderer erntet. Ich habe euch ausgesandt, das zu ernten, wofür ihr keine mühevolle Arbeit geleistet habt. Andere haben hart gearbeitet, und ihr habt den Nutzen ihrer mühevollen Arbeit erlangt.“ — Johannes 4:35-38.

      14. (a) Welcher Unterschied bestand zwischen der öffentlichen Tätigkeit Johannes’ des Täufers und der Jesu Christi? (b) Wo und wie hatte Jesus gewirkt, so daß er ein bebautes Feld hinterlassen konnte, das fruchtbar sein würde?

      14 Etwa sechs Monate lang hatte Johannes der Täufer als Wegbereiter Jesu gewirkt und verkündigt: „Bereut, denn das Königreich der Himmel hat sich genaht.“ Und nachdem Johannes im Jahre 30 u. Z. eingesperrt worden war, begann Jesus, die gleiche Botschaft zu verkündigen. In den darauffolgenden drei Jahren benutzte Jesus jede Gelegenheit, um diese Botschaft zu predigen und das Volk zu lehren. Johannes der Täufer konnte somit nur ganz kurze Zeit in Freiheit öffentlich tätig sein, nur etwa ein Jahr lang; die öffentliche und private Tätigkeit Jesu war indessen dreimal so lang. Von beiden Männern kann gesagt werden, sie hätten ausgesät; Jesus machte da weiter, wo Johannes aufgehört hatte. Jesus begann, Jünger einzusammeln, aber er hätte auf seinem Feld, auf dem er tätig war, noch viel mehr einsammeln können. (Matthäus 4:12-23; 3:1-7) Jesus hatte außerdem während seiner öffentlichen Tätigkeit sowie durch seinen gewaltsamen Tod und seine Auferstehung die biblischen Prophezeiungen über den verheißenen Messias erfüllt, und das war allgemein bekannt. Das blieb nicht ohne Wirkung auf das jüdische Volk, das in dem Gebiet lebte, in dem Jesus Christus zu jener Zeit der umstrittenste Mann der Öffentlichkeit war. Die Folge war ein bebautes Feld, das Jünger Christi hervorbringen würde.

      15. (a) Welches wertvolle Gut, das günstige Möglichkeiten bot, hinterließ Jesus Christus also seinen Jüngern? (b) Wie viele waren es anfänglich, denen er diese „Habe“ hinterließ?

      15 Jesus bestellte somit das Menschen„feld“, auf dem er tätig war, so, daß günstige Bedingungen oder Voraussetzungen für das Hervorbringen von Jüngern vorhanden waren, er bereitete es so vor, daß für das künftige Werk seiner Jünger gute Wachstums- oder Erfolgsmöglichkeiten bestanden. Das vorbereitete Feld, das solche Möglichkeiten für das Hervorbringen und Einsammeln von Jüngern Christi bot, bildete die „Habe“ des auferstandenen Herrn Jesus Christus. Diese „Habe“ übergab er seinen Jüngern, seinen Sklaven. Nach seiner Auferstehung war er „mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal“ erschienen, aber am Tag des Pfingstfestes waren dann nur etwa hundertzwanzig Jünger in dem Obersaal in Jerusalem versammelt, die als erste den heiligen Geist, der aus dem Himmel auf sie herabgegossen wurde, empfingen. (1. Korinther 15:6; Matthäus 28:16-18; Apostelgeschichte 1:13-15) Somit müssen es mindestens über hundert „Sklaven“ Christi gewesen sein, denen er seine „Habe“ übergab, ehe er außer Landes reiste, indem er zu seinem himmlischen Vater auffuhr.

      16. Welchen Geldwert hatte die „Habe“ des in dem Gleichnis erwähnten Mannes, und wie verteilte er diese „Habe“ unter seine „Sklaven“?

      16 Wie verteilte er seine „Habe“, und wovon ließ er sich dabei leiten? Wir lesen: „Und dem einen gab er fünf Talente, einem anderen zwei, noch einem anderen eines, einem jeden nach seiner eigenen Fähigkeit, und er ging außer Landes.“ (Matthäus 25:15) Seine „Habe“ bestand somit aus acht (8) Silbertalenten, die er unter seine Sklaven verteilte. Im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung war das ein großes Vermögen, denn jedes Silbertalent entsprach sechzig (60) Minen, was etwa 850 amerikanischen Dollar entsprechen würde. Der Sklave, dem ein Silbertalent anvertraut wurde, erhielt diese Menge Geld, um damit zu handeln; der Sklave, dem zwei Talente anvertraut wurden, erhielt das Doppelte jener Summe; der Sklave, dem fünf Talente anvertraut wurden, erhielt das Fünffache jener Summe. Jeder Sklave erhielt die Menge Geld, die „seiner eigenen Fähigkeit“ entsprach, mit einer solchen Summe umzugehen und Geschäfte damit zu machen. Der reiche Mann kannte seine Sklaven und ihre Fähigkeiten.

      17. (a) Was für Fähigkeiten hatten die in dem Gleichnis erwähnten Sklaven, und was ist in dieser Hinsicht über die Erfüllung dieses prophetischen Gleichnisses zu sagen? (b) Welcher Sklave erhielt in dem Gleichnis die größte Verantwortung, und wer wird durch ihn veranschaulicht?

      17 Bei der in dem Gleichnis von den „Talenten“ erwähnten „Fähigkeit“ handelte es sich um die natürlichen Fähigkeiten der Sklaven, die diese herangebildet oder entwickelt hatten. In der Erfüllung dieses prophetischen Gleichnisses handelt es sich dabei nicht um körperliche oder geistige Fähigkeiten — obwohl diese wertvoll und nützlich sein können —, sondern um die Möglichkeiten, die ein Sklave Christi, der die Aussicht hat, das himmlische Königreich zu ererben, in religiöser Hinsicht hat. Die Hingabe, die Dienstbereitschaft und der Eifer des Sklaven Christi begünstigen seine Möglichkeiten, mit dem ihm übergebenen geistigen Reichtum zu handeln. Der Sklave, der entsprechend seiner Fähigkeit den Teil der Habe erhält, der durch die fünf Talente veranschaulicht wird, trägt natürlich die größte Verantwortung. Der Herr Jesus Christus übertrug seinen Sklaven, den Aposteln, die größte Verantwortung; sie mußten ein großes wegbereitendes Werk tun, auch sollten sie die sekundären Grundlagen der Christenversammlung bilden. — Offenbarung 21:14; Epheser 2:20-22.

      18. (a) Was wurde dadurch dargestellt, daß es nur drei „Sklaven“ waren? (b) Wen veranschaulichen sie ebenfalls, obwohl in dem Gleichnis nur von Männern die Rede ist?

      18 Der Herr Jesus Christus hat natürlich mehr als drei geistige „Sklaven“, mit denen er einen Bund für das himmlische Königreich gemacht hat. Die drei „Sklaven“ in dem Gleichnis veranschaulichen somit drei verschiedene Klassen derer, die die Hoffnung haben, das himmlische Königreich zu ererben. Zur Versammlung geistgezeugter Christen gehörten auch viele gläubige Frauen, das dürfen wir nicht vergessen. Am Tag des Pfingstfestes des Jahres 33 u. Z. zählte z. B. Maria, die Mutter Jesu, dazu; und wahrscheinlich waren Maria und Martha von Bethanien, einem Dorf bei Jerusalem, unter den in Apostelgeschichte 1:14 erwähnten „einigen Frauen“, die an jenem denkwürdigen Pfingsttag den heiligen Geist empfingen. (Johannes 11:1-45) Als in Jerusalem eine Verfolgung ausbrach, ging der Evangeliumsverkündiger Philippus nach dem nördlich davon gelegenen Samaria, wo er Samariterinnen fand, die gläubig wurden, denn wir lesen: „Als sie aber Philippus glaubten, der die gute Botschaft vom Königreich Gottes und vom Namen Jesu Christi verkündete, ließen sie sich taufen, sowohl Männer als auch Frauen.“ — Apostelgeschichte 8:12.

      19. (a) Was sollten die in dem Gleichnis erwähnten „Sklaven“ nach den Erwartungen des „Menschen“ mit seiner „Habe“ tun? (b) Was sollten nach den Erwartungen Jesu Christi seine Jünger, seine „Sklaven“, mit der „Habe“ tun, die er ihnen hinterlassen hatte?

      19 In dem Gleichnis erwartete der Mann, der verreiste, daß seine Sklaven während seiner Abwesenheit mit diesen Talenten Geschäfte machen und so seine Habe vermehren würden. Er wollte, daß sie mit diesem Geld arbeiteten und es nicht brachliegen ließen. Auch der Herr Jesus Christus erwartete von seinen Jüngern, seinen „Sklaven“, denen er all seine Habe auf der Erde anvertraute, daß sie das vorbereitete, bebaute Feld, das er ihnen übergab, weiter bearbeiten würden, ja er gebot ihnen sogar, dies zu tun; sie sollten es nicht vernachlässigen, so daß es keinen Ertrag bringen würde. Sie sollten auch nicht nur das ursprüngliche Feld, sondern noch weitere Felder bearbeiten und so das ursprüngliche Feld vergrößern. Ja, der abwesende Herr Jesus Christus erwartete, daß sie seine Habe vermehrten, andernfalls würden sie wegen ihres Pflichtversäumnisses bestraft.

      MIT DEN „TALENTEN“ GESCHÄFTE MACHEN

      20. Was erwartete der „Mensch“ von seinen Sklaven hinsichtlich der ihnen anvertrauten Talente, und wieso lohnte es sich für die Sklaven, daß sie seine Erwartungen erfüllten?

      20 Obwohl den Sklaven in dem Gleichnis nicht ausdrücklich gesagt wurde, sie sollten die Talente vermehren, war ihnen klar, daß das von ihnen erwartet wurde. Das geht aus dem Gleichnis hervor, denn wir lesen: „Sogleich ging der, der die fünf Talente empfangen hatte, hin und machte Geschäfte damit und gewann fünf weitere. Desgleichen gewann der, der die zwei empfangen hatte, zwei weitere.“ (Matthäus 25:16, 17) Diese beiden Sklaven brachten offensichtlich das Geld nicht auf die Bank, wo es Zinsen getragen hätte, weil die Bank damit gearbeitet hätte; sondern sie machten selbst Geschäfte, wobei sie sachkundig und scharfsinnig sowie klug vorgingen. Ihre persönlichen Anstrengungen machten sich bezahlt, denn jeder verdoppelte sein Geld. Jeder nutzte ‘seine eigene Fähigkeit’, erwies sich gegenüber seinem Gebieter als treu, war ihm ergeben und von dem Wunsch erfüllt, sein Wohlgefallen zu erlangen.

      21, 22. Wie und in welchem Ausmaß sollte die „Habe“ Jesu Christi vermehrt werden? In welchen Gebieten?

      21 Wie sollte sich nun das in dem prophetischen Gleichnis geschilderte Verdoppeln des Anteiles der „Habe“, die der Herr Jesus Christus den voraussichtlichen Erben des Königreiches übergeben hat, erfüllen? Der Herr Jesus Christus sagte, wie es geschehen sollte, und im Bibelbericht finden wir Beispiele dafür, wie es vor neunzehnhundert Jahren vor sich ging. Der Herr Jesus verkörperte sich einige Tage vor seiner Himmelfahrt und erschien seinen Jüngern an einem Ort auf einem Berg in der Provinz Galiläa, wohin er sie bestellt hatte. Dort sagte er zu ihnen: „Mir ist alle Gewalt im Himmel und auf der Erde gegeben worden. Geht daher hin und macht Jünger aus Menschen aller Nationen, tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu halten, was ich euch geboten habe. Und siehe! ich bin bei euch alle Tage bis zum Abschloß des Systems der Dinge.“ (Matthäus 28:16-20) Am Tag seiner Himmelfahrt erklärte er ihnen noch deutlicher, wie sie vorgehen sollten, um seine „Habe“ zu vermehren. Wir lesen darüber:

      22 „Als sie nun zusammengekommen waren, gingen sie daran, ihn zu fragen: ,Herr, stellst du in dieser Zeit für Israel das Königreich wieder her?‘ Er sprach zu ihnen: ,Es ist nicht eure Sache, über die Zeiten oder Zeitabschnitte Kenntnis zu erlangen, die der Vater in seine eigene Rechtsgewalt gesetzt hat; aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der heilige Geist auf euch gekommen ist, und ihr werdet Zeugen von mir sein sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis zum entferntesten Teil der Erde.‘ “ — Apostelgeschichte 1:6-8.

      23. (a) Auf welche Gebiete hatte Jesus seine Predigt- und Lehrtätigkeit beschränkt, und was wurde dadurch bewirkt? (b) Wo fanden also die Jünger die „Habe“ Christi, mit der sie arbeiten sollten, bis wessen festgesetzte Zeit kommen würde?

      23 Als Jesus auf der Erde wirkte, hatte er seine Tätigkeit als Prediger und Lehrer des Königreiches auf Jerusalem und die Provinzen Galiläa und Judäa (einschließlich Samarias) und auf Peräa am Ostufer des Jordan beschränkt. In diesen Gebieten hatte Jesus unter den Juden und Samaritern durch seine Tätigkeit günstige Bedingungen dafür geschaffen, daß weitere Jünger gemacht werden konnten. Die in diesen Gebieten herrschenden Bedingungen sollten die Jünger ausnutzen, um die Zahl der Jünger Christi zu vermehren; es war die „Habe“, die Jesus, ihr Herr, ihnen, den „Sklaven“, übergeben hatte. Somit sollten sie bis zu den ‘Zeiten oder Zeitabschnitten, die der himmlische Vater in seine eigene Rechtsgewalt gesetzt hatte’, in diesen vorbereiteten Gebieten tätig sein. Das mußten sie tun, eingedenk der Tatsache, daß Christus „ein Diener derer wurde, die beschnitten sind, um so die Verheißungen, die Er ihren Vorvätern gab, zu bestätigen“. — Römer 15:8.

