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  • Costa Rica
  • Jahrbuch der Zeugen Jehovas 1988
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  • DIE BIBLISCHE WAHRHEIT ENTDECKT
  • DIE BOTSCHAFT WIRD VERBREITET
  • DIE ERSTEN KONGRESSE
  • BESONDERE ANLÄSSE
  • SAMEN DER ZWIETRACHT AUSGESTREUT
  • SCHLECHTER EINFLUSS
  • DER ERSTE BESUCH EINES VERTRETERS DES HAUPTBÜROS
  • EINIGE LIESSEN SICH ABLENKEN
  • DER WEG ZUR EINHEIT
  • DAS WERK WIRD WIEDER VORANGETRIEBEN
  • EIN NEUES GEBIET WIRD ERSCHLOSSEN
  • DER ERSTE SPANISCHSPRECHENDE PIONIER
  • DIE VERSAMMLUNG IN SAN JOSÉ
  • GILEADABSOLVENTEN TRAGEN ZUR STÄRKUNG BEI
  • DIE ERÖFFNUNG EINES ZWEIGBÜROS
  • EINHEIT IN SAN JOSÉ
  • DIENER FÜR DIE BRÜDER
  • DER ERSTE EINHEIMISCHE KREISAUFSEHER
  • PIONIERE VERBREITEN DIE BOTSCHAFT
  • PIONIERSCHWESTERN
  • DAS PFERD UND DER BARBIER
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  • KÖNIGREICHSSAAL NIEDERGEBRANNT
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  • UNERWARTETE MISSIONARE
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  • NEUES ZWEIGBÜRO
  • DAS DATUM STAND FEST
  • WAS IST AUS DEN JUNGEN SCHWESTERN DER 40ER JAHRE GEWORDEN?
  • IN DER TAT EINE REICHE KÜSTE
Jahrbuch der Zeugen Jehovas 1988
yb88 S. 198-252

Costa Rica

VOR fast fünfhundert Jahren trat ein großer, stattlicher Mann mit Adlernase auf das Deck seines Schiffes hinaus und suchte die Küste Mittelamerikas nach einer Durchfahrt zum Indischen Ozean ab. Seine Suche war vergebens. Dafür fand er aber im Jahre 1502 etwas anderes: Costa Rica, ein Land, dessen Name „reiche Küste“ bedeutet.

Der Mann war Christoph Kolumbus, ein Italiener, der unter spanischer Flagge zu Schiff fuhr und sich auf seiner vierten und letzten Fahrt in die „Neue Welt“ befand. Er und andere Forschungsreisende hofften außerdem, in Costa Rica Gold zu finden. Doch ihre Hoffnungen wurden enttäuscht. Kolumbus wußte jedoch nicht, daß der größte Reichtum des Landes einmal seine Einwohner sein würden, besonders diejenigen, die durch ihre Eigenschaften in Jehovas Augen kostbar wären.

Das von Kolumbus entdeckte Land war von Indianern bewohnt, die sich auf der Landenge, die Nord- und Südamerika verbindet, mindestens schon um das Jahr 1000 niedergelassen hatten. Wie sieht das Land heute aus?

Der Atlantische Ozean (Karibik) säumt die Ostküste Costa Ricas und der Pazifik die Westküste. Hohe, zerklüftete Gebirgsketten erstrecken sich von der nicaraguanischen Grenze im Norden bis zur Grenze von Panama im Südosten. Einige der höchsten Berge sind aktive Vulkane. In den niedriger gelegenen Gebieten an der Küste ist es heiß, und dort gedeihen tropische Wälder. Der größte Teil der Bevölkerung hat sich dem kühlen zentralen Hochland entlang, um die Hauptstadt herum, niedergelassen. Die Hauptstadt, San José, ist auch die größte Stadt, und sie wird von Hügeln umsäumt, auf denen Kaffeebäume wachsen.

Von den schätzungsweise 2 600 000 Einwohnern Costa Ricas sind 97 Prozent Mestizen und Weiße — hauptsächlich spanischer Herkunft —, und es gibt noch etwa 5 000 Indianer. Die offizielle Sprache ist Spanisch. Der Katholizismus ist zwar die Staatsreligion, doch können dort auch andere Religionsorganisationen uneingeschränkt wirken.

Ende des 19. Jahrhunderts wanderten viele Leute aus Jamaika, von Trinidad und von Barbados nach Costa Rica ein. Diese zähen und robusten Menschen arbeiteten auf den ertragreichen Bananenplantagen der United Fruit Company an der Atlantikküste. Sie brachten natürlich ihren protestantischen oder katholischen Glauben sowie ihre Bräuche mit. Sie hatten einen starken Willen und arbeiteten hart, und die meisten von ihnen glaubten an die Bibel.

DIE BIBLISCHE WAHRHEIT ENTDECKT

Noch vor der Jahrhundertwende wurde eine Entdeckung gemacht, die von größerer Tragweite war, als die Entdeckung Costa Ricas durch Kolumbus: Die biblische Wahrheit wurde entdeckt. Niemand weiß, wie die Königreichsbotschaft ursprünglich Costa Rica erreichte. Doch Jehovas Zeugen von Jamaika berichteten, daß zwei Jamaikaner, H. P. Clarke und Louis Facey, nach Costa Rica eingewandert seien, dort die Wahrheit gefunden und die gute Botschaft in ihr Heimatland, Jamaika, gebracht hätten.

Im Jahre 1904 kam Anna Reynolds, eine eifrige Erforscherin der Bibel aus Jamaika, nach Costa Rica. Kurz danach sandte die Gesellschaft einen Pilgerbruder, Bruder Condell, der sich ihr im Kolporteurwerk oder Vollzeitpredigtdienst anschließen sollte. Als Bruder Condell nach Jamaika zurückkehrte und von dem vorgefundenen Interesse berichtete, wurde beschlossen, einen weiteren Kolporteur, Frank Hudson, nach Costa Rica zu schicken. Er kam 1906 an und konnte bei vielen englischsprechenden Schwarzen Interesse wecken. Im Wacht-Turm vom 1. Januar 1907 (englisch) hieß es, daß Costa Rica während des Jahres 1906 ein fruchtbarer Boden für die Abgabe biblischer Literatur gewesen sei.

DIE BOTSCHAFT WIRD VERBREITET

Bis zum Jahre 1914 war die Wahrheit in alle Küstengebiete am Atlantik vorgedrungen. In jenem Jahr organisierte Henry Adamson die erste Ekklesia oder Versammlung in Guácimo, einer kleinen Stadt, die etwa 80 km von Puerto Limón, dem Handelszentrum dieser fruchtbaren landwirtschaftlichen Zone, entfernt ist. Damals war die Botschaft schon bis zur Hauptstadt, San José, gebracht worden, das über 160 km weit von Puerto Limón liegt. Dort lebten mindestens zwei englischsprechende Brüder, aber da in San José Spanisch gesprochen wurde und die Literatur nur in Englisch erhältlich war, gab es mehrere Jahre wenig Fortschritt. Es wurden zwar in Privatwohnungen Zusammenkünfte abgehalten, doch niemand lud dazu ein.

In anderen Teilen des Landes nahm das Werk indes so sehr zu, daß es nötig wurde, einen einheimischen Bruder zum Pilgerbruder (Kreisaufseher) zu ernennen, der dann die Brüder in ganz Costa Rica, San José eingeschlossen, besuchte. Dieser Pilgerbruder war Victor Samuels.

DIE ERSTEN KONGRESSE

Im Jahre 1914 wurde in Puerto Limón ein Kongreß durchgeführt, auf dem sich 11 Personen taufen ließen. Um diese Zeit wurden William und Claudia Goodin, Henry und Matilde Steele, die Wilsons und die Williams getauft. Heute beteiligen sich die Kinder, die Enkel und die Urenkel dieser schon damals tätigen Christen am Zeugniswerk in Costa Rica. Doch davon später mehr.

Zu jener Zeit stellte die Gesellschaft für die Kongresse keine Vortragsdispositionen zur Verfügung. Die zugeteilten Redner wählten sich ein Thema und arbeiteten selbst ein Manuskript aus; einige hielten den Vortrag sogar ohne Manuskript. Geld und Nahrungsmittel wurden großzügig gespendet, und die zubereiteten Mahlzeiten servierte man dann unentgeltlich in der Wohnung irgendeines Bruders. Zu einer zufriedenstellenden Mahlzeit gehörten natürlich gutgewürzte, geschmorte Hähnchen, in Kokosmilch gekochter Reis mit Erbsen sowie gebratene reife Bananen.

Nach einem Kongreß wurde gewöhnlich ein Liebesmahl abgehalten, bei dem die Brüder religiöse Lieder sangen und Kekse herumreichten. Die vierstimmig gesungenen Lieder waren ein Ohrenschmaus.

BESONDERE ANLÄSSE

Die jährliche Feier zum Gedächtnis an den Tod Christi wurde von den Brüdern — sie trugen weiße Kleidung — in melancholischer Stimmung gefeiert. Kinder waren gewöhnlich nicht willkommen, denn man befürchtete, daß sie störten und vom Ernst der Feier ablenkten. Alle nahmen von den Symbolen — Brot und Wein —, und danach begaben sie sich nach Hause, ohne ein Wort miteinander zu sprechen.

Taufen wurden besonders in der Zeit kurz vor dem Gedächtnismahl durchgeführt. Die Brüder und Schwestern wurden gebeten, bei diesem Anlaß weiße Anzüge bzw. weiße Kleider zu tragen. Um sich vor Neugierigen zu schützen, standen sie vor Sonnenaufgang auf, gingen an den Strand und führten die Taufe durch, so daß alles beendet war, bevor die Nachbarn überhaupt merkten, was vor sich ging. Während die Täuflinge untergetaucht wurden, sangen die übrigen im Hintergrund Lieder.

Die öffentlichen Vorträge wurden unter freiem Himmel gehalten. Alle Brüder versammelten sich auf einem zuvor bestimmten Platz, und der Redner hielt seine biblische Ansprache vor einer Zuhörerschaft, die im Halbkreis vor ihm stand oder saß. Andere Leute hörten ebenfalls zu und sangen kräftig mit, wenn das Lied begann.

Man sprach von den Brüdern als von der „Altenkirche“, denn sie taten nicht viel, um den Kindern in geistiger Hinsicht zu helfen; und die meisten, die zur Organisation gehörten, waren vorgerückten Alters. Später organisierten sie ihre eigene Sonntagsschule für Kinder, bis sie schließlich erkannten, daß die Schulung der Kinder die Aufgabe der Eltern ist. Doch Matilde Steele hatte das schon vorher erkannt. Matildes siebtes Kind, Josephine, wurde 1918 geboren. Als Josephine erst 40 Tage alt war, nahm ihre Mutter sie zu einem Kongreß in Cahuita mit, einer Küstenstadt südlich von Puerto Limón. Es war kein kleines Unterfangen, den ganzen Tag bei schwülwarmem Wetter unterwegs zu sein, zuerst mit dem Zug, dann mit dem Schiff und zuletzt mit dem Esel. Die nicht gerade angenehme Reise schadete jedoch der kleinen Josephine nicht im geringsten. Im Alter von 17 Jahren wurde sie getauft, und sie und ihre Angehörigen dienen Jehova noch heute in Treue.

SAMEN DER ZWIETRACHT AUSGESTREUT

Als die Organisation noch in den Kinderschuhen steckte, streute Satan durch Neid, Stolz, Eifersucht und selbstsüchtigen Ehrgeiz Samen der Zwietracht aus. Der Geist der Streitsucht trat zutage, als verschiedene Brüder um prominente Stellungen in der Versammlung wetteiferten. Von Zeit zu Zeit fanden nach demokratischem Muster Wahlen statt, bei denen die Mehrheit entschied, wer in das Amt des Ältesten eingesetzt werden sollte. Ehrgeizige Brüder, die dachten, sie hätten ein besseres Verständnis der Wahrheit als die gewählten Ältesten, versuchten das Vertrauen der Versammlung, das die verantwortlichen Brüder genossen, zu erschüttern. Wie? Indem sie während der Zusammenkünfte Fragen und Gegenfragen stellten. Die Brüder nahmen Partei, und als Folge davon versammelten sich zwei voneinander getrennte Gruppen der Versammlung an verschiedenen Stätten in Puerto Limón.

SCHLECHTER EINFLUSS

Für die kleine, aber geteilte Gruppe von Christen sollten noch mehr Schwierigkeiten kommen, als Charles T. Russell, der erste Präsident der Watch Tower Society, 1916 starb. Im Hauptbüro in Brooklyn (New York, USA) planten selbstsüchtige Brüder auf teuflische Weise, dem zweiten Präsidenten, Joseph F. Rutherford, und anderen Verantwortlichen ihr Amt zu entreißen. Jehova ließ jedoch nicht zu, daß seine Organisation in die Hände von Untreuen fiel.

