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  • Das Nashorn — Opfer des Aberglaubens
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g72 8. 9. S. 9-12

Das Nashorn — Opfer des Aberglaubens

Vom „Awake!“-Korrespondenten in Südafrika

DAS massive Horn auf der Nase des Nashorns sieht gefährlich aus. Sonderbarerweise ist es gerade dieses Horn, das dieses Tier in Gefahr gebracht hat. Wegen dieses Horns ist es nämlich rücksichtslos gejagt worden, denn in vielen asiatischen Ländern ist ein Aberglaube damit verbunden. Ja, man schreibt dem Nasenhorn dieses Tieres Wunderkräfte zu, und kleine Stücke des Horns werden teuer bezahlt.

Das Zauberhorn

Wenn Jäger, die die Jagderlaubnis besitzen, Nashörner schießen, werden die Hörner gewöhnlich Eigentum des Staates und später versteigert. In Kenia (Ostafrika) veranstaltet die Regierung jedes Jahr eine Auktion, auf der Nasenhörner versteigert werden, und Händler aus asiatischen Ländern ersteigern sie, um sie auszuführen. Im Jahre 1964 wurden für 1 Pfund (engl.) 7 Dollar bezahlt, im Jahre 1970 20 Dollar; bei jener Versteigerung wurden 1 100 Pfund gekauft.

Diese Preise sind jedoch im Verhältnis zu den Schwarzmarktpreisen niedrig. Die hohen Gewinne, die Nasenhörner eintragen, veranlassen Wilddiebe, viel mehr Nashörner zu jagen als auf irgendeine andere Weise getötet werden. In Indien sind die Preise für Nasenhörner noch höher; 1961 bezahlte man für ein Pfund 150 Dollar und 1969 sogar 240 Dollar!

Welche Eigenschaften des Nasenhorns dieses Dickhäuters veranlassen die Menschen, soviel dafür zu bezahlen? Einige glauben, es besitze medizinische Eigenschaften, es lindere rheumatische und andere Schmerzen. Andere glauben, wenn man ein solches Horn unter das Bett einer Schwangeren lege, würden ihre Geburtsschmerzen gelindert. Und der Besitzer eines solchen Horns mag es mehrmals für einen Betrag, der etwa 50 Dollar entspricht, für solche Zwecke ausleihen.

Ferner werden aus Nasenhörnern Trinkbecher verfertigt, und diese sollen die Wirkung von tödlichem Gift abwehren oder das Vorhandensein von Gift offenbaren. Einige glauben, wenn sich in dem Getränk Gift befinde, springe der Becher, oder das Getränk beginne zu schäumen.

Die Sitte, aus dem Horn des Nashorns „giftsichere“ Becher herzustellen, soll etwa gegen Ende des vierten Jahrhunderts u. Z. aufgekommen sein. Damals glaubte man, das Horn des Einhorns, eines Fabeltieres, könne Gift entdecken. Natürlich waren die Menschen darauf bedacht, solche Hörner zu bekommen, und die Nachfrage danach wurde gedeckt, indem man Hörner von Nashörnern als Einhornhörner verkaufte.

Doch die Nachfrage nach Nashornhörnern ist vor allem deshalb so groß, weil sie ein Mittel sein sollen, beim Manne den Geschlechtstrieb anzuregen. Da beim Nashorn die Paarung mehrere Stunden dauern mag, soll der Mensch auf den Gedanken gekommen sein, den Versuch zu machen, durch das Essen des Horns etwas von dieser Kraft zu erlangen. Vermag das Horn des Nashorns die Zeugungskraft des Mannes zu beeinflussen, oder ist es nur ein unbegründeter Aberglaube?

Tatsache oder Aberglaube?

Jahrhundertelang haben die Menschen nach einem Mittel gesucht, den Geschlechtstrieb anzuregen; die verschiedenen Völker haben zu diesem Zweck alle möglichen Teile von Tieren verwendet, auch verschiedene Hörner. Heute vermag der Mensch eine wissenschaftliche Analyse des Horns des Nashorns vorzunehmen, um zu ermitteln, ob die Behauptungen begründet sind.

