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  • Das uns geschenkte Leben gebührend schätzen
    Der Wachtturm 2004 | 15. Juni
    • Das uns geschenkte Leben gebührend schätzen

      „Das Blut des Christus . . . [wird] unser Gewissen von toten Werken reinigen, damit wir dem lebendigen Gott heiligen Dienst darbringen können“ (HEBRÄER 9:14).

      1. Was beweist, dass wir das Leben sehr schätzen?

      WAS würden wir auf die Frage antworten, wie viel uns unser Leben wert ist? Wir schätzen das Leben sehr — sowohl unser eigenes als auch das Leben anderer. Deshalb gehen wir im Krankheitsfall oder zu regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen zum Arzt. Wir wollen gesund sein und am Leben bleiben. Selbst alte oder behinderte Menschen möchten normalerweise nicht sterben, sondern weiterleben.

      2, 3. (a) Welche Verpflichtung wird in Sprüche 23:22 hervorgehoben? (b) Was hat die in Sprüche 23:22 erwähnte Verpflichtung mit Gott zu tun?

      2 Es wirkt sich auf unser Verhältnis zu anderen aus, wie wir das Leben betrachten. Eine Anweisung in Gottes Wort lautet: „Höre auf deinen Vater, der deine Geburt verursacht hat, und verachte nicht deine Mutter, nur weil sie alt geworden ist“ (Sprüche 23:22). Auf jemand zu „hören“ bedeutet mehr, als nur Worte zu vernehmen; dieser Bibelspruch fordert den Leser dazu auf, zu hören und daraufhin zu gehorchen (2. Mose 15:26; 5. Mose 7:12; 13:18; 15:5; Josua 22:2; Psalm 81:13). Welchen Grund nennt Gottes Wort, warum wir auf unseren Vater und unsere Mutter hören sollen? Das sollten wir nicht nur deshalb, weil sie älter sind oder mehr Erfahrung haben als wir. Begründet wird es damit, dass unser Vater beispielsweise unsere „Geburt verursacht hat“. Manche Bibelübersetzungen geben diesen Vers wie folgt wieder: „Gehorche deinem Vater, der dir das Leben gegeben hat.“ Wer das Leben schätzt, fühlt sich seinem Lebengeber verständlicherweise verpflichtet.

      3 Wahre Christen betrachten natürlich Jehova als den eigentlichen Quell ihres Lebens. Durch ihn „haben wir Leben“; wir „bewegen uns“, das heißt, wir handeln als empfindungsfähige Geschöpfe; wir „existieren“ heute und können über die Zukunft nachdenken oder dafür planen, sogar schon für das ewige Leben (Apostelgeschichte 17:28; Psalm 36:9; Prediger 3:11). Im Einklang mit Sprüche 23:22 ist es angebracht, auf Gott zu „hören“, ihm also zu gehorchen. Wir möchten verstehen, wie er das Leben betrachtet, um uns an seiner Beurteilung zu orientieren, statt das Leben so zu sehen, wie wir wollen.

      Achtung vor dem Leben

      4. Wie kam es, dass die Achtung vor dem Leben bereits früh in der Menschheitsgeschichte ins Blickfeld gerückt wurde?

      4 Bereits früh in der Menschheitsgeschichte zeigte Jehova deutlich, dass er den Menschen nicht gestattete, das Leben so zu gebrauchen (oder zu missbrauchen), wie es ihnen gerade in den Sinn kam. Von eifersüchtigem Zorn erfüllt, löschte Kain ein unschuldiges Leben aus — das seines Bruders Abel. Hatte Kain unserer Meinung nach das Recht, über Leben und Tod zu entscheiden? Gott dachte jedenfalls nicht so, sondern er zog Kain zur Rechenschaft: „Was hast du getan? Horch! Das Blut deines Bruders schreit vom Erdboden her zu mir“ (1. Mose 4:10). Beachten wir, dass das auf den Erdboden geflossene Blut Abels sein Leben vertrat, dem brutal ein vorzeitiges Ende gemacht worden war, und es schrie zu Gott nach Rache (Hebräer 12:24).

      5. (a) Welches Verbot erließ Gott in den Tagen Noahs, und für wen sollte es gelten? (b) In welcher Hinsicht war dieses Verbot ein wichtiger Schritt?

      5 Nach der Sintflut nahm die Menschheit mit nur acht Personen einen neuen Anfang. In einer Erklärung, die für alle Menschen gilt, gab Gott weiteren Aufschluss darüber, wie er das Leben und das Blut betrachtet. Er gestattete den Menschen, Tierfleisch zu essen, machte jedoch folgende Einschränkung: „Jedes sich regende Tier, das am Leben ist, möge euch zur Speise dienen. Wie im Fall der grünen Pflanzen gebe ich euch gewiss das alles. Nur Fleisch mit seiner Seele — seinem Blut — sollt ihr nicht essen“ (1. Mose 9:3, 4). Gewisse Juden deuten dies dahin gehend, dass weder Fleisch noch Blut von einem Tier verzehrt werden durfte, das noch lebte. Doch das, was Gott hier tatsächlich verbot, nämlich den Genuss von Blut zur Erhaltung des Lebens, sollte sich im Lauf der Zeit deutlich zeigen. Außerdem war Gottes Gebot durch Noah ein bedeutsamer Schritt im Hinblick auf die Verwirklichung seines erhabenen Vorsatzes, der ebenfalls mit Blut zu tun hat — ein Vorsatz, der es Menschen ermöglichen soll, ewiges Leben zu erlangen.

