Junge Leute fragen sich:
Wie kann ich über Liebeskummer hinwegkommen?
IHR seid euch ganz sicher, daß ihr füreinander genau die Richtigen seid, um zu heiraten. Ihr seid gern zusammen, ihr habt gemeinsame Interessen, und ihr fühlt euch zueinander hingezogen. Doch plötzlich ist alles aus, es gibt einen großen Krach — oder es fließen Tränen.
Im Leben verursacht selten etwas so viel Kummer wie das Auseinanderbrechen einer Liebesbeziehung. In dem Buch The Young Person’s Guide to Love (Anleitung zur Liebe für junge Leute) behauptet der Autor Morton Hunt: „Das Auseinanderbrechen einer Liebesbeziehung zwischen Teenagern läßt nur jeden fünften unberührt. Die meisten, die das Auseinandergehen auf keinen Fall wollten, sind todunglücklich, niedergeschmettert, wütend.“ Junge Menschen bringen oft Kummer über sich, indem sie sich, lange bevor sie für eine Ehe bereit sind, auf Liebesbeziehungen einlassen.
Andererseits mögen einige junge Leute für eine Ehe bereit sein und auf ehrbare Weise und mit ernsten Absichten einen Ehepartner suchen, erleben aber großen Liebeskummer, wenn eine Liebesbeziehung nicht hält. Kann man über den Liebeskummer hinwegkommen?
Warum die Trennung schwerfällt
In seinem Buch The Chemistry of Love (Das Wesen des Verliebtseins) vergleicht Dr. Michael Liebowitz die anfängliche Verliebtheit mit dem von einer starken Droge erzeugten Hochgefühl. Das Erlöschen dieser Verliebtheit kann wie das Absetzen einer Droge starke Entzugserscheinungen hervorrufen. Solche typischen Reaktionen auf das Auseinanderbrechen einer Liebesbeziehung sind, wie der Psychologe David Goss sagt, „Depressionen, Unruhe, buchstäbliche Krankheit, Verlust des Lebenswillens und eine Trauerphase“. Dabei spielt es kaum eine Rolle, ob es sich bloß um Verliebtheit oder um wahre Liebe handelt. Beides kann ein schwindelerregendes Hochgefühl auslösen — aber wenn die Beziehung abgebrochen wird, auch schmerzliche Enttäuschung.
Nach dem Auseinandergehen fühlst du dich wahrscheinlich zurückgewiesen, gekränkt und schämst dich möglicherweise. Du siehst alles grau in grau. Eine christliche Frau bezeichnete sich als „verwundet“, weil sie sozusagen sitzengelassen wurde. „Jetzt komme ich gegenüber jemandem vom anderen Geschlecht über den Gruß ‚Hallo, wie geht’s?‘ nicht hinaus“, sagt sie. „Ich lasse niemanden an mich heran.“ Je tiefer die Bindung, die du mit jemandem eingehst, desto tiefer die Wunde, die beim Auseinandergehen entsteht. Es ist ein schwacher Trost, wenn andere dann sagen, daß es nur eine jugendliche Schwärmerei war oder daß du bald darüber hinwegkommen wirst.
Warum es zur Trennung kommt
Jetzt ist Besonnenheit erforderlich, keine unvernünftigen Gefühlsregungen. „Denkvermögen ... [wird] über dich wachen ..., ja Unterscheidungsvermögen wird dich behüten“, sagte Salomo (Sprüche 2:11). Wenn du die Angelegenheit von allen Seiten betrachtest, wirst du zu der Einsicht kommen, daß dich die Freiheit, dir einen Partner auszusuchen, teuer zu stehen kommen kann: Es ist durchaus realistisch, daß du abgewiesen wirst. Was ist demnach der einzige rechtmäßige Grund, enge Gemeinschaft mit jemandem vom anderen Geschlecht zu pflegen? Besteht er nicht darin, herauszufinden, ob der Betreffende deinen Vorstellungen von einem Ehepartner entspricht? Nur zum Spaß mit jemandem zu „gehen“ wäre nichts anderes als ein grausames Spiel mit seinen Gefühlen. (Vergleiche Sprüche 26:18, 19.)
