Die Riesenyucca — Eine ungewöhnlich vielseitig verwendbare Pflanze
VON UNSEREM KORRESPONDENTEN IN COSTA RICA
KRAUTIG, seifenbildend, wohlschmeckend und nahrhaft — diese und noch viele andere Eigenschaften lassen sich der exotischen Pflanze zuschreiben. In Zentralamerika ist sie weithin bekannt, allerdings nicht als Riesenyucca. Wer dort auf die Idee käme, diesen Ausdruck zu verwenden, würde von den meisten wohl nur einen freundlich fragenden Blick ernten. Ein breites, wissendes Lächeln wäre jedoch die Reaktion, wenn man itabo, izote oder daguillo erwähnte, denn so wird die Pflanze in Costa Rica, Guatemala, Honduras und Nicaragua allgemein genannt. Costaricaner und andere Zentralamerikaner lassen sich die Blüten in den verschiedensten Gerichten schmecken.
Einer bemerkenswerten Familie zugehörig
Nach einigem Hin und Her ordnete man die Riesenyucca zunächst der Familie der Liliaceen (Liliengewächse) zu und in jüngerer Zeit dann den Agavaceen (Agavengewächse). Zu der Familie der stachligen Agavengewächse gehören etwa 550 Arten der Ordnung der Lilienblütler. Der botanische Name der Riesenyucca lautet: Yucca elephantipes.
Es gibt schätzungsweise 40 Arten der Gattung Yucca, vorwiegend zu finden in Nordamerika, Mexiko und Zentral- und Südamerika. Zu den bekannteren Yucca-Arten gehören der riesige Josuabaum (Yucca brevifolia) und der kleinere Bajonettbaum (Yucca aloifolia). Wirklich eine recht große Familie!
Wodurch zeichnet sich die vielseitig verwendbare Riesenyucca unter anderem aus? Sie sieht rustikal und doch exotisch aus; ihre starren, stark zugespitzten Blätter wachsen aufrecht abstehend aus dem Stamm und sind etwa einen Meter lang. Der gestauchte, holzige Stamm mit seiner faserigen Textur und der graubraunen Farbe sieht aus wie ein Elefantenfuß — deshalb der botanische Ausdruck elephantipes.
Auf den ersten Blick könnte man die Riesenyucca leicht für einen Baum halten, denn sie wird etwa fünf bis acht Meter hoch. Wenn in Costa Rica Trockenzeit ist, besonders in den Monaten Februar und März, wird die itabo von Hunderten von glockenförmigen, gelblichweißen Blüten gekrönt. Auf Märkten und von Straßenverkäufern feilgeboten, begegnen einem Yucca-Blüten, wo man geht und steht. Zu den steifen, bajonettartigen Blättern bilden die weichen und zarten Blütenrispen, die sich genau in der Mitte der Pflanze keck und kerzengerade erheben, einen starken Kontrast.
Die itabo gehört zu den bevorzugten Yucca-Arten der Gärtner und Landschaftsgestalter, denn sie paßt sich unterschiedlichen Klimabedingungen und Bodengegebenheiten an und verleiht allem ein exotisches, tropisches Flair. In Costa Rica diente sie einst als natürliche Einzäunung von Grundstücken. Kein Wunder also, daß die fruchtbare itabo praktisch überall im Land in Hülle und Fülle vorhanden ist.
Die Einheimischen haben sich die vielseitig verwendbare Pflanze auf jeden Fall zunutze gemacht. Die aus den Blättern gewonnenen Fasern verwendet man zum Beispiel, um Matten, Gürtel und Rucksäcke herzustellen. Und werden die Blätter so lange erhitzt, bis sie geschmeidig sind, eignen sie sich sehr gut zum Zusammenbinden von Gartenerzeugnissen. Die Möglichkeiten scheinen endlos zu sein, was man mit dieser Pflanze alles machen kann.
Nicht nur eßbar, sondern richtig lecker!
Der Autor Frances Perry schreibt in seinem Buch Flowers of the World: „Die Blütenknospen der Yucca-Arten werden von den Indianern gegessen; die Früchte und Wurzeln enthalten seifenbildende Substanzen, die man zum Wäschewaschen verwenden kann.“ Die Zentralamerikaner machen regen Gebrauch von den kulinarischen Möglichkeiten sowie der reinigenden Wirkung der Yucca. Der säuerliche und doch würzige Geschmack ist ganz ihr Fall. Die Blüten werden als Salat zubereitet oder mit Eiern und Kartoffeln gekocht — ein Gericht, das in Costa Rica und anderswo in Zentralamerika sehr beliebt ist. Yuccas sind nahrhaft, weil sie reich an Vitaminen und Mineralien sind wie Kalzium, Eisen, Thiamin, Phosphor und Riboflavin.
Auch die Heilkräfte der Yucca sind bemerkenswert. Ein Tonikum, das man herstellt, indem man die Blüten einweicht und kocht, beruhigt den Magen. Mit den Blättern läßt sich Albuminurie und Kolitis behandeln, und man kann sie auch als harntreibendes Mittel einsetzen. Die krautige, seifenbildende, wohlschmeckende und nahrhafte Yucca ist bei all der Schöpfungsvielfalt nur e i n e von vielen Pflanzen, die wir uns schmecken lassen können.
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Ein Gericht aus gekochten Yucca-Blüten, Eiern und Kartoffeln — in Zentralamerika sehr beliebt
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Yuccas in ländlichen Gegenden gleichen Bäumen