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  • Warum wählerisch sein, wenn man fernsieht?
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Erwachet! 1972
g72 22. 2. S. 21-24

Warum wählerisch sein, wenn man fernsieht?

„DAS wunderbarste Kommunikationsmittel, das je erfunden wurde.“ Wie treffend sind diese Worte, gesprochen von einem bekannten Verfasser einer Dokumentation über das Fernsehen; denn welch ein Wunder ist das Fernsehen doch tatsächlich!

So, wie sich dein Auge etwa 46mal hin und her bewegt, bis du eine Spalte in dieser Zeitschrift gelesen hast, so tastet der Elektronenstrahl einer der Fernsehkameras, wie sie in den Vereinigten Staaten verwendet werden, jede der 525 Zeilen der einzelnen Bilder ab. Da 30 ganze Bilder in der Sekunde gesendet werden, bedeutet das, daß der Strahl eine Zeile in weniger als 15 Tausendstel einer Sekunde abtastet. Und da spricht man noch von Schnellesen! Außerdem tastet der Elektronenstrahl zuerst alle ungeraden Zeilen ab, also Zeile 1, 3, 5, 7 usw., geht dann zur oberen linken Bildecke zurück und tastet alle geraden Zeilen ab, die Zeilen 2, 4, 6 usw. Noch größeres Staunen erregt das Farbfernsehen, bei dem die Fernsehkamera Buntbilder aufnimmt, die dann auf dem Bildschirm des Fernsehempfängers zu sehen sind (die Farben werden allerdings nicht übertragen).

In den Vereinigten Staaten gibt es 930 Fernsehstationen, und über 93 Millionen Fernsehgeräte sind in Gebrauch, über 30 Prozent davon sind Farbfernseher. Im Durchschnitt soll eine amerikanische Familie täglich sechs Stunden vor dem Bildschirm sitzen.

In bezug auf die Übertragung von Bild und Ton hat der Mensch wahrlich den Weltraum erobert. Aber wie wird dieses Kommunikationsmittel verwendet? Macht der Mensch den bestmöglichen Gebrauch davon?

Viele Klagen über die Fernsehprogramme

Die meisten Klagen über die Fernsehprogramme betreffen die Werbesendungen. Fast alle Fernsehzuschauer sind der Meinung, die Werbesendungen sollten nicht so häufig und sie sollten kürzer sein, vor allem aber sollten andere Sendungen nicht so oft durch Werbesendungen unterbrochen werden. Aus Regierungskreisen hört man wieder andere Klagen. So wird den Fernsehstationen angelastet, keine objektive politische Einstellung zu haben. Eine weitere Klage lautet, die Fernsehprogramme würden ein kulturelles „Ödland“ schaffen. Und noch eine andere Klage aus diesen Kreisen lautet: „Wir haben das einflußreichste Mittel, das der Mensch je für die Vermittlung von Information und Kulturgut geschaffen hat, — wie die Juden den Tempel zur Zeit Jesu — Kaufleuten und Geldwechslern überlassen.“

Fernsehkritiker, die in der Presse die Fernsehprogramme beurteilen, sprechen von „dem faden Geschwätz des kommerziellen Fernsehens“ und sagen geringschätzig von Sendungen, die wiederholt werden, es handle sich dabei um „Müll, der zurückgewonnen und wieder verwendet worden sei“. Sie werfen dem Fernsehen vor: „Es ist nicht verwunderlich, daß die Sender behaupten können, niemand wolle ernste Darbietungen. Sie haben gar nicht versucht, solche Sendungen interessant zu gestalten.“ Edward Murrow, der inzwischen verstorbene bekannte amerikanische Fernsehkommentator, schrieb einmal über die Fernsehprogramme: „Sie sind ein Beweis der Dekadenz der Welt, in der wir leben, sie verraten eine Flucht vor ihren Wirklichkeiten und das Bemühen, sich dagegen abzuschirmen.“ Ein großer Teil der Kritik richtet sich gegen die Kinderprogramme und gegen die Programme, die zu Zeiten gesendet werden, wenn die Kinder vor dem Bildschirm sitzen.

Warum? Warum? Warum?

Warum hört man so viele Klagen über die Fernsehprogramme, insbesondere in den Vereinigten Staaten? (In den meisten übrigen Ländern wird das Fernsehen ganz oder teilweise vom Staat verwaltet; er entscheidet, was gesendet wird.) Ein Direktor einer der führenden amerikanischen Werbefirmen beantwortete in einem Artikel, der überschrieben war: „Die eigentlichen Herren des Fernsehens“, eines dieser „Warum“. Darin schrieb er, daß im Jahre 1959 zwei große Fernsehgesellschaften vorzügliche Unterhaltungssendungen ausstrahlten. Eine dritte Fernsehgesellschaft, die von den beiden anderen weit überflügelt wurde, „startete eine Reihe neuer Unterhaltungssendungen, die sich durch konventionelle Gewaltakte und unkonventionelle Brutalität auszeichneten“. Darauf holte diese Fernsehgesellschaft so weit auf, daß die beiden anderen Fernsehgesellschaften aus einer Art Selbsterhaltungstrieb heraus das Niveau ihrer Programme senkten, um ihre Zuschauer nicht zu verlieren.a

