Du kannst Berge verrücken!
AM 29. Mai 1953 stand das erstemal ein Mensch auf dem Gipfel des höchsten Berges der Erde, auf dem 8 848 m hohen Mount Everest. Mit der Unterstützung von über 450 Männern war es Edmund Hillary aus Neuseeland und Tenzing Norgay, einem nepalesischen Sherpa, gelungen, die Gefahren in Form von spiegelglattem Eis, blendendem Schnee und Sauerstoffmangel zu überwinden und ihr fast 9 km hoch gelegenes Ziel zu erreichen.
Den Gipfel eines hoch aufragenden Berges zu erklimmen ist bestimmt etwas Außergewöhnliches. Doch es steht in keinem Vergleich zu dem, was Jesus einmal seinen Jüngern gegenüber erwähnte: „Das sage ich euch: Wenn euer Glaube auch nur so groß ist wie ein Senfkorn, dann werdet ihr zu diesem Berg sagen: Rück von hier nach dort!, und er wird wegrücken. Nichts wird euch unmöglich sein.“ Stell dir das einmal vor — einen Berg nicht zu besteigen, sondern zu verrücken! (Matthäus 17:20, Neue Jerusalemer Bibel).
Was veranlaßte Jesus, sich seinen Jüngern gegenüber so zu äußern? Sie hatten kurz zuvor nicht vermocht, einen von Dämonen besessenen Jungen zu heilen. Jesus hob hervor, warum sie versagt hatten: Sie benötigten mehr Glauben (Matthäus 17:14-20). Er verglich den Glauben mit einem Senfkorn, also mit etwas für sie sehr Vertrautem. Obwohl das Senfkorn zu den „winzigsten“ Samenarten zählt, wird daraus nach einigen Monaten des Wachstums eine baumgleiche Pflanze (Matthäus 13:31, 32). Jesus unterstrich auf diese Weise die gewaltigen Möglichkeiten eines geringen Glaubens, sofern er richtig weiterentwickelt und gestärkt wird — das scheinbar Unmögliche wird möglich.
Doch welche Art von Bergen würden Jesu Jünger verrücken können, nachdem sie einen solchen Glauben erlangt hätten? Genauso, wie ein buchstäblicher Berg einem den Weg versperren kann, so können berggleiche Hindernisse unseren Fortschritt im Dienst für Jehova hemmen. Was könnten solche „Berge“ sein, und wie können wir sie verrücken?
Der Apostel Paulus zum Beispiel war ein Christ, der sich vielen Hindernissen gegenübersah. In 2. Korinther 6:4-10 und 11:23-28 kann man nachlesen, daß er Not litt, geschlagen und eingesperrt wurde, Schiffbruch erlitt und eine Menge weiterer Schwierigkeiten durchmachte. Hinzu kam jener sinnbildliche ‘Dorn im Fleisch’, vielleicht ein schwaches Augenlicht (2. Korinther 12:7; Apostelgeschichte 14:15). Wie war es Paulus möglich, solche berggleichen Hindernisse zu überwinden und Gottes Willen zu tun? „Für alles bin ich stark durch den, der mir Kraft verleiht“, schrieb er. „... damit die Kraft, die über das Normale hinausgeht, Gottes sei und nicht die aus uns selbst“ (Philipper 4:13; 2. Korinther 4:7). Paulus hatte demnach absolutes Vertrauen in die Fähigkeit Jehovas, ihn in kritischen Situationen zu stärken. Er hatte Glauben.
Heute Berge verrücken
Hast du den Wunsch, deinen Dienst für Jehova auszudehnen? Gleich Hunderttausenden, die sich den wachsenden Reihen der Vollzeitdiener (Pioniere) angeschlossen haben, verspürst wahrscheinlich auch du die Dringlichkeit der Zeit und erwägst ernsthaft, dich vermehrt im Dienst einzusetzen. Doch könnte es sein, daß sich dir ein Hindernis in den Weg stellt, das so unüberwindlich erscheint wie ein hoher Berg? Könntest du in diesem Fall Berge verrücken? Tausende, die sich vermehrt im Dienst für Jehova einsetzen wollten, haben das getan. Es folgen einige ihrer Erfahrungen.
Eine junge Schwester, von der feststand, daß sie als Klassenbeste die Schule verlassen würde, wollte den Pionierdienst aufnehmen, aber ihr „Berg“ war, daß sie keine Arbeitsstelle fand. Sie erzählt:
„Mein eigenes negatives Denken und Zweifel, ob ich den Pionierdienst schaffen könnte, waren die Hindernisse, die ich überwinden mußte. Da ich so sehr darum besorgt war, eine Arbeit zu finden, bevor ich mit dem Pionierdienst begann, setzte ich nicht mein volles Vertrauen und meine volle Zuversicht auf Jehova und seine Fähigkeit, für diejenigen zu sorgen, die der Anbetung den ersten Platz einräumen. Ich dachte: ‚Zuerst suche ich eine Arbeit, dann gebe ich meine Pionierbewerbung ab.‘ Doch dadurch, daß ich den Pionierdienst nicht sofort aufnahm, vergeudete ich eigentlich wertvolle Zeit. Einer der Ältesten der Versammlung führte mir folgendes vor Augen: Je länger ich damit warten würde, den Pionierdienst aufzunehmen, desto verlockender würden mir die Ganztagsstellen erscheinen, da mich nichts davon abhalten würde, sie anzunehmen.“
Was tat sie? „Ich betete inständig zu Jehova, er möge mein Denken und Handeln durch seinen heiligen Geist führen und leiten.“ Nach dem Schulabschluß führte die Schwester den Hilfspionierdienst durch, und dann nahm sie den allgemeinen Pionierdienst auf. Bald danach fand sie eine Arbeit, die sich zeitlich mit ihrem Pionierdienst in Einklang bringen ließ.
