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  • Hintergrund der Krise
  • Auswirkung der Ölkrise
  • Die Energiekrise trifft Großbritannien
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  • Gegensätzliche Ansichten verhärten sich
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Erwachet! 1974
g74 22. 7. S. 9-12

Kann sich Englands Wirtschaft noch erholen?

Vom „Awake!“-Korrespondenten auf den Britischen Inseln

„DER kranke Mann Europas scheint über Nacht noch kränker geworden zu sein“, schrieb der österreichische Kurier über das Ergebnis der jüngsten britischen Unterhauswahlen. Das sind harte Worte, aber nur wenige werden bestreiten, daß sich Großbritannien seit einiger Zeit in einer schweren Wirtschaftskrise befindet. Wie kam es dazu, und was ist für die Zukunft zu erwarten?

Großbritannien, die Heimat von vierundfünfzig Millionen Menschen, ist hauptsächlich ein Industrieland. Es importiert etwa die Hälfte der Lebensmittel, außerdem viele Rohstoffe. Um diese importierten Güter bezahlen zu können, muß das Land mindestens im gleichen Wert eigene Produkte und Dienstleistungen exportieren. Einer Regierung ergeht es genauso wie einer Familie: Wenn sie nicht ihre Rechnungen bezahlt; kommt sie in finanzielle Schwierigkeiten, gerät in Schulden und geht möglicherweise dem Ruin entgegen. Großbritannien hat seit dem Zweiten Weltkrieg mehrere Wirtschaftskrisen erlebt, weil es nie in der Lage war, sein Budget auszugleichen und seine Schulden zu bezahlen. Die letzte Wirtschaftskrise in Großbritannien war sicherlich die schwerste von allen, und dabei spielten mehrere Faktoren eine Rolle.

Hintergrund der Krise

Obwohl die Briten gelernt haben, mit Krisen zu leben, waren nur wenige auf die Plötzlichkeit und auf das Ausmaß der jüngsten Krise gefaßt. Im Sommer 1973 gab es im ganzen Land Vollbeschäftigung, da die Regierung der Konservativen ein Wirtschaftswachstum anstrebte und den Bürgern versicherte, die Lösung ihrer Probleme stehe kurz bevor, vorausgesetzt, die Löhne blieben gleich, damit die Preise für die Güter, die Großbritannien ins Ausland verkaufen müsse, niedrig blieben. Im Herbst 1973 leitete die Regierung die dritte Phase ihrer Lohnpolitik ein, während deren die Lohnerhöhungen einen bestimmten Prozentsatz nicht übersteigen durften. Bald wurde jedoch offenbar, daß die größeren Gewerkschaften nicht bereit waren, diese Einschränkung anzuerkennen. Sie behaupteten, die Preise stiegen viel schneller als die Löhne und der Lebensstandard sinke. Die Preise stiegen tatsächlich schnell, wie jede Hausfrau beobachten konnte. Die Lebensmittelkosten stiegen dann im Januar 1974 um weitere 2,9 Prozent, nachdem sie im vorangegangenen Jahr schon um 20 Prozent gestiegen waren und seit Antritt der Regierung im Jahre 1970 um 53 Prozent.

Bergarbeiter, Lokführer, Kraftwerkingenieure — sie alle hatten hohe Lohnforderungen anzumelden, höher, als die Regierungspolitik zuließ. Es war offensichtlich, daß Großbritannien ein Winter bevorstand, in dem es der Industrie genauso ergehen würde wie schon in so manchem anderen Winter.

Auswirkung der Ölkrise

Dann trat plötzlich ein ganz neuer Faktor auf — ein Faktor, der schwerwiegende Folgen haben sollte: das Öl.

Die arabischen erdölproduzierenden Länder kündigten an, sie würden das Öl als eine politische Waffe benutzen. Die Produktion würde sinken, und die Preise würden steigen. Diese neue Ölpolitik erschütterte die bereits angeschlagene britische Wirtschaft.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die britische Industrie ganz auf das billige Öl eingestellt. Die Industrie und das Transportwesen sind fast völlig auf Erdöl angewiesen. Außerdem werden viele Wohnungen und die meisten Fabriken mit Öl geheizt. Eine starke Erhöhung der Erdölpreise könnte die britische Wirtschaft zerrütten.