Was gilt als Kriterium für die „Qualität“ der Unterhaltungssendungen? Wie sie vom Publikum aufgenommen werden. Der erwähnte Werbefachmann schrieb: „Wenn man für Zuhörer arbeitet, kann man sich den Luxus nicht leisten, sich nach den eigenen oder den Maßstäben der Zuhörerschaft zu richten, sondern die Maßstäbe werden festgelegt durch den relativen Erfolg der Konkurrenten.“

Das ist nicht nur die Meinung eines einzelnen. Ein Fernsehkritiker, der vor kurzem fünf Unterhaltungsprogramme begutachtete, die als die besten des Winters 1970/71 galten, bezeichnete sie als „minderwertig, widerwärtig, seicht, langweilig und geistlos“. Die Publikumswünsche sind zweifellos ein Grund, warum die Fernsehprogramme manchmal so viel zu wünschen übriglassen.

Ein weiteres „Warum“ hat mit dem Echo zu tun, das ein kritisches Dokumentarspiel, das sich mit gegenwärtigen Problemen auseinandersetzt, hervorrufen mag. Das Dokumentarspiel „Der Verrat am Pentagon“ zeigte, wie das US-Verteidigungsministerium bemüht war, seine Tätigkeit und Politik in ein günstiges Licht zu stellen. Obwohl dieses Stück von einigen Stellen als eines der besten Dokumentarspiele des Jahres bezeichnet wurde, rief es doch den Zorn der Politiker hervor. Auch die angeschlossenen Sender waren wenig erfreut darüber, weil sie befürchteten, daß ihnen ihre Genehmigung entzogen werde.

Ein Dokumentarspiel, in dem gezeigt wurde, wie Neger und Arme von den Banken diskriminiert werden, hatte zur Folge, daß die Einnahmen bei mindestens einer Station, die dieses Stück brachte, beträchtlich zurückgingen. Eine Sendung, in der örtliche Umweltverschmutzer angeprangert wurden, hatte zwischen einigen Vertretern der Leitung der Fernsehstation, die diese Sendung ausstrahlte, und einigen örtlichen Geschäftsleuten so gespannte Beziehungen zur Folge, daß man es für ratsam hielt, den Mitarbeiter zu entlassen, der dieses Programm zusammengestellt hatte. Die Furcht vor wirtschaftlichem Schaden oder politischen Vergeltungsmaßnahmen ist ein weiterer Grund, warum nicht häufiger gute Programme ausgestrahlt werden.

Ein weiteres „Warum“

Die bisher besprochenen „Warum“ erklären nicht alles. Es gibt noch einen weiteren Grund. Die Fernseh- und Rundfunkgesellschaften können nicht alle Schuld abschieben. Das beweist die Tatsache, daß gelegentlich außergewöhnlich gute Programme ausgestrahlt werden, besonders von den Bildungs- oder „Volks“-Stationen, wie sie jetzt genannt werden. Ein markantes Beispiel ist das äußerst populäre und von vielen Seiten gelobte Programm „Sesame Street“. Über diese Sendung schrieb der UNESCO Courier, es sei eine Sendung mit „Geist und Humor, ohne eine Spur von Gewalttat, eine Sendung, die die positive Botschaft enthält, daß man nur mit vereinten Kräften ein Problem lösen kann. Zweitens ist man in diesem Programm bestrebt, den Kindern das Abc beizubringen, die Kenntnis von Zahlen und das einfache Rechnen, ferner ihren Wortschatz zu erweitern und sie zum logischen Denken zu erziehen sowie ihren Blick für die Welt im großen und ganzen zu öffnen.“ Eine Sendung, die im Mai 1971 ausgestrahlt wurde, befaßte sich mit der Zahl 12, dem großen und kleinen i, spielenden Gorillas und zeigte eine Tanzfolge, die den Unterschied zwischen einem Dreieck und einem Viereck veranschaulichte. Dieses Programm war für die Erwachsenen unterhaltsam und für die Kinder lehrreich.

Was lassen diese Tatsachen erkennen? Daß nützliche und lehrreiche Programme Anklang finden, wenn ihre Gestaltung in Händen liegt, die über das nötige Können verfügen und für ein hohes Niveau sorgen, und wenn diejenigen, die die Programme gestalten, ihre Arbeit mit Hingabe erfüllen und weder mit Geld noch mit Mühe sparen. Deshalb sind manchmal die kurzen Werbeschauspiele von einer Minute Dauer das Unterhaltsamste des ganzen Fernsehprogramms eines Abends.

