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Erwachet! 1993
g93 22. 8. S. 12-15

Mein Durst nach Gott wurde gestillt

ZEHN Jahre lang hatte ich in Südamerika an Seminaren studiert und mich die letzten drei Jahre davon vor allem auf die philosophisch-theologische Ausbildung konzentriert. Und nun sagte mir ein einfacher Landarbeiter, er könne mir helfen, die Bibel zu verstehen! Da mich die Unterweisung an den Seminaren enttäuscht hatte, hörte ich ihm zu.

Warum hatte ich Priester werden wollen? Und warum war mein Durst nach Gott selbst nach jahrelanger Ausbildung an Seminaren nicht gestillt worden?

Aus einfachen Verhältnissen

Meine Eltern zogen sieben Söhne in Vallegrande (Bolivien) groß. Wir wohnten in einem fruchtbaren Tal, züchteten Vieh und bauten Mais, Erdnüsse und Kartoffeln an. Unser Dorf, Naranjal, lag sehr abgelegen, und daher konnte ich nur selten zur Schule gehen. Aber immerhin lernte ich lesen und schreiben.

Jedes Jahr besuchte ein Priester unser Dorf anläßlich eines religiösen Festes. Ich bewunderte seine Art, über Gott zu sprechen. Bei einem seiner Besuche erzählte er, in Bolivien sei ein Seminar eingerichtet worden, wo junge Männer zu Priestern ausgebildet werden sollten. Als ich sagte, ich wolle etwas über Gott lernen, wurde er auf mich aufmerksam. Er erwiderte: „Du kannst sozusagen zu einer Leiter werden, indem du den Menschen hilfst, in den Himmel zu kommen.“

Ich wollte unbedingt dieses Seminar besuchen und etwas über Gott lernen. Ich hoffte, dadurch die Antwort auf einige verwirrende Fragen zu erhalten. Zum Beispiel lehrte mich meine Mutter, daß Berge, Blumen und Bäume ein Geschenk Gottes seien, aber gleichzeitig sagte sie, Gott würde einige Menschen in die Hölle schicken, um sie dort schreckliche Qualen erleiden zu lassen. „Wie kann Gott nur so etwas tun?“ fragte ich mich.

Die Ausbildung am Seminar

Das neue Seminar war in Tupiza, einer Stadt in einem wunderschönen Tal. Ich kam dort 1958 an. Als ich noch jünger war, kletterte ich gern einen Hügel hinauf, um dort oben über unseren liebevollen Schöpfer nachzudenken. Am Seminar lernte ich allerdings herzlich wenig über Gott, was mich ziemlich enttäuschte. Nicht einmal eine vollständige Bibel stand zur Verfügung, nur das „Neue Testament“. Ich fragte nach einer Bibel, doch die Lehrer sagten mir, ich solle Geduld haben.

Nach dem ersten Jahr hatten sich nur drei von den Schülern für den nächsten Kurs qualifiziert. Die übrigen schickte man wieder nach Hause. Da wir nur zu dritt waren, sandte man uns zur weiteren Ausbildung nach Buenos Aires (Argentinien). Als ich am San-Miguel-Seminar ankam, war ich tief beeindruckt. Es kam mir alles so riesig vor. „Bestimmt werde ich hier Gott näherkommen“, dachte ich. Wir lernten Lateinisch, Griechisch, Englisch und Französisch und machten uns mit dem Leben derer vertraut, die in der katholischen Kirche als „Heilige“ verehrt werden. Diese Studien gaben mir jedoch nichts, und immer noch hatte ich keine Antwort auf meine Fragen erhalten.

„Wieso spricht man von einem dreieinigen Gott?“ fragte ich einen Lehrer. Er antwortete, daß selbst berühmte Theologen wie der im 13. Jahrhundert lebende Thomas von Aquin darauf keine Antwort gewußt hätten. Da ich noch immer keine vollständige Bibel zu Gesicht bekommen hatte, fragte ich einen der Professoren etwas über das „Alte Testament“.

„Das ist nur etwas für Protestanten“, meinte er.

