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Erwachet! 1989
g89 8. 11. S. 14-16

Schrecken beim Flug 811

24. Februar 1989. Der Tag war erst eine Stunde alt. Linda, meine Frau, und ich hofften, in etwa 12 Stunden wieder in Australien auf heimatlichem Boden zu sein. Der Flug 811 nach Neuseeland, der erste Abschnitt unserer Heimreise, versprach ein Routineflug zu werden.

Zwanzig Minuten nach dem Start wurden wir durch einen lauten Knall auf der rechten Seite der Maschine aufgeschreckt. Nur eine Sitzreihe von uns entfernt, tat sich im Fahrgastraum ein Loch auf. Trümmer und Fiberglas flogen in der Kabine umher. Ein orkanartiger Wind brauste durch das Flugzeug. Wir hatten keine Ahnung, daß neun Passagiere aus der Maschine gesogen worden waren — einer war in eines der rechten Triebwerke geraten.

Die hysterischen Schreie der Passagiere wurden von dem Lärm des heulenden Windes und des bebenden Rumpfes übertönt. Linda und ich starrten uns nur an. Worte waren überflüssig. Wir wußten, daß uns der Tod bevorstand.

Dem sicheren Tod entgegenblicken

Ich drehte mich um und sah, daß bei den meisten Fluggästen Sauerstoffmasken von der Decke heruntergekommen waren, nicht aber bei Linda und mir. Ich stand auf und versuchte, die Klappe zu öffnen, doch meine Frau zog mich in den Sitz zurück.

Immerhin gelang es uns, die Schwimmwesten unter den Sitzen hervorzuziehen, und wir nahmen die Notlandeposition ein. Soviel wir wußten, standen wir kurz davor, in den Pazifik zu stürzen.

Wieder sahen Linda und ich uns an. „Ich liebe dich, Linda“, sagte ich. „Ich liebe dich auch“, erwiderte sie. Ich nahm die Notlandeposition wieder ein, senkte den Kopf und betete zu Jehova Gott.

Man hört oft, daß bei Menschen, die dem Tod nahe sind, Bilder aus ihrem Leben vor dem geistigen Auge vorüberziehen. Uns beiden erging es ebenso. Wir wurden auch von Reuegefühlen geplagt. Wir sind Zeugen Jehovas. Ich hatte gehofft, eines Tages Dienstamtgehilfe in der Ortsversammlung zu werden. Doch nun schien festzustehen, daß ich dieses Ziel nie erreichen würde. Linda bedauerte sehr, den Vollzeitpredigtdienst als Pionier nicht aufgenommen zu haben, wovon sie oft gesprochen hatte.

Wieder betete ich zu Jehova, diesmal mit lauter Stimme, und hielt dabei mit der Rechten Lindas Hand fest. Eine Stewardeß beschwor die Passagiere, sitzen zu bleiben. Draußen herrschte Finsternis. Drinnen herrschte Panik.

„Was wäre, wenn Linda sterben und ich überleben würde?“ überlegte ich. „Was würden ihre Eltern von mir denken, da ich ihre Tochter mitgenommen, sie aber nicht wieder nach Hause gebracht hatte?“ Die Auferstehungshoffnung war für uns noch nie so bedeutsam wie in diesem Moment.

Angesichts der geringen Wahrscheinlichkeit, die Bruchlandung zu überleben, fragte ich mich, wie es wäre, im Wasser zu landen und Haien zu begegnen. Ich blickte auf meine Füße und griff nach meinen Schuhen, die unter dem Sitz vor mir standen. „Wenn mich ein Hai angreift“, dachte ich, „wird es so für ihn schwerer sein, da er meine Schuhe durchbeißen muß.“ Unvernünftig? Ja. Aber die Vernunft ist in solchen Situationen oft ausgeschaltet.

Landung!

Plötzlich eine Ansage: „Zwei Minuten bis zur Landung!“

„Zwei Minuten bis zur Landung?“ Ich war verwirrt. „Man landet doch nicht auf dem Meer — man stürzt hinein“, dachte ich. „Könnte es sein, daß wir nach Honolulu zurückgeflogen waren?“ Augenblicke später erhielt ich die Antwort. Die Lichter wurden eingeschaltet, und das Flugzeug setzte weich auf. Als die Maschine stand, brach unter den Fluggästen heftiger Beifall los. Ich blieb zusammengesackt sitzen. Aber nicht lange. Man forderte uns auf, das Flugzeug zu verlassen. Wir gingen zu den Ausgängen und gelangten schließlich über die Notrutschen sicher auf die Landebahn.