      24. (a) Wie begannen die Jünger, nachdem sie den heiligen Geist empfangen hatten, unverzüglich, mit der „Habe“ ihres Herrn zu arbeiten, und welche Vermehrung erzielten sie? (b) Bei wem fanden die gläubigen Juden, die nach Pfingsten an ihren Wohnort zurückkehrten, ein ertragfähiges Feld vor?

      24 In Übereinstimmung damit nutzten damals die Jünger oder „Sklaven“ das Besitztum, das der Herr Jesus vorbereitet und bebaut und das er ihnen als seine „Habe“ übergeben hatte; sie bewirtschafteten dieses geistige Besitztum, um eine Vermehrung der Jünger zu erzielen. Sie begannen damit in Jerusalem, und zwar sofort, noch an jenem Tag des Pfingstfestes des Jahres 33 u. Z. Das unmittelbare Ergebnis waren etwa dreitausend Getaufte, die aufgrund ihrer Taufe mit heiligem Geist die Aussicht erhielten, das Königreich Gottes zu ererben. Es waren alles Beschnittene, teils natürliche Juden, teils Proselyten, d. h. Personen, die zur jüdischen Religion übergetreten waren. Die Jünger arbeiteten aber mit der ihnen anvertrauten Habe des Herrn Jesus weiter; sie machten damit „Geschäfte“, gewannen Jünger Christi hinzu, so daß sich einige Zeit später deren Zahl in Jerusalem auf „etwa fünftausend“ belief. (Apostelgeschichte 4:4) Zweifellos fanden Hunderte der Juden und Proselyten, die, nachdem sie in Jerusalem das Pfingstfest gefeiert hatten, an ihren Wohnort in einem der verschiedenen Länder der Erde zurückkehrten, bei den Juden, unter denen sie wohnten, ein Feld vor, auf dem sie für das Christentum tätig sein konnten.

      25. (a) Wie hatte Jesus — was die Juden und Proselyten betrifft, die jeweils die Feste in Jerusalem besuchten — mit einem Teil der „Habe“ bereits gearbeitet? (b) Wie führte die Verfolgung dazu, daß sich der christliche Glaube bis zu Judengemeinden außerhalb der jüdischen Provinzen ausbreitete?

      25 Wahrscheinlich hatten viele dieser Juden und Proselyten, die an ihren Wohnort zurückkehrten, Jesus Christus bei früheren Besuchen in Jerusalem, wo sie stets an den Festen teilnahmen, gesehen und gehört. Somit hatte Jesus unter den Juden und Proselyten, die jeweils Jerusalem besuchten, durch seine Tätigkeit bereits günstige Bedingungen geschaffen, und die Apostel und die übrigen Jünger in Jerusalem nutzten das aus, indem sie mit diesem Teil der „Habe“ Jesu „Geschäfte machten“. (Johannes 12:20-29; Apostelgeschichte 2:5-11) So entstand in Rom (Italien), lange bevor der Apostel Paulus dahin kam, eine Versammlung, die viele Christen umfaßte. (Römer 1:1-7; 15:22-24) Auch die Verfolgung, die in Jerusalem gegen die Jünger Christi einsetzte, führte dazu, daß sich vielerorts unter den Juden außerhalb der jüdischen Provinzen der christliche Glaube ausbreitete. Wir lesen in Apostelgeschichte 11:19: „Deshalb zogen die, die durch die Drangsal zerstreut worden waren, welche wegen Stephanus entstand, bis hin nach Phönizien und Zypern und Antiochia, redeten das Wort jedoch zu niemand als nur zu den Juden.“

      26. (a) Bis wann und bis zu welchem Ereignis wurde das Werk des Jüngermachens nur auf das jüdische Feld beschränkt? (b) Wie kam es durch die Tätigkeit in diesem neuerschlossenen Gebiet zu einer Vermehrung der geistigen „Talente“?

      26 Bis zum Herbst des Jahres 36 u. Z. wurde die Vermehrung der „Habe“ des abwesenden Herrn Jesus Christus auf die Juden und die jüdischen Proselyten beschränkt. Dann kam die Zeit, da die Zahl der Jünger Christi in anderen Gebieten zunehmen sollte, wie Jesus geboten hatte, als er sagte: „Geht daher hin und macht Jünger aus Menschen aller Nationen, tauft sie“ und: „Ihr werdet Zeugen von mir sein ... bis zum entferntesten Teil der Erde.“ (Matthäus 28:19, 20; Apostelgeschichte 1:8) Es war die von Gott bestimmte Zeit, in der die jüdischen Jünger mit den geistigen „Talenten“ oder der „Habe“, die Jesus ihnen anvertraut hatte, „Geschäfte machen“ und so weitere geistige „Talente“ hinzugewinnen sollten. Das begann mit einem Schritt, den die Klasse unternahm, der die fünf Talente anvertraut worden waren; es begann, als der Apostel Petrus nach Cäsarea, dem Sitz der römischen Regierung für Judäa, gesandt wurde, um Kornelius zu einem Jünger Jesu Christi zu machen. (Apostelgeschichte 10:1 bis 11:18) Dadurch wurde der ganze heidnische oder nichtjüdische Teil der Menschheit dem Werk des Jüngermachens erschlossen. Das war ein Gebiet, das Jesus Christus, als er auf der Erde war, von Jehova Gott nicht zugeteilt erhalten hatte, um darin zu säen und zu ernten oder um darin Jünger zu machen. — Matthäus 15:24.

      27. Was setzte es von seiten der Jünger aus den Juden voraus, ein weltweites Gebiet zu erschließen und ertragfähig zu machen?

      27 Das Gebiet war groß, auf dessen Bevölkerung Jesus Christus nicht eingewirkt und wo er seinen Jüngern den Weg nicht geöffnet hatte, indem er das Feld vorbereitet und bebaut hätte, so daß sie es leichter gehabt hätten, das Wachstum der Christenversammlung zu fördern. Doch die Jünger zogen Nutzen aus dem, was Jesus ursprünglich getan hatte, um ihnen ein bebautes Feld zu hinterlassen; es war ihnen von Vorteil und verlieh ihnen den nötigen Schwung, um als erfahrene, qualifizierte Arbeiter den Samen auszustreuen und für gute Wachstumsbedingungen zu sorgen und so weitere Felder, die Jünger Jesu, des Messias, hervorbrachten, dem ursprünglichen Feld hinzuzufügen. Das bedeutete, daß sie selbst bahnbrechend wirkten; es setzte Mut, aufrichtige Bemühungen, sorgfältige Betreuung und Beharrlichkeit voraus, wollten sie Verluste vermeiden. Sie bauten nicht mehr auf der Grundlage eines anderen Menschen, sondern sie verrichteten selbst in einem ganz neuen Gebiet alle vorbereitenden Arbeiten für das Jüngermachen. Das zeigte, daß sie ihrem Herrn gehorchten. — Römer 15:17-21.

      28, 29. (a) Wie haben die späteren Jünger oder „Sklaven“ Christi, dem Beispiel der Jünger des ersten Jahrhunderts folgend, ein jeder nach seiner Fähigkeit ihr Bestes getan? (b) Was spielte beim Erzielen von Wachstum die größte Rolle?

      28 Die Apostel und andere Jünger Jesu Christi, die im ersten Jahrhundert lebten, gaben ein Beispiel dafür, wie mit den sinnbildlichen „Talenten“, die ihnen übergeben worden waren, „Geschäfte gemacht“ werden sollten. Sie vermehrten die Zahl der Talente ihres Herrn um hundert Prozent. Die Klasse der „Sklaven“ Christi, der „fünf Talente“ von der „Habe“ des Herrn anvertraut worden waren, erhandelte fünf weitere Talente. Die Klasse der „Sklaven“ Christi, die für zwei Talente des Vermögens ihres Herrn verantwortlich gemacht wurde, erhandelte zwei weitere Talente. Jede der beiden Klassen erzielte einen hundertprozentigen Gewinn, jede leistete also das, was ihr möglich war; keine war besser als die andere. Jeder der Sklaven tat soviel, wie von ihm erwartet werden konnte. Jeder tat nach „seiner eigenen Fähigkeit“ sein Bestes. Doch der Gewinn, den sie alle mit der Habe ihres Herrn erzielten, war nicht nur der „Fähigkeit“ der einzelnen „Sklaven“ zuzuschreiben. Es war noch ein anderer Faktor mit im Spiel, und das war sogar der wesentlichste von allen. Der Apostel Paulus erwähnte diesen Faktor, als er seinen eigenen Dienst mit dem Dienst des redegewandten Jüngers Apollos verglich, indem er folgendes schrieb:

      29 „Was ist denn Apollos? Ja, was ist Paulus? Diener, durch die ihr gläubig geworden seid, so, wie der Herr es einem jeden gewährt hat. Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen, Gott aber hat es fortwährend wachsen lassen, so daß weder der Pflanzende etwas ist noch der Begießende, sondern Gott, der es wachsen läßt. Der Pflanzende nun und der Begießende sind eins, doch wird jeder seinen eigenen Lohn gemäß seiner eigenen mühevollen Arbeit empfangen. Denn wir sind Gottes Mitarbeiter. Ihr seid Gottes Feld zur Bebauung, Gottes Bau.“ — 1. Korinther 3:5-9.

      30. (a) Wem ist somit das Wachstum in erster Linie zuzuschreiben? (b) Welchen Beweis für ein Wachstum gab es im ersten Jahrhundert in dem Gebiet, das die Jünger bearbeiteten?

      30 Somit ist das Wachstum Gott zuzuschreiben, und die „Sklaven“ Christi sind lediglich Werkzeuge, die er gern dazu gebraucht, dieses Wachstum zu bewirken. Er hilft den „Sklaven“, ihre Aufgaben zu erfüllen. Er rüstet die „Sklaven“ mit allem aus, was sie benötigen, um das Werk, Jünger aus Menschen aller Nationen zu machen, erfolgreich durchzuführen. So wurde das vorbereitete, bebaute Gebiet, in dem viele Jünger zu gewinnen waren, das der scheidende Sohn Gottes seinen treuen Jüngern zurückließ, vergrößert, denn überall auf der Erde wurden weitere solche Gebiete geschaffen, weil die „Sklaven“ Christi seinen Geboten gehorchten und sein Beispiel nachahmten. Welchen Beweis gab es dafür im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung? Außerhalb von Jerusalem und von Judäa, Galiläa und Samaria entstanden Versammlungen, bestehend aus Jüngern, die Erben des Königreiches der Himmel waren. In Asien, Afrika, Europa und auf den Inseln des Mittelmeeres wurden Versammlungen gegründet.

      31. Was ist in diesem Zusammenhang zum Beispiel über Petrus zu sagen, wenn man bedenkt, von wo aus er seinen ersten Brief geschrieben hat?

      31 Ein Beispiel ist die Tätigkeit des Apostels Petrus. Er war einer der vier Apostel, die, nachdem sie gehört hatten, was Jesus über die Zerstörung des prachtvollen Tempels in Jerusalem vorausgesagt hatte, ihm die Frage gestellt hatten: „Wann werden diese Dinge geschehen, und was wird das Zeichen sein, wann alle diese Dinge zu einem Abschluß kommen sollen?“ (Markus 13:1-4) Etwa dreißig Jahre später, um das Jahr 62 bis 64 u. Z., oder mehrere Jahre ehe „diese Dinge“ — die Belagerung Jerusalems und dann die Zerstörung der Stadt samt ihrem Tempel — geschahen, war der Apostel Petrus außerhalb des Römischen Reiches als Missionar tätig. Der erste Brief, den er an Mitchristen im Römischen Reich richtete, wurde in der am Euphrat gelegenen Stadt Babylon, in Mesopotamien, geschrieben; und gegen Ende dieses Briefes bezieht er sich auf die dortige Christenversammlung mit den Worten: „Es grüßt euch, die in Babylon ist, eine Auserwählte wie ihr.“ — 1. Petrus 5:13.

      32—34. (a) Ungefähr wann und von wo aus schrieb Paulus seinen Brief an die Kolosser? (b) Wie deutete Paulus darin an, daß die „Talente“, die den Jüngern übergeben worden waren, weltweit vermehrt worden waren?

      32 Ein weiteres Beispiel ist der Apostel Paulus. Er war schließlich nach Rom, in die Reichshauptstadt, gelangt, aber als Gefangener, der sich auf den Kaiser berufen hatte, um einen unparteiischen Richter zu haben. Von dem Haus in Rom aus, wo er in Haft war, schrieb er um das Jahr 60 bis 61 u. Z. an die Christenversammlung in Kolossä (Kleinasien). Das war beinahe zehn Jahre bevor „diese Dinge“, die der Herr Jesus Christus vorhergesagt hatte, geschahen, und dennoch sprach der Apostel schon damals — also mehrere Jahre vor dem Ende des jüdischen Systems der Dinge, dessen Mittelpunkt Jerusalem gewesen war — davon, daß die sinnbildlichen „Talente“, die Jesus seinen „Sklaven“ übergeben hatte, sich weltweit vermehrt hätten. Paulus schrieb in Verbindung mit der „Verkündigung ... dieser guten Botschaft“:

      33 „Wir [haben] von eurem Glauben in Verbindung mit Christus Jesus gehört ... und der Liebe, die ihr zu allen Heiligen habt, wegen der Hoffnung, die für euch in den Himmeln aufbehalten ist. Von dieser Hoffnung habt ihr zuvor durch die Verkündigung der Wahrheit von dieser guten Botschaft gehört, die sich euch dargeboten hat, gleichwie sie in der ganzen Welt Frucht trägt und zunimmt, so wie auch unter euch, seit dem Tage, da ihr gehört und die unverdiente Güte Gottes in Wahrheit genau kennengelernt habt. Das ist es, was ihr von Epaphras, unserem geliebten Mitsklaven, gelernt habt, der ein treuer Diener des Christus zu unseren Gunsten ist, der uns auch eure Liebe in geistiger Hinsicht enthüllt hat.

