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Erwachet! 1976
g76 8. 11. S. 6-9

Quälende Probleme der Vergangenheit

DEN in der Unabhängigkeitserklärung verkündeten und in der Verfassung verankerten Rechten Geltung zu verschaffen ist ein schwieriger Prozeß gewesen. Die damit verbundenen Probleme haben sich zum Teil als äußerst quälend erwiesen, und in den Augen einiger Historiker sind sie ein trauriges Kapitel der amerikanischen Geschichte.

Ein Beobachter behauptete, daß die meisten Amerikaner während der Zweihundertjahrfeier eine beschönigte Version der Geschichte ihres Landes zu hören bekämen. Er schrieb: „Auch andere Wahrheiten sollten gesagt werden.“ Ein ehrlicher Überblick über die zweihundertjährige Geschichte Amerikas muß solche Wahrheiten ebenfalls einschließen.

Eine solche Wahrheit hängt mit den Freiheitsrechten zusammen, die am 4. Juli 1776 verkündet wurden. In der Unabhängigkeitserklärung wurde gesagt, „daß alle Menschen gleich geschaffen sind, daß sie von ihrem Schöpfer mit gewissen, unveräußerlichen Rechten ausgestattet sind; daß dazu Leben, Freiheit und das Streben nach Glück gehören“. Die Verfassung garantierte die Grundrechte der Rede-, Versammlungs-, Presse- und Glaubensfreiheit. Und im 4. Zusatzartikel wird gesagt: „Das Recht des Volkes auf Sicherheit der Person und der Wohnung, der Urkunden und des Eigentums vor willkürlicher Durchsuchung, Verhaftung und Beschlagnahme darf nicht verletzt werden.“

Das sind edle Grundsätze. Und für viele Bürger dieses Landes haben die verbrieften Rechte größtenteils Geltung gehabt. Aber Historiker zeigen, daß das nicht auf alle Bürger zutrifft.

Eine gewalttätige Vergangenheit

Die Besiedlung des Landes, das heute als die Vereinigten Staaten bekannt ist, bedeutete eine Verletzung fast aller erwähnten edlen Grundsätze. Die Rechte, die die europäischen Siedler für sich forderten, wurden denen, die vor ihnen das Land bewohnt hatten, nicht gewährt.

„Das Recht des Volkes auf Sicherheit der Person und der Wohnung, der Urkunden und des Eigentums vor willkürlicher Durchsuchung, Verhaftung und Beschlagnahme“ hatte für die Indianer keine Geltung, die sich Jahrhunderte vor der Besiedlung durch Europäer in diesem Land niedergelassen hatten. Es ist eine geschichtliche Tatsache, daß die indianische Bevölkerung zum großen Teil ausgerottet wurde. Ihr Land und ihr Heim wurde ihnen weggenommen. Man zwang die dezimierten Stämme, in Reservationen zu leben. Und bis zum Jahr 1948 besaßen die Indianer nicht einmal in allen Staaten das Wahlrecht.

Allerdings betrachtete man die Indianer als „Wilde“. Sie bekämpften sich untereinander, und oft unterwarf ein Stamm einen anderen. Außerdem leisteten sie den Weißen erbitterten Widerstand. Aber man könnte sich fragen, ob die Amerikaner sich nicht auch mit allen Mitteln gewehrt hätten, wenn eine ausländische Macht den Krieg zwischen den Nord- und den Südstaaten (1861 bis 1865) als einen Beweis von Unkultur gewertet hätte und in das Land eingedrungen wäre, um es zu „zivilisieren“.

Heute äußern Vertreter der Indianer immer noch bittere Worte. Vernon Bellecourt, Führer der „American Indian Movement“, erklärte, daß „Amerika die vergangenen zweihundert Jahre seines Bestehens als zweihundert ränkevolle und beschämende Jahre betrachten sollte“. Er forderte die Indianer auf, die Zweihundertjahrfeier nicht mitzumachen, denn „seit der Zeit, da die Kolonisten anfingen, die eingeborenen Amerikaner zu unterwerfen und ihnen ihr Land wegzunehmen, haben wir keinen Grund mehr zum Feiern“.

In gewissen Kreisen wird die Auffassung vertreten, daß sich die gewalttätige Vergangenheit Amerikas sogar auf die Gegenwart auswirkt. Die Denver Post schrieb: „Am schwerwiegendsten ist wohl das Problem des Wesens der amerikanischen Gesellschaft. Seit der Pionierzeit hat sie immer wieder einen gewalttätigen Geist bekundet. Der jahrhundertelange ,Kampf‘ gegen die Indianer hat diese Geisteshaltung außerordentlich gefördert. Die Europäer kamen als Eindringlinge, und in vielen Fällen erkämpften sie sich Land, indem sie die Menschen, die es vor ihnen besessen hatten, ausrotteten. Dieser Geist der Gewalttat ist geblieben.“

In der amerikanischen Geschichte gibt es aber noch ein weiteres trauriges Kapitel. Es betrifft die Sklaverei.

