Wachtturm ONLINE-BIBLIOTHEK
Wachtturm
ONLINE-BIBLIOTHEK
Deutsch
  • BIBEL
  • PUBLIKATIONEN
  • ZUSAMMENKÜNFTE
  • g91 22. 4. S. 24-26
  • Ein Abend in einem japanischen Haus

Kein Video für diese Auswahl verfügbar.

Beim Laden des Videos ist ein Fehler aufgetreten.

  • Ein Abend in einem japanischen Haus
  • Erwachet! 1991
  • Zwischentitel
  • Ähnliches Material
  • Bei unserer Ankunft
  • „Das Dessert kommt zuerst?“
  • Das Abendessen ist fertig
  • Ein Festmahl
  • Höfliche Konversation
  • Ein reizender Abend
  • Zu Gast in Japan
    Erwachet! 1973
  • Japanische Gaumenfreuden
    Erwachet! 1974
  • Die fleißigen Japaner
    Erwachet! 1982
  • Ein Überraschungsgeschenk für Japan
    Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 2015
Hier mehr
Erwachet! 1991
g91 22. 4. S. 24-26

Ein Abend in einem japanischen Haus

Von unserem Korrespondenten in Japan

INTERESSIERST du dich für andere Völker, ihre Bräuche und ihre Lebensgewohnheiten? Dann komm mit, denn eine japanische Familie hat uns zum Abendessen eingeladen. Unterwegs erkläre ich dir ein wenig, was uns so erwartet.

Doch zuerst wollen wir ein kleines Geschenk besorgen. Das ist hier Brauch. Eine Schachtel wagashi (japanisches Konfekt) oder senbei (Reiskräcker) wäre passend. Da es aber Sommer ist, laß uns ein schönes Obstkörbchen aussuchen. Am Obststand hat man zu diesem Zweck das Obst schon verpackt — in Weidenkörbchen mit Geschenkpapier und Schleife.

Bei unserer Ankunft

Die ganze Familie erwartet uns an der Tür, um uns willkommen zu heißen. Die Aufregung der Kinder verrät, daß es ein festliches Ereignis für die Familie ist. Die Hausschuhe stehen ordentlich aufgereiht an der Haustür — eine typisch japanische Willkommensgeste. Die Japaner tragen keine Straßenschuhe im Haus. Dadurch bleibt es sauberer, und die schweren, aber empfindlichen Strohmatten (tatami), die in fast allen japanischen Häusern liegen, werden nicht so leicht beschädigt.

Also lassen wir unsere Schuhe auf dem genkan, dem Platz für die Schuhe, stehen, bevor wir die Wohnung betreten. Sieh dir das an! Die Großmutter stellt sie schon für später, wenn wir wieder gehen, ordentlich in die andere Richtung. Es kann dir sogar passieren, daß sie dann abgestaubt und auf Hochglanz gebracht worden sind.

„Das Dessert kommt zuerst?“

Diese Frage ist typisch für die meisten Ausländer, wenn ihnen Tee und Süßigkeiten vor dem Abendessen serviert werden. Die braunen, glänzenden Häppchen, die wie weiche Karamellen aussehen, werden aus gesüßten Sojabohnen hergestellt und yōkan genannt. Sie schmecken vorzüglich zu o-cha (grünem Tee).

Bevor du aber die yōkan und den Tee genießt, erfrische dich mit dem gekühlten, feuchten Handtuch, das dir die Gastgeberin reicht. Es heißt o-shibori, buchstäblich: „ausgewrungen“. Im Winter gibt man den Gästen dampfend heiße Handtücher.

Durch die Schiebefenster ist der wunderschöne Garten und der Fischteich zu sehen. Fast jedes japanische Haus hat einen Garten, ob die Leute arm sind oder reich. Viele Japaner geben weit mehr für ihren Garten aus als für ein neues Haus.

Steine, Zwergkiefern und andere Pflanzen sind so angeordnet, daß der Garten den Eindruck einer Miniaturgebirgslandschaft erweckt. Der Wasserfall und der Teich, in dem sich große, bunte Karpfen tummeln, sind ein beruhigender Anblick und tragen zur angenehmen Atmosphäre des Abends bei. Etwas später zeigt der Gastgeber seinen Gästen gewöhnlich den übrigen Teil des Gartens.

Wir befinden uns in einem ganz besonderen Zimmer. Es ist der o-kyakuma oder Empfangsraum. Siehst du die leicht erhöhte Bildnische? Sie wird tokonoma genannt. Früher stand dort die Waffenrüstung des Samurai (japanischer Krieger) und der buddhistische Familienaltar. Heutzutage ist es eine Schmucknische, in der kostbare Vasen, Bilderrollen und andere Familienerbstücke zur Schau gestellt werden.

Da du der Ehrengast bist, bietet man dir sicherlich einen Platz in nächster Nähe der tokonoma an. Schau dir den fachmännisch geschnitzten Pfosten neben der tokonoma an. Das ist ein tokobashira. Er besteht aus Eben- oder aus Sandelholz und ist so geschliffen und lackiert, daß die natürliche Maserung und Schönheit des Holzes zur Geltung kommt. Ein einziger Pfosten kann umgerechnet mehr als 1 500 DM kosten!

Das Abendessen ist fertig

Unsere Gastgeberin hat gerade angekündigt, daß das Essen gleich fertig ist. Sie fragt, ob du vorher ein Bad nehmen möchtest. Nein, nicht daß sie denkt, du hättest es nötig, aber die Japaner finden ein heißes Bad vor dem Abendessen sehr belebend. Gewöhnlich darf der Gast zuerst ins Bad. Du hast jetzt keine Lust zum Baden? Das macht nichts, doch schau dir das o-furo, das Bad, wenigstens an.