Ein Führer der Gegenpartei war Paul Johnson, der entgegen den Erklärungen der Gesellschaft glaubte, das Loskaufsopfer Jesu würde auch auf Adam und Eva angewandt werden. Er schickte Briefe, in denen er seine Lehren darlegte, an Brüder in Costa Rica und forderte sie auf, Bruder Rutherford nicht zu unterstützen. Einigen wenigen gefielen die Lehren Johnsons besser als die Lehren der Bibel, und sie trennten sich von der Organisation.

DER ERSTE BESUCH EINES VERTRETERS DES HAUPTBÜROS

Im Jahre 1917 hatten die Brüder in Costa Rica zum erstenmal das Vorrecht, von einem Vertreter des Hauptbüros der Gesellschaft in Brooklyn, Walter Bundy, und seiner Frau besucht zu werden. Doch warum dieser Aufwand? Warum schickte die Gesellschaft einen Vertreter in das weit entfernte Costa Rica? Nun, die Zahl der Bibelforscher nahm zu. Im Jahre 1918 waren es 73, was bedeutete, daß von allen Ländern der Erde Costa Rica die viertgrößte Zahl an Brüdern aufwies. Nur auf den Britischen Inseln, in den Vereinigten Staaten und in Australien war die Zahl höher. Costa Rica hatte damals etwas weniger als eine halbe Million Einwohner.

EINIGE LIESSEN SICH ABLENKEN

Satan setzte wiederum alles daran, um die Wahrheit zu ersticken. Er versuchte, die Brüder von der wichtigsten Aufgabe, Jehovas Namen hochzuhalten, abzulenken. Unter der schwarzen Bevölkerung des atlantischen Raums erregte eine neue Organisation, die Universal Negro Improvement Association (UNIA), die Aufmerksamkeit.

Was war das Ziel dieser Organisation? Wie der Name andeutet, wollte sie die Verhältnisse für die Schwarzen verbessern. Einer ihrer Feldzüge wurde „Zurück nach Afrika“ genannt, und die schwarze Bevölkerung verglich ihn mit der Rückkehr der Juden nach Palästina.

Mehrere Brüder interessierten sich nicht nur für diese Organisation, sondern gingen sogar so weit, daß sie gewisse Bibeltexte falsch interpretierten, damit sie eine Grundlage hätten, diese Gemeinschaft beim Verfolgen ihrer Ziele zu unterstützen. Was war das Ergebnis? Einige Brüder ließen sich vom Predigen der guten Botschaft vom Königreich, das die Probleme der Menschen lösen wird, ablenken. Selbst der Pilgerbruder Victor Samuels wurde zum Wanken gebracht. Er wurde von der UNIA zum Geistlichen eingesetzt, und er hielt nun Ansprachen in ihren Zusammenkünften und nicht mehr in den Zusammenkünften der Versammlung. Für die Brüder wirkte sich das natürlich sehr ungünstig aus.

Um das Jahr 1924 reiste Victor Samuels nach Afrika, um den Leuten dort zu helfen. In einem Brief, den er von Lagos (Nigeria) einem Bruder in Costa Rica schickte, schrieb er, daß er 2 500 Ausgaben des Buches Die Harfe Gottes verbreitet habe. Auf diese Weise wurde die Königreichsbotschaft in Nigeria sehr bekannt gemacht.

DER WEG ZUR EINHEIT

Nachdem Victor Samuels Costa Rica verlassen hatte, wurde 1924 Henry Adamson aus der ursprünglichen Versammlung in Guácimo von der Gesellschaft zum Pilgerbruder ernannt und über das gesamte Werk dort gesetzt. Einigen Brüdern in Puerto Limón gefiel es nicht, wie Bruder Adamson vorging, und so rebellierten sie gegen ihn. Etwa zwei Jahre später schickte die Gesellschaft George Young, einen anderen Vertreter aus Brooklyn. Was war seine Aufgabe? Er sollte unter den Brüdern von Puerto Limón die Einheit wiederherstellen und dem Predigtwerk eine echte Grundlage geben. Zuerst hielt er im Arrasty-Theater in Puerto Limón bei Laternenlicht einen biblischen Lichtbildervortrag. Danach besuchte er die Brüder in San José, um das Werk unter der spanischsprechenden Bevölkerung in der Hauptstadt in Gang zu bringen.

Bruder Youngs Bemühungen, die beiden Gruppen in Puerto Limón zu vereinen, schlugen fehl, und so kehrte er in die Vereinigten Staaten zurück. Anfang 1927 wurde Bruder Adamson von Costa Rica nach Panama versetzt. Die Gesellschaft setzte nicht sogleich wieder einen Pilgerbruder ein, der das Werk beaufsichtigen sollte, sondern erst zehn Jahre später, im Jahre 1937. Doch die Brüder machten unverzagt weiter. Sie predigten in den vier oder fünf Orten, wo Gruppen zusammenkamen, und schickten ihren Predigtdienstbericht direkt an die Gesellschaft in Brooklyn.

Im Jahre 1931 wurden die Gebete der Treuen um Einheit erhört, nämlich als die Gesellschaft an alle Versammlungen einen Brief schickte und diejenigen, die mit den Lehren der Gesellschaft übereinstimmten, aufforderte, einen neuen Namen anzunehmen: Jehovas Zeugen. Die Resolution bedeutete das Ende für die rebellische namenlose Gruppe. Sie hörte auf zu bestehen, wodurch der trennende Faktor in der Versammlung von Puerto Limón beseitigt war. Die theokratische Einsetzung von Dienern im Jahre 1938 trug noch zu größerer Einheit unter den Brüdern bei.

DAS WERK WIRD WIEDER VORANGETRIEBEN

Ehe Bruder Adamson nach Panama abreiste, hatte er in Río Hondo, einem kleinen Dorf am Atlantik, eine Gruppe organisiert. Einer von denen, die sich am 17. November 1926 taufen ließen, war Albert Ezra Pile. Als er 1918 im Alter von 29 Jahren von Barbados nach Costa Rica kam, hörte er zum erstenmal von der Wahrheit, doch er wußte damals noch nicht, daß er in den folgenden Jahren in der Geschichte der Zeugen Jehovas eine wichtige Rolle spielen würde. Als sich Ezra abends zur Ruhe begeben wollte, fragte er seinen Gastgeber, ob er etwas zu lesen habe. Dieser gab ihm den ersten Band der Schriftstudien. An jenem Abend entfachte die Wahrheit seine Liebe zu Jehova. Bald darauf wurde er Pionier, und heute, im Alter von 99 Jahren, ist er mit der Versammlung Siquirres verbunden. Aber wie beeinflußte er das Zeugniswerk?

Im Jahre 1927 zog Bruder Pile nach Siquirres, einer kleinen Stadt, wo er Frank Hudson traf. Bruder Hudson war der Kolporteur, der 1906 nach Costa Rica gekommen war, um dort mit dem Predigtwerk zu beginnen. Aufgrund von Entmutigung hatte aber sein Diensteifer inzwischen nachgelassen. Deshalb taten sich Bruder Pile und Bruder Hudson zusammen und brachten das Werk wieder in Gang; diesmal war es jedoch besser organisiert.

Da 1937 Kriegswolken über Europa hingen, befürchtete Bruder Pile, daß die Versorgung Costa Ricas mit Literatur bedroht sein könnte. Deshalb schrieb er nach Brooklyn und bot sich an, den Literaturvorrat der Gesellschaft in seiner Wohnung unterzubringen. Die Gesellschaft erklärte sich einverstanden, und die Literatur wurde von Puerto Limón nach Siquirres gebracht. Bruder Pile wurde der Lagerdiener und schickte die Literatur in all die Teile des Landes, wo Brüder wohnten.

EIN NEUES GEBIET WIRD ERSCHLOSSEN

Bis jetzt haben wir nur die Ereignisse behandelt, die sich an der Atlantikküste unter der englischsprechenden Bevölkerung zutrugen. Man hatte sich aber immer noch nicht richtig bemüht, in diesem Landesteil die spanischsprechenden Menschen mit der Königreichsbotschaft zu erreichen.

Im atlantischen Raum wurde in Siquirres ein riesiges spanischsprachiges Gebiet erschlossen, als Florencio Pérez, ein Nicaraguaner, durch Frank Hudson auf ungewöhnliche Weise die Wahrheit kennenlernte. Es geschah im Jahre 1932. Florencios Interesse an der Wahrheit wurde durch eine Statue geweckt, die Bruder Hudson gehörte. Dieser hatte das Standbild, das Nebukadnezar im Traum gesehen hatte, nachgebildet — den Kopf aus Gold, die Brust aus Silber und die Beine aus Eisen. Er hatte die Nachbildung auf die Veranda seines Hauses gestellt, und wenn ein Passant stehenblieb, erklärte er diesem die Bedeutung der Statue. Manchmal stellte er auf dem Marktplatz eine Tafel auf und sprach mit den Leuten, die sich um ihn versammelten, über biblische Prophezeiungen.

Frank Hudson konnte kaum Spanisch und Florencio nur wenig Englisch. Trotz der Sprachschranke interessierte er sich für Hudsons Erklärungen aus der Bibel, ja er brachte sich sogar Lesen und Schreiben selbst bei.

Als Florencio die Broschüre Heim und Glück las, war er überzeugt, daß er die Wahrheit gefunden hatte. Er schrieb an die Gesellschaft in Brooklyn einen Brief, in dem er zum Ausdruck brachte, daß er mit Jehovas Zeugen zusammenarbeiten wolle. Die Gesellschaft schickte ihm einen ermunternden Brief und eine spanische Bibel. Von da an verwandte er seine ganze Zeit darauf, die Königreichsbotschaft zu verbreiten, und er benutzte dabei biblische Literatur, die er von Bruder Hudson bekam. Im Jahre 1938 ließ sich Florencio schließlich auf einem Kongreß in Siquirres taufen.

DER ERSTE SPANISCHSPRECHENDE PIONIER

Ein Jahr bevor Florencio Pérez sich taufen ließ (allerdings hatte er sich schon Gott hingegeben), bewarb er sich bei der Gesellschaft um den Pionierdienst. Am 1. Juni 1937 wurde er ernannt und war somit der erste spanischsprechende Pionier in Costa Rica. Seine erste Gebietszuteilung war die spanischsprechende Bevölkerung im atlantischen Raum. Er wurde außerdem beauftragt, mit der kleinen spanischen Versammlung in San José zusammenzuarbeiten.

Bruder Pérez wandte viele verschiedene Methoden an, um die Königreichsbotschaft zu verbreiten. Manchmal band er an Äste von Bäumen, die am Weg standen, Broschüren, die von den Vorübergehenden nicht übersehen werden konnten. Oder er ging zum Flughafen in San José und ließ dort bei den Überseereisenden Literatur zurück; diese mußten jedoch versprechen, die Literatur weiterzugeben. Er durchdrang zu Fuß den dichten Dschungel und schlief dort, wo ihn die Nacht gerade überraschte; manchmal waren nur die Sterne seine Zudecke, und er war den Moskitos ausgesetzt. Oft wurde die Stille der Nacht durch das Klimpern auf seiner Gitarre, die er ständig bei sich trug, unterbrochen. Seine Reiselust und der Geist des Evangelisierens brachten ihn bis nach Nicaragua, wo er seinen Pionierdienst viele Jahre fortsetzte.

DIE VERSAMMLUNG IN SAN JOSÉ

Wie war die spanische Versammlung in San José entstanden? Von den Tagen des Ersten Weltkrieges an wurden in der Wohnung von Bruder Williams, der 1912 die Wahrheit kennengelernt hatte und später der vorsitzführende Aufseher wurde, Zusammenkünfte in englischer Sprache abgehalten. Zuvor war er ein Laienprediger einer evangelischen Sekte, und seine Frau hatte die Orgel gespielt. Da zu jener Zeit dort nicht viele Leute wohnten, die Englisch sprachen, gab es nur wenig Wachstum.

Als die Brüder jedoch spanische Literatur erhielten, war die Durchführung des Predigtwerkes leichter. Im Jahre 1931 versammelte sich eine Gruppe von 10 oder 12 spanischsprechenden Personen in Privatwohnungen. Einer von ihnen war Felipe Salmerón. Er gab unter anderem im Hafen von Puntarenas an der Pazifikküste Zeugnis. Nach mehr als 30 Jahren war die Wahrheit schließlich von Küste zu Küste verbreitet worden.

Gegen Ende des Jahres 1941 wurde Bruder Pile von Siquirres nach San José geschickt, um anstelle von Bruder Williams das Amt des Aufsehers zu übernehmen. Die Versammlung kam nun in der Wohnung von Flavio Romero zusammen, und die Gesellschaft stand mit dem Pionier Florencio Pérez in Schriftverkehr.