Warum die Sklaverei?

Als die ersten Siedler den Indianern das Land wegnahmen, sahen sie sich im Besitz riesiger Gebiete mit fruchtbarem Boden. In den südlichen Kolonien eigneten sich Klima und Boden sehr gut für den Anbau von Tabak, Reis, Zuckerrohr und Baumwolle.

Aber wer sollte diese großen Landflächen bearbeiten? Dazu reichte die verhältnismäßig kleine europäische Bevölkerung nicht aus. Auch hatte den Weißen diese Arbeit nie besonders gefallen. Wie konnte man das Problem lösen? Mit Schwarzen, die man in Afrika entführte und dann als Sklaven hielt.

Viele haben sich gefragt: Wie konnte eine Nation, die sich zu den Grundsätzen bekennt, daß „alle Menschen gleich geschaffen sind“, daß alle die „unveräußerlichen Rechte“ auf „Leben, Freiheit und das Streben nach Glück“ besitzen sowie das Recht auf Sicherheit der Person und Wohnung „vor willkürlicher Durchsuchung, Verhaftung und Beschlagnahme“, die Sklaverei dulden? Eine der Beschwerden, die der Unabhängigkeitserklärung beigefügt waren, lautete: „Er [der englische König] hat unsere ... gefangengenommenen Mitbürger gezwungen, die Waffen gegen ihr Land zu erheben.“ Aber selbst die Personen, die diese edlen Worte niederschrieben, duldeten, daß Neger gefangengenommen und gezwungen wurden, als Sklaven zu arbeiten.

Dieses Problem zeigt deutlich, wie sehr den Menschen die Selbstsucht in Fleisch und Blut eingewurzelt ist. Selbstsucht ist auch die Wurzel des Verlangens, reich zu werden, egal ob jemand dabei zu Schaden kommt oder nicht. Dieser Wunsch erwies sich in der amerikanischen Geschichte oft als mächtiger denn die edlen Grundsätze.

Natürlich wurde die Sklaverei nicht im Jahre 1776 eingeführt. Das erste Sklavenschiff mit Negern an Bord landete ungefähr 150 Jahre früher, und zwar in Jamestown. Als im Jahre 1776 die Unabhängigkeitserklärung verkündet wurde, betrug die Zahl der Neger bei einer Gesamtbevölkerung von 2 600 000 rund 500 000. Weit über 90 Prozent der schwarzen Bevölkerung lebte in den Südstaaten.

Thomas Jefferson, der die Unabhängigkeitserklärung entwarf, übte als junger Rechtsanwalt an der Sklaverei Kritik. Er selbst aber besaß auch Sklaven. Darüber lesen wir in der Zeitschrift Ebony: „Daß er an der Sklaverei Kritik übte, während er selbst Nutzen daraus zog, ist für die klugen jungen Revolutionäre jener Zeit charakteristisch.“ Aus gewissen Quellen geht hervor, daß über 200 Sklaven auf dem Gut Jeffersons in Monticello (Virginia), das Tausende von Hektar groß war, arbeiteten.

Patrick Henry, der die Sklaverei abstoßend fand, sagte dennoch: „Ich habe mir auch Sklaven gekauft.“ Warum er das tat, zeigt der nächste Satz: „Mir geht es wie den anderen, die in diesem Land leben: Ohne Sklaven ist es hier unbequem.“

Zwei Jahre später hielt Patrick Henry seine berühmte Rede, in der er zum Ausdruck brachte, daß er die Rückkehr der Engländer absolut nicht wünsche, und ausrief: „Gebt mir Freiheit oder den Tod!“ Zweifellos haben viele Negersklaven ähnlich empfunden.

Schließlich abgeschafft

Die Empörung über die Sklaverei wuchs. Viele betrachteten es als ein Unrecht, daß in einem Land, das angeblich für die Freiheit kämpfte, Sklaven gehalten wurden.

Viele Amerikaner, die sich zum Christentum bekannten, vermochten die Versklavung von Mitmenschen nicht mit der berühmten „Goldenen Regel“, die Jesus aufstellte, in Einklang zu bringen, denn diese Regel lautet: „Alles daher, was ihr wollt, daß euch die Menschen tun, sollt auch ihr ihnen ebenso tun“ (Matth. 7:12).

Als 1861 der Sezessionskrieg (Bürgerkrieg) ausbrach, zählten vierunddreißig Staaten zur Union. Fünfzehn davon waren sogenannte Sklavenstaaten. Elf dieser Staaten erklärten ihren Austritt aus der Union und schlossen sich zu den Konföderierten Staaten von Amerika zusammen. Vier Sklavenstaaten schlossen sich den Nordstaaten an.

