Wachtturm ONLINE-BIBLIOTHEK
Wachtturm
ONLINE-BIBLIOTHEK
Deutsch
  • BIBEL
  • PUBLIKATIONEN
  • ZUSAMMENKÜNFTE
  • g94 22. 9. S. 26-27
  • Das handliche furoshiki

Kein Video für diese Auswahl verfügbar.

Beim Laden des Videos ist ein Fehler aufgetreten.

  • Das handliche furoshiki
  • Erwachet! 1994
  • Ähnliches Material
  • Vernachlässige nicht deinen Ehepartner!
    Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1990
  • Ein Abend in einem japanischen Haus
    Erwachet! 1991
  • Krawatten — Früher und heute
    Erwachet! 2000
  • Der anmutige Kimono — Wird er überleben?
    Erwachet! 1991
Hier mehr
Erwachet! 1994
g94 22. 9. S. 26-27

Das handliche furoshiki

VON UNSEREM KORRESPONDETEN IN JAPAN

Unter furoshiki versteht man ein japanisches Einschlag- oder Tragetuch — ein Verpackungsmaterial besonderer Art. Es sieht wunderschön aus, fühlt sich gut an und ist hübsch gebunden. Das Auswählen und Binden eines furoshiki hat sich zu einer Kunst entwickelt, die seit mehr als 1 000 Jahren von Generation zu Generation weitergegeben wird.

NICHT jeder Stoff eignet sich für ein furoshiki. Es kommt auf die Farbe, das Muster und die Stoffart an. Auch hängt es vom Anlaß ab, welches furoshiki verwendet wird. Beispielsweise kann man ein Geschenk in einem furoshiki aus Seide, das mit traditionellen Kirsch- oder Pflaumenblütenmotiven bedruckt ist, überreichen. Manchmal besteht der Geber sogar darauf, auch die Verpackung als Teil des Geschenks zu betrachten.

Einschlagtücher gibt es natürlich in verschiedenen Größen und für unterschiedliche Verwendungszwecke. Man kann sowohl runde Wassermelonen als auch große Reisweinflaschen darin einwickeln. Manche furoshiki sind so groß, daß drei oder vier Garnituren Bettzeug darin eingerollt werden können. Diese Schutzhüllen sind gewöhnlich aus Baumwolle und haben eine besondere Anziehungskraft auf kleine Kinder, die sich gern damit verkleiden. Andererseits verwenden Kinder auch sehr kleine Tücher. Bei einem Blick auf ihren Pausenimbiß stellt man fest, daß Waschlappen und Taschentücher wie ganz kleine furoshiki zusammengebunden sind. Nehmen die Kinder dann die furoshiki auseinander, um ihren Imbiß zu verzehren, dient das saubere Tuch als Serviette. Die meisten furoshiki haben allerdings die Größe eines quadratischen Kopftuchs.

Wenn man in Japan einen Gegenstand in ein furoshiki einwickeln will, legt man ihn gewöhnlich diagonal in die Mitte des Tuchs. Falls das Päckchen länglich ist, nimmt man zuerst die eine und dann die andere Seite des Stoffes und wickelt ihn fein säuberlich in entgegengesetzten Richtungen um das Päckchen. Übrig bleiben noch zwei Stoffenden. Jetzt wird es schwierig. Die beiden Enden werden vorsichtig angefaßt und auf dem Päckchen zu einem Doppelknoten gebunden. Im Idealfall ähnelt der kleine Knoten dann einem zierlichen Schmetterling. Falls die „Schmetterlingsflügel“ allerdings eher den Schlappohren eines Hasen gleichen, liegt es an der Größe des Pakets. Doch halt, nicht verzweifeln! Ein paar Handgriffe, und es wird eine hübsche Schleife daraus.

Handelt es sich jedoch um ein quadratisches Päckchen, werden jeweils die gegenüberliegenden Zipfel des furoshiki auf dem Päckchen so zusammengeknotet, daß es wie e i n Knoten aussieht. Den Japanern gelingt es irgendwie, den ganzen Stoff straff zu ziehen und ihn auf der Oberseite wunderschön anzuordnen. Das Ergebnis ist von gediegener Eleganz. Obwohl sich das Bündel auch am Knoten tragen läßt, ist es im Fall eines Geschenks besser, das Ganze von unten anzufassen, um das Kunstwerk nicht zu zerstören.

Das Wort furoshiki bedeutet wörtlich „Badetuch“ — eine Bezeichnung, die im 17. Jahrhundert allgemein populär wurde. Damals vermieden es die Menschen aus Furcht vor einem Brand, in ihren Häusern offenes Feuer zu haben, was zum Erwärmen des Badewassers nötig gewesen wäre. Daher blieb ihnen nichts anderes übrig, als öffentliche Badehäuser aufzusuchen. Dort breiteten sie ein Vierecktuch aus, entkleideten sich, wickelten ihre Kleidung in das Tuch und gingen baden. Öffentliche Badehäuser gibt es heute kaum noch, doch das Wort furoshiki oder „Badetuch“ hat sich erhalten.

Obwohl Traditionen immer mehr aussterben, hat das furoshiki bis heute überlebt. Die meisten Familien berichten, daß sie etwa acht furoshiki besitzen, und die Gepäckablagen in Japans Hochgeschwindigkeitszügen lassen darauf schließen, daß diese Angaben zutreffen. Westlich gekleidete Reisende mischen unbekümmert Altes mit Neuem — Tradition mit modernen Trends.

Als Ladenbesitzer ihren Kunden Plastiktüten und große Papiertüten gaben, ging der Verkauf der furoshiki vorübergehend zurück. Doch das Blatt hat sich gewendet. Designeretiketts und modische Entwürfe haben das furoshiki für Japans junge, modebewußte Frauen unwiderstehlich gemacht. Ein furoshiki paßt viel besser zu einem Kimono als eine Lederhandtasche. So, wie bei besonderen Anlässen der Kimono getragen wird, so kommt im Fall größerer Päckchen das furoshiki zur Geltung.

Tatsächlich läßt sich allerlei über Einschlagtücher sagen. Die furoshiki bestehen aus Naturfasern und sind daher umweltfreundlich. Es sind sozusagen Mehrwegverpackungen. Sie sind handlich und leicht. Außerdem kann man sie gut verstauen. Und im Handumdrehen lassen sich „Tüten“ jeder Form und Größe daraus machen. Staunende ausländische Touristen, die nicht wissen, was ein furoshiki ist, gebrauchen es als dekorativen Schal oder als Tischschmuck. Seit kurzem verwenden Japaner das furoshiki genauso wie die Fremden, zum Beispiel als Platzdeckchen, Patchworkdecke, Schürze, Wandbehang oder als irgend etwas, was ihnen sonst noch in den Sinn kommt. Die Leute entdecken jedenfalls, wie vielseitig das furoshiki ist.

    Deutsche Publikationen (1950-2025)
    Abmelden
    Anmelden
    • Deutsch
    • Teilen
    • Einstellungen
    • Copyright © 2025 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania
    • Nutzungsbedingungen
    • Datenschutzerklärung
    • Datenschutzeinstellungen
    • JW.ORG
    • Anmelden
    Teilen