Habgier — Wie sind wir davon betroffen?
HABGIER zerstört das Leben von Millionen Menschen. Sie entmenscht und bringt ihren Opfern Kummer und Leid. Möglicherweise verspüren wir die Auswirkungen von Habgier sogar am eigenen Leib. Schon gewöhnlicher Ladendiebstahl treibt die Preise in die Höhe. Wenn jemand ein geringes Einkommen hat und die täglichen Lebenshaltungskosten sein Budget überschreiten, ist er wahrscheinlich ein Opfer der Habgier anderer.
Die Hungernden und die Sterbenden
Habgierige nationale Eigeninteressen stehen Bemühungen der Regierungen im Weg, den Armen wirkungsvoll zu helfen. Bereits 1952 sagte der Wissenschaftler und Ernährungsexperte Sir John Boyd Orr: „Die Regierungen sind darauf eingestellt, Menschen und Material für einen Weltkrieg zu vereinen, aber die Großmächte sind nicht darauf eingestellt, sich zu vereinen, um Hunger und Armut aus der Welt zu schaffen“ (Food Poverty & Power von Anne Buchanan).
Dem Anschein nach wird freilich Hilfe geleistet. Doch wie sieht die Realität für den verarmten, ignorierten Großteil der Weltbevölkerung aus? In einem neueren Bericht wurde gesagt, daß trotz der mancherorts gestiegenen Nahrungsmittelproduktion „die meisten Armen der Welt nach wie vor von Hunger und Unterernährung geplagt werden ... Ein Fünftel [über eine Milliarde] der Weltbevölkerung leidet Tag für Tag Hunger.“ In dem Bericht hieß es weiter: „Zudem leiden 2 Milliarden Menschen an ‚verstecktem Hunger‘ infolge von ... Mangelernährung, was zu schweren Störungen führen kann“ (Developed to Death—Rethinking Third World Development). Solche Zahlen gehören zweifellos in die Schlagzeilen!
Die Versklavten
Die Köpfe krimineller Vereinigungen bereichern sich auf Kosten ihrer Opfer und der breiten Masse. Millionen Menschen sind Sklaven von Drogen, Gewalt, Prostitution und wirtschaftlicher Ausbeutung. Außerdem schreibt Gordon Thomas in seinem Buch Enslaved: „Nach Angaben der Anti Slavery Society gibt es weltweit schätzungsweise 200 Millionen Sklaven. Rund 100 Millionen von ihnen sind Kinder.“ Wo liegt die Wurzel des Problems? In dem Buch heißt es: „Der innere Drang, andere zu versklaven, ist und bleibt ein finsterer Zug der menschlichen Natur ... [Die Sklaverei ist] das Produkt von Gier, Habsucht und Machthunger.“
Die Mächtigen berauben die Schwachen und Verwundbaren und bringen viele von ihnen um. „Als die Weißen erstmals in Brasilien eintrafen, lebten dort zwei Millionen Indianer; heute sind es vielleicht noch zweihunderttausend“ (The Naked Savage). Warum? Der Hauptgrund dafür ist Habgier.
Die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich
Wie die New York Times berichtete, erklärte James Gustave Speth, Verwaltungsbeamter des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen, daß „sich eine globale Elite herausbildet ..., die großen Reichtum und große Macht erlangt, während über die Hälfte der Menschheit das Nachsehen hat“. Wie gefährlich die Kluft zwischen Arm und Reich ist, wird noch deutlicher durch seine folgenden Worte: „Nach wie vor haben über 3 Milliarden Menschen, das ist mehr als die Hälfte aller Erdbewohner, ein tägliches Einkommen von nicht einmal 2 Dollar.“ Er fügte hinzu: „Für die Armen in dieser Zweiklassengesellschaft bildet das den Nährboden für Hoffnungslosigkeit, Wut und Frustration.“
Verstärkt wird diese Hoffnungslosigkeit noch dadurch, daß viele Wohlhabende anscheinend kein Gewissen haben und mit den von Armut und Hunger geplagten Menschenmassen keinerlei Erbarmen kennen.
Opfer der Habgier sind überall zu finden. Man braucht nur in die verstörten Gesichter der Flüchtlinge zu sehen, die die Leidtragenden der Machtkämpfe in Bosnien, Ruanda oder Liberia sind. Und man braucht nur die Resignation in den Augen der Menschen zu lesen, die in einer Welt voller Überfluß Hunger leiden. Was ist die Wurzel all dessen? Habgier — in ihren verschiedenen Erscheinungsformen.
Wie kann man in einem derartig feindlichen Umfeld, umgeben von habsüchtigen, raubgierigen Menschen, überleben? Mit dieser Frage befassen sich die beiden nächsten Artikel.