      6. Wie machte Gott durch Noah deutlich, welchen Wert er dem Leben beimisst?

      6 Gott fuhr fort: „Außerdem werde ich euer Blut, das eurer Seelen, zurückfordern. Von der Hand jedes lebenden Geschöpfes werde ich es zurückfordern; und von der Hand des Menschen, von der Hand eines jeden, der sein Bruder ist, werde ich die Seele des Menschen zurückfordern. Wer Menschenblut vergießt, dessen eigenes Blut wird durch Menschen vergossen werden, denn im Bilde Gottes hat er den Menschen gemacht“ (1. Mose 9:5, 6). Wie diese Erklärung an die gesamte Menschheitsfamilie deutlich zeigt, ist für Gott das Blut eines Menschen gleichbedeutend mit dessen Leben. Der Schöpfer gibt einer Person das Leben und kein Mensch darf ihr dieses Leben, vertreten durch das Blut, nehmen. Wenn jemand wie Kain einen Mord begeht, hat der Schöpfer das Recht, das Leben des Mörders ‘zurückzufordern’.

      7. Warum sollte uns das interessieren, was Gott zu Noah über das Blut sagte?

      7 Gott untersagte den Menschen durch diese Erklärung den Blutmissbrauch. Haben wir uns je gefragt, warum er das tat? Was verbirgt sich überhaupt dahinter, wie Gott das Blut betrachtet? Die Antwort hat tatsächlich mit einer der wichtigsten biblischen Lehren zu tun. Es geht um den eigentlichen Kern der christlichen Botschaft, der von vielen Kirchen allerdings bewusst außer Acht gelassen wird. Um welche Lehre handelt es sich und inwieweit betrifft sie unser Leben, unsere Entscheidungen und unser Handeln?

      Wie durfte Blut verwendet werden?

      8. Worauf beschränkte Jehova im Gesetz die Verwendung von Blut?

      8 Jehova vermittelte weitere Einzelheiten über das Leben und das Blut, als er Israel das Gesetz gab. In Verbindung damit tat er den nächsten Schritt in Richtung darauf, seinen Vorsatz zu verwirklichen. Wie uns wahrscheinlich bekannt ist, verlangte das Gesetz, Gott Opfergaben darzubringen, unter anderem Getreide, Öl und Wein (3. Mose 2:1-4; 23:13; 4. Mose 15:1-5). Es gab auch Tieropfer. Von diesen sagte Gott: „Die Seele des Fleisches ist im Blut, und ich selbst habe es für euch auf den Altar gegeben, damit Sühne geleistet wird für eure Seelen, denn das Blut ist es, das Sühne leistet durch die Seele darin. Darum habe ich zu den Söhnen Israels gesagt: ‚Keine Seele von euch soll Blut essen.‘ “ Gemäß Jehovas weiteren Ausführungen musste beispielsweise ein Jäger oder ein Landwirt, der ein Tier zu Nahrungszwecken tötete, es ausbluten lassen und das Blut mit Staub bedecken. Da die Erde Gottes Fußschemel ist, erkannte der Betreffende durch das Ausgießen des Blutes auf die Erde an, dass das Leben an den Lebengeber zurückgegeben werden musste (3. Mose 17:11-13; Jesaja 66:1).

      9. Allein wofür durfte laut dem Gesetz Blut verwendet werden, und aus welchem Grund?

      9 Diese Gesetzesvorschrift war kein rein religiöses Ritual ohne jede Bedeutung für uns heute. Ist uns aufgefallen, warum die Israeliten kein Blut genießen durften? Wie bereits erwähnt, hatte Gott erklärt: „Darum habe ich zu den Söhnen Israels gesagt: ‚Keine Seele von euch soll Blut essen.‘ “ Und was war noch einmal der Grund? „Ich selbst habe es [das Blut] für euch auf den Altar gegeben, damit Sühne geleistet wird für eure Seelen.“ Wird uns nun klar, warum Gott den Menschen durch Noah den Blutgenuss untersagte? Der Schöpfer wollte dem Blut eine ganz spezielle Bedeutung beigeben, es für eine besondere Verwendung reservieren, wodurch vielen das Leben gerettet werden konnte. Es sollte eine wesentliche Rolle spielen, nämlich Sünden zudecken (sühnen). Somit gestattete Gott unter dem Gesetz die Verwendung von Blut einzig und allein auf dem Altar, um für das Leben der Israeliten, die Jehovas Vergebung suchten, Sühne zu leisten.

      10. Warum konnte durch Tierblut keine vollständige Vergebung erlangt werden, doch woran erinnerten die unter dem Gesetz vorgeschriebenen Opfer?

      10 Eine solche Vorstellung ist dem Christentum durchaus nicht fremd. Der christliche Apostel Paulus bezog sich auf diese von Gott vorgesehene Regelung im mosaischen Gesetz, als er schrieb: „Fast alle Dinge werden mit Blut gereinigt nach dem GESETZ, und ohne Blutvergießen gibt es keine Vergebung“ (Hebräer 9:22). Paulus zeigte deutlich, dass die Israeliten durch die vorgeschriebenen Opfer nicht zu vollkommenen, sündenlosen Menschen wurden. Er schrieb: „Durch diese Schlachtopfer wird Jahr für Jahr an Sünden erinnert, denn es ist unmöglich, dass das Blut von Stieren und von Ziegenböcken Sünden wegnimmt“ (Hebräer 10:1-4). Dennoch dienten die Opfer einem Zweck. Sie erinnerten die Israeliten daran, dass sie sündige Menschen waren und etwas Größeres benötigten, um vollständige Vergebung zu erlangen. Doch welches Blut konnte denn überhaupt die Sünden der Menschen vollständig zudecken, wenn das Blut, das für das Leben der Tiere stand, dazu nicht in der Lage war?