GILEADABSOLVENTEN TRAGEN ZUR STÄRKUNG BEI

Als Bruder Pile seinen Bericht über den Zustand der Versammlung in San José an die Gesellschaft schickte, schlug er vor, einen Bruder, der sich strikt an theokratische Grundsätze halte, nach Costa Rica zu schicken, damit er das Werk beaufsichtige. Die Brüder mußten nicht lange warten, denn am 23. Dezember 1943 trafen Theodore Siebenlist und seine Frau Hermena ein, die die erste Klasse der Gileadschule absolviert hatten. Costa Rica war eines der ersten Länder, wohin Gileadabsolventen gesandt wurden.

Bruder Siebenlist war in der Organisation fest gegründet. Sein Vater hatte sich 1913 taufen lassen, zwei Tage nach der Geburt Theodores. In der Wohnung seiner Eltern wurden Zusammenkünfte abgehalten, und er hatte sich mit seinen Eltern an der Verbreitung von Traktaten beteiligt. Im Jahre 1935 wurde er auf dem Kongreß in Washington (D. C.) getauft. Hermena Deines hatte er 1937 auf einem Kongreß kennengelernt, und im darauffolgenden Jahr hatten sie geheiratet.

Die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges, der noch immer in Europa tobte, waren auch in Costa Rica zu spüren. Als die Siebenlists in San José ankamen, herrschte also in vieler Hinsicht Mangel. Sie mußten etwa einen Monat lang suchen, bis sie im zweiten Stock eines Gebäudes eine passende Wohnung fanden, zu der außerdem ein Raum gehörte, der als Königreichssaal benutzt werden konnte. Die Wohnung lag ziemlich zentral, einen halben Häuserblock von der Hauptstraße entfernt, und wurde zu einer bekannten Adresse. Der Königreichssaal befand sich dort bis zum Jahre 1956, dem Jahr, in dem ein Zweigbüro mit einem angrenzenden Königreichssaal gebaut wurde.

DIE ERÖFFNUNG EINES ZWEIGBÜROS

Etwa drei Monate nach der Ankunft der Missionare besuchten Nathan H. Knorr, der dritte Präsident der Watch Tower Society, und sein Gehilfe, Milton Henschel, Costa Rica. Es war das erstemal, daß ein Präsident der Gesellschaft seinen Fuß auf costaricanischen Boden setzte. Das Literaturlager war schon im Januar 1944 von Siquirres nach San José verlegt worden, und im März desselben Jahres eröffnete Bruder Knorr ein Zweigbüro. Das war ein Wendepunkt in der Leitung des Zeugniswerkes. Bei seinem Besuch veranlaßte Bruder Knorr, daß ein größeres Missionarheim gesucht wurde, denn es sollte noch weitere Hilfe kommen. Im Nordwestteil von San José fand man etwas Geeignetes.

In den folgenden zwei Jahren wurden Charles und Lora Lea Palmer, Woodrow („Woody“) Blackburn, Donald H. Burt, William Eugene Call sowie Franklin und Emily Hardin, die alle Absolventen der Gileadschule waren, der Missionarfamilie hinzugefügt. Wie gut, daß so viel Hilfe kam! Donald Burt blieb nur eine kurze Zeit, denn er erhielt eine neue Zuteilung: Honduras. Später wurde er nach Peru gesandt, wo er heute als Koordinator des Zweigkomitees dient.

EINHEIT IN SAN JOSÉ

So, wie zuvor in Puerto Limón eine gespaltene Gruppe bestanden hatte, gab es nun auch eine in San José. Was geschah mit der Gruppe in San José? Bruder Siebenlist mahnte zur Einheit. Sein Motto lautete: „Entweder richtig oder gar nicht.“

Der Jahresbericht von 1944, den Bruder Siebenlist an die Gesellschaft schickte, ließ großen Fortschritt erkennen. Er schrieb: „Die Gruppe der spanischsprechenden Brüder in Costa Rica — es gibt jetzt etwa 75 — war bis zu unserer Ankunft im Dezember gespalten und unterhielt bis zum vergangenen Monat in San José zwei Königreichssäle. Direkt nach unserer Ankunft erhielten beide Gruppen die Einladung, sich gemeinsam regelmäßig in ein und demselben Saal zu versammeln. Zur ersten Zusammenkunft erschienen beide Gruppen, insgesamt 30 Personen. Durch die besondere Güte Gottes funktioniert die Organisation hier nun recht gut, und die Gruppe ist auf etwa 60 Personen angewachsen.“

Im folgenden April wurde eine neue Verkündigerhöchstzahl erzielt: 223. Welch ein Wachstum, wenn man bedenkt, daß weniger als zwei Jahre zuvor, als die Siebenlists ankamen, die vier englischen und die zwei spanischen Versammlungen insgesamt nur etwa 120 Verkündiger hatten!

DIENER FÜR DIE BRÜDER

Bruder Siebenlist diente im ersten Jahr, in dem er sich in Costa Rica befand, als Diener für die Brüder (Kreisaufseher). Er besuchte die sechs Versammlungen und die abgelegen wohnenden Interessierten, obwohl er weite Entfernungen überwinden mußte und das Reisen schwierig war. Als weitere Missionare eintrafen, konnten die Versammlungen öfter besucht werden.

Nachdem Bruder Blackburn, einer der Missionare, die sieben englischen Versammlungen als Diener für die Brüder besucht hatte, berichtete er: „Der Eifer und die Liebe, die die Brüder für die Theokratie bekunden, ist bewundernswert. Finanziell stehen sie sich zwar nicht gut, doch sie nehmen die Vertreter der Gesellschaft bereitwillig auf und geben ihnen das Beste, was sie haben. Sie sind sanftmütig und lernbereit. Wenn sie meilenweite Strecken bei Hitze und durch Schlamm zurücklegen müssen, um Nachbesuche [Rückbesuche] und Bibelstudien durchzuführen, beklagen sie sich nicht.“

Bruder Blackburn dient noch immer als Vollzeitdiener, obwohl inzwischen 40 Jahre vergangen sind. Er war mit seiner Familie in Nicaragua, in Honduras und in Mexiko tätig.

Die Besuche der Diener für die Brüder wurden nicht nur von den Versammlungen, sondern auch von der einheimischen Bevölkerung geschätzt. Franklin Hardin (eher als „Doc“ bekannt, weil er Chiropraktiker war) und seine Frau Emily besuchten 1946 Puerto Limón. Die lokale Zeitung enthielt folgenden Bericht: „Der bemerkenswerte Besucher kam in Begleitung seiner liebenswürdigen Frau. Die beiden haben wir nie zuvor gesehen; doch in der kurzen Zeit, in der sie hier waren, haben sie bei uns einen guten und unvergeßlichen Eindruck hinterlassen, und der Inhalt ihrer Worte hat uns sehr bereichert und uns so gefallen, als würden wir das Paar schon viele Jahre kennen. Wir haben gut zugehört, als er viele Bibeltexte als Beweis für seine Botschaft zitierte.“

DER ERSTE EINHEIMISCHE KREISAUFSEHER

Der Bericht über den Kreisdienst in der damaligen Zeit wäre nicht vollständig, wenn nicht Arnold Williams aus Puerto Limón erwähnt würde. Er verwaltete ein Verpflegungsmagazin der United Fruit Company, doch sobald es ihm möglich war, richtete er seine Angelegenheiten so ein, daß er allgemeiner Pionier sein konnte. Da er die Königreichsinteressen an die erste Stelle setzte, gab er Jüngeren ein nachahmenswertes Beispiel. Wegen seines Eifers und seiner Entschlossenheit wurde er in San José als Kreisaufseher geschult, und 1948 begann er mit dem Kreisdienst. Er heiratete Mildred Gumbs (jetzt Ortega), und sie setzten bis 1959 den Kreisdienst fort. Da er Englisch und Spanisch beherrschte, diente er Bruder Knorr bei seinem ersten Besuch als Übersetzer. Alle empfanden es als schmerzlichen Verlust, als er — noch relativ jung — starb, doch hinterließ er viele „Empfehlungsbriefe“ (2. Kor. 3:1).

PIONIERE VERBREITEN DIE BOTSCHAFT

Nicht nur die Missionare und die Kreisaufseher haben wertvolle Hilfe beim Ausbreiten der Botschaft in neuen Gebieten geleistet, sondern auch die Pioniere spielten eine bedeutende Rolle. Zu Beginn des Jahres 1944 gab es zwei Pioniere, im August war die Zahl auf neun gestiegen.

In Grecia, wohin die ersten Sonderpioniere des Landes, Evelyn Ferguson (jetzt Taylor) und Mildred Gumbs, geschickt wurden, kamen jeweils 13 Verkündiger zusammen. Im folgenden Jahr, 1945, wurde auch Eugenia Dillon zur Sonderpionierin ernannt.

Berta Solera, eine betagte Witwe, die als Pionierin in San José tätig war, verspürte den Wunsch, nach Guanacaste, ihrer Heimatprovinz, zurückzukehren, hatte aber kein Geld für die Reise. Da verkaufte sie ihre kleine Nähmaschine — mit der sie sich den Lebensunterhalt verdient hatte —, damit sie die Reise bezahlen konnte. Im Jahre 1947 fuhren sie und Anita Taylor dorthin, um zu predigen. Dabei fanden sie sowohl in Liberia als auch in Filadelfia Personen, die so großes Interesse an geistigen Dingen hatten, daß sie die Pionierinnen gastlich aufnahmen. Im Jahre 1949 erhielt Berta, die von ihrer Tochter begleitet wurde, Liberia als Sonderpioniergebiet. Ihr schlossen sich die beiden Swaby-Schwestern an. Wer waren diese beiden Schwestern?

PIONIERSCHWESTERN

Claudia Goodin, eine großgewachsene, hellhäutige Frau aus Jamaika, hatte zwei Töchter namens Joy und Fe. Damals wohnte Claudia bei ihrer Schwester Arelminta Swaby in Puerto Limón. Arelminta hatte vier Töchter — Dorell, Calvie, Lila und Casel. Dorell war die erste der Swaby-Schwestern, die sich an den Pionierdienst heranwagte. Sie und Corina Osorio (jetzt Novoa) erhielten Puerto Quepos an der Westküste als Zuteilung. Dorells drei Schwestern nahmen später ebenfalls den Pionierdienst auf.

Claudias zwei Töchter, Fe und Joy, kamen im Jahre 1948 als Sonderpionierinnen nach Alajuela, wo eine neue Versammlung gegründet worden war. Auch Dora Argentina Vargas (jetzt Call) nahm den Pionierdienst auf. Im Jahre 1950 besuchten Dorell Swaby und Fe und Joy Goodin die Gileadschule und erhielten als Zuteilung Panama. Lila Swaby und Evelyn Ferguson besuchten im Frühjahr 1953 die Gileadschule, und Argentina kam in die darauffolgende Klasse. So waren diese Schwestern seit den 40er Jahren emsig damit beschäftigt gewesen, reichlich Samen der Königreichswahrheit auszusäen.

DAS PFERD UND DER BARBIER

Um das Jahr 1944, als in San José das Zweigbüro eröffnet wurde, erhielt ein katholischer Mann in San Carlos durch die Post die Broschüre Harmagedon. Er gab sie an Naftalí Salazar, einem Mann evangelischer Konfession, weiter. Naftalí war so erstaunt über das, was er in der Broschüre las, daß er sie dem Pastor seiner Kirche zeigte. Der wurde zornig und warnte ihn vor diesem „russellitischen Gift“.

Naftalí wollte jedoch gern jemand von der Watch-Tower-Organisation, der Herausgeberin der Broschüre, kennenlernen. Er hatte erfahren, daß auch ein italienischer Barbier die Literatur erhielt. Der Barbier wohnte in dem etwa hundert Kilometer entfernten Grecia. Naftalí beschloß, den Barbier aufzusuchen. Er überlegte sich, daß er ja, um nach Grecia zu gelangen, einen dreitägigen Vertrag als Viehtreiber abschließen und dann auf dem Rückweg in Grecia haltmachen könne.

Als er in Grecia ankam, verwies ihn jemand an ein älteres Ehepaar, das jedoch kein Spanisch sprach. Er zog seine sorgsam gehütete Broschüre heraus und zeigte sie den beiden. Doch sie konnten nur sagen: „Bibel, Bibel“ und wiesen die Straße hinunter auf einen Hügel. Enttäuscht bestieg er wieder sein Pferd und ritt in der angedeuteten Richtung davon. Auf dem Hügel verließ Naftalí die Hauptstraße, bog in einen schmalen Weg ein und hielt bei einem Tor an. Naftalí öffnete das Tor, und das Pferd drehte sich, um ihm zu helfen, es wieder zu schließen. Sie befanden sich auf einem Bauernhof. Naftalís Pferd trottete quer über ein Feld zu einem weiteren Tor. Davor stand eine kleine Hütte, und im Freien saßen ein Mann, seine Frau und zwei kleine Kinder.

„Was wünschen Sie?“ fragte der Mann.

„Entschuldigen Sie, aber mein Pferd führte mich hierher. Ich suche einen italienischen Barbier.“

„Das bin ich, und wer sind Sie?“

„Ich bin Naftalí Salazar aus San Carlos.“

Offenbar hatte der Barbier bereits von diesem Mann gehört; er erhob die Hände und sagte: „Gelobt sei Jehova. Er hat Sie hergeschickt.“ Welch ein glücklicher Tag das für Naftalí war!