      34 Ja euch, die ihr einst entfremdet und Feinde wart, weil euer Sinn auf die Werke gerichtet war, die böse waren, hat er jetzt wieder versöhnt mittels seines Fleischesleibes durch seinen Tod, um euch heilig und makellos und frei von Anklage vor ihm darzustellen, vorausgesetzt natürlich, daß ihr im Glauben verbleibt, fest gegründet und standhaft, und nicht abgetrieben werdet von der Hoffnung dieser guten Botschaft, die ihr gehört habt und die in der ganzen Schöpfung, die unter dem Himmel ist, gepredigt worden ist.“ — Kolosser 1:4-8, 21-23.

      35. In welch kurzer Zeit bewirkte der Eifer der Jünger des ersten Jahrhunderts dieses Zeugnis, und welche Prophezeiung Jesu erfüllte sich dadurch?

      35 Welch ein Zeugnis waren diese inspirierten Worte des Apostels Paulus für den Eifer, mit dem diese „Sklaven“ des Herrn Jesus Christus im ersten Jahrhundert mit den ihnen übergebenen „Talenten“ „Geschäfte machten“! Welche Leistung in einer solch kurzen Zeit! Schon damals ‘trug die gute Botschaft in der ganzen Welt Frucht und nahm zu’; schon damals wurde sie „in der ganzen Schöpfung, die unter dem Himmel ist, gepredigt“! Man überlege: Jesus Christus hatte sich in den Jahren 29 bis 33 u. Z., ‘beim Abschluß der Systeme der Dinge, ein für allemal offenbar gemacht’, und noch bevor die Zeit des Abschlusses des jüdischen Systems der Dinge im Jahre 70 u. Z. zu Ende ging, als das religiöse Zentrum der Juden zerstört wurde, hatten die Juden in der ganzen damals bekannten Welt ein Zeugnis über das messianische Königreich Gottes erhalten. Auch den heidnischen Nationen war ein solches Zeugnis gegeben worden, wodurch sich Jesu Prophezeiung über das „Zeichen“ des „Abschlusses des Systems der Dinge“ im Vorbild erfüllt hatte, nämlich: „Diese gute Botschaft vom Königreich wird auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden, allen Nationen zu einem Zeugnis; und dann wird das Ende kommen.“ — Matthäus 24:14; Hebräer 9:26.

      DIE ERFÜLLUNG DES PROPHETISCHEN GLEICHNISSES ERREICHT HEUTE IHREN HÖHEPUNKT

      36. Kam der Herr der „Sklaven“ oder Jünger vor oder nach der Zerstörung Jerusalems wieder, und was deuten die Worte, mit denen Johannes die Offenbarung abschließt, in bezug auf das Kommen Christi an?

      36 Diese „Sklaven“, die im ersten Jahrhundert lebten und die die wertvollen „Talente“ trotz Kriegen, Seuchen, Hungersnöten, Erdbeben und Verfolgung in der ganzen Welt vermehrt hatten, starben alle, aber ihr Herr und Gebieter, der von ihnen weggegangen war, kehrte nicht zu ihren Lebzeiten zurück, weder vor noch nach der Zerstörung Jerusalems durch das römische Heer. Etwa sechsundzwanzig Jahre nach dieser Katastrophe, die für die religiöse Welt der Juden entsetzlich war, erhielt der Apostel Johannes, der auf der Insel Patmos eine Freiheitsstrafe verbüßen mußte, die göttliche Offenbarung, in der er auf die Zukunft hinwies und sagte: „Siehe! Er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch die, die ihn durchstochen haben.“ Und Johannes schloß den Bericht über die Offenbarung mit dem Gebet: „ ‚Amen! Komm, Herr Jesus.‘ Die unverdiente Güte des Herrn Jesus Christus sei mit den Heiligen.“ (Offenbarung 1:7; 22:20, 21) Diese inbrünstige Bitte um das Kommen des Herrn wurde erst erhört, nachdem mehr als achtzehnhundert Jahre verflossen waren.

      37. (a) Wann kam der Herr Jesus Christus, entgegen welcher Erwartung, wieder? (b) Welche Bedeutung erhielt die Verkündigung des Königreiches danach, und warum?

      37 Erst bei der Rückkehr des Herrn Jesus Christus und bei seiner Parusie oder Gegenwart würde die Erfüllung des prophetischen Gleichnisses von den „Talenten“ ihren Höhepunkt erreichen. In der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts glaubte man, der Herr sei im Jahre 1874 u. Z. wiedergekommen und seine unsichtbare Gegenwart im Geiste habe in jenem Jahr begonnen. Aber in den darauffolgenden vier Jahrzehnten zeigte sich das „Zeichen“ seiner Gegenwart und des Abschlusses des Systems der Dinge nicht. Es zeigte sich erst vom 4./5. Oktober oder von der Mitte des jüdischen Mondmonats Tischri des Jahres 1914 an, als die Zeiten der Nationen endeten. Von da an galt es, nicht mehr die gute Botschaft von einem kommenden messianischen Königreich Gottes zu verkündigen, sondern die gute Botschaft von dem aufgerichteten Königreich Gottes. Das, was sich anschließend in der Welt abspielte, bewies hinreichend, daß Gottes Königreich der Himmel in dem erwähnten entscheidenden Jahr geboren worden war, indem Gottes Messias, Jesus, der Sohn Davids, der ein Sohn Abrahams war, auf den Thron erhoben und gekrönt worden war. (Matthäus 1:1) Der, dem das „gesetzliche Recht“ gehört, war gekommen. Er war zurückgekehrt! — Hesekiel 21:25-27.

      38. Von welcher Prophezeiung war das Gleichnis von den „Talenten“ ein Bestandteil, und wie sollte daher die Tatsache, daß seine Erfüllung in unserer Zeit ihren Höhepunkt erreicht, gedeutet werden?

      38 Jesus Christus erzählte das Gleichnis von den „Talenten“ als Bestandteil des kombinierten „Zeichens“, das ein Beweis seiner Parusie oder Gegenwart wäre. Die Tatsache, daß die Erfüllung dieses prophetischen Gleichnisses in unserer Zeit ihren Höhepunkt erreicht, sollte ein weiterer Beweis dafür sein, daß er im Geist wiedergekommen ist und wir in der Zeit seiner Gegenwart leben. Wenn wir sagen, daß wir seit 1914, dem Jahr, in dem die Zeiten der Nationen abgelaufen waren, in der Zeit der Gegenwart des Königs und Herrn Jesus Christus leben, sollten Tatsachen vorhanden sein, die bestätigen, daß die Erfüllung des prophetischen Gleichnisses heute ihren Höhepunkt erreicht. Wie sehen die Tatsachen aus?

      39. Was tat der Sklave, der das eine Talent erhalten hatte, damit, und wann begann die Abrechnung mit den Sklaven?

      39 Zuerst wollen wir den Schluß des Gleichnisses hören. Deshalb wollen wir nun mit dem Lesen des Gleichnisses Jesu fortfahren: „Der aber, der nur eines empfangen hatte, ging hin und grub in die Erde und verbarg das Silbergeld seines Herrn. Nach langer Zeit kam der Herr jener Sklaven und rechnete mit ihnen ab.“ — Matthäus 25:18, 19.

      40. (a) Womit kam in dem Gleichnis der „Herr jener Sklaven“ wieder? (b) Mit wessen „Königsmacht“ hatte das Jahr 1914 u. Z. insbesondere zu tun, und wieso?

      40 Als der „Herr jener Sklaven“ kam, kehrte er mit dem zurück, was er zu erlangen beabsichtigte, als er außer Landes reiste. Seine eigenen Worte, die er später äußerte, zeigen, daß er eine „Freude“ erlangt hatte, die er mit seinen treuen Sklaven teilen wollte; er kam mit „vielem“ zurück, was er nicht besessen hatte, als er ihnen die acht Silbertalente übergeben hatte. Das Gleichnis, das Jesus bei einer früheren Gelegenheit erzählte, nämlich das Gleichnis von den „zehn Minen“, zeigte deutlich, daß Jesus mit „Königsmacht“ bekleidet zurückkam. (Lukas 19:12-15) Die „bestimmten Zeiten der Nationen“ haben etwas mit „Königsmacht“ zu tun, insbesondere mit der „Königsmacht“ der Familie des Königs David von Jerusalem, die im Jahre 607 v. u. Z. durch Nebukadnezar, den König von Babylon, entmachtet worden war. In jenem Unglücksjahr begannen die 2 520 Jahre umfassenden Zeiten der Nationen, und sie dauerten bis zum Jahre 1914 u. Z. Als sie um den 4./5. Oktober des Jahres 1914 endeten, hätte somit natürlicherweise eine Veränderung der Situation, die so lange bestanden hatte, zu beobachten sein müssen. Es ist daher nicht zufällig, daß die Nationen sich um den 4./5. Oktober 1914 in großer Not befanden; sie waren bereits seit zwei Monaten in den ersten Weltkrieg der Menschheitsgeschichte verwickelt.

      41. (a) Kam die kleine Schar Jünger oder „Sklaven“ des Herrn Jesus Christus, die damals auf der Erde war, im Ersten Weltkrieg ums Leben? (b) Was versuchten die Nationen im Hinblick auf ihre künftige Verkündigungstätigkeit zu tun?

      41 Wie erging es jedoch den „Sklaven“ Christi, denen ihr himmlischer Herr, Jesus Christus, seine wertvollen „Talente“ übergeben hatte? Heute lebt noch eine kleine Schar dieser treuen „Sklaven“, die jenen markanten Zeitpunkt miterlebten und aufgrund der Heiligen Schrift die Bedeutung des Ersten Weltkrieges erkannten. Diese treuen „Sklaven“ Jesu Christi, des himmlischen Königs, der gerade auf den Thron erhoben worden war, kamen in dieser internationalen militärischen Auseinandersetzung, in deren Verlauf schließlich achtundzwanzig Staaten und Reiche in einen totalen Krieg verwickelt wurden, nicht ums Leben. Die irdischen Feinde, die nicht wollten, daß Jesus Christus als König der ganzen Erde über sie herrsche, hätten „seine eigenen Sklaven“ gern umgebracht, aber es gelang ihnen nicht. Sie versuchten, ihnen die sinnbildlichen „Talente“, die sie von ihrem himmlischen Herrn und Gebieter empfangen hatten, wegzunehmen. Sie versuchten, all das Gute, was diese „Sklaven“ erreicht hatten, und die Gewinne, die diese in Verbindung mit dem christlichen Glauben für den kürzlich auf den Thron erhobenen himmlischen König erzielt hatten, zunichte zu machen. Deshalb versuchten sie, den Einfluß, den diese „Sklaven“ auf die Angehörigen aller Nationen ausübten, zu brechen. Sie versuchten verzweifelt, ihren für die künftige Verkündigung des Königreiches vorbereiteten, bebauten Boden zu unterhöhlen.

      42, 43. (a) In welchem Zustand befanden sich die „Sklaven“ des himmlischen Herrn am Ende des Ersten Weltkrieges, im Jahre 1918? (b) Was war allem Anschein nach mit den „Talenten“, die ihnen anvertraut worden waren, geschehen?

      42 Als am 11. November 1918 der Erste Weltkrieg zu Ende ging, war der gute Ruf der „Sklaven“ des regierenden himmlischen Königs sowohl innerhalb als auch außerhalb der Christenheit so gut wie zerstört. Weil fanatische Superpatrioten und Befürworter des Krieges Unwahrheiten und Schmähungen über sie verbreiteten, sank die Achtung der Menschen vor ihnen als Christen fast auf den Nullpunkt. Sie hatten auch unter der Wut des Pöbels zu leiden. Entweder waren ihre biblischen Schriften oder ihre Organisation verboten. Viele von ihnen waren im Gefängnis; auch leitende Persönlichkeiten wie der Präsident und der Sekretär-Kassierer der Watch Tower Bible and Tract Society sowie sechs weitere maßgebliche Mitarbeiter waren aufgrund falscher Anklagen ins Gefängnis gekommen und konnten erst, nachdem die Kriegshysterie abgeebbt war, rehabilitiert werden.

      43 Es schien, als hätte man diesen „Sklaven“ des rechtmäßigen Herrschers der Erde alles weggenommen. Es schien, als wären die „Talente“, die er ihnen übergeben hatte, vernichtet worden. Ihre Feinde jubelten in der Meinung, diese „Sklaven“ könnten ihrem himmlischen Herrn nie mehr dienen, denn es schien zweifelhaft, daß sie wieder von vorn beginnen könnten.

      44. (a) Wann trat ein Umschwung ein, und wie? (b) Mit welcher Frage mußten sich nun die noch lebenden „Sklaven“ auseinandersetzen, und warum?

      44 Erst vier Monate nach Kriegsende wurden die Feinde durch einen Umschwung, der nun eintrat, überrascht und aufgeschreckt. Das war, als die acht Vertreter der Watch Tower Bible and Tract Society am 25. März 1919 aus der Bundesstrafanstalt in Atlanta (Georgia) entlassen und nach Brooklyn (New York) gebracht wurden, wo man sie am darauffolgenden Tag gegen Bürgschaft freiließ. Kurz danach wurden sie rehabilitiert, indem die Fehlurteile umgestoßen wurden. Aber was bedeutete das für die kriegsmüden Menschen, die zufolge der Kriegspropaganda und der Kriegshysterie gegen die „Sklaven“ Jesu Christi voreingenommen waren und eine ganz falsche Auffassung von ihnen hatten? Damit mußten sich die „Sklaven“ auseinandersetzen. Konnten sie trotz dieser abschreckenden Umstände Kräfte sammeln und wieder mit ihrer Tätigkeit beginnen? Hatten sie den gleichen Mut und das gleiche Vertrauen wie ihr himmlischer Herr, um dies tun zu können? Es war damals für diese Sklaven Christi wirklich eine Zeit der Erprobung.

      45. (a) Was mußte der „Herr jener Sklaven“ nun nach dem Gleichnis tun? (b) Was mußte diesen christlichen Sklaven im Hinblick auf die ihnen anvertrauten „Talente“ jetzt gegeben werden?

