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g93 22. 1. S. 18-21

Selbst die eiserne Lunge konnte sie nicht vom Predigen abhalten

Manchmal erfordert es Mut weiterzuleben. Dies ist die Geschichte einer Frau, die solch einen Mut aufbrachte. Sie hieß Laurel Nisbet.

LAUREL kam 1912 in Los Angeles zur Welt; sie war eine lebhafte junge Frau, die ihre Familie und das Leben liebte. Unter normalen Umständen war es eine Leichtigkeit für sie, für ihren Mann und ihre beiden Kinder zu sorgen, doch 1948 wurde ihre Liebe zum Leben in fast unvorstellbarem Maße auf die Probe gestellt. Sie infizierte sich mit dem tödlichen Poliovirus.

Nachdem sie einige Tage lang erkältungsähnliche Symptome gehabt hatte, konnte sie sich plötzlich nicht mehr bewegen. Ihr Mann brachte sie in das Kreiskrankenhaus. Dort war sie eine von vielen, die an Polio erkrankt waren. Sie hatte schreckliche Angst, als sie wegen Überfüllung auf den Boden des Krankenhausflurs gelegt wurde und dort auf eine eiserne Lunge warten mußte. Jeder Atemzug kostete enorme Anstrengung. Sie war erleichtert, als schließlich eine eiserne Lunge frei wurde, in die man sie dann legte. Jetzt konnte sie endlich wieder die kostbare Luft einatmen, was ihr beinahe nicht mehr gelungen wäre.

Die eiserne Lunge wurde für diejenigen entwickelt, deren Brustmuskeln durch die Kinderlähmung gelähmt sind. Ursprünglich sollte dies nur eine vorübergehende Maßnahme sein, bis die Muskeln des Patienten wieder so weit funktionsfähig sind, daß er selbst atmen kann. Doch zu Laurels Überraschung und zum Schrecken aller wurden diese eisernen Beatmungsgeräte zur ständigen „Wohnung“ vieler Betroffener. Laurel überstand, auf dem Rücken liegend, 37 Jahre in einer engen eisernen Lunge. Sie hält den Weltrekord als Poliopatientin, die am längsten in einer eisernen Lunge überlebte.

Wurde sie nur aus diesem Grund bekannt? Ganz und gar nicht. Laurel war eine junge Frau in den Dreißigern, als sie in die eiserne Lunge kam. Sie mußte zwei Kinder großziehen und hatte einen Mann zu versorgen. Zuerst war sie völlig verzweifelt. Doch nachdem sie sich einen Tag lang bemitleidet hatte, beschloß sie, aus ihrer Situation das Beste zu machen. Schließlich brachte ihr Mann sie nach Hause, und sie organisierte ihr Leben neu. Sie lernte, von der eisernen Lunge aus die Arbeiten im Haushalt zu leiten.

Man stelle sich einmal vor, was das bedeutete. Nur ihr Kopf schaute aus dem Beatmungsgerät heraus. Eine Gummimanschette und ein Metallbügel, der die Manschette rechts und links ans Schlüsselbein drückte, sorgten dafür, daß der Hohlzylinder luftdicht blieb. Unterhalb einer eisernen Lunge befindet sich ein Blasebalg, der den Luftdruck in dem Zylinder ändert. Etwa 15mal in der Minute zieht der Blasebalg, der wie eine Pumpe funktioniert, die Luft aus dem Gerät. Da der Patient dann durch die Nase oder den Mund Luft einatmet, hebt sich seine Brust. Zieht sich der Blasebalg zusammen und pumpt Luft in den Tank zurück, bewirkt der Druck auf die Brust, daß der Patient ausatmet. Die Gummimanschette muß also luftdicht abschließen, damit die eiserne Lunge durch den Druckwechsel effektiv arbeiten kann. Laurel konnte ihren Kopf bewegen, aber das war auch alles. Vom Hals abwärts war sie gelähmt. Sie sah ihre Umgebung mit Hilfe eines Spiegels, der über dem Gerät montiert war und einen anderen Spiegel reflektierte, der an der gegenüberliegenden Seite des Zimmers angebracht war. Auf diese Weise konnte sie die Eingangstür und jeden, der hereinkam, sehen.