EHEN UND LOTTERIEN

Als sich das Königreichswerk ausdehnte, wurde eine moralische Reinigung erforderlich. Im Jahre 1946, als Bruder Knorr Costa Rica ein zweites Mal besuchte, wurde er von Bruder F. W. Franz begleitet, der sich als eine große Hilfe erwies. Man lenkte die Aufmerksamkeit der einheimischen Brüder auf das Thema „Registrierung der Ehe“. Leonard Hurst, der damals mit einer Frau zusammenlebte, ohne gesetzlich verheiratet zu sein, erinnert sich an Bruder Knorrs Worte. „Allen, die heute Abend hier anwesend sind und die mit einer Frau zusammenleben, ohne gesetzlich verheiratet zu sein, gebe ich einen Rat: Geht zum katholischen Priester, und laßt euch bei ihm als Kirchenmitglied eintragen, denn in der katholischen Kirche könnt ihr es so halten. Dies aber ist Gottes Organisation, und in ihr darf man nicht so handeln.“

Leonard hatte das Gefühl, als würde Bruder Knorr direkt zu ihm sprechen. Daher erlangte er in weniger als einem Monat die Scheidung von seiner früheren Frau und ließ sich mit der Frau, mit der er damals zusammenlebte, gesetzlich trauen.

Auch das Erwerben von Lotterielosen war eine Sache, die der Korrektur bedurfte. Evelyn Ferguson wählte immer eine gewisse Glückszahl aus und betete sogar, daß diese Zahl gewinnen würde. Warum? Damit sie den Pionierdienst aufnehmen könnte. Als sie erkannte, daß das Lotteriespiel mit der Bibel unvereinbar war, nahm sie sich vor, keine Lose mehr zu kaufen.

Der Losverkäufer, von dem Evelyn ihre Lose jeweils bezog, kam wie üblich und wollte unbedingt, daß sie ihre Glückszahl zog. Doch Evelyn blieb fest und war auch kein bißchen enttäuscht, als ihre Zahl an jenem Tag gewann. Kurz nach diesem Vorfall wurde sie Pionier — ohne Hilfe des ‘Gottes des Glücks’ (Jes. 65:11).

„STAUB ZU STAUB“

Die Zeugen hörten auch auf, fragwürdigen religiösen Traditionen zu folgen. Bei einer Beerdigung eines Zeugen Jehovas schloß der Bruder, der die Begräbnisansprache hielt, lediglich mit einem kurzen Gebet am Grab ab. Weil er der religiösen Tradition nicht folgte und die Worte nicht sprach: „Asche zu Asche und Staub zu Staub“ und keine Handvoll Erde auf den Sarg warf, wie es Brauch war, empörten sich die kirchlichen Leute, die sich unter den Anwesenden befanden, und taten es dann selbst.

Einige Zeit später starb eine ältere Schwester. Am Grab, gerade bevor der Sarg hinabgelassen wurde, öffnete der Bruder, der die Ansprache gehalten hatte, seine Bibel und las die Worte: „Denn Staub bist du, und zu Staub mußt du wieder werden“ (1. Mo. 3:19, Menge). Er wandte sich an die Trauergemeinde, zu der auch wieder jene kirchlichen Leute gehörten, und sagte, ohne eine Pause zu machen: „Und von Asche wird hier nichts gesagt. Brüder, laßt den Sarg hinunter.“ Den Gegnern verschlug es die Sprache, und sie warfen nicht, wie üblich, eine Handvoll Erde auf den Sarg.

Was waren die Ergebnisse der Kreisaufseherbesuche, des Zustroms von Missionaren und des Befolgens biblischer Gesetze? Einheit und Wachstum. Schon bevor die 50er Jahre begannen, erreichten wir eine Verkündigerzahl von über 1 000, mehr als 850 Bibelstudien wurden monatlich berichtet, und es bestanden 32 Versammlungen.

KONGRESS AUF DEM LAND

Bis 1950 wurden die meisten Kongresse in Puerto Limón und in San José durchgeführt. Jetzt aber war so viel Interesse geweckt worden, daß in dem kleinen Ort Argentina de Tilarán ein Kongreß veranstaltet werden konnte.

Nach Argentina de Tilarán zu kommen war für Bruder und Schwester Siebenlist nicht einfach. Zuerst bestiegen sie ein Flugzeug und dann einen alten Bus, der eine holperige Straße entlangfuhr. Bei einer Gabelung, wo die Straße endete, warteten die Brüder auf sie mit Pferden. Den Rest der Wegstrecke ritten sie. Um die Kongreßstätte herum gab es nur verstreut liegende Bauernhöfe. Doch die Brüder waren in Hochstimmung — es war ihr erster Kongreß. Manche von ihnen hatten einen neunstündigen Marsch auf Bergpfaden hinter sich. Die Anwesendenzahl am Sonntag betrug fast 300. Einige standen während des Programms, andere saßen auf provisorischen Bänken — Bretter, die man auf Säcke mit Reis gelegt hatte.

Auf dem Kongreß leitete ein neu ernannter Schulaufseher die Theokratische Predigtdienstschule. Vor Beginn der Schule erklärte ihm der Kreisaufseher eingehend, wie er den Studierenden Rat erteilen sollte. Zum Beispiel sagte er ihm, daß er jedem Studierenden in zwei guten und zwei schwachen Punkten Rat geben sollte. Der Kreisaufseher war sicher, daß der Bruder ihn verstanden hatte und daß die Schule glatt verlaufen werde. Zum Leidwesen des Kreisaufsehers stand der Schulaufseher nach der ersten Studierendenansprache auf und sagte etwas nervös, doch aufrichtig: „Bruder, du hast zwei gute und zwei schwache Punkte gehabt. Bemühe dich, es das nächste Mal besser zu machen.“ Dann führte er, ohne weitere Ratschläge zu geben, den nachfolgenden Studierenden ein.

VOM HOCHSEEFISCHER ZUM MENSCHENFISCHER

Im Jahre 1940 reiste Josephine Steele nach Moín, etwas nördlich von Puerto Limón. Sie begann ihr Zeugniswerk, indem sie ihr Grammophon erst einmal auf dem Bahnhof von Moín hinstellte, es mit einer Kurbel mühsam aufzog, dann die Nadel behutsam auf die erste Rille einer Schallplatte von Bruder Rutherford setzte und den Apparat einschaltete. „Religion ist eine Schlinge und ein Gimpelfang“, donnerte die Stimme aus dem Grammophon. Eine Schar Männer versammelte sich. Einer, Vincente Sanguinetty, ließ seinen Freund, den Fischer Silbert Spence, holen. Silbert, die Hosen hochgekrempelt, näherte sich der Traube von Zuhörern, stemmte die Hände in die Hüften, blickte seinen Freund Vincente an und fragte: „Wer ist der Redner?“

„Es ist der Richter natürlich, du Dussel!“ antwortete Vincente; mit dem Richter war Joseph F. Rutherford, der zweite Präsident der Watch Tower Society, gemeint.

Da Vincente bereits einige Bücher von Bruder Rutherford gelesen hatte, hielten die beiden Männer Josephine den ganzen Tag mit dem Beantworten biblischer Fragen beschäftigt. Vincente erzählte Schwester Steele, daß er einmal, als er auf hoher See in einen furchtbaren Sturm gekommen sei, zum Herrn um Hilfe gebetet und ihm versprochen habe, ihm zu dienen, wenn er heil davonkomme. Er wolle dieses Gott gegebene Versprechen immer noch erfüllen, aber die beiden „D“ würden ihm zu schaffen machen — Damen und Drogen. Ein Bibelstudium wurde mit diesen beiden Männern begonnen, und schon am 21. September 1940 ließen sich die zwei sowie Silberts Frau Valmina taufen.

„Meine Freude wuchs, als ich merkte, daß sich die Worte, die Jesus zu Petrus und Andreas gesprochen hatte, auch an mir erfüllten“, sagte Silbert. „Ich war ein Menschenfischer geworden.“ Als Joshua Steelman, ein besonderer Vertreter der Gesellschaft, einmal zu Besuch weilte, fragte er Silbert: „Wann willst du Pionier werden? Erst wenn Harmagedon vor der Tür steht?“ Silbert erkannte die Dringlichkeit der Zeit. Er und Valmina nahmen im November 1948 den Pionierdienst auf.

Obwohl Silbert Spanisch nur radebrechte, wurde er als spanischer Kreisaufseher eingesetzt. Anfänglich hielt er alle Vorträge in Englisch und ließ sich übersetzen. Eines Tages ermunterte ein spanischsprechender Bruder Silbert mit den Worten: „Bruder Silbert, laß dir wegen deinem Spanisch keine grauen Haare wachsen. Wir merken, daß es dir schwerfällt, aber wir lernen die Wahrheit leichter von dir.“ Liebe kennt somit keine Sprachschranke.

Silberts Frau war ihm im Kreisdienst bis zu ihrem Tod im Jahre 1974 eine treue Gefährtin. Silbert selbst diente treu als Glied des Zweigkomitees, bis er im Mai 1985 starb.

ERSTER KONGRESS-SAAL

Das zahlenmäßige Wachstum der Zeugen Jehovas erschreckte die Geistlichkeit des Landes nicht wenig. Sie setzte die sozialen Organisationen unter Druck, so daß es immer schwieriger wurde, in Puerto Limón Hallen für Kreiskongresse zu finden. Die Zeugen Jehovas der Stadt beschlossen daher, einen Königreichssaal zu bauen, der sich auch als Kongreßsaal eignen würde. Auf einem Grundstück, nur drei Häuserblocks vom Zentralmarkt entfernt, errichteten sie ein zweigeschossiges Gebäude. Der Königreichssaal war im ersten Stock, und unten waren die Zimmer für den Kreisaufseher sowie eine Küche und eine Theke für die Kongreß-Cafeteria. Das Gebäude wurde Donnerstag, den 19. August 1954, der Bestimmung übergeben. Im Jahre 1972 wurde es renoviert, und heute sind drei Versammlungen in dem Saal, auch werden die kleineren englischen Kongresse darin abgehalten.

KÖNIGREICHSSAAL NIEDERGEBRANNT

An der gegenüberliegenden Küste, der Pazifikküste, hatten die Brüder nicht so viel Freude mit ihrem Königreichssaal. Eine Versammlung von ungefähr 45 Verkündigern kam in dem kleinen Dorf Manzanillo de Ario zusammen. Der Widerstand gegen sie wuchs, und schließlich wurden die Drohungen, Gewalt anzuwenden, wahrgemacht.

Eines Nachts, etwa um Mitternacht, ging der Königreichssaal plötzlich in Flammen auf. Er brannte so schnell lichterloh, daß nichts gerettet werden konnte — ein großer Verlust an materiellen und geistigen Gütern für bereits arme Leute. Wurde das Königreichswerk durch diese gemeine Brandstiftung lahmgelegt? Nein! Untätige Verkündiger wurden plötzlich aktiv, und Neue begannen sich mit den Zeugen zu verbinden. Diese hielten dann ihre Zusammenkünfte in der Wohnung eines Bruders ab und fuhren fort, Vorbereitungen für die Gedächtnismahlfeier zu treffen.

Wie hat sich dieser Gewaltakt auf die Besucherzahl beim Gedächtnismahl ausgewirkt? Positiv. Sie hatten eine Zunahme an Besuchern von fast 300 Prozent im Vergleich zu anderen Jahren. Echter Glaube kann durch Gegner nicht erschüttert werden — das ist eine Tatsache, die von Christus Jesus und den Aposteln auf einmalige Weise demonstriert wurde und die in unserem Jahrhundert von Tausenden von Zeugen bestätigt wird, die ihren Glauben unter Prüfungen beweisen (1. Pet. 1:6, 7).

PÖBELAUSSCHREITUNGEN EINHALT GEBOTEN

Der Widerstand wurde größtenteils durch die Geistlichkeit hervorgerufen. Zum Beispiel installierten die Priester Lautsprecher am Kirchturm, um ihre Herde vor den Zeugen zu warnen, wenn diese sie besuchen wollten. Die Priester ließen auch Schilder drucken mit der Aufschrift: „Wir sind katholisch. Wir wollen keine protestantische Propaganda“ und verkauften sie an ihre Gemeindemitglieder, die sie dann in ein Fenster ihres Hauses hängten. Die Zeugen ignorierten natürlich diese Schilder.