      Die Lösung des Lebengebers

      11. Woher wissen wir, dass das Opfern von Tierblut auf etwas Bestimmtes hinwies?

      11 Das Gesetz sollte tatsächlich auf etwas weit Wirkungsvolleres hinweisen, das der Ausführung des Willens Gottes dienen sollte. Paulus fragte: „Warum denn das GESETZ?“ Seine Antwort: „Es wurde hinzugefügt, um Übertretungen offenbar zu machen, bis der Same gekommen wäre, dem die Verheißung gegeben worden war; und es wurde durch Engel übermittelt durch die Hand eines Mittlers [Moses]“ (Galater 3:19). Dementsprechend schrieb Paulus auch: „Das GESETZ [hat] einen Schatten der künftigen guten Dinge, nicht aber das Wesen der Dinge selbst“ (Hebräer 10:1).

      12. Wie wurde in Verbindung mit dem Blut Gottes Vorsatz nach und nach offenbart?

      12 Zusammenfassend können wir also Folgendes sagen: In den Tagen Noahs gestattete Gott den Menschen, zur Erhaltung des Lebens Tierfleisch zu essen, untersagte ihnen aber den Blutgenuss. Später erklärte Gott: „Die Seele des Fleisches ist im Blut.“ Ja, er wählte das Blut als Sinnbild für das Leben und sagte: „Ich selbst habe es [das Blut] für euch auf den Altar gegeben, damit Sühne geleistet wird für eure Seelen.“ Es sollte jedoch noch eine weitere wunderbare Offenbarung des Vorsatzes Gottes geben. Das Gesetz gab eine prophetische Vorausschau auf gute Dinge, die kommen sollten. Worum handelte es sich?

      13. Warum war Jesu Tod so bedeutsam?

      13 Das, worum es in Wirklichkeit ging, hatte mit dem Tod Jesu Christi zu tun. Wie wir wissen, wurde Jesus gefoltert und dann an den Pfahl gebracht. Er starb wie ein Verbrecher. Paulus schrieb: „Christus ist, während wir noch schwach waren, zur bestimmten Zeit für Gottlose gestorben. Gott . . . empfiehlt seine eigene Liebe zu uns dadurch, dass Christus für uns starb, während wir noch Sünder waren“ (Römer 5:6, 8). Christus starb für uns und beschaffte dadurch ein Lösegeld, das unsere Sünden zudeckt. Dieses Lösegeld steht im Mittelpunkt der christlichen Botschaft (Matthäus 20:28; Johannes 3:16; 1. Korinther 15:3; 1. Timotheus 2:6). Was hat das Lösegeld mit Blut und Leben zu tun, und wie wird unser eigenes Leben davon berührt?

      14, 15. (a) Wie wird in einigen Übersetzungen in Epheser 1:7 Nachdruck auf Jesu Tod gelegt? (b) Was könnte bei Epheser 1:7 übersehen werden?

      14 Einige Kirchen messen Jesu Tod durchaus besonderes Gewicht bei und von ihren Mitgliedern hört man Äußerungen wie: „Jesus ist für mich gestorben.“ Sehen wir uns einmal an, wie einige Bibelübersetzungen Epheser 1:7 wiedergeben: „In ihm haben wir die Erlösung durch den Einsatz seines Lebens, die Vergebung der Sünden“ (Das Neue Testament, übersetzt von Ulrich Wilckens, 1972). „Durch Christus haben wir doch, weil er sich für uns opferte, die Befreiung, nämlich die Vergebung der Schuld“ (Fotobibel, 1972). „Er [Gott] ließ ihn für uns sterben, um uns von unserer Schuld zu befreien“ (Die Gute Nachricht, 1971). „Durch den Tod von Christus sind wir befreit worden. Unsere Sünden sind uns vergeben“ (Gute Nachricht für Sie, 1967). In diesen Wiedergaben wird offensichtlich nur der Tod Jesu herausgestellt. Jetzt könnte jemand sagen: „Jesu Tod ist doch wirklich wichtig. Was gibt es denn zu bemängeln?“

      15 Wenn wir lediglich auf diese Übersetzungen angewiesen wären, könnte uns tatsächlich ein sehr wichtiger Gedanke entgehen, wodurch unser Verständnis der biblischen Botschaft eingeschränkt wäre. Wiedergaben wie die oben angeführten verschleiern, dass im Urtext in Epheser 1:7 ein griechisches Wort steht, das „Blut“ bedeutet. Viele Bibeln halten sich deshalb enger an den Urtext, so zum Beispiel die Neue-Welt-Übersetzung: „Durch ihn haben wir die Befreiung durch Lösegeld mittels des Blutes dieses einen, ja die Vergebung unserer Verfehlungen, gemäß dem Reichtum seiner unverdienten Güte.“

      16. Was sollte uns die Wiedergabe „des Blutes dieses einen“ in den Sinn rufen?

      16 Die Wiedergabe „des Blutes dieses einen“ ist allerdings höchst bedeutungsvoll und sollte uns vieles in den Sinn rufen. Es war weit mehr erforderlich als jemandes Tod, selbst als der Tod des vollkommenen Menschen Jesus. Jesus verwirklichte das, worauf im Gesetz prophetisch hingewiesen wurde — besonders in Verbindung mit dem Sühnetag. An diesem besonderen Tag wurden bestimmte Tiere geopfert. Der Hohe Priester brachte dann etwas von ihrem Blut in das Allerheiligste der Stiftshütte oder des Tempels, wo er es vor Gott darbrachte, als ob er sich in dessen Gegenwart befunden hätte (2. Mose 25:22; 3. Mose 16:2-19).

