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Jehova gewährt einen „vollkommenen Lohn“Der Wachtturm 1978 | 15. Mai
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11:6). Ja, das Buch Ruth stellt Jehova als einen Gott der Liebe dar, als einen Gott, der sich um die ihm Ergebenen kümmert. Es beweist ferner, daß Gottes Vorsätze nicht vereitelt werden können. Deshalb sollten wir genauso eingestellt sein wie David, der sagte: „Wir wollen jubeln wegen deiner Rettung, und im Namen unseres Gottes werden wir unsere Banner erheben. Jehova erfülle alle deine Bitten. Jetzt weiß ich, daß Jehova seinen Gesalbten bestimmt rettet. Er antwortet ihm aus seinen heiligen Himmeln mit den rettenden Machttaten seiner Rechten“ (Ps. 20:5, 6).
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Bist du gerne allein?Der Wachtturm 1978 | 15. Mai
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Bist du gerne allein?
ER WAR ein junger Mann, der gern allein war. Nicht daß er als Einsiedler lebte oder sich in ein Kloster zurückgezogen hatte, nein, er trat an die Öffentlichkeit. Fast täglich kam er mit vielen Menschen in Berührung. Er war ein Lehrer. Die Berichte, die wir über ihn haben, stimmen darin überein, daß er der größte Lehrer aller Zeiten war. Er verausgabte sich völlig für andere. Doch gleichzeitig war er sorgsam darauf bedacht, etwas Zeit für sich zu haben.
Er wußte, daß man, um tiefgründig zu sein und sich selbst zu genügen, Zeit für sich benötigt, Zeit, um zu überlegen und nachzusinnen. Da er außerdem ein sehr religiöser Mann war, kannte und verspürte er das Bedürfnis zu beten. Sich von seinen Mitmenschen eine Zeitlang zurückzuziehen gab ihm Gelegenheit, sich in der Gegenwart seines Gottes bis in die tiefsten Winkel seines Seins zu erforschen und sich seinem himmlischen Vater zu nahen.
Seine inneren Reichtümer, seine vollkommene Bibelkenntnis eingeschlossen, hätten es ihm ermöglicht, sogar dann seine Ausgeglichenheit zu bewahren und sich in geistiger Hinsicht selbst zu genügen, wenn er längere Zeit in Einzelhaft gewesen wäre. Verschiedene Übersetzungena des Berichts über ihn besagen, daß er ‘in die Wüste hinausging’ und ‘sich immer wieder in einsame Gegenden zurückzog, um in der Stille zu beten’. In anderen Berichten heißt es, daß er „in der Frühe, als es noch dunkel war“, aufstand und an einen einsamen Ort hinausging, „um dort zu beten“ (Luk. 5:16; Mark. 1:35).
Dieser junge Mann war Jesus Christus. Obwohl Jesus ständig von Menschenmengen bedrängt wurde und die enge Gemeinschaft seiner Freunde hatte, gelang es ihm irgendwie, auch allein zu sein.
BIST DU GERN ALLEIN?
Wie verhält es sich mit dir? Bist du gern etwas allein? Suchst du das Alleinsein, wenn du seelische Probleme hast? ‘Sprichst du dich in deinem Herzen auf deinem Bett aus, und bleibst du still’? (Ps. 4:4). Eine junge Frau und Mutter, die herzzerreißende Familienprobleme durchgemacht hatte, zog sich einige Zeit von einigen ihrer Freunde zurück, die sich daraufhin beleidigt fühlten. Doch ihr Mann sagte: „Maria ist ein sehr in sich gekehrter Mensch. Laßt ihr Zeit. Sie wird sich wieder fangen.“
War es verkehrt, daß Maria als ein „in sich gekehrter Mensch“ Zeit brauchte, um sich zurechtzufinden? Nein, es sei denn, sie hätte in ihrer Zurückgezogenheit einen Groll gegen andere genährt oder wäre so lange allein geblieben, bis sie eine verschrobene und verschlossene Person geworden wäre. „Wer sich absondert, wird nach seinem eigenen selbstsüchtigen Verlangen trachten; gegen alle praktische Weisheit wird er losbrechen“ (Spr. 18:1). Doch eine Zeit des Alleinseins kann sich für jemand, der seine Gedanken und Gefühle von gesunden Grundsätzen steuern läßt, als ein heilsames Mittel erweisen, um klares Denkvermögen und das seelische Gleichgewicht wiederzuerlangen.
