Mais — Eine alte Pflanze dient dem modernen Menschen
Vom „Awake!“-Korrespondenten in Honduras
SÜSSES oder gesalzenes Popcorn, gekochte Maiskolben mit frischer Butter, zarte süße Maissemmeln, frisch aus dem Ofen — ja, Mais, auf verschiedene Weise zubereitet, ist vielerorts sehr beliebt. In manchen Ländern ist der Mais jedoch erst in jüngerer Zeit eingeführt worden, während er in anderen Ländern schon sehr lange angebaut wird.
Als Christoph Kolumbus Ende des 15. Jahrhunderts seine erste Reise antrat, war der Mais in Europa unbekannt. Auf dem amerikanischen Kontinent aber wurde er von Kanada bis Chile angepflanzt. Heute, fast fünfhundert Jahre danach, wird Mais in großer Menge in China, in Jugoslawien, in der Sowjetunion, in der Republik Südafrika, in Indien und in Rumänien angebaut.
Die ersten Maisbauern waren wahrscheinlich die Indianer, die Azteken, die Inkas, die Mayas und andere. Sie betrieben den Maisbau schon vor ungefähr 3 000 Jahren. Sie verehrten einen Maisgott oder eine Maisgöttin und glaubten sogar, daß sie selbst aus Mais geschaffen worden seien. Jeder Indianerstamm führte zu Ehren der Maisgottheit besondere Rituale und Zeremonien durch, wozu auch Tänze gehörten. Starb jemand, gab man ihm Mais als Wegzehrung mit ins Grab.
Für jemand, der sich mit Mais nicht so gut auskennt, mag es überraschend sein zu erfahren, daß es nicht nur gelben, sondern auch schwarzen, hellroten, roten und weißen Mais gibt.
Heute werden neue Maissorten durch künstliche Kreuzungen entwickelt. Um guten neuen Samen zu erhalten, werden die Blütenstände mit Papier- oder Glashautsäcken eingehüllt, damit der Samen nicht von unerwünschtem Pollen, den der Wind verstreut, befruchtet wird. Für die Bestäubung benutzt man Pollen von derselben Pflanze. Auf diese Weise erzielt man reine Sorten. Später können sie mit einer anderen reinen Sorte gekreuzt werden. Manchmal kreuzt man solche, durch Inzucht gewonnene Pflanzen verschiedener Sorten miteinander. Die Nachkommen werden Hybriden genannt. Die besten Ergebnisse erzielt man mit der Kreuzung solcher Hybriden. Ihr Same ist sehr produktiv. Der Nachteil ist nur, daß man jedesmal neues Saatgut kaufen muß.
Wir wollen uns die Maispflanze einmal näher betrachten. Ihre Blüten sind einhäusig, das bedeutet, die männlichen und die weiblichen Blüten sind getrennt, aber auf derselben Pflanze. Man sagt, der Mais blühe, wenn der männliche Blütenstand an der Spitze des Stengels zufolge des Pollens goldgelb aussähe. Der Wind trägt den Pollen auf die Narbe der weiblichen Blüten, die unterhalb, in den Blattachsen, wachsen. So werden sie befruchtet. An einem Stengel sind gewöhnlich zwei oder drei weibliche Blütenstände, und die breiten grünen Blätter, die ihnen als Stütze dienen, erreichen manchmal eine Länge von etwa einem Meter.
Nach der Bestäubung beginnen die Körner am Kolben zu wachsen. Bevor sie voll ausgereift sind, bilden sich an den knotigen Enden der unteren Wurzeln zusätzliche Wurzeln, die sich in der Erde kranzförmig ausbreiten.
Wenn man keinen Hybridensamen kaufen und dennoch eine gute Ernte erzielen möchte, muß man von kräftigen Pflanzen und den schönsten Kolben Körner, die in bezug auf Größe und Form einheitlich sind, auswählen. Der Samen sollte tief untergebracht werden, in aufgelockertem, feuchtem Boden, der reich ist an Humus und Stickstoff. Mais braucht viel Sonne. Auch benötigt er eine sorgfältige Pflege, denn obwohl er auf sozusagen jedem Boden gedeiht, erzielt man nur bei ganz günstigen Wachstumsbedingungen eine gute Ernte. Wenn die Maispflanzen etwa ein Drittel ihrer Gesamthöhe erreicht haben, sollte man den Acker jäten und die einzelnen Pflanzen anhäufeln, damit sie einen besseren Stand haben und frische Erde an den ersten oberirdischen Halmknoten gebracht wird. Sobald sich die grünen Hüllblätter der Kolben gelb färben, können die Maiskolben geerntet werden. Vielerorts werden, nachdem der Mais geerntet worden ist, auf demselben Acker Bohnen oder andere Hülsenfrüchte angebaut, um die Nährstoffe, die ihm der Mais entzieht, zu ersetzen.
Lohnt sich die Arbeit, die mit dem Anbau dieses Getreides verbunden ist? Ganz bestimmt, denn der Verwendungsbereich des Maises ist sehr groß. Einige zusätzliche Verwendungsmöglichkeiten sind zum Beispiel die Herstellung von Speiseöl, Salatsauce, Margarine, Sirup und Zuckerwerk. Außerdem verarbeitet man Mais zu alkoholischen Getränken. Körner, Kolben und Blätter werden als Viehfutter verwendet. Aus Nebenprodukten des Maises werden Seife, Schönheitsmittel, Glyzerin, Sprengstoffe, Arzneimittel, Leim für Postwertzeichen und Briefumschläge, Radiergummis, Schuhsohlen, Schwämme, Papier und ähnliches hergestellt.
Wir haben sicherlich allen Grund, für diese Pflanze dankbar zu sein. Sie ist ein weiterer Beweis dafür, daß der wahre Gott die Erde reichlich mit allem ausgestattet hat, was der Mensch zur Befriedigung seiner Bedürfnisse benötigt.