Wachtturm ONLINE-BIBLIOTHEK
Wachtturm
ONLINE-BIBLIOTHEK
Deutsch
  • BIBEL
  • PUBLIKATIONEN
  • ZUSAMMENKÜNFTE
  • g72 8. 8. S. 20-23
  • Sie verkaufen dir eine angenehme Atmosphäre

Kein Video für diese Auswahl verfügbar.

Beim Laden des Videos ist ein Fehler aufgetreten.

  • Sie verkaufen dir eine angenehme Atmosphäre
  • Erwachet! 1972
  • Zwischentitel
  • Ähnliches Material
  • Ein Produkt, das sich wiederverkaufen läßt
  • Der Verkauf des Produktes
  • Lohnt es sich?
  • Geschäftsrisiken
  • Zukunftsaussichten
  • Tourismus — ein weltumspannendes Gewerbe
    Erwachet! 2002
  • Die Zukunft des Tourismus
    Erwachet! 2005
  • „Weltweit der Arbeitgeber Nummer eins“
    Erwachet! 2005
  • Kongresse in Westindien
    Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1954
Hier mehr
Erwachet! 1972
g72 8. 8. S. 20-23

Sie verkaufen dir eine angenehme Atmosphäre

Vom „Awake!“-Korrespondenten auf Trinidad

AUF der ganzen Erde entstehen viele Nationen, darunter eine Anzahl auf kleinen Inseln oder Inselgruppen. Auf den meisten Inseln wird Landwirtschaft betrieben, und auf einigen beruht die Wirtschaft auf dem Anbau nur einer Pflanzenart — oder es war bis vor kurzem so. Bei geringen Gesamteinnahmen besteht das Problem darin, genügend Mittel aufzubringen, um das Staatsschiff über Wasser zu halten.

Was würdest du tun, um das Problem zu lösen, wenn du in einem dieser Länder ein wichtiges Amt innehättest? Wäre es nicht angenehm, festzustellen, daß dir ein natürlicher, begehrter Reichtum zur Verfügung stände, der sich der Größe der betreffenden Insel anpassen ließe? Wäre es nicht erfreulich, zu sehen, daß man die Ware nach dem „Verkauf“ behalten könnte und daß man sie immer wieder „verkaufen“ könnte? So ist es auf vielen der Karibischen Inseln.

Ein Produkt, das sich wiederverkaufen läßt

Auf fast allen Inseln des Karibischen Meeres sind die „Bestandteile“ dieser ungewöhnlichen „Ware“ zu finden: eine Mischung aus Sand, Meer, Luft und natürlich Tropensonne. In Verbindung miteinander bilden sie herrliche Strände und Erholungsgebiete. Ob man diesen Anblick zum erstenmal genießt oder schon oft gesehen hat, ist es ein angenehmes, erfreuliches Erlebnis: in dem klaren, blaugrünen Wasser zu schwimmen, dessen Sandstrand so weiß und fein wie Salz ist; eine Fahrt früh am Morgen an sandigen Stränden entlang, umsäumt von Kokospalmen — jeder Atemzug in der unverschmutzten Luft ist ein Genuß.

Staatsbeamte haben erkannt, daß diese Atmosphäre eine mögliche Einkommensquelle ist, und sind daher begeistert ins Geschäft eingestiegen, um dem Touristen die Schönheiten des Landes zu verkaufen. Auf einer Reihe von Inseln ist dies das große Geschäft. Selbst auf Palm oder Prune Island, einer kleinen, 45 Hektar großen Insel der Grenadinen, gibt es Ferienhütten und eine Rollbahn. Gemäß einem Zitat in der auf Trinidad erscheinenden Zeitung Express vom 3. Oktober 1970 glaubte der Leiter eines Beratungsunternehmens für den Fremdenverkehr, daß sich in den Entwicklungsländern durch den Tourismus die Arbeitslosigkeit erfolgreich verringern und der Lebensstandard anheben lasse.