      17. Wie verwirklichte Jesus das, worauf der Sühnetag eine prophetische Vorausschau gab?

      17 Jesus verwirklichte das, worauf der Sühnetag eine prophetische Vorausschau gab, wie Paulus erklärte. Zunächst erwähnte er, dass der Hohe Priester in Israel einmal im Jahr mit Blut, „das er für sich selbst und für die unwissentlichen Sünden des Volkes“ darbrachte, in das Allerheiligste eintrat (Hebräer 9:6, 7). Diesem Muster entsprechend begab sich Jesus, nachdem er als Geistperson auferweckt worden war, in den Himmel selbst. Als Geistwesen ohne Körper aus Fleisch und Blut konnte er „vor der Person Gottes für uns“ erscheinen. Was brachte er Gott dar? Nichts Materielles, sondern etwas von hohem Bedeutungswert. Paulus schrieb weiter: „Als . . . Christus als Hoher Priester . . . kam, . . . begab er sich, nein, nicht mit dem Blut von Ziegenböcken und von jungen Stieren, sondern mit seinem eigenen Blut ein für allemal an die heilige Stätte und erlangte eine ewige Befreiung für uns. Denn wenn das Blut von Ziegenböcken und von Stieren . . . in dem Maße heiligt, dass das Fleisch rein wird, wie viel mehr wird das Blut des Christus, der durch ewigen Geist sich selbst ohne Makel Gott dargebracht hat, unser Gewissen von toten Werken reinigen, damit wir dem lebendigen Gott heiligen Dienst darbringen können?“ Ja, Jesus brachte Gott den Wert seines Blutes dar (Hebräer 9:11-14, 24, 28; 10:11-14; 1. Petrus 3:18).

      18. Warum müssen Christen heute die biblischen Aussagen über das Blut ernst nehmen?

      18 Durch diese göttliche Wahrheit wird uns gewährt, all die erstaunlichen Aspekte der biblischen Aussagen über das Blut zu verstehen — warum es für Gott so bedeutsam ist, wie wir es betrachten sollten und warum wir Gottes Einschränkungen hinsichtlich der Verwendung von Blut anerkennen müssen. Beim Lesen der Christlichen Griechischen Schriften stoßen wir auf zahlreiche Bezugnahmen auf das „Blut Christi“. (Siehe Kasten.) Diese zeigen deutlich, dass jeder Christ „an sein [Jesu] Blut“ glauben muss (Römer 3:25). Nur „durch das Blut, das [Jesus] . . . vergoss“, können wir Vergebung erlangen und Frieden mit Gott haben (Kolosser 1:20). Das trifft gewiss auf diejenigen zu, die Jesus in einen besonderen Bund aufgenommen hat und die mit ihm im Himmel herrschen sollen (Lukas 22:20, 28-30; 1. Korinther 11:25; Hebräer 13:20). Es trifft aber auch auf die Glieder der „großen Volksmenge“ zu, die die bevorstehende „große Drangsal“ überleben und ewig in einem irdischen Paradies leben werden. Im übertragenen Sinn ‘waschen sie ihre langen Gewänder im Blut des Lammes’ (Offenbarung 7:9, 14).

      19, 20. (a) Warum hat Gott die Verwendung von Blut bewusst eingeschränkt, und wie sollten wir darüber denken? (b) An welchem Aufschluss sollten wir interessiert sein?

      19 Blut hat in Gottes Augen zweifellos eine besondere Bedeutung. Für uns sollte dasselbe gelten. Als Schöpfer, für den das Leben wertvoll ist, kann Gott den Menschen berechtigterweise Einschränkungen bei der Blutverwendung auferlegen. Ihm liegt das Leben der Menschen, auch unser Leben, sehr am Herzen. Daher hat er für Blut einen einzigen, jedoch höchst bedeutsamen Verwendungszweck vorgesehen und allein durch diesen ist ewiges Leben möglich. Das kostbare Blut Jesu spielt dabei eine wesentliche Rolle. Wie dankbar können wir doch sein, dass Jehova Gott zu unserem Nutzen handelte, indem er Blut — Jesu Blut — verwendete, um die Rettung von Leben zu ermöglichen! Und wie dankbar sollten wir Jesus dafür sein, dass er sein Blut als Opfer für uns vergossen hat! Wir können verstehen, was der Apostel Johannes empfand, als er erklärte: „Ihm, der uns liebt und der uns durch sein eigenes Blut von unseren Sünden erlöst hat — und er hat uns zu einem Königtum, zu Priestern für seinen Gott und Vater gemacht —, ja ihm sei die Herrlichkeit und die Macht immerdar! Amen“ (Offenbarung 1:5, 6).

      20 Unser unendlich weiser Gott und Lebengeber hatte diese lebensrettende Rolle schon lange im Sinn. Wir könnten uns daher fragen: Welchen Einfluss sollte das auf unsere Entscheidungen und Handlungen haben? Mit dieser Frage befasst sich der folgende Artikel.

      Wie würden wir antworten?

      • Welchen Aufschluss darüber, wie Gott über Blut denkt, vermittelt uns das, was über Abel und Noah berichtet wird?

      • Worauf beschränkte Gott im Gesetz die Verwendung von Blut, und warum?

      • Wie verwirklichte Jesus das, worauf der Sühnetag eine prophetische Vorausschau gab?

      • Wie kann Jesu Blut unser Leben retten?

  • Uns von dem lebendigen Gott führen lassen
    Der Wachtturm 2004 | 15. Juni
    • Uns von dem lebendigen Gott führen lassen

      „[Wendet euch] zu dem lebendigen Gott hin, der den Himmel und die Erde und das Meer und alles, was darin ist, gemacht hat“ (APOSTELGESCHICHTE 14:15).

      1, 2. Warum ist es angebracht, Jehova als den „lebendigen Gott“ anzuerkennen?

