Wir beobachten die Welt
Spätfolgen der Atombombe in Japan
◆ An den Nachwirkungen von Strahlungsschäden, die sie beim Abwurf der Atombombe auf die japanische Stadt Nagasaki am 9. August 1945 erlitten hatten, sind im vergangenen Jahr noch 2 035 Menschen gestorben. Im Jahre 1970 hatte die Zahl der Todesfälle, die überwiegend auf Krebs zurückzuführen waren, 2 150 betragen. Die Zahl der durch den Abwurf der Atombombe erkrankten Menschen, die nicht in Krankenhäusern oder Anstalten gepflegt werden, beträgt zur Zeit fast 50 000. In der ebenfalls betroffenen Stadt Hiroshima starben im vergangenen Jahr noch 76 Menschen an den Spätfolgen der Atombombe, 49 von ihnen an Krebs.
Wieviel Schulden werden gemacht?
◆ Nach einer von der österreichischen Nationalbank erstellten Statistik ist ein Fünftel der österreichischen Haushalte bei Kreditinstituten verschuldet. Der Schuldbetrag wird pro Kreditfall mit 54 000 öS und pro Haushalt mit 12 000 öS angenommen. Warum diese Schulden gemacht werden, schreibt die Wiener Zeitung Die Presse: „Von den rund 22 Prozent der bei Kreditinstituten verschuldeten Haushalte verwenden 16 Prozent das Geld für Bauzwecke und Wohnungen. Primär Angestellte (21 Prozent), Beamte (21 Prozent) und Selbständige (19 Prozent) nehmen für Bau- und Wohnungszwecke Schulden auf. Besonders Haushalte mit drei Einkommensträgern liegen hier mit rund 36 Prozent in Front.“ Zusätzlich sind noch weitere Haushalte bei Privatpersonen und sonstigen Gläubigern verschuldet.
Glücklicher Lebensabend?
◆ Zwangseinweisung in Altersheime lösen bei vielen alten Menschen Gehirnstörungen aus, die in 19 Prozent aller Fälle tödlich enden. Ärzte in Nürnberg wiesen darauf hin, daß nahezu 75 Prozent aller Einweisungen ohne Zustimmung der Betroffenen erfolgten. Die Schlußfolgerung daraus ist: Werden alte Menschen gegen ihren Willen ins Altersheim gebracht, so kann das ihren Tod bedeuten.
Abschaffung der Todesstrafe
◆ Im amerikanischen Bundesstaat Kalifornien wurde die Todesstrafe für verfassungswidrig erklärt und verboten. Mit sechs zu eins Stimmen fällte der Gerichtshof seine Entscheidung. In der Begründung heißt es: „Die Todesstrafe entwürdigt und entmenschlicht alle, die daran teilhaben.“ Gerichtspräsident Donald Wright, der den Spruch und die Begründung veröffentlichte, ergänzte diesen Gedanken mit den Worten: „Sie ist unnötig, um die legitimen Ziele des Staates zu erreichen, und unvereinbar mit der Menschenwürde und der Rechtsprechung.“ Jedoch vertreten nicht alle den Standpunkt des Gerichtshofes. Der kalifornische Gouverneur Ronald Reagan ist von dieser getroffenen Entscheidung „tief enttäuscht und einigermaßen schockiert“. Auf einer Pressekonferenz warf er dem Obersten Gericht in Kalifornien vor, sich über die Bevölkerung und die Volksvertretung hinweggesetzt zu haben. Die Abschaffung der Todesstrafe bewahrt unter anderem den Hippie Charles Manson, dem mehrere grausame Morde zur Last gelegt wurden, und den Attentäter von Robert Kennedy, Sirhan, vor dem Gang in die Gaskammer.
Ankündigung eines „Heiligen Jahres“
◆ Das Oberhaupt der katholischen Kirche, Paul VI., hat für 1975 ein „Heiliges Jahr“ angekündigt. Dieser Brauch stammt aus dem Spätmittelalter in Verbindung mit der Ablaßfrömmigkeit. In regelmäßigen Abständen (zuerst alle 100, dann 50 und neuerdings alle 25 Jahre) pilgert man zu den vier Hauptkirchen Roms. Das erste „Heilige Jahr“ fand 1300 u. Z. statt. In der Ansprache, in der Paul VI. das neue „Heilige Jahr“ ankündigte, unterstrich er den „besonderen Charakter“ der Stadt Rom, „in der sich die heiligsten Andenken des christlichen Kultes“ befinden sollen und „die außerdem ein Ort der Begegnung von Pilgern ist, die ihn mit klarer geistlicher Absicht aufsuchen“. Die Stadt müsse diesen Charakter bei allen sonstigen kosmopolitischen Ansprüchen entschieden wahren.
