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  • Begegnung mit Berggorillas
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Erwachet! 1974
g74 22. 11. S. 20-23

Begegnung mit Berggorillas

Vom „Awake!“-Korrespondenten in Zaire

„VERGESST nicht, stehenzubleiben, wenn er angestürmt kommt. Er wird plötzlich laut brüllend aus dem Dickicht hervorpreschen. Kurz vor uns wird er haltmachen. Dann wird er sich aufrichten, sich mit den Handflächen auf die Brust schlagen und ohrenbetäubend schreien. Bleibt stehen! Verhaltet euch ganz ruhig. Es ist nur ein Scheinangriff, den er gegen menschliche Eindringlinge vorträgt.“

„Bleibt stehen!“ Die Worte des Führers klangen in uns nach, während wir mühsam durch den dichten Urwald im Osten von Zaire, dem ehemaligen Belgisch-Kongo, stapften. Wie würden wir auf die bevorstehende Begegnung mit einem der furchterregendsten Vertreter der Tierwelt, dem Berggorilla, dem größten Menschenaffen, reagieren? Er soll fünfzehnmal so stark sein wie ein Mensch! Wie würde meine Frau reagieren? Und wie würde die Reaktion der übrigen vier unserer Gruppe sein?

Unser Führer und seine Fährtenfinder, alles Pygmäen, kennen diese seltenen und gewaltig starken Tiere gut. Sie haben schon viele Wanderungen tief in diesen Urwald, die Heimat der Gorillas, unternommen. Die Pygmäen haben sogar Gorillas gejagt, wenn sie nichts anderes zu essen hatten. Dennoch haben die Gorillas es immer bei Scheinangriffen bewenden lassen — jedenfalls bis jetzt. Sie haben immer kurz vor dem Menschen haltgemacht.

Obschon die ersten weißen Forscher vor mehr als hundert Jahren in das Gorillagebiet eingedrungen sind, hat man erst vor etwa zwei Jahrzehnten angefangen, intensive wissenschaftliche Studien an diesen Tieren zu betreiben. Diese großen Menschenaffen gehören zu den seltensten Tieren der Welt. Sie sind nur noch in wenigen Gebieten Zentralafrikas zu finden. Die Heimat der größten Menschenaffen sind die Regenwälder, von denen die Berge beiderseits der Grenze zwischen der Republik Zaire und Westuganda sowie Ruanda bewachsen sind.

Seinem Wesen nach friedlich

Während wir immer tiefer in das Gorillagebiet eindringen, rufen wir uns in Erinnerung, daß diese Tiere normalerweise nicht aggressiv sind. Der Gorilla könnte einen Menschen ohne weiteres auseinanderreißen, doch obschon er gefährlich aussieht, ist er ein scheues, friedfertiges und eher in sich gekehrtes Tier. Der Urwaldriese ist gelegentlich am Rand einer Tee- oder Kaffeepflanzung aufgetaucht, worauf die Arbeiter in panischer Angst davonliefen. Doch Gorillas schleppen gewöhnlich keine Menschen weg, ja sie tun dem Menschen nichts, es sei denn, sie würden belästigt oder angegriffen. Das macht uns Mut. Aber ist es auch wirklich so?

Wir denken daran, daß die Gorillas in Familienverbänden wandern. Ein solcher Trupp besteht manchmal nur aus einigen wenigen Tieren, er kann aber auch ein paar Dutzend umfassen. Jeder Familienverband hat einen Anführer, dem die zum Verband gehörenden Tiere anhangen und dem sie treu sind. Was er tut, bestimmt das Verhalten der ganzen Gruppe. Das Leittier ist gewöhnlich ein über zehn Jahre altes Männchen. Es unterscheidet sich von den übrigen Tieren durch seinen silbergrauen Rücken, der von der grauschwarzen Farbe des übrigen Fells absticht.

Ein vollerwachsener Gorilla ist gewaltig groß. Er hat einen muskulös gebauten Körper und wiegt über 200 Kilo. Er erreicht aufrecht stehend eine Höhe von fast zwei Metern. Die Spannweite der Arme kann bis 2,50 m betragen. Welch ein Gegensatz zu dem drei bis vier Pfund schweren Gorillababy, das er bei seiner Geburt war. Der Gorilla entwickelt sich sehr schnell, etwa doppelt so schnell wie der Mensch.