Das wunderte mich, denn meines Wissens hatte Jesus oft daraus zitiert. Ich war sehr enttäuscht und niedergeschlagen.

Nach einiger Zeit wurden sechs von uns als Novizen ausgewählt, und wir gelobten Keuschheit, Armut und Gehorsam. Nach einjähriger Ausbildung als Novizen kamen wir zur Ausbildungsstätte nach Córdoba (Argentinien). Wir durften nur die religiöse Tracht tragen: eine lange schwarze Soutane mit weißem Kragen sowie einen Rosenkranz und ein großes Kreuz. Ich war voller Vorfreude; zum ersten Mal würde ich einen Theologiekurs belegen!

Enttäuschungen ohne Ende

Der Theologiekurs umfaßte ein Studium der höheren Kritik, gemäß der die Bibel ein Buch wie jedes andere ist. Ich war enttäuscht, weil meine vielen Fragen immer noch unbeantwortet geblieben waren. Ich wurde ein guter Freund eines Bischofs. „Wie kommt es, daß es in der Bibel heißt, Jesus sei in der Hölle gewesen?“ fragte ich ihn (Apostelgeschichte 2:31). Der Bischof wich meiner Frage einfach aus.

Auch was die Moral betrifft, schwirrten mir etliche Fragen durch den Kopf. Daher befragte ich einen Theologen zu den Themen Masturbation und vorehelicher Geschlechtsverkehr. Statt auf Gottes Wort hinzuweisen, sprach er begeistert über die neusten Ansichten bekannter Theologen in Paris. Er zeigte mir auch eines ihrer Bücher. „Sie sind der Ansicht, daß an diesen Dingen nichts Sündhaftes ist“, erklärte er. „Darum brauchen wir uns keine Sorgen zu machen.“ Aber diese Antwort genügte mir nicht.

Als ich einmal in der Seminarbibliothek stöberte, schaute ich ganz zufällig in ein Buch, das in Französisch geschrieben war. Darin wurde Psalm 42:2 zitiert, wo es heißt: „Meine Seele dürstet nach Gott.“ „Ja, genauso geht es mir!“ dachte ich. Bald darauf, anläßlich eines Besuches zu Hause, ging ich in das nahe gelegene Kloster in Vallegrande. Dort sah ich in der Buchhandlung eine Bibel — eine vollständige, die Übersetzung von Nácar-Colunga. Das war das erste Mal, daß ich überhaupt eine vollständige Bibel sah. Ich fragte, ob ich sie kaufen könne, obwohl ich mir kaum Chancen ausrechnete. Wie überglücklich ich war, als ich den Laden mit meiner eigenen Bibel unter dem Arm verließ!

Singend und fröhlich pfeifend ging ich nach Hause. Dort angekommen, las ich den 42. Psalm, der wie folgt beginnt: „Wie die Hindin, die nach Wasserbächen verlangt, so verlangt meine eigene Seele nach dir, o Gott. In der Tat, meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott.“ Vielleicht würde mein Durst nach Gott jetzt gestillt werden. Schon bald wurde mir indes klar, daß ich Hilfe brauchte, um biblische Antworten auf meine Fragen zu erhalten. Meine Ausbildung am Seminar bot mir diese Hilfe jedenfalls nicht.

Im Jahre 1966 erfuhr ich, daß in der Nähe von Cochabamba, in meinem Heimatland Bolivien, ein höheres Seminar für Theologie und Philosophie eröffnet worden war und daß ich dorthin kommen würde. An dem Seminar unterrichteten junge spanische Priester und moderne Theologen, und es hatte eine wunderbare Bibliothek. „Ob ich wohl hier die Antwort auf meine Fragen erhalte?“ fragte ich mich.

Immer wieder stellte ich Fragen wie zum Beispiel: „Wie kann es sein, daß Maria die Mutter Gottes ist?“ Doch die Lehrer interessierten sich nur wenig dafür. Sie beschäftigten sich lieber mit der kommunistischen Philosophie. Einmal sprach ich mit einem Kardinal, der mir lieber von seinen Erlebnissen im Zweiten Weltkrieg berichtete, als mir meine Fragen zu beantworten.

