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61. Bibelbuch — 2. Petrus„Die ganze Schrift ist von Gott inspiriert und nützlich“
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1. Welche Tatsachen beweisen, daß Petrus der Schreiber des zweiten Petrusbriefes war?
ALS Petrus seinen zweiten Brief abfaßte, war er sich bewußt, daß sein Tod nahe bevorstand. Er hatte den sehnlichen Wunsch, seine Mitchristen daran zu erinnern, wie wichtig genaue Erkenntnis ist, und ihnen so zu helfen, in ihrem Dienst standhaft zu bleiben. Besteht irgendein Grund, zu bezweifeln, daß der Apostel Petrus der Schreiber des zweiten Briefes war, der nach ihm benannt ist? Der Brief selbst beseitigt jeden möglichen Zweifel. Der Schreiber bezeichnet sich als „Simon Petrus, ein Sklave und Apostel Jesu Christi“ (2. Pet. 1:1). Er spricht von diesem Brief als ‘dem zweiten Brief, den ich euch schreibe’ (3:1). Er sagt, daß er Augenzeuge der Umgestaltung Jesu Christi war — ein Vorrecht, an dem Petrus zusammen mit Jakobus und Johannes teilhatte —, und er schreibt davon mit der Begeisterung eines Augenzeugen (1:16-21). Außerdem erwähnt er, daß sein Tod von Jesus vorhergesagt wurde (2. Pet. 1:14; Joh. 21:18, 19).
2. Was spricht für die Kanonizität des zweiten Petrusbriefes?
2 Einige Kritiker weisen jedoch auf den unterschiedlichen Stil der beiden Briefe hin und zögern deswegen, den zweiten Brief als das Werk des Petrus anzuerkennen. Aber das sollte eigentlich kein Problem sein, denn das Thema und der Zweck der Briefe sind verschieden. Überdies schrieb Petrus seinen ersten Brief „durch Silvanus, einen treuen Bruder“, und falls Silvanus beim Formulieren der Sätze etwas Freiheit erhielt, könnte dies den Unterschied im Stil der beiden Briefe erklären, da Silvanus an der Niederschrift des zweiten Briefes anscheinend nicht beteiligt war (1. Pet. 5:12). Die Kanonizität des Briefes ist auch deshalb angezweifelt worden, weil er „bei den Kirchenvätern schwach bezeugt“ sei. Die Tabelle „Bedeutende frühe Kataloge der Christlichen Griechischen Schriften“ zeigt jedoch, daß mehrere Autoritäten vor dem dritten Konzil von Karthago den zweiten Petrusbrief als Teil des Bibelkatalogs betrachteten.a
3. Wann und wo wurde der Brief anscheinend geschrieben, und an wen ist er gerichtet?
3 Wann wurde der zweite Petrusbrief geschrieben? Höchstwahrscheinlich um 64 u. Z. in Babylon oder dessen Umgebung, und zwar kurz nach der Niederschrift des ersten Briefes. Allerdings gibt es dafür keine direkten Beweise, besonders was den Ort betrifft. Zur Zeit der Niederschrift waren die meisten der Briefe des Paulus in den Versammlungen im Umlauf. Petrus kannte sie, betrachtete sie als von Gott inspiriert und stellte sie den „übrigen Schriften“ gleich. Der zweite Petrusbrief ist an die gerichtet, „die einen Glauben als ein Vorrecht gleich dem unsrigen erlangt haben“, und das schließt sowohl diejenigen ein, an die der erste Brief gerichtet war, als auch andere, denen Petrus gepredigt hatte. So, wie der erste Brief in vielen Gebieten im Umlauf war, so fand auch der zweite Brief allgemeine Verbreitung (2. Pet. 3:15, 16; 1:1; 3:1; 1. Pet. 1:1).
INHALT DES ZWEITEN PETRUSBRIEFES
4. (a) Wie sollten die Brüder danach streben, hinsichtlich genauer Erkenntnis fruchtbar zu sein, und was wird ihnen verheißen? (b) Wodurch wird das prophetische Wort um so sicherer, und warum sollte man ihm Beachtung schenken?
