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  • Warum sie gewalttätig werden
    Der Wachtturm 1998 | 1. November
    • Jüngere wissenschaftliche Forschungen deuten darauf hin, daß aggressives menschliches Verhalten in engem Zusammenhang steht mit biologischen Gehirnfunktionen sowie dem sozialen Umfeld. Dr. Markus J. Kruesi, Leiter der kinder- und jugendpsychiatrischen Abteilung an der Universität von Illinois sagte: „Was sich für uns alle immer klarer abzeichnet, ist, daß die schlechte Umgebung, der immer mehr Kinder ausgesetzt sind, in der Tat für eine epidemische Ausbreitung der Gewalt sorgt. Die Ereignisse in solchen Umgebungen verursachen tatsächlich molekulare Veränderungen im Gehirn, die die Impulsivität bei den Betroffenen steigern.“ In dem Buch Die Reise ins Innere des Gehirns wird gesagt: „So ominöse Trends wie das Zusammenbrechen der familiären Strukturen, die stark anwachsende Zahl von Alleinerziehenden, Dauerarmut und chronischer Drogenmißbrauch können bereits der Auslöser dafür sein, daß die Gehirnchemie auf ‚aggressiv‘ umschaltet — ein Effekt, den einst niemand für möglich gehalten hätte.“

      Zu den Veränderungen im Gehirn gehört nach Ansicht der Forscher ein fallender Serotoninspiegel. Serotonin ist eine chemische Substanz im Gehirn, von der man annimmt, daß sie die Aggressivität im Zaum hält. Wie Forschungen ergeben haben, kann Alkohol die Serotoninausschüttung drosseln — eine mögliche wissenschaftliche Erklärung für die seit langem bekannte Verbindung zwischen Gewalttätigkeit und Alkoholmißbrauch.

      Die Zunahme an Gewalt in unserer Zeit ist aber noch auf einen weiteren Faktor zurückzuführen. In einem zuverlässigen prophetischen Buch, der Bibel, heißt es warnend: „Du mußt wissen: In der letzten Zeit vor dem Ende der Welt stehen uns schlimme Zustände bevor. Die Menschen werden selbstsüchtig, geldgierig, prahlerisch und eingebildet sein. ... Sie sind undankbar, lieblos und unversöhnlich, verleumderisch, unbeherrscht und gewalttätig, sie hassen das Gute, sind untreu und unzuverlässig und aufgeblasen vor Überheblichkeit. ... Halte dich von diesen Menschen fern!“ (2. Timotheus 3:1-5, Gute Nachricht Bibel). Die heute zu beobachtende Gewalt ist demnach eine Erfüllung der biblischen Prophezeiungen über die „Zeit vor dem Ende“.

      Diese Zeit ist noch aus einem anderen Grund so besonders von Gewalt geprägt. Die Bibel sagt: „Wehe der Erde und dem Meer, weil der Teufel zu euch hinabgekommen ist und große Wut hat, da er weiß, daß er nur eine kurze Frist hat“ (Offenbarung 12:12). Der Teufel und seine Dämonenhorden sind aus dem Himmel hinausgeworfen worden und konzentrieren nun ihre ganze Boshaftigkeit auf die Menschheit. Als „Herrscher der Gewalt der Luft“ steuert Satan den „Geist, der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams wirksam ist“, so daß die Zustände auf der Erde immer stärker von Gewalt geprägt werden (Epheser 2:2).

      Wie können wir die Schwierigkeit meistern, in der von Gewalt erfüllten „Luft“ der heutigen Welt zu leben? Und wie lassen sich Differenzen gewaltlos beilegen?

  • Wie man Probleme friedlich lösen kann
    Der Wachtturm 1998 | 1. November
    • Wie man Probleme friedlich lösen kann

      GEWALT von Menschen gegen Menschen ist fast so alt wie der Mensch selbst. Die Bibel berichtet über das erste Gewaltverbrechen, begangen von Kain, dem Bruder Abels und ältesten Sohn des ersten Menschenpaars. Kain „entbrannte in großem Zorn“, als Gott die Opfergabe Abels der seinigen vorzog. Wie ging er damit um? Der Bericht sagt, daß Kain „über Abel, seinen Bruder, herfiel und ihn tötete“. Danach bekam er die allergrößten Schwierigkeiten mit Gott (1. Mose 4:5, 8-12). Gewalt war keine Lösung für Kains Problem, bei seinem Schöpfer schlecht angesehen zu sein.

