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  • g72 8. 9. S. 25-26
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  • Die Fischer von der Ebrié-Lagune
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Erwachet! 1972
g72 8. 9. S. 25-26

Die Fischer von der Ebrié-Lagune

EIN BERICHT, WIE ER DEM „AWAKE!“-KORRESPONDENTEN IN GHANA ERZÄHLT WURDE

MANCHMAL stehe ich nachts auf der alten Brücke und schaue den Ebrié-Fischern zu, wie sie in ihren Booten zum nächtlichen Fischfang ausfahren. Wenn ich sie unter der Brücke hindurchrudern und in der Nacht verschwinden sehe, steigt in mir gelegentlich der Wunsch auf, noch einmal mit ihnen zu fahren und eine Nacht in der Lagune zu verbringen. Denn auch ich bin ein Ebrié, und die Lagune war einst mein ganzer Lebensinhalt.

Jetzt wohne ich in Abidjan (Elfenbeinküste), einer verkehrsreichen, blühenden Stadt. Häufig sehne ich mich jedoch danach, nichts mehr von dem Staub, dem Lärm und den Betonmauern der Stadt zu sehen und wieder in meinem Boot zu sitzen und zwischen den Binsen am Rande der Lagune hindurchzugleiten.

Ich habe manch köstliche Nacht mit meinem Vater auf dem Wasser zugebracht. Über der Lagune, die einerseits von der Sandküste und dem Meer und andererseits vom grünen Urwald gesäumt wird, lag ein tiefer Friede, nichts war zu hören als das leise Plätschern des Wassers und gelegentlich der Ruf eines anderen Fischers. Manchmal schien der Vollmond alles zu versilbern: Silberne Wassertropfen glitzerten an silbernen Netzen, an silbernen Fischen, und über die schwarze Wasserfläche der Lagune baute der Mondschein für unser Boot eine silberne Straße.

Verschiedene Fischfangmethoden

Wir wandten verschiedene Methoden zum Fangen der Fische an. Mein Vater und ich gingen jeweils fischen, sobald es dunkel wurde. Einige Kilometer von unserem Dorf entfernt, stellten wir die Netze. Wir zogen uns dann ein kurzes Stück zurück und warteten etwa zehn Minuten. Darauf begannen wir mit unseren Rudern auf die Wasseroberfläche zu schlagen, worauf die Fische, die dadurch aus ihren Löchern aufgestört wurden, in die Netze schwammen. Wenn wir das ein- bis zweimal taten, war die Beute groß genug, daß unsere Familie einen Tag davon leben konnte.

Das Wurfnetz ist allgemein gebräuchlich. Es ist rund und am Rand mit Bleikugeln oder kleinen Steinen beschwert. Nachdem wir Maniokkrumen, die wir meist als Köder verwandten, auf das Wasser gestreut und die Stelle mit Stangen, die wir in den sandigen Lagunenboden rammten, gekennzeichnet hatten, zogen wir uns zurück und warteten, bis sich die Karpfen um den Köder versammelt hatten; darauf warfen wir das Netz über der Stelle aus.

Es ist eine Kunst, aufrecht in dem kleinen Boot stehend, das Netz auszuwerfen. Manch ein Neuling verbringt schwimmend zwischen den Fischen mehr Zeit als mit dem Fangen von Fischen. Es hat jedoch etwas Erregendes an sich, das Sausen des Netzes zu hören, wenn es über das Wasser geworfen wird, und zu sehen, wie es in einem prächtigen Bogen rings um die Fische auf die Wasserfläche herabsinkt.

Die Männer des Dorfes gehen auch oft in Gruppen von zehn bis zwanzig fischen, denn sie können dann größere Netze verwenden und wirklich große Fische fangen, Fische, die manchmal bis hundert Pfund wiegen.

Am Fischen mit der Hand in den Mangrovensümpfen beteiligen sich viele Dorfbewohner. Sie lassen die Boote etwa zwanzig Meter weit von dem gewählten Platz zurück, schwimmen dann auf die Mangroven zu, wobei sie gleichzeitig mit der Hand Schlamm vom Grund aufwühlen. Die Karpfen, die im trüben Wasser nicht schwimmen können, sitzen dann in den Löchern zwischen den Mangrovenwurzeln gefangen, und die Fischer können sie mit der bloßen Hand greifen. Allerdings strapaziert es ihre Nerven nicht wenig, die Hand in ein dunkles Loch zu stecken, in der Hoffnung, daß nichts anderes als ein Karpfen sich darin verberge!

Die Furcht als Folge der Lagunenlegenden überwinden

Heute würde ich den Frieden, der sich abends über die stille Lagune senkt, genießen, doch ich muß gestehen, daß ich mich manchmal fürchtete, wenn ich mit meinem Vater fischen ging. In den Mangrovensümpfen fürchtete ich mich zum Beispiel oft, weil ich glaubte, sie würden häufig von merkwürdigen Ungeheuern besucht, die sich in ein Krokodil oder in einen großen Fisch verwandeln könnten und die dort unvorsichtigen Fischern auflauern würden.

Eine andere Legende betrifft den riesigen Feuerkobold, Akou genannt, den man sich von Kopf bis Fuß mit langen Haaren bedeckt vorstellt. Ich wurde gelehrt, daß sich Akou nähere, wenn ich mittags oder um Mitternacht ein merkwürdiges Pfeifen hören würde; und um mich zu schützen, müsse ich dann auf ein Stück Holz springen.

Alle diese Geschichten flößten einem kleinen Jungen, wie ich es war, Furcht ein. Aber vor einiger Zeit erfuhr ich, was die Bibel über solche Erzählungen sagt, und jetzt kann ich über meine Angst von damals nur noch lachen. Jetzt weiß ich, daß das merkwürdige Pfeifen um Mitternacht wahrscheinlich von einem Nachtschwärmer stammt, der etwas zuviel bangui (unser Palmwein) getrunken hat. Und sollten die Zauberer und Seher des Dorfes mit bösen Geistern Kontakt aufgenommen haben, so weiß ich, daß Jehova mich schützen wird, weil ich ihm diene. — Ps. 23:4; Jak. 4:7.

Obwohl ich das einfache Dorfleben vermisse, habe ich doch viel Grund zur Dankbarkeit. Ich bin von vielen versklavenden abergläubischen Vorstellungen frei geworden und kann meine Zeit jetzt nützlicher verwenden. In Abidjan bin ich mit der biblischen Wahrheitsbotschaft in Berührung gekommen, und in dieser Stadt gibt es noch viele Menschen, die die tröstenden Wahrheiten kennenlernen möchten; daher bleibe ich gerne in dieser Stadt, damit ich ihnen helfen kann. Doch da das Leben eines Fischers in vieler Hinsicht reizvoll ist, wer weiß, vielleicht werde ich doch eines Tages wieder ein Boot haben und werde wieder auf Fischfang gehen für meinen täglichen Unterhalt. Doch bis dahin gebe ich mich damit zufrieden, den Fischern von der Brücke aus zuzuschauen.

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