Ein Gorilla wird dreißig bis fünfunddreißig Jahre alt. Steht dieses Tier wirklich aufrecht und geht wie ein Mensch? Nein, der Gorilla ist ein Vierfüßer und geht gewöhnlich auf allen vieren. Er bewegt sich halb schwingend, halb springend und stützt sich dabei auf die Fingerknöchel der Hände.

Wir wußten, daß unsere Anwesenheit das Leittier veranlassen würde, sich auf die Brust zu schlagen und vielleicht einen Scheinangriff zu unternehmen, weil das seine Methode ist, seine Familie vor drohender Gefahr zu warnen und uns, die menschlichen Eindringlinge, einzuschüchtern. Dennoch drangen wir auf dem Gang, den die Tiere am Tag zuvor durch das Dickicht gebrochen hatten, weiter in ihr Gebiet vor.

Ständig auf Wanderschaft

Durch den Urwald zu wandern und Gorillas nachzuspüren ist ein unvergeßliches Erlebnis. Die Gorillas leben wie Nomaden; sie wandern auf der Suche nach Nahrung durch den Wald und schlafen nie zweimal hintereinander am gleichen Ort. Bei ihren Wanderungen bleiben sie jedoch stets innerhalb eines etwa vierzig bis fünfzig Quadratkilometer großen Gebietes. Sie mögen, je nachdem, wieviel Nahrung vorhanden ist, bis sechzehn Kilometer täglich wandern, dennoch ist es nicht schwer, ihre Spur zu finden. Bei ihren Wanderungen gehen sie im Gänsemarsch und brechen durch das verfilzte Dickicht Gänge; nebenbei fressen sie Blätter und Früchte und hinterlassen Spuren, die tagelang unverkennbar bleiben.

Doch halt! Plötzlich schreit der Pygmäe, der uns anführt: „Angalia!“ Wir haben gelernt, daß dieses Suaheliwort „Schaut her!“ bedeutet. Was sieht er? Er hat den Platz gefunden, an dem die Tiere in der letzten Nacht geschlafen haben! In der Abenddämmerung baut sich jedes Tier aus Blättern und Zweigen ein Nest. Zu diesem Zweck hockt es sich an einer Stelle hin, wo es ringsum belaubte Zweige gibt. Diese zieht es heran, bricht sie ab, schichtet sie rings um sich her auf und läßt sich dann auf dieses Lager plumpsen. Die Gorillas schlafen etwa zwölf Stunden — von 6 Uhr abends bis 6 Uhr früh.

Wir zählten 19 „Betten“, darunter auch einige für Jungtiere. In dieser Familie hatte jeder sein eigenes „Bett“ gebaut. Einige Gorillas hatten als „Bett“ eine Art Hängematte in der Astgabel eines Baumes zusammengeflochten. Sie hatten ziemlich starke Zweige dazu verwandt, die ihr Körpergewicht zu tragen vermochten. Eine dieser „Hängematten“ befand sich neun Meter über dem Boden. Die Schlafstätten, die manches über den Trupp verrieten, waren nicht so angeordnet, daß die Tiere sich gegenseitig hätten wärmen oder schützen können, auch hätten sie keinen Schutz vor Wind oder Regen oder schlechten Witterungsverhältnissen bieten können. Es waren lediglich bequeme Haufen.

Wovon ernährt sich der Gorilla?

Kurz nach Tagesanbruch (in den Tropen wird es das ganze Jahr hindurch um 6 Uhr früh Tag) verläßt ein Gorilla nach dem anderen das Lager. Nun beginnt ein zwei Stunden dauerndes Frühstück, wobei die Tiere gemütlich einen Imbiß nach dem anderen zu sich nehmen. Einige beginnen schon im Bett zu frühstücken. Die Nahrung braucht nicht zubereitet zu werden. Der Gorilla streckt lediglich den Arm aus und greift nach Blättern oder anderem Grünzeug. Wenn die Tiere ein Gebiet „abgegrast“ haben, ziehen sie ein Stückchen weiter.

Der Gorilla tötet nie, um zu Nahrung zu kommen. Im schlimmsten Falle plündert er eine Bananenpflanzung. Man hat noch nie einen Gorilla in freier Wildbahn beobachtet, der Fleisch gefressen hätte. Dieser friedfertige Vegetarier lebt im Gegensatz zu seinem Verwandten, dem Schimpansen, ausschließlich von Wurzeln, Blättern, jungen Schößlingen und Früchten. Mit Vorliebe entrindet er junge Zweige, um sich an dem weichen Holz gütlich zu tun. Da es in diesen Gebieten viel regnet und reichlich Tau fällt, ist die Nahrung des Gorillas so saftig, daß er keine Tümpel oder Bäche zum Trinken aufsuchen muß.