Müssen Verabredungen oder andere Möglichkeiten, sich kennenzulernen, immer dazu führen, daß sich wahre Liebe entwickelt oder daß es zu einer Eheschließung kommt? Nicht unbedingt, denn nach einer Weile mag deutlich werden, daß ihr völlig verschiedene Ziele verfolgt, euer Lebensstil unvereinbar ist oder eure Temperamente zu unterschiedlich sind. Dann sollte man die Sache klugerweise abbrechen. Die Bibel sagt: „Klug ist der, der das Unglück gesehen hat und darangeht, sich zu verbergen“ (Sprüche 22:3).
Wenn somit jemand mit ehrlichen Absichten eine feste Freundschaft mit dir beginnt, später jedoch zu dem Schluß kommt, daß eine Ehe unklug wäre, so ist er dir gegenüber nicht unbedingt unfair. Es gibt einfach keinen schmerzlosen Weg, eine solche Freundschaft zu beenden. Zweifellos wäre es dir lieber, wenn der Betreffende christliche Rücksichtnahme zeigen und dir offen erklären würde, warum er die Beziehung beenden möchte. Oft ist jedoch derjenige, der die Liebesbeziehung abbricht, nicht zu einem persönlichen Gespräch bereit. Er oder sie mag sich daher mit einem kurzen Brief unfein aus der Affäre ziehen oder, was noch schlimmer ist, dich einfach bewußt nicht beachten, als ob das Problem dadurch gelöst würde.
Selbst wenn ihr in aller Freundschaft auseinandergeht, wirst du dich bestimmt gekränkt und zurückgestoßen fühlen. Das ist aber kein Grund, deine Selbstachtung zu verlieren. Die Tatsache, daß du für den Betreffenden nicht „der oder die Richtige“ warst, bedeutet nicht, daß du nicht für jemand anders der ideale Partner sein wirst. Schließlich ist er nicht der einzige junge Mann und sie nicht das einzige junge Mädchen auf der Welt.
Wenn es dir peinlich ist, einen Korb bekommen zu haben, solltest du versuchen, das Ende der Liebesbeziehung gelassen zu sehen. Gleicht die in der Bibel beschriebene „tüchtige Ehefrau“ tatsächlich dem Mädchen, das du zu lieben glaubtest? (Sprüche 31:10-31). Ist der junge Mann, an den du dein Herz gehängt hast, wirklich jemand, der ‘seine Frau wie seinen eigenen Leib lieben’ würde, oder ist er immer noch sehr selbstsüchtig? (Epheser 5:28). Zugegeben, er oder sie mag auffallend gut aussehen und unwiderstehlichen Charme besitzen. Doch „Anmut und Schönheit sind vergänglich“ (Sprüche 31:30, Die Gute Nachricht).
Das Auseinandergehen mag sogar störende Eigenschaften der betreffenden Person zutage treten lassen — Unreife, Unentschlossenheit, mangelndes Anpassungsvermögen, Selbstherrlichkeit und Rücksichtslosigkeit gegenüber deinen Gefühlen. Dies sind wohl kaum begehrenswerte Eigenschaften für einen Ehegefährten. Gleichzeitig stellst du vielleicht fest, daß auch du noch einiges an dir verbessern mußt, bevor du ein wünschenswerter Ehepartner sein wirst.
