Quellen für das Arbeitsheft der Leben-und-Dienst-Zusammenkunft
5.–11. NOVEMBER
SCHÄTZE AUS GOTTES WORT | JOHANNES 20–21
„Liebst du mich mehr als diese?“
nwtsty Studienanmerkungen Joh 21:15, 17
sagte Jesus zu Simon Petrus: Dieses Gespräch ereignete sich, kurz nachdem Petrus Jesus drei Mal verleugnet hatte. Nachdem Jesus ihn jetzt drei Mal hintereinander nach seinen Gefühlen für ihn gefragt hatte, „wurde Petrus traurig“ (Joh 21:17). In dem Bericht von Johannes, der in Joh 21:15-17 zu finden ist, werden zwei griechische Verben verwendet: agapáō wird mit lieben wiedergegeben und philéō mit lieb haben. Jesus fragte Petrus zweimal: „Liebst du mich?“, und beide Male beteuerte Petrus, dass er ihn „lieb hat“. Dann fragte Jesus: „Hast du mich lieb?“, was Petrus wieder bestätigte. Bei jeder Bestätigung von Petrus betonte Jesus, diese Liebe solle ihn dazu motivieren, Jesu Lämmer oder „Schäfchen“ — also seine Jünger — zu weiden und zu „hüten“ (Joh 21:16, 17; 1Pe 5:1-3). Jesus gab Petrus drei Mal die Möglichkeit, seine Liebe zu ihm zu versichern, und vertraute ihm dann seine Schafe an. So ließ er keinen Zweifel daran, dass er Petrus vergeben hatte.
liebst du mich mehr als diese?: Grammatikalisch gesehen kann man die Formulierung „mehr als diese“ unterschiedlich verstehen. Viele Bibelwissenschaftler bevorzugen die Bedeutungsvarianten: „Liebst du mich mehr, als du die anderen Jünger liebst?“ oder „Liebst du mich mehr, als die anderen Jünger mich lieben?“. Wahrscheinlich ist jedoch gemeint: „Liebst du mich mehr als all dies hier?“, das heißt die gefangenen Fische oder alles, was mit der Fischerei zu tun hat. Wie es scheint, fragte Jesus im Prinzip: „Liebst du mich mehr als materielle Dinge oder Interessen? Wenn ja, weide meine Lämmer.“ Diese Frage ist nachvollziehbar, wenn man an Petrus’ Vergangenheit denkt. Petrus war einer der ersten Jünger von Jesus (Joh 1:35-42). Er entschied sich aber nicht gleich dafür, ein ständiger Begleiter Jesu zu werden, sondern nahm seine Arbeit als Fischer wieder auf. Ein paar Monate später forderte Jesus ihn auf, seinen zeitaufwändigen Beruf als Fischer aufzugeben und „Menschenfischer“ zu werden (Mat 4:18-20; Luk 5:1-11). Kurz nach Jesu Tod ging Petrus jedoch wieder fischen und andere Apostel schlossen sich ihm an (Joh 21:2, 3). Nun wollte Jesus Petrus wahrscheinlich vor Augen führen, dass er sich entscheiden musste: Wollte er seine Arbeit als Fischer an die erste Stelle setzen, dargestellt durch den Berg Fische, der vor ihnen lag? Oder wäre es ihm wichtiger, Jesu Lämmer oder Nachfolger zu „weiden“? (Joh 21:4-8).
ein drittes Mal: Petrus hatte seinen Herrn drei Mal verleugnet; Jesus gab ihm nun die Gelegenheit, seine Liebe zu ihm drei Mal zu bestätigen. Als Petrus das tat, forderte Jesus ihn auf, seine Liebe dadurch zu zeigen, dass er den Dienst für Gott allem voranstellte. Petrus würde gemeinsam mit anderen Brüdern in verantwortlicher Stellung die Herde Christi — Jesu treue Nachfolger — weiden, stärken und hüten. Jesu Nachfolger waren zwar mit heiligem Geist gesalbt, mussten aber trotzdem mit geistiger Nahrung versorgt werden (Luk 22:32).
