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  • Merkwürdige Opfer im katholischen Bolivien
  • Erwachet! 1977
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Erwachet! 1977
g77 8. 7. S. 21-22

Merkwürdige Opfer im katholischen Bolivien

Vom „Awake!“-Korrespondenten in Bolivien

ALS wir vor kurzem einen Ausflug machten, besuchten wir auch die Stadt Oruro. Obschon sich die Mehrzahl der bolivianischen Bevölkerung zum römisch-katholischen Glauben bekennt, wird in dieser Stadt jedes Jahr zur Karnevalszeit Folklore, wozu auch der Tanz der Teufel, Diablada genannt, gehört und wofür Oruro im In- und Ausland bekannt ist, dargeboten.

„Erlaubt denn die Kirche einen Tanz der Teufel?“ magst du dich jetzt fragen. In Bolivien haben sich viele merkwürdige religiöse Bräuche erhalten. Und wie wir feststellten, gilt das für Oruro ganz besonders.

Die Arbeiter einer bestimmten Zeche zum Beispiel beten über Tage zu der Jungfrau von Socavón, unter Tage aber opfern sie el tío, dem Gott der Unterwelt, das heißt dem Teufel, Zigaretten und Kokablätter.

Wir wollten die Stadt Oruro von oben sehen, daher bestiegen wir den San Felipe. Auf dem Gipfel angekommen, beobachteten wir, wie eines dieser merkwürdigen religiösen Opfer dargebracht wurde, für die die Katholiken in gewissen Gebieten Boliviens bekannt sind.

Auf diesem Berggipfel bemerkten wir eine Familie, bestehend aus einer älteren Frau, ihrer Tochter, deren Mann und den beiden Kindern, einem fünfjährigen Jungen und einem Säugling, den die junge Frau auf dem Arm trug. Auch hatten sie ein ausgewachsenes Schaf dabei. Wir knüpften ein Gespräch mit ihnen an und erfuhren, daß sie römisch-katholisch waren. Aber mit welcher Absicht waren sie auf diesen Berg gestiegen, und warum hatten sie ein Schaf mitgebracht? Die junge Frau erklärte, daß sie das Tier San Felipe, dem heiligen Philipp, opfern wollten. Aber nachher merkten wir, daß das nicht der Wahrheit entsprach.

Die ältere Frau schien etwas vor sich hin zu murmeln. Doch dann begriffen wir, daß sie betete. Betete sie etwa den Rosenkranz? Nein, denn sie betete nicht auf spanisch, sondern in Quechua. Diese Leute gehörten dem Indianerstamm der Quechua an. Wir beobachteten, daß die ältere Frau, nachdem sie aufgehört hatte zu beten, eine Flasche aufhob und einen kräftigen Zug daraus nahm. Es war reiner Alkohol, mit Sodawasser vermischt. Auch stopfte, sie sich Kokablätter in den Mund. Der junge Mann trank ebenfalls und steckte sich Kokablätter in den Mund. Das Getränk zusammen mit den Blättern wirkt stark berauschend.

Nun hatte auch die junge Frau angefangen, in Quechua inbrünstig zu beten. Wiederholt erwähnte sie dabei den Namen Pacha Mama (Mutter Erde). Damit ist eine Erdgöttin gemeint, die von diesen Indianern verehrt wird. In Wirklichkeit brachte diese Familie das Opfer nicht San Felipe, sondern dieser Göttin dar. Sie betete zu Pacha Mama um eine gute Kartoffelernte, um eine Vermehrung der Schafe und Lamas sowie um andere Gaben der Natur. Wir wurden darüber aufgeklärt, daß die Göttin die Gebete nur erhört, wenn man ihr ein Herz, das noch pocht, und Blut opfert.

Als nächstes nahmen die Leute bei dieser eigentümlichen Zeremonie etwas von dem Alkohol, von dem sie vorher getrunken hatten, und entfachten damit ein kleines Feuer. Die junge Frau warf rosafarbene und weiße Zuckerwürfel ins Feuer. Auf den Würfeln waren Abbildungen von Dämonen, Häusern, Lastwagen und Lamas zu sehen. Diese Leute beteten in Wirklichkeit zu Pacha Mama um Schutz, um ein größeres Haus und um andere materielle Güter.