      45 In dem Gleichnis von den „Talenten“ rechnete der Herr, als er von seiner Auslandsreise zurückkehrte, mit seinen Sklaven ab. Das bedeutete für sie, daß sie einer Prüfung unterzogen wurden. Da im Frühjahr 1919 eine solche Wendung eintrat, ist es einleuchtend, daß nun die Zeit für den himmlischen „Herrn jener Sklaven“ gekommen war, das, was seine Sklaven getan hatten, zu prüfen. Aber was für einen Bericht konnten sie über seine „Talente“ erstatten, die der Sklavenklasse übergeben worden waren? Das, was sie hinzugewonnen haben mochten, ehe die Verfolgung während des Krieges im Jahre 1918 ihren Höhepunkt erreichte, schien zerstört worden zu sein. Es war, als besäßen sie überhaupt nichts mehr von den sinnbildlichen „Talenten“. Wollten sie jetzt etwas zu den „Talenten“ ihres Herrn hinzugewinnen, müßten sie das in der Nachkriegszeit tun und ihm das Hinzugewonnene später, in der Zukunft, übergeben. Sie müßten eine neue, eine weitere Gelegenheit erhalten, mit seinen wertvollen „Talenten“ „Geschäfte zu machen“. Die Geschichte zeigt, daß dies dank der Barmherzigkeit und Rücksichtnahme ihres himmlischen Herrn auch der Fall war.

      46. (a) Was mußten sie nun überwinden, und zu welchem Zweck mußten sie sich reorganisieren? (b) Wofür war die Situation und die Zeit jetzt, da ihr himmlischer Herr „Königsmacht“ besaß, günstig?

      46 Im Jahre 1919 wurde es Zeit, daß die Sklavenklasse die Menschenfurcht überwand, die durch die Verfolgung und die Kriegshysterie während des Ersten Weltkrieges unter dieser Klasse aufgekommen war und sie veranlaßt hatte, nur in ganz bescheidenem Maße als Sklaven, die von dem regierenden König, Jesus Christus, mit Verantwortung betraut worden waren, Geschäfte zu machen. Es war damals höchste Zeit, ihre in Verwirrung geratenen und inaktiv gewordenen Reihen für die erhabensten Bestrebungen ihres Lebens im Dienste ihres Herrn, der jetzt Königsmacht besaß, zu reorganisieren. Jetzt, wie nie zuvor, hatte ihr Herr ein Anrecht auf die ganze Erde als sein Feld, das ihm zur Verfügung stand, damit es weitere Jünger hervorbrachte, die die Hoffnung hegen durften, das himmlische Königreich zu ererben. Er konnte ihnen diese günstige Situation „übergeben“, damit sie in seinem Dienst „Geschäfte machten“. Es war für die „Sklaven“klasse, für seine Jünger, die günstige Zeit, tätig zu werden, wie das durch den Sklaven veranschaulicht wird, dem „fünf Talente“ anvertraut wurden; das gleiche gilt auch für die Klasse, die durch den Sklaven, der zwei Talente erhielt, veranschaulicht wird. Sie wurden tätig, denn die Erfüllung des prophetischen Gleichnisses von den „Talenten“ konnte nicht ausbleiben, vor allem nicht, als sie ihren Höhepunkt erreichen sollte.

      47. Wodurch wurden sie im Jahre 1919 gestärkt, so daß sie das Nachkriegswerk nicht fürchteten, sondern sich zur Verfügung stellten?

      47 Man verlor keine Zeit. Im Jahre 1919 machten sich diese beiden „Sklaven“klassen ans Werk. Sie wurden gestärkt durch zwei Artikel über das Thema „Glückselig sind die Furchtlosen“, die im Wacht-Turm vom 1. und 15. August 1919 (englisch; deutsch: Oktober/November 1919) erschienen. Sie freuten sich auch, als bekanntgegeben wurde, daß vom 1. bis zum 8. September 1919 in Cedar Point (Ohio) eine achttägige Hauptversammlung stattfinden sollte. Sie schreckten nicht davor zurück, diese Versammlung zu besuchen, obwohl sie damit rechnen mußten, dort zu erfahren, daß es ein Nachkriegswerk zu tun gäbe, für das sie viel Kraft und Mut aufbringen müßten und das weitere Verfolgungen mit sich bringen könnte.

      48. (a) Wie nahmen die Anwesenden bei der Hauptversammlung in Cedar Point die Bekanntmachung auf, daß eine neue Zeitschrift als Begleitzeitschrift des Wacht-Turms herausgegeben würde? (b) Wie ist diese zusätzliche Zeitschrift bis heute verwendet worden?

      48 Bei dieser Hauptversammlung der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung waren täglich sechstausend Personen, insbesondere aus Kanada und den Vereinigten Staaten, anwesend; und allen war daran gelegen, zu erfahren, wie Jehova das vor ihnen liegende Werk getan haben wollte. Überrascht, doch begeistert nahmen sie die Bekanntmachung auf, daß vom 1. Oktober 1919 an eine neue Zeitschrift herausgegeben würde, The Golden Age (Das Goldene Zeitalter; in Deutsch vom 1. Oktober 1922 an), als eine Begleitzeitschrift zum Wacht-Turm und Verkünder der Gegenwart Christi. Diese neue Zeitschrift sollte ebenfalls dazu dienen, Gottes aufgerichtetes messianisches Königreich zu verkündigen. Sie sollte ihnen als weiteres Mittel dienen, in neuen Gebieten zu pflanzen, zu begießen und die Saat zu pflegen, damit weitere Jünger des Herrn Jesus Christus hervorgebracht würden. Diese neue Zeitschrift (jetzt Erwachet!), deren Auflage ständig gestiegen ist, hat bis heute ihre Aufgabe als Begleitzeitschrift des Wachtturms erfüllt, indem sie bei aufrichtigen Menschen Interesse geweckt und in ihnen die Voraussetzungen geschaffen hat, daß sie die tieferen Dinge des Wortes Gottes aufnehmen konnten. Sie hat vorbereitend gewirkt, und zwar in einer ausgezeichneten Weise.

      49. Was wurde im Hinblick auf die Zweigbüros der Watch Tower Society unternommen, und in welchem Ausmaß sind dadurch weitere Gebiete für die Bebauung erschlossen worden?

      49 Die Verbindung zwischen dem Hauptbüro der Watch Tower Bible and Tract Society und ihren Zweigorganisationen im Ausland, die zufolge des Ersten Weltkrieges abgebrochen war, wurde wiederaufgenommen und die Zusammenarbeit verbessert; und in verschiedenen Ländern wurden, sobald man es für ratsam und notwendig hielt, neue Zweigbüros errichtet. Das ermöglichte es den „Sklaven“ Jesu Christi, des himmlischen Herrn, ein größeres Gebiet besser zu beaufsichtigen, und das trug viel dazu bei, daß in diesen Gebieten intensiver gearbeitet werden konnte und mehr Jünger aus Menschen aller Nationen gewonnen werden konnten. Damals war die Zahl der Zweigbüros klein, heute dagegen beträgt sie 95. Sie überwachen in 208 Ländern und Inselgebieten das Werk des Säens und der Saatenpflege.

      50. (a) Warum erkannten alle, die sich im Jahre 1922 zur Hauptversammlung in Cedar Point eingefunden hatten, daß sie in der gleichen Lage waren wie einst Jesaja im Tempel? (b) Zu welcher Frage, sie betreffend, gab Jesajas Reaktion auf die Einladung Jehovas Anlaß?

      50 Im September 1922 merkten diese Sklaven Christi, die die Aussicht hatten, das himmlische Königreich zu ererben, deutlich, daß sie von dem König der Könige und Herrn der Herren, dem regierenden Herrn Jesus, geprüft wurden. Wie in Maleachi 3:1 vorausgesagt worden war, hat er Jehova Gott begleitet, als dieser zu seinem geistigen Tempel kam, um seine geistgezeugten „Sklaven“ im Tempel zu richten. Alle, die sich zur zweiten Hauptversammlung der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung in Cedar Point (Ohio) eingefunden hatten, erkannten am vierten Tag dieser Versammlung (8. September 1922), der als „Der Tag“ bezeichnet wurde, daß sie in der gleichen Lage waren wie der Prophet Jesaja, als er eine Vision hatte, in der er Jehova Gott in seinem Tempel sah. Jesaja empfand die Notwendigkeit, in geistiger Hinsicht gereinigt zu werden, und diesem Bedürfnis wurde barmherzigerweise entsprochen. So gelangte er in die begünstigte Lage, auf Jehovas Einladung hin spontan rufen zu können: „Hier bin ich! Sende mich.“ (Jesaja 6:1-8) Nun entstand die Frage: Würden die Besucher dieser Hauptversammlung der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung auf die Einladung Jehovas, ihm zu dienen, die damals an sie erging, ähnlich reagieren?

      51. Welche Fragen stellte der Präsident der Gesellschaft am Schluß des Vortrages, den er an jenem Tag hielt, an die Kongreßbesucher, und mit welchen anspornenden Worten schloß er ab?

      51 J. F. Rutherford, der damalige Präsident der Watch Tower Society, stellte im zweitletzten Abschnitt seines Vortrages, in dem er die Vision Jesajas behandelte, an die Kongreßdelegierten eine Reihe von Fragen; die letzten lauteten: „Glaubt ihr, daß der Herr jetzt in seinem Tempel ist, die Nationen der Erde richtend? Glaubt ihr, daß der König der Herrlichkeit seine Herrschaft begonnen hat?“ Begeistert bejahten die Tausende von Kongreßdelegierten diese Fragen. Darauf brachte der Redner seinen Vortrag zum Höhepunkt mit den Worten: „Dann zurück in das Feld, o ihr Söhne des höchsten Gottes! Umgürtet euch mit eurer Waffenrüstung! Seid nüchtern, seid wachsam, seid tätig, seid tapfer! Seid treue und glaubensstarke Zeugen für den Herrn! Geht mutig vorwärts in dem Kampfe, bis jede Spur Babylons wüst und öde gemacht ist! Verkündet die Botschaft weit und breit! Die Welt muß wissen, daß Jehova Gott ist und daß Jesus Christus König der Könige und Herr der Herren ist! Dies ist der Tag aller Tage. Siehe, der König regiert! Ihr seid seine öffentlichen Verkündiger, um seine Botschaft überallhin bekanntzumachen. Deshalb verkündet, verkündet, verkündet den König und sein Königreich.“ (Siehe Wacht-Turm vom 15. Januar 1923, Seite 27.)

      52. (a) Was unternahm die Gesellschaft im Jahre 1920, um die Verbreitung biblischer Schriften zu fördern? (b) Wovon machte die Gesellschaft vom Jahre 1924 an Gebrauch, um das Königreich bekanntzumachen, und welche weiteren Mittel zur Bekanntmachung wurden später benutzt?

      52 Wie nie zuvor bemühten sich die „Sklaven“ des zurückgekehrten Herrn Jesus Christus eifrig, zu verkünden, daß er als König regiere; sie predigten es von Haus zu Haus und hielten darüber öffentliche Vorträge. Vom Jahre 1920 an betrieben sie in Brooklyn (New York) eine eigene Druckerei, und das ermöglichte es ihnen, billiger größere Mengen biblischer Schriften, Zeitschriften, Broschüren, Traktate, gebundene Bücher, und schließlich Bibeln herzustellen, die sie dazu benutzen konnten, die Botschaft von dem messianischen König und seinem Königreich zu verkündigen. Am Sonntag, dem 24. Februar 1924, wurde die erste der Radiostationen in Betrieb genommen, die gesetzlich eingetragenen Körperschaften dieser „Sklaven“ gehörten, und mit Hilfe dieser Stationen wurde die Königreichsbotschaft ausgestrahlt, so daß unzählige Menschen, die eine unsichtbare Zuhörerschaft bildeten, sie vernehmen konnten. Mit der Zeit benutzte man in mehreren Ländern eine Reihe von Radiostationen, um die Königreichsbotschaft bis an die Enden der Erde auszustrahlen, wobei man entweder für die Sendungen bezahlte oder eine gewisse Sendezeit unentgeltlich eingeräumt bekam. Aber die Botschaft wurde nicht nur auf diese Weise bekanntgemacht, sondern einige Jahre später benutzte man auch Lautsprecherwagen und tragbare Grammophone, mit denen die „Sklaven“ Christi von Tür zu Tür gingen und den Wohnungsinhabern die Botschaft vom Königreich verkündigten.

      53. Warum hatten die Leser des Hauptartikels, der in der Wacht-Turm-Ausgabe vom 1. März 1925 (englisch; deutsch: 15. April 1925) erschien, Grund, begeistert zu sein?

      53 Die Leser der Zeitschrift Der Wacht-Turm und Verkünder der Gegenwart Christi waren begeistert, als sie ihre Ausgabe vom 1. März 1925 (englisch; deutsch: 15. April 1925) erhielten und den Hauptartikel über das Thema „Die Geburt der Nation“ lasen. Warum? Weil in diesem Artikel ein besseres Verständnis des 12. Kapitels der Offenbarung vermittelt wurde. Die Augen des Verständnisses wurden ihnen geöffnet, so daß sie erkannten, daß die symbolische Geburt des männlichen Kindes — in diesem Kapitel, das für sie lange ein Geheimnis gewesen war, so anschaulich geschildert — die Geburt des messianischen Königreiches darstellte, die im Jahre 1914, nach dem Ablauf der Zeiten der Nationen, erfolgt war. Der Artikel schloß mit den Worten (S. 122 der deutschen Ausgabe): „Das Königreich des Himmels ist hier. Der Tag der Errettung ist in Sicht. Möge diese frohe Kunde mit Nachdruck den Völkern der Erde verkündet werden! Der Sieg ist mit unserem König. Seid jetzt treu bis an das Ende des Krieges, und wir werden uns auf immer in den wärmenden Strahlen seiner Liebe sonnen, wo Fülle der Freude ist und Lieblichkeiten auf immerdar.“

      54, 55. Wieso ließ die Zahl derer, die im Jahre 1925 am Abendmahl teilnahmen, erkennen, daß die Tätigkeit auf neue Gebiete ausgedehnt worden war?