      NACHDEM der Apostel Paulus und Barnabas in Lystra einen Mann geheilt hatten, versicherte Paulus den Augenzeugen: „Auch wir sind Menschen und haben die gleichen Gebrechen wie ihr und verkündigen euch die gute Botschaft, damit ihr euch von diesen nichtigen Dingen abwendet zu dem lebendigen Gott hin, der den Himmel und die Erde und das Meer und alles, was darin ist, gemacht hat“ (Apostelgeschichte 14:15).

      2 Wie wahr! Jehova ist kein lebloser Götze, sondern der „lebendige Gott“ (Jeremia 10:10; 1. Thessalonicher 1:9, 10). Doch Jehova lebt nicht nur, sondern er ist auch der Quell unseres Lebens. „Er selbst [gibt] allen Personen Leben und Odem und alles“ (Apostelgeschichte 17:25). Ihm ist daran gelegen, dass wir sowohl unser gegenwärtiges als auch unser künftiges Leben genießen können. Paulus fügte hinzu, dass Gott „sich . . . nicht ohne Zeugnis gelassen hat, indem er Gutes tat, da er euch Regen vom Himmel und fruchtbare Zeiten gab und euer Herz mit Speise und Fröhlichkeit erfüllte“ (Apostelgeschichte 14:17).

      3. Warum können wir Gottes Richtlinien vertrauen?

      3 Da Gott an unserem Leben interessiert ist, vertrauen wir auf seine Führung (Psalm 147:8; Matthäus 5:45). Bei manchen ist es mit diesem Vertrauen vorbei, wenn sie auf eine biblische Anweisung stoßen, die sie entweder nicht verstehen oder für zu einschränkend halten. Es hat sich allerdings stets als klug erwiesen, den Richtlinien Jehovas zu vertrauen. Ein Beispiel: Selbst wenn ein Israelit nicht verstand, warum das Gesetz verbot, eine Leiche zu berühren, war es für ihn von Nutzen, sich daran zu halten. Erstens, weil ihn sein Gehorsam dem lebendigen Gott näher brachte, und zweitens, weil er vor Krankheiten bewahrt blieb (3. Mose 5:2; 11:24).

      4, 5. (a) Welche Richtlinie hinsichtlich des Blutes gab Jehova vor der christlichen Ära? (b) Wieso sind wir überzeugt, dass Gottes Blutverbot auch für Christen gilt?

      4 Ähnlich verhält es sich mit dem, was Gott hinsichtlich des Blutes festgelegt hat. Wie er Noah gegenüber erklärte, ist Menschen der Blutgenuss untersagt. Im Gesetz zeigte Gott dann, dass Blut einzig und allein auf dem Altar verwendet werden durfte, nämlich für die Sündenvergebung. Durch diese Anweisungen legte Gott die Grundlage für die erhabenste Verwendung von Blut — das Retten von Leben durch Jesu Lösegeld (Hebräer 9:14). Ja, in dieser Richtlinie Gottes zeigt sich sein Interesse an unserem Leben und unserem Wohl. Adam Clarke, ein Bibelgelehrter des 19. Jahrhunderts, schrieb in einer Abhandlung über 1. Mose 9:4: „Dieses Gebot [an Noah] wird von den orientalischen Christen immer noch peinlich genau befolgt . . . Unter dem Gesetz wurde kein Blut genossen, weil es auf das Blut hinwies, das für die Sünde der Welt vergossen werden sollte; und unter dem Evangelium durfte es nicht genossen werden, weil es für das zur Sündenvergebung bereits vergossene Blut stand und allezeit so betrachtet werden sollte.“

      5 Der Gelehrte bezog sich offensichtlich auf das Evangelium an sich oder die gute Botschaft, in deren Mittelpunkt Jesus steht. Diese Botschaft beinhaltet, dass Gott seinen Sohn sandte, der für uns starb, also sein Blut vergoss, damit wir ewig leben können (Matthäus 20:28; Johannes 3:16; Römer 5:8, 9). Der Kommentar schließt auch das spätere Gebot an Christi Nachfolger ein, sich des Blutes zu enthalten.

      6. Welche Anweisungen hinsichtlich des Blutes wurden Christen gegeben, und warum?

      6 Wie wir wissen, gab Gott den Israeliten Hunderte von Vorschriften. Mit Jesu Tod endete für seine Jünger die Pflicht, all diese Gesetze zu halten (Römer 7:4, 6; Kolosser 2:13, 14, 17; Hebräer 8:6, 13). Im Laufe der Zeit entstand eine Frage zu einer grundlegenden Verpflichtung, nämlich der männlichen Beschneidung. Mussten Nichtjuden, die sich Christi Blut zunutze machen wollten, beschnitten werden, was ja eigentlich anzeigen würde, dass sie noch unter dem Gesetz standen? Diese Frage wurde 49 u. Z. von der christlichen leitenden Körperschaft behandelt (Apostelgeschichte, Kapitel 15). Mit der Hilfe des Geistes Gottes kamen die Apostel und die älteren Männer zu dem Schluss, dass die Beschneidungspflicht mit dem Gesetz geendet hatte. Bestimmte göttliche Vorschriften blieben dagegen auch für die Christen gültig. In einem Brief an die Versammlungen schrieb die leitende Körperschaft: „Der heilige Geist und wir selbst haben es für gut befunden, euch keine weitere Bürde aufzuerlegen als folgende notwendigen Dinge: euch von Dingen zu enthalten, die Götzen geopfert wurden, sowie von Blut und von Erwürgtem und von Hurerei. Wenn ihr euch vor diesen Dingen sorgfältig bewahrt, wird es euch gut gehen“ (Apostelgeschichte 15:28, 29).