4 Die Berufung zum himmlischen Königreich festmachen (1:1-21). Gleich zu Beginn zeigt sich Petrus liebevoll besorgt um diejenigen, „die einen Glauben ... erlangt haben“. Er wünscht, daß ihnen „durch eine genaue Erkenntnis Gottes und Jesu, unseres Herrn“, unverdiente Güte und Frieden gemehrt werden. Gott hat ihnen die „kostbaren und überaus großen Verheißungen“ geschenkt, durch die sie Teilhaber an der göttlichen Natur werden können. Mögen sie daher durch ihr ernsthaftes Bemühen zu ihrem Glauben Tugend, Erkenntnis, Selbstbeherrschung, Ausharren, Gottergebenheit, brüderliche Zuneigung und Liebe darreichen. Wenn diese Eigenschaften in ihnen überströmen, werden sie nie untätig oder ohne Frucht hinsichtlich genauer Erkenntnis sein. Die Brüder sollen ihr Äußerstes tun, ihre Berufung und Auserwählung sowie ihren Eingang in das ewige Königreich ihres Herrn festzumachen. Da Petrus weiß, daß ‘das Ablegen seiner Hütte nahe bevorsteht’, ist er geneigt, sie an diese Dinge zu erinnern, damit sie sie nach seinem Weggang erwähnen können. Petrus war Augenzeuge der herrlichen Größe Christi auf dem heiligen Berg. Damals ergingen „von der großartigen Herrlichkeit“ folgende Worte an Jesus: „Dieser ist mein Sohn, mein geliebter, an dem ich selbst Wohlgefallen gefunden habe.” Deshalb ist das prophetische Wort um so sicherer, und man sollte ihm Beachtung schenken; denn es entspringt nicht dem Willen eines Menschen, „sondern Menschen redeten von Gott aus, wie sie von heiligem Geist getrieben wurden“ (1:1, 2, 4, 14, 17, 21).
5. Wie warnt Petrus vor falschen Lehrern, und anhand welcher eindrucksvollen Beispiele zeigt er, daß Gottes Gerichte an solchen Menschen unabwendbar sind?
5 Nachdrückliche Warnung vor falschen Lehrern (2:1-22). Falsche Propheten und Lehrer werden verderbliche Sekten einführen, einen zügellosen Wandel fördern und Schmach auf die Wahrheit bringen. Aber ihre Vernichtung schlummert nicht. Gott hielt sich nicht davon zurück, die Engel, die gesündigt hatten, zu bestrafen, in den Tagen Noahs eine Sintflut herbeizuführen und Sodom und Gomorra einzuäschern. Doch den Prediger Noah und den gerechten Lot befreite er. Somit „weiß [Jehova] Menschen von Gottergebenheit aus der Prüfung zu befreien, Ungerechte aber für den Tag des Gerichts zu ihrer Abschneidung aufzubehalten“. Denn diese sind verwegen, eigenwillig, vernunftlosen Tieren gleich und unwissend; sie reden lästerlich, ergötzen sich an trügerischen Lehren, sind ehebrecherisch und habsüchtig und lieben wie Bileam den Lohn des Unrechttuns. Sie verheißen Freiheit und sind doch selbst Sklaven des Verderbens. Es wäre für sie besser gewesen, den Pfad der Gerechtigkeit nicht erkannt zu haben, denn es ist ihnen ergangen, wie das Sprichwort sagt: „Der Hund ist zum eigenen Gespei zurückgekehrt und die gebadete Sau zum Wälzen im Schlamm“ (2:9, 22).
6. (a) Warum schreibt Petrus, und was sagt er über Gottes Verheißung? (b) Wie müssen sich Christen, im Gegensatz zu Spöttern, als wachsam erweisen?