      Wie läßt sich die Handlungsweise Kains, Probleme durch Gewaltanwendung lösen zu wollen, vermeiden?

      Von Gewalt zu Toleranz

      Betrachten wir das Beispiel eines Mannes, der dem Mord an Stephanus, dem ersten christlichen Märtyrer, billigend zusah (Apostelgeschichte 7:58; 8:1). Dieser Mann, Saulus von Tarsus, war mit der religiösen Haltung des Stephanus nicht einverstanden und unterstützte den Mord an Stephanus als legitimes Mittel, dessen Aktivitäten zu unterbinden. Sicher wird Saulus nicht in allen Bereichen seines Lebens gewalttätig gewesen sein. Aber er war bereit, Gewalt als Mittel zur Lösung von Problemen zu akzeptieren. Unmittelbar nach dem Tod des Stephanus begann Saulus „gegen die Versammlung [der Christen] zu wüten. Er drang in ein Haus nach dem anderen ein, und sowohl Männer als auch Frauen fortschleppend, lieferte er sie jeweils ins Gefängnis ein“ (Apostelgeschichte 8:3).

      Wie der Bibelgelehrte Albert Barnes erklärt, beschreibt das hier mit „wüten“ wiedergegebene griechische Wort die Verwüstung, die wilde Tiere wie Löwen und Wölfe anrichten können. Barnes schreibt: „Saulus wütete gegen die Kirche wie ein wildes Tier — ein kraftvoller Ausdruck, der anzeigt, mit wieviel Eifer und mit welcher Wut er sich bei der Verfolgung einsetzte.“ Als sich Saulus nach Damaskus aufmachte, um weitere Nachfolger Christi zusammenzutreiben, ‘schnaubte er immer noch Drohung und Mord gegen die Jünger’ Christi. Auf dem Weg dorthin sprach dann der auferstandene Herr Jesus zu ihm, worauf sich Saulus zum Christentum bekehrte (Apostelgeschichte 9:1-19).

      Nach seiner Bekehrung änderte sich das Verhalten des Saulus anderen gegenüber. Beispielhaft für diese Veränderung war ein Ereignis, das sich etwa 16 Jahre später zutrug. Eine Gruppe von Leuten kam in seine Heimatversammlung in Antiochia und forderte die dortigen Christen auf, sich an das Gesetz Mose zu halten. Dadurch entstand „kein geringer Zwiespalt“. Saulus — mittlerweile besser unter dem Namen Paulus bekannt — bezog in der Streitfrage eindeutig Stellung. Offenbar kam es zu einem hitzigen Wortstreit. Doch Paulus verlegte sich nicht auf Gewalt. Statt dessen stimmte er der Entscheidung der Versammlung zu, die Angelegenheit an die Apostel und älteren Männer in Jerusalem zu verweisen (Apostelgeschichte 15:1, 2).

      In Jerusalem wurde bei der Zusammenkunft der Ältesten erneut „viel disputiert“. Paulus wartete, bis ‘die ganze Menge schwieg’, und erzählte dann von der wunderbaren Wirkungsweise des Geistes Gottes unter den unbeschnittenen Gläubigen. Nach einer Erörterung der heiligen Schriften kamen die Apostel und die Jerusalemer Ältesten „zur vollen Übereinstimmung“, den unbeschnittenen Gläubigen keine unnötige Bürde aufzuerlegen, sondern sie zu ermahnen, sich „von Dingen zu enthalten, die Götzen geopfert wurden, sowie von Blut und von Erwürgtem und von Hurerei“ (Apostelgeschichte 15:3-29). Paulus hatte sich also wirklich geändert. Er hatte gelernt, Streitfragen gewaltlos zu lösen.

      Gegen die Neigung zur Gewalttätigkeit ankämpfen

      „Ein Sklave des Herrn“, mahnte Paulus später, „hat es nicht nötig zu streiten, sondern muß gegen alle sanft sein, lehrfähig, der sich unter üblen Umständen beherrscht, der mit Milde die ungünstig Gesinnten unterweist“ (2. Timotheus 2:24, 25). Paulus forderte Timotheus, einen jüngeren Aufseher, dazu auf, schwierige Situationen gelassen anzugehen. Paulus war Realist. Er wußte, daß sich selbst unter Christen die Gemüter erhitzen können (Apostelgeschichte 15:37-41). Mit gutem Grund riet er daher: „Seid erzürnt, und doch sündigt nicht; laßt die Sonne nicht über eurer gereizten Stimmung untergehen“ (Epheser 4:26). Statt sich durch einen unkontrollierten Wutausbruch Luft zu machen, geht man richtig mit derlei Emotionen um, wenn man seinen Zorn beherrscht. Aber wie kann einem das gelingen?