Eugenia Dillon machte die Feststellung, daß sich nicht alle Leute von der Geistlichkeit beeinflussen ließen. Eines Tages, als sie im Predigtdienst war, rottete sich ein Haufen zusammen, folgte ihr und schrie: „Hier regiert die Jungfrau der Engel. Lang lebe der große Papst! Wir sind katholisch und wollen keine protestantische Propaganda.“ Sie betete eiligst zu Jehova um Hilfe. An der nächsten Tür, an die sie klopfte, fragte ein Mann, als er den Pöbelhaufen sah: „Folgen diese Leute Ihnen? Treten Sie ein, ich will Sie vor diesem wilden Haufen beschützen.“

Als Schwester Dillon, die glaubte, ihr Gebet sei erhört worden, im Haus war, lief der Mann in ein anderes Zimmer, ergriff einen Revolver, lud ihn und rannte aus dem Haus bis ans Tor. Dort schwang er die Waffe und schrie dem Pöbelhaufen zu: „Diese Frau hat eine andere Religion als ich, aber ich verteidige sie und befehle euch, sofort auseinanderzugehen, wenn euch das Leben lieb ist.“

Augenblicklich zerstreute sich der Volkshaufe. Der Mann kehrte ins Haus zurück und erklärte grinsend, er habe nicht die Absicht gehabt, jemand zu töten, aber die Waffe sei die einzige Sprache, die solch dämonisierte Wilde verstehen würden.

Einmal ging Bruder Pile, sein Grammophon tragend, mit einer großen Gruppe Verkündiger nach Juan Viñas, westlich von Siquirres, um es zu bearbeiten. Der Gemeindepriester ließ die Kirchenglocken läuten, damit seine Leute zu ihm kämen. Er wies einige seiner Unterstützer an, von Haus zu Haus zu gehen und den Leuten zu sagen, sie sollten die Zeugen nicht anhören, wenn sie vorsprechen würden.

Der Priester muß sich hämisch gefreut haben bei dem Gedanken, daß er erfolgreich sei, bis der jefe político, d. h. der Polizeichef, die Brüder und die Polizeibeamten zu sich in sein Büro rief. Dann bat er Bruder Pile, die Grammophonplatten mit der Botschaft abzuspielen. Nachdem die Polizeibeamten sich die Platten angehört hatten, nahmen sie Literatur entgegen. Der Polizeichef hatte nichts gegen das Zeugniswerk einzuwenden und erklärte den Brüdern, sie könnten weiterpredigen.

Ein Erfolg konnte verbucht werden, als John Craddock im Musikpavillon von San Ramón einen öffentlichen Vortrag hielt. Ein paar Einheimische, die Pioniere von San Ramón und etwa sechs Brüder aus San José, die Bruder Craddock begleiteten, waren anwesend. (John und seine Frau Emma Marie, Absolventen der 10. Gileadklasse, waren 1949 zur Missionarfamilie gestoßen. Jetzt, nur etwa anderthalb Jahre danach, erfuhren sie, was Gegnerschaft ist.) Ein Priester mit einer Schar Kinder bestieg hinter dem Rücken von Bruder Craddock den Musikpavillon, und sie begannen durch Zwischenrufe zu stören. Zur gleichen Zeit stürmte auf Verabredung eine Schar Erwachsener vom andern Ende des Marktplatzes vorüber und rief: „Tötet ihn, tötet ihn!“

Offenbar wollte der Volkshaufe Bruder Craddock nur einschüchtern, denn er rannte an ihm vorbei, ohne ihn zu berühren. John konnte den Vortrag nicht zu Ende führen, daher ging er, begleitet von Marie und den anderen aus San José, zur Bushaltestelle. Dort sprach ihn der Bürgermeister an und sagte, wie leid es ihm tue, daß der Vortrag gestört worden sei. Der Bürgermeister drang in John, wiederzukommen und den Vortrag nachzuholen. Er versprach auch Polizeischutz dafür.

Drei Wochen später kehrte daher eine Verkündigergruppe nach San Ramón zurück und kündigte den Vortrag in der ganzen Stadt mittels Handzetteln an. Als der Vortrag beginnen sollte, war der Marktplatz von Polizeibeamten umstellt. Diesmal kam es zu keinen Störungen.

BÜRGERKRIEG

Die Wahlen im Jahre 1948 führten zum Bürgerkrieg. Das erschwerte den Haus-zu-Haus-Dienst sehr. Als Eugenia Dillon mit ihrer Partnerin einmal in einem Landgebiet arbeitete, wurde sie von Soldaten angehalten. „Halt, wer da?“ schnauzten die Soldaten und richteten ihre Gewehrläufe auf die Schwestern. „Welcher politischen Partei gehört ihr an?“

„Wir sind Zeugen Jehovas“, antworteten die Schwestern. „Wir kündigen das Königreich unter Christus Jesus an, die einzige Regierung, die den Menschen wirklich Frieden bringen kann.“

Während die Soldaten die Taschen der Pionierinnen durchsuchten, gaben diese ihnen Zeugnis. Man ließ die Schwestern gehen, und sie fuhren fort, den Leuten der Umgebung, die wegen des Krieges in großer Sorge waren, zu predigen.

Während des Bürgerkrieges ließen viele der falschen Hirten ihre Herde im Stich, um ihr Leben in Sicherheit zu bringen. Das gab den Zeugen Gelegenheit, den sich selbst überlassenen Schafen zu predigen. Nun konnten die Leute sehen, daß sie von ihren Hirten, den Geistlichen, nicht geweidet, sondern nur geschoren worden waren. Als die falschen Hirten zurückkehrten, stellten sie zu ihrer Betrübnis fest, daß viele ihrer Herde mit den Zeugen studierten.

BEFÖRDERUNG MIT DEM MAULTIERWAGEN

Verkehrsmittel stehen in engem Zusammenhang mit dem Predigtwerk, und in Costa Rica sind ganz verschiedene in Gebrauch. Man fährt mit der Eisenbahn. Aber nicht alle Züge werden von einer Lokomotive gezogen. Der Maultierwagen ist ein einzigartiges Vehikel, das auf einer Schmalspur rollt und von einem Maultier gezogen wird. Hierbei ist der Nervenkitzel größer als bei der Achterbahn.

Auf dem Wagenboden sind Bänke angebracht, die 20 Personen Platz bieten. Die einzige Bremse des Maultierwagens ist ein Holzpfahl, der durch den Wagenboden gesteckt ist. Der Pfahl wird wie ein Hebel gegen das Rad gedrückt. Bergab wird es für das Maultier gefährlich, wenn der Fahrer nicht verhindert, daß der Wagen in das Tier hineinfährt. Die Fahrgäste werden auch durch die Hufe des Maultieres mit Schmutz bespritzt; aber das ist noch das kleinste Übel. Denn der Wagen mag entgleisen, und dann fliegen die Fahrgäste durch die Luft und können sich beim Aufprall Arme und Beine brechen.

Flüsse werden in kleinen Außenbordern überquert oder in Einbäumen mit hölzernen Paddeln. Als Beispiel: Schwester Solera mußte, um nach Guanacaste zu gelangen, wo sie predigen wollte, den Zug nach Puntarenas nehmen, in einem Schiff den Golf von Nicoya überqueren und danach noch 15 Stunden in einem Ochsenkarren fahren. Keine geringe Leistung für eine Frau von über 60 Jahren.

VERÄNDERUNGEN IM ZWEIGBÜRO

Theodore Siebenlist diente von März 1944, als das Zweigbüro eingerichtet wurde, bis Juni 1952 als Zweigaufseher. In jenem Jahr verließen er und seine Frau das Bethel, um sich auf die Geburt ihrer Tochter Janet vorzubereiten.

William Call, ein Absolvent der dritten Klasse der Gileadschule, der 1946 von Costa Rica nach Nicaragua gesandt worden war, kehrte nach Costa Rica zurück und wurde der neue Zweigaufseher. Er blieb das bis zum Jahre 1954, als er Dora Argentina Vargas, eine Gileadabsolventin, die ursprünglich aus Guatemala kam, heiratete. Ihr Sohn Robert dient jetzt im Bethel in Brooklyn. Dann wurde William Aubrey Bivens aus Guatemala Zweigaufseher. Er und seine Frau Bertha waren schon in jenem Land, seit sie die 5. Klasse der Gileadschule absolviert hatten. Später wurden sie nach Brasilien geschickt, wo Bruder Bivens bis zu seinem Tod im Jahre 1969 als Zweigaufseher diente.

Nachdem Bruder Bivens nach Brasilien geschickt worden war, wurde Charles Sheldon Zweigaufseher und blieb es bis zum März 1964, als George Jenkins und seine Frau eintrafen. Bruder und Schwester Jenkins mußten 1966 aus gesundheitlichen Gründen Costa Rica verlassen. Der nächste Zweigaufseher, Lorence A. Shepp, befand sich immer noch in Nicaragua. Wie gelangte er nach Costa Rica?

Lorence war seit 1958 im Vollzeitdienst. Er war in Kanada und Alaska als Kreisaufseher tätig gewesen. Dann gehörte er zu den Kreisaufsehern, die für eine besondere Königreichsdienstschule ins Hauptbüro in Brooklyn eingeladen wurden. In Verbindung damit fragte Bruder Knorr, ob jemand bereit wäre, als Missionar in ein fremdes Land zu gehen, ohne die Gileadschule absolviert zu haben. Bruder Shepp nahm die Einladung an. Im Jahre 1961 wurde er nach Nicaragua geschickt. Dort heiratete er Juana Olimpia Guinart, eine Kubanerin und Absolventin der 22. Klasse der Gileadschule. Das war ihre dritte Zuteilung, denn sie hatte bereits als Missionarin in Honduras und Mexiko gedient.

Nachdem Bruder Shepp später einen Zehn-Monats-Kurs der Gileadschule besucht hatte, mußten er und Olimpia ihre Koffer packen, um in eine neue Zuteilung zu gehen — El Salvador. Doch sie beschlossen, vorerst einmal in Costa Rica Urlaub zu machen. Und sogleich waren sie von diesem Land begeistert. Sie ahnten nicht, daß bereits ein Brief unterwegs war, der besagte, daß Costa Rica ihre neue Zuteilung war.

Das Ehepaar Shepp traf im September 1966 ein, und auf dem internationalen Kongreß im Dezember jenes Jahres gab Bruder Knorr bekannt, daß Bruder Shepp der neue Zweigaufseher sei. Gegenwärtig ist er Koordinator des Zweigkomitees.

ANREIZ ZUR AUSDEHNUNG

Bruder Knorr besuchte im Dezember 1954 Costa Rica erneut und kündigte an, daß ein neues Zweigbüro samt Königreichssaal gebaut werden soll. Die Begeisterung war groß. Man traf Vorkehrungen, ein Grundstück im Herzen von San José zu erwerben. Dann, Anfang Januar, gerade als die Brüder mit dem Bau beginnen wollten, drangen aus dem Norden Truppen in das Land ein. Obschon Städte und Dörfer von Flugzeugen aus mit Maschinengewehren beschossen wurden, gingen die Brüder weiterhin von Haus zu Haus, um die Leute mit der Botschaft vom Königreich Gottes zu trösten. Die Predigtdienstberichte vom Januar zeigten, daß die Höchstzahlen vom Vorjahr überschritten worden waren. Doch im April wurde eine noch höhere Zahl erreicht. In diesem Monat betrug die Zahl der Verkündiger 2 078 — eine Steigerung von 30 Prozent.

Wie erging es den Brüdern mit dem neuen Zweigbüro? Wurde der Bau verzögert? Am 25. Januar 1956, nur zwei Tage vor einem überraschenden Besuch von Bruder Knorr und seiner Frau Audrey, wurde er fertig, und am 27. Januar 1956 fand die Bestimmungsübergabe statt.

FAHNENGRUSS-PROBLEME

Im September 1959 wurde in Puerto Limón die Fahnengrußfrage akut. Dreizehn Schüler, alles Zeugen Jehovas, lehnten es ab, an den Zeremonien teilzunehmen, weil sie ihrem christlichen Gewissen nicht zuwiderhandeln wollten. Obschon die Kinder der Zeugen Jehovas sich nicht respektlos verhalten hatten und ihre Handlungsweise tadellos gewesen war, wurden sie beschuldigt, rebellisch und aufsässig zu sein, und man verwies sie von der Schule.

Das Gericht erlaubte den Schulbesuch der Kinder nicht, solange sie die Fahne nicht grüßen würden. Darauf wurde beim Obersten Gerichtshof von Costa Rica Berufung eingelegt. Dieses Gericht wurde darauf aufmerksam gemacht, daß die Verfassung von Costa Rica die Glaubensfreiheit garantiere und auch das Recht auf Ausbildung in den staatlichen Schulen. Doch das Gericht stützte die Entscheidung der unteren Instanz mit der Begründung, das Gesetz über die Religionsfreiheit sei nicht verletzt worden.

Am Anfang des nächsten Schuljahres wurden die meisten Schüler wieder in die Schule aufgenommen, aber dann erneut ausgeschlossen, als sie die Fahnengrußzeremonien nicht mitmachten. Darauf richtete man eine Eingabe an den Obersten Schulrat. Doch sie wurde am 5. Juli 1960 abgelehnt.