Nach zehnjähriger Ausbildung an Seminaren bat ich um ein Jahr Beurlaubung, denn ich wollte mit mehr Menschen Kontakt haben. Ich wollte wissen, wie es ist, mit anderen über das Evangelium zu sprechen. Bereits nach kurzer Zeit wurde mir klar, daß mich ein Leben im Kloster nicht zufriedenstellen würde; deswegen bat ich um Befreiung von meinen Gelübden. Später heiratete ich Porfiria, eine ehemalige Nonne. Wir ließen uns in Santa Cruz (Bolivien) nieder.

Ein überraschender Besuch

Im darauffolgenden Jahr — ich saß gerade auf der Veranda, wo die Hauswirtin in einem mit Holz geheizten Ofen Brot backte — erschien ein Mann am Tor. Ich dachte, er hätte etwas Geschäftliches mit ihr zu regeln, und rief daher: „Kommen Sie herein!“ Er kam und setzte sich neben mich. Zwar war er korrekt gekleidet, aber man sah ihm an, daß er aus einfachen Verhältnissen stammte. Zu meiner Überraschung fing er an, mir etwas aus der Bibel zu erzählen.

Später erfuhr ich, daß er Adrian Guerra hieß und ein Zeuge Jehovas war. Schnell merkte ich, daß er nicht gut lesen konnte. Ich war auf der Hut, hatte aber meiner Meinung nach nichts von ihm zu befürchten. „Schließlich kann ich Lateinisch und Griechisch. Ich habe Theologie studiert und mit Theologen und Bischöfen über Jahre immer wieder über Philosophie diskutiert“, sagte ich mir. Ich bildete mir weder etwas darauf ein, noch verachtete ich den Mann, nur glaubte ich ganz einfach nicht, daß ich etwas von ihm lernen konnte.

Er fragte mich, warum die Welt wohl immer schlechter werde. Wir sprachen darüber, und dann bat er mich, ihm meine Bibel zu bringen. Damals hatte ich gerade die neuste Ausgabe der katholischen Jerusalemer Bibel gekauft. Er ließ mich Offenbarung 12:12 lesen, wo es heißt: „Wehe der Erde und dem Meer! Denn der Teufel ist zu euch hinabgestiegen mit grimmem Zorn, weil er weiß, daß er (nur noch) kurze Zeit hat.“

„Das bezieht sich eindeutig auf die Zeit, als die Sünde in die Welt kam“, entgegnete ich. Er ließ mich den Kontext — die Verse 7 bis 10 — lesen, wo gesagt wird, daß Krieg im Himmel ausbrach, als Christus König wurde, und als Folge dessen Satan samt seinen Dämonen zur Erde hinabgeschleudert wurde. „Die schlimmen Zustände in unserer Zeit sind auf die immer heftiger werdende Wut Satans zurückzuführen“, erklärte Adrian. „Aber wir können glücklich sein, daß Christus jetzt König ist und Satans Tage gezählt sind.“

Das aus der Bibel zu erfahren faszinierte mich. Außerdem war ich völlig verblüfft, daß dieser einfache, freundlich lächelnde Mann mir in aller Ruhe die Bibel erklären konnte.

Mein Durst nach Gott wird gestillt

Adrian ließ mir etwas Literatur zurück und versprach wiederzukommen. Ich freute mich, als er das tat, und stellte ihm die Fragen, die mich schon so lange beschäftigten, wie zum Beispiel: „Wieso spricht man von einem dreieinigen Gott?“ und: „Warum war Jesus in der Hölle?“ Er verwendete ein bibelerklärendes Buch, Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt, und zur Beantwortung meiner Fragen ließ er mich die angegebenen Bibeltexte aus meiner eigenen Bibel lesen. Ich kam mir vor wie ein burro (Esel oder Dummkopf). Ich erfuhr, daß Gottes Name Jahwe oder Jehova lautet, daß es keinen dreieinigen Gott gibt, daß mit der Hölle das Grab gemeint ist und daß sich Jesus dort für drei Tagesteile befand — tot, das heißt ohne Bewußtsein (Psalm 16:10; Prediger 9:10; Jesaja 42:8).

