Was wollte der Weise damit sagen?
Warum man über Bedrückung nicht erstaunt sein sollte
Während der ganzen Menschheitsgeschichte hat es viele Herrscher und hohe Beamte gegeben, die ihren eigenen Vorteil suchten und sich über die Interessen des Volkes hinwegsetzten. So etwas kann für den einfachen Menschen besonders hart werden. Der weise König Salomo schrieb: „Wenn du irgendwelche Bedrückung des Minderbemittelten und den gewaltsamen Entzug des Rechts und der Gerechtigkeit in einem Gerichtsbezirk siehst, so staune nicht über die Angelegenheit, denn einer, der höher ist als der Hohe, wacht, und da sind die, die hoch über ihnen sind“ (Pred. 5:8). Ja, die Korruption und die Ungerechtigkeiten niedriger Beamter sind oft nur ein Abglanz dessen, was sich Personen in noch höheren Stellungen leisten. Gewöhnliche Bürger, die praktisch an unterster Stelle stehen, haben in einem solchen Fall unter der überwältigenden Last der Bedrückung zu leiden, die das korrupte Verhalten all jener Personen mit sich bringt.
Nach seinen Worten über diese Ungerechtigkeiten schrieb Salomo weiter: „Auch ist der Gewinn der Erde unter ihnen allen; für ein Feld ist dem König selbst gedient worden“ (Pred. 5:9). Young’s Literal Translation of the Holy Bible gibt diesen Vers interessanterweise so wieder: „Und die Fülle eines Landes ist für alle. Einem König wird für ein Feld gedient.“ Auch die Wiedergabe dieses Verses in der alten griechischen Septuaginta-Übersetzung verdient Beachtung: „Und der Nutzen des Landes ist für jedermann — ein König gehört zu dem bebauten Feld“ (Charles Thomson). „Auch die Fülle der Erde ist für jeden: der König ist von dem bestellten Feld abhängig“ (Samuel Bagster and Sons Limited).
Was bedeutet also dieser Vers? Folgendes: Die Fülle, der Ertrag, der Gewinn des Landes oder der Erde ist für alle seine Bewohner; sie sind von dem abhängig, was das Land hervorbringt. Selbst der König eines Landes bildet dabei keine Ausnahme. Aber das Land muß bearbeitet, bebaut oder bestellt werden, wenn es einen Ertrag bringen soll, der jemandes Bedürfnis oder Vorliebe entspricht. Somit ist dem König „für ein Feld“ gedient worden, d. h. nicht im Austausch für ein Feld, sondern für die Ernte oder den reichlichen Ertrag eines Feldes, indem sein Feld bebaut, bestellt oder bearbeitet worden ist. Er muß seine Diener aussenden, so daß sie das Feld bearbeiten oder bebauen, damit es einen großen Ertrag bringt (2. Chron. 26:1, 10). Wenn der König seine Diener das Land nicht besäen und bearbeiten läßt, kann er für sich und die königliche Familie nichts ernten. Selbst ein König darf es nicht als selbstverständlich ansehen, daß die Erde etwas hervorbringt. Im Einklang damit lautet Prediger 5:9 in einer alten syrischen Übersetzung: „Überdies sind die Reichtümer der Erde für alle; dem König selbst wird dadurch gedient, daß sein eigenes Feld bebaut wird“ (George M. Lamsa).