Nach geistigen Schätzen graben
nwtsty Studienanmerkung Joh 20:17
Hör auf, dich an mich zu klammern: Das griechische Verb háptomai kann entweder „berühren“ bedeuten oder „sich an etwas klammern“, „festhalten“. Manche Bibelübersetzungen geben Jesu Worte mit „Rühre mich nicht an“ wieder. Jesus hatte jedoch nichts dagegen, dass Maria Magdalene ihn berührte, denn er protestierte auch nicht, als andere Frauen ihn nach seiner Auferweckung an den Füßen festhielten (Mat 28:9). Offensichtlich hatte Maria Magdalene Angst, Jesus würde gleich in den Himmel auffahren. Da sie unbedingt bei ihrem Herrn sein wollte, hielt sie ihn fest. Um ihr zu versichern, dass er noch bleiben würde, sagte er ihr, sie solle sich nicht an ihn klammern, sondern zu den anderen Jüngern gehen und ihnen von seiner Auferstehung berichten.
nwtsty Studienanmerkung Joh 20:28
Mein Herr und mein Gott!: Wtl. „Der Herr von mir und der Gott [ho theós] von mir!“ Manche Bibelkommentatoren betrachten diese Worte als einen Ausruf des Erstaunens, die Thomas zwar gegenüber Jesus äußerte, die aber in Wirklichkeit an Gott, also Jesu Vater, gerichtet waren. Andere sind der Ansicht, der griechische Urtext könne nur so verstanden werden, dass sie sich an Jesus richten. Selbst wenn das der Fall wäre — am besten kann man die Formulierung „Mein Herr und mein Gott“ im Kontext der restlichen Bibel einordnen. Jesus hatte vorher seinen Jüngern ausrichten lassen: „Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater und zu meinem Gott und eurem Gott.“ Daher gibt es keinen Grund zu der Annahme, Thomas habe Jesus für den allmächtigen Gott gehalten. (Siehe Studienanmerkung zu Joh 20:17.) Thomas hatte auch gehört, wie Jesus Gott im Gebet als seinen „Vater“ und als „allein wahren Gott“ bezeichnet hatte (Joh 17:1-3). Somit könnte er Jesus aus den folgenden Gründen mit „mein Gott“ angesprochen haben: Vielleicht betrachtete er Jesus als „einen Gott“, jedoch nicht als den allmächtigen Gott (Joh 1:1). Oder er sprach Jesus so an, wie andere Diener Gottes vor ihm Engel ansprachen, die Jehova zur Erde gesandt hatte. Thomas kannte wahrscheinlich die Berichte in den Hebräischen Schriften, in denen die Bibelschreiber oder andere Personen Engel so anredeten oder so von ihnen sprachen, als seien sie Jehova selbst. (Vergleiche 1Mo 16:7-11, 13; 18:1-5, 22-33; 32:24-30; Ri 6:11-15; 13:20-22.) Daher könnte die Anrede „mein Gott“ ausdrücken, dass Thomas Jesus als Repräsentanten und Sprecher des wahren Gottes anerkannte.
Einige argumentieren, der bestimmte Artikel im Griechischen vor „Herr“ und „Gott“ würde andeuten, dass der allmächtige Gott gemeint ist. In diesem Kontext jedoch ist der bestimmte Artikel wahrscheinlich nur auf eine Eigenheit der griechischen Grammatik zurückzuführen. Im Griechischen ist es nicht unüblich, dass in der Anrede (Vokativ) einem Substantiv im Nominativ der bestimmte Artikel vorausgeht. Dies versteht man am besten durch eine wörtliche Übersetzung von Textstellen wie Luk 12:32 (wtl. „die kleine Herde“) und Kol 3:18 bis 4:1 (wtl. „die Frauen“; „die Männer“; „die Kinder“, „die Väter“; „die Sklaven“; „die Herren“). Ein ähnlicher Fall ist in 1Pe 3:7 zu finden, wo eine wörtliche Übersetzung von „ihr Ehemänner“ „die Ehemänner“ lauten würde. Der bestimmte Artikel ist somit nicht unbedingt ausschlaggebend, um herauszufinden, was Thomas mit dem Ausruf gemeint haben könnte.