      Heutzutage ist es nicht leicht, seinen Zorn zu beherrschen. „Gemein zu sein ist ‚in‘ “, erklärt Dr. Deborah Prothrow-Stith, Prodekanin des Instituts für Volksgesundheit an der Harvarduniversität. „Tatsächlich werden die für ein friedliches Zusammenleben erforderlichen Fähigkeiten — die Bereitschaft, zu verhandeln, Zugeständnisse zu machen, zu vergeben, sowie Einfühlungsvermögen — gewöhnlich Schwächlingen zugeschrieben.“ Doch diese Eigenschaften zeugen von Mut und Stärke und sind entscheidend dafür, ob es uns gelingt, einen womöglich in uns aufsteigenden Drang zur Gewalttätigkeit zu beherrschen.

      Als Paulus ein Christ wurde, lernte er eine bessere Methode kennen, Meinungsverschiedenheiten zu klären — eine Methode, die sich auf die Lehren der Bibel stützt. Paulus war als Gelehrter des Judaismus mit den Hebräischen Schriften vertraut. Er muß Schrifttexte wie die folgenden gekannt haben: „Werde nicht neidisch auf den Mann der Gewalttat, noch erwähle irgendeinen seiner Wege.“ „Wer langsam ist zum Zorn, ist besser als ein Starker, und wer seinen Geist beherrscht, als einer, der eine Stadt einnimmt.“ „Wie eine erbrochene Stadt ohne Mauer ist der Mann, der seinen Geist nicht im Zaum hält“ (Sprüche 3:31; 16:32; 25:28). Dennoch hatte diese Erkenntnis Paulus vor seiner Bekehrung zum Christentum nicht davon abgehalten, gewaltsam gegen Christen vorzugehen (Galater 1:13, 14). Was half ihm dann als Christ, mit Emotionen befrachtete Streitfragen durch Vernunft und Überzeugungskraft zu lösen statt mit Gewalt?

      Einen Hinweis gibt Paulus mit den Worten: „Werdet meine Nachahmer, so wie ich Christi Nachahmer bin“ (1. Korinther 11:1). Paulus schätzte überaus, was Jesus Christus für ihn getan hatte (1. Timotheus 1:13, 14). Christus wurde sein Vorbild, nach dem er sich ausrichtete. Er wußte, wie Jesus zugunsten der sündigen Menschheit gelitten hatte (Hebräer 2:18; 5:8-10). Paulus konnte bestätigen, daß sich folgende Prophezeiung Jesajas über den Messias an Jesus erfüllt hatte: „Er wurde hart bedrängt, und er ließ sich niederdrücken; doch pflegte er seinen Mund nicht aufzutun. Er wurde so wie ein Schaf zur Schlachtung geführt; und wie ein Mutterschaf, das vor seinen Scherern verstummt, pflegte auch er seinen Mund nicht aufzutun“ (Jesaja 53:7). Der Apostel Petrus schrieb über Jesus: „Als er beschimpft wurde, gab er nicht schimpfend zurück. Als er litt, begann er nicht zu drohen, sondern übergab sich weiterhin dem, der gerecht richtet“ (1. Petrus 2:23, 24).

      Wertschätzung dafür, wie sich Jesus Christus in kritischen Situationen verhalten hatte, veranlaßte Paulus, sich zu ändern. Er konnte seine Glaubensbrüder ermahnen: „Fahrt fort, einander zu ertragen und einander bereitwillig zu vergeben, wenn jemand Ursache zu einer Klage gegen einen anderen hat. So, wie Jehova euch bereitwillig vergeben hat, so tut auch ihr“ (Kolosser 3:13). Allein die Notwendigkeit zu erkennen, auf Gewalt zu verzichten, reicht nicht aus. Wertschätzung für das, was Jehova und Jesus Christus für uns getan haben, hilft uns, die nötige Motivation zu entwickeln, um eine Neigung zur Gewalttätigkeit zu überwinden.

      Ist es möglich?

