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  • g74 8. 6. S. 16-19
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  • Das Welthandelszentrum — Modell für die Zukunft?
  • Erwachet! 1974
  • Zwischentitel
  • Ähnliches Material
  • Zweck und Beweggründe
  • Eine neue Generation von Wolkenkratzern
  • Revolutionäre Konstruktion
  • In einer „Badewanne“ gebaut
  • Weitere Besonderheiten
  • Wirklich wünschenswert?
  • Warum sie die „Wolken kratzen“
    Erwachet! 1984
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Erwachet! 1974
g74 8. 6. S. 16-19

Das Welthandelszentrum — Modell für die Zukunft?

GANZ gleich, was sie sonst noch sein mögen — die Zwillingstürme des Welthandelszentrums sind gewaltig. Jeder Turm hat 110 Stockwerke und erhebt sich vom Bürgersteig aus 412 Meter — fast einen halben Kilometer — in die Höhe. Die beiden Türme beherrschen völlig die berühmte New Yorker Skyline.

Doch sie lassen nicht nur durch ihre gewaltige Höhe die umliegenden Wolkenkratzer wie Zwerge erscheinen, sondern auch durch die Fläche, die sie einnehmen. Jedes Gebäude nimmt eine Fläche von 4 058 m2 ein. Und da die Gebäude senkrecht und geradlinig in die Höhe ragen, hat jedes der über 200 Stockwerke eine Bodenfläche von fast einem halben Hektar. In jedem Stockwerk hätten also mehr als neun Basketballfelder Platz!

Zum Welthandelszentrum gehören jedoch nicht nur die Zwillingstürme. Es befindet sich auf einem 6,5 Hektar großen Gelände in Lower Manhattan am Ufer des Hudson. Zu dem 800-Millionen-Dollar-Komplex gehören noch ein achtstöckiges Gebäude der amerikanischen Zollbehörde und das neunstöckige Northeast-Plaza-Gebäude. Außerdem sind noch der Bau des Southeast-Plaza-Gebäudes und der Bau eines Hotels geplant. Schließlich werden alle sechs Gebäude rings um einen zwei Hektar großen Platz stehen.

Zur Zeit der offiziellen Bestimmungsübergabe am 4. April 1973 waren 300 Firmen mit 7 000 Angestellten ins Welthandelszentrum eingezogen. Jetzt arbeiten mehr als doppelt so viele Personen dort. Gegenwärtig ist weniger als die Hälfte der Bodenfläche bezogen; viele Stockwerke sind noch gar nicht eingerichtet. Später sollen dort einmal 50 000 Menschen arbeiten, und es werden täglich 80 000 Geschäftsleute und Besucher erwartet.

Aber warum wird ein solcher Mammutkomplex gebaut? Ist das praktisch? Sind dies, wie behauptet wird, „die Gebäude des herannahenden 21. Jahrhunderts“?

Zweck und Beweggründe

Der Komplex wurde erbaut, um Firmen aus allen Sparten des Welthandels ein Hauptquartier zu geben. So können jetzt Exporteure, Importeure, Frachtspediteure, Zollbehörden, internationale Banken und zahlreiche andere mit dem Welthandel verbundene Firmen unter einem Dach zusammengebracht werden. Jack Zwick, der Vorsitzende des Welthandelsinstitutes, sagte dazu: „Es ist ganz darauf abgestimmt, den Handel zu erleichtern und den Firmen zu helfen, ihre Handelsstrategie besser zu planen.“

Aber warum solch riesige Gebäude? Harry B. Helmsley, ein Direktor der Gesellschaft, die das Empire State Building verwaltet, nannte zweifellos den richtigen Grund, als er sagte. „Es ist wichtig, das Image zu haben, das größte Gebäude zu besitzen.“

Im Oktober 1970 war der Nordturm des Welthandelszentrums bereits höher als das Empire State Building und wurde damit zum höchsten Gebäude der Welt. Doch diesen Rekord hatte er nur kurze Zeit inne. Denn schon im vergangenen Frühjahr wurde er von dem Gebäude der Firma Sears, Roebuck & Co. in Chicago überboten, das mit seinen 442 Metern die Zwillingstürme um 30 Meter übertrumpft.