      54 Die alljährliche Abendmahlsfeier, die im Jahre 1925 auf Mittwoch, den 8. April fiel, verriet etwas sehr Ermutigendes. Durch das bis dahin verrichtete Werk des Säens, des Begießens und der Saatenpflege in zusätzlichen Gebieten mit den neu zur Verfügung gestellten Mitteln für die Verkündigung der Botschaft vom Königreich war die Zahl der Versammlungen, bestehend aus Jüngern, die himmlische Hoffnung hatten, gewachsen. Die Zahl der Glieder der Versammlungen hatte sich gemehrt. Bei dieser Feier des Abendmahls ließ die Teilnehmerzahl dieses Wachstum und diesen Gewinn an Jüngern Christi erkennen. Wie groß war denn die Teilnehmerzahl in jenem Jahr? In der Zeitschrift Der Wacht-Turm vom 15. September 1925 wird auf Seite 287 unter der Überschrift „Gedächtnismahl-Bericht für 1925“ gesagt:

      55 „Es freut uns zu sehen, daß die Zahl derer, welche an der Gedächtnisfeier teilnahmen, so groß ist, weil sie ein großes Interesse an der Wahrheit überall offenbart, und dies ist, wie es sein sollte. Die Gesamtzahl der Teilnehmer, soweit berichtet ist, beträgt 90 434, was 25 329 mehr ist als vor einem Jahr berichtet wurde.“

      56. Was verriet dies in bezug auf die „Geschäfte“, die die „Sklaven“, die Jünger, machten, denen die „Talente“ anvertraut worden waren?

      56 Die „Sklaven“ Christi — die Klasse, veranschaulicht durch den Sklaven, dem „fünf Talente“ anvertraut worden waren, und die Klasse, veranschaulicht durch den Sklaven, dem zwei Talente übergeben worden waren — hatten begonnen, bereitwillig und sogleich mit den Talenten „Geschäfte zu machen“ oder weitere Gebiete zu erschließen, in denen noch mehr Jünger Christi gewonnen werden konnten. Die veröffentlichten Tatsachen beweisen, daß diese „Sklaven“ in ihren Bemühungen gesegnet und mit Wachstum belohnt wurden. Das ermutigte sie noch mehr.

      FREUDE

      57. (a) Warum reiste der in dem Gleichnis erwähnte reiche Mann ins Ausland? (b) Welche Fragen erheben sich in bezug auf Jesus Christus in Verbindung mit der Erfüllung dieses prophetischen Gleichnisses?

      57 In dieser Verbindung läßt die Geschichte indessen deutlich noch einen weiteren Faktor erkennen. In Jesu Gleichnis reiste der Mann, der acht Silbertalente und drei Sklaven besaß, nicht zum Vergnügen außer Landes. Er hatte einen wichtigen Grund, warum er ins Ausland ging; er wollte etwas Wertvolles erlangen. Wie das Gleichnis zeigt, ging er in ein fernes Land, um eine gewisse „Freude“ sowie „vieles“ zu gewinnen. Er mußte daher eine weite Reise machen, was viel Zeit erforderte, um zum Quell dieser „Freude“ zu gelangen. Obwohl das in dem Gleichnis von den „Talenten“ nicht ausdrücklich gesagt wird, kann man es doch daraus schließen. Da der reiche Mann in dem Gleichnis den Herrn Jesus Christus darstellt, veranschaulicht die weite Reise ins Ausland, daß der Herr Jesus zum Quell der besonderen Freude, die ihm in Aussicht stand, ging. Zu wem ging er? Wer war diese Quell der Freude?

      58, 59. (a) Zu wem reiste der auferstandene Jesus Christus, um zu dieser „Freude“ zu gelangen? (b) Für wen war der Betreffende ebenfalls ein Quell der Freude, wie das aus Römer 15:13 hervorgeht?

      58 Wir erhalten einen Hinweis in Hebräer 12:2, wo wir lesen: „Wir [halten] unseren Blick auf den Hauptvermittler und Vervollkommner unseres Glaubens, Jesus, gerichtet ... Für die vor ihm liegende Freude erduldete er einen Marterpfahl, der Schande nicht achtend, und hat sich zur Rechten des Thrones Gottes gesetzt.“

      59 Der Quell dieser „Freude“ ist also Jehova Gott. Zu ihm reiste der auferstandene Jesus Christus, nachdem er seinen treuen Jüngern, die er auf der Erde zurückließ, seine „Habe“, seine „Talente“, anvertraut hatte. Der himmlische Vater war der Quell dessen, was Jesus besondere „Freude“ bereitete. Jehova Gott ist auch der Quell der Freude der Jünger seines geliebten Sohnes. Deshalb sagte einer dieser Jünger, als er an Mitchristen in Rom schrieb: „Möge der Gott, der Hoffnung gibt, euch dadurch, daß ihr glaubt, mit aller Freude und mit Frieden erfüllen, damit ihr mit der Kraft des heiligen Geistes an Hoffnung überströmen mögt.“ (Römer 15:13) Gott konnte dieses berechtigte Gebet erhören.

      60. (a) Wer sollte nun, nachdem Jesus Christus mit seiner „Freude“ zurückgekehrt war, gebührend in den Vordergrund gerückt werden? (b) Wie wurde er, was seinen Namen betrifft, gebührend in den Vordergrund gerückt?

      60 Gemäß der Entwicklung der Dinge war es nach der Geburt des messianischen Königreiches im Himmel und nach der frohen Rückkehr des Herrn Jesus Christus für dessen „Sklaven“ an der Zeit, Gott, den himmlischen Quell der Freude, gebührend in den Vordergrund zu rücken. Für Gott, den Quell der Freude, war die Zeit gekommen, sich einen Namen zu machen, und das erforderte, daß als erstes sein persönlicher Name bekanntgemacht wurde. Dieser Name wurde auch weit und breit bekanntgemacht. Die ehrfurchtsvollen Anbeter Gottes auf der Erde begannen diesen Namen, wie es sich geziemte, ständig zu gebrauchen, und er ist auf der ganzen Erde verkündigt worden wie nie zuvor. Der Hauptartikel, der in der ersten Wacht-Turm-Ausgabe des Jahres 1926 (englisch; deutsch: 1. Februar 1926) erschien, behandelte das Thema „Wer wird Jehova ehren?“ Von da an begannen die „Sklaven“ des Sohnes Gottes, den göttlichen Namen, der im hebräischen Urtext der Heiligen Schrift Tausende von Malen erscheint, gebührend zu würdigen. Von nun an waren sie in erster Linie seine Zeugen, doch legten sie deswegen keineswegs weniger Zeugnis für seinen Sohn, Jesus Christus, ab. Sie erfüllten, von Liebe getrieben, ihre Pflicht, Zeugen dessen zu sein, der den Namen „Jehova“ trägt.

      61. (a) Wie wollten die „Sklaven“ oder Jünger Jesu Christi gemäß der Entschließung, die sie im Jahre 1931 annahmen, nicht genannt werden? (b) Wie wünschten sie künftig genannt zu werden?

      61 Während der darauffolgenden fünfeinhalb Jahre wurde Zeugnis von dem göttlichen Namen abgelegt. Dann kam für die „Sklaven“ Christi die Zeit, sich kenntlich zu machen, das heißt erkennen zu lassen, daß sie sich von allen angeblichen Christen der Religionsgemeinschaften der Christenheit unterschieden. Zu diesem Zweck unternahmen die „Sklaven“ Jesu Christi am Sonntag nachmittag, den 26. Juli 1931 auf dem internationalen Kongreß, der in Columbus (Ohio, USA) durchgeführt wurde, Schritte. Um 16 Uhr wurde den Tausenden Kongreßteilnehmern eine Entschließung zur Annahme unterbreitet und vorgelesen, aus der wir nun die Absätze vier, fünf und sechs zitieren möchten:

      DARUM wird jetzt zur Bekanntgabe unsrer wahren Stellung, in dem Glauben, daß es in Übereinstimmung mit Gottes in seinem Worte ausgedrücktem Willen geschieht, beschlossen kundzutun:

      DASS wir für Bruder Charles T. Russell seines Werkes wegen große Liebe hegen und freudig anerkennen, daß der Herr ihn gebraucht und seine Arbeit überaus gesegnet hat; doch können wir, dem Worte Gottes entsprechend, nicht zustimmen, „Russelliten“ genannt zu werden; daß ferner die Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft, die Internationale Bibelforscher-Vereinigung und die Volkskanzel-Vereinigung lediglich Namen von Korporationen sind, die wir als eine Gruppe christlicher Leute besitzen, kontrollieren und gebrauchen, unser Werk im Gehorsam gegen Gottes Gebote auszuführen, doch daß keine dieser Bezeichnungen uns als Körperschaft von Christen, die den Fußtapfen unsres Herrn und Meisters, Christus Jesus, nachfolgen, gehörigerweise angeheftet oder beigegeben werden kann; daß wir in der Bibel forschen, aber als eine ... Körperschaft von Christen es ablehnen, den Namen „Bibelforscher“ oder ähnliche Namen als Mittel zur Feststellung unsrer richtigen Stellung vor dem Herrn anzunehmen oder uns so nennen zu lassen; daß wir es ablehnen, den Namen irgendeines Menschen zu tragen oder so genannt zu werden;

      DASS wir, erkauft durch das teure Blut unsres Herrn und Erlösers, gerechtfertigt und gezeugt durch Jehova Gott und berufen zu seinem Königreiche, ohne Zaudern erklären, daß wir Jehova Gott und seinem Königreiche untertan und ergeben sind; daß wir Knechte Jehovas sind, beauftragt, in seinem Namen und seinem Gebot gehorchend ein Werk zu tun, das Zeugnis Jesu Christi zu überbringen und den Menschen bekanntzumachen, daß Jehova der wahre und allmächtige Gott ist; weshalb wir mit Freuden den Namen, den der Mund des Herrn genannt hat, annehmen und wünschen, unter folgendem Namen bekannt zu sein und also genannt zu werden: J e h o v a s Z e u g e n. — Jesaja 43:10-12; 62:2; Offenbarung 12:17.

      62. Welche Einladung enthielt der letzte Absatz der Entschließung?

      62 Der achte und letzte Absatz der Entschließung lautete:

      Wir laden jedermann, der Jehova und seinem Königreich gänzlich ergeben ist, in aller Demut ein, sich an der Verkündigung dieser guten Kunde an andere zu beteiligen, damit das gerechte Panier des Herrn erhöht werde und die Völker der Erde wissen möchten, wo sie die Wahrheit und Hoffnung auf Hilfe finden können; und über alles, damit der große und heilige Name Jehovas gerechtfertigt und erhöht werde.

      63. (a) Von wem wurde diese Entschließung, den neuen Namen betreffend, angenommen? (b) In welcher Form wurde sie danach veröffentlicht, und wie wurde sie in der ganzen Welt bekanntgemacht?

      63 Diese Entschließung wurde begeistert angenommen, nicht nur von den in Columbus (Ohio) versammelten Kongreßdelegierten, sondern später auch von den Versammlungen der „Sklaven“ Jesu Christi in der ganzen Welt. Auf diese Weise nahmen sie aus freiem Willen den Namen „Jehovas Zeugen“ an. Die Entschließung über den Namen wurde außerdem in der Broschüre Das Königreich — die Hoffnung der Welt, die auf diesem Kongreß freigegeben wurde, veröffentlicht. Der Titel dieser Broschüre war auch das Thema, das der Präsident der Gesellschaft, J. F. Rutherford, in seinem öffentlichen Vortrag behandelte, dem sowohl eine sichtbare Zuhörerschaft, die Kongreßdelegierten, lauschte als auch eine unsichtbare, denn von zwölf Uhr an wurde das Programm über ein riesiges Rundfunknetz ausgestrahlt. Anschließend wurden die Geistlichen, die katholischen und die protestantischen, und danach prominente Politiker und Intellektuelle persönlich besucht, um ihnen diese Broschüre, die den öffentlichen Vortrag und die Entschließung enthielt, zu überreichen. Auch unter der Bevölkerung im allgemeinen wurde diese Broschüre verbreitet. Auf diese Weise wurde in der ganzen Welt bekanntgemacht, daß diese für gerecht erklärten und geistgezeugten Anbeter Gottes, des Höchsten, im Namen ihres Gottes wandeln und nur den Namen „Jehovas Zeugen“ anerkennen würden. — Micha 4:5.

      64. Warum betrachten sich diese Anbeter Gottes als Jehovas christliche Zeugen?

      64 Da es auch Zeugen des lebendigen und wahren Gottes vor dem ersten Kommen des Herrn Jesus Christus gab, betrachten sie sich als Jehovas christliche Zeugen. (Jesaja 43:10-12; 44:8; Hebräer 11:1 bis 12:1. Siehe auch Wacht-Turm vom 1. Oktober 1931, S. 295.)

  • Die Abrechnung mit den Sklaven heute
    Gottes tausendjähriges Königreich hat sich genaht
    • 13. Kapitel

      Die Abrechnung mit den Sklaven heute

      1, 2. (a) Was erlangte der Überrest der „Sklaven“ Christi, nachdem er den göttlichen Namen angenommen hatte, und von welchem Quell? (b) Wie wird in dem Gleichnis von den „Talenten“ auf diese Freude hingewiesen?

      ALS der noch auf der Erde lebende Überrest der „Sklaven“ des Herrn Jesus Christus im Jahre 1931 den göttlichen Namen annahm, erlangte er dadurch eine Freude, die er bis dahin noch nicht gekannt hatte. Wie für seinen Herrn und Gebieter, so war auch für ihn Jehova Gott der Quell seiner Freude. Der Herr Jesus Christus wies auf die Freude, die er erlangt hatte, hin, als er am Schluß seines Gleichnisses von den „Talenten“ über die Abrechnung mit seinen Sklaven sprach. Das geht aus Matthäus 25:20-23 hervor, wo wir lesen:

      2 „Da trat der herzu, der fünf Talente empfangen hatte, und brachte fünf weitere Talente und sprach: ,Herr, du hast mir fünf Talente übergeben; siehe, ich habe fünf weitere Talente gewonnen.‘ Sein Herr sprach zu ihm: ,Wohlgetan, du guter und treuer Sklave! Du warst über weniges treu. Ich will dich über vieles setzen. Geh ein in die Freude deines Herrn.‘ Als nächster trat der herzu, der die zwei Talente empfangen hatte, und sprach: ,Herr, du hast mir zwei Talente übergeben; siehe, ich habe zwei weitere Talente gewonnen.‘ Sein Herr sagte zu ihm: ,Wohlgetan, du guter und treuer Sklave! Du warst über weniges treu. Ich will dich über vieles setzen. Geh ein in die Freude deines Herrn.‘ “

      3, 4. (a) Stellen die drei „Sklaven“ Einzelpersonen dar, oder was? (b) Wieso spricht das, was durch die Abrechnung mit den Sklaven dargestellt wird, in bezug auf die Erfüllung dieses prophetischen Gleichnisses für die richtige Bedeutung des Ausdrucks Parusie?