Sagt dir das Alleinsein zu? Bist du mitunter gern mit dir allein? Bist du auch gern allein, wenn du ein schlechtes Gewissen hast? Gehst du dann ehrlich mit dir zu Rate, und versuchst du, die Sache wieder in Ordnung zu bringen? Ziehst du aus dem Alleinsein Nutzen, indem du über neugelernte Dinge nachdenkst? Konzentrierst du dich darauf, ein besseres Verständnis über bestimmte Dinge zu erlangen? Denkst du gern über konstruktive Fragen und Probleme nach?
Oder gehörst du zu den Personen, denen das Denken und Urteilen schwerfällt? Solche Personen sind nicht gern mit sich allein. Sie haben anscheinend den Drang, möglichst viel mit anderen zusammen zu sein. Man hat den Eindruck, als ob sie nicht denken können, wenn sie sich nicht mit anderen unterhalten können. Alles, was sie beschäftigt oder was ihr Herz bewegt, sprudelt wahllos aus ihrem Mund. Was würde mit einer solchen Person geschehen, wenn sie in Einzelhaft wäre? Was würde mit dir geschehen?
DAS INNERE ERFORSCHEN
Worüber denkst du nach, wenn du in den frühen Morgenstunden aufwachst? Gibst du dich Träumen hin? Der Psalmist David wußte aus schlaflosen Stunden Nutzen zu ziehen: „In der Tat, während der Nächte haben mich meine Nieren zurechtgewiesen“ (Ps. 16:7).
Viele glauben, daß sie bei langer und tiefer Selbsterforschung schließlich auf einen Schatz tiefer Erkenntnisse und Wahrheiten stoßen. Es könnte sein, daß eine tiefe und fortgesetzte „Erforschung der Seele“ zu einem besseren Verständnis unserer Ansichten, Neigungen, Standpunkte, Gefühle, Wünsche, Sehnsüchte und dergleichen führt. Wenn wir uns aber von der Bibel leiten lassen, wird uns klar, daß vieles von dem, was wir in uns vorfinden, berichtigt, ausgeschieden, ja durch ein neues Ich ersetzt werden muß. Wir begreifen, daß unser Inneres eher einem Gefäß oder einem Behälter gleicht: Es ist aufnahmefähig, doch weitgehend leer, es liegt brach. Wir können Erkenntnis und Weisheit erlangen, in uns aufnehmen, verarbeiten und anwenden und an Denkvermögen zunehmen. Doch alle diese Bausteine des Verstandes müssen wir aus einer Quelle außerhalb unseres Ichs erhalten. „Wenn Weisheit in dein Herz einkehrt und Erkenntnis selbst deiner eigenen Seele lieblich wird, wird Denkvermögen selbst stets über dich wachen“, heißt es in einem inspirierten Spruch. Und ein anderer weist auf die einzige zuverlässige und sichere Quelle der von außen stammenden Erkenntnis hin: „Vertraue auf Jehova mit deinem ganzen Herzen, und stütze dich nicht auf deinen eigenen Verstand. Beachte ihn auf all deinen Wegen, und er selbst wird deine Pfade gerademachen“ (Spr. 2:10, 11; 3:5, 6).
DAS DENKVERMÖGEN FÖRDERN
Wenn man allein ist, kann man überlegen, studieren, nachsinnen und sein Denkvermögen fördern. Ja, wir mögen Talent für Musik oder Sport haben. Doch was geschieht, wenn wir ein solches Talent nicht pflegen? Es wäre genauso, als ob wir es gar nicht gehabt hätten. So verhält es sich auch mit dem Denkvermögen. Ohne Informationen, Erfahrung und Schulung können wir es nicht fördern.
Das Denkvermögen zu fördern ist nicht leicht. Es erfordert wirklich geistige Arbeit. Nehmen wir an, wir wollen eine bestimmte geistige Fähigkeit erwerben, beispielsweise die Fähigkeit, Menschentypen zuverlässig zu beurteilen. Denken wir einmal an eine Person, die wir kennen. Diese Person ist zu sehen, zu hören, zu fühlen und mit unseren Sinnen wahrzunehmen. Handelt es sich aber bei einer solchen Wahrnehmung um Denken? Nein.