      7. Wie wichtig ist es für Christen, ‘sich des Blutes zu enthalten’?

      7 ‘Sich des Blutes zu enthalten’ hatte für die leitende Körperschaft offensichtlich denselben moralischen Stellenwert, wie sich vor Unsittlichkeit und Götzendienst zu hüten. Das zeigt, dass das Blutverbot sehr ernst genommen werden muss. Christen, die reuelos Götzendienst verüben oder unsittlich handeln, können „das Königreich Gottes nicht erben“; für sie ist der „zweite Tod“ vorgesehen (1. Korinther 6:9, 10; Offenbarung 21:8; 22:15). Beachten wir folgenden Kontrast: Gottes Richtlinie in Bezug auf die Heiligkeit des Blutes nicht zu beachten kann ewigen Tod nach sich ziehen. Achtung vor Jesu Opfer verspricht ewiges Leben.

      8. Was zeigt, dass die ersten Christen Gottes Richtlinie hinsichtlich des Blutes ernst nahmen?

      8 Wie verstanden die ersten Christen Gottes Richtlinie hinsichtlich des Blutes und inwieweit hielten sie sich daran? Erinnern wir uns an Clarkes Kommentar: „Unter dem Evangelium durfte es nicht genossen werden, weil es für das zur Sündenvergebung bereits vergossene Blut stand und allezeit so betrachtet werden sollte.“ Die Geschichte bestätigt, dass dies von den ersten Christen sehr ernst genommen wurde. Tertullian erwähnte Menschen, „die beim Kampfspiel in der Arena das Blut der getöteten Verbrecher . . . mit gierigen Zügen einschlürfen, um damit die Fallsucht zu heilen“. Nichtjuden tranken also Blut; von den Christen sagte Tertullian dagegen, dass sie „nicht einmal Tierblut unter die zum Genuss erlaubten Speisen rechnen . . . Deshalb legt ihr ja, wenn ihr die Christen auf die Probe stellen wollt, ihnen auch Würste vor, die mit Tierblut gefüllt sind — offenbar in der festen Gewissheit, dass deren Genuss bei ihnen verboten ist.“ Selbst unter Todesdrohung kam für Christen der Blutgenuss nicht infrage. So wichtig war ihnen Gottes Richtlinie.

      9. Was außer dem direkten Blutgenuss fiel unter das Gebot, sich des Blutes zu enthalten?

      9 Einige meinen vielleicht, die leitende Körperschaft habe damit lediglich gemeint, Christen dürften kein Blut essen oder trinken und auch kein unausgeblutetes Fleisch oder mit Blut versetzte Nahrungsmittel verzehren. Das war zugegebenermaßen die erste Bedeutung des Gebotes, das Gott Noah gab. Und die Entscheidung der Apostel besagte schließlich auch, dass Christen ‘sich vor Erwürgtem bewahren’ sollten, das heißt vor unausgeblutetem Fleisch (1. Mose 9:3, 4; Apostelgeschichte 21:25). Die ersten Christen wussten jedoch, dass damit noch mehr verbunden war. Blut wurde manchmal auch aus medizinischen Gründen genossen. Wie Tertullian ja erwähnte, tranken einige Nichtjuden frisches Blut als Heilmittel gegen Epilepsie. Womöglich wurde Blut auch noch anderweitig verwendet, um Krankheiten zu behandeln oder die Gesundheit angeblich zu verbessern. Selbst „medizinische“ Gründe änderten nichts daran, dass die Christen Blut ablehnten. Sie blieben auch dann bei dieser Haltung, wenn ihr Leben auf dem Spiel stand.

      Blut als Medizin

      10. Wie wird Blut in der Medizin unter anderem verwendet, und welche Frage entsteht deshalb?

      10 Die Verwendung von Blut ist heute in der Medizin üblich. Anfänglich wurde Vollblut übertragen. Es wurde dem Spender abgenommen, gelagert und dann einem Patienten transfundiert, beispielsweise einem Verwundeten. Später erforschte man, wie sich Blut in seine Hauptbestandteile auftrennen lässt. Die Transfusion von Blutbestandteilen ermöglichte es den Ärzten, das Blut eines Spenders für mehrere Patienten zu verwenden: Das Plasma erhielt ein Verletzter, die Erythrozyten dagegen jemand anders. Weitere Forschungen ergaben, dass sich aus einem Blutbestandteil, wie zum Beispiel dem Plasma, zahlreiche Fraktionen extrahieren lassen, die noch mehr Patienten verabreicht werden können. Die Entwicklung auf diesem Gebiet geht immer weiter und es wird über neue Verwendungsmöglichkeiten solcher Fraktionen berichtet. Wie steht ein Christ dazu? Er ist fest entschlossen, keine Bluttransfusion anzunehmen. Doch angenommen ein Arzt redet ihm zu, sich lediglich einen der Hauptbestandteile, vielleicht ein Erythrozytenkonzentrat, geben zu lassen. Oder bei einer Behandlung soll eine kleine Fraktion verwendet werden, die aus einem der Blutbestandteile extrahiert wurde. Wie kann ein Diener Gottes solche Angelegenheiten entscheiden mit dem Gedanken im Sinn, dass Blut heilig ist und dass Christi Blut im umfassendsten Sinn lebensrettend ist?

      11. Welche medizinisch fundierte Haltung zu Blut nehmen Jehovas Zeugen seit langem ein?

      11 Jehovas Zeugen haben ihre Haltung bereits vor Jahrzehnten deutlich dargelegt. Sie verfassten beispielsweise einen Artikel für eine amerikanische Ärztezeitschrift (The Journal of the American Medical Association vom 27. November 1981; Abdruck in der Broschüre Wie kann Blut dein Leben retten?a, Seite 27—29). In dem Artikel wurde aus 1. Mose, 3. Mose und der Apostelgeschichte zitiert. Dazu wurde erklärt: „Diese Verse sind zwar nicht medizinisch formuliert, aber nach der Auffassung der Zeugen schließen sie eine Transfusion von Vollblut und die Verabreichung von Konzentraten aus roten Blutkörperchen und Plasma sowie weißen Blutkörperchen und Blutplättchen aus.“ In dem 2001 veröffentlichten Lehrbuch Emergency Care heißt es unter „Zusammensetzung des Blutes“: „Das Blut setzt sich aus mehreren Bestandteilen zusammen: Plasma, roten und weißen Blutkörperchen sowie Blutplättchen.“ Wenn Zeugen Jehovas Transfusionen nicht nur von Vollblut ablehnen, sondern auch von den vier Hauptbestandteilen, stimmt das mit medizinischen Fakten überein.