Auch andere Tiere haben ähnliche Hörner wie das Nashorn, ja sogar beim Menschen wachsen manchmal Hörner, allerdings sind das Geschwülste, die häufig gefährlich sind. Man kann sich kaum vorstellen, daß man einen Nutzen davon hat, wenn man einen Tumor oder ein Gewächs, das sich auf dem Körper einer anderen Person oder eines Tieres gebildet hat, ißt. Doch Jeremia Diale, ein Basuto aus Südafrika, ist dadurch reich geworden, daß er Stückchen von dem „Horn“ verkaufte, das sich auf seiner Stirn entwickelt hatte. Im Jahre 1923 reiste er durch Indien, und die Bevölkerung kaufte eifrig Stückchen von seinem „Horn“. Doch einige Zeit später starb er an Krebs.

Es wurde behauptet, das Horn der Nashörner vermöge den Geschlechtstrieb anzuregen, weil es, wenn man es esse, wie ein Reizmittel wirke. Das Horn soll aus zusammengepreßtem Haar bestehen, und wenn das Horn gemahlen wird, sollen sich im Mehl winzige Teilchen befinden, die scharfe Ränder haben. Diese Teilchen sollen, wenn man sie verschluckt, den Verdauungskanal durchwandern, in die Blase gelangen und, wenn sie ausgeschieden werden, in der Harnröhre einen Reiz verursachen. Das ist jedoch unmöglich. Denn es gelangen keine festen Teilchen, die den Verdauungskanal durchwandern, in die Blase. In die Blase gelangen nur aufgelöste Stoffe; daher ist es unmöglich, daß auf diese Weise ein Reiz hervorgerufen werden kann. Außerdem besteht das Horn aus Hautzellen, und diese zerfallen nicht in scharfkantige Teilchen.

Nach einer anderen Vermutung soll das Horn einen chemischen Stoff enthalten, der irgendwie auf den Körper wirkt. Könnte es zum Beispiel sein, daß das Horn ein Geschlechtshormon wie Testosteron enthält und daß dieses Hormon sich auf den Körper der Person auswirkt, die von dem Horn ißt?

Um diese Frage zu entscheiden, führte Dr. Werner T. Schaurte von der Nashorn-Forschungs-Stiftung in Deutschland eingehende Untersuchungen durch. Das Institut für Tierphysiologie der Universität München führte eine Steroidhormonanalyse des Hornes durch. Man fand keine Spur von Hormonen. Die Untersuchungen zeigten eindeutig, daß es keinen wissenschaftlichen Beweis für die Annahme gibt, das Horn der Nashörner rege den Geschlechtstrieb an.

Die Sexbesessenheit des Menschen hat ihn zu vielen törichten und entwürdigenden Praktiken verführt. Einige nüchterne Überlegungen in Verbindung mit diesem Thema sollten dazu dienen, zu zeigen, wie töricht es ist, Eigenschaften eines Tieres auf einen Menschen übertragen zu wollen, indem man gewisse Teile dieses Tieres ißt oder auf seinem Körper trägt. Der Mensch vermag nicht zu fliegen, indem er Vogelfedern ißt, oder so lange unter Wasser zu bleiben, solange es ihm gefällt, indem er seine Nase mit Fischschuppen einreibt; ebenso kann er auch seine schwindende Zeugungskraft nicht erneuern, indem er das Horn eines Nashorns zu Pulver zermahlt und ißt.

Das Nashorn in freier Wildbahn kennenzulernen und verstehen zu lernen, welche Rolle es im Gleichgewicht der Natur spielt, wirkt jedoch heilsam, indem es hilft, die Sorgen und Belastungen des modernen Lebens zu vergessen.

Das Nashorn in seiner natürlichen Umgebung kennenlernen

Das Spitzmaulnashorn ernährt sich von Blättern und jungen Schößlingen strauchartiger Bäume. Um sich eine Mahlzeit zu verschaffen, benutzt es häufig sein Vorderhorn (das bis ein Meter lang sein kann), um Sträucher und kleine Bäume zu entwurzeln und umzulegen. Wir wollen einmal genau verfolgen, wie ein Nashorn die Blätter von einer bedornten Akazie frißt. Beachte, wie es mit der spitzen Oberlippe die Zweige umfaßt und die Blätter abstreift. Die Oberlippe erfüllt fast die gleiche Aufgabe wie ein Finger. Das Maul dieses Tieres ist vorzüglich geeignet für diese Art der Ernährung.