Verschlechterte Wirtschaftslage in Holland
◆ Ministerpräsident Biesheuvel sieht eine ernste Wirtschaftskrise heraufkommen. Er befürchtet, daß bis Ende dieses Jahres 90 000 arbeitslos sein werden. Auch Wirtschaftsexperte Prof. Steenkamp teilt diese Ansicht und spricht ganz offen aus, daß die holländische Wirtschaft ernstlich krank sei, und die Lage sei kritischer denn je seit 1946. Die veröffentlichten Geschäftsergebnisse holländischer Großkonzerne seien als „Zeichen an der Wand“ zu werten. Für die holländische Privatwirtschaft erhebt sich die Frage, ob sie überhaupt noch Gewinne erzielt oder nicht bereits jetzt schon mit roten Zahlen arbeitet.
Sittenskandal bei Schulausflug
◆ Der Ausflug einiger Mittelschulklassen aus Stockholm auf einem Fährschiff nach England artete zu einem Sittenskandal aus. Etwa 100 Jugendliche zertrümmerten die Einrichtung des Schiffes und feierten eine wilde Gruppensexorgie. Die 15- bis 17jährigen Schüler plünderten schon gleich nach Verlassen des Hafens die Alkoholvorräte des Fährschiffes, trieben die erwachsenen Passagiere in ihre Kabinen und zerschlugen das Mobiliar des Schiffes. Der Kapitän und die Mannschaft versuchten vergeblich, der betrunkenen Jugendlichen Herr zu werden, sie wurden einfach überrannt. Das Trinkgelage endete in einer, wie Zeugen sagten, „unbeschreiblichen Orgie“.
Verlorene Arbeitstage durch Streiks
◆ Wie das britische Arbeitsministerium bekanntgab, gingen 1971 durch Streiks 13,5 Millionen Arbeitstage verloren. Einen großen Anteil an dem hohen Verlust der Arbeitstage hatte der Poststreik Anfang 1971 und der Ausstand in den Ford-Werken: Allein in diesen beiden Fällen gingen der britischen Wirtschaft 8 Millionen Arbeitstage verloren. Das Jahr 1972 wird dem vergangenen Jahr nicht nachstehen, da es erneut beachtliche Streiks gab.
Geistlicher über die Bibel
◆ Der in Hamburg predigende Geistliche Dr. Paul Schulz verwirft die Bibel als das Wort Gottes. „Die Bibel ist in allen Punkten Aussage von Menschen, die an Gott glaubten — also nur das, was sich Menschen unter Gott vorstellten.“ Viele Schilderungen in der Bibel seien frei erfunden und beruhten auf Irrtümern. So sei Jesus z. B. nicht in Bethlehem, sondern in Nazareth geboren. In seiner an die Hamburger Morgenpost gerichteten Stellungnahme behauptet er: „Jeder Bibeltext im einzelnen, alle Texte in ihrer Gesamtheit sind in ihrem Entstehungsprozeß grundsätzlich erklärbar. Die Bibel ist deshalb nicht Gottes Wort! Die Bibel hat keine absolute Autorität: In ihr spiegelt sich eine lange Menschengeschichte wider mit fehlerhaften Meinungen und fragwürdigen Theorien.“ Wie steht diese Ansicht doch in krassem Gegensatz zu den Worten eines Bibelschreibers: „Die ganze Schrift ist von Gott inspiriert.“ — 2. Tim. 3:16.
Schüler wollen Sex
◆ Gemäß einer Umfrage unter Schülern durch das Hamburger Institut für Sexualforschung bejahen 98 Prozent der Jungen und Mädchen den Geschlechtsverkehr unter ledigen Jugendlichen. Diese frühen geschlechtlichen Beziehungen werden aber nicht im Hinblick auf eine Ehe aufgenommen, sondern man „probiert“ lediglich verschiedene Partner aus.
Nacktbaden im Hallenbad
◆ Im Wiesbadener Hallenbad wurde ein Abend für das Nacktbaden reserviert. Bei nur einer Gegenstimme hatte sich der 18köpfige Aufsichtsrat der Stadtwerke Wiesbaden entschieden, probeweise ab 6. März eine Nacktbadezeit im städtischen Bad einzurichten. Jeden Montag zwischen 19.30 und 22 Uhr begeben sich die Schwimmer hüllenlos ins Bad. Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren dürfen nur in Begleitung Erwachsener während dieser Zeit am Baden teilnehmen. Der Beschluß der Stadt geht auf eine veranstaltete Umfrage zurück, bei der sich 70 Prozent der Wiesbadener Badegäste für das Nacktbaden ausgesprochen hatten.