„Aber ich will nicht, daß es aus ist!“
Was aber, wenn sich nur der andere von dir trennen möchte und deines Erachtens eine Ehe bestimmt gutgehen würde? Gewiß hast du ein Recht darauf, dem anderen deine Ansicht mitzuteilen. Vergiß jedoch nicht, „jemandes Süßigkeit der Lippen fügt Überzeugungskraft hinzu“ (Sprüche 16:21). Überschwengliche Gefühle werden wenig bezwecken. Eine ruhige Unterhaltung mag dagegen zeigen, daß es lediglich einige Mißverständnisse gegeben hat. Falls er oder sie dennoch auf einer Trennung besteht, solltest du dich nicht vor ihm oder ihr demütigen, indem du unter Tränen um die Zuneigung des anderen bettelst, obwohl er allem Anschein nach nichts mehr für dich empfindet. Salomo sagte, daß es „eine Zeit zum Suchen und eine Zeit, etwas als verloren aufzugeben“, gibt (Prediger 3:6).
Vielleicht spricht alles dafür, daß du einfach von jemandem ausgenutzt worden bist, der eigentlich nie aufrichtig an einer Ehe mit dir interessiert war. „Ich fand heraus, daß sie mir nur deshalb ihre Aufmerksamkeit schenkte, weil sie einen anderen Mann eifersüchtig machen wollte“, sagt Daniel über ein Mädchen, mit dem er vor Jahren fest befreundet war. „Es tat sehr weh. Es dauerte Jahre, bis ich mich erneut auf eine Freundschaft einließ.“ Jemand, der grausam ist und mit den Gefühlen eines anderen spielt, kann kaum als beispielhafter Christ gelten. Und bei Gott wird solch eine Unaufrichtigkeit nicht unbeachtet bleiben. Früher oder später wird der Betreffende seine Handlungsweise bereuen müssen — ohne daß du ihm irgendwie vergelten müßtest. „Der Grausame bringt seinen eigenen Organismus in Verruf“ (Sprüche 11:17; vergleiche 6:12-15).
Wie du darüber hinwegkommen kannst
Natürlich werden allein durch das Wissen, daß es am besten war, auseinanderzugehen, nicht alle verletzten Gefühle überwunden. Hin und wieder mögen Einsamkeit oder romantische Erinnerungen alte Wunden aufreißen. Dann kehre rasch wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Beschäftige dich, indem du dich zum Beispiel körperlich betätigst. Sondere dich nicht ab (Sprüche 18:1). Halte deinen Sinn auf erfreuliche und aufmunternde Dinge gerichtet (Philipper 4:8).
Du mußt nicht den Helden spielen und deine Empfindungen für dich behalten. Wenn du dich deinem himmlischen Vater anvertraust, wirst du große Erleichterung verspüren. Im christlichen Predigtwerk beschäftigt zu sein ist auch eine Hilfe. Es kann dir ebenfalls guttun, dich bei einem vertrauten Freund auszusprechen (Sprüche 18:24). Und vergiß nicht, daß deine Eltern dich selbst dann trösten können, wenn du dich alt genug fühlst, unabhängig zu sein (Sprüche 23:22).
Eine Trennung ist eine bittere Erfahrung. Aber sogar aus großem Kummer kann man Nutzen ziehen. „Quetschwunden sind es, die das Schlechte wegscheuern“, heißt es in Sprüche 20:30. Jetzt wird dir vielleicht bewußt, daß du an gewissen Merkmalen deiner Persönlichkeit noch arbeiten mußt. Deine Vorstellung von einem Ehegefährten mag klarer geworden sein. Und weil du Sympathien für jemanden gehegt hast, den du vergessen mußtest, nimmst du dir vielleicht vor, ein wenig besonnener zu bleiben,a falls dir jemals wieder jemand sympathisch sein sollte — was eher der Fall sein könnte, als du glaubst.
[Fußnote]
a In einem künftigen Artikel wird dieser Gesichtspunkt der Suche nach einem Ehepartner behandelt werden.
[Herausgestellter Text auf Seite 13]
„Jetzt komme ich gegenüber jemandem vom anderen Geschlecht über den Gruß ‚Hallo, wie geht’s?‘ nicht hinaus. Ich lasse niemanden an mich heran.“
[Bild auf Seite 15]
Wenn du erkennst, daß keine Heirat in Frage kommt, wäre es das beste, in einem Gespräch offen zu erklären, warum du die Liebesbeziehung beenden möchtest