Wenn wir an die Person zu denken beginnen, werden wir dann nicht sogleich durch Gefühle, die wir ihr gegenüber empfinden, beeinflußt? Meldet sich nicht sofort das, was wir gegenüber dieser Person empfinden — Vorliebe, Abneigung, Achtung, Verachtung, Vertrauen, Mißtrauen —, noch bevor wir wirklich denken, bevor es zu einer verstandesmäßigen Einschätzung kommt?
Nehmen wir aber an, wir zwingen uns, einfach an die Person zu DENKEN, an ihre Ansichten, ihre Standpunkte, ihr Benehmen, ihre Fähigkeiten, ihre Leistungen und dergleichen. Wie gut wissen wir in dieser Hinsicht über jemand Bescheid? Können wir logisch voraussagen, wie der Betreffende unter bestimmten Verhältnissen reagieren mag? Die seelischen, emotionalen und geistigen Qualitäten einer Person einzuschätzen erfordert Denkvermögen. Wir begeben uns auf Gebiete, die jenseits der Wahrnehmung durch unsere Sinne, wie den Gesichts-, Gehör- und Tastsinn, liegen. Gleichzeitig müssen wir darauf achten, daß sich keine Gefühle, als Gedanken getarnt, einschleichen und unsere Denkprozesse entgleisen lassen.
DEN KONFLIKT ZWISCHEN HERZ UND KOPF LÖSEN
Das Herz oder der Sitz der Gefühle neigt dazu, den Kopf, den Sitz des Verstandes, zu beherrschen. Die geschlechtliche Anziehung kann beispielsweise das gesunde Urteilsvermögen, ja selbst das Gewissen völlig ausschalten. Die Gedanken können in außergewöhnlichem Umfang darauf gerichtet werden, Pläne und Ränke zu schmieden und der Befriedigung eines sinnlichen Verlangens Vorschub zu leisten. Deshalb rät die Bibel: „Mehr als alles sonst, was zu behüten ist, behüte dein Herz, denn aus ihm sind die Quellen des Lebens“ (Spr. 4:23). Das Herz muß vor allem anderen so erzogen und geschult werden, daß es sich von der Bibel leiten läßt. Es muß lernen, geistige Eigenschaften zu schätzen. Diese haben ihren Ursprung im Herzen Gottes. Das Herz des Menschen sollte sich dafür erwärmen, weil der Mensch im Bilde seines Schöpfers gemacht worden ist (1. Mose 1:26). „Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Glauben, Milde, Selbstbeherrschung“ werden in Galater 5:22, 23 als Frucht des Geistes Gottes aufgezählt.
Verfolge anhand einer Konkordanz, wo in der Bibel überall diese Wörter — „Liebe“, Freude“, „Friede“ — vorkommen. Dann wirst du erkennen, wieviel Zeit man auf das persönliche Studium und das Nachsinnen verwenden kann, um Unterscheidungsvermögen zu erlangen. Man bemüht sich, die persönlichen Eigenschaften des Schöpfers kennenzulernen, um sie sich zu eigen zu machen. Um ihn nachahmen zu können, benötigt man seine Hilfe. Deshalb ist zur Erlangung geistigen Unterscheidungsvermögens das Gebet außer Studium unerläßlich. All das erfordert, daß man zuweilen allein ist.
DAS BEDÜRFNIS, ALLEIN ZU SEIN
Als Josua geboten worden war, das Volk Israel in das Verheißene Land zu führen, wies Jehova ihn an, sich eng an das „Buch des Gesetzes“ zu halten, das von Moses überliefert worden war. „Du sollst Tag und Nacht mit gedämpfter Stimme darin lesen“ (Josua 1:8). Josua mußte einige Zeit für sich allein gebetsvoll studieren. Andere Übersetzungen sagen: „Lies Tag und Nacht nachdenkend darin“ oder: „Du sollst darüber sinnen Tag und Nacht.“
Der Psalmist Asaph kam zu dem Schluß: „Mit meinem Herzen will ich Besorgnis bekunden, und mein Geist wird gründlich nachforschen.“ Gemäß anderen Übersetzungen lauten seine Worte: „Mein Herz grübelt“, „ich sinne nach und fragend erhebt sich mein Geist“ (Ps. 77:6).