      3 Diese Abrechnung mit den Sklaven erforderte ohne Zweifel Zeit und Aufmerksamkeit. Das würde also veranschaulichen, daß die Erfüllung der letzten Einzelheiten des prophetischen Gleichnisses voraussetzt, daß sich die Gegenwart oder Parusie Jesu Christi, des himmlischen Herrn, über eine gewisse Zeit erstreckt. (Matthäus 24:3) Wir dürfen nicht vergessen, daß die in dem Gleichnis erwähnten drei Sklaven verschiedene Klassen darstellen und daß diese Klassen aus Einzelpersonen bestehen. Es erfordert mehr Zeit und Aufmerksamkeit, sich mit einer ganzen Klasse oder Gruppe zu befassen als nur mit einer Einzelperson. Bei einer Klasse oder Gruppe muß man sich mit den einzelnen Gliedern befassen. Der Apostel Paulus schrieb gemäß Römer 14:9, 10:

      4 „Denn dazu ist Christus gestorben und wieder zum Leben gekommen, damit er Herr sei sowohl über die Toten als auch die Lebenden. ... Denn wir werden alle vor dem Richterstuhl Gottes stehen.“

      5. (a) An wessen Stelle richtet Jesus Christus, wenn er die Lebenden und die Toten richtet? (b) Was mußten die Glieder der durch die „Sklaven“ veranschaulichten Klassen, die vor der Parusie Christi starben, im Hinblick auf ihre Belohnung tun?

      5 In der Erfüllung des prophetischen Gleichnisses von den „Talenten“ richtet der Herr Jesus Christus an Stelle von Jehova Gott. Heute, im zwanzigsten Jahrhundert, leben nicht mehr alle seine „Sklaven“, denen „Talente“ übergeben wurden. Diejenigen zum Beispiel, die im ersten Jahrhundert lebten und Zeitgenossen der zwölf Apostel waren, von denen Johannes, der die Offenbarung empfing, am längsten lebte, sind schon längst tot; sie sind im Tode entschlafen in der Erwartung der Parusie ihres himmlischen Herrn und Gebieters, des gerechten Richters, von dem sie dann den Lohn empfangen sollten. Der Apostel Paulus schrieb, kurz bevor er als Märtyrer starb, an Timotheus, seinen Missionargefährten: „Ich habe den vortrefflichen Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt. Fortan ist mir die Krone der Gerechtigkeit aufbehalten, die mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tage als Lohn geben wird, doch nicht nur mir, sondern auch all denen, die sein Offenbarwerden geliebt haben.“ (2. Timotheus 4:7, 8) Ja, der Apostel Paulus hoffte tatsächlich, „an jenem Tage“, am Tage der Parusie des Herrn, von den Toten auferweckt und mit unsterblichem himmlischem Leben belohnt zu werden. Alle, die vor der Parusie des Herrn starben, mußten warten.

      6. Wann wurden die im Tode schlafenden „Sklaven“ auferweckt, und wem kommen sie, was die Auferstehung betrifft, zuvor?

      6 Während der unsichtbaren Parusie des Herrn im Geiste wurden alle diese im Tode schlafenden treuen „Sklaven“ zu der Zeit, als das Gericht beginnen sollte, zu himmlischem Leben im geistigen Reich auferweckt. Die Belohnung der lebenden „Sklaven“ ging also der Belohnung der schlafenden treuen „Sklaven“ nicht voraus. Das ist nicht unsere eigene Idee; der Apostel Paulus schrieb an die Christenversammlung in Thessalonich: „Wenn wir den Glauben haben, daß Jesus gestorben und wieder auferstanden ist, so wird Gott auch die im Tode Entschlafenen durch Jesus mit ihm bringen. Denn dies sagen wir euch durch Jehovas Wort, daß wir, die Lebenden, die bis zur Gegenwart des Herrn am Leben bleiben, denen keineswegs zuvorkommen werden, die im Tode entschlafen sind; denn der Herr selbst wird vom Himmel herabkommen mit gebietendem Zuruf, mit der Stimme eines Erzengels und mit der Posaune Gottes, und die in Gemeinschaft mit Christus Verstorbenen werden zuerst auferstehen. Danach werden wir, die Lebenden, welche überleben, mit ihnen zusammen in Wolken entrückt werden zur Begegnung mit dem Herrn in der Luft; und so werden wir allezeit beim Herrn sein.“ — 1. Thessalonicher 4:14-17.

      7. Wie werden diese Entschlafenen auferweckt?

      7 Das bedeutet, daß während der Parusie des Herrn, zu Beginn des Gerichts, die im Tode schlafenden treuen „Sklaven“ zu geistigem Leben im Himmel auferweckt werden. Die noch auf der Erde lebenden „Sklaven“ können diese Auferstehung mit ihren natürlichen Augen selbstverständlich ebensowenig sehen wie die Weltmenschen, die keine „Sklaven“ des unsichtbar gegenwärtigen Herrn Jesus sind.

      8, 9. (a) Was zeigen die Tatsachen in bezug auf die Frage, ob mit der Begegnung der „Sklaven“ mit dem Herrn in der Luft eine Entrückung des natürlichen Leibes in die Erdatmosphäre gemeint ist? (b) Womit hängt dies gemäß 1. Korinther 15:50-54 zusammen?

      8 Auch die Begegnung der auferweckten „Sklaven“ mit dem „Herrn in der Luft“ ist für alle Menschenaugen unsichtbar, und niemand auf der Erde weiß, daß sie vor sich geht, außer jemand, der an Gottes Wort glaubt und auf die Zeichen der Zeit achtet. Diese im Tode schlafenden „Sklaven“ wurden alle zur gleichen Zeit zur „Begegnung mit dem Herrn in der Luft“ auferweckt. Doch die „Sklaven“, die noch auf der Erde lebten, als das Gericht oder die Abrechnung begann, wurden nicht in ihrem sichtbaren, natürlichen Leib in die Erdatmosphäre entrückt, damit sie einem sichtbaren Herrn in der Luft begegneten, denn die neuzeitliche Geschichte berichtet nichts von einem solchen Ereignis. In den mehr als fünfzig Jahren, die seither verflossen sind, starben von Zeit zu Zeit einzelne Glieder dieser noch lebenden Gruppe von „Sklaven“, doch gemäß der biblischen Verheißung wurden sie unverzüglich zu geistigem Leben in den unsichtbaren Himmeln auferweckt. Da die Zeit der Gegenwart des Herrn bereits begonnen hatte, brauchten sie nicht im Tode zu schlafen und auf seine Ankunft zu warten. Auf sie treffen die Worte des Apostels Paulus zu:

      9 „Fleisch und Blut [können] Gottes Königreich nicht ererben ..., noch ererbt die Verweslichkeit die Unverweslichkeit. Seht! Ich sage euch ein heiliges Geheimnis: Wir werden nicht alle im Tode entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, in einem Nu, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Denn die Posaune wird erschallen, und die Toten werden auferweckt werden unverweslich, und wir werden verwandelt werden. Denn das, was verweslich ist, muß Unverweslichkeit anziehen; und das, was sterblich ist, muß Unsterblichkeit anziehen. Wenn aber dieses Verwesliche Unverweslichkeit anzieht und dieses Sterbliche Unsterblichkeit anzieht, dann wird sich das Wort erfüllen, das geschrieben steht: ,Der Tod ist für immer verschlungen.‘ “ — 1. Korinther 15:50-54; Jesaja 25:8.

      10. Wieso sind die in Offenbarung 14:13 erwähnten „Sklaven“ „glücklich“?

      10 Den gesalbten Sklaven, die noch auf der Erde lebten, als die Parusie oder Gegenwart des Herrn begann, und die erst später in Treue und in Gemeinschaft mit dem Herrn starben, gilt die Verheißung aus Offenbarung 14:13: „Glücklich sind die Toten, die von dieser Zeit an in Gemeinschaft mit dem Herrn sterben. Ja, spricht der Geist, mögen sie ruhen von ihren mühevollen Arbeiten, denn die Dinge, die sie getan haben, gehen gleich mit ihnen.“ Sie sind „glücklich“, weil sie bei ihrem Tod im Fleische diese augenblickliche Verwandlung erleben — von Verweslichkeit zu Unverweslichkeit, von Sterblichkeit zu Unsterblichkeit, von der menschlichen Natur zur geistigen Natur —, so daß sie, ohne im Tode schlafen zu müssen, von ihren mühevollen Arbeiten auf der Erde abstehen und in den Himmel eingehen können, um dort die Tätigkeit bei ihrem Herrn, dessen Miterben sie sind, aufzunehmen.

      11. Wer war R. J. Martin, der in diesem Zusammenhang als ein Beispiel angeführt wird?

      11 Denken wir zum Beispiel an Robert J. Martin, einen jener acht geweihten Christen (zu denen auch J. F. Rutherford, der damalige Präsident der Watch Tower Society, gehörte), die etwa neun Monate (vom 5. Juli 1918 bis zum 25. März 1919) unschuldig in der Bundesstrafanstalt von Atlanta (Georgia) waren. Als dieser „Sklave“ am Mittwoch, dem 26. März 1919, in Brooklyn (New York) gegen Bürgschaft entlassen wurde, hatte er an „Talenten“ seines himmlischen Herrn so gut wie nichts. Seit dem Ende des Ersten Weltkrieges, der die Verfolgung der „Sklaven“ des Herrn mit sich gebracht hatte, waren nun über vier Monate vergangen. R. J. Martin mußte sozusagen neu anfangen. Er war immer noch treu in der Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus Christus und war gern bereit, „Talente“ entgegenzunehmen, um damit für seinen himmlischen Herrn Geschäfte zu machen und so das Feld zu vergrößern, das sich als fruchtbar erweisen und Jünger des Herrn Jesus Christus hervorbringen sollte. In dem Jahr nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis wurde er zum Leiter der Druckerei gemacht, die die Watch Tower Bible and Tract Society in Brooklyn neu errichtet hatte. Am 1. November 1926 wurde er ein Vorstandsmitglied dieser Gesellschaft und blieb es auch bis zum Ende seines irdischen Lebens.

      12. Wann starb R. J. Martin, und welche Mitteilung erschien im Wacht-Turm über seinen Tod?

      12 Die Jahre vergingen, und R. J. Martin machte mit den „Talenten“, die ihm in Verbindung mit dem Feld, das Jünger hervorbringen sollte, übergeben worden waren, gewissenhaft Geschäfte. Er behielt seine Stellung, bis er am 23. September 1932 im Alter von 54 Jahren (er war am 30. März 1878 geboren) starb. Die Mitteilung über seinen Tod „in Gemeinschaft mit dem Herrn“ erschien im Wacht-Turm und Verkünder der Gegenwart Christi vom 15. November 1932 und lautete auszugsweise wie folgt:

      Es war gerade nach Mitternacht oder zu Anfang des Morgens des 23. September 1932, als Robert J. Martin, ein Kriegsmann in Jehovas Organisation, sein irdisches Zelt zusammenlegte und in Frieden fortging. Dieser gute und treue Zeuge hat seine Laufbahn auf der Erde beendet. Wir haben allen Grund zu glauben, daß er sofort in das Königreich hinübergegangen und jetzt in der Hauptorganisation Jehovas auf immerdar mit dem Herrn ist.

      ... Es ist die Hoffnung der treuen Genossen Bruder Martins, daß auch sie den Herrn in seiner ganzen Herrlichkeit und Schönheit sehen und danach auf immerdar daran teilhaben möchten, Jehovas Beschlüsse auszuführen. Bruder Martins treue Hingabe an die Sache Jehovas ist für die, die dem Überrest angehören, ein Ansporn, fortzufahren, den Streit zurückzudrängen ans Tor. ...

      13. Wann starb J. F. Rutherford, der mit R. J. Martin im Gefängnis war, und was endete damals, wie es sich in den vergangenen Jahren gezeigt hat?

      13 J. F. Rutherford, der mit ihm im Gefängnis gewesen war, beendete seine irdische Laufbahn am Donnerstag, dem 8. Januar 1942, im Alter von 72 Jahren, während er noch Präsident der Watch Tower Bible and Tract Society war. Die Mitteilung über seinen Tod erschien in der englischen Ausgabe des Wachtturms und Verkünders der Gegenwart Christi vom 1. Februar 1942 (Seite 45) unter der Überschrift „Ein treuer Zeuge“. Wie es sich in den mehr als dreißig Jahren, die seither vergangen sind, gezeigt hat, endete mit seinem Tod eine bestimmte Epoche der Tätigkeit der heutigen christlichen Zeugen Jehovas.

      14. (a) Was darf nach der Bibel in bezug auf die Belohnung dieser beiden „Sklaven“, die mit den „Talenten“ Christi Geschäfte gemacht haben, angenommen werden? (b) Gehen die noch auf der Erde lebenden „Sklaven“ heute schon irgendwie in die „Freude“ ihres Herrn ein, und wie verhält es sich mit dem Herrschen?