Es folgte eine Erdölverknappung, die sich aber nicht katastrophal auswirkte. Doch mit den Preisen verhielt es sich anders. Im Januar 1974 war der Preis für Rohöl um 400 Prozent gestiegen, und die Ölscheichs des Nahen Ostens sagten weitere Preiserhöhungen an. Obwohl der Preis für Benzin und für Diesel um 20 Prozent und für Heizöl um 75 Prozent angestiegen ist, wirken sich die Ölpreiserhöhungen noch nicht voll auf die britische Wirtschaft aus. Erst in den nächsten Monaten werden sich die Auswirkungen immer mehr spürbar machen, wenn die Preise für alle Güter, für deren Produktion oder Transport Öl verwendet wird, erhöht werden. Allein die Ölimporte werden in diesem Jahr ein Zahlungsbilanzdefizit von etwa £ 2 000 000 000 verursachen.

Die Energiekrise trifft Großbritannien

Als der Herbst in den Winter überging, verursachten das Ölproblem und die Auseinandersetzungen mit den Bergarbeitern eine Energiekrise, die ganz Großbritannien in den Griff bekam.

Mitte November verweigerten die Bergarbeiter die Leistung von Überstunden, wodurch die Kohleproduktion um 30 Prozent sank. Da Kohle 60 Prozent des Energiebedarfs bestreitet und Erdöl nahezu den ganzen Rest, sah es für Großbritannien an der Energiefront düster aus. Die Regierung hielt bereits einen völligen Energieausfall für möglich. Erst zwei Jahre zuvor war die Regierung durch das entschlossene und vereinte Handeln der Bergarbeiter in einem siebenwöchigen Streik gezwungen worden zu kapitulieren. Diesmal war die Regierung entschlossen, an ihrer Lohnpolitik festzuhalten und nicht nachzugeben. Die Bergarbeiter waren ebenso entschlossen, ihre Lohnerhöhung durchzusetzen.

Scharfe Energiesparmaßnahmen

Anfang Dezember war die Ölversorgung ungesichert. Es wurden Benzinbezugsscheine herausgegeben. Gerüchte gingen um, die besagten, daß die Rationierung im neuen Jahr beginnen würde. An Kraftfahrer wurde appelliert, auf unnötige Ausflüge zu verzichten; im ganzen Land wurde die Geschwindigkeitsbeschränkung von 110 auf 80 km/h herabgesetzt. Die Benzinverknappung verschlimmerte sich, und an den Tankstellen bildeten sich lange Autoschlangen. Aber die Tankstellen hatten ihren Benzinvorrat meistens schnell verkauft und mußten dann schließen. Die Jagd nach Benzin wurde für viele Kraftfahrer eine alltägliche Sache.

In dieser Atmosphäre der Unsicherheit wartete die Nation auf eine Maßnahme der Regierung. Premierminister Edward Heath kam zu dem Schluß, daß scharfe Maßnahmen nötig seien, um die Kohlenvorräte der Kraftwerke zu schonen. Am 1. Januar 1974 sollte für Industrie und Handel eine dreitägige Arbeitswoche eingeführt werden. Allen Haushaltungen wurde dringend empfohlen, Sparmaßnahmen zu treffen. Die Bevölkerung wurde gebeten, nur einen Raum zu beheizen und weniger Licht einzuschalten. Dem Notsignal SOS wurde neue Bedeutung gegeben, indem das Schlagwort „Switch Off Something“ (Schalte etwas ab) geprägt wurde.

Diese Maßnahmen trafen die Industrie hart, doch es entwickelte sich ein neuer Geist der Zusammenarbeit zwischen Arbeitgebern und Arbeitern. Die Arbeitgeber waren darauf bedacht, ihre Firmen vor dem Bankrott zu bewahren, während die Arbeiter sich ihren Arbeitsplatz erhalten wollten. Obwohl die Stromversorgung um 60 Prozent reduziert wurde, gelang es vielen Industriebetrieben durch Findigkeit und vereinte Anstrengungen, die Produktion zu 70 Prozent oder mehr aufrechtzuerhalten. Natürlich erlitten die Arbeiter Lohneinbußen und die Arbeitgeber Profitverluste. Hunderttausende von Arbeitern waren zwei Tage in der Woche arbeitslos. Als sichtbares Zeichen der Energiekrise wurde die Straßenbeleuchtung an vielen Stellen um 50 Prozent reduziert. Dunkle Straßen riefen der älteren Generation die Kriegszeiten mit ihren Verdunkelungsvorschriften in Erinnerung. Obwohl es aussah, als würde sich Großbritannien auf eine Belagerung vorbereiten, war es eine Belagerung, die niemand wirklich wollte.