Der Apostel Paulus betonte in seinem Rat an den jungen Timotheus: „Sinne über diese Dinge nach; gehe darin auf“ (1. Tim. 4:15). Ein andermal schrieb er: „Denke beständig an das, was ich sage“ (2. Tim. 2:7).
Damit wir dies alles tun können, müssen wir wie Jesus auch in vernünftigem Maß Raum für das Alleinsein schaffen, um nachdenken, studieren und beten zu können.
[Fußnote]
a In diesem Artikel wird aus folgenden Bibelübersetzungen zitiert: Neue-Welt-Übersetzung; Einheitsübersetzung; Fotobibel; Jerusalemer Bibel; Zink sowie Hamp, Stenzel, Kürzinger.
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Fragen von LesernDer Wachtturm 1978 | 15. Mai
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Fragen von Lesern
● Sagt die Bibel irgend etwas Definitives darüber, was bei den Geschlechtsbeziehungen zwischen Mann und Frau moralisch oder unmoralisch ist? Sollten Versammlungsälteste das Verhalten von Gliedern der Versammlung in diesen intimen ehelichen Angelegenheiten zu bestimmen versuchen?
Es muß zugegeben werden, daß die Bibel weder bestimmte Regeln hinsichtlich der Geschlechtsbeziehungen zwischen Mann und Frau aufstellt noch irgendwelche Einschränkungen diesbezüglich macht. Wir finden kurze Beschreibungen darüber, wie sich die Liebe passenderweise äußert, zum Beispiel in Sprüche 5:15-20 und mehreren Versen des Hohenlieds (1:13; 2:6; 7:6-8). Diese und andere Schriftstellen wie Hiob 31:9, 10 deuten zumindest an, was in bezug auf Liebesspiel und Geschlechtsbeziehungen üblich oder normal war, und stimmen mit dem überein, was heute im allgemeinen als üblich und normal angesehen wird.
Der nachdrücklichste Rat der Bibel besagt, daß wir Gott uneingeschränkt lieben sollten und unseren Nächsten wie uns selbst, ein Mann sollte seine Frau wie seinen eigenen Leib lieben, sie hegen und pflegen und ihr Ehre zuerkennen (Matth. 22:37-40; Eph. 5:25-31; 1. Petr. 3:7). Die Liebe benimmt sich, wie der Apostel Paulus sagt, „nicht unanständig, blickt nicht nach ihren eigenen Interessen aus, läßt sich nicht aufreizen“ (1. Kor. 13:4, 5). Das würde mit Sicherheit ausschließen daß man seinem Ehepartner ungewöhnliche Handlungen aufzwingt, die der Partner als geschmacklos oder sogar als widerlich und pervers betrachtet.
Mehr als diese grundlegenden Richtlinien sind in der Bibel nicht zu finden, und wir können daher auch nur Rat erteilen, der in Übereinstimmung mit dem ist was die Bibel sagt. In der Vergangenheit sind in dieser Zeitschrift Ausführungen erschienen, bei denen es um bestimmte ungewöhnliche sexuelle Handlungen in der Ehe ging, wie zum Beispiel oralen Geschlechtsverkehr, und diese Handlungen wurden mit schwerer geschlechtlicher Unsittlichkeit gleichgestellt. Davon ausgehend, gelangte man zu dem Schluß, daß den Personen, die derartige sexuelle Handlungen pflegen, die Gemeinschaft entzogen werden müßte, wenn sie nicht bereuen. Man vertrat den Standpunkt, Versammlungsälteste seien berechtigt, sich mit einem solchen Fall zu befassen und ein Urteil zu fällen.
Nach sorgfältiger weiterer Erwägung dieser Frage gelangen wir jedoch aufgrund des Fehlens deutlicher biblischer Anweisungen zu der Überzeugung, daß es sich dabei um etwas handelt, wofür ein Ehepaar selbst die Verantwortung vor Gott übernehmen muß, und daß es nicht die Aufgabe der Versammlungsältesten ist, das Verhalten in solchen ehelichen Intimbeziehungen zu bestimmen oder jemandem lediglich aufgrund derartiger Handlungen die Gemeinschaft zu entziehena. Wenn sich
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