Der Verkauf des Produktes

Auf Puerto Rico und Jamaika ist im Laufe der Jahre eine große Fremdenindustrie aufgebaut worden. Jetzt bemühen sich kleinere Inseln sehr um einen Anteil am Geschäft. Die verschiedenen Regierungen haben Fremdenverkehrsausschüsse gebildet. Hotels, Luftverkehrsgesellschaften, Dampfschiffahrtsgesellschaften und andere Unternehmen sind sehr daran interessiert, noch mehr Leute zu veranlassen, die Gestade ihres Landes zu besuchen. Für die Werbung werden Zeitschriften, Rundfunk, Fernsehen und viele andere Mittel benutzt. In New York konnten die Fahrgäste in den Untergrundbahnen 1969 ein auffallendes Schild lesen, auf dem es hieß: „Besucht das einmalige Karibische Meer“.

Hier im Karibischen Meer dauert die Fremdenverkehrssaison vom Dezember bis zum April. Und so organisieren Dampfschifffahrtsgesellschaften mit recht gutem Erfolg Winterkreuzfahrten, die den Passagieren Gelegenheit geben, viele Häfen der verschiedenen Inseln und des südamerikanischen Festlandes zu sehen. Auch Luftverkehrsgesellschaften stellen „Pauschalreisen“ zusammen, so daß jeweils eine Gruppe auf einer gewissen Reiseroute unterwegs ist und in bestimmten Hotels haltmacht. Viele benutzen eine Ausflugskarte und unterbrechen ihren Flug mehrmals, um verschiedene Inseln zu besuchen. Eine Gruppe kann auch ein ganzes Flugzeug für einen bestimmten Flug chartern. Es gibt zum Beispiel viele Charterflüge und Vergnügungsreisen mit dem Schiff nach Trinidad, so daß sich die Passagiere den jährlichen zweitägigen Karneval ansehen können, den Höhepunkt der Saison auf Trinidad.

Die Touristen müssen irgendwo bleiben können, und so dehnen sich das Hotelgewerbe und das damit verwandte Pensionsgewerbe weiter aus, um den zunehmenden Strom von Inselbesuchern unterzubringen. Die Regierungen selbst werden Hotelbesitzer. Auf Barbados und Trinidad sowie anderswo besitzt die Regierung Hotels oder ist maßgebend daran beteiligt. Die Zahl der Hotels und Pensionen nimmt ständig zu, während sich das Geschäft mit dem Verkauf einer angenehmen Atmosphäre erweitert.

Lohnt es sich?

„Ja! Auf jeden Fall!“ antwortet der Pressechef des Fremdenverkehrsausschusses auf Barbados. Er erklärt, auf einer kleinen Insel, auf der die Wirtschaft jahrzehntelang vom Zucker abhängig gewesen sei und auf der das ganze Leben der Menschen mit dem Zucker in Verbindung gestanden habe, sei der Fremdenverkehr jetzt die Haupteinnahmequelle. 1968 seien die Gesamteinnahmen aus dem Fremdenverkehr zum erstenmal höher als die der Zuckererzeugung gewesen. Aufzeichnungen zeigen, daß die Zahl der Besucher auf Barbados von 44 000 im Jahre 1962 auf über 137 000 im Jahre 1969 angestiegen ist. Ja, heute verdienen viele Familien auf Barbados ihren Lebensunterhalt durch den Fremdenverkehr.

Auf Grenada schienen die Beamten obige Frage mit „Ja — vielleicht“ zu beantworten. Zweifellos ist der Fremdenverkehr eine bedeutende, wenn nicht die bedeutendste Devisenquelle des Landes, und die Einnahmen nehmen schnell zu. Ein Beamter erklärte jedoch, der Reingewinn aus dem Fremdenverkehr werde durch beträchtliche Kapitalauslagen für Luxuswaren reduziert, die für die Touristen eingeführt würden. Außerdem kann es bei den armen Einheimischen zu Unzufriedenheit kommen, wenn sie den großen Unterschied zwischen ihrer Stellung und der der Ausländer sehen. Auf Barbados wurde jedoch erklärt, dies sei eigentlich kein Punkt, der gegen das Fremdenverkehrsgewerbe spreche, da viele Inselbewohner heutzutage ins Ausland reisen würden und selbst den Lebensstandard anderswo sähen und selbst einige kostspielige Neigungen entwickelten.