Eine Zeugin Jehovas geworden

Eines Tages wurde sie von Del Kuring, einer Zeugin Jehovas, besucht. Sie ging direkt in Laurels Wohnzimmer und erzählte ihr von den wundervollen biblischen Wahrheiten. Laurel respektierte das Wort Gottes und lauschte mit aufrichtigem Interesse. Man begann mit ihr ein Bibelstudium, und 1965 gab Laurel sich Jehova hin und wurde eine Zeugin Jehovas. Jetzt gab es für sie noch mehr, wofür es sich zu leben lohnte. Eines Tages würde sie wieder laufen können und sich über das Paradies freuen, das Gott für die Menschheit schaffen wird! Sie war sehr glücklich, als auch ihre Tochter Kay ihren neuen Glauben annahm.

Vielleicht fragen wir uns, wie Laurel getauft wurde. Nun, sie wurde nicht getauft. Da sie nicht allein atmen konnte, war es unmöglich, sie im Wasser unterzutauchen. Sie war nie dazu in der Lage, in einen Königreichssaal zu gehen. Sie besuchte nie einen Kongreß. Sie konnte auch nicht bei der Taufe ihrer Tochter zusehen. Aber sie erreichte im Dienst Jehovas mehr als so manch ein Christ, der nicht behindert ist.

Denn Laurel war eine Predigerin der guten Botschaft. Trotz der 37 Jahre „Gefängnis“ half sie 17 Personen, zu einer genauen Erkenntnis der Bibel zu gelangen. Wie tat sie das? Natürlich konnte sie nicht wie die meisten Zeugen Jehovas das Vorrecht wahrnehmen, von Tür zu Tür zu gehen. Es war ihr jedoch möglich, ihren vielen Pflegern und Pflegerinnen Zeugnis zu geben. Ich gehörte glücklicherweise auch dazu.

Im Jahre 1972 erlernte ich den Beruf der Krankenschwester und begann, Laurel zu pflegen. Wenn meine Schicht zu Ende war, hatten wir Zeit, miteinander zu reden und uns auf diese Weise kennenzulernen. Einmal sagte sie: „Ich würde mich freuen, wenn du mir jetzt etwas vorliest.“ Ich war einverstanden, und sie sagte, ich solle das kleine blaue Buch Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt nehmen. Als ich fragte, wo ich beginnen solle, meinte sie einfach: „Fang bei Kapitel eins an.“ So begann unser Bibelstudium, und auch ich gab mich Jehova hin und wurde eine Zeugin Jehovas.

Laurels Beatmungsgerät war durch ein großes Panoramafenster an der Vorderseite ihres Hauses zu sehen. Sie wohnte in einer belebten Straße, und jeder in La Crescenta, der an dem Fenster vorbeiging, konnte das Gerät sehen. Was die Vorübergehenden sahen, erregte ihr Mitleid und ihre Neugier, und oft kamen Fremde ins Haus, um mit Laurel zu sprechen. Sie freute sich stets, Menschen zu treffen und schloß auf diese Art viele Freundschaften, und immer gab sie Zeugnis. Ihr unerschrockenes Predigen und ihre Zukunftshoffnung beeindruckten die Menschen und legten ein schönes Zeugnis für den Namen Jehovas ab.

Laurel schlief sehr wenig. Sie wurde nur schwer müde, weil ihr die Bewegung fehlte. Die Geräusche und die ständige Bewegung der Pumpe unter ihrem Beatmungsgerät hielten sie wach. Was tat sie in jenen Stunden? Sie sprach in von Herzen kommenden Gebeten intensiv mit ihrem himmlischen Vater. Ich bin sicher, daß sie um Kraft und Ausharren bat, aber noch öfter wird sie für ihre christlichen Brüder und Schwestern gebetet haben. Sie zeigte lebhaftes Mitgefühl für andere und dankte Jehova täglich für seine Segnungen.

Alle reisenden Vertreter der Zeugen Jehovas, die in Laurels Gegend tätig waren, besuchten sie. Viele dieser Männer sagten nach dem Besuch, daß sie selbst es gewesen seien, die erbaut worden wären. Ja, so war Laurel. Sie war immer positiv und freudig und hielt nach Gelegenheiten Ausschau, für die Wahrheit Zeugnis abzulegen.

Sie machte viel Qualvolles durch, zu viel, um es aufzuzählen. Einmal mußte eine Notoperation am Blinddarm vorgenommen werden, und ein Krankenwagen des Kreiskrankenhauses holte sie ab. Da es sich um einen Blinddarmdurchbruch handelte, wurde sie schnell in den Wagen gerollt und ins Krankenhaus gefahren, wo der Arzt den operativen Eingriff ohne Narkose vornahm. In den 50er Jahren wußte man nämlich noch nicht, wie man einem Patienten in der eisernen Lunge eine Vollnarkose geben sollte.