6 Den Tag Jehovas fest im Sinn behalten (3:1-18). Petrus schreibt, um das klare Denkvermögen der Christen aufzuwecken, damit sie der zuvor geredeten Worte gedenken. In den letzten Tagen werden Spötter kommen und sagen: „Wo ist diese seine [Christi] verheißene Gegenwart?“ Ihrer Kenntnis entgeht, daß Gott in alter Zeit eine Welt durch Wasser vernichtete und daß „durch dasselbe Wort ... die Himmel und die Erde, die jetzt sind, aufgespart [sind] für das Feuer“ und „aufbehalten [sind] für den Tag des Gerichts und der Vernichtung der gottlosen Menschen“. Bei Jehova sind tausend Jahre wie e i n Tag. Deshalb „ist [Jehova] hinsichtlich seiner Verheißung nicht langsam“, sondern er ist geduldig und will nicht, daß irgend jemand vernichtet werde. Christen sollen daher über ihren Wandel wachen und Taten der Gottergebenheit wirken, während sie die Gegenwart des Tages Jehovas erwarten und fest im Sinn behalten, durch welchen Tag die Himmel im Feuer aufgelöst werden und die Elemente vor Gluthitze zerschmelzen werden. Doch wird es gemäß Gottes Verheißung „neue Himmel und eine neue Erde“ geben (3:4, 7, 9, 13).
7. Welche Anstrengungen sollten Christen unternehmen, da sie diese Dinge im voraus wissen?
7 Darum sollten sie ihr Äußerstes tun, „um schließlich von ihm fleckenlos und makellos und in Frieden erfunden zu werden“. Sie sollten die Geduld ihres Herrn als Rettung betrachten, so wie auch der geliebte Paulus ihnen schrieb. Da sie diese Dinge im voraus wissen, sollten sie sich hüten, um nicht aus ihrem eigenen festen Stand zu fallen. „Nein“, schließt Petrus ab, „sondern wachst weiterhin in der unverdienten Güte und an Erkenntnis unseres Herrn und Retters Jesus Christus. Ihm sei die Herrlichkeit sowohl jetzt als auch bis zum Tag der Ewigkeit“ (3:14, 18).
WIESO NÜTZLICH
8. (a) Wie bezeugt Petrus die Inspiration sowohl der Hebräischen als auch der Griechischen Schriften? (b) Von welchem Nutzen ist es für uns, an der genauen Erkenntnis festzuhalten?
8 Wie wichtig doch genaue Erkenntnis ist! Petrus selbst flicht in seine Ausführungen genaue Erkenntnis mit ein, die er aus den Hebräischen Schriften erworben hat. Er bezeugt, daß diese vom heiligen Geist inspiriert wurden: „Denn Prophetie wurde niemals durch den Willen eines Menschen hervorgebracht, sondern Menschen redeten von Gott aus, wie sie von heiligem Geist getrieben wurden.“ Auch Paulus, so erklärt er, ist Weisheit ‘verliehen’ worden (1:21; 3:15). All diese inspirierten Schriften zu betrachten und an der genauen Erkenntnis festzuhalten ist für uns von größtem Nutzen. Es hilft uns, niemals selbstzufrieden zu werden wie diejenigen, die gemäß der Darlegung des Petrus sagen: „Alle Dinge [gehen] genauso weiter wie von Anfang der Schöpfung an“ (3:4). Außerdem werden wir nicht auf falsche Lehrer hereinfallen, wie Petrus sie im zweiten Kapitel seines Briefes schildert. Vielmehr sollten wir beständig über die Ermahnungen von Petrus und den anderen Bibelschreibern nachdenken. Sie helfen uns, „in der Wahrheit befestigt“ zu bleiben und geduldig und standhaft weiterhin „in der unverdienten Güte und an Erkenntnis unseres Herrn und Retters Jesus Christus“ zu wachsen (1:12; 3:18).
9. Uns worum ernsthaft zu bemühen, werden wir angespornt, und warum?
9 Als Hilfe, um an der ‘genauen Erkenntnis Gottes und Jesu, unseres Herrn’, zuzunehmen, empfiehlt Petrus, sich ernsthaft um die christlichen Eigenschaften zu bemühen, die in Kapitel 1, Vers 5 bis 7 aufgeführt sind. In Vers 8 fügt er hinzu: „Denn wenn diese Dinge in euch vorhanden sind und überströmen, so werden sie euch daran hindern, entweder untätig oder ohne Frucht zu sein hinsichtlich der genauen Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus.“ Das ist wirklich ein hervorragender Ansporn, in unseren kritischen Tagen als Gottes Diener eifrig tätig zu sein (1:2).