Bis vor kurzem war man auf Trinidad nicht so lebhaft am Dollar des Touristen interessiert wie auf anderen Inseln, besonders auf Barbados. Da Trinidad den Vorteil genießt, eines der wichtigsten Ölländer im Commonwealth zu sein, und daher ein großes Einkommen aus der Erdölerzeugung hat und es dort auch andere wichtige Industriezweige gibt, hat man dort nicht danach getrachtet, Touristen anzulocken. Doch heute ist der Fremdenverkehr die drittgrößte Devisenquelle. Besonderen Wert hat man dem Fremdenverkehr auf Tobago, der kleineren Schwesterinsel von Trinidad, beigemessen.

Geschäftsrisiken

Wie bei jedem anderen kommerziellen Unternehmen gibt es im Geschäft mit dem Verkauf einer angenehmen Atmosphäre bestimmte Risiken. Die Ware, die wunderschöne Inselatmosphäre, muß bewahrt und erhalten bleiben. Aus diesen Gründen ist eine stabile Regierung unbedingt nötig. Es braucht nur ein Gerücht über Unruhen oder über eine Revolution aufzukommen, und der Herr Tourist macht sich schnell davon.

So war es im April 1970 auf Trinidad und Tobago. Es kam zu heftigen Demonstrationen und zu einem Versuch, die Regierung zu stürzen. Ausländer wurden beschimpft und angegriffen. Auf Tobago drang man in die Hotels und Erholungsstätten ein, und Gäste wurden mißhandelt. Nach einigen Tagen waren diese Hotels fast völlig verlassen. Die Zahl der Besucher auf Trinidad nahm um mindestens ein Viertel ab. Erst nach Monaten wurde der Besucherstrom wieder normal. Die Bauarbeiten an Hotels kamen vorübergehend oder fast zum Stillstand. Der Bau des neuen Feriengasthauses im Hafengebiet von Port of Spain wurde eingestellt, und erst im September 1971 wurde die Arbeit wiederaufgenommen.

Arbeitslosigkeit und mangelnde Währungsstabilität sind Faktoren, um die man sich im Fremdenverkehrsgeschäft Sorgen macht. Vor kurzem haben die amerikanische Dollarkrise und die Zunahme der Arbeitslosigkeit in den Vereinigten Staaten und in Kanada zu einer Abnahme der Zahl der Urlauber im Karibischen Meer geführt. Hauptsächlich aus diesen zwei Ländern kommen die Besucher auf die Inseln, und daher ist jedes Absinken der Zahl der Inselbesucher eine ernste Gefahr für die Einnahmen durch den Fremdenverkehr. Man bemüht sich jetzt, Touristen aus Skandinavien, und zwar durch die Luftverkehrsgesellschaft SAS, und auch aus Südamerika, besonders aus Venezuela, herbeizulocken.

Zufolge des Aufkommens der Boeing 747 und der Herabsetzung der Preise für Europaflüge fliegen jetzt viele, die früher aus den Vereinigten Staaten und aus Kanada in den Süden kamen, ostwärts nach Europa. Doch dies ist eine Gefahr für das Fremdenverkehrsgewerbe im Karibischen Meer, und bis jetzt hat man noch keinen erfolgreichen Plan zustande gebracht, um dem abzuhelfen. Charterflüge haben ein wenig genützt.

Ein Risiko für den Fremdenverkehr ist die Behandlung, die dem Touristen und der Touristin während ihres Aufenthalts zuteil wird. Mündliche Werbung kann ziemlich viel ausmachen. Wenn jemand schlecht behandelt wird, wenn ihm zuviel berechnet wird oder wenn er bestohlen wird, kann von einem solchen empörten Touristen bestimmt kaum ein gutes Wort kommen. Die Fremdenverkehrsausschüsse wissen dies und versuchen, ihre Kunden zufriedenzustellen. Der Mann auf der Straße mag jedoch eine andere Ansicht haben. Viele betrachten einen Touristen als Freiwild und versuchen, ihn um möglichst viel Geld und Eigentum zu erleichtern. Taxifahrten können übermäßig teuer sein, und auch in einigen Hotels mag zuviel verlangt werden. Von Schmuck- und Andenkenverkäufern wimmelt es, und manchmal verkaufen sie wenig, was wirklich von Wert ist. Uhren und Juwelen, die auf der Straße verkauft werden, sind keine Gelegenheitskäufe.