Obwohl es noch öffentliche Bäder gibt, haben die meisten japanischen Häuser ihr eigenes o-furo. Die tiefe Wanne kann gekachelt sein oder aus Holz oder Kunststoff bestehen und hat eine Vorrichtung zum Verbrennen von Holz oder Propan, um das Wasser auf ungefähr 40 Grad Celsius zu heizen.

Das japanische Bad unterscheidet sich von unserem Bad darin, daß man sich einseift und abduscht, bevor man in die Wanne steigt. So kann die ganze Familie im selben Wasser baden; man heizt es einfach nur vor jeder Benutzung wieder auf. Die Wanne ist so tief, daß man bis zum Hals im heißen Wasser sitzt. Das ist sehr entspannend und an kalten Winterabenden vor dem Schlafengehen einfach ein Muß.

Ein Festmahl

Unser Gastgeber ruft uns zum Essen, besser gesagt zum Festessen. Sieh dir die vielen Speisen an, die auf dem Tisch stehen! So bunt und lecker angerichtet! Der Anblick dieses Kunstwerks ist eine wahre Augenweide, und das ist in der japanischen Küche fast so wichtig wie der Duft und der Geschmack. Auf dem schwarz lackierten Tablett siehst du das Leibgericht des Japaners — sushi, eine Auswahl bunter Leckerbissen. Jedes Häppchen ist eine liebevoll geformte Rolle Reis, der mit gesüßtem Essig gewürzt ist; sie wird von einem roten oder weißen Stück rohen Thunfisch oder anderen Meeresdelikatessen gekrönt.

Als weiteres Gericht gibt es gegrillten tai (Meerbrasse), der samt Kopf und Schwanz auf einer Platte kunstvoll in Form eines Halbmondes angerichtet wird. Die Suppe ist eine kochendheiße Seetangbrühe mit würfelförmigen, weichen Tofustücken. Und selbstverständlich gibt es für alle genug Reis. Frischer grüner Salat steht auch auf dem Tisch, und Früchte, zubereitet nach japanischer Art, runden das Menü ab. Welch ein Genuß!

Höfliche Konversation

Nach dem Essen plaudert man und trinkt dazu grünen Tee. Doch worüber sprechen? Die Japaner sind lebhaft an dir und deinem Land interessiert. Sie möchten erfahren, wie du über sie, ihr Land, das Abendessen, das du eben eingenommen hast, und die japanische Küche im allgemeinen denkst. Sie freuen sich sehr, wenn du dich für die japanische Kultur interessierst und sogar ein paar Worte ihrer Sprache lernst.

Die Gastgeberin sagt jetzt zum Beispiel: „O-kuchi ni awanakute gomen nasai“, was bedeutet: „Es tut mir leid, daß das Essen nicht nach eurem Geschmack war.“ Sie möchte sich nur noch einmal vergewissern, ob dir das Essen wirklich geschmeckt hat. Dann antworte: „Oishikatta desu!“ (Es war köstlich!) Ein anderer Gast lobt: „Gochiso samadeshita“, buchstäblich: „Danke für dein Hin- und Herflitzen [zwischen Küche und Eßzimmer], um uns zu bedienen.“

Wahrscheinlich empfindest du ebenfalls, daß sich der Japaner im Vergleich zu uns aus dem Westen eher vage ausdrückt, was seine Person betrifft, und daß er bei bestimmten Themen zögert, genaue Angaben zu machen. Fragst du zum Beispiel die Ehefrau, wie sie ihren Mann kennengelernt hat, dann antwortet sie dir nur mit einem verlegenen Kichern. Oder wenn du eine kostbare Vase bewunderst und dich nach dem Preis erkundigst, wird die Antwort wahrscheinlich sein: „Chotto takakatta desu.“ (Sie war nicht gerade billig.) Ausweichend? Vielleicht. Doch das ist höfliche japanische Konversation. Daher müssen wir lernen, bei unseren Gesprächen nicht allzu vertraulich oder wißbegierig zu sein.

Ein reizender Abend

Viel zu schnell ist die Zeit vergangen, und so müssen wir uns von unseren lieben Gastgebern wieder verabschieden. Während wir uns die Schuhe anziehen, knien unsere Gastgeberin und ihre Mutter vor uns nieder, wobei sie mit Händen und Kopf den Boden berühren. Sie bestehen darauf, daß wir einige Reste des Festessens mit nach Hause nehmen, eingepackt in große, leuchtend bunte furoshiki oder Tücher. Ein kleines Geschenk für uns ist auch dabei.

Als sich die ganze Familie zum endgültigen sayonara versammelt, denkst du vielleicht wie ich: „Das war ein schöner Abend!“ Man braucht sich nur vorzustellen, wieviel Zeit und Mühe auf das Kochen verwandt wurde. Wir fühlten uns wirklich willkommen, als ganz besondere Gäste. Wie aufmerksam sie alle waren! Zweifellos sind sie sehr glücklich darüber, daß sie uns so verwöhnt haben.

Bist du nicht froh, daß du mich begleitet hast? Jetzt kennst du die Japaner etwas besser. Komm bald wieder, denn es gibt noch viel über dieses einzigartige Land und seine gastfreundlichen Bewohner zu lernen.

    Deutsche Publikationen (1950-2025)
    Abmelden
    Anmelden
    • Deutsch
    • Teilen
    • Einstellungen
    • Copyright © 2025 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania
    • Nutzungsbedingungen
    • Datenschutzerklärung
    • Datenschutzeinstellungen
    • JW.ORG
    • Anmelden
    Teilen