Die Kost des Gorillas ist alles andere als eintönig. Er kann unter wenigstens hundert verschiedenen Pflanzen auswählen. Nach dem Frühstück wird etwas gerastet, und dann zieht der Trupp futtersuchend weiter. In dieser Hinsicht verhalten sich die Gorillas wie die Gibbons und die Schimpansen.

Die Begegnung

Die zahlreichen und vielsagenden Spuren ließen erkennen, daß uns die erste Begegnung mit dem Trupp bevorstand. Ein scharfer Geruch lag in der Luft. Unser Führer gab uns durch ein Zeichen zu verstehen, daß wir uns absolut still verhalten sollten. Man hatte uns bereits vor dem ausgezeichneten Gesichtssinn des Gorillas gewarnt und uns eingeschärft, daß er die geringsten Bewegungen sofort wahrnehme. Wir schlichen leise durch das Dickicht, doch unter unseren Füßen zerbrachen ab und zu dürre Zweige. Das Herz klopfte uns bis zum Hals. Plötzlich drang aus dem Dickicht direkt vor ums ein gellender Schrei, der uns durch Mark und Bein ging, und darauf vernahmen wir das raschelnde Geräusch der tiefer in den Wald fliehenden Tiere.

Einen Augenblick lang hörte ich nur meinen eigenen Herzschlag. Dann tauchte er auf. Auf allen vieren kam das Leittier mit dem Silberrücken durch den Urwald direkt auf uns zugestürmt, wobei es alles, was ihm im Weg war, zur Seite schlug. Auf den rund einen Meter breiten muskelbepackten Schultern saß der massige Kopf — jenes berühmte schwarze Gesicht mit den vorstehenden Augenwülsten! Der Urwaldriese preschte auf uns zu, blieb aber dann etwa zweieinhalb Meter vor uns stehen.

Es ist schwer zu sagen, ob wir uns aus Gehorsam gegenüber den Anweisungen unseres Führers so mäuschenstill verhielten oder ob wir einfach wie versteinert waren. Jedenfalls standen wir da und starrten wie gebannt auf den gewaltigen Kopf des Tieres mit den vorstehenden Kiefern und der flachgedrückten Nase mit den riesigen Nasenlöchern. Nun richtete sich der Gorilla auf, schlug sich auf die Brust und brüllte; dabei fletschte er die Zähne, so daß man die ganze Mundhöhle sehen konnte.

Ich hatte mir immer vorgestellt, die Zähne der Gorillas seien schneeweiß. Aber offensichtlich putzen sie sie nicht gründlich, denn man sah braunen Zahnstein daran. Das gellende Geschrei des großen Tieres ist wahrscheinlich so ohrenbetäubend wie kein anderer Schrei im Tierreich. Wenn der Alte uns durch sein Gebrüll einschüchtern wollte, so ist ihm das vollkommen geglückt.

Unmißverständlich ließ er uns wissen, daß jede weitere Annäherung unerwünscht war. Einen Augenblick lang blieb er stehen und schaute uns mit seinen dunkelbraunen Augen scharf an. Wir konnten Lippen, Ohren und Nase, die völlig unbehaart sind, deutlich sehen. Die kleinen schwarzen Ohren glichen denen eines Menschen. Wir warfen einen Blick auf unseren Führer und bemerkten, daß er ein Blatt kaute — eine beruhigende Geste für den Urwaldriesen mit dem Silberrücken.

Neugier auf beiden Seiten

Einen Gorilla in einem Zoo in Nordamerika oder Europa zu beobachten ist natürlich etwas ganz anderes, als einer ganzen Gorillafamilie in freier Wildbahn zu begegnen. Wir sahen Gorillamütter, die ihr Junges fest im Arm hielten. Andere Gorillamütter trugen ihr Junges auf dem Rücken. Dieser ist für den Zweck vorzüglich geeignet, denn er ist breit und flach, und das Junge kann sich am Fell der Mutter ausgezeichnet festklammern. Daher besteht nicht die geringste Gefahr abzurutschen. Links davon, etwa fünfzehn Meter von uns entfernt, spielten drei junge Gorillas ausgelassen eine Art „Folgt dem Anführer!“ Die älteren Gorillas ließen sie gewähren, schienen selbst aber keine Lust zum Spielen zu haben.