Und dann gibt es viele wachsame Augen, die sehr gut aufpassen. Ein Tourist braucht nur etwas unachtsam zu sein, und das, was er besitzt, bekommt Flügel — auf einen Fotoapparat, ein Fernglas, eine Uhr oder eine Brieftasche sollte man immer gut achten, wenn man ein Erlebnis vermeiden möchte, das einem den Urlaub verderben kann. Als der Verfasser dieses Artikels vor vielen Jahren zum erstenmal an einem Strand auf Trinidad war, mußte er barfuß nach Hause gehen. Er hatte seine Schuhe an einem ungeschützten Platz gelassen, und gleich hatte sie sich jemand genommen. Diejenigen, die im Fremdenverkehrswesen tätig sind, versuchen — mit gewissem Erfolg — so etwas zu vermeiden.

Zukunftsaussichten

Trotz der Schwierigkeiten und Risiken sind die Förderer des Fremdenverkehrs für die Zukunft optimistisch, und sie gehen mit ihren Ausdehnungsplänen tüchtig voran. Erst vor kurzem hat das Hotel Hilton auf Trinidad einen großen Anbau mit 181 Zimmern fertiggestellt. Auf Tobago werden mehrere Hotels und Pensionen geplant oder gebaut. Und so ungefähr sieht es auch auf den anderen Inseln aus. Auf Barbados werden Pläne gemacht, damit in Zukunft der Jumbo Jet 747 die Insel anfliegen kann, und so erwartet man für die kommenden Monate viele weitere Touristen.

Die verschiedenen Fremdenverkehrsausschüsse lassen Reisebürovertreter zu Werbefahrten kommen, um ein größeres Interesse im Ausland zu fördern. Ein Ziel besteht darin, während des ganzen Jahres eine hohe Zahl von Gästen zu haben und auf diese Weise weitgehend eine Hochsaison und eine Flaute zu vermeiden. Dadurch würden die Hotelräumlichkeiten viel besser ausgenutzt. Man ist an Tagungen interessiert, damit große Besuchergruppen kommen. Auf Trinidad ist ein Kongreßzentrum eingerichtet worden, um noch mehr in dieses Geschäft einzusteigen.

Auf Trinidad hat man gegenüber den Touristen eine neue Einstellung entwickelt. Früher war man darauf bedacht, daß der Tourist „fern von daheim doch daheim“ sein sollte, indem man ihm die gewohnten Speisen vorsetzte und ihm das Gefühl gab, er befinde sich in einer ihm vertrauten Umgebung. Das war teuer, und der Erfolg war nicht sehr groß. Jetzt möchte man dafür sorgen, daß die Gäste das Land sehen — das Vogelschongebiet, den Asphaltsee, den Regenwald und die aus vielen Nationen stammenden Bewohner. Sie sollen etwas vom Leben und Treiben und vom Handwerk auf der Insel sehen. Sie sollen sich eine Blechmusikkapelle anhören, sich den Limbotanz ansehen und einige Calypsos hören. Anstelle von Steak und Zwiebeln können sie Krebs und Calalu oder etwas Kohlpalmensalat oder ein Hähnchen-pelau probieren. Auf diese Weise sieht der Besucher, daß er nicht daheim ist, und er lernt ein wenig aus eigener Erfahrung über die Lebensweise seiner Nachbarn in anderen Ländern kennen. Hiermit hat man bereits einen gewissen Erfolg bei vielen Touristen, die sagen, sie hätten sich in die Insel verliebt.

Denen, die eine Zeitlang anderswohin möchten oder Abwechslung wünschen, können die Fremdenverkehrsausschüsse etwas verkaufen. Es ist etwas, was der Wirtschaft und Bevölkerung des Landes nützt. Und der Kunde genießt eine angenehme Atmosphäre, die ihn beruhigen und entzücken kann.

    Deutsche Publikationen (1950-2025)
    Abmelden
    Anmelden
    • Deutsch
    • Teilen
    • Einstellungen
    • Copyright © 2025 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania
    • Nutzungsbedingungen
    • Datenschutzerklärung
    • Datenschutzeinstellungen
    • JW.ORG
    • Anmelden
    Teilen