      Ein Mann aus Japan benötigte eine derartige, starke Motivation. Sein Vater, ein Soldat mit aufbrausendem Temperament, beherrschte die Familie mit Gewalt. Als Opfer von Gewalt und unter dem Eindruck, seine Mutter ähnlich leiden zu sehen, entwickelte der Sohn selbst eine Neigung zur Gewalttätigkeit. Er trug zwei unterschiedlich lange Samuraischwerter bei sich, die er gebrauchte, um sich in Auseinandersetzungen zu behaupten und Leute zu bedrohen.

      Seine Frau begann, die Bibel zu studieren, und er setzte sich dazu, ohne das Studium allerdings ernst zu nehmen. Irgendwann las er jedoch die Broschüre „Diese Gute Botschaft vom Königreich“a, und daraufhin änderte er sich. Weshalb? „Als ich den Aufschluß unter den Überschriften ‚Christus Jesus‘ und ‚Loskauf durch ein Lösegeld‘ las, begann ich mich zu schämen“, erzählt er. „Zwar führte ich ein ungezügeltes Leben, aber eigentlich gefiel es mir, freundlich zu denen zu sein, mit denen ich gut auskam. Es machte mir Freude, meine Kumpel glücklich zu machen, allerdings nur insoweit, als mein eigenes Leben davon unberührt blieb. Und dann erfahre ich, daß Jesus, der Sohn Gottes, bereit war, sein Leben für die Menschheit zu opfern, sogar für jemand wie mich! Ich war wie vor den Kopf geschlagen!“

      Der Mann gab den Umgang mit seinen damaligen Kameraden auf und ließ sich schon bald in die Theokratische Predigtdienstschule einer Versammlung der Zeugen Jehovas einschreiben. In dieser Schule wird den Studierenden vermittelt, wie man andere über die Bibel belehrt. Die Schule hatte für den Mann auch einen positiven Nebeneffekt. Er sagt rückblickend: „In meiner Jugend verlegte ich mich auf Drohungen und Gewalt, weil ich anderen gegenüber meine Empfindungen nicht ausdrücken konnte. In dem Maß, wie ich lernte, meine Gedanken mitzuteilen, fing ich an, vernünftig zu argumentieren, statt Gewalt anzuwenden.“

      Hat sich dieser Mann — ähnlich wie Paulus — die Lebensweise Christi zu eigen gemacht? Sein Glaube wurde geprüft, als ein ehemaliger Freund, mit dem er durch einen feierlichen Schwur verbrüdert war, ihn davon abzuhalten suchte, ein Christ zu werden. Der besagte „Freund“ versetzte ihm Schläge und lästerte seinen Gott, Jehova. Der früher gewalttätige Mann beherrschte sich und entschuldigte sich dafür, seinen Schwur nicht halten zu können. Enttäuscht ließ sein „Bruder“ von ihm ab.

      Dieser ehemals zornmütige Mensch besiegte seine Neigung zur Gewalttätigkeit und gewann dadurch viele Brüder und Schwestern im Glauben, die durch Liebe zu Gott und ihrem Nächsten vereint sind (Kolosser 3:14). Heute, über 20 Jahre nachdem er ein getaufter Christ wurde, dient dieser Mann sogar als ein reisender Aufseher der Zeugen Jehovas. Es bereitet ihm große Freude, anderen aus der Bibel zu zeigen, daß Menschen mit einer raubtierähnlichen Gesinnung genauso wie er lernen können, Differenzen gewaltlos beizulegen. Und er betrachtet es als ein Vorrecht, auf die großartige Erfüllung der prophetischen Worte hinzuweisen: „Sie werden keinen Schaden stiften noch irgendwie Verderben anrichten auf meinem ganzen heiligen Berg; denn die Erde wird bestimmt erfüllt sein mit der Erkenntnis Jehovas, wie die Wasser das ganze Meer bedecken“ (Jesaja 11:9).

      Wie der Apostel Paulus und dieser ehemals gewalttätige Mann kann jeder von uns lernen, heikle Situationen zu meistern und Probleme friedlich beizulegen. Jehovas Zeugen sind überall gern bereit, dabei zu helfen.

      [Fußnote]

      a Herausgegeben von der Wachtturm-Gesellschaft.

      [Herausgestellter Text auf Seite 5]

      Paulus war Realist. Er wußte, daß sich selbst unter Christen die Gemüter erhitzen können.

      [Bild auf Seite 7]

      Wertschätzung für das, was Gott für uns getan hat, fördert friedliche Beziehungen

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