      12. (a) Welche Haltung gegenüber Fraktionen, die aus den Hauptbestandteilen des Blutes isoliert werden, ist dargelegt worden? (b) Wo sind weitere Informationen darüber zu finden?

      12 In dem medizinischen Artikel hieß es weiter: „Das religiöse Verständnis der Zeugen schließt nicht völlig den Gebrauch von . . . [Fraktionen] wie Albumin, Immunglobulinen und Faktoren zur Blutgerinnung aus; jeder Zeuge muss für sich entscheiden, ob er sie akzeptieren kann.“ Seit 1981 sind viele Fraktionen (in den vier Hauptbestandteilen vorhandene Stoffe) für den medizinischen Einsatz isoliert worden. Deshalb wurden in den „Fragen von Lesern“ im Wachtturm vom 15. Juni 2000 wertvolle Informationen zu diesem Thema gegeben. Für die Millionen Leser des Wachtturms ist das damals Gesagte auf den Seiten 29 bis 31 dieser Ausgabe noch einmal abgedruckt. Darin werden weitere Einzelheiten und weitere logische Argumente angeführt. Wie wir feststellen werden, stimmt das darin Gesagte durchaus mit den grundlegenden Gedanken aus dem Jahr 1981 überein.

      Die Rolle unseres Gewissens

      13, 14. (a) Was ist das Gewissen, und welche Rolle spielt es beim Thema Blut? (b) Welche Richtlinien in Bezug auf den Fleischgenuss gab Gott den Israeliten, doch welche Fragen könnten aufgekommen sein?

      13 Bei Aufschluss dieser Art kommt stets das Gewissen ins Spiel. Wieso? Für Christen ist es keine Frage, dass Gottes Richtlinien für sie verbindlich sind. Doch in bestimmten Bereichen müssen sie, gestützt auf ihr Gewissen, persönliche Entscheidungen treffen. Das Gewissen ist die uns innewohnende Fähigkeit, Angelegenheiten — häufig Fragen der Moral — abzuwägen und darüber zu entscheiden (Römer 2:14, 15). Wir sind uns allerdings bewusst, dass das Gewissen nicht bei jedem gleich ausgeprägt ist.b Wenn es in der Bibel heißt, dass das Gewissen einiger „schwach“ ist, muss das Gewissen anderer also stark sein (1. Korinther 8:12). Christen machen unterschiedlich schnell Fortschritte darin, Gottes Gedanken in sich aufzunehmen, seine Denkweise zu übernehmen und sie bei ihren Entscheidungen zu berücksichtigen. Veranschaulichen kann man dies mit dem Fleischgenuss bei den Juden.

      14 Wie die Bibel deutlich zeigt, ist es gehorsamen Dienern Gottes zu keiner Zeit erlaubt gewesen, unausgeblutetes Fleisch zu essen. Dies war von so großer Bedeutung, dass sich israelitische Soldaten sogar in einem Notfall, als sie unausgeblutetes Fleisch aßen, einer ernsten Verfehlung oder Sünde schuldig machten (5. Mose 12:15, 16; 1. Samuel 14:31-35). Allerdings könnten schon gewisse Fragen aufgekommen sein. Wie schnell musste ein geschlachtetes Schaf ausbluten? Musste ein Israelit dem Tier zum Ausbluten die Kehle durchschneiden? Musste das Schaf an den Hinterbeinen aufgehängt werden? Wie lange musste es hängen? Wie konnte er ein großes Rind ausbluten lassen? Selbst nach dem Ausbluten blieb wahrscheinlich etwas Blut im Fleisch zurück. Durfte er dieses Fleisch essen? Wer sollte das entscheiden?

      15. Was taten manche Juden in Verbindung mit dem Fleischgenuss, doch was hatte Gott bestimmt?

      15 Stellen wir uns glaubenseifrige Juden vor, die vor diesen Fragen standen. Der eine hielt es vielleicht für das Sicherste, kein Fleisch auf einem Fleischmarkt zu kaufen, während der andere Fleisch mied, das möglicherweise einem Götzen geopfert worden war. Andere Juden aßen womöglich nur Fleisch, aus dem gemäß bestimmten Ritualvorschriften das Blut herausgezogen worden war (Matthäus 23:23, 24).c Wie ist ein so unterschiedliches Verhalten zu beurteilen? Wäre es, da Gott nichts von alledem vorgeschrieben hatte, für die Juden nicht das Beste gewesen, all die verschiedenen Fragen einem Gremium von Rabbinern vorzulegen, um dieses über jede einzelne Frage entscheiden zu lassen? Genau das war im Judaismus üblich. Wir können uns dagegen freuen, dass Jehova von seinen wahren Anbetern nicht verlangte, Entscheidungen hinsichtlich des Blutes auf diese Weise zu treffen. Denn schließlich gab Gott ja grundlegende Richtlinien in Bezug auf das Schlachten reiner Tiere und das Ausbluten, aber dabei beließ er es auch (Johannes 8:32).

      16. Warum können Christen unterschiedlicher Auffassung sein, ob man die Injektion einer kleinen Fraktion aus einem Blutbestandteil akzeptieren kann oder nicht?