      14 Christliche „Sklaven“ wie die beiden oben erwähnten haben durch ihr Leben ohne Zweifel bewiesen, daß sie mit den ihnen übergebenen „Talenten“ des Herrn „Geschäfte gemacht“ und auf diese Weise das irdische Betätigungsfeld, durch das Jünger Christi hervorgebracht werden, ausgedehnt haben. Die Bibel berechtigt zu der Annahme, daß sie, als sie vor dem Richterstuhl ihres Herrn Jesus Christus erschienen, von ihm die lobenden Worte hörten: „Wohlgetan, du guter und treuer Sklave! Du warst über weniges treu. Ich will dich über vieles setzen. Geh ein in die Freude deines Herrn.“ (Matthäus 25:21, 23) Inzwischen sind viele Jahre vergangen, aber es befindet sich immer noch ein kleiner Überrest dieser treuen christlichen „Sklaven“, die sich liebevoll bemühen, die „Talente“ ihres himmlischen Herrn zu vermehren, auf der Erde. Sie hoffen, ihr irdisches Leben zur entsprechenden Zeit zu beenden und dann vor dem himmlischen Richterstuhl Jesu Christi zu erscheinen und ebenfalls beglückt diese lobenden Worte zu hören. Doch in dem Ausmaß, in dem sie die „Talente“ ihres himmlischen Gebieters vermehren, gehen sie sogar heute schon, während sie noch auf der Erde sind, in hohem Grade in die Freude ihres Herrn ein. Sie beginnen aber noch nicht, irgendwie zu herrschen, sondern sehen lediglich der Zeit entgegen, wo sie zusammen mit ihrem Herrn tausend Jahre im Himmel regieren werden.

      DER „BÖSE UND TRÄGE SKLAVE“

      15, 16. (a) Inwiefern gebrauchte der Sklave mit dem einen Talent seine „Fähigkeit“ nicht, und was hatte dies zur Folge? (b) Womit entschuldigte er sich dafür, daß er nur das zurückgab, was er empfangen hatte?

      15 Nun interessiert es uns zu erfahren, was mit dem dritten in Jesu Gleichnis erwähnten Sklaven geschah, der nur ein Talent empfing und über den gesagt wurde: „Der aber, der nur eines empfangen hatte, ging hin und grub in die Erde und verbarg das Silbergeld seines Herrn.“ (Matthäus 25:15, 18) Da sich dieser Sklave nicht anstrengte und nicht den Mut hatte, „Geschäfte zu machen“ wie der Sklave, der die fünf Talente, oder wie derjenige, der die zwei Talente empfangen hatte, konnte er nicht erwarten, daß er zu dem Silbertalent seines Meisters etwas hinzugewinnen würde. Er hatte zwar die entsprechende „Fähigkeit“, mit dem einen Talent zu handeln und etwas hinzuzugewinnen, aber er zeigte sie nicht. Bei der Abrechnung zur Zeit des Kommens und der Gegenwart oder Parusie seines Herrn hatte er keinen Gewinn aufzuweisen. Welche Entschuldigung brachte er deswegen seinem Herrn gegenüber vor? Jesus sagt es uns in seinem Gleichnis:

      16 „Schließlich trat der herzu, der das eine Talent empfangen hatte, und sagte: ,Herr, ich wußte, daß du ein strenger Mann bist und erntest, wo du nicht gesät, und sammelst wo du nicht geworfelt hast. Da fürchtete ich mich und ging hin und verbarg dein Talent in der Erde. Hier hast du das Deine.‘ “ — Matthäus 25:24, 25.

      17. (a) Billigte es dieser Sklave, daß sein Herr so vorging wie der Landwirt, den er beschrieb? (b) Warum dachte der Sklave, sein Herr habe kein Recht, sich darüber zu beklagen, daß er für ihn keinen Gewinn erzielt habe?

      17 Dieser Sklave wußte, daß von ihm ein Gewinn erwartet wurde, aber er wagte das Risiko nicht mit dem Silbertalent seines Meisters „Geschäfte zu machen“. Seine Liebe zu seinem Herrn war nicht so groß, daß sie ihn veranlaßt hätte, trotz seiner Furcht das Risiko einzugehen und sich anzustrengen, die „Habe“ seines Herrn zu vermehren. Er verglich seinen Herrn mit einem Landwirt, der nicht nur seine eigene Ernte einbrachte, sondern auch auf Feldern erntete, die ihm nicht gehörten und die er nicht bestellt hatte, ja der Getreide sammelte, das er nicht geworfelt, das heißt nicht von der Spreu gereinigt hatte. Der Sklave billigte es nicht, daß sein Herr auf diese Weise Gewinn erzielte. Jedenfalls warf er ihm vor, auf diese Weise Gewinn zu erzielen. Seiner angeblichen Überzeugung und Einstellung entsprechend, gab er daher seinem Herrn das Silbertalent, das ihm dieser übergeben hatte, einfach wieder zurück. Warum, so dachte er, sollte sich sein Herr beklagen? Er hatte doch keinen Verlust erlitten. Er erhielt das zurück, was ihm gehörte. Der Sklave hatte nicht erkannt, daß Geld dazu da ist, in Umlauf gebracht und auf eine gewinnbringende Weise verwendet zu werden.

      18. Welchem Argument entsprach die Antwort, die der Herr dem Sklaven gab? Wie nannte er diesen deshalb, und warum?

      18 Die Antwort, die der Herr seinem Sklaven gab, entsprach dessen eigenem Argument, denn wir lesen: „In Erwiderung sagte sein Herr zu ihm: ,Du böser und träger Sklave! Du wußtest also, daß ich erntete, wo ich nicht säte, und sammelte, wo ich nicht worfelte? Nun, so hättest du mein Silbergeld bei den Bankleuten anlegen sollen, und bei meiner Ankunft [buchstäblich: gekommen seiend] hätte ich das Meine mit Zins erhalten.‘ “ — Matthäus 25:26, 27.

      19. Warum verdiente es der Sklave, als „böse“ bezeichnet zu werden, und auf welche Weise wäre es ihm ein leichtes gewesen, die Erwartungen seines Herrn zu erfüllen?

      19 Dieser unnütze Sklave war „böse“, weil er absichtlich oder willentlich nichts unternahm, um seinem Herrn Gewinn einzubringen. Er war nicht daran interessiert, die Habe seines Herrn zu vermehren. Es war nicht so, daß er nicht gewußt hätte, daß sein Herr einen Gewinn erwartete. Er wußte es, und er hätte es sich leichtmachen können, indem er das ihm anvertraute Silbertalent bei den Bankleuten hinterlegt hätte, damit sie es hätten investieren können, so daß es ihnen Gewinn eingebracht hätte und sie dafür die entsprechenden Zinsen hätten bezahlen können. Dann hätte der Herr des Sklaven bei seiner Rückkehr nicht nur das Silbertalent, sondern auch die Zinsen entgegennehmen können, die für das bei den Bankleuten hinterlegte Geld ausbezahlt worden wären. Abgesehen davon, daß er weder den Sklaven nachahmte, der die fünf Talente empfangen hatte, noch den, der die zwei Talente empfangen hatte, arbeitete er auch nicht mit ihnen zusammen. Obwohl er das Silbertalent, das ihm übergeben worden war, zurückgab, fügte er seinem Herrn in Wirklichkeit einen Verlust zu. Daß er ihm diesen Verlust sogar absichtlich zufügte, machte ihn „böse“.

      20. In welchem Sinne war dieser Sklave „träge“, und wie wirkte sich das für ihn aus?

      20 Der nutzlose Sklave war auch „träge“. Er war faul und nicht bereit, mit Umsicht „Geschäfte zu machen“ wie seine Mitsklaven. Er hatte die Fähigkeit, gewinnbringend zu arbeiten, sonst hätte ihm sein Herr nicht wenigstens das eine Talent anvertraut. Dadurch, daß ihm nur ein Talent gegeben wurde, hatte er von allen drei Sklaven die geringste Verantwortung, und dieser geringe Geldbetrag verlangte von ihm nicht mehr, als er mit „seiner eigenen Fähigkeit“ zu tun vermochte. Doch anstatt seine Fähigkeit zu nutzen, vergrub er das Talent seines Herrn in der Erde und gab es ohne Gewinn zurück. Er war so träge, daß er sich — obwohl er seinen Herrn als einen „strengen Mann“ beurteilte — nicht veranlaßt fühlte, während dessen langer Abwesenheit mit dem kostbaren Talent zu arbeiten. Er hätte genügend günstige Zeit dafür gehabt. Er gewann aber nichts hinzu, und das hatte für ihn verhängnisvolle Folgen.

      21. Wer ist heute, wo das durch dieses Gleichnis veranschaulichte Geschehen seinen Höhepunkt erreicht, das Gegenstück dieses Sklaven?

      21 Dieser „böse und träge Sklave“ hat heute, wo das durch dieses Gleichnis veranschaulichte Geschehen seinen Höhepunkt erreicht, ein Gegenstück. Wie seine beiden Mitsklaven, so stellt auch der unnütze Sklave eine Klasse oder Gruppe von christlichen Sklaven dar, die im Dienste Jesu Christi, des himmlischen Herrn stehen oder ihm verpflichtet sind. Diese unnütze Klasse zeigte sich nach dem Beginn der Abrechnung im ersten Nachkriegsjahr (1919 u. Z.).

      22. Wer gab ebenfalls vor, im Dienste des himmlischen Herrn zu stehen? Inwiefern vernachlässigten sie aber seine „Habe“ nach dem Ersten Weltkrieg?

      22 Die Mitglieder der verschiedenen Glaubensgemeinschaften der Christenheit gaben allerdings vor, im Dienste des himmlischen Herrn Jesus Christus zu stehen. Gingen sie aber am Ende des Ersten Weltkrieges (11. November 1918) daran, das ausgedehnte Feld, das vor ihnen lag, zu bearbeiten und für den regierenden König, Jesus Christus, der nun gegenwärtig war, Jünger zu machen? Nein, sie gingen mit den Politikern und den Militaristen dieser Welt Kompromisse ein. Sie vernachlässigten die Königreichs„habe“ des Königs, dessen fürstliche Herrschaft sich unaufhörlich mehren sollte. Sie richteten ihr Interesse und ihre Aufmerksamkeit auf den beantragten Völkerbund, der vom Generalrat der Kirchen Christi in Amerika als „der politische Ausdruck des Königreiches Gottes auf Erden“ bezeichnet wurde. (Jesaja 9:6, 7) Sie versuchten, die Zahl der Unterstützer und Verehrer dieser von Menschen geschaffenen internationalen Organisation für Weltfrieden und internationale Sicherheit zu vermehren. Gegenwärtig treten die Sekten und Glaubensgemeinschaften der Christenheit für die Vereinten Nationen, die Organisation, die den Völkerbund abgelöst hat, ein.

      23. Wozu hat es geführt, daß sie das Feld, die Welt, nicht im Interesse des messianischen Königreiches Gottes bearbeitet haben?

      23 Bei der Abrechnung, die der zurückgekehrte Herr Jesus in der heutigen Zeit zur Prüfung seiner Sklaven durchführt, können diese zur Christenheit gehörenden angeblichen „Sklaven“ ihm nichts vorweisen, was sie zu seiner Habe hinzugewonnen hätten. Sie haben das Feld, die Welt, nicht im Interesse des aufgerichteten messianischen Königreiches Jehovas Gottes bearbeitet, denn sie haben sich von diesem Königreich abgewandt und haben die Menschen darüber in Unkenntnis gelassen.

      24. Wieso entsprechen die Personen, die im dritten Absatz der Resolution, betitelt „Ein neuer Name“, beschrieben wurden, dem „trägen Sklaven“?

      24 Doch selbst unter denen, die mit den treuen „Sklaven“ des zurückgekehrten, regierenden Königs, Jesus Christus, in Verbindung standen, zeigte sich eine Klasse gesalbter Christen, die der Beschreibung des „bösen und trägen Sklaven“ entsprach. Auf diese Klasse bezogen sich zweifellos die Ausführungen im dritten Absatz der Resolution, betitelt „Ein neuer Name“, die am Sonntag nachmittag, den 26. Juli 1931 auf dem internationalen Kongreß angenommen wurde, der in Columbus (Ohio) unter der Leitung der Watch Tower Bible and Tract Society durchgeführt wurde. Dieser Absatz lautete:

      ... WEIL kurz nach dem Tode Charles T. Russells unter denen, die mit ihm im genannten Werke verbunden waren, eine Spaltung entstand, wobei sich eine Anzahl von der Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft getrennt und sich seither geweigert haben, mit der genannten Gesellschaft und ihrem Werk zusammenzuwirken, und es ferner abgelehnt haben, mit der Wahrheit, die durch die Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft im „Wachtturm“ und durch die genannten Korporationen in den anderen Publikationen veröffentlicht wurde, übereinzustimmen, vielmehr das Werk der genannten Gesellschaft, bestehend in der Verkündigung der gegenwärtigen Botschaft vom Königreich Gottes und vom Tage der Rache unseres Gottes an allen Teilen der satanischen Organisation, bekämpft haben, und da die erwähnten Gegner zahlreiche, voneinander abgesonderte Gruppen gebildet und Namen wie „Bibelforscher“, „Vereinigte Bibelforscher“, „Russelliten, Lehrer der von Pastor Russell ausgelegten Wahrheit“, „Standhafte“ und ähnliche Benennungen angenommen haben und tragen, was alles dazu angetan ist, Verwirrung und Mißverständnis zu veranlassen ...

      25. An welchen Erfahrungen und an welchem Werk der Träger des „neuen Namens“ waren die obenerwähnten Personen daher nicht beteiligt?

      25 Die hier erwähnten Personen, die sich der Zusammenarbeit widersetzten, ja die sich sogar als Gegner erwiesen, nahmen diesen „neuen Namen“, Jehovas Zeugen, nicht an und wurden nicht als christliche Zeugen Jehovas bekannt. Sie haben weder an den furchtbaren Leiden teilgehabt, die die Träger des „neuen Namens“ seither durchgemacht haben, noch haben sie sich an dem Werk beteiligt, durch das Jehovas aufgerichtetes, unter seinem Messias stehendes Königreich auf der ganzen Erde verkündigt wird. Sie haben deshalb keinen Anteil gehabt an der wunderbaren Ausdehnung des Feldes, das bearbeitet werden sollte, um Jünger Christi hervorzubringen, und das zur Zeit 208 Länder und Inselgebiete umfaßt, in denen die Königreichsbotschaft in über 160 Sprachen verkündigt wird. Trotz der grausamen Verfolgungen in verschiedenen Ländern geht die Bebauung dieses Feldes (das die Menschenwelt ist), durch die weitere Jünger Christi hervorgebracht werden, ihrem Höhepunkt entgegen. Sie wird gegenwärtig unter der Aufsicht von 95 Zweigorganisationen der Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania durchgeführt.