10. (a) Auf welche Verheißungen weist Petrus hin, und wozu mahnt er in Verbindung damit? (b) Welche Zusicherung gibt Petrus hinsichtlich der Königreichsprophezeiungen?
10 Wie wichtig es doch ist, sich aufs äußerste anzustrengen, um tatsächlich an den „kostbaren und überaus großen Verheißungen“ Jehovas Gottes teilhaben zu dürfen! Darum ermahnt Petrus die gesalbten Christen, den Blick auf das Königreichsziel gerichtet zu halten, indem er sagt: „Tut ... euer Äußerstes, eure Berufung und Auserwählung festzumachen; denn wenn ihr diese Dinge beständig tut, werdet ihr auf keinen Fall jemals fehlgehen. In der Tat, auf diese Weise wird euch der Eingang in das ewige Königreich unseres Herrn und Retters Jesus Christus reichlich dargereicht werden.“ Dann lenkt Petrus die Aufmerksamkeit auf die großartige Königreichsherrlichkeit Jesu, von der er bei der Umgestaltungsvision Augenzeuge geworden war, und er fügt hinzu: „Demzufolge haben wir das prophetische Wort um so fester.“ Ja, jede Prophezeiung über das großartige Königreich Jehovas wird sich mit Sicherheit erfüllen. Und so wiederholen wir voll Zuversicht die Worte, die Petrus aus der Prophezeiung Jesajas zitierte: „Es [gibt] neue Himmel und eine neue Erde, die wir gemäß seiner Verheißung erwarten, und in diesen wird Gerechtigkeit wohnen“ (2. Pet. 1:4, 10, 11, 19; 3:13; Jes. 65:17, 18).
[Fußnote]
a Siehe Tabelle auf Seite 303.
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62. Bibelbuch — 1. Johannes„Die ganze Schrift ist von Gott inspiriert und nützlich“
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62. Bibelbuch — 1. Johannes
Schreiber: Apostel Johannes
Ort der Niederschrift: Ephesus oder in der Nähe
Vollendung der Niederschrift: um 98 u. Z.
1. (a) Welche Eigenschaft durchdringt die Schriften des Johannes, doch was zeigt, daß er nicht sentimental war? (b) Wieso waren seine drei Briefe zeitgemäß?
JOHANNES, der geliebte Apostel Jesu Christi, hatte eine starke Liebe zur Gerechtigkeit. Das trug dazu bei, daß er gut verstand, wie Jesus dachte und empfand. Es überrascht daher nicht, daß das Thema Liebe seine Schriften beherrscht. Johannes war jedoch nicht sentimental, denn Jesus sprach von ihm als einem der „Donnersöhne [Boanerges]“ (Mar. 3:17). Er schrieb seine drei Briefe genaugenommen zur Verteidigung der Wahrheit und Gerechtigkeit, denn der vom Apostel Paulus vorhergesagte Abfall war offenbar geworden. Die drei Johannesbriefe waren wirklich zeitgemäß, denn sie wappneten die ersten Christen gegen die Übergriffe „dessen, der böse ist“ (2. Thes. 2:3, 4; 1. Joh. 2:13, 14; 5:18, 19).
2. (a) Wodurch wird angezeigt, daß die Briefe des Johannes viel später geschrieben wurden als die Bücher Matthäus und Markus und die Briefe der Missionare? (b) Wann und wo scheinen die Briefe geschrieben worden zu sein?