Viele Operationen, aber kein Blut

Laurel hatte Krebs, sie überstand größere operative Eingriffe und litt an chronischen Hautkrankheiten. Es war für sie äußerst frustrierend, wenn sie sich kratzen mußte, aber nicht konnte, sondern ein Pfleger es für sie machen mußte. Obwohl ihre Muskeln gelähmt waren, hatte sie am ganzen Körper Gefühl. Das war sehr gut, denn dadurch wurde sie vor dem Wundliegen bewahrt. Sie achtete sehr auf ihre Hautpflege. Vier Personen waren nötig, um sie zu drehen und einmal wöchentlich von Kopf bis Fuß zu waschen. Das war eine Tortur für sie, doch wie mit allem anderen in ihrem Leben wurde sie auch damit fertig.

Trotzdem die Pflege schwierig war, hatten wir immer unseren Spaß zusammen. Wenn wir die Gummimanschette für eine weitere Woche so luftdicht wie möglich um ihren Hals legten, biß sie die Zähne zusammen und sagte: „Oh, das ist eine Erfindung vom Teufel persönlich!“ Ja, Laurel wußte, wer schuld an solch einem schrecklichen Zustand ist. Es ist Satan, der die ersten Menschen dazu brachte, sich von Jehova abzuwenden, so daß Sünde, Krankheit und Tod über die Menschen kamen.

Laurel mag zwar körperlich gelähmt gewesen sein, aber ganz offensichtlich nicht geistig. Sie nutzte jede Gelegenheit, von ihrer Hoffnung auf ein Paradies zu erzählen. Selbst kurz vor ihrem Tod, als eine Notoperation bevorstand, trat sie für christliche Grundsätze ein. 1985 war Laurel 72 Jahre alt. Kurz vor der Operation eröffnete ihr der Arzt, daß er nicht ohne Blut operieren könne. Kay, Laurels Tochter, erklärte den Wunsch ihrer Mutter, kein Blut zu erhalten, denn zu jener Zeit war Laurel so schwach, daß sie kaum sprechen konnte. Sie hatte Sonden im Hals und konnte nur flüstern. Ihr ganzer Körper war aufgrund eines Darmverschlusses vergiftet, und sie sah praktisch aus wie tot.

Der Arzt sagte jedoch, er müsse Laurels Standpunkt hinsichtlich des Blutes von ihr selbst hören. Wir flüsterten ihr ins Ohr: „Laurel, du mußt selbst mit dem Arzt über die Blutfrage sprechen.“ Zu meiner Überraschung machte sie die Augen plötzlich weit auf, und mit klarer Stimme erklärte sie dem Arzt ihren Standpunkt. Sie zitierte Bibeltexte und sagte, daß Jehovas Zeugen es als Sünde gegen Gott betrachten, eine Bluttransfusion zu akzeptieren. Nie werde ich ihre dann folgenden Worte vergessen: „Herr Doktor, wenn Sie mein Leben retten und ich dann aufwache und feststelle, daß Sie meinem Körper Gewalt angetan haben, werde ich wünschen, ich sei tot, und Ihre ganze Mühe wäre umsonst.“ Sie konnte den Arzt nicht nur von ihrem Standpunkt überzeugen, sondern er war auch erstaunt über ihre Willenskraft und erklärte sich einverstanden, ihre Wünsche zu respektieren.

Laurel mußte sich einer vierstündigen Operation unterziehen, die einigermaßen erfolgreich verlief. Nach dem Eingriff entfernten die Ärzte zum ersten Mal nach 37 Jahren die eiserne Lunge und legten Laurel in ein Bett. Sie schlossen sie an ein modernes Beatmungsgerät an, indem sie einen Schlauch in die Luftröhre einführten. Davor hatte Laurel am meisten Angst gehabt. Da das Beatmungsgerät mit der Kanüle in ihrem Hals verbunden war, konnte sie nicht sprechen. Sie geriet in Panik, als sie merkte, daß sie nicht genug Luft bekam. Drei Tage später, am 17. August 1985, starb Laurel aufgrund von Komplikationen in Verbindung mit der Operation.

Ich erinnere mich, was sie kurz vor der Narkose als letztes zu mir sagte, und wahrscheinlich waren es ihre letzten Worte überhaupt: „Chris, laß mich nie allein.“ Während ich heute dem Ende des alten Systems der Dinge und der Auferstehung entgegenblicke, träume ich von dem Tag, an dem ich meine Freundin Laurel Nisbet in die Arme schließen kann und sagen werde: „Ich bin hier. Ich habe dich nie allein gelassen.“ (Von Christine Tabery erzählt.)

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