An den Seminaren hatte ich oft etwas über das Leben nach dem Tod wissen wollen, und mir wurde gesagt, der Himmel sei wie eine große Kirche, wo alle vor Gott stehen und beten würden. „Wie langweilig!“ dachte ich. Doch nun, als mir die biblische Verheißung des ewigen Lebens auf einer paradiesischen Erde erklärt wurde, wurde mein Glaube an die Liebe Gottes zur Menschheit neu belebt (Psalm 37:9-11, 39; Offenbarung 21:3, 4).

Nach einigen Besuchen brachte Adrian schließlich einen Ausländer mit, den er mir als Versammlungsaufseher vorstellte. „Wissen Sie, Sie stellen so viele Fragen, ich glaube, dieser Missionar wird sie Ihnen besser beantworten können als ich“, sagte Adrian. Ich mochte Adrian jedoch, und die Anwesenheit des Missionars machte mich nervös. Also studierte Adrian weiterhin mit mir die Bibel. Ich begann, die Zusammenkünfte im Königreichssaal zu besuchen, und stellte fest, wie lehrreich die biblischen Vorträge waren.

Meine Angst überwinden

Nach einiger Zeit ermunterte mich Adrian, das, was ich gelernt hatte, mit anderen zu teilen. Jehovas Zeugen werden in ihren Zusammenkünften angespornt, von Haus zu Haus zu lehren. Ich stellte fest, daß das biblische Thema, das Adrian gleich zu Beginn mit mir besprochen hatte — die zunehmende Schlechtigkeit — in jenem Monat des Jahres 1970 Jehovas Zeugen in Bolivien als Gesprächsthema empfohlen wurde. Ich konnte mich davon überzeugen, daß die Schulung, die Adrian erhielt, ihn besser ausrüstete, Gott zu dienen, als mich die zehn Schulungsjahre dazu ausgerüstet hatten. Der Gedanke hingegen, Menschen zu Hause zu besuchen, machte mir Angst. Das war etwas ganz anderes, als Menschen zu predigen, die in die Kirche kommen.

Als Adrian das nächste Mal zum Bibelstudium kam, versteckte ich mich im Haus und gab vor, nicht dazusein. Er muß aber gewußt haben, daß ich da war, denn geduldig wartete er eine halbe Stunde vor dem Haus, erst dann ging er. Er gab mich jedoch nicht auf; zu meiner Überraschung kam er in der darauffolgenden Woche wieder. Nach und nach wuchs meine Liebe zu Jehova, und ich überwand meine Angst. 1973 ließen wir, meine Frau und ich, uns taufen. Porfiria beteiligte sich als Pionierin (Vollzeitpredigerin) am Predigt- und Heimbibelstudienwerk. Sie stand bis zu ihrem Tod Anfang 1992 in diesem Dienstzweig.

Adrian lernte fließend lesen, und ich diene bereits seit vielen Jahren als Versammlungsältester. Wir beide predigen immer noch die gute Botschaft von Gottes Königreich von Haus zu Haus. Neulich traf ich eine Frau an, die sagte: „Wären Sie doch in der Kirche geblieben! Da hätten Sie viel Gutes tun können.“

Ich bat sie, ihre Bibel zu holen. Dann zeigte ich ihr den Text aus Jeremia 2:13, der beschreibt, wie Israel das Wort Gottes zurückwies. Es heißt dort: „Mich, den Quell lebendigen Wassers, haben sie verlassen, um sich Zisternen auszuhauen, zerbrochene Zisternen, die das Wasser nicht halten können.“

„So ähnlich ist es mit der Kirche“, erklärte ich. „Den Durst der Menschen nach Gott durch unbiblische katholische Lehren zu stillen ist wie der Versuch, aus zerbrochenen Zisternen Wasser zu schöpfen.“ Ja, erst als Zeugen Jehovas mit mir die Bibel studierten, wurde mein Durst nach Gott gestillt. (Von Hugo Durán erzählt.)

[Bild auf Seite 15]

Adrian und ich verkündigen gemeinsam die Königreichsbotschaft

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