2 Nach dem Inhalt zu urteilen, gehören diese Briefe zu einem viel späteren Zeitabschnitt als die Evangelien von Matthäus und Markus und auch als die Briefe der Missionare Petrus und Paulus. Die Zeiten hatten sich geändert. Nirgendwo wird auf den Judaismus Bezug genommen — die große Gefahr für die Versammlungen in ihren Anfängen —, und es scheint keine einzige unmittelbare Anführung aus den Hebräischen Schriften zu geben. Andererseits spricht Johannes über „die letzte Stunde“ und das Erscheinen ‘vieler Antichristen’ (1. Joh. 2:18). Mit Ausdrücken wie „meine Kindlein“ und „der ältere Mann“ bezeichnet er seine Leser und sich selbst (1. Joh. 2:1, 12, 13, 18, 28; 3:7, 18; 4:4; 5:21; 2. Joh. 1; 3. Joh. 1). All dies deutet auf einen späten Zeitpunkt für seine drei Briefe hin. Auch scheint 1. Johannes 1:3, 4 anzuzeigen, daß das Johannesevangelium etwa zur selben Zeit geschrieben wurde. Es wird allgemein angenommen, daß der Apostel Johannes seine drei Briefe kurz vor seinem Tod (um 98 u. Z.) in der Umgebung von Ephesus geschrieben hat.
3. (a) Was bezeugt die Glaubwürdigkeit des ersten Johannesbriefes und daß Johannes ihn geschrieben hat? (b) Welcher Text wurde später hinzugefügt, aber wodurch wird bewiesen, daß er unecht ist?
3 Daß der erste Johannesbrief tatsächlich vom Apostel Johannes geschrieben wurde, ist aus der starken Ähnlichkeit mit dem vierten Evangelium zu ersehen, das er unverkennbar geschrieben hat. Zum Beispiel leitet er den Brief dadurch ein, daß er sich als einen Augenzeugen beschreibt, der „das Wort des Lebens ... das ewige Leben, das beim Vater war und uns offenbar gemacht wurde“, gesehen hat — Ausdrücke, die den einleitenden Worten des Evangeliums des Johannes auffallend ähneln. Seine Glaubwürdigkeit wird durch das Muratorische Fragment und durch Schreiber aus dem zweiten Jahrhundert unserer Zeitrechnung wie Irenäus, Polykarp und Papias bezeugt.a Gemäß Eusebius (ca. 260 bis 342 u. Z.) wurde die Echtheit des ersten Johannesbriefes nie in Frage gezogen.b Jedoch ist zu beachten, daß in einigen älteren Übersetzungen zum Kapitel 5 am Ende des Verses 7 und zu Anfang des Verses 8 folgende Worte hinzugefügt worden sind: „Im Himmel: der Vater, das Wort und der heilige Geist; und diese drei sind eins. Und drei sind, die Zeugnis geben auf Erden“ (Allioli-Bibel). Aber dieser Zusatz findet sich in keiner der frühen griechischen Handschriften und soll offensichtlich die Dreieinigkeitslehre stützen. In den meisten neuzeitlichen Übersetzungen, sowohl in katholischen als auch in protestantischen, fehlen diese Worte im Haupttext (1. Joh. 1:1, 2).c
4. Vor wem sucht Johannes seine Mitchristen zu schützen, und welche Irrlehren widerlegt er?
4 Johannes schreibt, um seine „Geliebten“, seine „Kindlein“, vor den falschen Lehren der ‘vielen Antichristen’ zu schützen, die von ihnen ausgegangen sind und die versuchen, sie von der Wahrheit abzubringen (2:7, 18). Diese abtrünnigen Antichristen waren vielleicht von der griechischen Philosophie beeinflußt, zu der der frühe Gnostizismus gehörte, dessen Anhänger behaupteten, besondere mystische Kenntnis von Gott zu haben.d Johannes, der einen festen Stand gegen Abtrünnigkeit einnimmt, behandelt drei Themen ausführlich: Sünde, Liebe und den Antichristen. Seine Erklärungen über Sünde und zur Unterstützung des Schlachtopfers Jesu für Sünden zeigen an, daß diese Antichristen selbstgerecht behaupteten, ohne Sünde zu sein und Jesu Loskaufsopfer nicht zu benötigen. Ihre egoistische „Erkenntnis“ hatte sie selbstsüchtig und lieblos gemacht, was Johannes bloßstellt, während er beständig wahre christliche Liebe betont. Überdies bekämpft Johannes offensichtlich ihre Irrlehre, indem er erläutert, daß Jesus der Christus ist, daß er ein vormenschliches Dasein hatte und daß er im Fleisch als der Sohn Gottes kam, um gläubigen Menschen die Rettung zu ermöglichen (1:7-10; 2:1, 2; 4:16-21; 2:22; 1:1, 2; 4:2, 3, 14, 15). Johannes brandmarkt diese falschen Lehrer deutlich als „Antichristen“ und zeigt verschiedene Arten, wie die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels zu erkennen sind (2:18, 22; 4:3).