Inzwischen waren die ältere Frau und ihr Schwiegersohn ein paar Meter bergabwärts zu einem Altar gegangen, einem ebenen Stück Boden vor einem großen Felsen, der von den vielen Opfern, die man hier schon dargebracht hatte, ganz schwarz war. Wir sahen auch überall kleine Lachen erkaltetes Schaffett von früheren Zeremonien. Die ältere Frau und ihr Schwiegersohn schüttelten dann eine Flasche Bier und gossen den Inhalt über den ganzen Altarplatz, um ihn zu „weihen“. Das erinnerte uns an den Gebrauch von Weihwasser bei anderen religiösen Riten. Darauf wurde das Ganze mit Konfetti bestreut, und der Junge mußte mit Papierbändern zur höchsten Stelle des Altars steigen. Nun war alles fertig vorbereitet.

Das Schaf, dessen Beine zusammengebunden waren, wurde auf einen Stein neben dem Altar gelegt. Dann gab die ältere Frau ein Zeichen, worauf der Mann dem Tier die Kehle durchschnitt. Darauf reichte er der älteren Frau das Messer, die damit dem Schaf den Bauch aufschlitzte. Während wir erstaunt zuschauten, fuhr sie mit den Händen in die Öffnung, um das Herz herauszureißen. Man erklärte uns, daß man Pacha Mama das Herz opfern müsse, wenn es noch schlage und während das Blut aus der Drosselader fließe. Danach wurde das Herz in der Erde vergraben. Dem Jungen gab man einen Becher Blut, vermischt mit Zucker. Damit lief er auf den Hügel zurück und goß das Blut am Fuß des Kreuzes, von dem der Hügel beherrscht wird, aus.

Die ältere Frau nahm nun Kokablätter in ihre bluttriefenden Hände und opferte sie mit ausgestreckten Armen am Altar, während sie in der Quechuasprache zu Pacha Mama betete. Etwas später wurde ein Teil des Schafes auf dem Altar verbrannt. Das übrige wollten sie mit nach Hause nehmen, um es dann während des zwei bis drei Tage dauernden Festes, bei dem man tanzt, trinkt und Kokablätter kaut, zu essen. Das tun diese Indianer in der Hoffnung, daß die Göttin der Erde das Opfer annimmt und bewirkt, daß sich ihnen das Glück zuwendet.

Wir fragten diese Leute, ob sie keinen Widerspruch darin sähen, als Katholiken einer heidnischen Göttin zu opfern. Darauf entgegneten sie, daß die Göttin ihnen zürnen würde, wenn sie ihr dieses Opfer nicht bringen würden. Und sie fügten hinzu, daß sie damit auch el tío, den Gott der Unterwelt, den Teufel, versöhnen wollten. Diese Indianer vertraten die Meinung, man könne katholisch sein und dennoch ein solches Opfer darbringen.

Als wir aus Oruro wegfuhren, ließen wir uns alles, was wir gesehen hatten, nochmals durch den Sinn gehen. Diese Zeremonie war von Personen durchgeführt worden, die sich zum Christentum bekannten. Nach der Bibel hat aber der Opfertod Jesu jedes Tieropfer überflüssig gemacht (Dan. 9:27; Hebr. 10:1-10). Ob es richtig ist, den Teufel oder irgendeinen anderen Gott oder eine Göttin zu verehren, zeigen die folgenden Worte Jesu: „Es steht geschrieben: ,Jehova, deinen Gott, sollst du anbeten, und ihm allein sollst du heiligen Dienst darbringen‘“ (Matth. 4:10).

Wir dachten über das Versäumnis der katholischen Kirche nach, diesen einfachen Menschen auch nur die wichtigsten Grundlehren des Christentums beizubringen. Aber wir überlegten auch, wie groß unsere Verantwortung als Zeugen Jehovas ist, jede Gelegenheit zu ergreifen, hier in Bolivien mit unseren Mitmenschen über die biblische Wahrheit zu sprechen.

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