Der Wettbewerb ist jedoch noch nicht vorüber. Helmsley erklärte: „Wir erwägen Pläne, das Empire State aufzustocken.“ Interessanterweise stellten im vergangenen Jahr manche Arbeiter im Welthandelszentrum Spekulationen darüber an, warum sich die Vollendung des Südturms anscheinend so lange verzögere. Einige fragten sich, ob er vielleicht höher als ursprünglich geplant gebaut werden solle, um wieder den Ruf zu haben, das höchste Gebäude der Welt zu sein.

Eine neue Generation von Wolkenkratzern

Der gegenwärtige Wettkampf um den höchsten Wolkenkratzer erinnert an die Zeit vor etwas mehr als vierzig Jahren. Im Jahre 1931, während der großen wirtschaftlichen Depression, wurde das 381 Meter hohe Empire State Building vollendet, das das 319 Meter hohe Chrysler Building überragte. Bald darauf hörte man auf, solch große Wolkenkratzer zu bauen, und so standen nun in New York siebzehn Gebäude, die über 600 Fuß (183 Meter) hoch waren.

Über fünfundzwanzig Jahre später, im Jahre 1960, hatte New York immer noch nur siebzehn Gebäude über 600 Fuß. Dann begann eine neue Bautätigkeit. Im Jahre 1970 wurde allein in New York an neun über 600 Fuß hohen Gebäuden gearbeitet. Jetzt hat die Stadt mindestens vierzig Wolkenkratzer in dieser Größenordnung. Chicago hat zehn, Los Angeles vier, und verschiedene andere Städte haben zwei oder drei solche Wolkenkratzer.

Offensichtlich sollten nur wenige dieser neuen Wolkenkratzer einen Rekord brechen. Nur fünf davon sind über 300 Meter hoch. Warum sind denn so viele hohe Gebäude errichtet worden? Der Präsident einer Landerschließungsgesellschaft erklärte: „Der größte Vorteil des Wolkenkratzers in dichtbebauten Städten ist seine Wirtschaftlichkeit.“ Im Stadtzentrum von Atlanta kostet z. B. ein Quadratmeter Boden 1 600 Dollar, und ein Sachverständiger auf dem Gebiet der Landerschließung erklärte: „70 Stockwerke ermöglichen bessere Produktivität.“

Verbesserungen in der Bautechnik spielen ebenfalls eine wichtige Rolle bei dem gegenwärtigen Wolkenkratzer-Boom. Leistungsfähigere Fahrstuhlsysteme helfen Platz sparen. Auch die Verwendung leichten Zements und Fertigbaumethoden haben dabei eine Rolle gespielt. Steifere Stahlrahmen ermöglichen größere Starrheit und Festigkeit. Die Zwillingstürme des Handelszentrums zum Beispiel werden bei starkem Wind maximal um 28 Zentimeter schwanken, während ältere Wolkenkratzer noch um 38 Zentimeter schwanken.

Dank dieser Verbesserungen soll es möglich sein, Wolkenkratzer mit 200 und mehr Stockwerken zu bauen. „Wir könnten nächstes Jahr mit der Errichtung eines eine Meile [1,6 km] hohen Wohngebäudes beginnen“, sagt L. E. Robertson, Teilhaber in der New Yorker Baufirma, die das Welthandelszentrum errichtete.

Die Frage ist also nicht, ob der Mensch in der Lage ist, gigantische Gebäudekomplexe nach dem Vorbild des Welthandelszentrums zu errichten. Vielmehr lautet die Frage: Ist das Welthandelszentrum ein nachahmenswertes Modell?

Bevor wir diese Frage untersuchen, wollen wir jedoch betrachten, welche Leistung hinter dem Bau des Welthandelszentrums steckt.

Revolutionäre Konstruktion

Im Jahre 1962, noch am Anfang des neuen Wolkenkratzer-Booms, gaben die gesetzgebenden Versammlungen von New York und New Jersey den Auftrag für den Bau des Welthandelszentrums. Als die Baupläne im Jahre 1964 bekanntgemacht wurden, wurde das Projekt als revolutionär hinsichtlich seiner Größe und seiner technischen Gestaltung bezeichnet. „Es ist eine Pionierarbeit“, sagte Mario Salvadori, ein Direktor der Architekturschule der Columbia-Universität.

Zugegeben, einige der Bautechniken waren schon bei früheren Gebäuden angewandt worden. Aber die Anwendung so vieler neuer Techniken bei einem Projekt wird als eine gewaltige technische Leistung betrachtet. Schon die Vorbereitungen für den Bau waren ein Unternehmen, das ungewöhnliche technische Leistungen erforderte.