5. Woraus geht hervor, daß der erste Johannesbrief für die gesamte Christenversammlung bestimmt war?
5 Da keine besondere Versammlung angesprochen wird, war der Brief offenbar für die ganze christliche Bruderschaft bestimmt. Auch das Fehlen einer einleitenden Begrüßung und eines Grußes am Ende weist darauf hin. Einige haben diese Schrift sogar als Abhandlung bezeichnet und nicht als Brief. Durchweg wird der Plural gebraucht, was zeigt, daß der Schreiber seine Worte eher an eine Gruppe als an eine Einzelperson richtete.
INHALT DES ERSTEN JOHANNESBRIEFES
6. Welchen Vergleich stellt Johannes zwischen denen an, die im Licht wandeln, und denen, die in der Finsternis sind?
6 Im Licht wandeln, nicht in der Finsternis (1:1 bis 2:29). „Wir [schreiben] diese Dinge“, sagt Johannes, „damit wir Freude in vollem Maße haben.“ Da „Gott Licht ist“, haben nur diejenigen, die „im Licht wandeln“, „mit ihm teil“ und miteinander. Sie sind durch „das Blut Jesu, seines Sohnes“, von Sünde gereinigt. Andererseits führen sich diejenigen selbst irre, die „in der Finsternis weiterwandeln“ und die behaupten: „Wir haben keine Sünde“, und die Wahrheit ist nicht in ihnen. Wenn sie ihre Sünden bekennen, wird Gott treu sein und ihnen vergeben (1:4-8).
7. (a) Wie zeigt jemand, daß er Gott kennt und liebt? (b) Wie wird erklärt, wer der Antichrist ist?
7 Jesus Christus wird als „ein Sühnopfer“ für Sünden, ein „Helfer beim Vater“ kenntlich gemacht. Wer behauptet, Gott zu kennen, aber seine Gebote nicht hält, ist ein Lügner. Wer seinen Bruder liebt, bleibt im Licht, aber wer seinen Bruder haßt, wandelt in der Finsternis. Johannes rät nachdrücklich, nicht die Welt und die Dinge in der Welt zu lieben, denn er sagt: „Wenn jemand die Welt liebt, so ist die Liebe des Vaters nicht in ihm.“ Viele Antichristen sind gekommen, und „sie sind von uns ausgegangen“, erklärt Johannes, aber „sie sind nicht von unserer Art gewesen“. Der Antichrist ist der, der leugnet, daß Jesus der Christus ist. Er leugnet sowohl den Vater als auch den Sohn. Mögen die „Kindlein“ bei dem bleiben, was sie von Anfang an gelernt haben, damit sie „in Gemeinschaft mit dem Sohn und in Gemeinschaft mit dem Vater bleiben“, gemäß der von ihm empfangenen Salbung, die wahr ist (2:1, 2, 15, 18, 19, 24).
8. (a) Was unterscheidet die Kinder Gottes von denen des Teufels? (b) Wie haben die „Kindlein“ Liebe kennengelernt, und worauf müssen sie ständig ihr Herz überprüfen?