Die Fahnengrußfrage rief ein starkes Echo in der Presse und im Rundfunk hervor. Das Problem existiert in den Schulen bis auf den heutigen Tag, aber viele Lehrer erkennen das ausgezeichnete Verhalten der jungen Zeugen an und drücken lieber ein Auge zu, als daß sie aus der festen Überzeugung der Kinder eine Streitfrage machen. Sie sind sich darüber im klaren, daß sie die Besten der Klasse verlieren würden, wenn sie diese Schüler von der Schule verweisen würden.

In einer Landschule waren von 50 Schülern nur 6 keine Zeugen Jehovas. Wenn diese Zeugen von der Schule verwiesen würden, müßte diese Schule schließen, und der Lehrer würde arbeitslos.

Viele Lehrer dachten, daß die Kinder, die von der Schule verwiesen würden, ohne Schulbildung keinen Erfolg im Leben hätten. Milton Hylton, der Enkel von Francela Williams, bewies, daß das ein Irrtum ist. Er war von der Schule verwiesen worden, doch „das wirkte sich zum Segen aus“, meinte er. „Zuerst hatte ich die Gelegenheit, mich Jehova gegenüber als treu zu erweisen, und dann hatte ich den Vorteil, über 13 Jahre im Vollzeitdienst zu sein.“ Als es notwendig wurde, daß Bruder Hylton ganztägig arbeitete, erhielt er eine Arbeit im Büro, und später arbeitete er für die gleiche Firma als Buchhalter, ohne dabei seine theokratischen Aufgaben vernachlässigen zu müssen.

DIE VULKANE IRAZÚ UND ARENAL ERWACHEN

Nach 20jähriger Siesta erwachte am 13. März 1963 der Irazú, einer der vielen Vulkane Costa Ricas, zu neuer Tätigkeit, die zwei Jahre anhielt. Der etwa 30 Kilometer von der Hauptstadt entfernt liegende Vulkan spie Asche aus, die vom Wind weggetragen wurde und sich über San José absetzte, wo etwa ein Viertel aller Costaricaner lebt. Die Stadt Cartago am Fuß des Vulkans blieb so ziemlich von diesem Niederschlag verschont, denn der Wind trug die Asche hoch über die Stadt hinweg. Aber Cartago sollte bald von einer anderen Katastrophe betroffen werden.

Am 9. Dezember 1963 durchweichten starke Regenfälle die hohen Aschenwehen an den Abhängen des Vulkans. Als der Sättigungsgrad erreicht war, begann die tropfnasse Asche vom Berg in die Flüsse zu rutschen, die bereits mit Asche verstopft waren, und bewirkte, daß sie über die Ufer traten. Ein angeschwollener Fluß donnerte durch die Stadt Cartago und riß Häuser samt den darin schlafenden Bewohnern mit sowie Haustiere und wildlebende Tiere. Menschen kamen bei dieser Überschwemmung ums Leben, obschon die Polizei mit Lautsprecherwagen durch die Straßen gefahren war und die Bevölkerung rechtzeitig vor der nahenden Katastrophe gewarnt hatte. Entweder hatten die Opfer die Warnung nicht ernst genommen, oder sie wollten ihren materiellen Besitz nicht zurücklassen. Sie bezahlten mit dem Leben, weil sie nicht auf die Warnung gehört hatten.

Seit Jahren ist die Bevölkerung von Cartago gegenüber der Warnung vor dem herannahenden Krieg von Harmagedon ähnlich eingestellt gewesen. Zweifellos fühlten sie sich vor Schaden sicher, weil in ihrer Stadt die berühmte Basilika steht, in der das Bild von der „heiligen“ Schutzpatronin von Costa Rica untergebracht ist. Doch im Jahre 1964, nach der Katastrophe und nachdem über 30 Jahre lang in dieser Stadt gepredigt worden war, wurde schließlich eine Versammlung gegründet.

Als der Irazú es müde wurde, Tod und Verderben zu speien, begann der Arenal, nachdem er etwa 600 Jahre untätig gewesen war, aktiv zu werden. Zur Zeit des Ausbruchs des Arenal, der sich im nördlichen Teil Costa Ricas befindet, gab es in dem betroffenen Gebiet fünf Versammlungen. Viele Brüder, die dort wohnten, hatten keine andere Möglichkeit, als zu fliehen. Keiner von ihnen verlor sein Leben, aber sie verloren ihren materiellen Besitz. Die Brüder aus ganz Costa Rica eilten ihnen zu Hilfe, indem sie Nahrungsmittel, Kleidung und Geld spendeten.

STILLSTAND IN DEN SECHZIGER JAHREN

In den Jahren 1964 und 1965 gab es keine Mehrung. Im Jahresbericht von Costa Rica wurde die Schuld der Wirtschaftslage zugeschrieben. Viele Verkündiger mußten Costa Rica verlassen und anderswo Arbeit suchen. Im Jahresbericht wurde auch noch ein anderer Grund genannt: „Leider mußte sehr vielen wegen eines unsittlichen Lebenswandels die Gemeinschaft entzogen werden, doch sind die Versammlungen sehr darum besorgt, die Organisation im Interesse der reinen Anbetung rein zu erhalten.“

Über drei Jahre lang machte das Werk keinerlei Fortschritte. In dieser Zeit hatten die Brüder die Gelegenheit, Prüfungen zu bestehen und zu Geistesmenschen heranzureifen, die benötigt wurden, als das Werk wieder Aufschwung nahm. Zu diesen Brüdern gehörte Andrés Garita. Er diente 20 Jahre lang im Kreis- und Bezirksdienst. Worauf führte er sein Ausharren zurück? „Meine Eltern begannen im Jahre 1946 die Bibel zu studieren, und wir besuchten stets alle Zusammenkünfte“, sagte er. „Ich ließ mich im Jahre 1953 im Alter von 14 Jahren taufen. Durch die Zusammenkünfte und den Predigtdienst kam ich in enge Berührung mit Kreisaufsehern, die mir immer besondere Aufmerksamkeit schenkten und mich ermunterten, den Vollzeitdienst aufzunehmen.“ Im Frühjahr 1979 wurde er zu einem Mitglied des Zweigkomitees ernannt. Als das diente er treu und auch als Kreis- und Bezirksaufseher zusammen mit seiner Frau Mayra und seinem Töchterchen Andrea, bis er, als Andrea 6 Jahre alt war, plötzlich erkrankte und am 7. Juli 1987, im Alter von 48 Jahren, unerwartet starb. Fast jeder Zeuge Jehovas in Costa Rica kannte und liebte ihn, was die Tatsache bewies, daß mehr als 4 000 Personen bei seiner Beerdigung anwesend waren.

WEITERE MISSIONARE BESCHLEUNIGEN DAS WERK

Die 60er Jahre brachten weitere junge „Gaben in Form von Menschen“ hervor (Eph. 4:8). Die Gileadschule hat zweifellos zum geistigen Wachstum und zur geistigen Reife des Volkes Jehovas in Costa Rica beigetragen. Alvaro Muñoz und Milton Hylton waren Costaricaner, die eingeladen wurden, die Gileadschule zu besuchen, und dann eine Zuteilung nach Costa Rica erhielten. Jahrelang dienten sie als Kreisaufseher, und man schätzte ihre Arbeit sehr. Auch heute noch sind sie als Älteste in ihrer Heimatversammlung eine Quelle der Ermunterung.

Im Jahre 1968 wurden Douglas Little und Frederick Hiltbrand aus den Vereinigten Staaten, Absolventen der 45. Klasse der Gileadschule, Costa Rica zugeteilt. Beide dienten im Kreisdienst. Douglas Little heiratete 1972 Saray Campos, die bereits sieben Jahre im Pionierdienst gestanden hatte. Die Missionarfamilie wuchs, als zwei weitere Brüder, John Griffin und Lothar Mihank, eintrafen.

Frederick Hiltbrand heiratete 1976 Mirtha Chapa, eine Missionarin aus der 55. Gileadklasse. Zur Zeit dient Frederick als Glied des Zweigkomitees.

ERDBEBEN IN MANAGUA

Während der Jahre sind zwischen den Brüdern in Costa Rica und denen in Nicaragua enge Bande entstanden, nicht nur, weil sie Nachbarn sind, sondern auch, weil eine Verbindung zwischen dem theokratischen Wachstum beider Länder besteht. Die Brüder in Nicaragua gerieten plötzlich in Not, als im Dezember 1972 ein schweres Erdbeben die Hauptstadt Managua erschütterte.

Sofort wurden in Costa Rica Vorkehrungen getroffen, um die Brüder in Managua mit Hilfsgütern zu versorgen. Obwohl man mit Managua noch keinen telefonischen Kontakt hergestellt hatte, schickte man ein Fahrzeug mit fast einer Tonne Lebensmitteln dorthin. Nur 60 Minuten nachdem zum erstenmal ein Aufruf an die Brüder ergangen war, Lebensmittel zu spenden, war die Sammlung bereits abgeschlossen. Das nicaraguanische Konsulat erteilte den Brüdern Einreisevisa, als es erfuhr, daß es sich um eine Hilfslieferung von Jehovas Zeugen handelte. Alle bürokratischen Türen taten sich augenblicklich auf, so daß man den Brüdern die Hilfssendung direkt zukommen lassen konnte.

FAMILIENEINHEIT LOHNT SICH

Trino Rojas und seine beiden Brüder waren in der Stadt Guápiles als Raufbolde bekannt. Mark Taylor, ein Sonderpionier, begann Trinos Eltern zu besuchen, was Trino nicht gefiel. Bei einer Gelegenheit knallte er sogar mit seiner Pferdepeitsche frech hinter Mark her. Aber Mark besuchte weiter beharrlich die Familie, und im Laufe der Zeit erhielt Trino hin und wieder ein paar Kostproben von der Wahrheit. Später heiratete er Carmen, und eine Nachbarin gab den beiden ein katholisches Buch mit biblischen Geschichten. Trino stellte fest, daß diese biblischen Geschichten mit dem übereinstimmten, was er von Mark gehört hatte. Als er das der katholischen Frau sagte, war sie beleidigt und nahm ihm das Buch wieder weg, wodurch sein Appetit auf weitere biblische Erkenntnis geweckt wurde. Schließlich fingen Trino und Carmen an, mit den Zeugen die Bibel zu studieren. Im Jahre 1950 ließen sie sich taufen.

Sie hatten 11 Kinder. Ihr Sohn David erinnert sich, welch gutes Beispiel sein Vater und seine Mutter der Familie gaben: „Was uns alle tief beeindruckte, war ihr treues Festhalten an der Wahrheit. Wir versäumten nie eine Zusammenkunft, obwohl wir 11 Kinder waren und es schlechte Zeiten gab. Papa kaufte einen Bauernhof in Roxana, und wir zogen dorthin, um einer Gruppe interessierter Personen zu helfen.“

David steht nun schon seit mehr als zehn Jahren im Pionierdienst. Er sagt: „Durch die Unterstützung unseres Vaters war es mir möglich, Pionier zu sein.“ Noé, ein jüngerer Bruder von David, erzählt: „Ich nahm mir David zum Vorbild. Im Alter von 13 Jahren setzte ich gewöhnlich 100 Stunden im Dienst ein. Es war mein innigster Wunsch, eines Tages ein Feld mit Mais zu bebauen, den Mais zu verkaufen, das Geld Papa zu geben und den Pionierdienst aufzunehmen.“ Genau das tat Noé dann auch.

Die Eltern, Trino und Carmen, sind zwar schon tot, aber die Kinder bekunden immer noch einen starken Glauben.

ANSTECKENDER MISSIONARGEIST

In Costa Rica gibt es eine außergewöhnliche Gruppe von Vollzeitdienern, die aus Kindern ehemaliger Missionare besteht. Robert Conroy, der 1959 mit seinem Partner John Alexander eintraf, heiratete später und blieb in Costa Rica im Kreisdienst. Als seine Frau Dina schwanger war, sagte Robert: „Meine Frau und ich haben Jehova um Führung bei der Erziehung unserer Kinder gebeten. Uns ist klar, daß Kinder ebenfalls ein Segen von Jehova sind.“ Heute dienen die Eltern nach 20jähriger Pause wieder im Kreisdienst, während ihre beiden Kinder, Judy und Rodney, gegenwärtig im Bethel in Costa Rica arbeiten.

Donald Fry aus der 22. Klasse der Gileadschule freute sich, zu erleben, daß sein Sohn David 50 Klassen später seinem Beispiel folgte. David besuchte die 72. Gileadklasse und erhielt als Zuteilung das gleiche Land wie sein Vater — Costa Rica. Warum beschloß David, wie sein Vater Missionar zu werden? Er erklärt: „Mein früherer Umgang mit glücklichen Missionaren und die theokratische Anleitung meiner Eltern weckten in mir den Wunsch, wie sie zu sein.“

Ganz gleich, ob es den Missionaren möglich ist, weiterhin in einem fremden Land zu leben oder nicht, so durchdringt doch dieser ansteckende Geist die Familien vieler ehemaliger Missionare. Die Ehepaare Call, Sheldon und Blackburn haben ihre Kinder in diesem gesunden Geist erzogen.