Zweifellos blieben sie hauptsächlich aus Neugierde in unserer Nähe. Es lag ihnen offenbar ebensoviel daran, uns zu beobachten, wie uns daran lag, sie zu beobachten. Sie waren allerdings im Vorteil, befanden sie sich doch im Schutz des Blättergewirrs.

Knapp 20 Meter von uns entfernt, kletterte ein großer Gorillamann auf einen Baum, wahrscheinlich um uns besser sehen zu können. Er bewegte sich sehr vorsichtig vorwärts, wobei er seine Hände jeweils behutsam auf einen Ast legte und sich dann festklammerte; gleichzeitig warf er gelegentlich einen Blick auf uns. Wir beobachteten ihn gespannt und hofften sehr, daß er auf keinen schwachen oder dürren Ast treten würde, der dann unter dem Gewicht seines Körpers abbräche. Man weiß, daß Gorillas aus solchen Gründen schon abgestürzt sind und sich dabei verletzt haben. Auf dem Baum angelangt, setzte sich der Gorilla hin und beobachtete uns interessiert, während er Zweige abbrach und die Blätter davon ins Maul steckte. Etwa nach anderthalb Stunden kletterte er wieder vom Baum herab — mit den Füßen voran, die Brust gegen den Baumstamm gerichtet.

Dann begann es leicht zu regnen; aber offenbar merkten nur wir Menschen das. Unser Führer machte uns auf ein Gorillaweibchen aufmerksam, das mit einer raschen, Handbewegung die Blätter von einem Strauch abstreifte und ins Maul schob. Ein anderes Tier, das aussah, als hätte ihm jemand einen Bürstenschnitt verpaßt, zog sorgfältig ein Stämmchen zu sich herüber, brach es ab und begann, ähnlich wie wir einen Maiskolben abknabbern würden, Rinde und Holz abzuknabbern, um an das Mark zu gelangen. Zwei andere Gorillas trieben Haarpflege — an sich und auch gegenseitig.

Ein dunkelbrauner Gorilla mit ungewöhnlich langem Haar blickte uns etwa zwei Minuten lang bewegungslos an, dann langte er plötzlich nach einem jungen Bäumchen, brach ihm die Krone ab und schob die Blätter ins Maul. Ein anderer Gorilla legte vor unseren Augen eine Probe seiner Fingerfertigkeit ab, indem er die äußeren Schichten eines zarten Schößlings abschälte, ähnlich wie wir eine Banane schälen würden. Abgesehen von gelegentlichem Kläffen und spannungslösendem Brusttrommeln sowie einer Art Brummen und Grunzen zufriedener Tiere, war die Gruppe im allgemeinen friedlich und verhielt sich ruhig.

Ein eindrucksvolles Erlebnis

Es war schon spät, und vom nebelverhangenen Kahuzi bis zu der Teepflanzung, wo wir unseren Wagen abgestellt hatten, waren es etwa sechs Kilometer. Wir dachten über das schöne Erlebnis nach, das wir gehabt hatten. Außer den Gorillas leben in diesen Wäldern noch viele andere Tiere, aber der Urwaldriese hat nur wenig Feinde. Die meisten nehmen vor seinem lauten Gebrüll Reißaus. Sein größter Feind ist zweifellos der Mensch. Zufolge von Krankheiten sterben ungefähr 40 bis 50 Prozent der Gorillas, die geboren werden. Viele fallen auch der Jagd der Eingeborenen zum Opfer. In der Republik Zaire sucht man diese Tiere vor dem Aussterben zu bewahren, indem man ihnen in einem ziemlich gut geschützten Gebiet in der Kivu-Region eine Freistatt gewährt.

Der Gorilla, der größte der Menschenaffen, ist auch von besonderem Interesse für Personen, die die Abstammungslehre vertreten. Diese Affen sind allerdings in keiner Weise eine Stütze für diese Lehre. Unsere kurze Begegnung mit dem Urwaldriesen in seiner Bergheimat hat noch mehr dazu beigetragen, daß wir in diesen Tieren eine einzigartige Schöpfung Jehovas sehen. Die Ähnlichkeiten, die zwischen dem Menschen und ihnen bestehen mögen, können ohne weiteres damit erklärt werden, daß Gorilla und Mensch denselben Schöpfer haben.

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