In einer „Badewanne“ gebaut

Der Untergrund bereitete beim Bau besondere Schwierigkeiten. Im 18. Jahrhundert lag das Land, auf dem jetzt die Zwillingstürme stehen, unter dem Hudson. Im Jahre 1890 jedoch war das Gebiet durch Aufschüttung ein Teil der Insel Manhattan geworden. Bei den Ausschachtungsarbeiten mußte daher der Müll und Schutt verschiedener Generationen beseitigt werden sowie Schlamm aus dem Flußbett des Hudson, in dem Reste von alten Kaianlagen und Schiffsteile lagen.

Ungefähr 20 Meter unter diesem Schutt liegt der Felsboden, in dem die Wolkenkratzer verankert werden mußten. Während der Ausschachtungsarbeiten entstand nun das Problem, wie man verhindern könnte, daß umliegende Straßen und Gebäude wegen des weichen Erdbodens verrutschten oder einstürzten. Auch entstand die Frage, wie man verhindern solle, daß während der Ausschachtungsarbeiten Grundwasser durchsickere. Die Lösung war die „Badewanne“.

Die Arbeiten an der „Badewanne“ begannen schon, bevor die 164 Häuser in dem vierzehn Häuserblocks großen Gebiet, das das Welthandelszentrum einnehmen sollte, abgerissen wurden. Diese „Badewanne“ war eine riesige Betonmauer, die bis zum Felsboden reichte und darin verankert wurde. Die Mauer erstreckte sich um den größeren Teil des Bauplatzes, dessen Gelände einmal unter dem Hudson gelegen hatte.

Um diese unterirdische Mauer fertigzustellen, wurde mit Hilfe von Baumaschinen Abschnitt für Abschnitt ein ein Meter breiter Graben ausgehoben, der bis in den Felsboden reichte. Wenn aus einem Bauabschnitt das ausgeschachtete Material entfernt worden war, wurde Bentonitschlamm mit der Dickflüssigkeit einer Erbsensuppe in den Graben gepumpt. Dieser Schlamm hielt das Grundwasser ab und stützte die Wände des Grabens, so daß es nicht nötig war, sie besonders abzustützen. Als nächstes wurden vorgefertigte, sieben Stockwerke hohe Gerüste aus verstärktem Stahl in den Schlamm hinabgelassen. Darauf pumpte man durch eine Rohrleitung Beton in den Graben, der dann von unten den Schlamm aus dem Graben drückte.

Das Ergebnis war eine unterirdische, ein Meter breite Betonmauer, die sich 950 Meter um das Baugelände zog. Nun konnte mit den Ausschachtungsarbeiten innerhalb dieser riesigen „Badewanne“ begonnen werden. In Wirklichkeit war sie eher ein vierseitiger Damm. Anders als eine normale Badewanne hielt er das Wasser draußen, während die Ausschachtungsarbeiten vorangingen. Diese „Badewanne“ hatte eine gewaltige Größe. Über 900 000 m3 Schutt wurden ausgeschachtet und in den Hudson geschüttet, wodurch 9,5 Hektar Neuland geschaffen wurden.

Während der Ausschachtungsarbeiten stieß man auf die zwei gußeisernen Tunnelröhren einer U-Bahn-Linie, die das Baugelände kreuzte. Diese Tunnelröhren mußten aufgebockt und abgestützt werden, während daneben und darunter weitergegraben wurde. Auf diese Weise konnte der Fahrbetrieb wie üblich weitergehen, und jeden Tag fuhren selbst während der Ausschachtungsarbeiten über 80 000 Fahrgäste durch die „Badewanne“. Schließlich wurden die Gleise unter das Handelszentrum verlegt, und die alten Tunnel wurden beseitigt. Im Juli 1971 wurde die neue Bahnstation Welthandelszentrum eröffnet. In dem sechsstöckigen Keller dieses Gebäudes befindet sich eine Garage für fast 2 000 Fahrzeuge, außerdem Lagerräume sowie internationale Geschäfte und Restaurants.

Weitere Besonderheiten

Schließlich wurden die Fundamente im Felsboden verankert. Danach wuchsen die Zwillingstürme schnell in die Höhe. Eine Zeitlang arbeiteten 3 500 Männer an dem Projekt, und sogar jetzt arbeiten noch viele daran. Der erste Stahl für den Nordturm wurde im August 1968 verarbeitet, und sechs Monate später begannen die Arbeiten am Südturm.