Gegensätzliche Ansichten verhärten sich

Die Verhandlungen zwischen der Regierung und den Bergarbeitern schleppten sich von Dezember bis Januar hin. Heath beharrte unerbittlich auf dem Standpunkt, keine Regelung dürfe außerhalb seiner Lohnpolitik getroffen werden. Gleichermaßen unerbittlich beharrten die Bergarbeiter auf der Erfüllung ihrer Forderungen. Ihre schwere, gefährliche, gesundheitsschädigende Arbeit, sagten sie, rechtfertige ihre Forderungen. Da wegen der stark gestiegenen Ölpreise Kohle nun verhältnismäßig billig war, schien die Zeit für die Durchsetzung dieser Forderungen sehr günstig zu sein.

Im Januar erhärteten sich die Spekulationen, die Regierung werde durch die Ausrufung allgemeiner Wahlen eine Lösung suchen. Die Bergarbeiter lehnten weitere Verhandlungen ab, falls nicht „mehr Geld auf den Tisch“ gelegt werde. Die Regierung suchte immer noch durch Gespräche mit dem Gewerkschaftskongreß und der Konföderation der Britischen Industrie eine Lösung. Aber diese Gespräche wurden von der Labour-Opposition als politische Schachzüge zur Vorbereitung von Wahlen abgetan, als Schachzüge, durch die die Regierung in ein günstiges Licht gerückt und die Bergarbeiter als hinderliche Unruhstifter hingestellt werden sollten.

Der Zusammenbruch

Obwohl die Energiekrise durch den milden Winter gemildert worden war, zeichnete sich nun eine weitere Krise ab — die Stahlkrise. Die Kohlenbestände der Stahlwerke nahmen schnell ab, und die Produktion sank. Es war vorauszusehen, daß die Produktion im April eingestellt werden müßte. Selbst wenn die Industrie genug Strom hätte, um drei Tage in der Woche arbeiten zu können, würde sie bald wegen des Stahlmangels zum Stillstand kommen.

Für die Regierung kam der Zusammenbruch, als die Bergarbeiter, von den Ergebnissen ihres zehnwöchigen Überstundenstreiks enttäuscht, mit einer massiven Mehrheit von fast 90 Prozent dafür stimmten, einen totalen Streik auszurufen, der am 9. Februar um Mitternacht beginnen sollte. Da Edward Heath wegen des Festhaltens an seiner Lohnpolitik nicht imstande war, die Forderungen der Bergarbeiter zu erfüllen, schrieb er für den 28. Februar allgemeine Wahlen aus.

Der Wahlkampf

Die Konservativen (Tories), die von Heath angeführt wurden, warben unter dem Motto „Wer regiert England?“ um Wählerstimmen. Sie behaupteten, militante Gewerkschaftsextremisten hätten es darauf abgesehen, der Nation ohne Rücksicht auf das Parlament ihren Willen aufzuzwingen. Heath bat die Wähler des Landes, ihm wieder an die Macht und zu einer starken Mehrheit im Parlament zu verhelfen und ihm die Gelegenheit zu geben, mit dem Problem der Inflation fertig zu werden.

Die Labour Party, von Harold Wilson angeführt, verlor keine Zeit, die Wahl als unecht zu bezeichnen, und warf Heath vor, trotz einer funktionierenden Mehrheit im Parlament seit 1970 sei es ihm nicht gelungen, der Inflation Herr zu werden. Sie geißelte seine Kampagne gegen militante Gewerkschaftsmitglieder unter der Parole „Rote unterm Bett“ als Angstmacherei, durch die beabsichtigt sei, die Unvorsichtigen auf seine Seite zu ziehen.

Während des dreiwöchigen Wahlkampfes wurden laufend Meinungsumfragen durchgeführt, nach denen die Konservative Partei unter Heath in Führung lag, gefolgt von der Labour Party, die ein paar Prozentpunkte weniger hatte. Unerwartet war der Wiederaufstieg der Liberalen Partei, die schon fünfzig Jahre nicht mehr an der Regierung war und nun wieder großen Zuspruch fand.