Der Vogel, der auf dem Rücken des Nashorns sitzt, ist ein Madenhacker; er pickt Parasiten von der Haut und den Ohren seines Wirtes. Diese wachsamen Vögel warnen das Nashorn, wenn Gefahr droht, indem sie mit lautem Gekreisch auffliegen.

Das Nashorn hat einen scharfen Geruchssinn und auch ein gutes Gehör, aber es kann Objekte nur bis zu einer Entfernung von knapp 25 Metern unterscheiden. Und wenn es in jener Entfernung etwas wahrnimmt, was sich bewegt, fühlt es sich bedroht und mag angreifen. Doch dieses Nashorn ist nicht bösartig; die Naturforscher sagen, es sei nur schreckhaft und sein wütendes Drauflosstürmen sei mehr eine Form der Verteidigung als des Angriffes.

Allerdings ist dieser Dickhäuter, der etwa ein Gewicht von 1 350 kg hat und mit 40 bis 55 km/st zum Angriff vorprescht, ein gefährlicher Gegner. Einmal brachte ein Nashorn sogar eine Lokomotive zum Entgleisen. Aber siehst du jenes Nashorn, wie es zufrieden äst? Es ist froh, wenn man es in Ruhe läßt. Das wollen wir auch tun und uns nach seinem Vetter, dem Breitmaulnashorn, umsehen.

Dieses Nashorn, das größte aller Nashörner, mag über 3,5 Tonnen wiegen. Es ist ein Grasfresser. Aber betrachte es dir einmal genau. Jetzt kannst du sehen, warum es „Breitmaul“nashorn genannt wird. Sein Maul ist flach und etwa 25 cm breit, also vorzüglich geeignet zum Grasrupfen. Ein besonders großes Horn dieses Nashorns war fast 1,60 m lang. Glücklicherweise ist dieses Tier sehr friedfertig und läuft davon, wenn man sich ihm nähert. Es reagiert somit im allgemeinen anders als das Spitzmaulnashorn.

Jetzt ist sein Ziel eine Suhle. Ein solches Schlammbad wirkt kühlend, aber es dient auch noch einem anderen Zweck. Durch den Schlamm-Mantel wird bewirkt, daß sich die Zecken, kleine blutsaugende Parasiten, von der Haut des Nashorns lösen. Wenn sich das Tier an einem Stein oder Baumstumpf den Schlamm abreibt, fallen damit auch die Zecken ab. Die Suhle wird tiefer und tiefer, je öfter das Nashorn sie benutzt, und schließlich entsteht ein zeitweiliges Wasserloch, an das viele andere Tiere in der Trockenzeit zum Trinken kommen.

Der Nashornbulle sucht sich ein Revier von etwa 200 Hektar abzugrenzen. Er hat verschiedene Methoden, es zu markieren, und er verteidigt es gegen jeden Eindringling. Will er sein Revier kennzeichnen, sucht er sich einen kleinen Strauch aus. Diesen drückt er flach zu Boden, indem er zuerst mit dem einen und dann mit dem anderen Hinterbein, das er steif macht, darüberstreicht. Danach bespritzt er den ganzen Strauch mit Harn. Jetzt wird jedes Nashorn, das zu diesem Strauch kommt, augenblicklich wissen, daß es sich im Revier eines anderen befindet. Aber wieso weiß ein Bulle, wer sein Revier besucht hat?

Bullen legen gewöhnlich Kothaufen an. Ein Nashorn, das ein fremdes Revier besucht, benutzt ebenfalls diese Kothaufen und hinterläßt so seine Visitenkarte. Der Bulle, dem das Revier gehört, geht von einem Kothaufen zum andern, und aufgrund des Geruchs weiß er, wer in seinem Revier gewesen ist; er weiß, ob es eine Kuh oder ein Bulle gewesen ist, ein Nachbar oder ein Fremder. Der Besitzer des Reviers zerstreut dann mit den Hinterbeinen den Kot des Besuchers, wischt also sozusagen seine Visitenkarte weg.

Dieses riesige gehörnte Tier hat viele interessante Eigenschaften, aber leider schrumpft der Bestand an diesen Dickhäutern immer mehr zusammen. Doch das Leben dieser Tiere sollte dem Menschen gewiß mehr wert sein als ihre Hörner, die er so stark überbewertet. Wie traurig, daß der Mensch zufolge seines Aberglaubens den wahren Wert unserer Erde und der bewunderungswürdigen Geschöpfe darauf nicht erkennt!

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