Wie ein Ei entsteht
HAST du dich je gefragt, wie wohl ein Ei entsteht? Es ist ein ziemlich komplizierter und streng geregelter, aber auch faszinierender Vorgang.
Ein Ei entwickelt sich im Eierstock und Eileiter. Hühner haben nur einen Eierstock, und zwar auf der linken Seite. Gewisse wildlebende Vögel besitzen dagegen zwei Eierstöcke und zwei Eileiter. Den Eierstock eines Huhnes mit den vielen sich in verschiedenen Entwicklungsstadien befindenden Eiern könnte man mit einer Weintraube vergleichen. Die größte Zahl von Eizellen, die man bisher im Eierstock eines Huhnes gefunden hat, beträgt 3 065; und die bisher beste Leghenne hat im Laufe von acht Jahren 1 515 Eier gelegt.
Die Entwicklung eines Hühnereis erfordert etwa vierundzwanzig Stunden. In weniger als einer Stunde, nachdem das Huhn ein Ei gelegt hat, erreicht ein weiterer Dotter die erforderliche Größe; er besteht dann aus sechs Schichten. Bei wildlebenden Vögeln bildet sich die sechste Schicht nur, wenn das Ei befruchtet ist, sonst gelangen im Weibchen keine Eier zur Reifung. Beim Hausgeflügel ist es jedoch anders, die Henne kann Eier legen, ohne je einen Hahn zu sehen.
Liegt darin eine Zweckmäßigkeit? Ganz bestimmt. Wildlebende Vögel legen Eier, um sich fortzupflanzen; das Männchen ist daher notwendig für die Paarung. Aber Haushühner legen Eier für den menschlichen Verzehr, und um Eier für diesen Zweck zu legen, ist keine Befruchtung erforderlich.
Wenn sich der Dotter völlig gebildet hat oder wenn er reif ist, fällt er vom Eierstock ab und gelangt in den Eileiter, der aus mehreren Abschnitten besteht. Im ersten Abschnitt, der als infundibulum bekannt ist, wird das Ei befruchtet, sofern eine Paarung erfolgt ist. Die Eizelle bleibt in diesem Abschnitt des Eileiters nur wenige Minuten; dann wandert sie in den Teil, der magnum genannt wird. Wenn das Ei diesen Teil passiert, werden ihm Eiweißschichten aufgelagert, und zwar insgesamt vier; dieser Vorgang dauert etwa vier Stunden. Wenn das geschehen ist, hat es auch schon den nächsten Teil des Eileiters erreicht, den isthmus, wo es mit zwei Häuten, einer inneren und einer äußeren, umkleidet wird.
Diese zwei Häute sind in etwa einer Stunde und zehn Minuten fertig; dann erreicht das Ei den Uterus oder die Schalendrüse, wo es etwa neunzehn Stunden liegenbleibt. Die äußere und die innere Haut liegen anfänglich fest auf dem Ei auf, doch nun lösen sie sich ab, und in den ersten fünf Stunden, in denen das Ei im Uterus liegt, füllt sich der Raum zwischen den Häuten mit Wasser und Mineralien. In den folgenden vierzehn Stunden wird das Ei mit der Kalkschale, die aus mehreren Schichten besteht, umkleidet. Ihre oberste Schicht, das Oberhäutchen oder die Kutikula, verleiht dem Ei seine charakteristische Färbung. Darauf wandert das Ei zur Scheide und wird vom Huhn ausgestoßen.
Du magst nun mit Recht fragen: Wer hat das Huhn im Eierlegen unterwiesen? Woher weiß es, wie lange das Ei in jedem Abschnitt des Eileiters verweilen muß?
Auch ist die Erzeugung der Eierschale für das Huhn keine Kleinigkeit. Das Blut einer Leghenne enthält nur 25 Milligramm Kalzium (das Blut von Hühnern, die keine Eier legen, und von Hähnen enthält nur etwa ein Drittel dieser Menge); während der Entstehung einer Eierschale verbraucht das Huhn aber 125 Milligramm je Stunde. Woher bezieht es dieses zusätzliche Kalzium? Die ursprüngliche Quelle ist natürlich das Futter, das Kalzium wird der Nahrung entzogen, während sie den Darm passiert. Aber das Huhn vermag das Kalzium nicht so schnell aufzunehmen, wie es dieses Element benötigt.
Was tut demnach das Huhn? Es greift auf die Kalziumreserven in den „Markknochen“ zurück, die sich in den meisten seiner Knochen befinden. Diese „Markknochen“ sind bei Hähnen oder bei Hühnern, die noch zu jung oder schon zu alt zum Legen sind, nicht vorhanden. Dieses System ist so leistungsfähig, daß ein Huhn an einem Tag bis zehn Prozent des gesamten Kalziumvorrats seiner Knochen mobilisieren kann, wenn die Nahrung sehr wenig Kalzium enthält. Wird einem Huhn jedoch längere Zeit kalziumarmes Futter gegeben, vermag es diesen Mangel nicht mehr auszugleichen und hilft sich anfänglich, indem es Eier mit dünnerer Schale legt. Hält der Kalziummangel an, dann legt das Huhn keine Eier ohne Schale, sondern es legt überhaupt nicht mehr. Wer brachte dem Huhn bei, besondere Knochen zu entwickeln, damit es ausreichend Kalzium für die Erzeugung von Eierschalen habe?
Zu wissen, wie das Hühnerei entsteht, ist bestimmt interessant. Der Prozeß bezeugt Weisheit und verrät Zweckmäßigkeit. Und er bestätigt wie die zahllosen übrigen Wunder der Schöpfung, daß es einen allweisen und allmächtigen Schöpfer gibt; in der Bibel wird er Jehova Gott genannt.