Das Ergebnis

Seit über vierzig Jahren an die Zweiparteienpolitik gewöhnt, erwartete man in Großbritannien, daß eine der „großen zwei“, die Konservativen oder die Labour Party, wie gewohnt einen klaren Sieg erringen würde. Daher war man sehr überrascht, als man feststellte, daß keine einzelne Partei die Mehrheit gewinnen würde. Die Labour Party erhielt 301 Sitze, eine Nasenspitze vor den Konservativen, die 296 Sitze erhielten. Zum erstenmal seit 1931 konnte keine Partei eine unangefochtene Mehrheitsregierung bilden. Edward Heath versuchte, mit den 14 Liberalen, die in dem neuen Parlament vertreten waren, eine Koalition zustande zu bringen, aber er trat zurück, als es ihm nicht gelang, ihre Unterstützung zu finden.

So kam es, daß Harold Wilson am 5. März Großbritanniens erste Minderheitsregierung seit über vierzig Jahren bildete. Als erstes war der Bergarbeiterstreik beizulegen, um die Rückkehr zur vollen Arbeitswoche zu ermöglichen. Da man nicht mehr an die Lohnpolitik der früheren Regierung gebunden war, kamen das Coal Board und die Bergarbeitergewerkschaft innerhalb von zwei Tagen zu einer Einigung. Nahezu alle Forderungen der Bergarbeiter wurden erfüllt; die dreitägige Arbeitswoche endete am 8. März um Mitternacht. Ganz Großbritannien atmete erleichtert auf.

Aussichten

Was war durch die Wahl erreicht worden? War nun der Weg offen für eine schnelle Erholung der kranken Wirtschaft Großbritanniens? Die meisten Beobachter sagen nein. Die Wähler haben offensichtlich Edward Heath’ Politik abgelehnt. Andererseits haben sie auch Harold Wilson kein Mandat gegeben. Über sechs Millionen, 20 Prozent aller Wähler, haben die Liberale-Partei unterstützt und damit ihre Unzufriedenheit mit den beiden großen Parteien zum Ausdruck gebracht.

Die europäischen Länder waren über den Wahlausgang entsetzt. „Eine Regierung mit einer winzigen Mehrheit kann von ihrem Land nicht die Opfer fordern, die nötig sind, um die Situation zu meistern“, schrieb die Pariser Zeitung Le Figaro. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung schrieb in ihrem Kommentar, es hätte kaum schlimmer kommen können. Die italienische Zeitung Il Giorno erklärte, „die geheimnisvolle Krankheit Englands“ sei nicht allein in der Wirtschaft, sondern auch in der Institution als solcher begründet.

Britische Zeitungen sahen die Zukunft ebenfalls düster. So hieß es im Daily Express: „Wer auch immer gewählt wird, um Großbritannien von heute an zu führen, darf seinen Erfolg nur ein paar Stunden lang genießen. ... Er sieht sich einer Liste von Problemen gegenüber, wie sie in den Nachkriegsjahren noch nicht dagewesen sind.“ Der Sunday Telegraph sah für die Wirtschaft eine düstere Zukunft voraus. Sein Kommentar lautete: „Über eines kann es keinen Zweifel geben, nämlich daß alle Parteien die verzweifelte Not der britischen Wirtschaft hervorgehoben haben sowie die Notwendigkeit, den Gürtel enger zu schnallen und auf allen Gebieten Opfer zu bringen.“

Großbritanniens schwere Wirtschaftsprobleme sind nicht einzigartig. Viele Nationen in der ganzen Welt haben diese Probleme. Die Lösung liegt nicht in den Händen von Politikern oder Ökonomen, so ernstlich sie auch darum bemüht sind. Die unüberwindlichen Probleme, vor denen die Welt heute steht, wurden schon vor langem von Jesus Christus vorhergesagt. Er sagte, die Nationen würden „weder aus noch ein“ wissen und die Menschen würden „ohnmächtig werden vor Furcht und Erwartung der Dinge, die über die bewohnte Erde kommen“ (Luk. 21:25, 26). Aber die Bibel zeigt den Ausweg. Wenn du dich nach dem Ende wirtschaftlicher und anderer Krisen sehnst, dann nimm dir doch Gottes Wort als Richtschnur!

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