Aus sicherer Entfernung von dem beschädigten Flugzeug begutachtete ich den Grund für die halbe Stunde Panik: Ein ungefähr zehn Meter langes Stück des Rumpfes war herausgerissen worden, so daß sechs Sitzreihen der Busineß-Klasse, ein Teil des Frachtraums und ein kleiner Abschnitt der ersten Klasse freigelegt waren. Ich erinnerte mich, bemerkt zu haben, daß ein gesamter Abschnitt der Sitze in der Busineß-Klasse unbeschädigt geblieben war, und ich war erleichtert bei dem Gedanken, daß alle überlebt haben mußten. Wie sehr ich mich doch irrte! Es stellte sich heraus, daß etwa sechs Sitzreihen aus dem Jumbo gesogen worden waren und daß neun Passagiere einen schrecklichen Tod gefunden hatten.

Während uns ein Bus zum Terminal brachte, trösteten sich die Passagiere gegenseitig. Offensichtlich erlitten immer mehr von ihnen einen Schock. Nach der Ankunft im Terminal waren sofort alle zur Verfügung stehenden Telefone besetzt. Verschreckte Passagiere versuchten, ihre Angehörigen zu erreichen, ehe diese durch Rundfunk- oder Fernsehnachrichten beunruhigt würden.

Die nächsten sechs Stunden werde ich nie vergessen: blutende und schreckensbleiche Fluggäste überall in der Wartehalle; Presseleute und Juristen, die sich draußen drängten; Flughafenpersonal, das versuchte, uns von ihnen abzuschirmen; ständige Zählungen, da Beamte verzweifelt festzustellen versuchten, wer wirklich vermißt wurde.

Dann wurden alle Passagiere von Beamten des amerikanischen Bundeskriminalamts FBI verhört, um so schnell wie möglich herauszufinden, ob ein terroristischer Anschlag für das Unglück verantwortlich war. Das schien unwahrscheinlich zu sein, aber die Behörden waren verständlicherweise beunruhigt. Nur zwei Monate zuvor hatte ein Bombenanschlag einen Jumbo über Lockerbie (Schottland) zum Abstürzen gebracht. Später erfuhren wir jedoch, daß strukturelles Versagen die wahrscheinliche Ursache für die Tragödie beim Flug 811 war.

Endlich zu Hause!

Nach einer kurzen Ruhepause und einer warmen Mahlzeit in einem Hotel in Waikiki sagte man uns, der Flug werde auf frühmorgens verschoben. Während einige lieber in Waikiki blieben, um sich zu erholen, wollten Linda und ich und Dutzende andere die schrecklichen Erlebnisse so schnell wie möglich hinter uns lassen. Der Flug von Honolulu aus war nervenaufreibend. Bei der leisesten Bewegung der Maschine erschauderten wir. Jemand vom Personal ließ eine Plastikschale mit Eiswürfeln fallen, und bei dem Geräusch zuckten wir zusammen. Viele Passagiere, darunter auch ich, sprangen von den Sitzen auf.

Doch schließlich kamen wir sicher in Australien an. Ein Verwandter, der nicht unserem Glauben angehört, sagte, daß unser Glaube uns wahrscheinlich geholfen habe, mit dem Flugzeugdrama fertig zu werden. Und wenn Linda und ich an diesen schrecklichen Flug zurückdenken, haben wir keinen Zweifel, daß unser Vertrauen auf Jehova Gott und unser fester Glaube an seine Verheißung einer Auferstehung für uns ein großer Trost waren.

Obwohl wir nicht behaupten können, daß unser Überleben einem Wunder zuzuschreiben war, sind wir überaus dankbar, am Leben zu sein. Das Unglück hat uns geholfen, unser Leben mehr denn je als eine kostbare Gabe Gottes zu schätzen. Und wir sind entschlossener als je zuvor, es ganz zu seinem Lobpreis einzusetzen. (Von Roger White erzählt.)

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