8 Kinder Gottes treiben nicht Sünde (3:1-24). Wegen der Liebe des Vaters werden sie „Kinder Gottes“ genannt, und bei Christi Offenbarwerden sollen sie ihm gleich sein und „ihn so sehen, wie er ist“. Sünde ist Gesetzlosigkeit, und wer in Gemeinschaft mit Christus bleibt, treibt nicht Sünde. Wer fortgesetzt Sünde begeht, stammt vom Teufel, dessen Werke der Sohn Gottes abbrechen wird. Die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels sind folgendermaßen zu erkennen: Diejenigen, die von Gott stammen, haben Liebe zueinander, aber diejenigen, die von dem stammen, der böse ist, sind wie Kain, der seinen Bruder haßte und erschlug. Johannes sagt den „Kindlein“, daß sie die Liebe kennengelernt haben, weil „jener seine Seele“ für sie „hingegeben hat“, und er ermahnt sie, ‘die Tür der Gefühle innigen Erbarmens’ nicht vor ihren Brüdern zu ‘verschließen’. Sie sollen „lieben, nicht mit Worten noch mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit“. Um festzustellen, ob sie „aus der Wahrheit stammen“, müssen sie überprüfen, was in ihrem Herzen ist, und sehen, ob sie „die Dinge tun, die in seinen [Gottes] Augen wohlgefällig sind“. Sie müssen sein Gebot halten, nämlich „an den Namen seines Sohnes Jesus Christus glauben und einander lieben“. So werden sie wissen, daß sie in Gemeinschaft mit ihm bleiben und er mit ihnen durch seinen Geist (3:1, 2, 16-19, 22, 23).
9. (a) Woraufhin müssen die inspirierten Äußerungen geprüft werden? (b) Wodurch wird die Verpflichtung, einander zu lieben, betont?
9 In Gemeinschaft mit Gott einander lieben (4:1 bis 5:21). Die inspirierten Äußerungen müssen geprüft werden. Äußerungen, die leugnen, daß Christus im Fleische kam, ‘stammen nicht von Gott’, sondern vom Antichristen. Sie stammen von der Welt und sind in Gemeinschaft mit ihr, aber die inspirierte Äußerung der Wahrheit ist von Gott. Johannes sagt: ‘Gott ist Liebe’ und: „Die Liebe besteht in dieser Hinsicht nicht darin, daß wir Gott geliebt haben, sondern daß er uns geliebt hat und seinen Sohn als ein Sühnopfer für unsere Sünden gesandt hat.“ Wie groß ist daher die Verpflichtung, einander zu lieben! Mit denjenigen, die andere lieben, bleibt Gott in Gemeinschaft, und so ist die Liebe vollkommen gemacht worden, daß sie „Freimut der Rede haben“ und die Furcht ausgetrieben wird. „Was uns betrifft“, sagt Johannes, „so lieben wir, weil er uns zuerst geliebt hat.“ „Der, der Gott liebt, [liebe] auch seinen Bruder“ (4:3, 8, 10, 17, 19, 21).
10. (a) Wie können die Kinder Gottes die Welt besiegen, und welche Zuversicht haben sie? (b) Wie müssen sie gegenüber Sünde und Götzendienst eingestellt sein?
10 Als Kinder Gottes Liebe zu zeigen bedeutet, seine Gebote zu halten, und das hat zur Folge, daß ihr Glaube die Welt besiegt. Im Hinblick auf diejenigen, die an den Sohn Gottes glauben, gibt Gott Zeugnis, daß er ihnen „ewiges Leben gegeben hat, und dieses Leben ist in seinem Sohn“. So können sie zuversichtlich sein, daß er sie erhören wird, worum auch immer sie ihn gemäß seinem Willen bitten. Alle Ungerechtigkeit ist Sünde, doch gibt es eine Sünde, die nicht den Tod nach sich zieht. Jeder aus Gott Geborene treibt keine Sünde. Zwar liegt „die ganze Welt ... in der Macht dessen, der böse ist, ... aber ... der Sohn Gottes [ist] gekommen“, und er hat seine Jünger „verstandesmäßig befähigt“, den wahren Gott zu erkennen, mit dem sie jetzt „durch seinen Sohn Jesus Christus“ in Gemeinschaft sind. Auch müssen sie sich vor Götzen hüten (5:11, 19, 20).
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