Ein Ältester und Vater von zwei Kindern, dessen Frau im Pionierdienst stand, spürte, daß er mehr tun müsse, als lediglich für seine Familie in finanzieller Hinsicht zu sorgen. Einigen Beobachtern erschienen die Umstände, die ihn am Pionierdienst hinderten, unüberwindlich, und doch hatte er den Wunsch, seinen Dienst zu vermehren. Welche Änderungen mußte er vornehmen?
„Ich glaube, daß ich selbst das größte Hindernis war, das überwunden werden mußte“, sagt er. „Der Predigtdienst machte mir stets Freude, und wenn ich mit Vollzeitdienern sprach und beobachtete, wie sie gesegnet wurden, wurde ich von ihrem wunderbaren Geist angesteckt. Ich konnte mir durchaus vorstellen, selbst eines Tages im Vollzeitdienst zu stehen. Das Problem bei meinen Überlegungen war nur, daß ich lediglich über den Pionierdienst nachdachte. Aber ich hatte mir nie ein Datum gesetzt, wann ich diesen Wunsch realisieren wollte.“
Nach gebetsvollen Überlegungen begann der Bruder, auf sein Ziel, den Vollzeitdienst, hinzuarbeiten. Er sprach mit seinem Vorgesetzten am Arbeitsplatz, erklärte ihm seine Absichten und bat um die Erlaubnis, weniger Stunden in der Woche zu arbeiten. In der Firma war eine Arbeitszeit, wie er sie wünschte, etwas völlig Neues.
Er erzählt weiter: „Mein Vorgesetzter beendete das Gespräch mit der Bemerkung, daß man mir die erbetene Arbeitszeit höchstwahrscheinlich nicht gewähren werde. Ich war mir ziemlich sicher, daß die Antwort negativ ausfallen würde, wenn die Entscheidung nur bei ihm läge. Und daher konnte eine positive Entscheidung nur durch Jehovas Hilfe erreicht werden. Eineinhalb Wochen später wurde mir von der Firmenleitung mitgeteilt, daß man meiner neuen Arbeitszeit zugestimmt habe. Nachdem ich mich bei meinem Vorgesetzten bedankt hatte, ging ich hinaus, stieg in mein Auto und fuhr ein paar Häuserblocks weiter, wo ich am Straßenrand parkte und meinen Dank und meine Wertschätzung Jehova gegenüber zum Ausdruck brachte. Ja, ich konnte mein Ziel, den Vollzeitdienst aufzunehmen, verwirklichen.“
Wie verrückte eine verheiratete Schwester einen „Berg“, der sich ihr entgegenstellte? Sie erzählt: „Ich habe vier Kinder und einen ungläubigen Mann. Als ich über den Pionierdienst nachzudenken begann, gab es eine ganze Reihe von Hindernissen. Mein Mann war zeitweise arbeitslos, da er als Saisonarbeiter tätig ist, und ich hatte eine Teilzeitbeschäftigung, damit wir unsere Rechnungen bezahlen konnten. So sagte ich mir, daß es trotz meines Wunsches aufgrund der Umstände nicht möglich sei, Pionier zu werden. Auf diesem Gebiet mußte ich meine Ansicht jedoch korrigieren. Mir wurde klar, daß ich es gar nicht weiter versuchen würde, wenn ich mir ständig einredete, es nicht tun zu können. Als nächstes stellte ich mir jedoch die wichtige Frage, woher ich die Kraft für den Pionierdienst nehmen sollte. Die Antwort fand ich in Philipper 4:13. Ich betete in dieser Angelegenheit nicht nur zu Jehova, sondern begann, immer mehr auf ihn zu vertrauen. Außerdem unternahm ich praktische Schritte, um mein Ziel zu erreichen, indem ich einen guten Zeitplan aufstellte und mich um den Hilfspionierdienst bewarb. Im Laufe der Zeit ebnete Jehova mir den Weg zum Pionierdienst immer mehr. Mein Mann bekam wieder Arbeit, und ich konnte meine Teilzeitarbeit auf einen Tag in der Woche beschränken. Kurze Zeit später wurde ich allgemeiner Pionier.“
Dann hatte diese Schwester das Vorrecht, die Pionierdienstschule zu besuchen, was sich für sie als große Hilfe in ihrem Dienst erwies. „Ich kann nur jedem empfehlen, der den Pionierdienst erwägt, zu Jehova zu beten und es in seine Hände zu legen“, sagt sie. „Setze dann deine Bemühungen fort, und er wird dich dafür segnen“ (Psalm 37:5).
Lassen dich diese Erfahrungen nicht erkennen, wie einem Christen, der Glauben ausübt, geholfen werden kann, berggleiche Hindernisse zu überwinden? Wenn es daher dein Wunsch ist, den Pionierdienst aufzunehmen, solltest du deine Umstände prüfen. Sprich mit anderen, die im Pionierdienst stehen, und lerne aus ihren Erfahrungen. Unternimm praktische Schritte auf dein Ziel zu. Und lege vor allem Jehova deinen Wunsch im Gebet dar; vertraue dann auf ihn, daß er deine Bemühungen segnen wird. Ja, auch du kannst Berge verrücken!