COSTA RICA GIBT MISSIONARE AB

In der Vergangenheit haben einige Missionare in Costa Rica eine andere Zuteilung erhalten. Im Jahre 1979 wurden John Alexander, der 1959 als Absolvent der Gileadschule nach Costa Rica gekommen war, und seine Frau Corina Panama zugeteilt. Später, im Frühjahr 1982, bat man auch Lothar Mihank und seine Frau Carmen, in Panama zu dienen.

Wurde die Predigttätigkeit in Costa Rica dadurch geschwächt? Bruder Shepp, der Koordinator des Zweigkomitees erwidert: „Es stimmt, wir vermissen die gute Arbeit dieser treuen Brüder sehr, aber die Lücke, die sie hinterlassen haben, wurde schnell von einheimischen Brüdern gefüllt. Nehmen wir beispielsweise den Bezirksdienst. Vor ein paar Jahren dienten nur Missionare vom Zweigbüro aus als Bezirksaufseher. Nun verrichten einheimische Brüder diese Arbeit auf vortreffliche Weise, wodurch die Lücke geschlossen wird. Dies trifft auch auf den Kreisdienst zu. Die große Mehrheit derer, die heute diese verantwortliche Stellung innehaben, sind costaricanische Brüder. Jehova sorgt also immer dafür, daß das Werk nicht von irgendwelchen Menschen abhängt.“

VOM LOKOMOTIVFÜHRER ZUM KREISAUFSEHER

Guillermo Badilla hatte auf der Strecke von San José nach Puntarenas über 20 Jahre als Lokomotivführer gearbeitet. Als er im Alter von 50 Jahren in Rente ging, nahm er sofort den Vollzeitdienst auf. Eine der fünf Versammlungen, bei deren Gründung er mithalf, war Cartago. Bei seiner Ankunft gab es dort nur einen Verkündiger, der „wie ein Eisblock war“, erinnert sich Bruder Badilla. Doch nach zehn Monaten wurde eine Versammlung mit neun Verkündigern gegründet. In seinem Bemühen, Menschen eine andere Strecke entlangzuführen, hat er über 90 Personen geholfen, sich taufen zu lassen. Im Alter von 70 Jahren wurde er zum Kreisaufseher ernannt.

IN DER BLUTFRAGE DIE LAUTERKEIT ERPROBT

Jehovas Zeugen lehnen Bluttransfusionen aus biblischen Gründen ab, selbst wenn dadurch ihr Leben gefährdet ist (Apg. 15:29). Sie sind jedoch gern bereit, alternative medizinische Behandlungsmethoden zu akzeptieren. Manche Ärzte arbeiten in dieser wichtigen medizinischen Angelegenheit mit den Zeugen zusammen, wohingegen andere ihnen Widerstand leisten.

Zum Beispiel wurde Wilson Rojas bei einer heftigen Explosion durch die Wand eines Lagerhauses geschleudert und landete in etwa acht Meter Entfernung bewußtlos auf dem Boden. Sein Mitarbeiter war auf der Stelle tot. Wilson kam erst acht Tage später wieder zu sich. Er konnte ein Auge, ein Ohr, einen Arm und ein Bein nicht mehr gebrauchen. Standhaft lehnte er eine Bluttransfusion ab. Seine Frau Clarissa unterstützte seine Entscheidung. Der Arzt, dem das gar nicht gefiel, sagte: „Laßt ihn sterben. Er hat nur noch fünf Tage zu leben.“

Obwohl Bruder Rojas ein Formular des Krankenhauses unterzeichnet hatte, das die Ärzte und das Pflegepersonal von jeglicher Verantwortung befreite — wenn man ihn ohne Blut behandeln würde —, wurden alle Behandlungen eingestellt, abgesehen vom routinemäßigen Wechsel des Verbands. Doch fast wie durch ein Wunder besserte sich sein Zustand langsam während der nächsten zwei Wochen. Dann trat plötzlich eine weitere Krise ein. Ein Blutgerinnsel in seinem linken Bein konnte jeden Moment fortgeschwemmt werden. Einem Facharzt, der reges Interesse an seinem Fall zeigte, gelang es, das Gerinnsel durch Medikamente aufzulösen. Bald danach kam er an Wilsons Bett und fragte ihn, warum er keine Bluttransfusion angenommen habe. Nachdem Wilson es ihm erklärt hatte, sagte der Facharzt: „Der Grund, warum das Blutgerinnsel nicht weggeschwemmt wurde und Ihnen nicht das Leben gekostet hat, waren das geringe Blutvolumen und die Dünnflüssigkeit des Blutes. Hätten Sie eine Transfusion angenommen, wären Sie wahrscheinlich jetzt tot. Ich gratuliere!“

„MITARBEITER GESUCHT“

Eine weitere Möglichkeit, wodurch man Herz und Sinn schafähnlicher Menschen erreichen kann, ist ein christlicher Lebenswandel. In einer Fabrik, in der ein Ältester arbeitet, protestierten die Arbeitnehmer eines Tages gegen die Arbeitsbedingungen und forderten höhere Löhne. Während einer Zusammenkunft der Unternehmensleitung mit diesen Arbeitern rief der Manager einer anderen Firma an. Als er von der Unzufriedenheit unter den Arbeitnehmern erfuhr, sagte er stolz: „Solche Probleme haben wir mit unseren Arbeitern nicht, denn die meisten von ihnen sind Zeugen Jehovas.“

Kurz danach erschien in der meistgelesenen Zeitung des Landes folgende Notiz: „MITARBEITER FÜR UNSERE FIRMA GESUCHT. ER MUSS EIN GOTT HINGEGEBENER, GETAUFTER ZEUGE JEHOVAS SEIN. VORZUGSWEISE EIN ÄLTESTER ODER EIN DIENSTAMTGEHILFE.“ Offensichtlich waren keine anderen Qualifikationen erforderlich.

WEITERE ANSTRENGUNGEN, UM DAS WERK AUSZUDEHNEN

In den 70er Jahren unternahm man Anstrengungen, um kleinere Städte mit der guten Botschaft zu erreichen. Aus diesem Grund kehrten Bruder und Schwester Siebenlist 1972 aus den Vereinigten Staaten zurück und ließen sich in der Stadt Tres Ríos, 10 Kilometer von San José entfernt, nieder.

In dieser Stadt war ein Teenager der Führer einer kleinen Sekte mit dem Namen „Die Anbeter Jehovas“. Die Sekte verwendete die Literatur der Gesellschaft. Wegen der Spaltungen innerhalb dieser Gruppe brach die Familie Gutiérrez ihren Kontakt zur Gruppe ab, setzte sich mit dem Zweigbüro in Verbindung und bat um ein Bibelstudium. Douglas Little wurde gebeten, ihnen zu helfen. Er schildert, was geschah:

„Mit der Familie Gutiérrez — Miguel, Inés und ihren drei kleinen Jungen — wurde sofort ein Bibelstudium begonnen. Die Eltern verfügten bereits über eine grundlegende Erkenntnis der Wahrheit, da sie schon monatelang die Publikationen der Gesellschaft aufmerksam gelesen hatten. Sie hatten zu den ,zwölf Aposteln‘ der Gruppe und den Leitern des ,Predigtdienstes‘ gehört, doch nun erkannten sie, daß es nur ein Volk gibt, auf dem Jehovas Segen ruht. Diese Tatsache akzeptierten die anderen Mitglieder zuerst nicht.

Einige Zeit nachdem sich die Familie Gutiérrez von der Sekte getrennt hatte, nahmen die übrigen Mitglieder mit dem Zweigbüro Kontakt auf. Sie wünschten ebenfalls ein Studium, und meine Aufgabe war es, mich um sie zu kümmern. Es wurden Vorkehrungen getroffen, daß ich die ganze Gruppe besuchen sollte, um ihnen zu zeigen, wie ein Bibelstudium durchgeführt wird. Zu meiner Überraschung hatten sich 15 Personen versammelt, die in einem Halbkreis saßen. Die Antworten in ihren Exemplaren des Buches Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt waren unterstrichen und ihre Ausgaben der Neuen-Welt-Übersetzung bereitgelegt und aufgeschlagen. Alle 15 Erwachsenen, die an diesem Abend dem Studium beiwohnten, und viele ihrer Verwandten und Freunde haben sich Jehova hingegeben und dienen nun in seiner irdischen Organisation.“ Heute gibt es in Tres Ríos zwei Versammlungen.

„IN DER ANBETUNG VEREINT“

Die Verfolgung in Kuba hat die Brüder in Costa Rica ihren geistigen Brüdern aus Kuba noch näher gebracht. Als es seit 1980 nicht mehr möglich war, von Kuba in die Vereinigten Staaten auszuwandern, war Costa Rica eines der Länder, die von Kubanern auf ihrem Weg in andere Länder als Zwischenstation benutzt wurden. In Costa Rica trafen Kubaner ein, die sich entweder freiwillig oder aufgrund des Drucks seitens der Regierung zur Ausreise entschlossen hatten; wieder andere verließen Kuba, weil dann ihre Gefängnisstrafe ungültig wurde.

Über einhundert kubanische Zeugen sind nach Costa Rica gekommen. Einer von ihnen, Ubaldo Fernández, ein kubanischer Bruder, der als Ältester in der Versammlung Santo Domingo diente, sagte stellvertretend für die kubanischen Brüder: „Alle Brüder, die hier eingetroffen sind, danken Jehova für ihre Befreiung; auch sind sie den costaricanischen Brüdern für ihre Gastfreundschaft und die christliche Liebe, die sie ihnen bei jeder Gelegenheit erwiesen haben, sehr dankbar. Somit sind wir als ein Volk weiterhin in der Anbetung des allein wahren Gottes, Jehova, vereint.“

UNERWARTETE MISSIONARE

Hilfe wird stets geschätzt, und es ist so, wie Jesus sagte: „Die Ernte ist groß, aber der Arbeiter sind wenige. Bittet daher den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter in seine Ernte aussende“ (Mat. 9:37, 38).

Die Hilfe kam in Form von Missionaren, die die Außenstelle der Gileadschule in Mexiko besucht hatten. Juan und Rebecca Reyes sowie Arnoldo Chaves, Absolventen der ersten Klasse, erhielten eine Zuteilung nach Nicaragua. Doch in diesem Land blieben sie nicht lange, weil sie keine Aufenthaltsgenehmigung erhalten konnten. Daraufhin riet man ihnen, nach Costa Rica zu gehen und zu versuchen, von dort aus eine Aufenthaltsgenehmigung zu beantragen, allerdings ohne Erfolg. Sie sind in Costa Rica geblieben und dienen im Kreisdienst.

Am Samstag, den 20. März 1982 wurden 19 Missionare aus Nicaragua ausgewiesen — weitere unerwartete Gäste. Neun von ihnen wurden mit Fahrzeugen über die costaricanische Grenze abgeschoben. Die anderen zehn schickte man mit dem Flugzeug nach Panama. Kevin und Ruby Block passierten gegen Mittag die costaricanische Grenze. Gegen 18 Uhr befanden sich auch die anderen sieben auf costaricanischem Boden. Sie saßen an einer einsamen Straße — über ihnen der Sternhimmel —, und jeder hatte einen Koffer mit seinen Habseligkeiten bei sich. Bald kamen Brüder mit Fahrzeugen und brachten die Missionare in die Stadt Liberia, wo die Familie Meléndez mit einer warmen Mahlzeit auf sie wartete und schon Schlafgelegenheiten für sie vorbereitet hatte. Am nächsten Tag fuhr man sie zum Zweigbüro in San José. (Am Dienstag trafen die zehn Missionare, die nach Panama abgeschoben worden waren, ebenfalls in Costa Rica ein.)

ZEUGNIS DURCH DIE NACHRICHTENMEDIEN

Am Samstagabend begann man, die ausgewiesenen Missionare ins Rampenlicht der Weltöffentlichkeit zu rücken. Über 41 Zeitungen sowie Radio- und Fernsehstationen aus aller Welt riefen im Zweigbüro an und baten um Interviews mit den Missionaren. Am Mittwochmorgen bat Rodrigo Fournier, ein bekannter costaricanischer Nachrichtenkommentator, um eine Diskussion am runden Tisch mit den ausgewiesenen Missionaren. Sie sollte frühmorgens stattfinden. Das Fernsehen strahlte das 40minütige Interview mit Reiner und Jeanne Thompson sowie Ian Hunter im ganzen Land aus. Während des Programms wurden unsere neutrale Haltung gegenüber allen irdischen Regierungen und unser Interesse an Gottes Königreich hervorgehoben, und es wurde erklärt, wie unser Lehren die Familieneinheit fördert. Das Programm wurde zum Landesgespräch und eröffnete zahlreiche Gelegenheiten zum Zeugnisgeben.