      16 Wie bereits in Absatz 11 und 12 dargelegt, akzeptieren Zeugen Jehovas keine Transfusionen von Vollblut oder seinen vier Hauptbestandteilen — Plasma, rote Blutkörperchen (Erythrozyten), weiße Blutkörperchen (Leukozyten) und Blutplättchen (Thrombozyten). Wie verhält es sich aber mit kleinen Fraktionen, die aus einem Hauptbestandteil isoliert werden, zum Beispiel einem Antiserum gegen eine Infektion oder gegen Schlangengift? (Siehe Seite 30, Absatz 4.) Einige sind zu dem Schluss gekommen, solch eine winzige Fraktion sei eigentlich gar kein Blut mehr und würde daher nicht unter das Gebot fallen, ‘sich des Blutes zu enthalten’ (Apostelgeschichte 15:29; 21:25; Seite 31, Absatz 1). Das liegt in ihrer eigenen Verantwortung. Anderen erlaubt ihr Gewissen nicht, irgendetwas anzunehmen, was aus Blut (von Tieren oder Menschen) gewonnen wird, nicht einmal eine verschwindend kleine Fraktion aus einem der Hauptbestandteile.d Wieder andere akzeptieren vielleicht Injektionen eines Plasmaproteins gegen Infektionen oder gegen Schlangengift, lehnen jedoch andere kleine Fraktionen ab. Außerdem können einige Präparate, die aus den vier Hauptbestandteilen gewonnen werden, in ihrer Funktion diesem Hauptbestandteil so ähnlich sein und solch eine lebenserhaltende Rolle im Körper spielen, dass die meisten Christen diese Präparate ablehnen würden.

      17. (a) Wie kann uns unser Gewissen bei Fragen zu Blutfraktionen eine Hilfe sein? (b) Warum sind Entscheidungen in dieser Angelegenheit so schwerwiegend?

      17 Das, was die Bibel über das Gewissen sagt, ist uns bei solchen Entscheidungen eine Hilfe. Zunächst einmal müssen wir in Erfahrung bringen, was aus Gottes Wort hervorgeht, und uns dann bemühen, unser Gewissen entsprechend zu formen. So werden wir ausgerüstet, im Einklang mit Gottes Richtlinien selbst zu entscheiden, statt jemand anders zu bitten, eine Entscheidung für uns zu treffen (Psalm 25:4, 5). Zu der Frage, ob man Blutfraktionen annehmen kann, haben einige gemeint: „Das ist doch eine Gewissensfrage und daher nicht von Bedeutung.“ Diese Überlegung ist jedoch verkehrt. Nur weil etwas eine Gewissensfrage ist, ist es keinesfalls belanglos. Es kann sogar schwerwiegend sein. Ein Grund ist, dass sich unsere Entscheidung auf Personen auswirken kann, deren Gewissen anders reagiert als unseres. Dass dem so ist, lässt der Rat erkennen, den Paulus in Bezug auf Fleisch gab, bei dem die Möglichkeit bestand, dass es auf einem Markt verkauft wurde, nachdem es einem Götzen geopfert worden war. Ein Christ muss bewusst darauf achten, jemandes ‘Gewissen, das schwach ist’, nicht zu verletzen. Wer seinen Bruder, ‘um dessentwillen Christus gestorben ist’, zum Straucheln bringen würde, könnte ihn zugrunde richten und somit gegen Christus sündigen. Deshalb sollten Entscheidungen über kleine Blutfraktionen wirklich ernst genommen werden, auch wenn sie jedem persönlich überlassen sind (1. Korinther 8:8, 11-13; 10:25-31).

      18. Wie kann ein Christ vermeiden, dass sein Gewissen abstumpft, wenn es um Entscheidungen in Bezug auf Blut geht?

      18 Es gibt noch einen weiteren Aspekt, der unterstreicht, wie schwerwiegend Entscheidungen in Bezug auf Blut sind. Das ist deren Auswirkung auf uns selbst. Wenn es unser biblisch geschultes Gewissen beunruhigen würde, uns eine verschwindend kleine Blutfraktion verabreichen zu lassen, dürfen wir das nicht ignorieren. Genauso wenig sollten wir unser Gewissen unterdrücken, nur weil jemand uns sagt: „Es ist nicht verkehrt, das zu nehmen; viele haben es schon getan.“ Denken wir daran, dass heute Millionen von Menschen ihr Gewissen missachten, sodass es abstumpft. Die Folge: Sie lügen oder tun andere verkehrte Dinge, ohne Gewissensbisse zu spüren. Vor solch einem Verhalten wollen wir uns als Christen ganz bestimmt hüten (2. Samuel 24:10; 1. Timotheus 4:1, 2).

      19. Was müssen wir vor allem im Sinn behalten, wenn medizinische Fragen in Verbindung mit Blut zu entscheiden sind?

      19 Gegen Ende der nachgedruckten Darlegungen auf den Seiten 29 bis 31 heißt es: „Wird die Frage dadurch gegenstandslos, dass Ansichten und Gewissensentscheidungen verschieden sein können? Nein. Sie ist schwerwiegend.“ Das ist vor allem deshalb der Fall, weil unser Verhältnis zu dem „lebendigen Gott“ davon betroffen ist. Allein dieses Verhältnis kann zu ewigem Leben führen, gestützt auf die rettende Macht des vergossenen Blutes Jesu. Angesichts dessen, was Gott mit Blut bewirkt — er rettet damit Leben —, sollten wir hohe Achtung davor haben. Paulus schrieb passenderweise: „Ihr hattet keine Hoffnung und wart ohne Gott in der Welt. Nun aber, in Gemeinschaft mit Christus Jesus, seid ihr, die ihr einst fern wart, durch das Blut des Christus nahe gekommen“ (Epheser 2:12, 13).

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