Im Jahre 1863 erließ der damalige Präsident Abraham Lincoln die Emanzipations-Proklamation. Darin wurden die Sklaven in den Konföderierten Staaten für frei erklärt. Aber erst 1865, nach der Ratifizierung des 13. Verfassungszusatzesa, wurde die Sklaverei in allen Staaten vollständig beseitigt.

Der Zusatzartikel 15, der 1870 in Kraft trat, gewährte den Schwarzen das Wahlrecht. Aber für viele bedeutete dieses Recht wenig. In einigen Staaten wurde eine Wahlsteuer erhoben. Diese Steuer mußte bezahlt werden, bevor jemand zur Wahl zugelassen wurde. Viele der Armen unter der schwarzen und weißen Bevölkerung konnten das Geld für diese Steuer nicht aufbringen. Erst der Zusatzartikel 24, der 1964 in Kraft trat, verbot die Wahlsteuer für Bundeswahlen. Und 1966 verbot das Oberste Bundesgericht diese Steuer für alle Wahlen.

In vielen Staaten galt auch die Bestimmung, daß nur Personen wählen durften, die lesen und schreiben konnten. Viele Schwarze, aber auch viele Weiße, erfüllten diese Bedingung nicht. Erst 1970 verbot die Regierung diese Bestimmung als Erfordernis für das Wählen.

Das große Unrecht, das in den mehr als 350 Jahren, in denen die Sklaverei in Amerika bestand, verübt wurde, ist ein dunkles Kapitel der amerikanischen Geschichte. Bis auf den heutigen Tag hat das Land noch nicht alle Auswirkungen davon bewältigt.

Unterschiedliche Ansichten einiger Frauen

Eine Anzahl Frauen behauptete, ihnen seien auf bestimmten Gebieten die Rechte, die zur Zeit der Gründung der Vereinigten Staaten verkündet wurden, vorenthalten worden. Diese Frauen wiesen darauf hin, daß es den Frauen fast anderthalb Jahrhunderte lang nicht erlaubt war zu wählen.

Sie vertraten den Standpunkt, daß eine demokratische Regierung oder, wie Lincoln erklärte, eine „Regierung des Volkes, durch das Volk und für das Volk“ den Frauen das Wahlrecht einräumen sollte. Ihnen dieses Recht nicht zu gewähren bedeute, daß der Hälfte der Bevölkerung (des „Volkes“) ein Recht vorenthalten würde, das ihr gemäß der Auffassung, die die Gründerväter vertraten, zugestanden werden sollte. Schließlich willigte die Regierung ein und erklärte 1920 die Frauen für wahlberechtigt.

Außerdem gibt es Frauen, die sagen, daß sie im Berufsleben im allgemeinen anders behandelt würden als die Männer. Obschon sie dieselbe Arbeit leisten müßten wie diese, würden sie nicht den gleichen Lohn empfangen, selbst wenn sie der alleinige Ernährer der Familie seien. Eine Frau erklärte, daß für berufstätige Frauen oft der Spruch gelte: „Zuletzt geheuert, zuerst gefeuert.“

Natürlich teilen nicht alle Amerikanerinnen diese Auffassungen. Die meisten jedoch schätzen die Verbesserungen der Arbeitsbedingungen, die durch Gesetze zum Schutz der Arbeitnehmerin — daß sie nicht ausgenutzt oder ungerecht behandelt wird — erreicht worden sind.

Der Weg der Freiheit ist in den vergangenen zweihundert Jahren recht holprig gewesen. Ein Teil der Bevölkerung hat sehr viel Freiheit genossen. Das wurde auch geschätzt und als etwas Kostbares betrachtet. Andere dagegen sind unterdrückt worden, die einen mehr, die anderen weniger. Und während viele der Ungerechtigkeiten, die früher bestanden, behoben worden sind, wirken sich ihre üblen Folgen immer noch auf die Nation aus.

[Fußnote]

a Abschnitt 1: „Weder Sklaverei noch Zwangsdienstbarkeit darf, außer als Strafe für ein Verbrechen, dessen die betreffende Person in einem ordentlichen Verfahren für schuldig befunden worden ist, in den Vereinigten Staaten oder in irgendeinem ihrer Hoheit unterworfenen Gebiet bestehen.“

[Bild auf Seite 7]

Die ersten Europäer tauschten friedlich Waren gegen Dinge, die sie wünschten. Aber bald wurde es anders: Was sie haben wollten, nahmen sie sich mit Gewalt.

[Bild auf Seite 8]

Die edlen Grundsätze der Gleichheit und der Freiheit hatten für die Sklaven keine Gültigkeit.

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