Man traf Vorkehrungen dafür, daß diese engverbundene Missionargruppe im Bethel bleiben konnte. Nach ein paar Wochen erhielten die Missionare neue Zuteilungen aus Brooklyn, und man sandte sie in verschiedene Länder: Belize, Ecuador, El Salvador, Guatemala und Honduras. Nur Bruder und Schwester Thompson sowie Bruder Edward Errichetti sollten in Costa Rica bleiben. Bruder Thompson wurde zu einem Glied des Zweigkomitees ernannt.

Bill und Mavis Rogers wurden nicht zusammen mit den 19 anderen Missionaren ausgewiesen. Sie blieben weitere fünf Monate in Nicaragua. Nachdem man sie zwei Wochen lang in einem Hotel unter „Hausarrest“ gestellt hatte, brachte man sie im August nach Costa Rica. Auch sie wurden im Fernsehen interviewt. Auf die Frage, welche Tätigkeit sie denn verrichtet hätten, die eine Ausweisung aus Nicaragua rechtfertigen würde, antwortete Bill vor den Fernsehzuschauern: „Wir haben nur die gute Botschaft von Gottes Königreich gepredigt.“ Im gleichen Programm wurde als nächstes der Erzbischof von Costa Rica interviewt. Man fragte ihn, was Christen seiner Meinung nach heute tun müßten. Gezwungenermaßen erwiderte er: „Das Evangelium vom Königreich predigen.“ Schließlich reisten Bruder und Schwester Rogers in ihre neue Zuteilung nach El Salvador.

DIE BETHELFAMILIE WÄCHST

Im Jahre 1977 bestand die Bethelfamilie aus vier Gliedern. Aber wegen der plötzlich ansteigenden Verkündigerzahl wurde es erforderlich, daß 1982 bereits sechs Personen im Bethel arbeiteten, um für die Bedürfnisse der Versammlungen in Costa Rica und in einem anderen Gebiet zu sorgen, das dem costaricanischen Zweigbüro unterstellt war. Im Jahre 1980 überschritt die durchschnittliche Verkündigerzahl die 5 000-Grenze, und 1981 erreichte man die erstaunliche Höchstzahl von 6 183 Verkündigern. Im selben Jahr bestanden 118 Versammlungen, die sechs Kreise bildeten, und 1982 schnellte die Zahl der Versammlungen auf 138. Es gab nun sieben Kreise.

Eine der Arbeiten im Zweigbüro besteht darin, die Verkündiger jeden Monat mit Unserem Königreichsdienst zu versorgen. Im Jahre 1965 begannen die Brüder in Costa Rica eine eigene Ausgabe zu veröffentlichen — obwohl noch immer in Brooklyn (New York) gedruckt —, so daß es möglich war, Bekanntmachungen abzudrucken, die mehr auf das Land zugeschnitten waren. Ein weiterer Schritt nach vorn wurde dann 1982 gemacht, als man im costaricanischen Zweigbüro anfing, auf einer eigenen Offsetpresse den Königreichsdienst zu drucken. Im Sommer 1983 kauften die Brüder einen IBM-Computer, um die kleine Druckmaschine vielseitiger verwenden zu können, und 1984 waren mehr als zehn Bethelmitarbeiter nötig, um für die Bedürfnisse der Versammlungen zu sorgen.

WARUM EINE ÄNDERUNG?

Etliche Jahre lang war die Bevölkerung recht selbstgefällig und mit den bestehenden Verhältnissen zufrieden. Viele waren stolz auf ihre Religion und weigerten sich, über die Bibel zu sprechen. Doch als die sich verschlechternden Weltverhältnisse — eine Erfüllung biblischer Prophezeiungen — das Leben der Menschen berührten, begannen sie, über die Bedeutung all dieser Geschehnisse nachzudenken. Wirtschaftskrisen, der Terrorismus und das Flüchtlingsproblem bewirkten, daß die Menschen im Haus-zu-Haus-Dienst ansprechbarer wurden und mehr Heimbibelstudien eingerichtet werden konnten. Die Jahre 1982 bis 1987 sind also ein Grund zur Freude gewesen. Die Verkündigerhöchstzahl stieg von 6 611 auf 10 722.

Ein weiterer Grund für die Mehrung ist, daß sich die Gesamtzahl der Pioniere mehr als verdoppelt hat. Es sind jetzt 792. Seit 1984 übersteigt die Zahl der Heimbibelstudien die der Verkündiger.

NEUES ZWEIGBÜRO

Im Januar 1984 wurde der Bau eines neuen Zweigbüros in Angriff genommen. Im Jahre 1955 hatte man im Zentrum von San José ein Zweigbüro errichtet, das dann 1977 umgebaut wurde. Innerhalb von nur wenigen Jahren schien das Zweiggebäude aus allen Nähten zu platzen. In der Bibliothek standen vier Schreibtische, und manchmal arbeiteten Brüder, die Büroarbeiten erledigten, in ihrem eigenen Zimmer, weil nicht genug Raum für Büros vorhanden war. Die Gänge dienten als Lager, und der Versandtisch wurde zuweilen in ein behelfsmäßiges Bett umfunktioniert. Aus dem Besprechungsraum wurde schließlich die Druckerei. War es nun an der Zeit zu erweitern?

Über ein Jahr lang suchten Glieder des Zweigkomitees nach einem geeigneten Stück Land. Mit der Unterstützung von Bruder John Craddock, der Beziehungen zu Geschäftsleuten hatte, machten die Brüder einen idealen Ort ausfindig: ein fast sechseinhalb Hektar großes Stück fruchtbaren Landes in einer ländlichen Umgebung, nicht weit von dem Panamerican Highway entfernt, zwischen dem Juan-Santamaría-Flughafen und San José. Das Grundstück ist zwar von drei größeren Städten umgeben, ist aber für spätere Erweiterungsbauten noch groß genug. Es liegt in einer friedlichen Landschaft, in der man täglich das Panorama atemberaubend schöner Regenbogen und sich verändernder Wolken an Vulkanhängen genießen kann.

Im Mai 1984 erwarb man das Grundstück. Über 4 200 Quadratmeter Bodenfläche für Räume waren geplant — verglichen mit den 550 Quadratmetern des bisherigen Zweiggebäudes, eine große Fläche. Bethelmitarbeiter, alle Kreisaufseher im Land sowie viele Sonderpioniere, Pioniere und Versammlungsverkündiger halfen mit. Hinzu kamen noch zahlreiche Baufachleute aus den Vereinigten Staaten, Kanada, den Niederlanden, der Bundesrepublik Deutschland, Finnland, Guatemala und Panama. Insgesamt reisten über 300 Helfer aus dem Ausland an, die ganz unterschiedlich lange blieben — von einigen Tagen bis zu mehreren Jahren.

Gegen Ende der Bauzeit hatten sich nahezu 5 000 Verkündiger aus den meisten Versammlungen direkt an den Bauarbeiten beteiligt. Die übrigen trugen auf andere Art zum Gelingen bei: durch inbrünstige Gebete, ermunternde Worte und Spenden. All diese Anstrengungen waren unternommen worden, weil Jehovas Volk auf seine Verheißung vertraut, daß er „es wachsen läßt“ (1. Kor. 3:7).

DAS DATUM STAND FEST

Die Bestimmungsübergabe sollte am 4. Januar 1987 stattfinden. Alle Brüder im Land waren eingeladen. Bruder Swingle und Bruder Underwood aus dem Bethel in Brooklyn hielten anspornende, biblische Ansprachen. Dann erläuterte Milton Henschel, ebenfalls aus dem Bethel in Brooklyn, den Zweck des Anlasses: die Anlagen Jehova und seinen Interessen zu widmen. Als die Sonne im Westen unterging, dankten alle 13 311 Anwesenden Jehova für seinen Geist und seine Führung während des zweijährigen Bauprojekts.

Selbst in der Bauzeit war deutlich Mehrung zu verzeichnen. Seit Baubeginn hatte es vierundzwanzig neue Verkündigerhöchstzahlen gegeben. Aus den neuen Höchstzahlen von 10 722 Verkündigern und 13 425 Heimbibelstudien ist zu ersehen, daß die neuen Anlagen bald voll ausgelastet sein werden. Das neue Zweigbüro wird den Bedürfnissen künftiger Zeugen Jehovas dienen, die sich 1987 unter den 30 534 Gedächtnismahlbesuchern befanden.

WAS IST AUS DEN JUNGEN SCHWESTERN DER 40ER JAHRE GEWORDEN?

Erinnerst du dich an die Pionierschwestern der 40er Jahre? Wo sind sie heute? Haben sie in ihrem Eifer nachgelassen? Ganz und gar nicht! Sie sind alle noch aktiv. Sechs Schwestern haben die Gileadschule besucht, und vier dienen immer noch als Missionare. Fünf sind Sonderpioniere, und drei nahmen den Pionierdienst auf, nachdem sie ihre Kinder großgezogen oder in ihrem Zeitplan Änderungen vorgenommen hatten.

Warum hat ihr Eifer im Königreichspredigtwerk nicht nachgelassen? Lila Swaby antwortet: „Die Zusammenarbeit mit den älteren, geistgesalbten Schwestern hat uns als junge Schwestern erbaut. Jetzt sind wir nicht mehr jung, aber ihr Beispiel ist uns immer noch deutlich vor Augen.“

IN DER TAT EINE REICHE KÜSTE

Als Christoph Kolumbus dem Land den treffenden Namen „reiche Küste“ gab, konnte er noch nicht ahnen, warum dieser Name so passend sein würde. Heute, über 80 Jahre nachdem die Wahrheit diese Küste erreicht hat, ist offensichtlich geworden, daß es sich bei den Schätzen um die Bewohner handelt, deren Gott Jehova ist. Geläutert wurden diese Reichtümer durch die Besuche von Bruder Knorr und anderen besonderen Vertretern aus der Zentrale der Gesellschaft. Die Missionare trieben das Predigtwerk voran und festigten die Versammlungen, die wiederum weitere Schätze hervorgebracht haben — Lobpreiser Jehovas. Costa Rica ist wirklich eine „Küste“ mit geistigen Reichtümern!

[Karte/Bilder auf Seite 199]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

COSTA RICA

NICARAGUA

Karibisches Meer

BEZIRK VON SAN CARLOS

Liberia

Guápiles

Grecia

Guácimo

Puntarenas

Alajuela

Siquirres

Puerto Limón

SAN JOSÉ

Cartago

Cahuita

Puerto Quepos

San Isidro

Golfito

PAZIFISCHER OZEAN

PANAMA

[Bilder auf Seite 202]

Einige der ersten eifrigen Prediger, die sich um 1914 taufen ließen: (oben, von links nach rechts) Claudia Goodin, Lea Wilson; (unten) Ina Williams

[Bild auf Seite 204]

Henry Steele und seine Frau Matilde, die sich um 1914 taufen ließen, und ihre Angehörigen. Viele ihrer Kinder, Enkel und Urenkel sind heute aktive Zeugen Jehovas.

[Bild auf Seite 209]

Albert Ezra Pile, der sich 1926 taufen ließ, half das Werk in Gang zu bringen

[Bild auf Seite 213]

Die ersten Missionare. Vordere Reihe, von links nach rechts: Charles Palmer; Lora Lea Palmer; Hermena Siebenlist; Theodore Siebenlist, der von 1944 bis 1952 Zweigdiener war. Hintere Reihe, von links nach rechts: William Eugene Call; Donald Burt und „Woody“ Blackburn.

[Bilder auf Seite 217]

„Doc“ und Emily Hardin waren im Kreisdienst tätig und reisten viel mit dem Zug

Arnold Williams, der erste einheimische Kreisaufseher, gab eine gutbezahlte Stellung auf, um die gute Botschaft zu verkündigen

[Bild auf Seite 218]

Evelyn Ferguson (jetzt Taylor), Sonderpionierin seit 1944, mit ihrem Grammophon

[Bilder auf Seite 225]

Silbert Spence, angeregt durch eine von Bruder Rutherford besprochene Schallplatte, „Religion ist eine Schlinge und ein Gimpelfang“, nahm im Jahre 1948 zusammen mit seiner Frau Valmina den Pionierdienst auf. Er war ein Glied des Zweigkomitees bis zu seinem Tod im Mai 1985.

[Bild auf Seite 233]

Lorence Shepp, der seit 1966 als Koordinator des Zweigkomitees dient, mit seiner Frau Olimpia

[Bild auf Seite 239]

Frederick Hiltbrand, hier mit seiner Frau Mirtha, half beim Aufbau und bei der Bedienung der Druckmaschine

[Bild auf Seite 250]

Luftaufnahme des neuen Zweigbüros; im Vordergrund: der kreisförmige Platz vor der Anmeldung; links befinden sich die Druckerei, der Versand und Büros; das Wohngebäude ist rechts zu sehen.

[Bild auf Seite 252]

Die Pionierschwestern aus den 40er Jahren bekunden immer noch Pioniergeist. Von links nach rechts: Jenny Taylor, Evelyn Taylor, Mireya Ortega, Jenny Dillon, Corina Novoa, Lila Swaby.

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