      26. Was beweist, daß der Himmel den Überrest der gesalbten „Sklaven“ gesegnet hat, der bemüht war, die „Talente“ des Herrn zu benutzen und das Feld, die Welt, zu bearbeiten?

      26 Diese Vermehrung der „Habe“ oder der „Talente“ des messianischen Königs wird von Jehova Gott, dem Höchsten, und von seinem Sohn, Jesus Christus, also offensichtlich anerkannt und gesegnet. Die gesalbten „Sklaven“, die mit der Verwendung der „Talente“ des Königs beschäftigt sind, sehen in dieser Tätigkeit eine Verantwortung, die Freude bringt, und sie bemühen sich, von ihrem himmlischen Herrn als „gute und treue Sklaven“ beurteilt zu werden. Sie möchten nicht, daß jemand von der Klasse des „bösen und trägen Sklaven“ mit ihnen verbunden ist. Sie versuchen vielmehr, allen, die den schriftgemäßen Anforderungen entsprechen, zu helfen, sich mit ihnen zu verbinden und ebenfalls produktive Diener des Wortes Gottes zu werden. Im Dienstjahr 1972 ließen sich 163 123 Personen, die sie belehrt hatten, als Jünger des Herrn Jesus Christus taufen, was beweist, daß Gott ihre liebevollen Bemühungen gesegnet hat. In den letzten fünf Dienstjahren (1968 bis 1972) ließen sich in der ganzen Welt mehr als eine halbe Million Menschen, nämlich 680 871, taufen. Der Überrest der gesalbten „Sklaven“, die die „Habe“ des Herrn vermehren, denkt daher nicht, der Herr ernte unrechtmäßig, wo er — als er selbst auf der Erde war — nicht gesät habe.

      DAS UNGENUTZTE „EINE TALENT“ WEGGENOMMEN

      27. Welche Entscheidung traf der Herr in Verbindung mit dem unnützen Sklaven?

      27 Welche Entscheidung trifft der Herr in dem Gleichnis in Verbindung mit dem Sklaven, der ihm das, was ihm gehört, nicht „mit Zins“ zurückgibt? „Deshalb“, sagt der erzürnte Herr über den „bösen und trägen Sklaven“, der sich als nutzlos erwiesen hat, „nehmt ihm das Talent weg und gebt es dem, der die zehn Talente hat. Denn jedem, der hat, wird mehr gegeben werden, und er wird in Fülle haben; dem aber, der nicht hat, wird selbst das, was er hat, weggenommen werden. Und den unnützen Sklaven werft hinaus in die Finsternis draußen. Dort wird sein Weinen und sein Zähneknirschen sein.“ — Matthäus 25:28-30.

      28. Was blieb diesem Sklaven versagt, das den nützlichen Sklaven gewährt wurde, und was bedeutete es für ihn, in die „Finsternis draußen“ hinausgeworfen zu werden?

      28 Dieser Sklave wird nicht eingeladen, in die Freude seines Herrn einzugehen. Er wird nicht über vieles gesetzt, weil er über weniges treu gewesen wäre. Er wird nicht als ein „guter und treuer Sklave“ bezeichnet, sondern als „unnützer Sklave“. Er darf nicht im Dienste und im Hause des Herrn bleiben, sondern wird aus dem Haus hinausgeworfen, „in die Finsternis draußen“. Offenbar rechnete der zurückgekehrte Herr mit seinen Sklaven nachts ab, und so geriet der Sklave tatsächlich in die „Finsternis draußen“, als er hinausgeworfen wurde. Statt daß er dort draußen die Freude seines Herrn fand, hatte er Ursache, zu weinen und mit den Zähnen zu knirschen wegen der Zustände, in die er dadurch geraten war.

      29. Warum sollten die bis heute treu gebliebenen gesalbten „Sklaven“ im Hinblick auf die immer düsterer werdende Weltsituation daraus eine ernste Lehre ziehen?

      29 Daraus sollte der Überrest der gesalbten „Sklaven“ heute eine ernste Lehre ziehen. Diese „Sklaven“ müssen sich weiter bemühen, die „Habe“ ihres himmlischen Herrn zu vermehren, sonst wird ihnen dieses Gut, das er ihnen anvertraut hat, weggenommen, und sie werden wie die Klasse des „bösen und trägen Sklaven“ hinausgeworfen, in die „Finsternis draußen“. Seit Ablauf der Zeiten der Nationen im Jahre 1914 ist es für die Menschenwelt außerhalb des erleuchteten Hauses des himmlischen Herrn Jesus Christus Nacht gewesen; selbst die Christenheit ist in diese nächtliche Finsternis gehüllt. Diese Finsternis wird aber noch dichter werden, wenn die von Gott bestimmte Zeit kommt, in der die „große Drangsal“ plötzlich über die heutige Generation der Menschheit hereinbricht. (Matthäus 24:21, 22; Lukas 21:34-36) In diese todbringende Finsternis werden diejenigen, die zur Klasse des „bösen und trägen Sklaven“ gehören, geworfen werden, wo sie zusammen mit religiösen Heuchlern weinen und mit den Zähnen knirschen werden, bis sie umkommen.

      30. Auf welche Weise wird der Klasse des „trägen Sklaven“ das „eine Talent“ weggenommen, wem wird es gegeben, und warum?

      30 Während der Herr heute gegenwärtig ist und mit seinen „Sklaven“ abrechnet — sei es nun mit den einzelnen, die sterben oder mit den betreffenden Sklavenklassen, die noch auf der Erde sind —, ist etwas bereits zu erkennen: Diejenigen, die zur Klasse des „bösen und trägen Sklaven“ gehören, machen mit dem „einen Talent“, das sie empfangen haben, keine Geschäfte und sorgen nicht dafür, daß das „Geld“ ihres Herrn Zinsen trägt. Er ist daher bereits im Begriff, das „eine Talent“ von dieser untreuen Klasse, die als Klasse immer noch vorhanden ist, wegzunehmen. Er teilt diesen Untreuen nichts von dem Gebiet zu, das bearbeitet und fruchtbar gemacht werden soll, damit weitere Jünger Christi hervorgebracht werden. Er behandelt sie nicht mehr als seine Sklaven; er beachtet das, was sie auf religiösem Gebiet tun, nicht und erkennt es nicht an. Er läßt sie an dem Licht, das seine Hausgenossen erfreut, nicht teilhaben. Das „eine Talent“, das sie empfangen haben, wird ihnen weggenommen, und das ihnen zugeteilte Feld mit seinen Möglichkeiten, Jünger hervorzubringen, wird der Klasse des „guten und treuen Sklaven“ gegeben, die ihre Fähigkeit, Jünger zu machen, weitgehendst genutzt und dadurch die „Habe“ des Königs um so viel vermehrt hat (oder noch vermehrt), daß sie „zehn Talente“ vorweisen kann. — Matthäus 28:19, 20; Psalm 2:8.

      31. (a) Für die Anwendung welchen Grundsatzes oder welcher Handlungsregel gab der Herr hiermit ein Beispiel? (b) Welches zusätzliche Etwas hatte der „träge Sklave“ außer seiner „Fähigkeit“ nicht, und wie wurde deshalb mit ihm verfahren?

      31 Wir haben also hier ein Beispiel dafür, wie heute der göttliche Grundsatz oder die göttliche Handlungsregel angewandt wird: „Jedem, der hat, wird mehr gegeben werden, und er wird in Fülle haben; dem aber, der nicht hat, wird selbst das, was er hat, weggenommen werden.“ (Matthäus 25:29) Der in dem Gleichnis erwähnte „böse und träge Sklave“ hatte zwar das „eine Talent“, aber es fehlte ihm an etwas, was durch den Besitz dieses „einen Talents“ bei ihm hätte entfacht und offenbar werden sollen. Dieses zusätzliche Etwas hätte Treue zu seinem Herrn und Eifer für ihn sein sollen, eine tiefe Wertschätzung für das ihm anvertraute Gut und die Überzeugung, daß sein Herr es verdiente, das „eine Talent“, das gewinnbringend hätte angelegt werden können, mit Gewinn zurückzuerhalten. Daß er bei der Abrechnung nichts als Gewinn vorweisen konnte, war, von seiner Entschuldigung abgesehen, ein sprechender Beweis dafür, daß er dieses zusätzliche Etwas nicht hatte. Er war ein „unnützer Sklave“, und so wurde ihm das „eine Talent“ weggenommen. Er hatte das Vertrauen, das sein Herr in ihn gesetzt hatte, enttäuscht. Er wurde aus dem Dienst seines Herrn entlassen und aus dessen Haus gewiesen.

      32. Was ist das zusätzliche Etwas, das die Klasse des „trägen Sklaven“ seit dem Jahre 1919 hätte haben müssen, es aber nicht hat, und was wird ihr deshalb weggenommen?

      32 Der gleiche Grundsatz läßt sich heute auch auf die Klasse des „bösen und trägen Sklaven“ anwenden. Den Gliedern dieser Klasse wurde das anvertraut, was dem „einen Talent“ entspricht. Sie haben es von ihrem himmlischen Herrn erhalten und besitzen es besonders seit dem ersten Nachkriegsjahr (1919). Sie hätten aber etwas haben müssen, was dieses „eine Talent“ ergänzt hätte oder ein passendes Gegenstück dazu gewesen wäre. Dieses ergänzende Etwas, das durch den Besitz des „einen Talents“ bei ihnen hätte hervorgerufen werden sollen, war ein mit Hingabe gepaarter Eifer für Jehovas messianisches Königreich, die Überzeugung, daß ihr himmlischer Herr es verdiente, den Ertrag des Feldes, das Jünger hervorbringen sollte, zu empfangen, und der Mut und die Liebe, die sie dazu angetrieben hätten, an der Verkündigung des aufgerichteten messianischen Königreiches Gottes einen möglichst großen Anteil zu haben und aus möglichst vielen Menschen aller Nationen Jünger zu machen, nicht nur aus den Juden, auf die Jesus Christus, als er auf der Erde war, seine öffentliche und private Predigttätigkeit beschränkte. Da sie das nicht haben, was sie gebrauchen sollten, um mit dem „einen Talent“ ihres Herrn zu arbeiten, wird ihnen dieses „Talent“ weggenommen, wie das die Tatsachen heute erkennen lassen.

      33. (a) Auf wessen Kosten empfangen somit die Glieder der Klasse des „guten und treuen Sklaven“ eine „Fülle“? (b) Welche Freude erleben sie, und welche Herrschaft erwarten sie?

      33 Die Glieder der Klasse des „guten und treuen Sklaven“ haben dagegen dieses Etwas, womit die ihnen anvertrauten „Talente“ ihres himmlischen Herrn ergänzt werden sollten. Dem Gleichnis entsprechend wird ihnen auf Kosten der Klasse des „bösen und trägen Sklaven“ mehr gegeben; es werden ihnen weitere Gelegenheiten geboten und neue Vorrechte eingeräumt, da sie verantwortungsbewußte, zuverlässige und nützliche „Sklaven“ sind. Demzufolge haben sie tatsächlich „in Fülle“, was das weite Feld, das Jünger hervorbringt, betrifft. Während sie das Herz ihres Herrn erfreuen, ist ihre eigene Freude überströmend, und sie erhalten bereits einen Vorgeschmack von der Freude, die ihr Herr in seinem nun aufgerichteten Königreich empfindet. Diese Freude gibt ihnen die Kraft, ihm weiter zu dienen bis zum Ende ihres irdischen Lebens, und wenn sie sterben, hoffen sie durch die Auferstehung von den Toten in die Fülle seiner Freude einzugehen und in seinem tausendjährigen Königreich als Herrscher über vieles gesetzt zu werden. Dann werden sie das Glück der „Sklaven“, die an der „ersten Auferstehung“ teilhaben, in seiner ganzen Bedeutung kennenlernen. — Offenbarung 20:6.

      34. Was beweist die Tatsache, daß sich das, was durch den Höhepunkt dieses Gleichnisses Jesu veranschaulicht wurde, in unserer Zeit offensichtlich abgespielt hat, und warum?

      34 Auf diese Weise hat sich seit dem Jahre 1919 u. Z. das abgespielt, was durch die Ereignisse, die den Höhepunkt des Gleichnisses von den „Talenten“ bilden, veranschaulicht wurde. Sowohl Einzelpersonen als auch ganze Völker rund um den Erdball haben dies beobachtet. Besonders die Klasse des „guten und treuen Sklaven“ weiß dies. All das beweist, daß wir seit dem Ende der Zeiten der Nationen (im Jahre 1914) in der Zeit der Parusie oder der unsichtbaren Gegenwart des Königs Jesus Christus leben. Es bildet daher einen Bestandteil des großen „Zeichens“ der „Gegenwart“ Christi und des „Abschlusses des Systems der Dinge“, denn das Gleichnis von den „Talenten“ gehört zu Jesu ausführlicher Prophezeiung über dieses „Zeichen“. — Matthäus 24:3.

      35. Warum möchten wir die Prophezeiung Christi weiter betrachten, und welchen Beweis werden wir dadurch erhalten?

      35 Das „Zeichen“ der unsichtbaren Gegenwart Christi im Geiste schließt aber noch mehr ein als die Gleichnisse von den „zehn Jungfrauen“ und den „Talenten“, die wir nun betrachtet haben. Ein weiteres prophetisches Gleichnis bildet einen wichtigen Bestandteil der Prophezeiung Jesu Christi über das „Zeichen“, und seine Erfüllung in unserer beunruhigenden Zeit ist ein weiterer Beweis dafür, daß wir in der Gegenwart oder der Parusie des Herrn Jesus Christus leben und daß uns noch wunderbare Dinge bevorstehen. Wollen wir die große Prophezeiung unseres Herrn weiter betrachten?

      [Bild auf Seite 246]

      R. J. Martin

      [Bild auf Seite 247]

      J. F. Rutherford

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