Warum man wählerisch sein muß

Die Fernsehprogramme spiegeln den allgemeinen Sittenverfall wider. Aber kann man denn etwas anderes erwarten? Warum sollten die Fernsehschaffenden idealistischer sein, als man es auf anderen Gebieten heutzutage ist? Das Hauptanliegen aller ist nur der Profit.

Natürlich kann der Durchschnittsleser dieser Zeitschrift wenig oder gar nichts dazu beitragen, die Qualität der Fernsehprogramme zu verbessern. Aber jeder einzelne kann sich in bezug auf seine Fernsehgewohnheiten verbessern. So kannst du zum Beispiel eine sorgfältige Programmauslese treffen. Wenn du Kinder hast, solltest du streng darüber wachen, welche Sendungen deine Kinder anschauen. Laß sie nicht vor dem Bildschirm sitzen, wenn Schund gebracht wird, sondern achte darauf, daß sie nur fernsehen, wenn das Programm für sie geeignet ist. Vor allem sollte man den Kindern nicht erlauben, fernzusehen, wenn Filme gezeigt werden, die sich durch brutale Szenen auszeichnen, denn das Anschauen solcher Filme stumpft die Kinder gegenüber Gewalttätigkeit ab. Das Problem ist nicht gering, denn auf amerikanischen Bildschirmen passiert alle 14 Minuten eine Gewalttat und alle 45 Minuten ein Mord.b Dr. V. B. Cline schreibt: „Wir erziehen die Kinder zur Gewaltsucht.“ Die brutalen Szenen werden später von den Kindern in der Wirklichkeit nachgeahmt.

Die Darstellung der Gewalt im Fernsehen ist von einigen Seiten bekämpft worden, aber über die schwindende Moral in den Fernsehstücken wird wenig gesagt. Wenn man Stücke sieht, in denen unsittliche Handlungen dargestellt werden, wird man unweigerlich gegen die Unsittlichkeit abgestumpft. Und wie beim Anschauen von Gewalttätigkeiten, so werden auch Beispiele der Unmoral später von den Fernsehern in der Wirklichkeit nachgeahmt. Die Bibel sagt: „Laßt euch nicht irreführen. Schlechte Gesellschaft verdirbt nützliche Gewohnheiten.“ (1. Kor. 15:33) Ganz bestimmt möchtest du mit Personen, von denen du wüßtest, daß sie einen unmoralischen Lebenswandel führen, keinen Umgang haben, nicht wahr? Warum dann mittels des Fernsehens mit solchen Personen umgehen? Wählerisch zu sein bedeutet, nicht wahllos jedes Fernsehprogramm anzuschauen, sondern die Sendungen sorgfältig auszuwählen.

Wählerisch zu sein bedeutet auch, darüber zu wachen, wieviel Zeit man vor dem Bildschirm verbringt. Dr. G. A. Steiner schreibt in seinem Buch The People Look at Television (Das Fernsehen unter der Lupe), daß viele Personen in bezug auf das Fernsehen ambivalent seien, das heißt, sie hätten widersprüchliche Gefühle gegenüber dem Fernsehen. Einerseits sagten solche Leute, sie würden gern fernsehen, andererseits aber machten sie sich Gedanken darüber, daß sie zu lange vor dem Bildschirm säßen.

Das Fernsehen kann nützlich und genußreich sein, aber es gibt auch eine Fernsehsucht. Wenn man wegen gewisser Fernsehprogramme seine Pflichten vernachlässigt, zu wenig schläft, sich zu wenig Bewegung an der frischen Luft verschafft, ist man nicht mehr wählerisch, sondern süchtig. Du bist auch nicht wählerisch, wenn du als christlicher Prediger wegen des Fernsehens deine Pflichten versäumst.

Das Fernsehen ist tatsächlich ein wunderbares Kommunikationsmittel, ein echtes Wunder. Aber man muß lernen, das Fernsehen zu beherrschen, damit man nicht von ihm beherrscht wird.

[Fußnoten]

a Erwähnenswert ist, daß diese Fernsehgesellschaft 1969 sogar zu weit ging. Sie strahlte ein Programm aus, das schon, nachdem es zum erstenmal gesendet worden war, abgesetzt werden mußte, weil es so ordinär war, daß ein Proteststurm dagegen losgebrochen war, während das kostspieligste Programm als „totaler Fehlschlag“ nach wenigen Wochen abgesetzt werden mußte (The Americana, 1970 Annual, S. 671, 672).

b Nach einer Pressemeldung vom 29. Juli 1971 soll das Institut für audiovisuelle Bildungsmittel an der Abteilung Hildesheim der Pädagogischen Hochschule Niedersachsen im Deutschen Fernsehen in einer Februarwoche in den Unterhaltungssendungen aller drei Fernsehprogramme 103 Tote, 52 Schlägereien, 27 Schießereien, mehrere Folterungen, Brandstiftungen, Erpressungen und Hinrichtungen registriert haben.

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