Riesige Kräne beförderten große, 20 Tonnen schwere Stahlplatten an ihren Platz. Diese bildeten die Außenwände der Türme. Für die Außenverkleidung waren 200 000 Quadratmeter Aluminium erforderlich, soviel, wie man sonst für 9 000 Häuser benötigt. Außerdem wurden über 55 000 Quadratmeter Glas für die 43 600 Fenster benötigt. Sie werden von einer automatischen Waschanlage saubergehalten.

Anders als bei den konventionellen Wolkenkratzern, deren Gewicht von Pfeilern innerhalb des Gebäudes getragen wird, tragen die Außenwände der Türme den größten Teil des Gewichts. Die einzigen Pfeiler im Gebäude befinden sich im Kern, der die Fahrstuhlschächte enthält. Auf diese Weise haben die Stockwerke sehr viel freien Raum ohne Pfeiler.

Eine andere Besonderheit sind die 102 Fahrstühle in jedem Gebäude. In konventionellen Wolkenkratzern hält jeder Fahrstuhl in jedem Stockwerk. Dadurch geht aber sehr viel Platz für Fahrstuhlschächte verloren. Im Welthandelszentrum ist jeder der Zwillingstürme in drei Zonen unterteilt, und es gibt dort ein System von Expreß- und Lokalaufzügen, die durch Umsteigehallen verbunden sind. Auf diese Weise konnte der für die Fahrstuhlschächte benötigte Raum beträchtlich reduziert werden.

Das Welthandelszentrum ist wirklich ein technisches Wunder. Aber ist es auch ein praktisches Modell für die Zukunft?

Wirklich wünschenswert?

Beachte, was F. L. Codella, der Vizepräsident einer Architekturfirma, sagte: „Wenn man ein neues Hochhaus in einer Stadt errichtet, ist es ähnlich, wie wenn jemand in seiner Wohnung ein neues größeres Gerät anschließt. Alles in der Umgebung wird davon betroffen.“

Das Welthandelszentrum ist tatsächlich mit einem größeren Gerät vergleichbar. Man erwartet, daß es bald mehr Strom verbrauchen wird als eine Stadt mit über 100 000 Einwohnern. Seine Klimaanlage steht in dem Ruf, die größte der Welt zu sein; ja sie könnte eine Stadt mit über 15 000 Wohnungen versorgen. Man mag daher mit Recht fragen, ob es praktisch ist, einen solch gewaltigen Gebäudekomplex zu errichten, wenn doch die Energie in den USA so knapp und die Luftverschmutzung ein so schwerwiegendes Problem ist.

Man schätzt auch, daß das Welthandelszentrum bald 8,5 Millionen Liter Abwässer ungeklärt in den Hudson fließen lassen wird, soviel wie Albany, die Hauptstadt des Staates New York. Außerdem erwartet man, daß die Angestellten und die Besucher täglich 50 Tonnen Abfall hinterlassen werden. Hinzu kommt das Problem, wie zusätzlich 130 000 Menschen täglich in der bereits überfüllten Stadtgegend befördert werden sollen.

Ein weiterer Gesichtspunkt ist die Sicherheit. Die Brände, die es vor einiger Zeit in mehreren Wolkenkratzern gegeben hat, weisen auf eine große Schwäche hin. Arthur F. Sampson, Leiter des Bauamtes, erklärte: „Der Feuerschutz in Hochhäusern bereitet sehr große Probleme und ist nach Meinung einiger fast unmöglich.“ Ja, einige Sachverständige vertreten die Ansicht, eine Brandkatastrophe in einem Wolkenkratzer sei unvermeidlich.

Trotz dieser Tatsachen ist das Welthandelszentrum — ähnlich wie die Weltraumflüge des Menschen — eine bemerkenswerte technische Leistung. Aber der Städtekritiker Lewis Mumford zweifelt an dem praktischen Nutzen und behauptet: „Wolkenkratzer sind schon immer zu Werbezwecken und zur Publikumsattraktion gebaut worden. Wirtschaftlich gesehen, haben sie keinen Sinn oder Nutzen.“

Dies mag wahr sein oder auch nicht, doch wenn man alle Faktoren berücksichtigt, muß man sagen, daß die Zwillingstürme des Welthandelszentrums kaum ein wünschenswertes Modell für künftige Bauten zu sein scheinen.

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