Wassermangel bedroht Menschheit
◆ Der Menschheit droht binnen 30 Jahren eine tödliche Wasserknappheit. Zu diesem Schluß gelangte man in einem veröffentlichten Bericht der Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) bei den Vereinten Nationen. Gebiete, die besonders von dem Wassermangel betroffen würden, seien große Teile der Vereinigten Staaten, West- und Osteuropas und Indiens sowie weite Gebiete von Argentinien und Brasilien. Die Wasserknappheit werde durch eine exzessive Bodennutzung, wachsende Verstädterung und Umweltverschmutzung hervorgerufen. Um diesem Wassermangel entgegenzuwirken, sollten, wie der Vorschlag der FAO lautet, die Industrieunternehmen ihr Wasser zur Wiederverwendung zubereiten. Außerdem müsse der gegenwärtige Verlust an Frischwasser durch den Abfluß in die Meere oder durch Verdunstung stark gemindert werden. Der Landwirtschaft empfiehlt die FAO bessere Methoden zur Nutzung des kostbaren Nasses und schlägt in diesem Zusammenhang Schutzdecken aus ungefährlichen Chemikalien vor, um die Wasserverdunstung zu verhüten. Die Entsalzung des Meerwassers wäre nicht rentabel, obwohl die Kosten für Entsalzung eines Kubikmeters Wasser von rund vier Mark im Jahre 1952 auf wenig mehr als eine Mark gesenkt werden konnten.
Priestermangel
◆ Von allen Kanzeln der Erzdiözese Bamberg wurde ein Hirtenbrief des Erzbischofs der katholischen Kirche, Josef Schneider, vorgelesen, aus dem eine „tiefe Sorge“ um den immer bedrohlicher werdenden Priestermangel sprach. Die Zahl der „Seelsorgestellen“ ohne eigenen Geistlichen wachse ständig. Gleichzeitig verstärke sich in solchen priesterlosen Gemeinden die Gefahr, Einheit und Zusammenhalt zu verlieren.
Mehr Verbrechen in Österreich
◆ In Österreich sind im vorigen Jahr 285 507 Straftaten bekanntgeworden. Eine Analyse dieser Zahl ergab, daß die Zahl der Verbrechen gegen das Leben, worunter Mord, Mordversuch, Totschlag und schwere Körperverletzung zu verstehen sind, um 8,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen ist.
Betrug bei Lebensmitteln
◆ Die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AGV) protestierte gegen Manipulationen mit Haltbarkeitsdaten bei Lebensmitteln. Um Waren nach dem Verfallsdatum noch verkaufen zu können, werden nach Angaben dieser Arbeitsgemeinschaft die Haltbarkeitsdaten auf Dosen, Flaschen, Packungen und Tiefkühlkost skrupellos umdatiert. In einem Bericht der AGV heißt es: „So fand ein Lebensmittelüberwachungsamt kürzlich eine tiefgekühlte ungarische Gans deren Verfallsdatum auf 30. Dezember 1970 datiert gewesen war, mit einem neuen Etikett, das auf den 31. Dezember 1972 lautete ... Gefrorene Poularden seien vom Juni 1971 auf Herbst 1972 ,verjüngt‘ worden. Außerdem seien derartige Manipulationen bei Kindernährmitteln, Salaten, Sahne, Spraydosen und anderem festgestellt worden.“
Neues Lehrfach: „Sittlichkeitsunterricht“
◆ Für den Beginn des Schuljahres 1972/73 hat Kultusminister Maier von Bayern die Einführung eines neuen Lehrfaches angekündigt. In Zukunft sollen die bayrischen Schüler von der fünften Jahrgangsstufe an „Sittlichkeitsunterricht“ erhalten, wenn sie nicht am Religionsunterricht teilnehmen. Ein Motiv für die Einführung des Sittlichkeitsunterrichts ist, daß seit einiger Zeit die Abmeldungen vom Religionsunterricht zunehmen. Mit der Einführung des Faches will das Ministerium einem Auftrag der bayrischen Verfassung nachkommen, in der es heißt, für Schüler ohne Religionsunterricht sei „ein Unterricht über die allgemein anerkannten Grundsätze der Sittlichkeit einzurichten“.
Bequeme Kriminalität
◆ Rechtsbrecher lieben die Bequemlichkeit. Gewöhnlich ist ihr Wohnsitz nur 2,5 Kilometer weit vom Tatort entfernt. Nach den Beobachtungen des Bundeskriminalamtes legen Sittlichkeitsverbrecher den kürzesten und Einbrecher den längsten Weg zurück. Während den Sittlichkeitsdelikten offenbar die Beobachtung des Opfers in unmittelbarer Nachbarschaft des Verbrechers vorausgeht, schmieden Diebe ihre Einbruchspläne lieber für entferntere Objekte.